| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 192 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Annäherungsformel für den Umfang einer Ellipse.
                           Eine Annäherungsformel für den Umfang U einer Ellipse
                              									hat Boussinesq in einer Sitzung der Akademie der
                              									Wissenschaften mitgetheilt. Dieselbe lautet nach Génie
                                 										civil
                           
                              U=\pi\,\left(\frac{3\,(a+b)}{2}-\sqrt{a\,b}\right)
                              
                           wo a und b die halbe grosse bezieh. halbe kleine Achse bedeuten. Diese Formel ist
                              									hinreichend angenähert, solange die Excentricität um 0,03 bis 0,04 geringer ist als
                              									1.
                           
                        
                           Die Benutzung unterirdischer Wasserläufe.
                           Zu St. Augustine in Nordamerika besitzt das Leon-Hôtel einen artesischen Brunnen, der
                              									seit 3 Jahren einen gleichmässig starken (300 mm) Wasserstrahl 10,6 m hoch in die
                              									Luft wirft und der eine Turbine zum Betriebe einer elektrischen Lichtanlage
                              									bethätigt. In Dakotas sind mehr als 140 solcher Brunnen von 150 bis 550 m Tiefe bei
                              									einer Pressung von 160 bis 187 Pfd. auf den englischen Quadratzoll in Thätigkeit.
                              									Durch Turbinen nutzbar gemacht, liefern sie Trinkwasser in die Städte, schützen sie
                              									vor Feuer und treiben Maschinen mit geringen Kosten. In Yankton speist ein
                              									artesischer Brunnen eine 40 -Turbine, die am Tage eine Seilerei treibt und
                              									des Nachts elektrisches Licht erzeugt. In Springfield, S. D., treibt ein Rohrbrunnen
                              									eine Walzenmühle, die täglich 60 Fass (je 89 k) Mehl erzeugt. Das Bohrloch hat 200
                              									mm Durchmesser und eine Tiefe von 180 m; in der Secunde werden 238 l Wasser
                              									ausgeworfen. Je nach dem Durchmesser der Düse, die man aufsetzt, wird bei 50 mm der
                              									Strahl 29,2 m hochgeworfen, bei 100 mm 20,67 m und bei 200 mm Durchmesser 8,86
                              									m.
                           Der Wasserstrahl wird unmittelbar in eine Turbine geleitet, die 41  an die
                              									Welle abgibt; die Mühle erfordert nur 35 , die
                              									überflüssige Kraft wird zur Erzeugung elektrischen Lichtes verwendet. Die Turbine
                              									macht in der Minute 800 Umdrehungen. Von dem unterirdischen Wasserlaufe werden also
                              									rund 70  in den Dienst der Industrie gestellt. (Uhland's Maschinen-Constructeur.)
                           
                        
                           Kraftversorgung der Chicagoer Weltausstellung.
                           Die Anlagen für Dampf- und Elektricitätserzeugung anlässlich der Weltausstellung in
                              									Chicago dürften alles in dieser Richtung Dagewesene übersteigen. 24000 
                              									werden zum Antrieb sämmtlicher Maschinen erforderlich sein. Auf der letzten Pariser
                              									Weltausstellung waren nur 6000  erforderlich. In der Maschinenhalle werden
                              									die Maschinen durch sechs Transmissionsleitungen angetrieben. Jede der vier
                              									Sectionen erhält eine eigene Maschine, es werden demnach 24 Maschinen von 125 bis
                              									200  gebraucht werden. Drei elektrische Krahne, deren jeder eine
                              									Maximalgeschwindigkeit von 122 m in der Minute erhält, werden die ganze
                              									Maschinenhalle bestreichen. Die Ausstellung der Pumpen und Wasserleitungsmaschinen
                              									wird sich am Ostende der Halle befinden, und werden die Pumpen das für die
                              									Springbrunnen und für sonstige Zwecke erforderliche Wasser, 181738 cbm täglich,
                              									beschaffen.
                           Die elektrische Kraftanlage wird in dem Anbau zur Maschinenhalle untergebracht
                              									werden, woselbst eine Anzahl Maschinen verschiedener Art mit zusammen 16000 
                              									die zur Beleuchtung und Kraftversorgung erforderliche Strommenge erzeugen wird.
                           Dampfkraft wird nur in der Maschinenhalle angewendet werden, in den anderen Gebäuden
                              									kommt die Elektricität zur Verwendung, die von einer Centralstelle aus dorthin
                              									geleitet wird. Es ist noch nicht bestimmt, ob Kohle oder Rohpetroleum als
                              									Brennmaterial dienen wird. Um diese mächtige Anlage während der Dauer der
                              									Ausstellung zu betreiben, werden nicht weniger als 75000 t Kohle oder 225000 Barrels
                              									Rohpetroleum erforderlich sein. Die Beaufsichtigung und Wartung der verschiedenen
                              									Maschinen wird von 250 Ingenieuren, Maschinenwärtern u.s.w. besorgt werden. (Der Müller.)
                           
