| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 287 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Darstellung von metallischem Uran, Mangan und Chrom.
                           Da in neuerer Zeit die Darstellung von Metallen, wie Magnesium und Aluminium, auf
                              									elektrolytischem Wege mit Erfolg durchgeführt worden ist, hat Moissan dieses Verfahren auch auf Metalloxyde
                              									angewendet, welche nach den früheren Methoden nur sehr schwer zu reduciren waren. In
                              									einem aus Kalk hergestellten, durch einen kräftigen, elektrischen Schliessungskreis
                              									heizbaren Ofen wird dabei in eine Vertiefung Magnesia gebracht, welcher Stoff sich
                              									bei allen Versuchen als unreducirbar erwies, darauf der aus Retortenkohle bestehende
                              									Schmelztiegel gestellt und mit der Mischung von Kohle und dem zu reducirenden
                              									Metalloxyd beschickt. Ist das Metall flüchtig, so lässt man durch den Ofen
                              									Wasserstoffgas strömen und condensirt die Dämpfe in einer gekühlten Vorlage.
                           Um das Uran darzustellen, wird reines salpetersaures Uranoxyd stark gebrannt. Man
                              									erhält dadurch eine röthliche Mischung von Uran-Sesquioxyd und dem Oxyd U3O4, welche mit
                              									einem leichten Ueberschuss an Kohlepulver gemischt und fest in den Kohlentiegel
                              									eingedrückt wird. Setzt man die Mischung nun der Wirkung des durch einen Strom von
                              									450 Ampère und 60 Volt erzeugten Schliessungskreises aus, so erfolgt in kurzer Zeit
                              									eine vollständige Reduction; binnen 12 Minuten bildet sich ein Metallkönig von 0,2
                              									bis 0,22 k Gewicht. Derselbe hat glänzenden Bruch und grosse Härte; wirft man ihn
                              									auf Porzellan oder, schüttelt seine Stücke in einer Glasflasche, so entstehen durch
                              									Verbrennung einzelner Partikelchen hell leuchtende Funken. Das so dargestellte
                              									Metall enthält 5 bis 13,5 Proc. Kohle, je nach der dem Erze zugesetzten Kohlenmenge,
                              									sonst aber keinen anderen Körper; dasselbe zersetzt bei gewöhnlicher Temperatur
                              									langsam das Wasser, und sein Schmelzpunkt liegt bedeutend höher als der des
                              									Platins.
                           Zur Erzeugung von metallischem Mangan wird Manganoxydul mit Kohle gemischt und
                              									elektrisch erhitzt. Bei Anwendung von 300 Ampère und 60 Volt ist die Reduction nach
                              									5 bis 6 Minuten, bei 100 Ampère und 50 Volt in 10 bis 15 Minuten beendet und am
                              									Boden des Schmelztiegels findet sich ein 0,1 bis 0,12 k schwerer Kuchen von
                              									Kohlemangan. Bei vorhandenem Ueberschuss an Kohle beträgt der Gehalt des Metalles an
                              									letzterer 6,3 bis 14,6 Proc. bei einem Ueberschuss an Oxyd sinkt derselbe auf 4 bis
                              									5 Proc. und das Metall erhält sich dann in offenen Gefässen lange unverändert,
                              									während es bei grösserer Beimengung von Kohle in feuchter Luft bald zersetzt wird.
                              									Kleine in Wasser gelegte Stücke ändern ihre Beschaffenheit binnen 24 Stunden, indem
                              									sie ein Gemenge von Wasserstoff und Kohlenwasserstoff entwickeln.
                           
                           Auch Nickel- und Kobaltoxyd werden im elektrischen Ofen schnell reducirt; man
                              									erhielt Nickel mit 6,2 bis 13,5 Proc. Kohlenstoff und aus einem mit wenig Kohle
                              
                              									gemischten Erz Kobalt mit 0,726 bis 0,741 Proc. Kohlenstoff.
                           Das Chrom betreffend, ist die Reduction des Sesquioxydes dieses Metalles durch Kohle
                              									bekanntlich viel schwieriger als die des Manganoxyduls. Im elektrischen Ofen
                              									erfordert dieselbe nur 8 bis 10 Minuten bei einem Strom von 350 Ampère und 50 Volt.
                              									Das Oxyd wird dazu wieder stark gebrannt und mit Kohle gemischt; es ergibt sich ein
                              									glänzender, vollkommen geschmolzener Regulus von 0,1 bis 0,11 k. Bei 30 Ampère und
                              									50 Volt wird noch 0,1 k Metall in 30 bis 40 Minuten dargestellt. Je nach der in der
                              									Beschickung befindlichen Kohlenmenge enthält das gewonnene Chrom 8,6 bis 11,9 Proc.
                              									Kohlenstoff. Dasselbe adhärirt am Tiegel. Es kann raffinirt werden, indem man das
                              									Rohproduct in grobe Stücke zertheilt, in den sorgfältig mit Chromoxydpulver
                              									ausgeschlagenen Kohletiegel bringt, mit demselben Pulver bedeckt und endlich von
                              									Neuem der Hitze aussetzt.
                           Das angegebene Verfahren liefert in kurzer Zeit eine ziemliche Menge Chrom und wäre
                              									bei vorhandener Wasserkraft billig durchzuführen, indem die bei den Versuchen
                              									benutzte dynamoelektrische Maschine nur 1200 Francs kostete. Zu demselben kann nicht
                              									nur das Sesquioxyd des Chroms, sondern auch die natürlich vorkommende Verbindung
                              									FeO, Cr2O3 verwendet
                              									werden, welche eine geschmolzene, vollkommen homogene Legirung von Chrom und Eisen
                              									ergibt, deren Chrom leicht in Chromat umzuwandeln ist, indem man die grob gepulverte
                              									Legirung in ein Bad von geschmolzenem salpetersauren Kali oder Natron bringt, wobei
                              									unlösliches Eisen-Sesquioxyd und chromsaures Alkali entsteht, das in Wasser löslich
                              									ist und durch Krystallisation rein dargestellt werden kann. (Oesterreichische Berg- und Hüttenzeitung.)
                           
