| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 120 | 
| Download: | XML | 
                     
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Vergleich zwischen Wasserrohrkesseln und Locomotivkesseln für
                              									Schiffszwecke.
                           Bei der grossen Wichtigkeit, welche die Einführung eines leichten und doch
                              									leistungsfähigen und zuverlässigen Kesselsystems für Kriegsschiffsbauten,
                              									insbesondere für schnelle Kreuzer besitzt, und bei der grossen Reclame, welche von
                              									den Erfindern verschiedener Wasserrohrsysteme für die Einführung solcher Kessel an
                              									Schiffsbord gemacht wird, möchte die nachstehende, auf der Praxis entnommenen Zahlen
                              									beruhende Zusammenstellung Interesse haben. Thornycroft, der bekannte englische Torpedobootbauer, bemüht sich schon seit
                              									einigen Jahren für den nach ihm benannten Wasserrohrkessel. Da nun Thornycroft jedenfalls mit der Sache vertraut ist, so
                              									ist eine Vergleichung mit seinem System und den andererseits von Schichau in Elbing zu gleichem Zwecke gebauten
                              									Locomotivkesseln von grossem Werthe.
                           In der Times vom 19. December 1892 veröffentlicht nun
                              										Thornycroft folgende Angaben über die von ihm auf
                              									dem dänischen Kreuzer Geiser ausgeführte Kesselanlage:
                              									Der Geiser ist ein Schiff von 1276 t und hat 2 Stück
                              									dreifache Expansionsmaschinen von 460 mm Hub, 480 bis 760 und 1270 mm
                              									Cylinderdurchmesser, 8 Stück Thornycroft-Wasserrohrkessel untergebracht in 2
                              									Kesselräumen mit 4 Heizräumen und 2 Schornsteinen. Der Dampfdruck bei voller Kraft
                              									betrug 12 at, die minutliche Umgangszahl der Maschine 250,6 und indicirte
                              									Pferdekraft beider Maschinen 3157.
                           Das Gewicht der Kessel mit Rohren, Pumpen, Rauchfängen, Schornsteinen und allem
                              									Zubehör im Kesselraum ist angegeben zu
                           
                              
                                 
                                 90,8 t
                                 
                              
                                 Wasser in den Kesseln
                                 17,4 t
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 108,2 t
                                 
                              
                           d.h. für die indicirte Pferdekraft = 34,3 k.
                           Die Kreuzer Typ Kassorsky, von denen etwa 10 Stück in
                              									den letzten Jahren von Schichau in Elbing gebaut
                              									wurden, sind Schiffe von 400 t Deplacement und haben eine dreifache
                              									Expansionsmaschine von 600 mm Hub, 690 bis 1120 bis 1680 mm Cylinderdurchmesser und
                              									nur 2 Locomotivkessel in 1 Kesselraum mit 1 Schornstein. Der Dampfdruck beträgt 12
                              									at, Umgangszahl 250 und Leistung der Maschine dabei 3500 indicirte . Die
                              									Kassorsky-Maschinen wiegen nun ganz complet, Maschine mit Kesseln, Kesselwasser,
                              									Wellenleitung und Schraube, allen Hilfsmaschinen, Floorplatten, Inventar und
                              									Reservetheilen, alles in allem 112,7 t, also für die indicirte Pferdekraft 32,2 k,
                              									d.h. bei Thornycroft wiegen bei gleicher Leistung die
                              									Kessel allein mehr, als bei Schichau Maschinen und
                              									Kessel u.s.w. alles zusammen.
                           Der von den Erfindern der Wasserrohrsysteme stets angeführte Vorwand der grösseren
                              									Leichtigkeit ihrer Kessel scheint hiermit gründlich widerlegt. Die Kessel bei Typ
                              										Kassorsky mit Wasser und allem Zubehör in dem
                              									Kesselraum wiegen nur 19,2 k für die indicirte Pferdekraft.
                           Der Kohlenverbrauch auf dem Geiser wird bei voller Kraft
                              									und etwa 1 Zoll Druck des Ventilatorgebläses zu 1,87 Pfd. engl. = 0,9 k für die
                              									Pferdekraft angegeben, während er bei Kassorsky-Maschinen unter gleichen Umständen
                              									nicht über 0,75 k beträgt.
                           Der Platz, welchen die 8 Wasserrohrkessel mit ihren Heizräumen im Schiffe einnehmen,
                              									wird wahrscheinlich 2- bis 3 mal so gross sein als der für die Schichau'sche Locomotivkesselanlage nöthige Raum. Die
                              									Rohrkessel bauen sich ausserdem hoch auf, sind schwer unter der Wasserlinie
                              									oder unter Deck bei kleineren Schiffen unterzubringen und werden durch jede
                              									einschlagende leichte Geschützkugel zerstört, während der starke Locomotivkessel,
                              									wie aus directen Versuchen nachgewiesen ist, einer Beschiessung mit
                              									Hotchkiss-Geschützen erfolgreich Stand hält.
                           Die Meinung von der grösseren Betriebssicherheit und geringeren Explosionsgefahr der
                              									Wasserrohrkessel hat sich leider auch nicht bestätigt, wenigstens weisen auf dem
                              									Lande die statistischen Berichte der verschiedenen ganz unparteiischen
                              									Kesselrevisionsvereine fast das Gegentheil nach (vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. 36 S. 1226).
                           Die Mode der Wasserrohrkessel, welche auf dem Lande bereits zu weit gegangen ist,
                              									wird sich hoffentlich nicht in die Marine zum Schaden des Betriebes einführen.
                           Die guten Seiten und Eigenschaften des Wasserrohrkessels wird kein verständiger
                              									Ingenieur verkennen, denselben aber unter allen Umständen als das Heil zu
                              									betrachten, kann nur Verblendung sein und den wirklichen Fortschritt auf dem Gebiete
                              									des Dampfkesselbaues nur hindern. (Industrielle Beilage der
                                 										Petersburger Zeitung.)
                           
                        
                           Waschplatte aus Glas.
                           Die bisher gebräuchlichen Waschplatten (sogen. Rumpeln) sind bekanntlich aus
                              									geripptem oder gewelltem Blech hergestellt. Dieselben leiden an dem Uebelstande,
                              									dass sie nur in unvollkommener Weise gereinigt werden können und häufig Sprünge oder
                              									Risse bekommen, welche die Wäsche beschädigen.
                           Gegenstand eines österreichisch-ungarischen Privilegiums vom 23. October 1889 von S. Reich und Co. in Wien sind Waschplatten aus Glas,
                              									welchen die erwähnten Nachtheile nicht anhaften. Genannte Firma hat zwei Arten
                              									Waschplatten dargestellt, die ersteren bestehen aus einer starken Glasplatte mit
                              									halbkugelförmigen Erhöhungen, die andere Waschplatte besteht aus einer auf beiden
                              									Seiten gewellten starken Glasplatte. Die Erhöhungen, welche an der Platte angebracht
                              									sind, um eine reibende Wirkung auf die Wäsche auszuüben, können beliebige Gestalt
                              									besitzen; am vortheilhaftesten sind die halbkugelförmigen Vorsprünge, da diese die
                              									Wäsche am meisten schonen. Die Erhöhungen können auf einer oder auf beiden Seiten
                              									der Glasplatte angeordnet sein.
                           
                        
                           Das galvanische Law-Element.
                           Nach einer ihm von Gebr. Shippey zugesandten Probe
                              									beschreibt Electrician, 1892 Bd. 30 * S. 108, die
                              									bereits in D. p. J. 1892 283
                              									* 300 (vgl. dazu auch noch 1886 260 570 und 1888 269 95) erwähnte amerikanische Law-Battery. Das nebenstehend abgebildete Ende der Elektroden eines
                              									solchen galvanischen Elementes lässt die Anordnung derselben erkennen. Das Element
                              									besteht hiernach aus einem gewöhnlichen Zinkstabe und zwei geschlitzten
                              									Hohlcylindern aus Kohle oder aus einem Gemenge. Ein Ebonitdeckel schliesst am oberen
                              									Ende das Gefäss mit keilförmigem Schluss. Diese Anordnung bezweckt anscheinend die
                              									Ausnutzung einer grösseren Kohlenfläche.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 287, S. 120
                              
                           
                        
                           Bücher-Anzeigen.
                           Bericht des vom österreichischen
                                 										Ingenieur- und Architekten-Vereine eingesetzten Comités zur Aufstellung von
                                 										Typen für Walzeisen, erstattet von Buberl,
                              									Inspector der österreichischen Nordbahn. Wien. Verlag des österreichischen
                              									Ingenieur- und Architekten-Vereins, Eschenbachgasse 9. 5 M.
                           Das Werk enthält auf 33 Tafeln etwa 400 Walzeisenquerschnitte in wirklicher Grösse,
                              									17 Tabellen mit den zur Berechnung geeigneten Zahlenangaben und die erforderlichen
                              									Erläuterungen. Für die Walzwerke und für die mit statischen Constructionen
                              									beschäftigten Ingenieure sind die hier gebotenen Angaben von gleich hohem
                              									Werthe.
                           Eine Strassenbahn mit Zahnstrecken
                                 										(St. Gallen-Gais). Mitgetheilt von A. Goering.
                              									Berlin. W. Ernst und Sohn. Sonderabdruck aus dem Centralblatt der Bauverwaltung. 8 Quartseiten.