| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 284 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Walzentische zum Ueberheben bei Triowalzwerken.
                           Die Walzentische sind nach dem Amerikanischen Patent zu beiden Seiten des
                              									Walzengerüstes angeordnet. Sie bestehen aus einer Anzahl angetriebener
                              									Transportwalzen t (Fig. 7 Taf. 14) und werden
                              									von beiderseits angebrachten Hebeln h, welche auf
                              									Wellen w festgekeilt sind, getragen. Auf jeder Welle
                              									ist ferner ein niederhängender Hebel h1 aufgekeilt. Die Enden dieser Hebel sind unter
                              									einander durch Verbindungsstangen r verkuppelt. Durch
                              									das Lenkerstangenpaar l ist das ganze System mit dem
                              									Kolben eines Treibcylinders verbunden. Bei der angedeuteten, tiefsten Stellung der
                              									Tische wird das Walzstück von links zwischen die Unter- und die Mittelwalze
                              									eingeführt; dabei steht die erste Transportwalze des linken Tisches dicht an den
                              									Walzen, während die des rechten weiter von denselben entfernt ist. Der Anschluſs an
                              									die Walzen wird durch die an den Walzenständern gelagerte Führungswalze f bewerkstelligt. Beim Vorwärtsgang des Treibkolbens
                              									werden beide Tische über die Höhe der Mittelwalze gehoben, wobei der rechte Tisch
                              									gegen die Walzen rückt, während sich der linke von denselben entfernt. Eine zweite
                              									links an dem Walzengerüste angeordnete Führungswalze f1 vermittelt auch hier einen bequemen
                              									Uebergang des Walzstückes von den Walzen auf den linksliegenden, gehobenen
                              									Tisch.
                           
                              K.
                              
                           
                        
                           Bücher-Anzeigen.
                           Die Baumechanik auf Grundlage der Erfahrung; von Prof.
                              										L. Tetmajer.
                           Von diesem umfangreichen Werke sei in Sonderheit die erste Hälfte des II. Theiles
                              									desselben unter dem Titel: Die angewandte Elasticitäts- und
                                 										Festigkeitslehre einer eingehenden Würdigung unterzogen, um die Vorzüge der
                              									gewählten Behandlungsweise des Stoffes, sowie die Grundlagen für den Aufbau der
                              									Entwickelungen und ihrer Ergebnisse klar zu stellen. Die gründliche Durchsicht
                              									dieser hervorragenden Publikation ergibt, daſs der Verfasser bei Erledigung seiner
                              									Aufgabe den technologisch-constructiven Standpunkt einnahm.
                           Hierdurch ist es einerseits gelungen, die Versuchsmethode, sowie die Ausnutzung ihrer Ergebnisse schon für den
                              									ersten Ansatz der theoretischen Entwickelungen zu vollen Ehren zu bringen und so in
                              									imponirender Weise darzulegen, daſs das wissenschaftliche Experiment eine Bedeutung
                              									verdient und thatsächlich besitzt, welche für die rationelle Lösung der
                              									theoretischen Probleme von entscheidendem Einflüsse ist, und andererseits die
                              									Vorzüge der zeichnerischen Methode in maſsgebenden Fällen für die Zwecke der
                              									Baumechanik klar zu legen, welche in der raschen und übersichtlichen Lösung von
                              									speciellen Aufgaben aus dem Gebiete der angewandten Elasticitäts- und
                              									Festigkeitslehre begründet sind.
                           Der Verfasser hat auch volle Berechtigung zur Vertretung des technologischen
                              									Standpunktes, insonderheit zur Einfluſsnahme auf die Lösungen der einschlägigen
                              									Aufgaben, nachdem ihm, als hervorragenden Festigkeitstechniker, ein selbständig
                              									erworbenes Versuchsmaterial zur Verfügung stand, für dessen Vielseitigkeit und
                              									Reichhaltigkeit die „angewandte Elasticitäts- und Festigkeitslehre“ als ein
                              									überraschendes und ungewöhnliches Beispiel angesehen werden muſs, welches noch an
                              									Nützlichkeit und Belehrungsfähigkeit durch die Art und Weise der Verbindung der
                              									erlangten Versuchsergebnisse, sowie durch die Methoden ihrer Ausnützung wesentlich
                              									gewinnt.
                           Wenn man bedenkt, welche Mühe und Aufopferung die Erlangung verläſslicher und
                              									unbedingt brauchbarer Versuchsresultate erheischt, so muſs die durch die vorgelegten
                              									experimentellen Arbeiten des Verfassers nachgewiesene Arbeitskraft in besonderer
                              									Weise anerkannt werden.
