| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 575 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Elektrischer Straſsenbahnbetrieb zwischen Southwick und Hove
                              									bei Brighton.
                           Auf der Straſsenbahn Southwick–Hove betreibt das „Electric Traction Syndicate“
                              									seit ungefähr einem Jahre einen Wagen und eine Locomotive elektrisch mit gutem
                              									Erfolge.
                           Der elektrische Wagen ist klein, ohne Decksitze, für 20 Personen eingerichtet. Der
                              									beladene Wagen wiegt 5t,25, wovon 1t,5 auf die Reisenden, 1t,75 auf die elektrische Speicher-Batterie, 1t auf den Wagen und 1t auf den Motor mit Uebersetzung und Befestigung kommen. Die Batterie
                              									enthält 80 Zellen von je rund 23k Gewicht; sie
                              									treibt eine Immish-Maschine mit
                              									Hintereinanderschaltung. Die Maschinen welle trägt ein Zahnrad von rund 15cm Durchmesser; mittels einer Stahl kette ist
                              									dieses mit einem Zahnrade von etwa 51cm auf einer
                              									Vorgelegewelle, durch eine zweite doppelt so starke Kette ein zweites Zahnrad der
                              									Vorgelegewelle von 17cm,8 Durchmesser mit einem
                              									solchen auf der Triebachse von 53cm,4 Durchmesser
                              									verbunden. Die Ketten enthalten abwechselnd volle Glieder aus starkem Stahlblech und
                              									auf jeder Seite aus zwei Platten bestehende gewöhnliche Gliederkettenglieder; die
                              									Zähne arbeiten also gegen die röhrenförmigen Augen der vollen Blechglieder, indem
                              									die gewöhnlichen Glieder die Zahnlücken bilden. Derartige Ketten haben sich während
                              									einjährigen Betriebes auf der elektrischen Linie Newry–Bessbrook als sehr haltbar
                              									bewährt. Die Wagenräder haben 77cm,5 Durchmesser
                              									bei 1m,53 Achsstand. Die Speicherbatterie, nach
                              									der Anordnung von Tatham, nimmt eine Ladung für 24
                              									Stunden auf. Die Maschine wurde anfangs für 350 Umdrehungen eingerichtet, wurde
                              									dabei aber schwer, und ist für eine solche mit 1000 Umläufen bis 12km,5 Fahrgeschwindigkeit ausgewechselt; auch die
                              									Maschine ist nach Immish's Patent gebaut.
                           Die Linie ist vorwiegend gerade, enthält aber einzelne Krümmungen bis zu 9m,2 Halbmesser herab, in welchen das Ampèremeter
                              									eine Verdoppelung der Stromstärke anzeigt.
                           Steigungen kommen vor auf zwei ziemlich langen Strecken 1 : 30 und eine kurze von 1 :
                              									20. Der Weg ist nicht sehr fest, und daher die Spurrinne meist stark mit Staub
                              									gefüllt, so daſs der Widerstand in der geraden Wagerechten etwa 20k für 1t
                              									beträgt.
                           Die Maschine ist nicht verdeckt, gibt keine Funken, und die Erwärmung auf 3km,2 Fahrt ist kaum bemerkbar, obwohl die
                              									Geschwindigkeit nicht selten 22km,5 beträgt. Der
                              									Commutator wird ab und zu mit etwas Vaseline eingeneben, und die Bürsten sind von
                              										Immish so angeordnet, daſs sie beinahe ohne
                              									Pressung auf dem Commutator liegend sich doch von diesem nie ablieben.
                           Im Ganzen sind die Betriebsergebnisse des Wagens so günstige, daſs mehrere
                              									Gesellschaften ihn für Betrieb mit Sammlern oder Stromzuführung einzuführen
                              									denken.
                           Die elektrische Locomotive trägt auf einem Winkeleisenrahmen drei Bühnen zur Aufnahme
                              									der Batterie; Gestell und Achsen sind für 3t
                              									Radlast eingerichtet.
                           Die Immish-Maschinen mit 23cm Durchmesser der Anker machen 650 Umgänge und tragen an den Enden der,
                              									Welle zwei Zahnräder von 70 Zähnen, welche in innen verzahnte Kränze mit 67 Zähnen
                              									an den Triebrädern von 92cm Durchmesser greifen.
                              									Die beiden Maschinen sind an den Stahlachsen aufgehängt und leisten je 15 ;
                              									sie sind also für einen Personenwagen mit 60 Plätzen und 14 Fahrgäste auf der
                              									Locomotive bei 12km,5 durchschnittlicher
                              									Geschwindigkeit reichlich stark.
