| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 143 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Prentiſs' Parallelschraubstock mit Mutterauslösung.
                           Die Spindelmutter A ist in der Wagerechten getheilt,
                              									beide Theile aber nach abwärts so weit verlängert, daſs dieselben in einer
                              									entsprechenden Oeffnung des feststehenden Schraubstocktheiles Führung und Widerhalt
                              									finden. Zwischen diesen Muttertheilen geht die Ausrückschiene B durch, deren Seitennasen in Schrägnuthen C eingreifen, welche in jedem Mutterstück in auf- oder
                              									absteigender Neigung eingehobelt, d.h. in kreuzender Richtung angeordnetangeordet sind.
                           Textabbildung Bd. 269, S. 142Wenn daher die Ausrückstange durch die Wirkung einer Spiralfeder
                              									zurückgeworfen ist, so wird dadurch die obere Mutterhälfte gehoben, die untere aber
                              									gleichzeitig gesenkt, so daſs Auslösung erfolgt. Zum Verschluſs wird durch einen
                              									Griffhaken D die Ausrückschiene vorgezogen und deren
                              									Lage durch einen Zahneinschnitt gesichert (American
                                 										Machinist, 1888 Nr. 8 * S. 6).
                           
                        
                           
                           Hussey's Wiedererhitzungs-System für Abdampf.
                           Levi Hussey zu New-York sucht nach dem American Machinist vom 14. April 1888 S. 1 durch eine
                              									Wiedererhitzung des Abdampfes von Hochdruckmaschinen und Verwendung desselben in
                              									einem Niederdruckcylinder zwei getrennte Dampfmaschinen mit den Vortheilen der
                              									Verbundmaschine zu betreiben. Zu diesem Zwecke wird der Abdampf durch eine
                              									Rohrleitung dem Kessel wieder zugeführt, und durchstreicht dort eine Reihe von
                              									Heizrohren, die theilweise in die Feuerzüge eingelagert sind, bis alles in ihm
                              									enthaltene Wasser verdampft und er auſserdem in gewissem Grade überhitzt ist. Der
                              									bedeutende Rauminhalt der Heizrohre bildet nun gewissermaſsen einen groſsen Behälter
                              									(Receiver) für den Abdampf, welcher von hier aus in gewöhnlicher Weise der
                              									Niederdruckmaschine zugeführt und in ihr weiter verwendet wird. Dabei ist natürlich
                              									die letztere bezüglich ihrer Geschwindigkeit ganz unabhängig von der
                              									Hochdruckmaschine; es können also zwei getrennte Dampfmaschinen, wenn sie nur in der
                              									Gröſse einigermaſsen einander entsprechen, so zu sagen als Verbundmaschine betrieben
                              									werden.
                           Vor dem Anlassen der ganzen Vorrichtung wird durch ein besonderes, enges Rohr der
                              									Erhitzungsapparat mit Kesseldampf (bis zum entsprechenden Druck) gefüllt, damit
                              									beide Maschinen gleichzeitig zu arbeiten beginnen können.
                           Ueber die ökonomischen Ergebnisse der zweifellos sehr einfachen Anlage Hussey's enthält leider unsere Quelle nichts.
                           
