| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 188 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Geschwindigkeit des Windes in verschiedenen Höhen.
                           Ueber die Geschwindigkeit des Windes in verschiedenen Höhen wurden mit Hilfe des
                              									Eiffelthurmes von Angot Messungen angestellt, über
                              									welche nach einer Mittheilung in Le Génie Civil in der
                              									Sitzung der „Académie des Sciences“ vom 4. November 1889 durch Mascart Bericht erstattet wurde.
                           Die Geschwindigkeit wurde in 303m Höhe stetig durch
                              									ein Richard'sches selbstregistrirendes Anemometer
                              									gemessen. Ein eben solches Meſswerkzeug wurde auf dem Thurme des meteorologischen
                              									Centralbureaus in 21m Höhe, und zwar in einer
                              									Entfernung von etwa 500m vom Eiffelthurme,
                              									aufgestellt. Bis zum 1. Oktober hatte man im Ganzen 101 vollständige
                              									Beobachtungstage. Die täglichen Schwankungen, für jeden der drei Beobachtungsmonate
                              									besonders berechnet, erfolgten genau nach demselben Gesetze, und wurden mit den vom
                              										Bureau central météorologique angegebenen Werthen
                              									zusammengestellt. Es ergibt sich, daſs die Geschwindigkeit am oberen
                              									Beobachtungsorte 7m,05 und bei dem
                              									meteorologischen Bureau 2m,24 betrug.
                           Die Beobachtungen im meteorologischen Bureau zeigten, wie es bei allen niedrig
                              									gelegenen Beobachtungsorten der Fall ist, in dem täglichen Wechsel der
                              									Geschwindigkeiten ein Miniraum, nämlich beim Aufgange der Sonne, und ein Maximum, um
                              									1 Uhr Nachmittags, entsprechend dem Wechsel der Temperatur. Gerade das Umgekehrte
                              									zeigte sich auf dem Eiffelthurme, wie es auch schon an anderen Beobachtungsorten
                              									(Puy de Dôme, Pic du Midi) festgestellt wurde. Nur war es bemerkenswerth, daſs sich
                              									der Unterschied hier in der verhältniſsmäſsig geringen Höhe des Eiffelthurmes schon
                              									bemerkbar machte. Das tägliche Minimum der Windgeschwindigkeit trat hier gegen 10
                              									Uhr Morgens, das Maximum gegen 11 Uhr Abends ein.
                           Erwähnenswerth ist, daſs die Windgeschwindigkeit bei 300m viel gröſser ist, als man gewöhnlich annimmt; für 101 Sommertage
                              									überstieg die mittlere Geschwindigkeit 7m. Von
                              									2516 Beobachtungsstunden aus dieser Zeit hatten 986 Stunden – d.h. 39 Proc. der
                              									Zeitdauer – über 10m Geschwindigkeit.
                           
                        
                           Härtungsverfahren.
                           Wie Stahl und Eisen, 1890 Nr. 1 S. 71, mittheilt, macht
                              									in Amerika gegenwärtig der „Redeman-Tillford-Prozeſs“ viel von sich reden.
                              									Derselbe ist ein Härtungsverfahren und soll den Zweck haben, weichen Stahl in harten
                              									zu verwandeln, oder billigem Bessemerstahle die Eigenschaften von feinstem
                              									Guſsstahle zu geben. Das Härtungsmittel ist Glycerin und Ammoniak. Die Erfinder
                              									behaupten, Stahlplatten so behandeln zu können, daſs eine Seite derselben weich
                              									bleibt, während die andere glashart wird. Die so behandelten Platten sollen die
                              									Compoundplatten ersetzen. Die amerikanische Regierung macht z. Z. in Annapolis
                              									Versuche mit diesen Platten und sollen die Ergebnisse bis jetzt vollkommen
                              									zufriedenstellend gewesen sein.
                           
                        
                           Erwärmung des ausziehenden Schachtes durch Wasserdampf.