                           Wir sind der Anschauung, daſs der Hauptwerth des Werkes, welches alle bisher
                              									erschienenen einschlägigen Publikationen im Grunde der Einführung eines so reichen,
                              									gewählten und durchaus vertrauenswürdigen, weil übergroſsen Versuchsmaterial es weit
                              									überragen muſs, eben in der glänzenden Vertretung des technologischen Standpunktes
                              									im Sinne und zu Gunsten der Anläge und Ausnützung der Theorien der Festigkeitslehre
                              									gelegen ist, wodurch es allein möglich ist, die noch bestehende Kluft zwischen
                              									Theorie und Praxis zu überbrücken und in ihren
                              									schädlichen Wirkungen abzuschwächen und diese endlich auszugleichen.
                           Der moralische Hauptwerth des vorliegenden Werkes ist in dem vollen und gelungenen
                              									Nachweise von der unbedingten Nothwendigkeit der Anerkennung des wissenschaftlichen Versuches und seines maſsgebenden
                              									Einflusses auf die Richtung und Art der reinen wissenschaftlichen Speculation auf
                              									dem gebiete der Baumechanik und nicht minder für sämmtliche bautechnische
                              									Disciplinen gelegen, um die rein wissenschaftlichen Untersuchungen und Lösungen mit
                              									denen der ausführenden Praxis in befriedigende Uebereinstimmung zu bringen.
                           Wenn nun auf eine Erläuterung des Hauptinhaltes des Werkes übergegangen wird, so möge
                              									zunächst hervorgehoben werden, daſs die Gliederung des reichen Stoffes durchaus
                              									sachgemäſs durchgeführt erscheint, und daſs der Methode
                              									der Dimensionirung der beanspruchten Constructionselemente im Sinne der
                              									durchgeführten Specialisirung der Grundgleichungen der Festigkeitslehre, ferner der
                              										Wahl der zulässigen Inanspruchnahme des gewählten
                              									Materiales, endlich der Mittheilung der maſsgebenden Festigkeitsgrößen über dieselben, volle Berücksichtigung zu Theil wurde;
                              									wodurch ein sehr belehrendes Studienmaterial gesichert erscheint; die für die
                              									behandelten vier maſsgebenden Specialfälle der Festigkeitslehre ausgearbeiteten
                              										„Anwendungen“ und „speciellen Beispiele“ schlieſsen den gewählten
                              									Lehrstoff in überzeugender Weise ab und gestatten die Verwerthung desselben
                              									unmittelbar für die ausführende Praxis.
                           In der Einleitung wird das Hoocke'sche
                              									Proportionalitätsgesetz, der Begriff „ursprüngliche“ wie „natürliche“
                              									Elasticitätsgrenze, neben den Begriffen „Fluſs“-Quetschgrenze u.s.w., sowie
                              									das Wähler'sche Gesetz mit der von Bauschinger
                              									gegebenen weiteren
                              									Präcisirung erläutert, und hierbei dem neuesten Standpunkte der experimentellen
                              									Festigkeitslehre Rechnung getragen.
                           Von Wichtigkeit erscheint der Begriff von der „ursprünglichen“
                              									Elasticitätsgrenze, als solche Grenze für das im Anlieferungszustande befindliche Constructionsmaterial, weil sich auf
                              									diese Grenze sehr wohl die sogen. zulässigen Inanspruchnahmen desselben beziehen
                              									lassen; denn die ursprüngliche Elasticitätsgrenze ist eine absolute Grenze, welche
                              									von der Versuchsmethode unabhängig ist, im Gegensatze zur sogen. natürlichen
                              									Elasticitätsgrenze, welche als „künstliche“, bereits veränderte Grenze
                              									aufzufassen ist. Beide Elasticitätsgrenzen sind für den Maschinenbau von Bedeutung,
                              									die erstere in den weitaus überwiegenden Fällen die maſsgebende, die letztere in
                              									besonderen Fällen bei Anwendung von Gestängen, Ketten, Seilen, Drähten u.s.w. mit
                              									groſsem Vortheile ausgenützt. Es sei schon an dieser Stelle bemerkt, daſs der
                              									Verfasser durchaus die ursprüngliche Elasticitätsgrenze
                              									der behandelten Materialien in den gelieferten Zusammenstellungen vorführt, allein
                              									von derselben bei Ermittelung der zulässigen Inanspruchnahme keinen Gebrauch macht. Die vom Verfasser für seine Entwickelungen
                              									eingeführte Beziehung der mehrgenannten zulässigen Inanspruchnahme auf die Festigkeitsgrenze des Materiales entspricht der im
                              									constructiven Maschinenbau bestehenden Uebung nicht, für welchen allerdings
                              									hauptsächlich Materialien maſsgebend sind, deren ursprüngliche Elasticitätsgrenzen
                              									(ausgenommen Bronce-, Guſseisen u.s.w.) mit voller Scharfe bestimmt werden können.
