| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 24 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Curvimeter von G. Coradi in Zürich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 23
                              
                           Dieser Linienmesser dient zur Bestimmung wagerechter Längen auf Karten und Plänen.
                              Die Achsen der beiden Messrollen und der Führungspunkt c liegen in einer Linie und die Ränder der beiden Rollen, mit welchen das
                              Instrument auf der Karte aufliegt, haben genau den gleichen Abstand vom Punkt c. Der Umfang jeder Rolle beträgt 40 mm und ist in 20
                              Theile getheilt und zweimal von 0 bis 9 beziffert, so dass die Ablesungen beider
                              Rollen summirt ganze Millimeter angeben. Beide Rollen sind in gleicher Richtung beziffert, so dass, wenn man das
                              Instrument um c dreht, ohne es vorwärts zu bewegen, die
                              Summe beider Abwickelungen = 0 wird; bewegt man das Instrument in gerader Linie
                              fort, so gibt jede der Rollen die Hälfte des von c
                              durchlaufenen Weges an. Befährt man nun irgend eine Curve, indem man die Achsen der
                              Rollen senkrecht zum jeweiligen Curvenelement hält (eine Abweichung von der
                              Senkrechten um 8° gibt erst eine Differenz von \frac{1}{100}), so
                              wird die Summe der beiden Ablesungen den vom Punkt c
                              durchlaufenen Weg angeben. Versuche ergaben bei geraden Linien eine Genauigkeit von
                              etwa \frac{1}{200}. Das Instrument kostet 40 Francs, für
                              englisches Maass (Rollenumfang 2 Zoll für \frac{1}{100} Zoll
                              beziffert) 42 Francs.
                           
                              -r.
                              
                           
                        
