| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 167 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber den Tod durch ElektricitätElektr. Zeitschr.,
                                    											1894..
                           Ein am 19. Mai 1892 in Innsbruck vorgekommener, durch den elektrischen Strom
                              									verursachter Todesfall gab dem Prof. Dr. Julius Kratter
                              									in Graz, welcher die Obduction des Verunglückten vorgenommen hatte, die Veranlassung
                              									für experimentelle Untersuchungen über die physiologischen und pathologischen
                              									Wirkungen von Starkstromleitungen auf den thierischen Organismus. Für die Versuche
                              									wurde theils primärer Wechselstrom von hoher Spannung (1600 bis 2000 Volt) des
                              									Elektricitätswerkes zu Innsbruck, theils transformirter Wechselstrom von verschieden
                              									hoher Spannung aus demselben Werke benutzt. Als Versuchsthiere kamen Mäuse,
                              									Kaninchen, Meerschweinchen, Hunde und Katzen zur Verwendung. Aus dem hierüber vor
                              									dem XI. internationalen medicinischen Congresse zu Rom am 31. März 1894 gehaltenen
                              									Vortrage entnehmen wir die folgenden Ergebnisse der stattgefundenen Versuche:
                           1) Meist erfolgt der Tod durch die bei Experimenten an Thieren allzeit auftretende
                              									plötzliche Hemmung der Athmung (primären Respirationsstillstand), eine
                              									Functionsstörung, die in einem Theile der Fälle auch nach dem Aufhören des Reizes so
                              									lange andauert, bis der definitive Tod durch Erstickung Asphyxie) eingetreten ist.
                              									Während der Asphyxie ist die Herzbewegung noch erhalten. Dauert der
                              									Respirationsstillstand über eine gewisse Zeit (etwa 2 Minuten) an, so tritt, wie bei
                              									der mechanischen Erstickung, secundärer Herzstillstand (Tod) ein. Nicht selten
                              									jedoch beginnt das Thier wieder spontan zu athmen und erholt sich in einiger Zeit
                              									völlig. Es werden überhaupt Thiere auch durch Ströme von hoher Spannung (1500 bis
                              									2000 Volt) nicht sicher und leicht getödtet. Die Gefährlichkeit des elektrischen
                              									Stromes für eine Thierspecies scheint von der Organisation des centralen
                              									Nervensystems abzuhängen und mit der höheren Entwicklung des Gehirnes in gleichem
                              									Maasse zuzunehmen. Dadurch würde die Thatsache ihre Erklärung finden, dass Menschen
                              									fast ausnahmslos durch Ströme getödtet werden, welche Meerschweinchen und Kaninchen
                              									auch dann nicht sicher tödten, wenn die Elektroden am Kopfe angelegt werden.
                           2) Manchmal tritt der Tod blitzähnlich durch augenblickliche Hemmung der
                              									Herzbewegung, somit durch primären Herzstillstand ein, ein Vorgang, der als
                              										„Shock“ (reflectorischer Herzstillstand) bezeichnet zu werden pflegt.
                              									Eine allmähliche Erlahmung der Herzthätigkeit (protrahirter Herztod), wie er in dem
                              									mitgetheilten Falle beim Menschen beobachtet worden ist, konnte experimentell nie
                              									erzeugt werden.
                           
                           In keinem dieser Fälle war eine anatomische Veränderung, welche den Tod zu
                              									erklären vermochte, auffindbar. Unzweifelhaft handelt es sich um feine,
                              									wahrscheinlich nur molekulare, vielleicht chemische und morphologisch gar nicht
                              									erkennbare Veränderungen in den Ganglienzellen des Respirations- und
                              									Circulationscentrums. Untersuchungen, auch diese feinsten Störungen nachzuweisen,
                              									sind noch im Gange.
                           3) In einzelnen Fällen kommt es zu mechanischen Läsionen in Form von Zerreissung der
                              									Blutgefässe der Dura oder Pia mater und zur Quetschung der Gehirnoberfläche; es
                              									bilden sich subdurale Hämatome und intermeningeale Hämorrhagien. Das Thier geht an
                              									Hirndruck mitunter erst nach vielen Stunden zu Grunde.
                           4) Die anatomische Diagnose wird gesichert durch eigenthümliche Verbrennungen an den
                              									Contactstellen und durch Blutungen, welche den Weg bezeichnen, den der Strom durch
                              									den Körper genommen hat. Diese mitunter nur capillären Blutaustretungen finden sich
                              									insbesondere an den Gefässscheiden.
                           