                        
                           Elektrische Kraftleitung von Tivoli nach Rom.
                           Vor Kurzem ist die seit 1889 in Vorbereitung befindliche elektrische Kraftleitung von
                              									Tivoli nach Rom eröffnet worden. Die zum Betriebe des Stromerzeugungswerks
                              									erforderliche 
                              									Wasserkraft wird aus einem Kanal entnommen, welcher das Abflusswasser anderer
                              									Wassertriebwerke sammelt, so dass den herrlichen Fällen des Aniene kein Abbruch
                              									geschieht. Die römische Gasgesellschaft hat als Eigenthümerin der neuen Anlage vier
                              									secundliche Cubikmeter mit 50 m Fallhöhe erworben, etwa 2000 nutzbare , d.h.
                              									den zehnten Theil der Kraftleistung, welche der Aniene beim niedrigsten Wasserstand
                              									an jener Stelle zu ermitteln vermag. Hiermit werden, einbegriffen die
                              									Ersatzmaschinen, sechs grosse Turbinen von je 350 und drei kleine von je 50 
                              									getrieben. An erstere sind unmittelbar sechs Wechselstrommaschinen von 45 Ampère
                              									Stromstärke und 6000 Volt Potentialdifferenz angeschlossen, an letztere dagegen
                              									kleinere Gleichstrommaschinen. Die Uebertragung des mit 5000 Volt gespannten
                              									Wechselstroms von dem Stromerzeugungswerk in Tivoli nach dem Umschaltungswerk bei
                              									der Porta Pia in Rom erfolgt auf 25 km Länge durch je zwei Kupferseile für Hin- und
                              									Rückleitung. Diese 7,5 bis 9,3 m über der Bodenoberfläche angebrachten Seile sind
                              									alle 35 m mittels Porcellan-Isolatoren an Stützen aus je zwei gekuppelten
                              									flusseisernen ⌶-Trägern befestigt. Im Umschaltungswerk
                              									erfolgt die Umformung des hochgespannten Wechselstroms in die Verbrauchsleitungen
                              									auf doppelte Weise: 1) durch Umformen in Parallelschaltung mit gleichmässiger
                              									niedriger Spannung für Glühlampen, 2) durch Maschinen in Gruppenschaltung mit
                              									gleichmässiger Stromstärke für Reihen von Lampen und elektrischen Arbeitsmaschinen.
                              									Innerhalb der Stadt sind einstweilen 10 km Kabel mit gleichmässiger Spannung und 14
                              									Stromkreise mit Reihenschaltung vorhanden. Zu den 41 auf öffentlichen Plätzen
                              									befindlichen Bogenlampen kommen nunmehr weitere 167, mit denen die wichtigsten
                              									Strassen beleuchtet werden. Die Ausnutzung der übertragenen Kraft für das
                              									Kleingewerbe dürfte sich in Rom nur langsam verwirklichen. Der Entwurf rührt vom
                              									Ingenieur Prof. Mengarini her, die Maschinenanlagen
                              									sind von Ganz in Budapest entworfen und ausgeführt.
                              										(Centralblatt der Bauverwaltung.)
                           
