| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 190 | 
| Download: | XML | 
                     
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Hilfsmittel zum Schreiben und Zeichnen.
                           Eine Schreibunterlage, welche als Ersatz für Linienblätter dienen soll, insbesondere
                              									bei undurchsichtigem Papier, ist von Frau Bertha
                                 										Guthmann angegeben (D. R. P. Nr. 45974 vom 22 Juli 1888).
                           Die Unterlage besitzt an der linken Seite drei, von oben, unten und von der Seite
                              									umzulegende Klappen, unter welche der Briefbogen geschoben wird. Die Seitenklappe
                              									ist mit Linien und die rechte frei bleibende Seite der Unterlage mit denselben
                              									entsprechenden Linien versehen.
                           
                           Beim Schreiben legt man das Schreibpapier auf die linke Seite der Unterlage, so daſs
                              									es, durch die Klappen theilweise bedeckt, festliegt. Man kann nun leicht von einer
                              									Linie der Seitenklappe in gerader Richtung nach der gegenüber befindlichen Linie der
                              									frei bleibenden Unterlage schreiben, was noch erleichtert wird, wenn man über den
                              									Bogen ein Blatt mit seinem oberen Rand eine Linie tiefer als die zu schreibende
                              									Zeile legt.
                           Die Seitenklappe hält man beim Schreiben mit der linken Hand fest, damit sich der
                              									Briefbogen nicht verschiebt. Durch die Seitenklappe wird gleichzeitig der Rand auf
                              									der linken Seite des zu beschreibenden Bogens völlig gleichmäſsig erhalten, so daſs
                              									die Zeilen auch senkrecht unter einander anfangen. Im zusammengeklappten Zustande
                              									kann diese Schreibunterlage zur Aufbewahrung von Briefbogen, Briefumschlägen u. dgl.
                              									dienen.
                           Eine zum Zeichnen auf durchsichtiges Papier, etwa beim Entwerfen von
                              									Maschinenzeichnungen, recht empfehlenswerthe Einrichtung ist von der Firma F. Sönnecken angegeben. Die groſsen Annehmlickkeiten
                              									des sogen. karrirten Skizzirpapieres sind wohl jeder, ausübenden Techniker bekannt.
                              									In vielen Fällen sind aber die Liniennetze nach Fertigstellung der Zeichnung
                              									störend. Der Erfinder hat aus diesem Grunde Liniennetze, auf steifes Papier
                              									gedruckt, in den Handel gebracht, welche als Unterlage für Pauspapier Verwendung
                              									finden. Die Bogen sind auf beiden Seiten bedruckt und zeigen die Verhältnisse 1 :
                              									25, 50, 100, 200, so daſs für jeden Fall die passende Verhältniſszahi ausgewählt
                              									werden kann.
                           
                        
                           Walzwerk zum Walzen langer Schienen.
                           Zum Zwecke des Auswalzens sehr langer Schienen ordnet E. L.
                                 										Clark in Pittsburg nach dem Amerikanischen Patente Nr. 397339 drei zu
                              									einander parallele, mit je einer besonderen Betriebsmaschine versehenen
                              									Walzenstraſsen an, deren jede drei Walzenpaare hat, je für ein Kaliber. Sind die
                              									Walzen der ersten Straſse mit afg, die der zweiten mit
                              										beh und die der dritten mit cdi bezeichnet, so liegen die Walzen abc, def, ghi
                                 										je in einer Flucht und erfolgt der Durchgang der Schiene in der zuletzt
                              									bezeichneten Reihenfolge. Die Walzen abc, ghi laufen in der dem Gange der Walzen def entgegengesetzten Richtung, was dadurch bewirkt
                              									wird, daſs die Kraftübertragung bei den Walzen def
                              									durch die obere Walze, bei abc, ghi durch die untere Walze erfolgt. Die Walzen def liegen in Folge dessen um einen Walzendurchmesser tiefer als die
                              									übrigen, so daſs zwischen den Walzen c und d ein Senken, zwischen f
                              									und g ein Heben der Schienen erforderlich ist. Zwischen
                              									den Walzenstraſsen wird die Fortbewegung in der Längenrichtung der Schiene durch
                              									Rollen, auſserhalb die Querverschiebung durch Schiebebühnen vermittelt.
                           
                        
                           Werthsteigerung des Stahles durch die Bearbeitung.
                           Bei Gelegenheit der Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestandes des Hauses Bachni und Cie. in Biel wurden von demselben neben
                              									anderen statistischen Angaben folgende Mittheilungen gemacht über die Steigerung des
                              									Werthes des zu den Uhrfedern verarbeiteten Materiales durch die Bearbeitung, 1k Stahl, der in Spirale für Uhren von 7 und 10
                              									Linien umgewandelt wird, ergibt 6000 Dutzend Spirale, wobei als mittleres Gewicht
                              									das Groſs derselben 20cg angenommen ist. Dieses
                              									Kilo Stahl würde, zum Preise wie die Spiralen verkauft werden, den Werth von 600000
                              									Franks haben. Ein gewöhnlicher Spiral, der zum Reguliren einer Uhr dient, wiegt den
                              									114. Theil von 20cg. Ganz kleine Spirale, für
                              									Uhren bis zu 4 Linien, haben einen noch viel höheren Werth. Wohl kein anderes
                              									Material läſst sich zu einem so hohen Werthe bringen, als der Stahl bei diesen
                              									Spiralen wirklich besitzt.
                           