                        
                           Ueber die Behandlung elektrisch Betäubter.
                           Erfahrungsgemäss können Menschen, welche durch Blitzschlag oder starke elektrische
                              									Entladung in den Zustand des Scheintodes versetzt worden sind, durch Hervorrufung
                              									der Respiration auf künstlichem Wege ebenso wie scheinbar Ertrunkene wieder zum
                              									Leben gebracht werden. Ganz neuerdings hat d'Arsonval
                              									über einen merkwürdigen Vorfall dieser Art der Pariser Akademie der Wissenschaften
                              									Bericht erstattet.
                           In der elektrischen Station von Saint Denis zeigte sich durch plötzliches Funken der
                              									Maschine ein Kurzschluss in der Leitung an, worauf die Maschine angehalten wurde.
                              									Das Elektrometer, welches zwischen zwei Drähte der drei Leiter eingeschaltet war,
                              									gab 4500 Volt an, und das in den einen der beiden Drähte eingeschaltete Ampèremeter
                              									zeigte 750 Milliampère.
                           An dem Orte, wo der Unfall stattfand, wurden die drei Leiter von einer 6 m über dem
                              									Erdboden in einer Mauer befestigten Stütze getragen. Der Arbeiter, welchen der
                              									Schlag getroffen hatte, sass auf der unteren Querstange der Stütze und hielt sich
                              									mit der Hand an dem einen Leiter. Er hatte einen Telegraphendraht befestigen wollen
                              									und war mit demselben an einen der anderen Leiter gekommen. Der so geschlossene
                              									Strom war durch die Hand und das Gesäss zur Erde gegangen. Der Mann hatte also
                              									direct einen Strom von 4500 Volt mit etwa 55 Wechseln in der Secunde wahrscheinlich
                              									einige Minuten lang erhalten, und als man ihn fand, war reichlich eine Viertelstunde
                              									seitdem vergangen. Der Mann gab kein Lebenszeichen von sich und musste mit vieler
                              									Mühe von seinem Sitze herabgeholt werden, wobei wiederum wenigstens eine halbe
                              									Stunde verging. Hierauf wurde sofort durch abwechselndes Auf- und Abwärtsbewegen
                              									seiner Arme in bekannter Weise die Athmung versucht, jedoch ohne Erfolg. Man öffnete
                              									nun gewaltsam den Mund und zog abwechselnd an der Zunge, auf welche Weise die
                              									Athmung am besten wieder in Gang zu bringen ist. In der That begannen auch die
                              									Lungen sofort ihre Thätigkeit und nach 2 Stunden konnte der Mann wieder sprechen. An
                              									der rechten Hand und am Gesäss hatte er Brandwunden, jedoch keineswegs von
                              									gefährlicher Art. Im Uebrigen aber hatte er keinen Schaden erlitten. Mit Bezug
                              									hierauf meint d'Arsonval, dass die in Amerika übliche
                              									elektrische Hinrichtung doch sehr bedenklich sei.
                           
                              (Elektrotechn. Zeitschrift.)
                              
                           
                        
                           Eine Gleichstrom-Bogenlichtdynamo für 10000 Volt.
                           Die Excelsior Electric Company in Amerika hat, wie The Electrician mittheilt, eine Gleichstrommaschine für
                              									10000 Volt gebaut, welche zur Speisung von hinter einander geschalteten Bogenlampen
                              									dienen soll und eine Capacität von 200 Lampen zu 10 Ampère besitzt. Die Maschine
                              									macht 625 Umdrehungen in der Minute und leistet 10 Ampère bei 10000 Volt. Auf dem
                              									Anker sitzen 48 Spulen, deren jede aus 220 Windungen besteht; ebenso sind 48
                              									Commutatorsegmente vorhanden. Der äussere Durchmesser des Ankerringes beträgt 840
                              									mm, der innere 500 mm. Der Ring hat quadratischen Querschnitt von 170 mm Seite. Die
                              									Polstücke sind derart angebracht, dass sie behufs Besichtigung zurückgeschoben
                              									werden können. Es ist nur ein Lager vorhanden, nämlich innen zwischen Anker- und
                              									Triebrad. Das Gewicht der ganzen Maschine beträgt 7144 k. Die Regulirung der
                              									Maschine geschieht durch einen Hilfselektromotor, welcher die Bürsten je nach der
                              									Belastung verstellt. Dieser Motor wird durch einen Regulator für constanten Strom
                              									regulirt.
                           
                        
                           Herstellung von Monogrammen und anderen Verzierungen auf
                              									Schildpatt, Elfenbein und Horn.
                           Die aus diesem Material angefertigten Gegenstände werden mit Deckgrund überzogen und
                              									die Zeichnungen ausradirt, worauf man eine Lösung von 1 Theil Silber in 5
                              									Theile Salpetersäure, die durch 25 Theile Wasser verdünnt wurde, darauf bringt. Die
                              									Lösung wirkt etwa ½ Stunde darauf ein und wird während der Zeit einigemal erneuert,
                              									dann wird mittels destillirten Wassers abgewaschen und mit Fliesspapier
                              									abgetrocknet. Die Aetzungen werden nun dem Sonnenlichte ausgesetzt und nach einigen
                              									Stunden wird der Deckgrund durch Terpentinöl abgenommen; die Aetzung tritt nun in
                              									schwarzer Farbe zum Vorschein. Um statt der schwarzen Farbe eine braune zu erhalten,
                              									wendet man zum Aetzen Chlorgold an. Zu dem Zweck wird Gold in Königswasser gelöst,
                              									die Lösung so weit eingedampft, dass sie stark gelb ist, und mit der fünffachen
                              									Wassermenge verdünnt.
                           In leichter Weise lassen sich andere farbige Aetzungen erzielen, indem man zum Aetzen
                              									stark verdünnte Salpetersäure benutzt und die geschehene Aetzung durch irgend einen
                              									in Spiritus gelösten Farbstoff deckt, wozu man am besten Anilinfarbstoffe verwendet.
                              									Die Lösung von solchen Farbstoffen, wie Indigotin, Exportblau, Pariser Violett,
                              									Methylgrün, Eosin u.s.w., wird erwärmt aufgetragen und dieses einigemal wiederholt.
                              									Nach dieser Behandlung sind die Gegenstände abzuspülen und zu trocknen, worauf man
                              									den Deckgrund entfernt.
                           Nach einer anderen Ausführung unterlässt man das Abspülen nach geschehener Aetzung,
                              									da die Säure den Farbstoff in diesem Falle auf dem Gegenstand stark befestigt, wobei
                              									aber damit zu rechnen ist, dass der Farbstoff gewöhnlich etwas verändert wird. Als
                              									Aetzgrund kann eine Mischung genommen werden, die aus gleichen Theilen Wachs und
                              									Mastix zusammengeschmolzen ist, jedoch lassen sich auch andere Mischungen anwenden,
                              									so leistet z.B. ein Wachs- oder Paraffinüberzug gute Dienste, auch kann man einen
                              									durch Terpentinöl oder Spiritus leicht abnehmbaren Lacküberzug anwenden.
                           Das Eingraben der Zeichnung geschieht durch eine gewöhnliche starke Stahlnadel, der
                              									man durch Abschleifen die äusserste Spitze nimmt; die Nadel wird an passendem
                              									Holzstäbchen befestigt. Um reine Zeichnungen zu erhalten, benutzt man Schablonen und
                              									Muster von dünnem Metall oder Papier. Dieselben sind durch Wachs oder anderen Stoff
                              									auf dem Gegenstande zu befestigen und werden nach geschehener Radirung wieder
                              									abgenommen.
                           
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                           Der Verfasser sucht, gestützt auf langjährige Erfahrung, die er sich als Angehöriger
                              									der Firma Nagel und Kaemp erworben hat, der
                              									Radialturbine die Achtung wieder zu erwerben, die sie nach ihren Vorzügen vor der
                              									Achsialturbine verdienen soll.
                           Prospect über Centralheizungen mit
                                 										Selbstregulirung von E. Angrick.
                           Der Verfasser beschreibt in der für Geschäftszwecke berechneten Brochure in
                              									übersichtlicher Weise die von ihm angefertigten und gelieferten Centralheizungen mit
                              									Selbstregulirung und zwar solche für Warmwasser, Heisswasser, Niederdruck und
                              									Abdampf nebst den zugehörigen Hilfsapparaten.
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                           Wir verweisen auf die 1892 285 120 enthaltene Besprechung
                              									der 4. Auflage dieses brauchbaren Werkes, das nunmehr schon in 6. Auflage vorliegt,
                              									die, wo es nöthig erschien, ergänzt und mit einem ausführlicheren Register versehen
                              									worden ist.