                              									Für die Zwecke der Baumechanik mag mit besonderer Rücksichtnahme auf die natürlichen
                              									und künstlichen Bausteine, ferner auf die Bindemittel u.s.w., welchen die
                              									Elasticitätsgrenze fehlt, die Reduction der zulässigen Inanspruchnahme auf die
                              									Festigkeitsgrenzen begründet sein.
                           Im folgenden Abschnitte wird dem Begriffe „Materialqualität“ und der Methode
                              										„ihrer Bestimmungsweisen“ eine ausführliche Erläuterung gewidmet und mit
                              									Recht, da auf keinem speciellen Gebiete der experimentellen Festigkeitslehre so
                              									schwere Irrthümer begangen wurden, als bei Feststellung der sogen. „Qualität des
                                 										Materiales an sich“. Die Grundsätze, nach welchen der Verfasser eine
                              									Klassification und nicht minder einen analytischen Ausdruck für diese und in
                              									gewissem Sinne auch für das Mais der Materialqualität construirte, wurden schon a.
                              									O. gewürdigt und als durchaus rationelle anerkannt. Die Einführung der sogen.
                              										„Arbeitscapacität“ gestattet in der That die gruppenweise Zusammenfassung
                              									der einzelnen Materialsorten betreffend Eisen (im weiteren Sinne) und eine Ordnung
                              									derselben ohne Widersprüche und Unzulänglichkeiten.
                           Eine umfangreiche Zusammenstellung der berechtigten Qualitätsansätze für Stab- und
                              									Rundeisen, Façoneisen, Blech und Universaleisen, Guſseisen, Bauholz läſst die
                              									Reichhaltigkeit der vom Verfasser selbständig durchgeführten Studien erkennen und
                              									wird für allfällige Submissionen von besonderem Werthe sein.
                           Die im Anschlusse an die Definition des „Balkens“ folgende graphoanalytische
                              									Studie über die Formveränderungen seiner Elemente, über die inneren Spannungen
                              									bietet mit den gewählten 4 Specialfällen die theoretische Grundlage für die
                              									zahlreichen und anregend vorgeführten Anwendungen der Festigkeitslehre. Diese
                              									Grundlage ist in höchst einfacher und übersichtlicher Weise geschaffen und bildet
                              									das in dieser Studie niedergelegte Material den streng wissenschaftlichen Kern der
                              									vorliegenden Publikation, an welchen sich die überaus zahlreichen
                              									praktisch-wissenschaftlichen Erläuterungen und Darlegungen aus dem Gebiete der
                              									experimentellen Festigkeitslehre ergänzend und in praktischer Richtung belehrend,
                              									anschlieſsen. Diese Erläuterungen beziehen sich, wie schon eingangs erwähnt, auf die
                              									Methode der Dimensionirung, auf die Wahl der zulässigen Inanspruchnahme und auf eine
                              									Feststellung der maſsgebenden Festigkeitsgröſsen für die einschlägigen Materialien,
                              									endlich auch auf die Anwendung der entwickelten Regeln zur Bestimmung der
                              									hauptsächlichsten Festigkeitsdimensionen auf instructive Beispiele der Bau- und
                              									Maschinenpraxis.
                           Es muſs im Folgenden auf den Inhalt dieser Partien der Publikation näher eingegangen werden, da sie
                              									viele auf Grund controlirter Versuche und Versuchsresultate verfaſste
                              									Rechnungsmethoden für einzelne Constructionselemente enthalten, aus welchen die fortschrittliche Tendenz des Werkes am klarsten zu
                              									erkennen sein wird.
                           Bei Behandlung des ersten Specialfalles
                              									(Normalelasticität und Festigkeit) wird eine sehr reichhaltige Zusammenstellung der
                              									Festigkeitsgröſsen für die wichtigsten Materialien der Ingenieur- und
                              									Maschinenmechanik geboten, welchen Mittheilungen über die zulässigen
                              									Inanspruchnahmen derselben mit Rücksicht auf die maſsgebenden Arten ihrer
                              									Inanspruchnahme angeschlossen sind. Die weitere Studie über die Inanspruchnahme des
                              									schmiedbaren Eisens (Zug, Druck) vom Boden des Wohler'schen Gesetzes ist für die Ingenieure und Maschinenbauer von gleicher
                              									Wichtigkeit, und ergänzen die Ergebnisse derselben die für die ausführende Praxis
                              									wichtigsten Mittheilungen über die sogen. zulässige Inanspruchnahme der Bau- und
                              									Constructionsmaterialien unter Wahrung des neuesten Standpunktes in erwünschter
                              									Weise.
