| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 23 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Herstellung plastischer Gegenstände aus Papierstoff.
                           Die Bestandtheile, nämlich 40 Proc. Papierschnitzel, 20 Proc. Harzseife, Leim oder
                              									Stärke, 20 Proc. Thon und 20 Proc. Mehl werden gemischt in einen Knetapparat
                              									eingetragen, den sie in Form einer dünnen Tafel verlassen. Diese plastischen Tafeln
                              									werden mittels elastischer Stempel oder Patrizen in Formen oder Matrizen von Gyps
                              									oder Metall gepresst. Wenn der Stempel entfernt ist, wird ein Blatt nassen
                              									langfaserigen Papiers auf die gepresste Masse gelegt und durch erneute Anwendung des
                              									Stempels mit der plastischen Masse verbunden. Diese Verbindung mit Papier soll
                              									Abschälen und Abfallen von Theilchen verhindern, also die Masse zusammenhalten. Der
                              									elastische Stempel wird folgendermaassen hergestellt: Man füllt die nicht polirte
                              									Gypsform mit Wasser, in welchem Thon suspendirt ist, und rührt einige Zeit um. Der
                              									trockene Gyps saugt das Wasser auf, der Thon lagert sich auf der Form ab, und das
                              									überschüssige Wasser wird abgegossen. Nach kurzem Trocknen wird diese Verrichtung
                              									wiederholt und damit fortgefahren, bis die Thonablagerung die Dicke des
                              									herzustellenden plastischen Gegenstandes erreicht hat. Dann wird die Oberfläche des
                              									abgelagerten Thons polirt, mit Oel bestrichen und der hohle Theil mit Tischlerleim
                              									gefüllt. Dieser Leim bildet die elastische Patrize. Um den Thon aus der Form zu
                              									entfernen, braucht man ihn nur vollkommen austrocknen zu lassen, er zieht sich
                              									zusammen und schält sich von selbst ab. (Papierzeitung,
                              									1893 S. 3102.)
                           
                        
                           Schutz für Draht- und Hanfseile.
                           Von Mitteln und Verfahren, die geeignet sind zu vorstehend angeführtem Schütze,
                              									bringt die Deutsche Techniker-Zeitung folgende
                              									Uebersicht:
                           A) für Drahtseile: 1) Graphit wird in Talg gekocht und die entstandene butterähnliche
                              									Schmiere mit einer Bürste auf das Drahtseil aufgetragen. Je nach der Inanspruchnahme
                              									des letzteren und den örtlichen Verhältnissen ist diese Einschmierung alle 3 bis 6
                              									Wochen zu wiederholen; sie schützt gut vor Rost und verhindert sowohl das Abscheuern
                              									des Seiles an den Seilscheiben als auch eine Reibung der Drähte unter einander, denn
                              									die Schmiere findet ihren Weg auch in die kleinsten Zwischenräume. 2) Rohes Leinöl
                              									wird mit Holztheer gemischt und auf das Drahtseil gebracht. Dieser Anstrich bildet
                              									eine schützende Oberfläche und bewahrt das Seil vor Rost und vorzeitiger Abnutzung.
                              									3) Um Seile unter Wasser oder unter der Erdoberfläche zu erhalten, ist folgendes
                              									Mittel anzuwenden: 35 l gelöschter Kalk werden mit 50 bis 60 l mineralischem oder
                              									vegetabilischem Theer gemischt und gekocht. Das Gemisch wird heiss auf das Seil
                              									gebracht. – B) für Hanfseile. Um Hanfseile, deren Haltbarkeit in feuchter, dumpfiger
                              									Atmosphäre stark beeinträchtigt wird, für alle Fälle dauerhaft zu erhalten,
                              									empfiehlt es sich, dieselben in folgender Weise zu imprägniren: 1) Auf je 1 l Wasser
                              									werden 100 g Seife gelöst und dann das trockene Seil durchgezogen, worauf es
                              									getrocknet wird. Dann folgt ein Anstrich von dünnem heissen Theer, nach welchem das
                              									Seil noch zum Trocknen der Luft ausgesetzt wird. 2) Auf je 1 l Wasser werden 150 g
                              									Kupfervitriol gelöst und das trockene Seil etwa 4 Tage in dieser Lösung gelassen,
                              									nach welcher Zeit es getrocknet und alsdann noch mit einem Theeranstrich versehen
                              									wird.
                           