                        
                           Ueber die Benutzung von Blei bei Wasserleitungen.
                           Mit der Einführung und Ausbreitung der Wasserversorgung der Städte von einem
                              									Centralpunkt aus ist das Blei mit in die Reihe der Metalle getreten, welche vom
                              									Standpunkt der Hygieine ganz besondere Beachtung verdienen und haben sich daher seit
                              									Beginn der Benutzung von Bleiröhren oder solcher von Bleilegirungen zum Zwecke der
                              									Wasserzuleitung mit dieser Frage eine groſse Zahl von Fachleuten beschäftigt. Auf
                              									dem letzten internationalen Congreſs für Hygieine hat M. A.
                                 										Hamon darüber ausführliche Mittheilung gemacht und dabei auf die
                              									verschiedenen herrschenden Ansichten hingewiesen (Rev. d.
                                 										fals. d. denr. alim. I. 118). Es ist zweifellos, daſs gewisse Wässer das
                              									metallische Blei in erheblichem Grade angreifen; besonders zeigen dies Regenwässer,
                              									Fluſswässer, die nicht reich an Kalk sind. Der Gehalt der Wässer an gelösten Stoffen
                              									ist von groſsem Einfluſs auf die Corrosion des Bleies in den Wasserleitungsröhren,
                              									dieselbe ist um so energischer, je mehr das Wasser mit Luft gesättigt ist, oder je
                              									mehr das Wasser in den Röhren Gelegenheit hat, mit Luft in Berührung zu kommen (Bobierre, Pettenkofer, Reichardt, Nichols, Crookes,
                                 										Pearsal). Dieselbe Wirkung haben nach Mayençon
                              									und Bergeret, Berlin, Pullmann, Yorke die Kohlensäure haltenden Wässer. Obschon Frankland behauptet, daſs ein Gehalt an Phosphaten im Wasser das Blei schütze, hat die
                              									Commission der englischen Regierung, welche mit dieser Frage beschäftigt war, sich
                              									dieser Ansicht nicht anschlieſsen können. Nach Adams
                              									und Christison schützt ein Gehalt an Sulfaten, während dies Papenheim, Stefanelli und Balard bestreiten.
                              									Nach den Untersuchungen von de Mialhe, Fordos und Fagianelli befördert die Gegenwart von Chlor-, Brom-
                              									und Jodmetallen die Löslichkeit des Bleies; in gleicher Weise fördern organische
                              									Stoffe, Ammonsalze, Nitrate und Nitrite nach Beobachtungen von Rehsteiner, Medlock, Sicherer, Stallmann, Boussingault
                              									die Löslichkeit. Eine groſse Rolle bei der Corrosion spielt die Temperatur durch die
                              									eintretende Ausdehnung und Zusammenziehung (Wallace, Mosca,
                                 										Penny, Nichols) und ebenso haben die Untersuchungen von S. White gezeigt, daſs der Druck die chemische Wirkung
                              									wesentlich fördert. Während Malbranche und Kuhlmann angeben, daſs das Eisen das Blei schütze,
                              									zeigten Dussance, Pouillet, Guérad, Rocques, Rabot,
                                 										Pouchet durch Versuche, daſs gerade das Blei hierdurch elektronegativ wird,
                              									also die Elektrode bildet, welche aufgelöst wird. Legirungen von Blei zu Röhren
                              									anzuwenden, ist daher noch nachtheiliger. Der Gehalt der Wässer an Blei ist je nach
                              									den verschiedenen Bedingungen ein verschiedener. Die im Liter gelösten Mengen schwanken zwischen 1,01 bis 2mg,00. In den Wässern von 47 Städten wurde das
                              									Blei nachgewiesen, das sich zum Theil gelöst, zum Theil in Suspension darin vorfand. Gerade in den
                              									Leitungen in den Wohnhäusern kommen eine Menge Bedingungen zusammen, welche die
                              									Lösung von Blei begünstigen; hierher gehören die verschiedenen Löthstellen, die
                              									Differenzen zwischen Zufuhr und Verbrauch, wodurch die Röhren sich leicht mit Luft
                              									füllen und über Nacht damit stehen bleiben, die groſsen Temperaturwechsel u.s.w.
                              									Nach Bartlett resorbiren alle Personen, welche Wasser
                              									aus Bleiröhren genieſsen, dieses Metall und es treten chronische Bleivergiftungen
                              									ein, die um so gefährlicher sind, da durch die geringen Mengen die
                              									Vergiftungserscheinungen nicht so augenscheinlich eintreten, daſs vom Arzt eine
                              									Bleivergiftung constatirt werden kann. Interessant ist, daſs bereits Vitruvius vor dem Gebrauch des Bleies zu Wasserröhren
                              									warnte. In einer Zahl von Städten, so in Utrecht, Santander, Stockholm, Dessau,
                              									Dresden, Prag, Rio de Janeiro u.a., ist daher die Benutzung von Blei oder dessen
                              									Legirungen bereits nicht gestattet. In Oesterreich ist überall da, wo die Wässer
                              									sich bleihaltig erwiesen, die Benutzung von Bleiröhren ebenfalls verboten. (Vgl.
                              									1888 268 187.)
                           
                              C. H.
                              
                           
                        
                           Ascanio Sobrero †.
                           Am 26. Mai d. J. starb in Turin Ascanio Sobrero, der
                              									Erfinder des Nitroglycerins, als
                              									sechsundsiebzigjähriger Greis. Ursprünglich studirte er Medicin, und legte seine
                              									Prüfungen mit so ausgezeichnetem Erfolge ab, daſs seine Aufnahme in das
                              									Doctoren-Collegium beantragt wurde. Da man dies dem jungen Manne verweigerte, ging
                              									er nach Deutschland, wo er mit Liebig bekannt wurde,
                              									später nach Paris, wo er als Assistent von Pelouze
                              									thätig war. Hier machte er sich auch mit den seit 1833 durchgeführten
                              									Nitrirungsversuchen von Braconnot und Pelouze bekannt, aber nicht in Paris, wie es sonst
                              									erzählt wird, sondern nach seiner Heimkehr in Turin erfand er schon im J. 1846 das
                              										„Pyroglycerin“, ziemlich gleichzeitig mit der Schieſswolle durch Schönbein, Böttger und Otto. Von seinem Freunde Sella auf die
                              									Professur der Chemie am Valentino berufen, muſste er im J. 1855 den Schmerz erleben,
                              									daſs er, dessen Ernennung alle Welt forderte, von seinem Jugendfreunde Lanza durch Stellung der Cabinetsfrage nicht zum
                              									Professor an der Universität ernannt wurde; 25 Jahre später hat Lanza diesen seinen aus Idealismus für das einheitliche
                              									Italien an dem Piemontesen Sobrero begangenen Schritt
                              									gesühnt, indem er selbst die Hand zur Versöhnung bot.
                           Sobrero hat trotzdem viele Auszeichnungen und
                              									Genugtuungen erfahren, so daſs er sein Lebensende in glücklicher Ruhe erwarten
                              									konnte. Eine nicht geringe Freude für ihn war es, daſs seine Erfindung durch den
                              									genialen Alfred Nobel einer groſsartigen Entwicklung
                              									zugeführt wurde, und es ehrt Nobel in hohem Maſse, daſs
                              									seine italienische Fabrik Sobrero eine lebenslängliche
                              									bedeutende Pension zahlte, und noch bei Lebzeiten in Avigliana seine Marmorbüste
                              									aufstellte.
                           
                              O. G.