| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 430 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ein praktischer Apparat zur Untersuchung von Gasen auf
                              									Kohlensäure, Kohlenoxyd und Sauerstoff.
                           Im Bulletin de la Société chimique de Paris, 1887 Bd. 48
                              									S. 244 beschreibt J. Sinibaldi einen von ihm zur
                              									Analyse von Kohlensäure, Kohlenoxyd und Sauerstoff in Kalkofengasen,
                              									Verbrennungsproducten u.s.w. construirten Apparat. Derselbe soll leicht zu handhaben
                              									und bequem zu transportiren sein, dabei aber nicht minder genaue Resultate als der
                              									von Orsat ergeben. Der Apparat Sinibaldi's besteht zunächst aus einer von 0 bis 100 graduirten Röhre A, die von einem weiteren Gefäſs B umgeben ist, welches in seinem unteren Theile in
                              									einen Napf g endigt; dicht über demselben befindet sich
                              									seitlich am Gefäſse B ein Tubulus t, desgleichen ein solcher l am oberen Theile von B. Die Röhre A steht durch einen Dreiwegehahn R mit dem Trichter E sowie
                              									durch den Ansatz h mit der Gaszufuhr in Verbindung. Die
                              									Flasche n, durch einen Kautschukschlauch in Verbindung
                              									mit B, dient dazu, das Flüssigkeitsniveau beim Ablesen
                              									in A und B auf gleiche
                              									Höhe zu stellen, auf welcher es mittels des Quetschhahnes p1 erhalten werden kann. Die beiden
                              									Flaschen F und F1 stehen mittels eines Schlauches mit B in Verbindung und haben den Zweck, die Röhre A mit dem zu untersuchenden Gas zu füllen. Das Ganze
                              									ist auf einem tragbaren Untersatz befestigt und nimmt wenig Raum ein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 266, S. 430
                              
                           Die Handhabung des Apparates, ist folgende: Man füllt die Flaschen F und F1 zur Hälfte, die Flasche n völlig mit Wasser an. Mit Hilfe der letzteren läſst
                              									man die Flüssigkeit, während der Hahn R offen ist, in
                              										B bis oben aufsteigen, schlieſst alsdann den Hahn
                              									und senkt die Flasche n, bis die Oberfläche der
                              									Flüssigkeit sich direkt über dem Ansatz t befindet,
                              									worauf man die Verbindung der Flasche n mit dem Gefäſs
                              										B mit Hilfe des Quetschhahnes p1 unterbricht. Nun ist
                              									die Röhre A gefüllt. Jetzt füllt man die Flasche F durch Heben von F1 mit Flüssigkeit an und schlieſst den Hahn
                              										p. Um die Röhre A mit
                              									dem zu untersuchenden Gas zu füllen, verbindet man l
                              									mit der Flasche F und senkt F1, zugleich öffnet man den
                              									Quetschhahn p. Durch geeignete Stellung des
                              									Dreiwegehahnes R wird das Gas von h aus in die graduirte Röhre A geleitet, in welcher man es bis zur Marke 0 treten läſst Zur Ausführung
                              									der Analyse der genannten Gase füllt man den Trichter E
                              									mit den bezüglichen Absorptionsflüssigkeiten an; zur Bestimmung der Kohlensäure
                              									läſst man durch den Hahn R langsam concentrirte
                              									Natronlauge in die Röhret zuflieſsen; sobald das Niveau in der Röhre A constant bleibt, wird keine Kohlensäure mehr
                              									absorbirt. Nachdem man die Wandung der Röhre A mit
                              									Wasser abgespült und die Oberfläche der Flüssigkeiten in der Röhre A und im Gefäſs B auf
                              									gleiche Höhe eingestellt hat, liest man ab. Sauerstoff und Kohlenoxyd werden in
                              									gleicher Weise mit einer alkalischen Lösung von Pyrogallussäure bezieh. mittels
                              									einer ammoniakalischen oder salzsauren Kupferchlorürlösung bestimmt.
                           Der Verfasser fügt noch bei, daſs man an Stelle des Dreiwegehahnes R auch einen einfachen Hahn benutzen könne; das Gas
                              									wird dann durch den Trichter mittels einer in dessen Hals eingeschliffenen Röhre
                              									direkt nach A eingeführt. Eine geringe Menge Wasser
                              									genügt, um einen vollständigen Verschluſs gegen das Eindringen der atmosphärischen
                              									Luft herzustellen. Für vollständige Gasanalyse können in den Apparat oben
                              									Platindrähte eingeschmolzen werden.
                           