                           Nach der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
                                 										Salinenwesen, 1889 S. 137, wurde nach Inbetriebnahme des neuen
                              									Maschinenschachtes der Eisenerzgrube Werner bei Bendorf (Bergrevier Wied), welcher
                              									Schacht in gleicher Höhe wie der alte Schacht und in etwa 200m Entfernung von demselben liegt, letzterer zu
                              									Wetterzwecken verfügbar. Um durch denselben im Sommer einen ausreichenden
                              									Wetterwechsel zu erreichen, hat man die noch im Schachte stehende, aber nicht mehr
                              									benutzte 71m hohe Steigröhrenleitung der früheren
                              									Speisewasserpumpe, welche aus guſseisernen Flanschenröhren von 100mm Durchmesser bestand, über Tage mit der
                              									Dampfleitung verbunden und am unteren Ende derselben einen Condensationstopf
                              									angebracht. Diese Einrichtung bewährte sich sehr gut, indem nach erfolgter
                              									Austrocknung des früher nassen Schachtes der ausziehende Wetterstrom zur
                              									Wetterversorgung der ausgedehnten Grubenbaue vollständig genügte. Man hatte es in
                              									der Hand, durch geringeren oder höheren Dampfdruck einen schwächeren oder stärkeren
                              									Wetterstrom zu erzeugen. Der Verbrauch an Kohlen war verhältniſsmäſsig gering und
                              									betrug bei ununterbrochenem Betriebe für den Monat 12t.
                           
                        
                           
                           Feilenhefte aus Papier.
                           Die Feilenhefte aus Papier überraschen bei ihrem holzartigem Aussehen durch groſse
                              									Festigkeit und unbegrenzte Haltbarkeit, weshalb sie sich in kurzer Zeit einführen
                              									dürften. Verwundung der Hand des Arbeitenden durch Splitter ist ausgeschlossen. Auch
                              									brauchen die Hefte nicht ausgebrannt zu werden; vielmehr kann man eine Bohrung,
                              									welche 3mm stark ist, bis zu 20mm auftreiben, ohne das Heft zu sprengen. Die
                              									Papierwaarenfabrik Gustav Mühle in Dresden fertigt
                              									diese Hefte fabrikmäſsig an.
                           
                        
                           Verwendung des sogen. Monier-Gewölbes zu
                              									Straſsenbrücken.
                           Die Baudirektion der k. u. k. priv. Südbahngesellschaft
                              									in Wien hat in Aussicht genommen, bei dem bevorstehenden Umbaue zahlreicher
                              									Wegebrücken in der Strecke Wien-Felixdorf (Wiener-Neustadt) das eine sehr geringe
                              									Constructionshöhe erfordernde sogen. Monier-Gewölbe dort anzuwenden, wo nach Lage
                              									der Verhältnisse gemauerte Bögen nicht Platz linden. Da ausreichende Erfahrungen
                              									über die Eignung der bezeichneten Gewölbe für Brückenbauten noch nicht vorliegen.,
                              									so hat man auf dem Güterbahnhofe in Watzleinsdorf bei Wien ein 4m breites Probegewölbe von 10m Spannweite ausgeführt und dasselbe mehrfachen
                              									Belastungsversuchen unterworfen.
                           Das Gewölbe ist zwischen gemauerten Widerlagern am 19. Oktober 1889 aus Stampfbeton
                              									in Schichten von je 4cm Stärke hergestellt worden.
                              									Die Pfeilhöhe beträgt nur 1m = 1/10 der
                              									Spannweite, die Gewölbestärke im Scheitel 15cm, an
                              									den Kämpfern 20cm; die Zwickel sind nicht
                              									übermauert. Der Beton besteht aus 1 Th. Portlandcement und 3 Th. Donausand. Das zu
                              									dem Monier-Gewölbe gehörige Drahtgeflecht, welches geviertförmige Maschen von je
                              										55cm Weite hat, liegt nur 2cm von der inneren Leibung entfernt. Die der Stirn
                              									parallelen Stäbe bestehen aus 10mm starken
                              									Rundeisen, welche von Widerlager zu Widerlager in einem Stücke durchgehen; die
                              									parallel den Widerlagern angeordneten Drähte sind 7mm stark.
