| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 95 | 
| Download: | XML | 
                     
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Sicherheitsventil für Geschützrohre; von Alfred Nobel in
                              									Paris.
                           Wie Gasdruckmessungen ergeben haben, erreichen die Pulvergase in Geschützrohren sehr
                              									rasch nach dem Abfeuern ihren Maximaldruck, und dieser nimmt dann sehr schnell
                              									wieder ab, so daſs die Zone des für die Haltbarkeit des Geschützrohres gefährlichen
                              									Hochdruckes nur einen sehr geringen Bruchtheil der Geschützrohrlänge einnimmt.
                              									Hieraus folgt, daſs, wenn man der Zersprengungsgefahr mittels eines
                              									Sicherheitsventiles begegnen wollte, solches nur während einer äuſserst kurzen Zeit,
                              									die nach Bruchtheilen von tausendstel Secunden zu bemessen wäre, offen sein dürfte.
                              									Die Trägheit der ein Sicherheitsventil belastenden Masse oder an deren Stelle der
                              									Druck einer entsprechend starken Feder würde ein auch nur annähernd schnelles,
                              									genügend weites Oeffnen und Schlieſsen des Ventiles nicht zulassen. Ein zu spätes
                              									Oeffnen würde der Gefahr nicht vorbeugen, und ein zu spätes Schlieſsen würde groſse
                              									Pulvergasverluste und damit Effectverluste veranlassen. Eine derartige Druckregelung
                              									würde aber um so vortheilhafter wirken, je brisanter die Geschützladung ist, und
                              									ganz besonders in Betracht kommen, wenn nitrirte Sprengstoffe zum Schieſsen von
                              									Geschossen verwandt werden. Es ist deshalb ein Vorschlag von dem bekannten
                              									Sprengtechniker Alfred Nobel in Paris (*D. R. P. Kl. 72
                              									Nr. 42998 vom 22. Oktober 1887) erwähnenswerth, welcher durch eine sehr einfache
                              									Einrichtung den angestrebten Zweck erreicht. Durch die Gasspannungsmessungen auf dem
                              									Geschoſswege im Rohre kann man unter sonst gegebenen Verhältnissen ermitteln, an
                              									welcher Stelle des Geschützrohres das hintere Geschoſsende in dem Augenblick sich
                              									befindet, in welchem der Druck der Explosionsgase über die zulässige Höhe anwachsen
                              									will. An dieser Stelle oder schon in der Geschoſsbewegungsrichtung vor dieser Stelle
                              									ist im Rohr der Kanal b angeordnet. Erst wenn das
                              									Geschoſs an diesem Kanal vorbeigegangen ist, kann Explosionsgas durch ihn austreten.
                              									Ist dieser Kanal nach dem Vorbeigang des Geschosses offen, so genügt ein sehr
                              									geringer freier Querschnitt, um das Rohr von einem Ueberschuſs an Pulvergasen zu
                              									entlasten, doch darf hiernach der Kanal nicht mehr offen bleiben.
                           Durch Spannungsmessungen auf dem Geschoſswege läſst sich ebenfalls ermitteln, an
                              									welcher Stelle ungefähr sich der Geschoſshintertheil im Rohr in dem Augenblick
                              									befindet, in dem das Ueberschreiten der zulässigen Gasdruckgröſse wieder aufgehört hat. An dieser
                              									dem Kanal b ziemlich nahe liegenden Stelle befindet
                              									sich diesem parallel eine zweite, genau cylindrische Bohrung. In dieser Bohrung
                              									sitzt ein sie ganz ausfüllender und ganz dicht in ihr passender Kolben f. Auf dem Kopf des Kolbens ruht auſsen eine am
                              									Geschützrohr befestigte Feder i und preſst den Kolben
                              									nach innen, so daſs er in der Ruhe mit seinem dickeren Ansatz in der oberen
                              									Erweiterung der Bohrung aufsitzt.