                        
                           Ausnutzung von Sand- und Schmirgelpapier.
                           Als ein Mittel, Schleifpapier vortheilhaft auszunutzen, hat (nach der Badischen Gewerbezeitung) die deutsche Fachschule für
                              									Drechsler und Bildschnitzer in Leipzig ausfindig gemacht, je zwei Bogen des
                              									betreffenden Papiers mit den Rückseiten zusammen zu leimen. Das Papier bekommt
                              									hierdurch bedeutenden Halt und ist bis auf die äussersten Ecken verwendbar. Ist es
                              									beim Gebrauch durch die Wärme und Feuchtigkeit der Hände erweicht, so lässt man es
                              									wieder trocknen, worauf es abermals bis zu seiner vollständigen Abnutzung zu
                              									gebrauchen ist. Damit die Bogen durch das Zusammenleimen sich nicht rollen, werden
                              									sie unter leichtem Druck zwischen zwei Bretter gespannt.
                           
                        
                           Wasserglasanstrich eiserner Oefen.
                           Von der Voraussetzung ausgehend, dass schwarze eiserne Oefen sich nicht für hübsch
                              									tapezierte oder gemalte Zimmer eignen, hat man versucht, eiserne Oefen mit
                              									Wasserglasfarben anzustreichen, zu bronziren und zu vergolden. Viele derartige
                              									Versuche missglückten, da man die Natur des Wasserglases nicht eingehender studirt
                              									hatte. – Director Krätzer, Chemiker in Leipzig, hat
                              									neuerdings nach dieser Richtung hin Versuche angestellt, die zu günstigen
                              									Ergebnissen geführt haben und die nun durch das Gewerbeblatt
                                 										aus Württemberg veröffentlicht werden. Als Farben kann man nehmen für
                              									Weiss: Bleiweiss, schwefelsauren Baryt, Zinkweiss; für Gelb: chromsauren Baryt,
                              									Ocker, Uranoxyd; für Grün: grünes Chromoxyd, Kobaltgrün, grünes Ultramarin; für
                              									Blau: Ultramarinblau; für Gelbbraun: Cadmiumoxyd; für Braun: Englisch Roth (Caput
                              									mortuum), braunes Manganoxyd, gebrannte Terra di Siena; für Roth: die rothen
                              									Eisenfarben und Chromroth. Alle diese Farben müssen feucht mit warmem weichem Wasser
                              									(am besten destillirtem Wasser oder reinem Regenwasser) und verdünntem 33gradigen,
                              									schwefelfreiem Wasserglase vermengt werden. Zweckmässig ist es, auf 1 Th.
                              									Natronwasserglas 2 Th. warmes weiches Wasser zu verwenden. Um die Farben zu heben,
                              									kann man 5 g Bronzepulver auf ¼ l Wasserglas, mit weichem Wasser verdünnt, nehmen. – Sollen grobe
                              									Erdfarben Benutzung finden, so bearbeitet man sie in einem Geschirre mit einem Stück
                              									Holz und rührt sie in möglichst wenig weichem Wasser ab, damit sich die Farbe durch
                              									und durch anfeuchtet. Je besser die Farbe durchgearbeitet ist, ohne jedoch flüssig
                              									zu sein, desto besser vermischt sie sich mit Wasserglas und man ist dem Gerinnen
                              									derselben nicht ausgesetzt. Stets ist es anzuempfehlen, Farbe und Wasserglas
                              									abzuwägen, um das richtige Verhältniss zu ermitteln; auch bereite man nie mehr
                              									Farbe, als innerhalb 2 bis 3 bis 4 Stunden verarbeitet werden soll. Zum Gelingen der
                              									Arbeit ist es Bedingung, dass kein Fett und keine Rostflecken an den eisernen Oefen
                              									haften. Um anhaftendes Fett zu entfernen, muss man die Oefen tüchtig heizen und
                              									mittels einer Metallkratzbürste alle Rostflecken beseitigen. Nunmehr streicht man
                              									die Oefen mit der erforderlichen Wasserglasfarbe an; ist der erste Anstrich nach 12
                              									Stunden trocken, so lässt man einen zweiten Anstrich folgen. Will man noch mehr
                              									Glanz erreichen, so kann man einen dritten Anstrich folgen lassen. – Nicht nur auf
                              									porösem Eisenguss, sondern auch auf glatt gewalztem Eisenblech sollen diese
                              									Wasserglasfarben, welche der Roth- und Weissglühhitze widerstehen, jahrelang
                              									halten.
                           
                        
                           Feuerlöschapparat Phönix.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 24 Unter der vorgenannten, nicht recht zutreffenden Bezeichnung kündigt die
                              									Firma W. Hanisch und Co. in Berlin eine Vorrichtung an,
                              									welche dazu bestimmt ist, bei ausbrechendem Schadenfeuer die rasche Kuppelung eines
                              									Schlauches mit dem Wasserleitungshahn zu ermöglichen. Zu diesem Zwecke ist eine
                              									Metallkuppelung, über die der Schlauch gestreift ist, mittels eines Kettchens an dem
                              									Hahn befestigt; die dichte Verbindung soll durch Einhaken einer zweiten Kette in den
                              									Kuppelungskörper bewirkt werden. Die Vorrichtung ist bei jeder anderweitigen
                              									Weiterleitung des Wassers zu verwenden.
                           
                        
                           Zwei neue Hähne.
                           Die Glasfabrik von Greiner und Friedrichs in Stützerbach
                              									in Thüringen fertigt nachstehende Hähne an.
                           Fig. 1 zeigt eine dem bekannten Zweiwegehahn ähnliche
                              									Construction. Der Unterschied besteht lediglich in der Anordnung der Kanäle, welche
                              									sich bei dem abgebildeten Hahnsystem kreuzen. Die Erfinder nennen daher diese
                              									Construction Kreuzweghahn. Da die senkrechte Bohrung einen todten Raum einschliesst,
                              									so ist dieser Hahn nicht für jeden Apparat verwendbar.
                           Textabbildung Bd. 291, S. 24Fig. 1.Textabbildung Bd. 291, S. 24Fig. 2.Fig. 2 ist ein Doppelhülsenhahn. Die Grundlage dieser
                              									Construction bildet ebenfalls ein Friedrichs'scher
                              									schräg gebohrter Hahn. Ueber den Stopfen sind indess 2 Hülsen geschliffen, deren
                              									Oeffnungen mit einander correspondiren. Die Abbildung zeigt den Hahn in
                              									Schlusstellung.
                           
                        
                           Wohnhäuser aus Asche.
                           Es ist schon oft versucht worden, aus der Asche von Hochofen, Puddel- und Walzwerken
                              									oder auch aus den Rückständen der Kalköfen und ähnlicher Werke Ziegelsteine
                              									herzustellen. Der geschäftliche Erfolg war mehr oder weniger von örtlichen
                              									Verhältnissen abhängig, während in technischer Hinsicht die fertig gestellten
                              									Baumaterialien meistens alle an sie zu stellenden Bedingungen erfüllten, vielfach
                              									sogar in noch höherem Grade, als man sie von Lehmziegelsteinen erwarten darf. Ueber
                              									weitere einschlägige Verwendung bringt der Bauten-Nachweis (durch Glaser's Annalen)
                              									Folgendes:
                           Es sind allerdings in einigen Gegenden schon seit Jahren aus Asche Steine für leichte
                              									Zwischenwände u.s.w. hergestellt worden, aber dass mehrstöckige Wohnhausbauten
                              									ausgeführt worden wären, darüber finden sich keine Berichte. Baumeister Wagner in Limburg a. L. hat das Geschäftshaus für sein
                              									im Bau begriffenes Kunststeinwerk ganz aus Asche erbaut. Alles Mauerwerk vom Sockel
                              									aufwärts besteht aus Asche und zwar ohne jede Sandbeimischung, auch beim Mörtel
                              									nicht. Die Etagenböden werden ebenfalls aus einem Aschenconglomerat (anstatt
                              									Holzdichtung) angelegt und das kuppelförmige Dach besteht aus einer kaum 2 bis 3 cm
                              									dünnen Schicht wetterfest präparirten Gypses. Ebenso interessant an dem Neubau ist
                              									die daran angewendete Steinhauerarbeit, welche nach des Genannten Methode aus
                              									Bruchschutt derart täuschend hergestellt ist, dass selbst Fachleute die Imitation
                              									nur schwer von natürlichem Stein unterscheiden können. Dass diese
                              									Verwerthungsmethode jeder anderen Art überlegen ist, beweist die Einfachheit und
                              									Billigkeit, wobei die Solidität nicht beeinträchtigt ist. Die oben erwähnte Anlage
                              									ist für diese Industrie in Aussicht genommen, soll als Lehrwerkstätte für auswärtige
                              									Interessenten dienen und wird ganz aus Asche und imitirtem Sandstein erbaut, wobei
                              									noch zu bemerken ist, dass neben der Verwerthung von Bruchschutt auch Erzeugung von
                              									allen harten Gesteinen mit Hochglanzpolitur aus Abfällen in dem neuen Steinwerk
                              									betrieben werden wird.
                           
                        
                           Ein neues Riesenschiff.
                           Unseren Lesern wird das Schicksal und tragische Ende des Great Eastern (1888 270 336) noch in Erinnerung
                              									sein. Ein Schiff, Gigantic genannt, das den Great Eastern an Länge noch übertrifft, ist zur Zeit
                              									auf der Werft von Belfast in der Herstellung begriffen, wo es im Auftrage der
                              									bekannten Transportgesellschaft, der White Star Line,
                              									gebaut wird. Er ist 213 m lang (Great Eastern 210),
                              									20,70 m breit (Great Eastern 25,30 m) und hat eine
                              									Maschinenleistung, die bis zu 25000  gesteigert werden kann, während Great Eastern nur etwa ⅛ dieser Leistung aufzuweisen
                              									hatte. Dieser Umstand war auch wohl der Grund seiner Unbrauchbarkeit. Für den Gigantic wird eine Geschwindigkeit von 27 Knoten (50 km
                              									in der Stunde) in Aussicht gestellt, eine Hoffnung, die wohl nicht in Erfüllung
                              									gehen wird, oder die, wenn sie zeitweise wirklich erreicht werden sollte,
                              									wirthschaftlich schwerlich durchzuführen sein wird.
                           
                        
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                           Die Festigkeitslehre. Elementares
                              									Lehrbuch für den Schul- und Selbstunterricht, sowie zum Gebrauch in der Praxis,
                              									nebst einem Anhang, enthaltend Tabellen der Potenzen, Wurzeln, Kreisumfänge und
                              									Kreisinhalte. Von R. Lauenstein. Zweite Auflage. 137 S.
                              									3 M. J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger.
                           Die Graphische Statik.
                              									Elementares Lehrbuch für technische Unterrichtsanstalten und zum Gebrauch in der
                              									Praxis. Von R. Lauenstein. Zweite Auflage. 164 S. 4 M.
                              									J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger.
                           Die vorstehenden Lehrbücher sind je ein abgeschlossenes Ganzes und bilden mit dem
                              									Leitfaden der Mechanik desselben Verfassers einen abgerundeten Lehrgang, der für die
                              									gewöhnlichen Aufgaben der Praxis ausreicht. Diese Unterrichtswerke des Verfassers
                              									sind von der Kritik einstimmig als vorzüglich anerkannt worden und haben sich im
                              									Gebrauch bestens bewährt. In der vorliegenden zweiten Auflage sind kleine Mängel
                              									beseitigt und einzelne Abschnitte zweckentsprechend umgeändert oder erweitert. Wir
                              									zweifeln nicht, dass die zweite Auflage dem Lehrgange weitere Freunde zuführen
                              									wird.
                           Templeton, H. S.,Anleitung zur Oelmalerei. Autorisirte Uebersetzung aus
                              									dem Englischen von O. Strassner. Stuttgart 1893. Paul
                              									Neff. 1,50 M.
                           Das für Anfänger und Dilettanten berechnete Buch wird sich seiner Kürze und
                              									übersichtlichen Anordnung halber gewiss auch in Deutschland Freunde erwerben. – Die
                              									englische Ausgabe hat bis jetzt 47 Auflagen erlebt, ein beredtes Zeugniss für die
                              									Brauchbarkeit des Buches.
                           Entwurf einer neuen Integralrechnung
                                 										auf Grund der Potential-, Logarithmal- und Numeralrechnung von Dr. J. Bergbohm. Zweites Heft: Die irrationalen,
                              									exponentiellen, logarithmischen und cyclometrischen Integrale. B. G. Teubner.
                              									Leipzig. 188 S.