| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 48 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Das Beseitigen der Kohlenstaubbildung durch
                              									Wasserberieselung.
                           Nach den auf den Zechen Hibernia in Westfalen und Camphausen im Saarbrückener Reviere
                              									erfolgten Explosionen, bei welchen der Kohlenstaub die Hauptrolle spielte, schritt
                              									man in diesen beiden Kohlendistricten beim Gewinnen der zur Staubbildung neigenden
                              									Kohlenflöze zur Wasserberieselung.
                           In Westfalen besitzen mehrere Schächte ein ausgedehntes Berieselungsnetz. Die
                              									Berieselung wird in der Weise bewirkt, dass an der obersten Sohle ein Wasserbehälter
                              									(gewöhnlich aus einer in Cement gemauerten Strecke bestehend) hergestellt und mit
                              									Wasser stets gefüllt wird. Von diesem Behälter aus führen schachtabwärts Gasrohre,
                              									welche an jeder Sohle Abzweigungen in die Querschläge, von diesen in die einzelnen
                              									Grundstrecken, Bremsberge und weiter in die einzelnen Abbaustrecken selbst,
                              									besitzen. Zur Abspritzung vor Ort werden an die Ventile der Rohrenden
                              									Kautschukschläuche befestigt, die in eine gewöhnliche Brause münden.
                           In einem Falle wird Ruhrwasser vom Tage aus (0,3 cbm in der Minute) in ein, auf der
                              									zweiten Sohle befindliches gemauertes Bassin von 30 cbm Inhalt geleitet. Von da
                              									aus wird das Wasser in 80-mm-Röhren den Schacht entlang geführt. Die Rohrweite in
                              									den Querschlägen beträgt 55 mm, in den Richtstrecken 40 mm und in den einzelnen
                              									Abbaustrecken 25 mm. Die Gummischläuche sind 10 m lang und für einen Druck von 30 at
                              									berechnet. Die Bespritzung der Abbaustösse erfolgt zur Hälfte von der oberen, zur
                              									Hälfte von der unteren Abbaustrecke aus. Zum Instandhalten der Rohre sind täglich 5
                              									bis 6 Mann beschäftigt.
                           Im Saarbrücker Steinkohlenrevier wird zur Berieselung meist Grubenwasser benutzt, das
                              									einem von der Wasserhaltungsmaschine gespeisten Reservoir entnommen ist.
                           Auf der Zeche Camphausen drückt die unterirdische Wasserhaltungsmaschine das Wasser
                              									zur Wettersohle, wo sich zwei gemauerte Strecken, die als Reservoir dienen,
                              									befinden. Dieselben werden nur abwechselnd benutzt, da die Reinigung des abgesetzten
                              									Schlammes immerhin einige Zeit in Anspruch, nimmt. Die hier angewendeten
                              									Mannesmann-Rohre haben im Schacht 80 mm, in den Querschlägen 50 mm, in den
                              									Bremsbergen 25 mm und in den Abbaustrecken 13 mm lichten Durchmesser. In
                              									Entfernungen von 50 zu 50 m sind Ventile eingeschaltet, um durch Anbringung von 25 m
                              									langen Gummischläuchen die ganze Streckenlänge befeuchten zu können. Da sich die
                              									Brausen häufig verstopften, so wendet man jetzt einfache breite Düsen an mit einer
                              									Oeffnung von etwa 3 mm.
                           In Abbauen wird auch eine innere Befeuchtung der Kohlenstösse vorgenommen, indem zu
                              									Ende der Nachmittagsschicht 1 m lange Bohrlöcher in den Kohlenstoss gebohrt werden
                              									(auf 29 m flache Höhe 2 bis 3 Stück), welche durch die mit konischen Holzhülsen
                              									versehenen Düsen geschlossen werden. Die ganze Nacht hindurch setzt man den
                              									Kohlenstoss der Einwirkung des Wassers aus, das durch Klüfte und Spalten den Stoss
                              									auf 2 bis 3 m Tiefe vollständig durchnässt und ausserdem noch durch den hohen Druck
                              									lockert, so dass die Abkohlung leicht und ohne Staubbildung vorgenommen werden
                              									kann.
                           Die Grube Maybach besitzt ein 40 km langes Berieselungsnetz. Die Rohrdurchmesser
                              									sind
                           
                              
                                 bei
                                 der
                                 Schachtleitung
                                 100
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Querschlagsleitung
                                 80
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Grundstreckenleitung
                                 60
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Theilstreckenleitung
                                 40
                                 „
                                 
                              
                                 und in den Abbaustrecken
                                 20
                                 „
                                 
                              
                           Der tägliche Wasserverbrauch soll 100 cbm betragen. (Jaroslav
                                 										Jicinsky in Oesterreichische Zeitschrift für Berg-
                                 										und Hüttenwesen.)
                           