                           Textabbildung Bd. 269, S. 95Oberhalb des Kanales b befindet sich eine
                              									Schraubet, mit welcher der Uebergang des Kanales b in
                              									den mit der Geschützseele parallelen Kanal c mehr oder
                              									weniger eng eingestellt werden kann. Der Kolben f
                              									schneidet den Kanal c und würde diesen schon bei seiner
                              									Ruhelage sperren, wenn er nicht eine in der Achse des Kanales liegende Durchbohrung
                              										e hätte. Ist bei seiner Bewegung das Geschoſs in
                              									dem Geschützrohr an dem Kanal b vorübergekommen, so
                              									werden durch diesen und durch seine Fortsetzung c mehr
                              									oder weniger Explosionsgase austreten, je nachdem gemäſs den bei den Druckmessungen
                              									auf dem Geschoſswege gemachten Erfahrungen die Schraube l eingestellt worden ist. Sobald darauf das Geschoſs an dem Kolben f vorübergegangen ist, wirkt auf diesen der Druck der
                              									Explosionsgase. Der Kolben wird unter Ueberwindung der Feder i nach auſsen gepreſst, und sperrt dann den Kanal c ab und verhindert jeden weiteren Gasaustritt. Erst wenn das Geschoſs die
                              									Geschützrohrmündung verlassen hat, ist die Federt wieder im Stande, den Kolben in
                              									seine Ruhelage zurückzuschieben.
                           Stn.
                           
                        
                           Law's Schaltung für städtische Telephonanlagen.
                           Während sonst in städtischen Telephonnetzen das gegenseitige Anrufen der
                              									Sprechstellen und des Vermittelungsamtes auf demselben Drahte erfolgt, wie das
                              									Sprechen selbst, wendet Law für das Rufen einen
                              									besonderen Draht an, und zwar benutzt bei den nach Laufs System ausgeführten Anlagen jeder Theilnehmer zum Anrufen des
                              									Vermittelungsamtes einen Draht gemeinschaftlich mit einer mehr oder minder groſsen
                              									Anzahl anderer Theilnehmer, welche alle hinter einander in eine Leitung geschaltet
                              									sind, welche im Vermittelungsamt am Telephon des Beamten endet. Zum Sprechen mit den
                              									übrigen Theilnehmern dagegen verfügt jeder Abonnent über einen eigenen Sprechdraht,
                              									welcher in gewöhnlicher Weise vom Theilnehmer zum Vermittelungsamt geführt ist.
                           Will ein Theilnehmer das Vermittelungsamt anrufen, so schaltet er sich auf den
                              									gemeinsamen Rufdraht und theilt dem Beamten, welcher stets das Telephon am Ohr hat,
                              									seinen Wunsch mit. Der Beamte verbindet hierauf den Sprechdraht des Rufenden mit
                              									jenem des Gerufenen.
                           Ist das Gespräch beendet, so schaltet sich der Theilnehmer, welcher die Verbindung
                              									veranlaſst hat, wieder auf den Rufdraht und verständigt den Beamten des
                              									Vermittelungsamtes von dem Ende des Gespräches, worauf letzterer die beiden
                              									Leitungen wieder trennt.
                           Eine Probe über die Leistungsfähigkeit eines nach diesem System eingerichteten
                              									Vermittelungsamtes ist kürzlich in St. Louis angestellt worden. Zwischen 11 Uhr 40
                              									Minuten und 11 Uhr 45 Minuten Vormittags wurde an 3 Stellen des Netzes je 1 Beamter aufgestellt
                              									mit einer Liste von 20 Theilnehmern, welche dafür bekannt waren, daſs sie auf einen
                              									telephonischen Anruf sofort Antwort geben. Jeder der 3 Beamten hatte den Auftrag,
                              									jede seiner 20 Sprechstellen aufzurufen und anzufragen, ob in den letzten 5 Minuten
                              									nicht einer der Mechaniker der Gesellschaft vorgesprochen habe. Es wurden nun von
                              									der ersten Stelle aus 18, von der zweiten 12, von der dritten Stelle 17 Theilnehmer
                              									angerufen, welche sämmtlich sofort antworteten. In der zweiten Stelle ergab sich
                              									eine zufällige Verzögerung, welche die Anzahl der Verbindungen etwas herabsetzte.
                              									Der Beamte im Vermittelungsamte machte in Ausführung des Versuches innerhalb 5
                              									Minuten nicht weniger als 53 Verbindungen. (Nach Electrical
                                 										World durch Centralblatt für Elektrotechnik,
                              									1888 * S. 329.)