                        
                           Löthen von Aluminium.
                           Gegossenes Aluminium lässt sich auf die Weise löthen, dass man die zu löthenden
                              									Stellen einander nähert, mit Sand umgibt und geschmolzenes Aluminium dazwischen
                              									giesst.
                           Dünne Aluminiumplatten und Aluminiumbronze mit nicht mehr als 5 Proc. Gehalt an
                              									Aluminium lassen sich leicht mit Zinn löthen, nachdem man vorher die Löthstellen mit
                              									einem Gemisch aus Harz, Talg und Zinkchlorid bestrichen hat. Beträgt der Gehalt der
                              									Aluminiumbronze mehr als 5 Proc. Aluminium, so wird das Löthen schwierig und
                              									unmöglich, wenn die Bronze mehr als 10 Proc. Aluminium enthält. Das Löthen wird
                              									erleichtert durch galvanisches Verkupfern der Löthstelle.
                           Nach Angaben von Page und Anderson lässt sich Aluminium mit Chlorsilber löthen. (Nach Schweizerische Wochenschrift für Chemie und Pharmacie,
                              									1892 87, durch Pharmaceutische Centralhalle, 1892 Bd.
                              									33 S. 176.)
                           
                        
                           W. A. Turbayne's Regulirung für elektrische
                              									Bogenlampen.
                           Nach seinem englischen Patente Nr. 9029 vom 28. Mai 1891 bringt W. A. Turbayne in Toronto, Canada, die Eisenkerne C und D in dem
                              									Reihen-Solenoid A aus starkem und dem
                              									Nebenschluss-Solenoid B aus feinem Draht mittels
                              									Gelenken an einem um Zapfen in seiner Mitte drehbaren Hebel F an, welchen ein Gegengewicht E in
                              									wagerechter Stellung zu erhalten strebt. Geht ein Strom durch das Reihen-Solenoid
                              										A, so senkt dessen Kern C, wie in der Abbildung, die Klemme H, durch
                              									deren elliptisches Loch der Kohlenträger G
                              									hindurchgeht, und klemmt diesen fest, worauf bei der weiteren Bewegung der Träger
                              									empor bewegt wird. Die Regulirung besorgt das feindrähtige Solenoid B, welches die Klemme H
                              									wagerecht stellt, so dass sich der Träger G senken
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 285, S. 192
                              
                           
                        
                           Hemmung der Wasserstoffentwickelung durch
                              									Quecksilberchlorid.
                           Um eine langsame Wasserstoffentwickelung zu beschleunigen, setzt man bekanntlich zu
                              									der angewandten Säure einen Tropfen einer Platinchlorid- oder Kupfersulfatlösung.
                              									Will man dagegen eine Wasserstoffentwickelung plötzlich hemmen, so erreicht man das
                              									durch eine 10proc. Quecksilberchloridlösung, und zwar genügen nach H. Bornträger 1 bis 2 Tropfen, selbst wenn
                              									Platinchlorid zugegen gewesen ist.
                           Es bildet sich durch diesen Quecksilberchloridzusatz ein
                              									Quecksilberplatin-Zinkamalgam, das selbst von heisser Salpetersäure nicht
                              									angegriffen wird. Erst durch Erhitzen des Zinks in einem Tiegel wird dasselbe
                              									durch Verdampfen des Quecksilbers wieder brauchbar.
                           Salpetersaures Quecksilberoxyd und salpetersaures Quecksilberoxydul hemmen die
                              									Wasserstoffentwickelung nicht. (Nach Pharmaceutische
                                 										Centralhalle, 1892 Bd. 33 S. 167.)
                           
                        
                           Bücher-Anzeigen.
                           Conférences faites au laboratoire de M. Friedel. 1889/90.
                              									Paris. Georges Carré, éditeur rue Saint-André-des-Arts 58. 1892.
                           Das Werk enthält 7 Vorträge von Schülern Friedel's: Ph. A.
                                 										Guye: Ueber den kritischen Punkt und die Zustandsgleichung der Gase; R. Lespieau: Ueber den osmotischen Druck: F. Couturier: Ueber die Pinakone; V. Auger: Ueber die Chloride zweibasischer Säuren; C. Bigot; Ueber einige Derivate des Glycerins; L. Tissier: Ueber die Oxydation von
                              									Kohlenwasserstoffen; Démétre Vladesco: Ueber
                              									Diazoverbindungen der Fettreihe.
                           Gährungstechnische Untersuchungsmethoden für die Praxis der
                                 										Spiritus- und Presshefeindustrie von Emil
                                 										Bauer, technischer Leiter der Spiritus- und Potaschefabrik in Raab, mit 40
                              									eingedruckten Holzstichen. Braunschweig 1891. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg
                              									und Sohn.
                           Während für verschiedene Zweige der Industrie schon seit länger analytische
                              									Specialwerke existiren, entbehrte die Spiritusindustrie bis vor kurzem ein solches
                              									Buch. Für den Praktiker, welcher nur in den seltensten Fällen in der Lage ist, das
                              									für ihn Wissenswerthe direct aus den Zeitschriften zu schöpfen, ist deshalb ein Buch
                              									wie das vorliegende von besonderem Werthe. Es sind in demselben die neuesten
                              									Fortschritte auf dem Gebiete der Gährungsgewerbe berücksichtigt und von dem
                              									Verfasser in der Hauptsache nur solche Methoden aufgeführt, welche von ihm selbst
                              									auf ihre Brauchbarkeit geprüft worden sind. Das Werk wird den Gährungstechnikern
                              									gute Dienste leisten, aber auch von Chemikern in Zuckerfabriken, sowie von
                              									Agriculturchemikern mit Vortheil benutzt werden können.
                           Lehrbuch der technischen Gasanalyse von Prof. Dr. Clemens Winkler. Zweite Auflage. J. G. Engelhardtsche
                              									Buchhandlung. Freiburg 1892.
                           Das bekannte, ausgezeichnete Lehrbuch der technischen Gasanalyse von Winkler ist in 2. Auflage erschienen. Fast möchte es
                              									überflüssig erscheinen, auf ein allgemein als vorzüglich anerkanntes Werk noch
                              									besonders aufmerksam zu machen, hat sich doch jeder mit technischer Gasanalyse
                              									Beschäftigende von der Brauchbarkeit der in dem Buche mitgetheilten Methoden und der
                              									geschickten Auswahl und übersichtlichen Anordnung des Stoffes überzeugt. Mag dieses
                              									Lehrbuch als Rathgeber bei der Ausführung von Gasanalysen in der Praxis oder als
                              									Leitfaden beim Unterrichte im Laboratorium benutzt werden, immer wird es sich durch
                              									die unbedingte Zuverlässigkeit der darin aufgeführten Verfahren auszeichnen. Der
                              									Herr Verfasser stellt in seinem Werke dem Leser den reichen Schatz seiner
                              									Erfahrungen auf dem von ihm zuerst mit Erfolg bearbeiteten Gebiete der technischen
                              									Gasanalyse zur Verfügung. Möge das Winkler'sche
                              									Lehrbuch in seiner 2. Auflage noch weitere Verbreitung finden, als dies schon mit
                              									der 1. Auflage der Fall war, und möge dadurch die Ueberzeugung von der Wichtigkeit
                              									der Gasanalyse für die Praxis bei den technischen Chemikern und Ingenieuren immer
                              									mehr gefestigt werden.
                           
                              K.
                              
                           Acht Thesen gegen die Münchener Schwemmkanalisation,
                              									besprochen von Max v. Pettenkofer. Aus den Münchener medicinischen Abhandlungen. V. Reihe. 3.
                              									Heft. Verlag von J. F. Lehmann. München 1892. Preis 1 M.
                           Der berühmte Verfasser wendet sich in dieser Broschüre gegen eine Abhandlung von Dr.
                              										H. Willemer in Landshut, in welcher der letztere
                              									auf Grund seiner Untersuchungen zu dem Ergebniss gekommen war, dass durch Einführung
                              									der Schwemmkanalisation eine erhebliche Verunreinigung der Isar zu befürchten sei.
                              									Demgegenüber hält v. Pettenkofer seinen schon früher
                              									präcisirten Standpunkt fest, dass in Folge der selbstreinigenden Kraft des Flusses
                              									eine Verunreinigung des Wassers der Isar nicht nachzuweisen und nicht zu erwarten
                              									sei. Die Broschüre ist für Hygieniker und Chemiker von Interesse.