                           [Was die Brauchbarkeit des Apparates betrifft, so mag derselbe für bestimmte Zwecke,
                              									wobei er immer an derselben Stelle steht, mit dem betreffenden Probehahn verbunden,
                              									gute Dienste leisten, so für Kohlensäurebestimmungen in Kohlensäure reichen
                              									Gasgemischen, wie es die Rauchgase der Kalköfen sind. Sowie man aber mittels des
                              									Apparates aus einem in Schauluken eingesteckten Rohr, welche erstere mit Lehm
                              									verdichtet werden, Proben entnehmen soll, so ist die Anwendung des Apparates schon
                              									complicirter. Das Proberohr und der Dreiwegehahn sind mit Luft erfüllt, man würde
                              									letztere in die Gasprobe mit einziehen. Eine Aushilfe besteht darin, mehrmals das
                              									Meſsrohr mit dem Gase zu füllen und dasselbe durch den Trichter wieder
                              									hinauszudrücken, bis die Luft sicher verdrängt ist. Die Anordnung des Dreiwegehahnes
                              									ist nicht bequem, es wäre der Winkler'sche
                              									Dreiwegehahn, der in der Richtung der Achse des Hahnes gebohrt ist, vorzuziehen. Um
                              									den Hahn zu schlieſsen, so daſs kein Gas entweicht und das Wasser im Trichter nicht
                              									ausläuft, ist wie beim Winkler'schen Hahn eine
                              									Zwischenstellung nöthig; gut thut man, beim Gebrauch den Eingang h mit Kautschukschlauch und Glasstöpsel zu schlieſsen.
                              									Dann ist ganzes Schlieſsen des Hahnes möglich.
                           Die Absorption von Sauerstoff durch einfaches Herunterlaufenlassen der alkalischen
                              									Pyrogallussäure an den Wänden der Meſsröhre gelingt nicht; vielmehr ist längere Zeit
                              									dauerndes Schütteln mit dem Reagens nöthig, um z.B. aus Luft die letzten 0cc,5 Sauerstoff wegzunehmen. Die Bestimmung von
                              									Kohlenoxyd mit Kupferchlorür in ammoniakalischer oder salzsaurer Lösung gelingt noch
                              									weniger; auch hier ist Schütteln nothwendig oder eine riesige Verschwendung des
                              									Kupferchlorürs. Letzteres füllt unten den Apparat aus, muſs durch verdünnte
                              									Salzsäure, diese durch Wasser verdrängt werden, bis endlich die Salzsäuredämpfe mit
                              									Kalilauge entfernt werden können. Man bekommt unsaubere Wände, trübe Flüssigkeit
                              									(durch ausgefallenes Kupferchlorür) Und kann den Meniscus gar nicht ablesen.
                              									Derartige Arbeiten werden im technischen Betrieb am einfachsten und in kürzester
                              									Zeit mittels der Bunte'schen Bürette vorgenommen.
                           Welchen Zweck eingeschmolzene Platindrähte zur Gasanalyse in diesem Apparate haben
                              									sollen, ist unverständlich. Denn wer je bei der Sumpfgasbestimmung durch Explosion
                              									in der Hempel'schen Explosionspipette vergaſs, den Hahn
                              									zu schlieſsen, weiſs, wie wenig von dem Gase nach der Verpuffung sich noch in der
                              									Kugel vorfindet, daſs es vielmehr sammt der Sperrflüssigkeit hinausgeschleudert
                              									wird. Es ist unmöglich, im nicht vollständig geschlossenen Apparat eine richtige
                              									Sumpfgasbestimmung zu erzielen, also auch in dem Sinibaldi'schen Apparat.
                           Kurz wiederholt, derselbe ist nur für Kohlensäurebestimmungen in Kohlensäure reichen
                              									Gasgemischen brauchbar; nach jedem Gebrauch ist vollständiges Auswaschen bis zum
                              									Verschwinden der alkalischen Reaction im Sperrwasser unumgänglich. Bleibt letzteres
                              									alkalisch, so absorbirt es schon während des Probenehmens Kohlensäure, und die
                              									Bestimmung wird unrichtig. L.]
                           
