| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 240 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Versuche mit Gasglühlichtcylindern.Nach dem holländischen Gasjournal Het Gas.
                           Vor einiger Zeit schien es fast, als seien brauchbare Lampencylinder überhaupt nicht
                              									mehr im Handel zu haben. Jeden Augenblick ertönten Klagen über gesprungene Cylinder.
                              									Als Entschuldigung diente den Fabrikanten, dass der Händler nicht den erforderlichen
                              									Preis anlegen wolle und deshalb nur schlechtes Material erwarten dürfe, der Händler
                              									schob die Schuld auf den Fabrikanten und das geduldige Publikum hatte die
                              									Belästigung zu tragen.
                           Wir constatiren hiermit gern, dass nach einer Mittheilung von M. Müller in Doesberg im Journal für
                                 										Gasbeleuchtung und Wasserversorgung Versuche mit Cylindern, die von der
                              									Firma Schott und Genossen in Jena hergestellt worden,
                              									eine hervorragende Güte der Cylinder für Gasglühlicht ergeben haben.
                           Der Müller'sche Bericht lautet:
                           Mit Rücksicht auf die grosse Bedeutung, welche ein guter Cylinder für die
                              									Gasglühlichtbeleuchtung besitzt, habe ich mich mit der Firma Schott und Genossen in Jena in Verbindung gesetzt und mit den mir
                              									zugesandten Exemplaren von Cylindern verschiedene Versuche angestellt, um mich zu
                              									überzeugen, ob die Qualität der Cylinder allen Anforderungen, welche die Praxis an
                              									diese stellt, entspricht. Ich empfing mit der Sendung den Bericht, dass die Firma
                              									ausser den Cylindern, über die Director Krüger auf der
                              									Versammlung in Karlsruhe gesprochen („Grünstempel“), jetzt noch eine neue
                              									Sorte, die sogen. Goldstempelcylinder, fabricirt, die nach der Meinung der
                              									Fabrikanten eine Dauerhaftigkeit besässen, wie sie bisher die besten Cylinder nicht
                              									haben aufweisen können, nämlich, dass sie auf der Flamme wohl kaum mehr springen
                              									würden. Ich untersuchte beide Sorten, und da das Resultat nicht allein befriedigend
                              									war, sondern sogar die höchsten Erwartungen übertraf, so glaube ich, meinen Collegen
                              									einen Dienst zu erweisen, wenn ich sie mit den angestellten Versuchen und deren
                              									Resultaten bekannt mache.
                           Zuerst habe ich den Cylinder, nachdem er auf einem Auer-Brenner heiss geworden, mit
                              									einem kalten Eisenstabe in der heissesten Zone berührt und dieses auf einem
                              									Siemens-Kranzbrenner wiederholt, ohne dass der Cylinder sprang. Um zu sehen, ob der
                              									Cylinder Zugluft ertragen konnte, habe ich dann mit der Luftpumpe kalte Luft gegen
                              									die heisseste Zone geblasen, ohne irgend welche schädliche Einwirkung; danach die
                              									Luft comprimirt auf 1 at Ueberdruck, gleichfalls ohne Wirkung, und schliesslich auf
                              									2 at mit demselben negativen Resultat.
                           Alsdann habe ich den Cylinder in kaltes Wasser getaucht, triefnass auf einen
                              									Auer-Brenner gesetzt und direct den Brenner angezündet. Das Wasser verdampfte, aber
                              									der Cylinder blieb ganz. Nachdem alles Wasser verdampft und der Cylinder heiss
                              									geworden, habe ich mit einem Pinsel Wasser dagegen gespritzt. Von elf neben einander
                              									stehenden Sorten sprangen dabei alle anderen Cylinder, auch die Bacharatgläser,
                              									sofort, während alle Gläser „Goldstempel“ unversehrt blieben. Ein Cylinder
                              										„Grünstempel“ sprang entzwei, nachdem er fünfmal mit kaltem Wasser
                              									bespritzt worden war. Dieser Versuch wurde verschiedene Male wiederholt, sowohl mit
                              									denselben Exemplaren, als auch mit anderen Jenaer Cylindern, ohne Wahl aus dem
                              									Vorrath entnommen.
                           Um zu sehen, wie weit wohl die Widerstandskraft der Jenaer Cylinder (Goldstempel)
                              									gegen Temperaturunterschiede ging, wurden die Cylinder dann noch heiss vom Brenner
                              									abgenommen und in kaltes Wasser eingetaucht, und zwar auf dreierlei Weise: Zuerst
                              									schnell ganz untergetaucht, dann langsam ganz und schliesslich langsam bis zur
                              									Mitte. Alle Exemplare hielten diese Probe aus; einige Exemplare wurden sogar drei-
                              									und fünfmal hinter einander erhitzt und wieder ins kalte Wasser getaucht, aber kein
                              									einziges brach.