                           
                           Verwendung von Cementröhren.
                           In der am 26. und 27. Februar 1895 abgehaltenen Sitzung des Vereins deutscher
                              Portlandcementfabriken erstattete Ingenieur Gary
                              Bericht über die vom Vorstande des Vereins angeregte Beantwortung einer Reihe von
                              Fragen über die Verwendung von Cementröhren. Die eingegangenen 83 Antworten
                              vertheilen sich auf 63 Stadtbauämter, 13 staatliche Baubehörden und 7
                              Privatarchitekten, erstrecken sich über die verschiedensten deutschen Staaten, und
                              es sind von den Berichten in erster Reihe diejenigen berücksichtigt worden, die sich
                              auf eine längere Erfahrung stützen. Der Bericht gibt ein ungefähres Bild, in welcher
                              ausgedehnten Weise Cementröhren verwandt werden, und wie im Allgemeinen die Urtheile
                              über dieselben lauten.
                           Am längsten in Gebrauch sind Cementröhren, und zwar Stampfbetonröhren, in
                              Süddeutschland. In Norddeutschland macht Stettin eine Ausnahme, dort werden
                              Stampfbetonröhren seit 19 Jahren verwendet. In Süddeutschland haben namentlich die
                              Grosstädte langjährige Erfahrungen sammeln können. Es verwenden Cementröhren in
                              bedeutender Anzahl Aachen seit 17 Jahren, Constanz, Mainz, Tölz seit 18 Jahren,
                              Rosenheim seit 19 Jahren, Karlsruhe, Heidelberg seit 20, Basel seit 21, Freysing
                              seit 22, Cassel seit 23, Köln seit 25 Jahren.
                           Nach den eingegangenen Antworten sind in den 79 betheiligten Ortschaften rund 660 km
                              Cementröhren im Laufe der Zeit verlegt worden, gewiss eine genügend grosse Menge, um
                              sichere Schlüsse auf die Haltbarkeit der Röhren ziehen zu können.
                           Ziemlich gleichmässig wurden runde und eiförmige Röhren – und zwar fast
                              ausschliesslich aus Stampfbeton – verwendet, meist benutzte man, namentlich in den
                              grossen Städten, runde und eiförmige Stampfbetonröhren gleichzeitig, die ersteren
                              vorzugsweise in kleinerem Durchmesser für Hausanschlüsse.
                           Zisseler-Röhren wurden in Luxemburg und München verwendet, sind aber erst seit
                              wenigen Jahren eingeführt, so dass ein zuverlässiges Urtheil über dieselben noch
                              nicht abgegeben werden kann.
                           Monier-Röhren wurden in geringer Zahl in Breslau zu einer Probestrecke verwendet, die
                              sich bis jetzt gut bewährt hat. Ausschliesslich Monier-Röhren verwendet neuerdings
                              Bremen, und auch das Stadtbauamt Offenbach hat solche Röhren in grosser Zahl
                              verlegt.
                           Betonröhren sind in den verschiedensten Dimensionen, und zwar runde und eiförmige
                              Röhren von 10 cm Durchmesser an bis zu 180 cm, letztere allerdings am
                              Verwendungsorte, hergestellt worden.
                           Ueber die Bedingungen, welche von den Behörden bezüglich der Festigkeit der Röhren
                              gestellt werden, sind die widersprechendsten Mittheilungen eingegangen, und es
                              scheint mir daraus eine gewisse Nothwendigkeit hervorzugehen, dass der Verein sich
                              vielleicht gelegentlich im Anschluss an diese Umfrage damit befasst, festzustellen
                              oder darüber nachzudenken, ob nicht zweckmässig den Baubehörden Vorschläge zu machen
                              wären über die Prüfung von Cementröhren auf dem Bauplatz.
                           Auf die Frage, welche Vorschriften bezüglich des Alters der zur Ablieferung
                              gelangenden Röhren bestehen, sind die Antworten ausserordentlich von einander
                              abweichend ausgefallen. Eine Zusammenstellung dieser Antworten ergibt, dass
                              diejenigen Bauämter, welche über eine längere Erfahrung verfügen, sich zumeist mit
                              einem mittleren Alter der angelieferten Röhren von 1½ bis 3 Monaten begnügen.
                           Die Frage: Ist durch Ortsstatut bestimmt, dass säurehaltige Wässer und heisses Wasser
                              in die Kanäle nicht direct eingeführt werden dürfen? wurde in 10 Fällen nicht
                              beantwortet, in 9 Fällen bejaht, in 41 Fällen verneint. Selbstverständlich muss man
                              vermeiden, unverdünnte Säuren in die Rohrleitung zu lassen, und muss heisse Wässer
                              vor Eintritt in die Leitung abkühlen. Abwässer von Fabriken, Färbereien u.s.w.
                              werden vereinzelt durch chemische Zusätze unschädlich gemacht.
                           Die Frage nach den vorgekommenen Reparaturen und deren Ursachen, wie lange nach der
                              Inbetriebsetzung diese Reparaturen vorgekommen sind, und ob die entstandenen Schäden
                              durch das Material, durch die Arbeitsausführung beim Verlegen, durch Fehler bei der
                              Herstellung der Röhren oder durch andere Einflüsse bedingt sind, ist fast durchweg
                              von den Behörden dahin beantwortet worden, dass da, wo sich einzelne kleine Schäden
                              gezeigt haben, diese zumeist äusserem Einflüsse zuzuschreiben waren. Die weit
                              überwiegende Mehrzahl der Städte hatte grössere Reparaturen selbst bei grossen
                              Kanalleitungen und in einer langen Reihe von Jahren nicht zu verzeichnen. Aber auch
