| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 71 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Riemenkitt.
                           Ueber Riemenkitt macht die Leipziger Monatsschrift für
                                 										Textilindustrie einem Fragesteller nachstehende Mittheilung:
                           Das Zusammenkitten gebrochener Lederriemen ist eine recht umständliche Sache, weshalb
                              									in den meisten Fällen das Zusammennähen vorzuziehen ist und besonders dann, wenn die
                              									Reparatur nicht viel Zeit in Anspruch nehmen darf und es auf die Glattheit der
                              									reparirten Stelle nicht so genau ankommt. Um jedoch den Fragesteller in Stand zu
                              									setzen, die Arbeit des Kittens selbst vornehmen zu können, gebe ich nachstehend das
                              									Recept zu einem passenden Kitt sowie ein Verfahren des Kittens selbst, welches
                              									Einsender in wiederholten Fällen selbst erprobt und bewährt gefunden hat. Der Kitt
                              									wird folgendermaassen fertiggestellt: 40 g guter Schreinerleim (Kölner) und 20 g
                              									feingeschnittene Hausenblase (Fischleim) werden in Wasser geweicht und dann
                              									zusammen unter wenig Wasserzusatz verkocht. Nach dem Erkalten wird die Masse unter
                              									Zusatz von Spiritus nochmals aufgekocht und gleichzeitig 10 g arabisches Gummi in
                              									Pulverform eingerührt. Die fertige Masse darf nicht zu dickflüssig sein und ist
                              									danach der Zusatz des Spiritus zu bemessen. Die Vorbereitungen zum Kitten bestehen
                              									darin, dass die beiden Riemenenden entsprechend abgeschärft werden, wie solches der
                              									Sattler für das Zusammennähen für nöthig hält; auch empfiehlt es sich, die zu
                              									leimenden Stellen mittels einer Holzfeile etwas rauh zu machen. Ist der Riemen
                              									fetthaltig, und dies wird mehr oder weniger jeder Riemen sein, so reibt man die
                              									betreffenden Stellen mit Benzin oder Schwefeläther gut ab. Für eine zu leimende
                              									Stelle bedarf man dann noch zweier in Länge und Breite passender, gerader Brettchen
                              									und einer Schraubzwinge oder auch eines Schraubstocks. Sind die Vorbereitungen
                              									derart getroffen, so trägt man den warmen Lack auf die zu leimenden Riemenenden,
                              									legt dieselben auf einander und presst sie, nachdem man ein Brettchen unter- und ein
                              									anderes aufgelegt hat, mittels der Schraubzwinge zusammen. Um ein Ankleben der
                              									Brettchen an den Riemen zu verhüten, belegt man die Berührungsstellen mit Papier; um
                              									ferner ein Verschieben der betreffenden Stellen zu vermeiden, heftet man die mit
                              									Leim versehenen Theile mittels einiger Holzstiltchen fest zusammen. Jedenfalls ist
                              									es räthlich und wichtig, die fertige Arbeit mehrere Stunden im gepressten Zustande
                              									stehen zu lassen. Auch nach Entfernung der Schraubzwinge soll der Riemen nicht eher
                              									in Benutzung genommen werden, bis man von dem völligen Trockensein des Kittes
                              									überzeugt ist. Etwa überstehende Kanten oder Ungleichheiten kann man nachträglich
                              									egalisiren.
                           
                        
                           Haarrisse in Werkzeugen bemerkbar zu machen.
                           Nach einer Mittheilung des Bayerischen Industrie- und
                                 										Gewerbeblattes macht man Haarrisse in Werkzeugen auf polirten Eisenflächen
                              									u. dgl. sichtbar, indem man die zu untersuchende Oberfläche mit Erdöl anfeuchtet,
                              									dann abwischt und mit einer Schicht von fein geschlämmter Kreide überzieht. Das in
                              									den Rissen zurückbehaltene Erdöl wird dann von der Kreide aufgesaugt und macht den
                              									Riss seinem ganzen Verlaufe nach sichtbar.
                           
                        
                           Torfverarbeitung.
                           Ueber neue Verfahren zur Torf Verarbeitung enthält die Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen nachstehende Zusammenstellung:
                           Angel stellt einen der Steinkohle nahekommenden
                              									Brennstoff aus Torf her durch Pressen lufttrocknen, noch weichen Torfes und Erhitzen
                              									in luftdicht verschlossenen Retorten bei 125 bis 260° (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 461). – Krüger trocknet Torfmull in einem Ofen mit innen paarweise an einander
                              									gestellten jalousieartigen Wänden, die an den Seiten an Schienen befestigt sind;
                              									diese sind unten mit einarmigen Hebeln versehen und zwischen den Wänden liegen
                              									theils zickzackartige Wärmrohre, theils Kanäle zum Ableiten des gebildeten
                              									Wasserdampfes. – Jacobson's rotirender Trockenapparat
                              									besteht aus einem rechtwinkeligen, an den Achsenzapfen in drei Abtheilungen
                              									geschiedenen Cylinder, welche durch Löcher in den Scheidewänden mit einander
                              									communiciren; im mittleren, dem Räume zum eigentlichen Trocknen, befinden sich Arme
                              									zur Bearbeitung der Torfmasse und die Luft tritt in denselben durch die hohle und
                              									durchbrochene Cylinderwelle, durch die Oeffnungen in den Scheidewänden in die
                              									Aussenabtheilungen abziehend. – Tisell's Torfpresse
                              									besitzt eine drehbare, mit durchbrochener Bahn versehene ringförmige Scheibe zur
                              									continuirlichen Aufnahme von Torf, darüber eine Pressscheibe mit dagegen drückenden
                              									Druckwalzen. (Oesterreichische Zeitschrift, 1892 S.
                              									488.)
                           
                        
                           Die Brücke über den Ohiofluss bei Cairo im Staate
                              									Illinois.
                           Diese in den Jahren 1887 bis 1889 unter der Oberleitung von Morison für die Illinois-Centralbahn erbaute Brücke ist nach dem
                              									Baubericht die längste eiserne Strombrücke der Welt, da sie die Taybrücke noch um 10
                              									m an Länge übertrifft. Das Eisenwerk ist 3218,6 m lang; einschliesslich der die
                              									Zufahrtrampen bildenden Holzgerüste beträgt jedoch die Gesammtlänge des Bauwerks
                              									6236,4 m. Die Brücke kreuzt den Ohiofluss ungefähr 5,5 km oberhalb seiner Mündung in
                              									den Mississippi. Ihr Unterbau besteht aus zwei durchgehenden Trägern von je 158 m
                              									und sieben ebensolchen von je 121,9 m Weite, ferner aus drei einfachen Trägern von
                              									je 75,9 m Weite. Die bis auf 58 m Tiefe vorgenommenen Bodenuntersuchungen ergaben
                              									nur alluviale Ablagerungen, von feinem Sand bis zu Grand wechselnd. Die
                              									Brückenpfeiler wurden daher auf Senkkästen gegründet, die bis auf 38 m unter
                              									Hochwasser herunterreichen. Die grössten dieser Kästen sind 21 m lang, 9 m breit
                              									und 5 m hoch, aus Kiefernholz mit eichenen Schwellen gefertigt und mit eisernen
                              									Schneiden versehen. Das Senken ging ohne Schwierigkeit vor sich. Die Gesammtkosten
                              									der Brücke betrugen 2675458 Dollar; hiervon entfielen auf den eisernen Ueberbau
                              									1189744 Dollar, auf den Unterbau 765616 Dollar und auf die Zufahrtrampen 628458
                              									Dollar. (Centralblatt der Bauverwaltung vom 21.
                              									December 1892.)
                           
                        
                           Felten und Guilleaume's Telephonkabel mit Papier- und
                              									Luftisolation.
                           Die Vorzüge der Isolirung durch Papier und Luft (vgl. 1892 283 188. 285 302) haben Felten und Guilleaume in sehr zweckmässiger Weise für Telephonkabel zu
                              									verwerthen verstanden. Sie legen die zwei zu einer Leitung gehörigen Drähte zu
                              									beiden Seiten an einen, sie gegen einander isolirenden Papierstreifen, welcher zu
                              									einer Spirale gewunden wird. Jede Leitung wird darauf mit einem Papierstreifen
                              									spiralförmig umwickelt, welcher entweder getränkt ist oder nicht. Die nöthige Zahl
                              									von Drahtpaaren; die zu einem Kabel vereinigt werden sollen, wird dann in
                              									entgegengesetzter Richtung zu einem Tau zusammengewickelt und endlich das Ganze mit
                              									einer Bleihülle umgeben; letztere kann, wenn nöthig, äusserlich noch umflochten
                              									werden. Dabei stehen die Kupferdrähte und das Isolirmittel im engsten Räume mit
                              									einander in Berührung und demgemäss ist die Capacität möglichst klein. Die
                              									Fabrikanten verbürgen 0,08 Mikrofarad bei trockener Isolation und 0,10 Mikrofarad
                              									bei getränkter Isolation für eine englische Meile (= 1,609 km); die Prüfung lieferte
                              									aber noch kleinere Zahlen, während der Isolationswiderstand sehr hoch ist. Dabei
                              									sind diese Kabel verhältnissmässig leicht und der für eine Leitung erforderliche
                              									Raum ist wesentlich kleiner als bei anderen Kabelsorten, so dass man in einem Kabel
                              									von gegebenem Querschnitte eine grössere Anzahl von Leitungen unterbringen kann.
                           Diese Kabel können anstatt Leitungen mit „Drahtpaaren“ auch Leitungen „zu
                                 										Vieren“ erhalten. Der Papierstreifen ist dann im Querschnitte kreuzförmig
                              									und die vier Drähte liegen in den vier Quadranten. (The
                                 										Electrician, 1892 Bd. 30 * S. 118.)
                           
                        
                           E. C. Hess' Doppeltelephon.
                           Ein Telephon, das zugleich für beide Ohren benutzt werden und dabei dicht an die
                              									Ohren anschliessen kann, stellt E. C. Hess in Camden,
                              									N. J., nach seinem englischen Patente Nr. 7398 vom 19. April 1892 so her, dass er an
                              									dem Mundstück eines gewöhnlichen Bell'schen Telephons
                              									einen am Umfange des Deckels liegenden Kautschukring anbringt, die das Loch, welches
                              									zur schwingenden Platte führt, umgebende Stelle des Deckels aber zu einem Buckel
                              									ausbildet, welcher in das Ohr eingesteckt werden kann, wobei dann der Ring fest an
                              									das Ohr angepresst wird und das Eindringen äusserer Geräusche ausschliesst. Mittels
                              									eines Gabelstückes und eines über den Kopf hinweg reichenden Bügels ist ein zweites
                              									Telephon an dem Mundstücke des ersteren befestigt, dessen Elektromagnetrolle hinter
                              									die des ersteren eingeschaltet ist; ihm werden die Leitungsdrähte durch Gabel und
                              									Bügel zugeführt, da beide aus einem biegsamen Rohre hergestellt sind.
                           
                        
                           C. Clamond's Mikrophon.
                           Einen neuen Weg zur Ueberwindung der Schwierigkeiten, welche in Telephongebern aus
                              									der unvollkommenen Veränderlichkeit des Widerstandes entspringen, hat nach dem New
                              									Yorker Electrical Engineer, 1892 Bd. 14 * S. 519, Charles Clamond in Paris in seinem Mikrophon
                              									eingeschlagen, indem er in demselben als Widerstand zwischen den Elektroden eine
                              									bildsame Masse anwendet, welche sich bereitwillig den Schwingungen hingibt, indem
                              									sie lang und dünn oder kurz und dick wird, wenn die Elektroden sich einander nähern,
                              									oder von einander entfernen. Die eine Elektrode ist an der schwingenden Platte
                              									befestigt, die andere wird von einer an die Rückwand des Gehäuses angeschraubten
                              									Stütze getragen. Zwischen beiden und an ihnen haftend befindet sich der bildsame
                              									Widerstand, umschlossen in ein sehr dünnes Gehäuse aus einem elastischen,
                              									nichtleitenden Stoffe.
                           Die als Widerstand benutzte Masse wird dadurch hergestellt, dass man metallische oder
                              									andere leitende Pulver mit zähen, nichtleitenden Flüssigkeiten oder bildsamen
                              									Stoffen mischt, wie Glycerin oder Vaselin; die Hülle wird dadurch hergestellt, dass
                              									man den Widerstand mit Collodium oder einem ähnlichen Stoffe umkleidet.
                           
                        
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                           Das Eisenbahn-Bauwesen für Bahnmeister
                                 										und Bauaufseher als Anleitung für den praktischen Dienst und zur Vorbereitung
                                 										für das Bahnmeister-Examen, gemeinfasslich dargestellt von weil. Susemihl. Fünfte Auflage von Schubert. Wiesbaden, J. F. Bergmann. 217 und 210 S. 7 lithogr. Tafeln.
                              									6,80 M.
                           Die erste Abtheilung des Werkes enthält die Eintheilung der Maasse, Gewichte und
                              									Münzen (S. 1 bis 6), die erforderlichen Kenntnisse aus der Mathematik [Arithmetik,
                              									Algebra. Planimetrie, Trigonometrie, Stereometrie] (S. 7 bis 90), aus der
                              									Naturwissenschaft (S. 90 bis 104), der Mechanik (S. 104 bis 130), die Anwendung des
                              									vorhergehenden auf geometrische Arbeiten (S. 130 bis 157), die Lehre von den
                              									Baumaterialien und die Bauconstruction (S. 157 bis 210). – Die zweite Abtheilung (S.
                              									1 bis 210) gibt eine kurze Geschichte der Eisenbahnen (S. 1 bis 15) und geht dann
                              									zum eigentlichen Eisenbahnbau über. Letzterer umfasst: Vorarbeiten, Unterbau,
                              									Bettung, Oberbau, Weichen und Gleisekreuzungen, Drehscheiben, Schiebebühnen,
                              									Stationen und Nebenanlagen auf der Strecke. Ein Auszug aus den Normen macht den
                              									Schluss. – Beide Abtheilungen sind mit Register versehen. Das Werk kann den
                              									betreffenden Kreisen bestens empfohlen werden, es eignet sich wegen seiner klaren
                              									Fassung und seinen guten Abbildungen auch zum Selbstunterricht.
                           Handbuch der Galvanoplastik oder der
                                 										elektrochemischen Metallüberziehung in allen ihren Verwendungsarten. Mit
                              									einer ausführlichen Abhandlung über das Aluminium, seine Eigenschaften und
                              									Anwendungsarten von K. Taucher. Fünfte Auflage des
                              									Roseleur-Kaselowsky'schen Handbuches. Stuttgart. Rieger'sche Verlagshandlung. 320 S.
                              									5 M.
                           Dem Verfasser stehen, als dem Leiter einer der bestbekannten kunstgewerblichen
                              									Metallgiessereien, reiche Erfahrungen zu Gebote, die ihn zur Herausgabe des
                              									vorliegenden, für die Praxis bestimmten Werkes besonders befähigen. Die neue Auflage
                              									enthält viel Neues über galvanoplastische Arbeiten, Bronziren, ferner ausführliche
                              									Mittheilungen über Aluminium. Das Werk kann Allen, die mit der Herstellung und
                              									Verzierung von kunstgewerblichen Metallwaaren zu thun haben, bestens empfohlen
                              									werden.
                           Ist das Heizen und Kochen mit Gas noch
                                 										zu theuer? Die neuesten Fortschritte in der Verwendung des Steinkohlengases
                              									von M. Niemann. Dessau. Paul Baumann. 78 S.
                           Der Verfasser tritt warm für die Verwendung des Gases zum Heizen und Kochen ein und
                              									beschreibt die neuesten einschlägigen Apparate der Centralwerkstatt der
                              									Continental-Gas-Gesellschaft in Dessau.
                           J. Fischer-Hinnen, Die Berechnung und Wirkungsweise elektrischer
                                 										Gleichstrommaschinen. Zweite vermehrte Auflage. Zürich. Meyer und Zeller.
                              									1892. 169 S. mit 54 Textfiguren und 1 lithogr. Tafel. Preis 4,50 M.
                           Der Verfasser, Ingenieur der Maschinenfabrik Oerlikon, beabsichtigte vor allem, für
                              									den angehenden Elektrotechniker eine möglichst vollständige, aber gedrängte Sammlung
                              									aller der Formeln und Erklärungen zu liefern, welche demselben für das richtige
                              									Verständniss und die Berechnung von Gleichstrommaschinen unentbehrlich sind. Als
                              									Erweiterungen im Vergleich mit der ersten Auflage sind zu bezeichnen die Kapitel
                              									über die Regulirung von Stromerzeugern und Motoren, die Vergleichung der
                              									Drehrichtung, die Theorie der Ankerreaction, ferner constructive Einzelheiten und
                              									eine grosse Anzahl von Beispielen. Der erste Abschnitt „Allgemeine theoretische
                                 										Ableitungen“ bespricht die Entstehung von Magneten und die
                              									Inductionserscheinungen; der zweite behandelt die Berechnung der Ankergrössen und
                              									zwar die Umrechnung des Ankers bereits ausgeführter Maschinen für andere
                              									Verhältnisse und die Berechnung eines neu auszuführenden Ankers. Der meiste Raum (S.
                              									44 bis 153) ist der Berechnung der Magnetverhältnisse gewidmet. Den Schluss bilden
                              									constructive Einzelheiten und eine Zusammenstellung von Formeln, Tabellen und
                              									Magnetisirungscurven.