                        
                           Weichenverschluss.
                           Die im Betriebe zur Sicherung von Weichenstrassen oder einzelnen Weichen der
                              									Anschlussgleise vorhandenen Weichenverschlüsse entsprechen in der Mehrzahl nicht
                              									allen Ansprüchen, die für die Sicherheit des Betriebes, die schnelle und leichte
                              									Bedienung der Weiche und die einfache Anfertigung und Anbringung auf der Strecke
                              									gestellt werden müssen. Diese Ansprüche sind:
                           Sicherheit gegen unbefugtes Oeffnen, sei es durch Anwendung leicht zu erlangender und
                              									als Werkzeug zu benutzender Gegenstände (Schienennägel, Schlüssel u.s.w.) oder durch
                              									Lösen von Schrauben und Muttern.
                           Schutz gegen das Eindringen von Sand und Wasser an solchen Stellen des Verschlusses,
                              									welche dadurch die Gefahr des Versagens bewirken.
                           Leichte und schnelle Handhabung während des Betriebes.
                           Sicherheit gegen eine falsche Stellung der Weiche, wenn sich ein Theil des
                              									Verschlusses, der Schlüssel, in den Händen des verantwortlichen Beamten
                              									befindet.
                           Verhinderung des Aufklaffens der Weichenzunge.
                           Der nachfolgend beschriebene Verschluss von Schwarz,
                              									Eisenbahnwerkmeister zu Schleusenau bei Bromberg, entspricht im Wesentlichen diesen
                              									Ansprüchen. Das an der Backenschiene befestigte gusseiserne Gehäuse besteht aus
                              									einem Stücke; die dasselbe abschliessende Decke liegt am Stege der Backenschiene an,
                              									kann also nicht abgeschraubt werden, um von hier aus das Schloss zu öffnen.
                           Die Anordnung der Zuhaltung, sowie der eigenthümlich geformte Schlüssel verhindern
                              									ein Oeffnen durch beliebige Werkzeuge.
                           Gegen das Eindringen von Staub und Wasser durch das Schlüsselloch ist letzteres durch
                              									einen Deckel und bei Benutzung der Weiche zum Verschiebedienste, während welcher
                              									sich der Schlüssel im Schloss befindet, durch den an diesem angebrachten Deckel
                              									geschützt.
                           Die Handhabung des Verschlusses ist die eines gewöhnlichen Thürschlosses.
                           Bei falscher Stellung der Weiche kann sie weder verschlossen noch der Schlüssel
                              									entfernt werden, da der Verschlussbolzen das Heraustreten des Riegels dann verhindert. Der
                              									verantwortliche Beamte kann sich nur im Besitze des Schlüssels befinden, wenn die
                              									Weiche für das zu sichernde Gleis richtig gestellt und verschlossen ist.
                           Der in der Weichenzunge eingenietete Verschlussbolzen tritt durch einen Schlitz der
                              									Backenschiene in das an dieser befestigte Gehäuse.
                           Durch Drehung des Schlüssels nach rechts drückt der kurze Bart desselben die
                              									Zuhaltung aus ihrem Eingriffe, und der längere Bart erfasst den Riegel und gibt
                              									hierdurch den Verschlussbolzen frei.
                           Der Riegel bleibt in dieser Stellung stehen und die Weiche kann für den
                              									Verschiebedienst beliebig umgelegt werden; der Schlüssel kann aber jetzt nicht
                              									ausgezogen werden.
                           Ist die Weiche für die Durchfahrt eines Zuges für das richtige Gleis gestellt, so
                              									genügt eine Drehung des Schlüssels nach links und der Riegel tritt wieder in den
                              									Einschnitt des Verschlussbolzens. Die Weiche ist jetzt verschlossen und der
                              									Schlüssel kann ausgezogen werden.
                           Der Verschluss ist seit dem Jahre 1891 im Bezirke der königl. Eisenbahndirection
                              									Bromberg versuchsweise in Betrieb genommen und jetzt bereits an 250 Weichen in
                              									Benutzung. (Organ für die Fortschritte des
                                 										Eisenbahnwesens, 1894 S. 214.)
                           