                           Auf den drei Bühnen befinden sich 192 A-Zellen nach Tatham in zwei Gruppen an beiden Enden des Gestelles, zwischen ihnen liegt ein vertiefter
                              									Führerstand. Mittels einer Umschaltung kann man die Maschinen hinter einander oder
                              									unabhängig von einander einschalten, auch die Elemente in Gruppen oder zusammen
                              									wirken lassen; beim Angehen der Maschine werden selbstthätig Widerstände
                              									eingeschaltet.
                           Das ganze Gewicht der Locomotive ist 12t, jede
                              									Speicherzelle wiegt 26k,75 und kann für 200
                              									Ampère-Stunden geladen werden. Der mittlere Aufwand beim Bewegen von 20t (Locomotive und Wagen) mit 12km,5 Geschwindigkeit in der Stunde ist 40 bis 55
                              									Ampère für eine Zelle, wobei die Locomotive ohne Neuladung 40 bis 48km durchläuft. Die Elemente sollen nicht
                              									ausgewechselt, sondern in der Locomotive neu geladen werden. Zu dem Zwecke laufen
                              									zwei Locomotiven wechselsweise, und die eine wird in der Fahrzeit der anderen neu
                              									geladen. (Organ für die Fortschritte des
                                 										Eisenbahnwesens, 1888 S. 40.)
                           
                        
                           Entwickelung von arsenfreiem Schwefelwasserstoff.
                           Als Material zur Entwickelung arsenfreien Schwefelwasserstoffes empfiehlt Cl. Winkler in der Zeitschrift
                                 										für analytische Chemie, 1888 Bd. 27 S. 26, Schwefelbarium in compacter,
                              									gesinterter Form, wie es durch Erhitzen eines Gemenges von Schwerspath und Kohle
                              									unter gleichzeitiger Zugabe eines schmelzbaren, in Wasser löslichen Salzes, z.B.
                              									Kochsalz, erhalten wird.
                           Man verwendet auf 100 Th. Schwerspath 25 Th. Steinkohlenpulver und 20 Th. Kochsalz.
                              									Schwerspath und Kohle werden fein gemahlen, sodann Kochsalz zugesetzt, das Gemenge
                              									mit Wasser wenig befeuchtet, so daſs es sich in der Hand ballt, und nun in einen
                              									Thontiegel eingedrückt. Nach dem Trocknen in gelinder Wärme gibt man etwas grobe
                              									Steinkohle oben auf, schlieſst den Deckel in geeigneter Weise und erhitzt mehrere
                              									Stunden zu Weiſsglut. Man läſst rasch erkalten und erhält das Schwefelbarium beim
                              									Umstürzen des Tiegels in Gestalt eines steinharten, gesinterten Kegels, welcher sich
                              									zu festen, dichten Stücken zerschlagen läſst. Dieselben liefern im Kipp'schen Apparat in Berührung mit verdünnter
                              									Schwefelsäure einen gleichmäſsigen Schwefelwasserstoffstrom und lösen sich in der
                              									Säure unter Hinterlassung eines geringen kohligen Rückstandes. Es empfiehlt sich,
                              									das Schwefelbarium an einem trockenen Orte und gut verschlossen aufzubewahren (vgl.
                              										G. Neumann 1887 266 48).
                              									[Daſs die Verwendung von Steinkohle ihres Schwefelkiesgehaltes wegen als
                              									Reduktionsmittel doch sehr bedenklich erscheint, gibt Cl.
                                 										Winkler in der Chemiker-Zeitung, 1888 Bd. 12
                              									S. 321, neuerdings zu und bemerkt ergänzend, daſs zur Reduction des Schwerspathes
                              									auch Holzkohle, Holzmehl, Stärke, Zucker, Harz u.s.w. mit gleichem Erfolg benutzt
                              									werden können.]
                           
                        
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                                 										Eisen-Constructionen. Herausgegeben vom Verein deutscher Eisen- und
                              									Stahlindustrieller durch C. Scharowsky. I. Theil. 3.
                              									Lieferung. Leipzig. Otto Spamer. (Seite 81 bis 128. Vgl. 1887 265 336.)
                           Die Lieferung enthält: D) die schweren Decken mit eisernen Balken und Unterzügen,
                              									Angabe der Einbettungsweisen und -Materialien; E) allgemeine Tabellen für Balken und
                              									Unterzüge für Stützweiten bis 15 Meter; F) und G) Tabellen über gleichmäſsig
                              									vertheilte und über Einzelbelastungen der I- und ⊏-Eisen; H) und I) Querverbindungen und Auflager der
                              									Träger. In der vorliegenden Lieferung beginnt die dritte Abtheilung: Dächer. A)
                              									Satteldächer, mit einer Menge Abbildungen. Zu den schematischen Zeichnungen sind für
                              									die gebräuchlichen Binder- und Spannweiten die Stärken der einzelnen Theile
                              									tabellarisch zusammengestellt. – So wetteifert diese Lieferung mit den früheren in
                              									praktischer Brauchbarkeit.