                           Dem Verfasser gebührt ein besonderes Verdienst für seine nunmehr maſsgebenden Studien
                              									über die zulässige Inanspruchnahme und der freien Knickungslänge der
                              									Steinmaterialien, des Bauholzes, des Guſs- und schmiedbaren Eisens, wenn deren
                              									Knickungsfestigkeit in Betracht zu kommen hat. Die Einführung des
                              									Abminderungscoefficienten (α), sowie die für zahlreiche
                              									Einzelfälle durchgeführte Bestimmung der Erfahrungszahl (β), welche nunmehr für die wichtigsten Materialien festgestellt erscheint,
                              									gestatten die Frage der zulässigen Inanspruchnahme derselben für den Fall der
                              									Anstrengung auf Knickungsfestigkeit mit voller Sicherheit in einfachster Weise zu
                              									lösen. In innigem Zusammenhange mit dieser Frage steht jene, betreffend die freie
                              									Knickungslänge, welche von dem Befestigungsfalle des Knickstabes beeinfluſst wird,
                              									und auch für drei Specialfälle bestimmt wird. Obschon
                              									die eben angedeutete Studie schon a. O. eingehend gewürdigt wurde, so sei nochmals
                              									hervorgehoben, daſs die Ergebnisse derselben für den Ingenieurbau von entscheidender
                              									Wichtigkeit sind und durch dieselben den Untersuchungen der Knickungsfestigkeit der
                              									Constructionsmaterialien eine neue sichere, auf reiche Erfahrung fuſsende Grundlage
                              									gegeben wurde.
                           Von den zahlreichen, sachgemäſs gewählten Anwendungen der Regeln über den ersten
                              									Specialfall sei zunächst jene betreffend die Kettendimensionirung hervorgehoben, um
                              									in Uebereinstimmung mit dem Verfasser feststellen zu können, daſs die zulässige
                              									Inanspruchnahme fertiger Ketten mit σz = 1t,00 für 12cm
                              									entschieden zu hoch gegriffen ist, und für die Gliederketten der Hebemaschinen
                              									erfahrungsgemäſs bemessen wird mit σz = 0t,6 für 12cm
                              									(offene, enge Kette aus Schweiſseisen), ferner mit σz =
                              										0t,8 für 12cm (Stegkette aus Schweiſseisen), so daſs das Verhältniſs der
                              									Inanspruchnahme für beide Arten von Gliederketten den Werth 0,75 erreicht.
                           Eine weitere wichtige Anwendung bezieht sich auf die Bestimmung der Wandstärke von
                              									Röhren mit innerem Drucke. Sehr erwünscht ist die bei
                              									dieser Gelegenheit verfaſste Zusammenstellung der verschiedenen empirischen Regeln
                              									zur Berechnung der Wandstärke (s) guſseiserner
                              									Wasserleitungsröhren; überhaupt liefert das Kapitel der Anwendungen für den ersten
                              									Specialfall ein vorzüglich gewähltes, nach allen wesentlichen Richtungen des
                              									Ingenieur- und Maschinenbaues reichendes Studienmaterial.
                           Der zweite Specialfall (zusammengesetzte
                              									Normalfestigkeit) ist ebenso wichtig und ebenso häufig in Frage kommend, wie der
                              									Fall der reinen Normalfestigkeit, daher eine Ausbildung dieser Studien, sowie deren
                              									maſsgebende Ergänzungen auf Grund zahlreicher experimenteller Arbeiten des
                              									Verfassers voll begründet ist. Auch die Art der Behandlung dieses zweiten
                              									Specialfalles, insbesondere die Entwicklung und Specialisirung der hier maſsgebenden
                              									Erfahrungszahl (ζ) bekundet die fortschrittliche Tendenz des in Rede stehenden
                              									Werkes.
                           Die Anwendungen der hier gebotenen Regeln für Stein-, Holz- und Eisenconstructionen
                              									sind unmittelbar der Baupraxis entnommen, daher überzeugend.
                           Der dritte Specialfall handelt von der
                              									Transversalelasticität und Festigkeit. Die zulässige Inanspruchnahme eines Material
                              									es auf „Scheren“ wird auf den Coefficienten der Zug- und Druckfestigkeit (σs = α . σz) bezogen, und
                              									liefert der Verfasser auch für diesen Specialfall ein reiches Material für die
                              									Bestimmung des Verhältniſswerthes (α = σs : σz), nebst
                              									zahlreichen Angaben betreffend die selbständig ermittelten Coefficienten der
                              									Scherfestigkeit der wichtigsten Bau- und Constructionsmaterialien.