                              -r.
                              
                           
                        
                           Neuerung an Rauchschiebern für Brennöfen.
                           Nach beendeter Brennperiode bietet der nothwendige luftdichte Abschluss des
                              									Brennofens gegen den Kamin nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Dieser Abschluss
                              									geschieht in der Regel durch Chamotteschieber. Bei grösseren Schieberabmessungen
                              									bestehen dieselben aus einzelnen Chamotteplatten, welche in einen schmiedeeisernen
                              									Rahmen gefasst und durch Zugstangen verbunden sind, was Undichtheiten im Gefolge
                              									haben muss. Eine Verbesserung auf diesem Gebiet bedeutet die von Otto Hoffmann, Director der Badischen Thonröhren- und Steinzeugwaarenfabrik in Friedrichsfeld (Baden)
                              									construirte und ihm unter D. R. G. M. Nr. 31359 geschützte Schieberart.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 48
                              
                           Der ganz in Eisen ausgeführte Schieber ist auf der dem Feuer zugewendeten Seite mit
                              									Chamotte bekleidet. Der eiserne Rahmen, in dem sich der Schieber führt, ist zum
                              									Schutz gegen das Feuer ziemlich tief in das Mauerwerk verlegt und ist im Schlitz
                              									weiter als die Schieberdicke bedingt, um ein Festklemmen zu verhindern. Auf jeder
                              									senkrechten Seite dieses Führungsrahmens befinden sich zwei keilförmige Ansätze. Die
                              									gleichen Ansätze mit gleicher Schrägung in umgekehrtem Sinne befinden sich an den
                              									entsprechenden Stellen des Schiebers. Wird der Schieber geschlossen, so wird er
                              									durch diese Keilflächen gegen die dem Feuer zugewandte Fläche des Rahmens gedrückt.
                              									In dieser Stellung steht aber der Schieber auf dem Boden auf, so dass er nur ganz
                              									leicht eingeklemmt ist und das geringste Anheben genügt, um ihn sofort frei und
                              									leicht beweglich zu machen. Derartige Schieber schliessen sowohl in der Fläche als
                              									auch in der äusseren Führung dicht und haben sich in mehreren Ausführungen
                              									bewährt.
                           
                        
                           Galvanisch vergoldetes Steingut.
                           Nach einer Mittheilung des Sprechsaal stellt Dr. R. König, Director der Wächtersbacher Steingutfabrik,
                              									galvanische Vergoldungen auf glasirtem Steingut auf folgende Art her. Zuerst werden
                              									die Gegenstände mit den Mustern für das galvanische Gold auf dem Wege des bekannten
                              									Druck- und Umdruckverfahrens bedruckt, und zwar mit einem metallischen, sogen.
                              									galvanischen Firniss. Sodann wird in der Muffel eingebrannt, wobei Oele und Harze
                              									verbrennen, aber eine metallische feine Schicht auf der Glasur lassen, so dass diese
                              									Stellen leitend werden. Das Stück wird nun in das Goldbad eingehängt und das Gold
                              									schlägt sich bei vorsichtiger Bemessung der Zeit in entsprechender Dicke der Schicht
                              									nieder. Nach dem Ausheben, Abspülen und sanften Abreiben erscheint das Gold glänzend
                              									und glatt. Diese galvanische Vergoldung soll einen sehr soliden Eindruck, namentlich
                              									auf Farbglasuren, machen.
                           