                        
                           Elektrische Transmission in der Waffenfabrik zu
                              									Herstal.
                           Während der Hauptmann Leneveu als der ersten einer den
                              									elektrischen Strom in den Werkstätten zu Puteaux zu einem mehr oder weniger
                              									unmittelbaren Betrieb der Werkzeugmaschinen verwendet hat, ist Léon Castermans in der kürzlich zu Herstal in Belgien
                              									angelegten Waffenfabrik darin noch weiter gegangen. Nach der Julinummer der Revue Universelle des Mines hat die Revue Industrielle, 1892 S. 337, über die von der Société internationale d'électricité ausgeführte Anlage
                              									Folgendes mitgetheilt.
                           Der Kraftbedarf für die Werkstätten war auf
                           
                              
                                 108 
                                 für
                                 9
                                 Wellen
                                 zu
                                 12 
                                 
                              
                                   32 
                                 „
                                 2
                                 „
                                 „
                                 16 
                                 
                              
                                   60 
                                 „
                                 2
                                 „
                                 „
                                 30 
                                 
                              
                                 100 
                                 Verlust im Motor und den Transmissionen
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 300 
                                 geschätzt worden.
                                 
                              
                           Da für die elektrische Beleuchtung noch 110  nöthig waren, kam man
                              									schliesslich auf die Wahl einer Maschine von 500 . Nach gründlicher Prüfung
                              									verwarf man Zwischenwellen, Riemen und Seile und entschied sich für eine Dynamo von
                              									500 , gekuppelt mit der Dampfmaschine, welche mit 66 Umdrehungen läuft. Die
                              									Stromerzeugerin liefert den Strom an zwei Motoren, welche ihrerseits durch Riemen
                              									die Zwischenwellen treiben und für alle Arbeitsansprüche ausreichen. Die Kraft der
                              									Motoren übersteigt die als nothwendig erkannte um 25 bis 30 Proc. und ihre Leistung
                              									ist vom Erbauer zu 87 bis 89 Proc. gewährleistet. Von der am Kolben der
                              									Dampfmaschine gemessenen Leistung werden etwa 70 Proc. an den Transmissionswellen
                              									wiedergewonnen. Die Verluste betragen:
                           
                              
                                   6
                                 Proc.
                                 Arbeit beim Leergange des Dampfmotors
                                 
                              
                                 10
                                 „
                                 Verlust in dem Stromerzeuger
                                 
                              
                                   2
                                 „
                                      „      „  den Leitern
                                 
                              
                                 12
                                 „
                                      „      „    „   Dynamomotoren
                                 
                              
                                   2
                                 „
                                      „      zwischen der Achse des Motors
                                 
                              
                                 
                                 
                                 und der Transmissionswelle
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                                 
                              
                                 30
                                 Proc.
                                 
                                 
                              
                           Als Vorzüge der elektrischen Transmission betont L.
                                 										Castermans: Einfachheit der Maschinen und sicheren Gang; Wegfall der
                              									Betriebsunterbrechungen und Unfälle zufolge der Beseitigung der Riemen, Seile,
                              									Rollen u.s.w.; beträchtliche Verminderung der bewegten Massen; leichtere
                              									Aufstellung; höhere Leistung; die Unabhängigkeit der Transmissionswellen gestattet
                              									nach Belieben Loslassen, Aufhalten, Geschwindigkeitsänderungen ohne Uebelstände;
                              									endlich erfordert die spätere Ausdehnung der Werkstätten keine Veränderung der
                              									bereits vorhandenen.
                           