                        
                           
                           Bücher-Anzeigen.
                           Die Technik der
                                 										Rosanilinfarbstoffe, entwickelungsgeschichtlich dargestellt und für Praxis
                              									und Wissenschaft bearbeitet von Dr. Otto Mühlhäuser.
                              									Stuttgart 1889. Cotta'sche Buchhandlung. 294 Seiten 4°, 10 Tafeln. In Ganzleinen 24
                              									Mk.
                           Hat es noch vor einem Jahrzehnt an brauchbaren und authentischen Beschreibungen aus
                              									dem Gebiete der Technik der Theerfarbstoffe gefehlt, so haben demgegenüber die
                              									letzten Jahre eine wahre Fülle diesbezüglicher Literatur gebracht, vornan das
                              									ausgezeichnete Werk von Gustav Schultz, dann die
                              									kürzeren Darstellungen von Nietzki, Julius, Benedikt
                              									u.a. Mit Ausnahme von Schultz gehen jedoch die
                              									Verfasser wenig oder gar nicht auf die Technik der
                              									Theerfarbenindustrie, auf Beschreibung insbesondere der Apparate und
                              									Fabrikationsmethoden ein, vielmehr werden dabei vorwiegend Constitution, Chemismus
                              									der Bildung und Umwandlung der Farbstoffe berücksichtigt. Es muſs deshalb freudig
                              									begrüſst werden, in dem Buche Mühlhäuser's ein Werk
                              									dargeboten zu erhalten, welches jene Lücken auszufüllen geeignet ist. Wenngleich
                              									auch die eigentliche Chemie der Theerfarbstoffe im ersten Theile des Buches eine
                              									eingehende und sachgemäſse Bearbeitung erfahren hat, so liegt doch der Hauptwerth
                              									des Werkes in dem zweiten Theile, der Beschreibung der Fabrikationsmethoden mit den
                              									dazu gehörigen Apparaten.
                           Selbstverständlich ist es äuſserst schwierig, ein Werk zu schaffen, in welchem alle
                              									Modificationen der neuesten Verfahren gebührend berücksichtigt sind, denn da die
                              									Fabrikanten ihre Methoden fast durchweg geheim halten, kann von dem Einzelnen
                              									jeweils nur eine beschränkte Umschau gehalten werden. Haben es diese bisher aus
                              									naheliegenden Gründen vermieden, ihre Kenntnisse der Oeffentlichkeit preiszugeben,
                              									so ist es um so dankbarer anzuerkennen, daſs Dr. Mühlhäuser sich um die auf dem Gebiete der Theerfarbentechnik mehr als auf
                              									anderen Gebieten der chemischen Technologie noch immer herrschende
                              									Geheimniſskrämerei nichts kümmert und seine Kenntnisse der Allgemeinheit opfert. Das
                              									Bessere ist des Guten Feind und wenn auch die Mühlhäuser'sche Arbeit naturgemäſs keinen Einblick in alle neuesten Methoden der Fabrikation der
                              									Rosanilinfarbstoffe gewähren kann, so bringt sie doch für den Gelehrten sowohl als
                              									auch für den Praktiker äuſserst werthvolle Mittheilungen. Ich kann deshalb auch mit
                              									der an anderer StelleNietzki's Besprechung in der Chemiker-Zeitung (d. R.).gegebenen
                              									Kritik und dem Vorwurfe, die geschilderten Fabrikationsverfahren sammt Zeichnungen
                              									seien lediglich als „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der
                                 										Rosanilinfarbstoffe“ aufzufassen, nicht übereinstimmen, weiſs vielmehr, daſs
                              									seitens ganz hervorragender Fachmänner wesentlich anders und besser über das Buch
                              									geurtheilt wird, und daſs man insbesondere die darin enthaltenen detaillirten
                              									Beschreibungen und Zeichnungen aufs dankbarste begrüſst. Es sei deshalb das –
                              									nebenbei bemerkt sehr schön ausgestattete – Werk den Fachgenossen, speciell
                              									denjenigen, die in der Praxis stehen, aber auch den Studirenden, welche einen
                              									Einblick in die in Farbenfabriken gebräuchlichen technischen Einrichtungen erlangen
                              									wollen, aufs Beste empfohlen.
                           
                              C. Engler.
                              
                           Chemisch-technische Literatur,
                              									Abtheilung 5.
                           Ein kleiner Katalog der „Literatur über die Nahrungs- und
                                    											Genußmittel“, welcher von der Polytechnischen Buchhandlung von A. Seydel in Berlin den Interessenten gern kostenfrei
                              									übersendet wird.