                        
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                           Sinzheimer, L. Dr.Ueber die Grenzen der Weiterbildung des fabrikmässigen
                                 										Grossbetriebes in Deutschland. Stuttgart 1893. J. G. Cotta'sche
                              									Buchhandlung Nachfolger.
                           Das ausserordentlich anregende, unter Benutzung eines reichen statistischen Materials
                              									und mit eingehender Litteraturkenntniss geschriebene Werk zeigt zunächst, wie weit
                              									die grossindustrielle Betriebsform in Deutschland vorgedrungen ist, untersucht
                              									darauf die Kräfte, welche ihrer Weiterbildung Schranken setzen und in welchen
                              									Industrien diese Hemmungswiderstände zu suchen sind, und behandelt zum Schluss die
                              									Frage, ob die grossindustrielle Entwickelung bei uns den Höhepunkt erreicht habe
                              									oder nicht.
                           Da sich in neuerer Zeit eine starke Bewegung in Deutschland zeigt, welche mit
                              									mittelalterlichen Zwangsmaassregeln Industrieformen, welche, wie z.B. das Handwerk,
                              									für viele Zweige veraltet sind, auf Kosten des allgemeinen Fortschrittes mit Gewalt
                              									zu neuem Leben bringen will, so kommt die Schrift, welche in leidenschaftsloser
                              									Weise die Vorzüge der Grossindustrie und die der älteren Betriebsformen gegen
                              									einander abwägt und daraus ihre Schlüsse für die Zukunft zieht, zu sehr geeigneter
                              									Zeit und wird dankbare Leser finden.
                           Mit Recht bedauert der Verfasser, dass bis jetzt die Techniker sich so wenig mit
                              									Volkswirthschaft beschäftigt haben. Er verspricht sich grossen Nutzen – der auch den
                              									Technikern zu Gute käme – davon, wenn es gelänge, dieselben in engere Beziehungen
                              									mit den Ergebnissen der Volkswirthschaftslehre zu bringen, da sie am leichtesten
                              									wissen, welche technischen Vorgänge und Einrichtungen wirthschaftlich bemerkenswerth
                              									sind. Er erkennt an, welche Ueberlegenheit der allgemein technisch Gebildete besitzt
                              									über den Nationalökonomen, der, von juristischen, philosophischen oder historischen
                              									Studien herkommend, sich über Industriezweige zu informiren sucht. Auch würde die
                              									Kenntniss des volkswirthschaftlich Wichtigen der Erfindung technischer Neuerungen
                              									neue Bahnen anweisen. Auch die Stellung des Technikers inmitten der Arbeiter
                              									verleiht ihm hervorragende Qualitäten für socialpolitische Studien. Nicht in letzter
                              									Linie wäre auch dadurch das Studium der Volkswirthschaft für den Techniker wichtig,
                              									dass es zur wirthschaftlichen Ausnutzung der grossen Erfindungen der Neuzeit sehr
                              									wesentlich beitragen würde.
                           Als Fortsetzung des vorliegenden Werkes verspricht der Verfasser ein Buch, welches
                              									die Weiterentwickelung des fabrikmässigen Grossbetriebes vom Standpunkt der
                              									Arbeiterfrage aus behandeln soll.
                           
                              Fx.
                              
                           ––––––––––
                           Kalender für Maschineningenieure
                                 										1895. Unter Mitwirkung bewährter Ingenieure herausgegeben von Wilhelm Heinrich Uhland. XXI. Jahrgang. In zwei
                              									Theilen. Erster Theil: Taschenbuch mit 1 Eisenbahnkarte. Zweiter Theil: Für den
                              									Constructionstisch. Verlag von G. Kühtmann in Dresden. Preis geb. 3 M., Lederband 4
                              									M., desgl. in Brieftaschen form 5 M.; mit Beigabe.
                           Der Kalender hat in diesem Jahrgange manche Erweiterungen und Umarbeitung erfahren.
                              									Ein Kapitel über Erdölmotoren und Heissluftmaschinen ist hinzugekommen. Die Beilage
                              									ist die vorigjährige und wird mit je 1 M. Preisaufschlag berechnet.
                           Kalender für Betriebsleitung und
                                 										praktischen Maschinenbau 1895. Hand- und Hilfsbuch für Besitzer und Leiter
                              									maschineller Anlagen, Betriebsbeamte, Techniker und Monteure. Unter Mitwirkung
                              									erfahrener Betriebsleiter herausgegeben von H. Güldner.
                              									III. Jahrgang. Erster Theil: Für die Tasche; zweiter Theil: Für den Arbeitstisch.
                              									Mit 1 Eisenbahnkarte, 1 farbigen Tafel und über 450 Textfiguren. Verlag von G.
                              									Kühtmann in Dresden. Preis geb. 3 M., in Brieftascheniederband 5 M.
                           Der erste (gebundene) Theil enthält die im Betriebe erforderlichen Angaben, die in
                              									schätzbarer Weise um Berechnungen der Leistungen und des Kraftbedarfes der
                              									Werkzeugmaschinen vermehrt worden sind. Wir hätten diese Angaben, die wohl den
                              									wichtigsten Theil für den Betriebsingenieur bilden, gern noch etwas ausgedehnter und
                              									insbesondere handgreiflicher gesehen.