                           Dann habe ich den Brenner nach und nach in einem Winkel von 30°, 40°, 50°, 60° und
                              									80° mit der Senkrechten brennen lassen und jedesmal mit kaltem Wasser den Cylinder
                              									reichlich bespritzt; alle Jenaer Cylinder, die dieser Probe unterworfen wurden,
                              									blieben gut, ausgenommen ein Exemplar Grünstempel, welches in einem Winkel von 30°
                              									brennend viermal mit kaltem Wasser bespritzt worden war.
                           Weiterhin wurden dieselben Versuche wiederholt mit einem Glühkörper, der am Kopf
                              									abgerissen und ungefähr 14 mm heruntergefallen war, und dabei an einer Seite einen
                              									Riss von 12 mm Breite über die ganze Länge bekommen hatte. Auch hierbei blieben die
                              									Cylinder gut. Dieser Versuch ist interessant mit Bezug auf die Strassenbeleuchtung
                              									mit Auer-Brennern, da er beweist, dass die Jenaer Cylinder selbst dann Stand halten,
                              									wenn die Strümpfe durch stärke Erschütterung, verursacht durch vorbeifahrendes,
                              									schweres Fuhrwerk, an der Spitze abreissen und sich dann senken. Bei einem weiteren
                              									Versuch mit einem Glühstrumpf, der auf der Seite eine kleine Oeffnung hatte, woraus
                              									eine scharfe Stichflamme direct gegen das Glas gerichtet brannte, blieb der Cylinder
                              									12 Stunden lang gut; beim Ausdrehen der Flamme und der darauf folgenden Abkühlung
                              									kamen kleine sternförmige Risse auf die Stelle, gegen welche die Stichflamme
                              									gebrannt hatte. Man darf wohl hiernach erwarten, dass eine plötzliche Zertrümmerung
                              									und dadurch erfolgende Zerstörung des Glühkörpers, wie sie bei den bisher
                              									gebrauchten Cylindern nur zu häufig beobachtet wird, bei den Jenaer Cylindern nicht
                              									zu befürchten steht, selbst wenn die letzteren längere Zeit hindurch der Wirkung
                              									einer sehr empfindlichen Stichflamme, bekanntlich dem gefährlichsten Angriff,
                              									ausgesetzt gewesen sind.
                           Aus allen diesen Versuchen tritt deutlich zu Tage, dass wir hier vor einem sehr
                              									schätzenswerthen, neuen Erzeugnisse der Glasindustrie stehen, das nicht verfehlen
                              									wird, seinen guten Einfluss auf die weitere Verbreitung des Glühlichtes und damit
                              									auch auf unsere Industrie geltend zu machen.
                           
                        
                           Neues Verfahren zur Zerstörung von Hausschwamm.
                           Ein neues Verfahren zur Zerstörung von Hausschwamm ohne Aufnahme der Dielen und ohne
                              									Störung für die benutzten Räume hat der Regierungsbaumeister M. Seemann in Berlin, Klopstockstrasse 34, erfunden (D. R. P. Nr. 76877).
                              									Dasselbe beruht auf der Erfahrung, dass der Hausschwamm in absolut trockener Luft zu
                              									Grunde gehen muss und nur gedeiht in Feuchtigkeit enthaltenden Räumen, speciell
                              									zwischen der Diele und Schalung der Gebäude, woselbst sich dem Bauholz anhaftende
                              									oder aus der Bauperiode (oder von Ueberschwemmungen) herrührende Feuchtigkeit
                              									befindet. Diese wird in sehr energischer Weise durch eigens construirte Apparate
                              									ohne Aufnahme der Dielen und ohne Störung in der Benutzung der Räume derart
                              									vertrieben, dass das ganze Schwammgebiet absolut ausgetrocknet wird.
                           Hierdurch erstirbt der Hausschwamm zu einem lederartigen, nicht mehr belebungsfähigen
                              									Gebilde. Alsdann wird durch dieselben Apparate unter grossem Druck in die einzelnen
                              									Balkenfelder ein Gas gedrückt, welches in die feinsten Poren der Hölzer und der
                              									Ausfüllung dringt und alle pflanzlichen Organismen daselbst vernichtet. Das ganze
                              									Verfahren nimmt in jedem Balkenfelde nur einige Stunden in Anspruch. Behufs
                              									Erhaltung des gesunden Bestandes des Holzes wird dann noch eine bleibende
                              									Fussbodenventilation eingeführt, die einzige bauliche Arbeit hierbei, welche in
                              									wenigen Stunden beendet ist.