                           Nach 14 Tagen wurde der Bogen ausgerüstet und mit einer eben abgeglichenen
                              									Kiesschüttung überdeckt, welche im Scheitel 25cm
                              									hoch ist. Die ganze Constructionshöhe im Scheitel beträgt daher 15 + 25 = 40cm. In der Kiesschüttung ruht ein vollspuriges
                              									Eisenbahngeleis, dessen Querschwellen je 80cm von
                              									einander entfernt sind. Am 10. December 1889, bei einer Kälte von – 8°, wurde das
                              									damals 52 Tage alte Gewölbe mehrfachen Probebelastungen unterzogen, bei welchen
                              									zunächst zweiachsige Lastwagen von bezieh. 3000 und 6000k Achsdruck in verschiedenen Stellungen zur Verwendung kamen und neben.
                              									dem schwereren Wagen auch noch eine dem Menschengedränge entsprechende gleichförmige
                              									Belastung aufgebracht wurde. Schlieſslich führte man noch einen dreiachsigen Tender
                              									von 9200k Achsdruck, endlich denselben Tender in
                              									Verbindung mit einer dreiachsigen Locomotive von bezieh. 13000, 13000 und 10300k Achsdruck hinüber. Die Einsenkungen des Gewölbes
                              									beobachtete man an neun Punkten, von denen drei in der Scheitellinie und je drei in
                              									der Mitte zwischen Scheitel und den beiderseitigen Widerlagern sich befinden. Die
                              									gröſste vorübergehende Senkung bei diesen starken Belastungen betrug 1½ bis 2mm, während an zwei Punkten die gröſsten
                              									bleibenden Senkungen mit ¾ und 1mm beobachtet
                              									wurden. Irgend ein Riſs oder eine Beschädigung des Gewölbes konnte nicht
                              									wahrgenommen werden.
                           Seit den Probeversuchen und bis zum Ablaufe des Winters und Frühjahres bleibt das
                              									Versuchsgewölbe vollständig den Witterungseinflüssen ausgesetzt, weil man ein
                              									Urtheil auch über die Wetterbeständigkeit der Construction gewinnen will. Zu Anfang
                              									des nächsten Sommers sollen nochmals zwei Reihen von Belastungsversuchen bis zum
                              									Bruche des Gewölbes durchgeführt werden, so daſs dann genügende Unterlagen für die
                              									Entscheidung über die Verwendbarkeit desselben gewonnen sein dürften. (Nach Centralblatt der Bauverwaltung vom 11. Januar
                              									1890.)
                           
                        
                           Unterirdische Wasserhaltungsmaschine.
                           Auf der Kohlengrube zu Bernissart wurde nach Ledent (Revue universelle, 1888 Bd. 2 S. 1) eine unterirdische
                              									Wasserhaltungsmaschine erbaut, deren Einzelheiten Bemerkenswerthes darbieten. Die von Mailliet zu Anzin entworfene Anlage befindet sich
                              										240m unter Tag in einer mit Trägern und
                              									zwischenliegenden Gewölben gedeckten Kammer von 15m Länge, 4m,7 Breite und 3m,45 Höhe; sie besteht wie gewöhnlich aus zwei
                              									durch eine Welle gekuppelten Dampfpumpen, zwischen welchen sich der Condensator und
                              									die Luftpumpe befinden. Letztere wird durch zwei beiderseits vom Schwungrad
                              									aufgekeilte Excenter bewegt, deren Excenterstangen mit der Kolbenstange der
                              									Luftpumpe verbunden sind. Die Druckpumpen bestehen aus je zwei Cylindern mit
                              									gemeinschaftlichem Mönchkolben.
                           Die Dampfcylinder haben 0m,9 Hub und 0m,45 Durchmesser, das Schwungrad 3m,5 Durchmesser und 4000k Gewicht. Die Steuerung ist die Rider'sche mit drehbarem Expansionsschieber, dessen
                              									Schlitze, wie die Mündungen der Dampfkanäle, schräg gestellt sind. Die Aenderung der
                              									Expansion erfolgt selbsthätig durch den Regulator. Die Luftpumpe hat einen
                              									Scheibenkolben mit 0m,3 Hub und 0m,33 Durchmesser; sie saugt wie gewöhnlich mehr
                              									Wasser, als die Dampfpumpen aufnehmen können, und der Ueberschuſs läuft durch ein
                              									Ueberfallrohr in den Sumpf zurück. Das Wasser gelangt in den Condensator durch ein
                              									Rohr mit 650 seitlichen Oeffnungen von 6mm
                              									Durchmesser, wodurch eine innige Mengung mit dem Dampf und gute Condensation des
                              									letzteren erzielt wird.
                           Die Mönchkolben der Pumpen, welche mit beiden Enden in die einander gegenüber
                              									stehenden Pumpencylinder tauchen, haben 0m,115
                              									Durchmesser und wie die Dampfkolben 0m,9 Hub. Die
                              									Cylinder sind, wie die Figur zeigt, durch parabolische Linien begrenzt und die
                              									Mönchkolben am Ende abgerundet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 275, S. 190
                              
                           Durch diese den Farcot'schen
                              									Pumpen eigene Construction wird es möglich, dem Kolben eine groſse Geschwindigkeit
                              									zu ertheilen, ohne daſs das Wasser diese letztere annehmen muſs, und es sind dabei
                              									die sonst auftretenden hydraulischen Stöſse beseitigt. Wenn der Kolben sich von der
                              									punktirten Anfangsstellung aus gegen die rechte Seite bewegt, muſs das den
                              									freiwerdenden Raum ausfüllende Wasser in umgekehrter Richtung durch den ringförmigen
                              									Querschnitt zwischen Kolben und Cylinderwand zuströmen. Die Kolbengeschwindigkeit
                              									wächst nun vom Anfang bis zur Mitte des Hubes, mithin auch die in gegebener Zeit
                              									zuströmende Wassermenge; dem entsprechend wird aber auch der erwähnte ringförmige
                              									Querschnitt gröſser, daher die Geschwindigkeit des Wassers stets eine mäſsige
                              									bleibt. Nachdem die Wassertheile jenen Querschnitt passirt haben, müssen sie sich
                              									hinter dem Kolben in radialer Richtung gegen die Cylinderachse bewegen, und um die
                              									Geschwindigkeit auch dieser Bewegung zu ermäſsigen, ist das Kolbenende abgerundet.
                              									Nach Farcot ist es für letzteren Zweck noch
                              									vortheilhafter, den Kolbenquerschnitt gegen das Ende allmählich zu verjüngen, so
                              									daſs die Zuschärfung eine gröſsere Länge erhält. In dieser Kolbenform und in der
                              									Erweiterung des Cylinders gegen die Mitte, wo die zum Saug- und Druckventil
                              									geführten Rohre s und d
                              									einmünden, sieht Farcot das wesentliche Mittel, um eine
                              									grolse Kolbengeschwindigkeit und Umgängszahl ohne hydraulische Stöſse erzielen zu
                              									können.
                           
                           Die Pumpen zu Bernissart verrichten in der That 44 Hübe in der Minute, welchen eine
                              									Kolbengeschwindigkeit von 1m,32 entspricht; diese
                              									kann ohne Anstand auf 1m,65 gesteigert werden.
                           Die Ventile sind Kegelventile mit einfachem Sitz und im Mittel 8mm Hub, sie haben jedoch groſse Durchmesser, und
                              									zwar das Saugventil 0m,14, das Druckventil 0m,175. An denselben sind Stangen befestigt, welche
                              									durch Stopfbüchsen nach auſsen gehen und das Spiel der Ventile zu beobachten
                              									gestatten; um den Schluſs der letzteren zu sichern, sind die Stangen mit
                              									Metallkugeln belastet. Doch bleiben die Ventilstangen bei zu fest angezogener
                              									Packung stecken, welche letztere daher stets sorgfältig in Stand gehalten werden
                              									muſs. Ventile mit einfachem Sitz können auch bei bedeutend gröſserem Durchmesser
                              									verwendet werden, nur soll die Sitzfläche, um ein Verlegen durch Sand oder andere
                              									Körper zu hindern, conisch sein. Der Schluſs der Ventile ist noch durch
                              									Kautschukpuffer erleichtert; dieselben bewegen sich schon vor Ende des Kolbenlaufs
                              									gegen den Sitz und schlieſsen sich genau im Moment des Hubwechsels. Bei der in der
                              									Figur angedeuteten Stellung des Druckventils d kann
                              									sich keine Luft im Cylinder ansammeln.
                           Am Ende des zweiten Cylinders der Pumpe ist ein kleines Saugventil mit stellbarem Hub
                              									von 1 bis 2mm angebracht, durch welches in der
                              									Saugperiode stets etwas Luft zum Ersatz der Verluste der Windkessel eingesaugt wird;
                              									dadurch vermindert sich die Wassermenge um ungefähr 5 Proc.
                           Die Pumpen arbeiten vollkommen ohne Stoſs, die Pressung schwankt am unteren Ende der
                              									Steigrohrleitung um nicht mehr als 0at,5.
                           Bei 43 Hüben in der Minute heben die beiden doppeltwirkenden Pumpen in einer Stunde
                              										75cbm Wasser auf 250m Höhe, während die theoretische Menge 83cbm,7 beträgt; der Verlust rührt jedoch nach dem
                              									Vorigen zum Theil von den Luftventilen. Die Maschine arbeitet mit ungefähr 4at Anfangsspannung im Cylinder und 1/7 Füllung. Das
                              									Verhältniſs der für 75cbm erforderlichen reinen
                              									Leistung zur indicirten Arbeit der Dampfmaschine ergab sich gleich 0,8, und in dem
                              									Verlust von 20 Proc. sind daher alle Reibungen der Maschine und der Pumpen, sowie
                              									der Verlust durch die Luftventile enthalten; dieses Resultat ist ein sehr günstiges.
                              									(Nach der Oesterreichischen Zeitschrift, 1889 Nr.
                              									20.
                           
                        
                           Elektrische Beleuchtungsanlage mit Windradbetrieb.
                           Im Anschluſs an frühere Mittheilungen über elektrische Beleuchtungsanlagen, bei denen
                              									ein Windrad als Motor diente, berichtet die Technische
                                 										Rundschau, 1889 * S. 299, nach den Annales
                                 										Industrielles über eine derartige Anlage auf dem Cap de la Havre bei le
                              									Havre an der französischen Nordküste, bei welcher die Betriebskraft zum Laden von
                              									Accumulatoren verwendet wird, welche dann den elektrischen Strom nach Bedarf für die
                              									Zwecke der Küstenbeleuchtung abgeben.
                           Das zur Verwendung kommende Windrad ist nach der Anordnung von Halladay gebaut, mit selbsthätiger Regulirvorrichtung
                              									versehen und auf einem gut verankerten Holzgerüst montirt; dasselbe gibt bei 10m Windgeschwindigkeit eine Kraft von 18 .
                              									Die Windradachse treibt durch ein conisches Getriebe eine mitten durch das
                              									Holzgerüst geführte lothrechte Welle an. welche ihrerseits wiederum durch
                              									Winkelräder die in geeigneter Höhe gelagerte wagerechte Antriebswelle der
                              									Dynamomaschinen in Bewegung setzt. Letztere trägt zwei Riemenscheiben zum Antriebe
                              									der beiden Dynamomaschinen und zwar sind diese Scheiben von verschiedenem
                              									Durchmesser, weil je nach der Windradgeschwindigkeit nur die eine oder nur die
                              									andere Dynamomaschine eingekuppelt wird. Deshalb war eine selbsthätige
                              									Umschaltvorrichtung erforderlich.
                           Als Stromerzeuger dienen zwei langsam laufende Wechselstrommaschinen
                              										„Victoria“ nach System Brush, deren an den
                              									Polen gemessener Strom 75 Volt beträgt. Bei der kleineren der beiden Maschinen macht
                              									der Ring 100 bis 260 Umdrehungen in der Minute und besitzt bei 100 Umdrehungen eine
                              									Stromstärke von 8 Ampère, bei 260 Umläufen dagegen 40 Ampère. Bei der gröſseren
                              									Maschine schwankt die Ringgeschwindigkeit zwischen 250 und 650 Umdrehungen, wobei die
                              									Stärke zwischen 40 und 160 Ampère variirt. Die Pole der Dynamomaschinen sind mit den
                              									Accumulatoren unter Einschaltung selbsthätig wirkender Unterbrecher verbunden,
                              									welche die Rückentladung bei zu langsamem Gange der Dynamomaschinen verhüten. So
                              									schaltet z.B. der Unterbrecher den Strom aus, wenn die kleine Maschine unter 8
                              									Ampère oder die groſse unter 40 Ampère sinkt.
                           Der Umsteuerapparat enthält eine Kuppelungsmuffe, deren Umschalthebel am anderen Ende
                              									mit einer regulirbaren Spiralfeder und einem Solenoid verbunden ist. Letzteres
                              									durchläuft ein von jeder der Dynamomaschinen ausgehender Nebenstrom. Wenn der
                              									Hauptstrom die gröſste zulässige Zahl von Ampère für die kleine Maschine erreicht,
                              									wirkt das Solenoid auf den Umschalthebel und schiebt die Muffe nach links; sinkt der
                              									Strom wieder unter dieses Maximum, so kommt die Feder zur Wirkung und rückt die
                              									Muffe nach rechts. Dadurch wird die Muffe zeitweise links oder rechts in eine lose
                              									auf der Welle der Muffe sitzende Muffe eingelegt und so von den mit diesen beiden
                              									Muffen verbundenen Kegelrädern entweder das rechtsseitige oder das linksseitige mit
                              									einem dritten Kegelrade in Eingriff gebracht, auf dessen Welle ein Querstück mit
                              									Kurbelzapfen sitzt, von welchem aus mittels Schubstangen die sorgfältig geführten
                              									Ausrücker der Dynamomaschinen verschoben werden, so daſs immer die eine Maschine
                              									eingerückt ist und die andere stillsteht. Auf der Welle des dritten Kegelrades ist
                              									noch eine mittels stellbarer Spannfeder schlieſsbare Muffenkuppelung angebracht,
                              									welche den Bruch der Welle bei unvorhergesehenen plötzlichen Beanspruchungen
                              									verhütet.
                           
                        
                           Glasuren für Ofenkacheln.
                           Dir. Krätzer in Leipzig empfiehlt, als bewährt, folgende
                              									Mischungen:
                           1) Weiße Glasur. 120 Th. concentrirte Natron
                              									Wasserglaslösung und Kalkmilch aus 7,5 bis 12 Th. Kalk werden so lange tüchtig
                              									zusammengerührt, bis die Mischung trocken wird. Ist dies der Fall, so wird die
                              									Mischung gepulvert, gemahlen und gesiebt. Die rohen Ofenkacheln bestreicht man
                              									entweder mit Wasserglaslösung, oder das Pulver wird vor der Benutzung mit
                              									Wasserglaslösung genäſst, als Glasur aufgetragen und gebrannt. – Eine weiſse Glasur
                              									erhält man auch durch das Zusammenschmelzen von 100 Th. reinem kohlensauren Kali,
                              									12,5 Th. salpetersaurem Kali, 25 Th. gelöschtem Kalke. Die in einem Schmelztiegel
                              									geschmolzene Masse wird pulverisirt, aufs innigste mit Wasserglaslösung gemischt,
                              									aufgetragen und eingebrannt.
                           2) Hochrothe Glasur. In einem neuen Schmelztiegel werden
                              									geschmolzen: 15 Th. feinst pulverisirtes weiſses Glas, 7,5 Th. borsaures Natron, 5
                              									Th. fein geschlämmte Kreide, 1,25 Th. pulverisirter Kalisalpeter, 2,5 Th.
                              									Goldpurpur. Die geschmolzene Masse wird pulverisirt, mit Wasserglas aufgetragen und
                              									eingebrannt.
                           3) Tiefrothe Glasur. 24 Thl. weiſses Glas, 12 Th. Soda,
                              									9 Th. Borax, 9 Th. Mennige, 4,5 Th. Kalisalpeter, ⅜ Th. roher Spiesglanz, 3 Th.
                              									Goldpurpur und 3 Th. Chlorammonium; die feinst gepulverten Körper werden gemischt
                              									und wie oben behandelt.
                           4) Azurblaue Glasur. 16 Th. Glas, 5,33 Th. Soda, 4 Th.
                              									Borax, 2,75 Th. Knochenasche, 15 Th. Kalisalpeter und 1,33 Th. Kobaltoxyd (Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung).