| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 143 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Spiritus-Bunsenbrenner.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 143
                              Spiritus-Bunsenbrenner.
                              
                           G. Barthel in Dresden construirte einen Bunsenbrenner
                              									für Spiritus. Derselbe besteht aus einem starkwandigen Rohr, welches unten in einem
                              									eisernen Fuss endigt und durch eine wagerechte Zwischenwand CD in zwei Theile getheilt ist. Der untere Theil, welcher mit einem
                              									Metallkörper M dicht ausgefüllt ist, dient als
                              									Verdampfungsraum des Spiritus, welcher durch die seitliche, mit einem Holzgriff
                              									versehene Röhre H aus einem höher gelegenen Behälter
                              									durch einen Metallschlauch zugeführt wird. In dem Zwischenstück CD befinden sich zwei senkrechte Bohrungen und eine
                              									wagerechte. In letztere passt eine Schraubenspindel NRS, mittels welcher der Uebertritt des Spiritusdampf es aus dem unteren
                              									Verdampfungsraum in den oberen Theil, den Verbrennungsraum, und somit auch die
                              									Flamme regulirt wird. Nahe über der Zwischenwand befinden sich die Löcher zur
                              									Luftzuführung; in der Mitte des oberen Theiles der Röhre ist ein Drahtnetz
                              									eingeschoben, um ein ruhiges Brennen der Flamme zu erzielen. Der obere Theil des
                              									Brenners dient also zur Erzeugung der Flamme und zur Uebertragung eines Theiles der
                              									Flammenwärme auf das untere Rohr.
                           
                           Will man den Brenner in Benutzung nehmen, so lässt man durch Oeffnen der
                              									Regulirschraube etwas Spiritus in die über dem Fuss angebrachte Rinne treten und
                              									entzündet denselben, um den im unteren Rohr befindlichen Spiritus zu verdampfen. In
                              									dem Maasse, als der erzeugte Spiritusdampf in den oberen Theil entweicht, fliesst
                              									Spiritus aus dem Behälter nach. Sobald der Brenner angewärmt ist, was etwa 1½
                              
                              									Minuten in Anspruch nimmt, brennt die erzielte Flamme so lange, als Spiritus in dem
                              									Behälter ist. Die ruhig brennende blaue Flamme besitzt eine höhere Temperatur als
                              									die Bunsenflamme. Durch Auswechseln des engmaschigen gegen ein weitmaschiges
                              									Drahtnetz entsteht eine brausende Gebläseflamme, welche sich zum Biegen und
                              									Schmelzen starker Glasröhren u.s.w. eignet.
                           Der zum Patent angemeldete Brenner wird in zwei Grössen angefertigt, welche in der
                              
                              									Wirkung 2 und 4 Bunsenbrennern gleichkommen. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892 Bd. 16 S. 1106.)
                           
                        
                           Das Bohrloch zu Dover.
                           Dasselbe wurde nach Lorieux ausgeführt, um den
                              									Zusammenhang der Kohlenflöze des Festlandes mit denen Englands nachzuweisen.
                              									Dasselbe ist nach englischen Maassen 1630' (588 m) tief und hat bei 1136' Tiefe eine
                              									2' 6'' starke Kohlenschicht mit einer Sandsteineinlagerung von 1' Stärke
                              									durchstossen; ferner bei 1200' eine Lage von 6'', bei 1229' eine 2' starke, auf
                              									Schiefer liegende Kohlenbank, bei 1277' eine 2' mächtige Ablagerung, bei 1312' eine
                              									Schicht von 1' 3'', bei 1433' = 1', bei 1456' = 2' 6'', bei 1549' einen
                              									Kohlenschmitz, bei 1570' = 2' 3'', bei 1746' = 2' 9'' und bei 1831' Lochtiefe ein
                              									Flöz von 1' 8'' Stärke. Man hat also zusammen 16' 11'' = 4,97 m Kohlen durchteuft.
                              									Die Schichten liegen deutlich horizontal und die Kohlen gleichen den fetten
                              									belgischen von Mons, nicht den offenbar älteren Magerkohlen von Marquise. Zwischen
                              									Dover und Bristol ist das Terrain auf etwa 258 km Länge noch nicht untersucht,
                              									während auf französischer Seite zwischen Thérouanne und Calais noch ungefähr 37 km
                              									unbekannt sind. (Nach Annales des Mines 1892, durch Berg- und Hüttenzeitung.)
                           