                           Die Ermittelung des Werthes (α) für Materialien, welche
                              									zu Nietverbindungen verwendet werden, ferner die
                              									Feststellung der zulässigen Inanspruchnahme auf „Scheren“ der
                              									Nietverbindungen, bezieh. deren Elemente, und zwar mit besonderer Rücksichtnahme auf
                              									die Art der Herstellung der Nietlöcher und der Grenzspannungen (Rmin. : Rmax.) verdient eine besondere Hervorhebung, indem
                              									durch die erledigte Studie eine weitere Präcisirung der Grundlage für die
                              									rechnungsmäſsige Erledigung der einschlägigen Fragen geschaffen wurde.
                           Unter den Anwendungen der Regeln des dritten Specialfalles seien jene auf Nieten und
                              									Nietungen hervorgehoben; die Abhandlung über den Werth der Lochungsmethoden liefert
                              									den Nachweis der reichen Erfahrungen des Verfassers auf diesem Specialgebiete,
                              									welche hier in dankenswerther Weise verallgemeinert werden. Die Theorie der Träger
                              									und Rohrnietungen für die wichtigsten Specialfälle ist mit eingehender
                              									Berücksichtigung jener vom Verfasser ermittelten Erfahrungszahlen modificirt und in
                              									fortschrittlicher Weise ergänzt, welche Zahlen sich durch den Einfluſs der
                              									verschiedenen Lochungsmethoden für die Nietbleche und in Folge der Verschiedenheit
                              									der zulässigen Scher- und Zuginanspruchnahme der Materialien in den Elementen der
                              									Nietverbindungen ergeben müssen, und welche – wie erwähnt – seitens des Verfassers
                              									auf Grund zahlreicher Festigkeitsuntersuchungen sicher gestellt wurden.
                           Der vierte Specialfall behandelt die Theorie der
                              									Biegungsfestigkeit, welchem wieder ein umfassendes Erfahrungsmaterial über die
                              									zulässige Inanspruchnahme der Materialien auf Biegung angeschlossen ist. Es handelt
                              									sich hier wieder um die Einführung und Specialisirung des Vermittelungscoefficienten
                              										μ = σb : σz, als Verhältniſswerth für die zulässige
                              									Inanspruchnahme auf Biegung und Zug. Nach Versuchen des Verfassers und Baches (Guſseisen) ergaben sich mittlere Werthe von μ für Stein, Bauholz, Guſseisen und Schmiedeeisen. Für
                              									letzteres Material wird μ = 1,00 gesetzt. Der Verfasser
                              									beruft sich diesbezüglich auf seine auch mitgetheilten Versuchsreihen mit den
                              									deutschen Normalprofilen in Fluſseisen und Schweiſseisen, welche in der That die
                              									Mittelwerthe μ = 0,98 bezieh. 0,97 ergeben. Referent
                              									stellt sicher, daſs für Biegestäbe (aus Schweiſs- und Fluſseisen) von kreisförmigem
                              									und rechteckigen Profile der Verhältniſs werth μ
                              									wesentlich von der Einheit nach oben abweicht.
                           Die Anwendungen der Regeln für den vierten Specialfall liegen im Gebiete der
                              									Baumechanik.
                           Wir können am Schlusse des Berichtes nur dasjenige wiederholen, was schon am Eingange
                              									desselben zur Kennzeichnung der neuesten Publikation von Prof. L. Tetmajer hervorgehoben werden muſste, und begrüſsen
                              									das Werk mit besonderem Interesse, nachdem es thatsächlich auf Grundlage der
                              									Erfahrung aufgebaut ist, und hierdurch einer zu lange vernachläſsigten, aber
                              									durchaus rationellen Methode mit Erfolg Bahn gebrochen wird, welche zur allgemeinen
                              									Anerkennung und Annahme nur solcher entschiedener Beispiele bedarf, wie sie durch
                              									das vorliegende Werk selbst repräsentirt sind. Der praktisch-wissenschaftliche
                              									Inhalt desselben kann und wird wohl erweitert, aber nicht bestritten werden können,
                              									denn er steht auf der Grundlage der Erfahrung, welche nunmehr nach jahrelangen
                              									Bemühungen gesammelt, allen Interessenten der Baumechanik zur Verfügung gestellt
                              									ist. Möge sie auch gewürdigt werden.
                           Gollner.