                           Das Verfahren ist durchaus erprobt und bewährt und es hat sich erwiesen, dass es von
                              									ebenso grosser Bedeutung wie für Hausschwammzerstörung, auch zur Trockenlegung neuer
                              									Balkenlagen bezieh. Zwischendecken ist. Die Kosten sind gegenüber denen, welche
                              									die Beseitigung von Hausschwamm bisher verursachten, verschwindend; sie stellen sich
                              									auf etwa 2 bis 3 M. für 1 qm zu sanirender Balkenlage. (Glaser's Annalen.)
                           
                        
                           Sicherheitsvorrichtung an Glashähnen.
                           Ephraim Greiner in Stützerbach (Thüringen) versieht die
                              									Glashähne mit verschiedenen Sicherheitsvorrichtungen, deren einfachere aus einem
                              									kugelartigen, am Ende des Hahnkükens befindlichen Ansätze besteht, an welchem ein
                              									Gummikonus befestigt ist, der das Küken elastisch an eine Ebonitscheibe anzieht.
                              									Dadurch wird ein dichter Verschluss erzielt und ein Herausdrücken des Kükens
                              									verhindert Gummikonus und Ebonitscheibe sind abnehmbar. Die andere Vorrichtung, die
                              									demselben Zwecke dient, besteht aus einer Sicherheitscheibe von Ebonit, welche durch
                              									an einem Gewinde regulirbare Federn gegen das Küken gedrückt wird.
                           
                        
                           Kreistachymeter von Puller-Breithaupt.
                           Dieses Kreistachymeter unterscheidet sich von den bisher gebräuchlichen Instrumenten
                              									dieser Art durch Einrichtungen, welche gegenüber den den Theodoliten entnommenen Vorrichtungen eine rasche und sichere Bestimmung
                              									der Winkel ermöglichen. An Stelle der Nonien ist je ein
                              									Indexstrich getreten, an welchem die ganzen Minuten – eine genügende Genauigkeit –
                              									der bis auf 10 Minuten ausgedehnten Theilungen der beiden Kreise abgelesen werden
                              									können. Die Ablesungen selbst geschehen mit Lupen, die ein recht grosses
                              									Gesichtsfeld haben. Damit bei jeder Lage der Theilkreise eine Bezifferung der
                              									verschiedenen Grade sichtbar wird, wurde bei dem wagerechten Kreise jedem dritten, bei dem Höhenkreise jedem fünften Grade seine volle Bezifferung gegeben. Für
                              									genauere Winkelbestimmungen, die bei den Messungen der Polygonzüge, welche die
                              									Grundlage für die tachymetrischen Aufnahmen abgeben, und auch der etwa
                              									erforderlichen Standpunkte ausserhalb dieser Polygone nothwendig werden, sind zwei
                              									Nonien am wagerechten Kreise und ein Nonius am Höhenkreise vorgesehen, die eine
                              									Genauigkeit von 20 Secunden geben. Um nun diese Nonien, welche beim Tachymetriren
                              									grundsätzlich nicht benutzt werden, nicht in störende Verbindung mit den
                              									Indexstrichen zu bringen, hat letzterer bei dem wagerechten Kreise gegen den
                              									Noniusnullpunkt eine Verschiebung von 20° erhalten, während bei dem Höhenkreise der
                              									Nonius erst durch Herunterklappen des den Indexstrich tragenden Plättchens sichtbar
                              									wird. Das Fernrohr hat eine 30malige Vergrösserung, die entfernungmessende Constante
                              									ist 100, die Additionsconstante 0,40 m. (Centralblatt der
                                 										Bauverwaltung, 1895 S. 64.)
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                           Der Indicator und sein Diagramm.
                              									Handbuch zur Untersuchung der Dampfmaschine von Moritz
                                 										Ritter v. Pichler. Nebst einer Analyse von Locomotivdiagrammen von C. Gölsdorf. 2. Auflage. Wien. Carl Gerold's Sohn. 231
                              									S. geb. 9 M.
                           Das Werkchen enthält in verständlicher Schreibweise Alles, was zum Verständniss des
                              									Indicators, zur Handhabung desselben, zum Lesen der Indicatorcurven, d.h. zur
                              									Beseitigung etwaiger Steuerungsfehler erforderlich ist, und gibt eine Anleitung zur
                              									Berechnung der Leistung der Dampfmaschine auf der Grundlage des Diagrammes.
                           Die Arbeiterwohnungsfrage,
                              									stastistisch und praktisch beleuchtet von Dr. med. W.
                                 										Hanauer. Frankfurt a. M. Jäger'sche Verlagshandlung. 15 S. 1,20 M.
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                                 										Gesundheitspflege.)
                           Die Behandlung der Dynamomaschinen und
                                 										Elektromotoren. Ein Rathgeber für Alle, welche mit diesen Maschinen zu thun
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                              									Magdeburg. Verlag des Elektrotechnischen Echo. 2 M.
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