                        
                           Neues Pyrometer.
                           Vor einiger Zeit haben V. Meyer und Langer nachgewiesen
                              									(vgl. Wagner's Jahresbericht, 1885 S. 395), daſs der Ausdehnungscoefficient des
                              									Sauerstoffes, Stickstoffes, des Schwefligsäuregases und der Kohlensäure bis 1700°
                              									constant bleibt. Auf dieser Thatsache fuſsend, haben neuerdings V. Meyer und Mensching einen Apparat construirt,
                              									welcher dem V. Meyer'schen Dampfdichteapparat
                              									nachgebildet ist und gleichzeitig Messung hoher Temperaturen und die Bestimmung er
                              									Dampfdichte gestattet. Wie die umstehende Figur zeigt, wird das
                              									Dampfdichtebestimmungsgefäſs durch einen aus Platin hergestellten Cylinder, an
                              									welchem oben ein weites Platinrohr angesetzt ist, gebildet; neben diesem Rohre
                              									befindet sich noch eine Platincapillare, welche bis nahezu an den unteren Boden des
                              									Cylinders verläuft, und deren oberes Ende rechtwinkelig umgebogen ist. Da Platin
                              									nach den Untersuchungen von St. Clair Deville und
                                 										Troost im glühenden Zustande für Wasserstoff und Flammengase vollkommen
                              									permeabel ist, dagegen für Luft ganz undurchdringlich, so wurde, um das Metall mit
                              									den Flammengasen nicht in Berührung zu bringen, das cylindrische Gefäſs von auſsen
                              									und innen umgeben mit
                              									glasirten Porzellanröhren, deren unteres Ende in einen im Ofen befindlichen, mit
                              									Sand gefüllten Hessischen Tiegel hineinragte. Zur Erhitzung des Apparates diente ein
                              									groſser Perrot'scher Gasofen, oder auch ein gröſserer
                              									Schmelzofen, welche beide ein sehr gleichmäſsiges Erwärmen bis auf 1200 bezieh.
                              									1300° zulieſsen. Die Ausführung der Temperaturmessungen mittels dieses Apparates
                              									geschah nun einfach in der Weise, daſs das rechtwinkelig umgebogene Ende der
                              									Platincapillare mit dem Stickstoffgasometer verbunden und so lange reiner, trockener
                              									Stickstoff durch den Apparat geleitet wurde, bis alle Luft verdrängt war. Sodann
                              									wurde der Apparat durch den mit der Capillare verbundenen Quetschhahn und das unter
                              									Wasser tauchende Gasentbindungsrohr luftdicht geschlossen, der Ofen angeheizt und,
                              									sobald die gewünschte Temperatur erreicht war, der Stickstoff durch trockenes,
                              									reines Salzsäuregas verdrängt und im Uebrigen genau wie bei einer V. Meyer'schen Dampfdichtebestimmung verfahren. Aus dem
                              									Volum V der Platinbirne bei 0° und 760mm, ferner dem in dem erhitzten Apparate auf 0°
                              									und 760mm reducirten Stickstoffvolum v, dem bekannten Ausdehnungscoefficienten des
                              									Stickstoffes α und dem kubischen
                              									Ausdehnungscoefficienten γ des Platins berechnet sich
                              									dann nach der einfachen Formel T=\frac{V-v}{v\,a-V\,\gamma} die
                              									Versuchstemperatur T.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 266, S. 432
                              
                           Mensching und V. Meyer haben in dem beschriebenen
                              									Pyrometer verschiedene Dampfdichte und Temperaturbestimmungen vorgenommen. Sie
                              									fanden die Temperatur siedenden Wassers zu 99,4, die kochenden Naphtalins zu 216,9°
                              									und diejenige eines im Göttinger Universitätslaboratorium befindlichen Perrot'schen Ofens zu 1224°. Die Dampfdichte des
                              									Jodkaliums ergab bei einer Temperatur von 1320° 5,85, während der Formel KJ der
                              									Werth 5,75 entspricht. Dadurch hat die Annahmt von der Einwerthigkeit der
                              									Alkalimetalle ihre experimentelle Begründung erfahren. Enthält der Stickstoff
                              									indessen nur die geringste Menge Luft, so wird der Versuch illusorisch, da dann
                              									reichlich Joddämpfe auftreten. Nur mit einem Apparate, welcher ohne Herausziehen der
                              									Platinröhre und durch bedingtes Hineinreiſsen von Luft zu arbeiten gestattet, sind
                              									brauchbare Resultate zu erzielen. Beim Arbeiten mit den älteren Apparaten erhält man
                              									wohl auch gelegentlich auf die Formel KJ stimmende Zahlen, doch ist dies lediglich
                              									Zufall, wenn nämlich bei abnormaler Vergasung und theilweiser Verdampfung von
                              									Kaliumoxyd neben Jodkalium, das Deficit an verdrängtem Gas durch den entwickelten
                              									Dampf des dissociirten Jodes gerade ausgeglichen wurde (Zeitschrift für physikalische Chemie, 1887 Bd. 1 S. 145 und Berliner Berichte, 1887 Bd. 20 S. 582, vgl. auch 1887
                              										265 * 373).
                           
                        
                           Ankündigung.
                           Von den nächsten Heften unseres Journales wird voraussichtlich eine grössere Zahl
                              									auch an Nichtabonnenten zum Versandt kommen, worauf wir die Herren Inserenten
                              									besonders, als auf eine günstige Gelegenheit zur weitesten Verbreitung ihrer
                              									Annoncen, aufmerksam machen und um postwendende Ueberschreibung ihrer geschätzten
                              									Aufträge bitten.
                           Die Expedition.