                        
                           Darstellung von reinem Chloroform aus
                              									Salicylid-Chloroform.
                           Bei seinen Untersuchungen über die Salicylide und Homosalicylide (Ber. 25; 3506), welche sich bilden bei Behandlung der
                              									Salicylsäure bezieh. der Homosalicylsäuren mit Phosphoroxychlorid, fand R. Anschütz, dass die genannten Körper sich mit
                              									Chloroform zu ausgezeichnet krystallisirenden Verbindungen vereinigen.
                           In den Salicylid-Chloroform \left[\mbox{C}_6\mbox{H}_4\,\left<\right\,{{(1)\mbox{CO}}\atop{(2)\mbox{O}}\ \ }\right]_4\,.\,2\,\mbox{CHCl}_3 und o-Homosalicylid-Chloroform \left[\mbox{CH}_3(3)-\mbox{C}_6\mbox{H}_3\,\left<\right\,{{(1)\mbox{CO}}\atop{(2)\mbox{O}}\ \ }\right]_4\,.\,2\,\mbox{CHCl}_3 ist
                              									das Chloroform nur lose gebunden; es entweicht bei gelindem Erwärmen; es spielt
                              									dieselbe Rolle wie das Krystallwasser in so vielen Salzen und ist demnach als
                              									Krystallchloroform aufzufassen.
                           Da beide Krystallchloroformverbindungen fast zu einem Drittel – 33,24 Proc. bezieh.
                              									30,8 Proc. – aus Chloroform bestehen, sich in geschlossenen Gefässen lange
                              									aufbewahren lassen und ausserdem leicht darzustellen sind, so macht Verfasser darauf
                              									aufmerksam, dass man die erwähnten Substanzen zur Darstellung von reinem Chloroform
                              									verwenden könne, um so mehr, da die gleichen Mengen von Salicylid oder
                              									o-Homosalicylid immer wieder benutzt werden können, um neue Mengen reines Chloroform
                              									zu bereiten. Man braucht zu diesem Zwecke die Salicylide nur mit überschüssigem
                              									Chloroform zu kochen, oder sie 24 Stunden mit Chloroform bei gewöhnlicher Temperatur
                              									in Berührung zu lassen. Keine der das Chloroform verunreinigenden Substanzen vermag
                              									mit Salicylid oder Homosalicylid zusammen zu krystallisiren.
                           Dabei kann man das Chloroform in Gestalt von Salicylid-Chloroform oder
                              									o-Homosalicylid-Chloroform beliebig lange unverändert aufbewahren, während freies
                              									Chloroform allmählich immer phosgenhaltig wird. Durch einfaches Erhitzen der
                              									Chloroform-Salicylide könnte man also unmittelbar vor der Verwendung unter
                              									Gewährleistung völliger Reinheit Chloroform darstellen. (Nach Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1892
                              									Bd. 25 S. 3512.)
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung harter und abwaschbarer
                              									Gypsgegenstände.
                           Um Gypsgegenstände zu härten und abwaschbar zu machen, verfährt Axel Schleisner in Kopenhagen auf folgende Weise:
                              									Gebrannter Gyps oder Mischungen desselben mit anderen Körpern werden mit einer
                              									Lösung von Ammoniumtriborat angerührtund nach dem Giessen erhärten gelassen,
                              									oder die aus Gyps auf gewöhnliche Weise hergestellten oder denselben enthaltenden
                              									Gegenstände werden mit der erwähnten Lösung getränkt. Die Lösung von
                              									Ammoniumtriborat wird erhalten durch Auflösen von Borsäure in warmem Wasser und
                              									Hinzusetzen der nach der Formel (BO3)3H8NH4 berechneten Menge von Ammoniak. Das
                              									Ammoniumtriborat bildet sich nur bei Temperaturen über 30° und ist in Wasser sehr
                              									leicht löslich. (D. R. P. Kl. 80 Nr. 65271 vom 31. October 1891.) Ein anderes
                              									Verfahren, um Gypsgegenstände zu härten und politurfähig zu machen, besteht nach Carl Funk in Charlottenburg darin, dass man gebranntes
                              									Gypsmehl mit wasserfreien oder wasserarmen Flüssigkeiten (Kohlenwasserstoffe – Erdöl
                              									– Alkohol) oder mit concentrirten Salzlösungen, denen Gyps bei kurzer Einwirkung
                              									kein Wasser entziehen kann (Chlormagnesium, Chlorcalcium), entweder schwach
                              									anfeuchtet und trocken presst, oder in breiiger Form durch filterpressenartige
                              									Vorrichtungen in Formen verdichtet. Das Abbinden der Masse wird erst nachher durch
                              
                              									reines Wasser oder wässerige Lösungen der bekannten Härtemittel bewirkt (D. R. P.
                              									Kl. 80 Nr. 65263 vom 17. September 1891).
                           
                        
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                                 										Gegenwart in botanischer, chemischer, technischer und juridischer
                              									Beziehung, unter Benutzung der Arbeiten von v.
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                           Die im Centralblatte der Bauverwaltung veröffentlichten amtlichen Vorschriften liegen
                              									hier in einer für den Actengebrauch geeigneten Grösse vor.
                           Aus der Gasmotoren-Praxis.
                              									Rathschläge für den Ankauf, die Untersuchung und den Betrieb von Gasmotoren von G. Lieckfeld. Oldenbourg, München. 67 S. 1,50
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                           Das für den praktischen Gebrauch sehr empfehlenswerthe Werkchen verbreitet sich über
                              									1) Auswahl und Aufstellung der Gasmotoren, 2) Ermittelung der Leistung, 3)
                              									Bedienung, 4) Betriebsstörungen, 5) Gefahren und Vorsichtsmaassregeln, 6) Leuchtgas
                              									als Krafterzeugungsmittel, 7) Tabellen.
                           Repetitorium der Chemie. Mit
                              									besonderer Berücksichtigung der für die Medicin wichtigen Verbindungen, sowie des
                              									Arzneibuches für das Deutsche Reich, namentlich zum Gebrauche für Mediciner und
                              									Pharmaceuten von Dr. C. Arnold. 5. Auflage. L. Voss,
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                           Eine Besprechung der 4. Auflage dieses empfehlenswerthen Werkes befindet sich in Band
                              									285 S. 120, 1892, auf die wir hiermit verweisen. Die Erweiterungen der vorliegenden
                              									Auflage beziehen sich auf die Hervorhebung der im Arzneibuch für das Deutsche Reich
                              									enthaltenen Körper, auf die Reform der chemischen Nomenklatur, ferner ist die
                              									Uebersicht über die aromatischen Gruppen durch Tabellen erleichtert.
                           Lehrbuch der Experimentalphysik
                              									von Dr. E. v. Lommel. J. A. Barth's Verlag, Leipzig.
                              									643 S. 6,40 Mk.
                           
                           Die Aufgabe, die Grundlehren der Physik ohne ausgedehnte mathematische Entwickelungen
                              									allgemein verständlich darzulegen, hat der Verfasser gut gelöst. Für die Bedürfnisse
                              									der Mittel- und Hochschule sind kleiner gedruckte Abschnitte hinzugefügt, welche die
                              									wichtigsten mathematischen Entwickelungen enthalten, jedoch geht der Verfasser nicht
                              									über die Elementarmathematik hinaus. Auch für den Selbstunterricht wird sich das
                              									Buch brauchbar erweisen.