                           
                        
                           Nachweis fremder Fette in der Butter.
                           Eine leicht ausführbare Methode, die jedoch nur bei hochgradigen Verfälschungen
                              									brauchbar ist, gibt C. J. van Lookeren. Man bringt
                              									kochend heiſses Wasser in ein groſses Uhrglas und fügt sofort von einer kleinen
                              									Menge zuvor geschmolzener Butter einen Tropfen bei. Bei reiner Butter breitet sich der Tropfen zu einer dünnen Schicht aus, in
                              									welcher sich plötzlich mit groſser Geschwindigkeit hunderte von Tröpfchen bilden,
                              									die nach der Peripherie des Wassers sich hinbewegen. Bei
                                 										reiner Margarinebutter, Oleomargarin und pflanzlichen Oelen bildet sich eine Fettschicht, die sich nur in einige
                              									groſse Tropfen spaltet. Bei sogen. Mischbutter tritt je
                              									nach der Menge der gemischten Bestandtheile die eine oder andere Erscheinung stärker
                              									auf (Rev. d. fals. d. alim., 1887 Bd. 1 S. 136.)
                           M. P. Bockairy empfiehlt folgende Untersuchungsmethode
                              										(Bulletin société chimique, 1888 Bd. 49 S. 247).
                              									Man befreit 10cc Butterfett durch Schmelzen vom
                              									Wasser und durch Decantiren auf dem Filter von fremden Stoffen, löst hierauf in
                              										20cc reinem Benzol und setzt dieser Lösung
                              									Alkohol von 96,7° (Gay-Lussac) zu. Bei einer Temperatur von 180 beobachtet man in
                              									einem bestimmten Moment eine Trübung. Ueberläſst man das Gefäſs in einem Wasserbad
                              									von 12° der Ruhe, so scheidet sich in Zeit von einer Stunde eine Flüssigkeitsschicht
                              									ab, die bei Gegenwart von Oleïn ölartig, bei einem Gehalt der Butter an Stearin,
                              									Palmitin oder Margarine dagegen flockig erscheint. Von allen Fetten bedarf die
                              									Butter nämlich der gröſsten Alkoholmenge um sich zu trüben und scheidet auch im
                              									Zustande der Ruhe die kleinste Flüssigkeitsschicht aus. Durch Versuche hat sich
                              									Verfasser überzeugt, daſs jede Butter verfälscht ist, welche bei 18° durch eine
                              									Menge von weniger als 35cc Alkohol gefällt wird
                              									und wenn die sich abscheidende Flüssigkeitsschicht 10cc überschreitet, ebenso wenn eine deutliche Abscheidung eines festen
                              									Ringes sich bildet. Nach der Milchzeitung hat Bockairy seine Methode später dahin verbessert, daſs
                              									statt des Benzols Toluol verwandt wurde, so daſs bis zu
                              									10 Proc. fremder Fette in folgender Weise leicht zu finden sind. Zu 15cc Toluol im Reagirglas bringt man 15cc der zu untersuchenden, wie oben gereinigten
                              									Butter und fügt 40cc Alkohol von 97,7°
                              									(Gay-Lussac) zu. Beim Erwärmen auf 18° sammelt sich der Kohlenwasserstoff unten im
                              									Rohr an, darüber der Alkohol. Man erwärmt jetzt auf 50° und sorgt für gute Mischung
                              									beider Flüssigkeitsschichten. Fremde Fette trüben das Gemisch sofort, ein Gemisch
                              									von Butter und fremden Fetten thut dies nicht. Um nun eine Verfälschung
                              									nachzuweisen, setzt man das Röhrchen nach gutem Umschütteln noch eine halbe Stunde
                              									einer Temperatur von 40° aus. Nur gefälschte Butter trübt sich jetzt und scheidet
                              									eine Flüssigkeitsschicht ab. Die quantitativen Bestimmungen zeigen, daſs Muster,
                              									welche durch 40cc Alkohol gefällt wurden, bereits
                              									verdächtig waren, wenn das Präcipitat 2 bis 3cc
                              									betrug, daſs eine Verfälschung aber sicher angenommen werden kann, sobald dieses
                              									Volumen überschritten ist.
                           
                              C. H.