                              da, wo wirklich einzelne Schäden vorgekommen sind, die ja natürlich nicht ausbleiben
                              werden – ein Baumaterial, das völlig unverletzlich wäre, gibt es ja nicht –, haben
                              sich die Städte doch nach wie vor zur Verwendung der Cementröhren entschlossen und
                              beurtheilen sie vielfach auf das allergünstigste. In 58 Orten sind überhaupt
                              keinerlei grössere Reparaturen vorgekommen. Es sind darunter viele Städte, die
                              über Beobachtungen in einer langen Reihe von Jahren verfügen. Referent nennt
                              einige derselben und führt dabei gleich die Länge der verlegten Strecke in Metern
                              mit an.
                           Es sind keine Reparaturen vorgekommen:
                           in Dortmund während 10 Jahren (verlegt 6000 m),
                           in Plauen während 10 Jahren (verlegt 5500 m),
                           in Gotha während 11 Jahren (verlegt 6000 m),
                           in Luxemburg während 12 Jahren (verlegt 5000 bis 6000 m),
                           in Erlangen während 13 Jahren (verlegt 20000 m, bestens
                              bewährt),
                           in Homburg v. d.h. während 13 Jahren (verlegt 5000 m),
                           in Colmar i. E. während 14 Jahren, in Tölz während 14 Jahren
                              (verlegt 20000 m),
                           in Kempten während 15 Jahren (verlegt 6000 m),
                           in Rottweil während 15 Jahren (verlegt 4000 m),
                           in Witten während 16 Jahren, in Aachen während 17 Jahren
                              (verlegt 17000 m),
                           in Constanz während 17 Jahren (verlegt 7000 bis 9000 m),
                           in Mainz während 18 Jahren (verlegt 43000 m),
                           in Rosenheim während 19 Jahren (verlegt 6000 m),
                           in Heidelberg während 20 Jahren (verlegt 10000 m),
                           in Karlsruhe während 20 Jahren (verlegt 50000 m).
                           Die alle Jahre wiederkehrenden Untersuchungen haben nur günstige Resultate
                              ergeben.
                           Es sind das in der That so glänzende Ergebnisse, wie sie bei Bauwerken, welche so
                              mannigfacher Inanspruchnahme ausgesetzt sind wie Kanalisationsleitungen, kaum
                              erwartet werden durften. Es kann daher nicht verwundern, wenn alle Verwaltungen,
                              welche über grössere Erfahrungen verfügen, die weitere Verwendung von Cementröhren
                              auch für die Zukunft wieder ins Auge gefasst haben, wie die Beantwortung einer dahin
                              zielenden Frage ergibt.
                           Nicht uninteressant ist es dabei und belehrend, welche Ausnahmen in einzelnen Fällen
                              geltend gemacht werden, und aus welchem Grunde. Vereinzelt wird z.B. die Ansicht
                              ausgesprochen, dass bei grossem Gefälle Thonröhren zu bevorzugen seien, namentlich
                              da, wo Sand, Kies und Schotter vom Wasser mitgeführt werden; mehrfach äussert sich
                              die Meinung dahin, dass Cement für mittlere Profile das geeignetste Material sei,
                              für kleinere Dimensionen aber den Thonröhren, namentlich der Billigkeit halber, der
                              Vorzug zu geben sei.
                           Ein Bild über die günstige Meinung, welche die weitaus meisten Bauverwaltungen,
                              welche das Material aus eigener Erfahrung kennen, von der Verwendung der
                              Cementkanäle haben, gibt die Thatsache, dass vielfach in den wärmsten Worten der
                              Anerkennung ausgesprochen wird, dass gute, sehr gute, ausgezeichnete, beste
                              Erfahrungen mit Cementröhren gemacht worden sind, während keine einzige Stadt
                              schlechte Erfahrungen zu constatiren hat.
                           Ein lehrreiches Beispiel, welche Erwägungen und Erfahrungen vielfach zur Verwendung
                              von Cementbeton an Stelle von anderem Material geführt haben, bietet ein sehr
                              eingehendes Schreiben des Rathes der Stadt Dresden. Dort hat man eine so günstige
                              Meinung von der Verwendung des Cements zur Kanalisation, dass mit Sicherheit zu
                              erwarten ist, dieses Material werde sich stets weitere Abnehmerkreise erobern.
                           
                        
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                                 Elektrotechniker nach ausgeführten Maschinen, Apparaten, Vorrichtungen
                                 u.s.w. Ein Hilfsmittel zum Entwerfen und Construiren, sowie für den
                              Unterricht von Prof. Wilh. Biscan. Leipzig. Oscar
                              Leiner.
                           Das Werk soll in einzeln verkäuflichen Lieferungen erscheinen. Die erste Lieferung
                              hat 6 Tafeln nebst erklärendem Text (1,50 M.). Je 2 Tafeln stellen dar eine
                              Dynamomaschine, ein Horizontal-Taschengalvanometer, eine Differential-Bogenlampe mit
                              Ringmagnet für Wechselströme. Wir sind der Meinung, dass bei der reichen Ausstattung
                              dieses Heftes viel mehr auf die innere Einrichtung der Apparate hätte eingegangen
                              werden müssen; insbesondere gilt dies von Tafel 1 und 2, die sich auf Mittheilung
                              von äusseren Ansichten beschränken, bei denen die Anschlussmaasse eingeschrieben
                              sind und vor allem der Name der Firma. Besser und eingehender sind Blatt 5 und 6,
                              eine Darstellung einer Bogenlampe von Ganz und Co. in
                              Budapest enthaltend.