| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 72 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Sturmsicheres Falzziegeldach.
                           Die Falzziegeldächer unterliegen in Folge der unebenen Form der Ziegel, der
                              bedeutenden Fugen zwischen den Ziegeln, sowie wegen ihres geringen Gesammtgewichtes
                              der Gefahr des Abdeckens durch Wind mehr als die übrigen Deckungsarten. Ein weiterer
                              Uebelstand der Falzziegel ist das Eindringen von Staub, Russ und Flugschnee. Dieser
                              Fehler haftet auch anderem Dachmaterial an, wenn keine Holzschalung mit
                              Pappunterlage angewandt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 71
                              
                           Die bisherigen Gegenmittel, als Anbinden der Ziegel an die Dachlatten und Dichten der
                              Fugen mittels Mörtels, sind bekanntlich nicht ausreichend. Das Unterdachsystem von
                              Sigmund Haussen in Nürnberg (D. R. P. Nr. 75684)
                              sucht diese Fehler durch eine Vereinigung des Falzziegeldaches mit einem Unterdach
                              aus anderem Material zu vermeiden.
                           Das Wesen dieser Erfindung besteht, wie nebenstehende Figur zeigt, in einer direct
                              auf die Dachlatten d genagelten Dachpappe b, welche mittels Federn c
                              an die auf dieser liegenden Falzziegel a gedrückt wird,
                              so dass etwa sich bildendes Schwitzwasser ohne Schaden für das Gespärre von der
                              Innenfläche der Ziegel auf die Aussenfläche derselben geführt und mit dem Tagwasser
                              in die Rinne geleitet wird. Es fällt also bei diesem System die sonst unvermeidliche
                              Holzverschalung weg, so dass sich die Unterdachconstruction zu etwa 60 Pf. für 1 qm
                              herstellen lässt. Da die Doppeldachung aus zwei schlechten Wärmeleitern (Thonziegel
                              und Pappe) besteht, hält sie im Winter warm und schützt im Sommer gegen die
                              Sonnenstrahlen.
                           Das Gewicht einschliesslich der Lattung, Pappe, Federn und Ziegel beträgt annähernd
                              50 k/qm.
                           
                        
                           Chabottenfundament.
                           Bei einem 12 Jahre im Betriebe stehenden, 5000 k schweren Dampfhammer musste in Folge
                              zunehmenden Schiefstehens der Chabotte letztere freigelegt und das Fundament
                              derselben untersucht werden. Dabei wurde gefunden, dass die obere Schicht der
                              hölzernen Chabottenunterlage an der Stelle der tiefsten Senkung der Chabotte in eine
                              braunkohlenartige, trockene, theils pulverige, theils stückige oder faserige Masse
                              umgewandelt war.
                              Auch die übrigen Schichten der Holzunterlage waren braun und stückig, fast kohlig
                              geworden. Die Fundirung der Chabotte bestand aus einem auf festem Kies aufgeführten
                              Betonklotz von 2 m Breite, 7 m Länge und 2 m Höhe, auf welchem drei Balkenschichten
                              von Eichenholz kreuzweise über einander gelegt waren. Die unterste derselben
                              enthielt 7 Balken von 6 m Länge, die mittlere 17 von 1,95 m Länge, die oberste 7
                              Balken von 4,8 m Länge. Der Querschnitt der Balken war 30 × 30 cm. Auf dieser
                              Holzunterlage ruhte die dreitheilige, etwa 51000 k schwere Chabotte. Der Betonkörper
                              wurde vollständig erhalten vorgefunden. (Stahl und
                                 Eisen.)
                           
                        
                           Erdöllampe mit entleuchteter Flamme.
                           (D. G. M. S. Nr. 35530.)
                           In Heft 6 S. 144 Bd. 296 brachten wir Zeichnung und Beschreibung einer Lampe von
                              Erdöl mit entleuchteter Flamme. Wir erfahren nunmehr, dass dieser Lampe der Firma
                              Hugo Kretschmann in Berlin S. W., Lindenstrasse 35,
                              unter Nr. 35530 der deutsche Gebrauchsmusterschutz ertheilt worden ist. Der
                              angezogenen Beschreibung haben wir nichts hinzuzufügen und können nur bestätigen,
                              dass sich die Lampe bei hierorts angestellten Versuchen gut bewährt hat.
                           
                        
                           Untersuchung von Mannlochdichtungen.
                           In dem Laboratorium der Chemischen Centralversuchsstation in Wien wurden von F. Fuchs und F. Schiff
                              Versuche mit einer Mannlochdichtungsmasse angestellt. Die an eine solche Dichtung zu
                              stellenden Anforderungen sind im Wesentlichen die folgenden: Vor allem soll die
                              Masse eine gewisse Elasticität besitzen und sich dadurch zwischen Kesselwölbung und
                              Mannlochplatte so vollkommen anschmiegen, dass eine absolute Dampfdichtung erzielt
                              wird; ferner muss sie frei sein von allen Substanzen, welche in der Hitze die
                              Eisenbleche angreifen würden; endlich soll sie längere Zeit hindurch verwendbar
                              sein, also nach Oeffnen des Mannlochdeckels weder zerfallen noch zu stark an die
                              Kesselwand ankleben. Dem Versuche wurden zwei neue Packungsmassen, welche sich in
                              einer grösseren Kesselanlage praktisch bewährt hatten, hinsichtlich ihrer
                              Zusammensetzung und Structur näher unterworfen.
                           1) Das Product stellt einen weissen, biegsamen Cylinder dar, welcher 20 mm
                              Durchmesser hat und sich talkartig anfühlt. Es besteht aus einer Reihe langgedrehter
                              Fäden, welche seilartig verflochten sind und einander hinsichtlich ihrer Structur
                              und Zusammensetzung vollkommen gleichen.
                           Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung in der ursprünglich en Dichtungsmasse:
                           
                              
                                 Fett
                                 15
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Asche
                                 42,5
                                 „
                                 
                              
                                 Pflanzenfaser
                                 42,5
                                 „
                                 
                              
                           Die nähere Untersuchung des Fettes zeigte, dass dasselbe aus einem Gemische von 25
                              Proc. Talg und 75 Proc. Stearinsäure besteht; die Asche erwies sich als reiner
                              Asbest, an welchem man noch die langfaserige Structur erkennen konnte; endlich wurde
                              die Pflanzenfaser auf Grund der mikroskopischen Prüfung als Baumwolle erkannt.
                           Hieraus ergibt sich, dass vorliegende Dichtungsmasse in folgender Weise erzeugt
                              worden ist: Gleiche Theile Baumwolle und Asbestfasern werden gemeinsam versponnen,
                              dieses Garn sodann durch ein geschmolzenes Gemisch von Stearinsäure und Talg (3: 1)
                              gezogen und schliesslich zu einem Seil verflochten.
                           2) Das zweite Product ist von rother Farbe, hat einen Durchmesser von 25 mm und ist
                              mit einem leicht abpressbaren Oele durchtränkt. Die Masse besteht aus mehreren
                              concentrischen Schichten in folgender Art: Zwei weitmaschige, diagonal gestrickte
                              Baumwollstrümpfe sind in einander geschoben und werden durch langfaserige, im Kreise
                              herum stehende Asbeststränge getrennt; der innere Strumpf umschliesst ein Bündel
                              gedrehter Hanffasern, welche in Talkpulver eingebettet sind. Die ganze Masse ist
                              mit, 15proc. schwerem Cylinderöl eingefettet, dessen Farbe und Fluorescenz durch
                              einen rothen, fettlöslichen Anilinfarbstoff verdeckt ist.
                           
                        
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                           Handbuch der chemischen
                                 Technologie unter Mitwirkung von Beckert, Bender,
                                 Benedict, Börnstein, Brand, Buntrock, Hecht, v. Helmolt, Jurisch, Lange und
                              Prausnitz, herausgegeben von O. Dammer. I. Band. 920 S. mit 191 Abbildungen. Verlag
                              von Ferd. Enke in Stuttgart. Geh. 24 M.
                           Das vorliegende Werk soll die Lücke ausfüllen, welche zwischen den für
                              Studirende bestimmten gedrängten Compendien und den ausführlichen Lehrbüchern der
                              chemischen Technologie zur Zeit besteht; es soll ein Hilfsmittel für die
                              fortgeschrittenen Studirenden und ein Nachschlagewerk für die Praktiker schaffen.
                              Nach dem Plane wird das Werk fünf Bände enthalten, deren erster die sogen. chemische
                              Grossindustrie und alle Zweige der Technik bespricht, welche anorganische Producte
                              herstellen: Sauerstoff, Ozon, Wasserstoff, Wasserstoffsuperoxyd, Wasser, Schwefel,
                              Schwefelkohlenstoff, Schweflige Säure, unterschwellige und Hydroschweflige Säure,
                              Schwefelsäure, Salz, die Stassfurter Industrie, Natron- und Kalisalpeter,
                              Salpetersäure, Stickstoffoxydul, Sodaindustrie, Natrium, Salzsäure, Chlor,
                              Chlorkalk, Kaliumsulfat, Potasche, Kaliumbicarbonat, Aetzkali, Kalium, Ammoniak und
                              Ammoniaksalze, Jod, Jodkalium, Fluorwasserstoff, Kohlensäure, Cyanverbindungen,
                              Borsäure, Borax, Phosphor, Phosphorsäure, Natriumphosphat, Zündmittel, Barium-,
                              Strontium-, Magnesiumsalze, Thonerde, Thonerdenatron, Alaun, Thonerdesulfat u.s.w.,
                              Ultramarin, Metallpräparate, Kalk, Gyps, Cement, Kunststeine, Glas, Wasserglas,
                              Thonwaaren, Asbest, Graphit, Carborundum.
                           Band II, dessen Erscheinen unmittelbar bevorsteht, soll die Gewinnung der Metalle und
                              die Legirungen enthalten; Band III wird die Fette, Wachsarten, Seifen, Harze, Oele,
                              Lacke, Papier und die Gährungsgewerbe; Band IV die Brennstoffe,
                              Beleuchtungsmaterialien, Theerproducte und die chemische Technologie der
                              Gespinnstfaser, sowie die Nahrungsmittel besprechen. Der Schlussband ist für die
                              hygienischen Verhältnisse der bereits behandelten Zweige bestimmt.
                           Die Bände sind einzeln zu haben, womit dem Bedürfnisse verschiedener Kreise Rechnung
                              getragen ist. – Wir werden auf dies bedeutsame, gut ausgestattete Werk eingehender
                              zurückkommen. Für die Zuverlässigkeit des Textes bürgen wohl die Namen des
                              Herausgebers und der als Specialisten bestens bekannten Mitarbeiter.
                           Geschichte der Explosivstoffe von
                              S. J. v. Romocki. I. Bd. Geschichte der
                              Sprengstoffchemie, der Sprengtechnik und des Torpedowesens bis zum Beginn der
                              neuesten Zeit. 394 S. mit vielen Reproductionen von alten Handschriften, Malereien,
                              Stichen u.s.w. Verlag von R. Oppenheim (Gustav Schmidt). Berlin. 12 M.
                           An der Hand geschichtlicher Quellen weist der Verfasser nach, dass der Torpedo die
                              ältere Form der Sprengtechnik ist, der erst später die Geschütze und Gewehre gefolgt
                              sind. Das Werk ist reich illustrirt. Es würde sich empfohlen haben, wenn die
                              altsprachigen Quellen durchgehend auch in Uebersetzung wiedergegeben wären, da die
                              Kenntniss des Lateinischen und insbesondere des Griechischen erklärlicher Weise bei
                              den Technikern, für die das Werk doch vorwiegend bestimmt ist, nur wenig gepflegt
                              wird. – Der einzeln käufliche erste Band bietet auch dem Freunde der
                              Kriegsgeschichte vieles Interessante. Die noch ausstehenden zwei Bände werden die
                              neueren Treibmittel und Sprengmittel behandeln.
                           Paul Gisbert.„Eine Sache für sich!“ Socialpolitische Studie,
                              der Handelswelt zugeeignet. 16 S.
                           Betrifft Auskunfteien und wendet sich gegen die Geheimhaltung der Auskünfte.
                           Zur Frage der Ingenieurerziehung.
                              Von Prof. A. Riedler. Sonderabdruck aus den
                              Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleisses. Verlag von Leonh.
                              Simion. Berlin. 35 S.
                           Pizzighelli,Anleitung zur Photographie. 7. Auflage. W. Knapp. