| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 71 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           E. Bouty's Versuche über das Verhalten des Glimmers in den
                              									Condensatoren.
                           Man hat häufig die Bückstandsentladungen der Condensatoren daraus erklärt, dass die
                              									beiden entgegengesetzten Elektricitäten mehr oder weniger tief in das Dielektrikum
                              									eindrängen. Wäre dem so, dann müssten bei sehr dünnem Dielektrikum sich die beiden
                              									eindringenden Elektricitäten vereinigen und ein Strom von unveränderlicher Stärke
                              										i durch den Condensator gehen; es wäre dann so, als
                              									wenn das Dielektrikum durch einen sehr grossen zwar, aber genau bestimmten
                              									Widerstand r ginge.
                           E. Bouty hat nun nach den Comptes rendus, Bd. 110 S. 846, in den Stromkreis eines
                              									Glimmercondensators (Mikrofarad) einen an sich sehr beträchtlichen, dem zu
                              									bestimmenden Widerstände r gegenüber immer noch sehr
                              									kleinen Graphitwiderstand R (200 bis 400 Megohm)
                              									eingeschaltet, mittels eines Lippmann'schen
                              									Capillarelektrometers den Spannungsunterschied iR an
                              									den Enden dieses Widerstandes gemessen, daraus i
                              									hergeleitet und r aus der Formel I) i = E : (R + r) berechnet. E wurde
                              									zwischen 1 und 20 Daniell-Elementen gewechselt.
                           Folgende Beobachtung liefert eine werthvolle Prüfung der Messungen. Die gewöhnlichen
                              									Mikrofarad sind aus einer Anzahl getrennter Condensatoren zusammengestellt, die sich
                              									so verbinden lassen, dass man eine Capacität von beliebig vielen Zehntel-Mikrofarad
                              									bekommt. Macht man den Versuch mit einem dieser Condensatoren von der
                              									elektromagnetischen Capacität c und ist K die dielektrische Constante des Glimmers, S die belegte Fläche, e
                              									die Dicke, ρ der specifische Widerstand des
                              									Dielektrikums, n endlich das Verhältniss der
                              									elektromagnetischen und elektrostatischen Einheiten, so hat man:
                           II) c = KS : 4 πen2   und   III) r = ρ
                              										(e : S),
                           folglich:
                           IV) cr = Kρ : 4 πn2.
                           Die rechte Seite in IV) enthält nur Constanten; der durch I) gegebene Widerstand r muss daher umgekehrt proportional c sein – wohlverstanden innerhalb desselben
                              									Mikrofarads, für welches Material von demselben Ursprünge verwendet worden ist.
                           Die Versuche ergaben nun Folgendes: Die Stärke i des
                              									anfänglich immer ziemlich beträchtlichen Stromes sank reissend schnell und blieb am
                              									Ende von zwei Stunden, z.B. wenn die Isolirung des Stromkreises möglichst vollkommen
                              									war, auf einem sehr kleinen Werthe stehen, der von da an unveränderlich war. Mit
                              									einem neuen, von Carpentier gelieferten Mikrofarad und
                              									einer elektromotorischen Kraft von ungefähr 11 Volt fand man als Grenzwerth i = 1,59 × 10–11
                              									Ampère.
                           Als dann der bleibende Zustand hergestellt war, schloss man nach einander die
                              									Unterabtheilungen 0,2, dann noch 0,2 und endlich 0,5, so dass die Capacität auf 0,1
                              									des ursprünglichen Werthes herabgebracht war. Die Stärke i,
                                 										welche man nach I) und IV) merklich durch 10 getheilt hätte finden sollen, blieb
                                 										unveränderlich bis auf 1 : 45 ihres Werthes, d.h. bis auf die von dem
                              									verwendeten Elektrometer unter diesen Verhältnissen gestattete
                              									Genauigkeitsgrenze.
                           Der beobachtete Rückstandsstrom i darf also nicht dem Eindringen der Elektricität in das
                                 										Dielektrikum zugeschrieben werden; er rührt nur von der Unvollkommenheit
                              									der Isolirung der verschiedenen Theile des Stromkreises und des Mikrofarads selbst
                              									her.
                           Diese Beobachtung ist entscheidend; weil man unter den vorliegenden Verhältnissen
                              									einen Strom von
                           (1,59 × 10–11) : 45 = 3,5 × 10–13 Ampère
                           schätzen konnte, so ist der Strom, welcher beständig durch das Dielektrikum aus den Abtheilungen 0,2, 0,2
                              									und 0,5 (0,9 Mikrofarad) des Condensators ging und dessen Vorhandensein man nicht
                              									nachweisen konnte, sicher unter diesem Werthe gewesen, und nach IV) erhält man Kρ > 3,19 × 1020
                              									Ohm.
                           J. Curie hat früher schon durch ganz gleiche Versuche
                              									den Werth für den Glimmer zwischen 4 und 8 gefunden. Nähme man K = 10, so erhielte man immer noch ρ > 3,19 × 1019 Ohm;
                              									das wäre aber der Widerstand einer Quecksilbersäule von1 qmm Querschnitt und einer
                              									Länge, zu deren Durchlaufen das Licht im luftleeren Räume über 3000 Jahre brauchen
                              									würde.
                           Man muss also annehmen, dass bei gewöhnlicher Temperatur und für
                              									Spannungsunterschiede von 1 bis 20 Volt ein dünnes
                                 										Glimmerblatt dem stetigen Durchgange der Elektricität in seiner Dicke ein
                                 										unübersteigliches Hinderniss entgegensetzt. Die Erscheinung der
                              									Rückstandsentladungen, welchen der verhältnissmässig starke Strom entspricht, den
                              									man noch mehrere Minuten noch der Ladung antrifft, scheint nicht von einem
                              									wirklichen Eindringen der Elektricität in das Dielektrikum abzuhängen, sondern
                              									vielmehr von einem fortschreitenden Wachsen der dielektrischen Constante. Diese
                              									Erscheinungen sind neben die in festen Leitern auftretenden Aenderungen der
                              									elektrischen Ströme und die elastische Nachwirkung zu stellen.
                           
                        
                           T. Wilms' verbessertes Leclanché-Element.
                           Nach seinem englischen Patente Nr. 6410 vom 9. April 1890 gibt T. Wilms in Hamburg der Kohle in galvanischen Elementen
                              									eine grössere Fläche, indem er entweder sie in Form eines hohlen
                              									parallelepipedischen Körpers verwendet, oder sie mit Längsfurchen versieht.
                           Auf der Aussenseite werden in sie scheidenförmige Behälter eingelegt, welche mit
                              									nicht erhitztem Mangan gefüllt sind. Auch der Zinkstab steht in einer Furche der
                              									Kohle und ist gegen sie durch einen Nichtleiter isolirt. Die Scheiden sind in
                              									Berührung mit der Luft und mit der Lösung, damit der sich ausscheidende Wasserstoff
                              									mit beständig sich erneuerndem Sauerstoff in Berührung gebracht und so die
                              									elektromotorische Kraft erhöht wird.
                           
                        
                           S. C. C. Currie's Elektricitätszähler.
                           Der Elektriker der United Electric Improvement Company
                              									in Philadelphia, S. C. C. Currie, hat einen
                              									Elektricitätszähler angegeben, bei welchem die in einer gewissen Zeit durchgegangene
                              									Elektricitätsmenge mittels der in ein Gefäss übergeflossenen Flüssigkeitsmenge
                              									bestimmt wird. Die Flüssigkeit, z.B. angesäuertes Wasser, befindet sich in einem
                              									entsprechend grossen Gefässe; auf ihr schwimmt ein Schiffchen, worauf ein Solenoid
                              									sowie die Stütze für den Hebel, welcher an dem einen Arme den Solenoidkern trägt,
                              									und die Scala für den Zeiger am Hebel angebracht ist.
                           Der Hebel trägt ferner am Ende einen Heber mit zwei gleichlangen Schenkeln, welcher
                              									mit dem Ende des einen Schenkels in die Flüssigkeit eintaucht, während der andere
                              									Schenkel in das die überfliessende Wassermenge aufnehmende Gefäss hineinragt; die
                              									Bohrung des Hebers ist so fein, dass zufolge der Capillarwirkung die Flüssigkeit am
                              									Ausfliessen verhindert wird, sowohl wenn der Heber ganz aus der Flüssigkeit
                              									herausgehoben wird, als auch wenn er ein wenig in sie eintaucht. Mittels eines
                              									Gegengewichtes wird nun der Hebel so eingestellt, dass der Heber etwa 3 mm unter den
                              									Flüssigkeitsspiegel hinabreicht, er also gar nicht über den Spiegel zu kommen
                              									braucht.
                           Zieht dann das Solenoid den Kern in sich hinein, so beginnt der Heber zu fliessen;
                              									das Hineinziehen ist aber nicht proportional der Stromstärke, welche zugleich an der
                              									Scala abgelesen werden kann, und deshalb ist an dem den Kern und den Heber tragenden
                              									Hebelarme noch ein Schwimmer angebracht, dessen Querschnitt wechselt und so gewählt
                              									ist, dass der Widerstand, den er beim Verdrängen der Flüssigkeit dem Niedergehen
                              									entgegenstellt, bei den verschiedenen Eintauchtiefen diesen Tiefen so angepasst ist,
                              									dass die Eintauchung und die ausfliessende Flüssigkeitsmenge genau der Stromstärke
                              									im Solenoid proportional ist. Die Stromzuführung zum Solenoid vermitteln in
                              									Quecksilbernäpfchen tauchende Drähte i, sie wird daher
                              									beim Niedergehen des Schiffchens nicht unterbrochen, sofern nicht etwa durch ein
                              									Versehen oder einen Zufall das Schiffchen unter eine bestimmte Grenze herabgeht.
                           
                        
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                           Mittheilungen der Anstalt zur Prüfung
                                 										von Baumaterialien am eidgen. Polytechnicum in Zürich. 4. Heft: Methoden und Resultate der Prüfung der Festigkeitsverhältnisse
                                 										des Eisens und anderer Metalle von L.
                                 										Tetmajer. Selbstverlag der Eidgen. Festigkeitsanstalt Zürich. 302 S. mit 16
                              									photolithographirten Tafeln.
                           Die von Privaten verlangten Festigkeitsbestimmungen bilden die Grundlage des
                              									vorstehenden Bandes; die Untersuchungen wurden auf Betreiben des Verfassers und
                              									unter Beihilfe der Anstalt und der Auftraggeber dahin erweitert, dass jede derselben
                              									als eine methodische und abgeschlossene Arbeit von wissenschaftlichem Werthe
                              									erscheint.
                           Der erste Abschnitt (S. 1–226) enthält Untersuchungen an den Erzeugnissen der
                              									Eisenwerke de Wendel und Co. und erstreckt sich auf
                              									alle Fragen, welche Einfluss auf die Verwendung der betreffenden Eisensorten (Rund-,
                              									Stab-, Universal- und Formeisen und Constructionsbleche) haben; auch genietete
                              									Vollwandträger werden in den Kreis der Untersuchung gezogen. – Der zweite Abschnitt
                              									(S. 227–271) enthält die Untersuch minder Qualität und Festigkeitsverhältnisse der
                              									Drahtseile der schweizerischen Drahtseilbahnen. Die beiden letzten Abschnitte
                              									handeln von den Ergebnissen der Prüfung der Festigkeit der Gurtlamellenstösse (S.
                              									275–284) und über: Einfluss und Grosse der Querschnittsflächen auf den Ausfall der
                              									Zerreissproben (S. 285–303). – Die Endergebnisse sind, wo es erforderlich schien,
                              									übersichtlich zusammengestellt. Eine werthvolle Beigabe bilden die 16
                              									photolithographirten Tafeln, welche die Probestücke in zuverlässiger Weise zur
                              									Anschauung bringen.
                           Die Arbeit Tetmajer's verdient alle Anerkennung und die
                              									weiteste Verbreitung.
                           Der technische Verein und die
                                 										Bestrebungen für das Wohl der gewerblichen Arbeiter zu Augsburg von Prof.
                              										E. v. Hoyer. Sonderabdruck aus dem Bayer.
                              									Industrie- und Gewerbeblatt, 1889 Nr. 52. München. Universitäts-Buchdruckerei C.
                              									Wolf und Sohn.
                           Die sehr lesenswerthe Schrift erstattet eingehenden Bericht über die von den
                              									Fabrikanten Augsburgs bezieh. dem technischen Verein veranlassten Vorschriften und
                              									Sicherungsvorrichtungen gegen Unfälle der Arbeiter und über die zu Gunsten letzterer
                              									errichteten Wohlfahrtsanstalten, der Krankenkassen, der Wohnungseinrichtungen u.
                              									dgl.
                           Es ist angezeigt, gegenüber der socialen Erregung unserer Zeit, darauf hinzuweisen,
                              									dass hier, wie an so vielen anderen Industrieorten, weit vor Erlass der betreffenden
                              									Reichsgesetze die Unternehmer aus eigenem Antriebe die Wohlfahrtseinrichtungen ins
                              									Werk gesetzt haben, und zwar meistens in ausgedehnterem Masse, als sie jetzt
                              									gesetzlich verpflichtet sind.
                           Bechhold's Handlexikon der
                                 										Naturwissenschaften und Medicin, bearbeitet von Velde, Schauf, Löwenthal und Bechhold.
                              									Frankfurt a. M. Bechhold. 1. Lieferung. S. 1 bis 64. 80 Pf.
                           Das Werk soll 10 Lieferungen zu 80 Pf. umfassen und nach dem Vorwort die gesammte
                              									Natur- und Heilwissenschaft umfassen und sowohl dem gebildeten Laien, als auch dem
                              									Gelehrten ausserhalb dessen Fachwissenschaft Auskunft ertheilen. Die vorliegende 1.
                              									Lieferung geht bis Aussatz. Da die behandelten Stoffe von grossem allgemeinem
                              									Interesse sind, so wird das vorliegende, kurzgefasste Hilfsmittel gewiss vielen ein
                              									erwünschter Rathgeber und Führer durch den Urwald von nöthigen und überflüssigen
                              									Fremdwörtern werden.
                           
                        
                           Preisausschreiben.
                           Der „Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege“ und der „Verein zur Förderung des Wohles der Arbeiter, Concordia“ haben
                              									beschlossen, zwei Preise auszusetzen, und zwar:
                           Einen Preis von 1000 Mark für die beste Construction
                              									eines in Arbeiterwohnungen zu verwendenden Zimmerkochofens.
                           Der Ofen soll so eingerichtet sein, dass Arbeiterfamilien innerhalb ihres Wohnzimmers
                              									Speisen zubereiten können, ohne dass Wasserdampf, Koch- und Heizgase in die
                              									Zimmerluft treten, und die Temperatur in einer der Gesundheit nachtheiligen Weise
                              									gesteigert wird. Der Musterofen ist in natura einzusenden und durch Zeichnungen,
                              									Beschreibung u.s.w. zu erläutern.
                           ––––––––––
                           Einen Preis von 500 Mark für die beste Arbeit über Lüftung von Arbeiterwohnungen. Die Arbeit soll eine
                              									Zusammenstellung von Zeichnungen und Beschreibungen derjenigen Lüftungseinrichtungen
                              									bringen, welche für Arbeiterwohnungen besonders geeignet erscheinen.
                           Die näheren Bedingungen für beide Preisaufgaben sind durch Dr. Spiess, Frankfurt a. M., 24 neue Mainzerstrasse zu beziehen.