                        
                           Eagar und Milburn's galvanische Batterie.
                           Für H. T. Eagar in Canterbury (Kent) und R. P. Milburn in Newcastle-on-Tyne ist in England unter
                              									Nr. 6924 vom 5. Mai 1890 eine galvanische Batterie für Sicherheitslampen
                              									patentirtworden. Ein Element mit zwei Flüssigkeiten wird gebildet durch eine
                              									Aluminiumplatte, welche in eine Lösung von Chlorammonium in Salzsäure eintaucht, und
                              									einen Kohlencylinder, welcher in eine Lösung von Chlornatrium in Salpetersäure, oder
                              									in letztere allein, oder in gelöstes doppelschwefelsaures Kali eintaucht. Beide
                              									Flüssigkeiten werden durch ein poröses Gefäss getrennt.
                           Ein Element mit einer Flüssigkeit derselben Erfinder enthält eine Kohlenelektrode und
                              									eine Aluminiumelektrode, welche in eine Lösung von Chlorammonium und Salzsäure in
                              									Wasser eintaucht.
                           
                        
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                                 										Jahrhunderts. Giovanni di Balduccio da Pisa und die Campionesen. Ein
                              									Beitrag zur Geschichte der oberitalienischen Plastik von Alfred Gotthold Meyer. Mit 19 Textillustrationen und 13 Vollbildern in
                              									Lichtdruck. Stuttgart. Verlag von Ebner und Seubert (Paul Neff). 1893.
                           
                           Frühere Werke über italienische Plastik waren beinahe ausschliesslich den Toskanern,
                              									als den selbständigsten und bestentwickelten der Bildhauer Italiens, gewidmet.
                              									Toskana ist ja auch der künstlerische Mittelpunkt für die Plastik Italiens. Die
                              									Geschichte der italienischen Plastik beginnt aber nicht in Toskana, sondern in
                              									Oberitalien. Ein handwerksmässiger Zug geht durch die mittelalterliche Plastik
                              									Oberitaliens, denn ihre Vertreter waren grosse, durch Werkstattraditionen und
                              									gemeinsame Schulung verbundene Künstlergenerationen; hierzu kommt noch das sehr
                              									verbreitete Princip der Arbeitstheilung.
                           Durch diese Umstände wird eine Stilkritik äusserst erschwert und ihre Resultate sind
                              									nie völlig sicher. Eine eingehende Untersuchung erlaubte es aber wenigstens, an die
                              									Spitze stilkritisch getrennter Gruppen einzelne hervorragende Künstler zu
                              									stellen.
                           Durch einen Zufall wurde Giovanni di Balduccio da Pisa als Hauptvertreter der
                              									trecentischen Plastik der Lombardei bezeichnet, obgleich er in seinem Künstler
                              									Charakter mehr den Sienesen zuneigt.
                           Die eigentlichen Meister der oberitalischen Schule sind aus der Familie der
                              									Campiglione und entstammen einem Flecken am Luganer See. Ihre Kunstweise nähert sich
                              									mehr der des deutschen Nordens als der Mittelitaliens.
                           Seit 1244 war Anselmus da Campiglione und seine Nachkommen am Dome von Modena
                              									beschäftigt. Ihre Arbeiten folgen in Anordnung und Auffassung zum Theil
                              									byzantinischen Traditionen.
                           Im Trecento waren Campionesen in Bergamo, Brescia, Mailand und Verona beschäftigt.
                              									Ihre nationale oberitalienische Kunstweise wird realistischer im romanischen Stil
                              									(Ugo da Campiglione); darauf treten Vermittelungen zur Gothik ein (Giovanni da C.).
                              									Später wirkt Bonino da C. mehr auf malerischen Effect hin, während Matteo und
                              									Giovanni im spätgothischen Stil arbeitend unter deutschem Einfluss mehr einem
                              									innerlichen Realismus sich zuneigen.
                           Die Campionesen sind wohl die besten Vertreter der Gothik, die in Italien den Strom
                              									klassischer Ueberlieferungen gehemmt hat.
                           Nachdem in der ersten Hälfte des Quattrocento die Kraft der oberitalienischen
                              									Bildhauerschule gelähmt erscheint, kam sie später durch die grosse Künstlerfamilie
                              									der Lombardi oder richtiger Solari aus Casate im Comasker Gebiet zu erneuter Blüthe.
                              									Diese Künstler sind Hauptvertreter der Renaissance in Oberitalien, sie kamen als
                              									Wanderkünstler sogar bis über Rom hinaus.
                           Das Meyer'sche Werk ist an der Hand eines sorgfältigen
                              									Studiums der in Betracht kommenden Kunstwerke und benutzbaren Quellenschriften
                              									entstanden, es trägt in klarer Weise die Ergebnisse der Forschungen vor und kann als
                              									ein sehr erwünschter und zweckdienlicher Beitrag zur Geschichte der Plastik in
                              									Oberitalien angesehen werden. Die schwere Aufgabe, das meist sehr ungenügend
                              									beglaubigte Material stilkritisch zu untersuchen, ist sehr gewissenhaft
                              									behandelt.
                           Das Buch kann daher jedem, der sich für die italienische Plastik des 14. Jahrhunderts
                              									interessirt, mit Recht empfohlen werden. Zum besseren Verständniss tragen die guten
                              									Autotypien im Text, sowie die zum Theil ausgezeichneten Lichtdrucktafeln wesentlich
                              									bei.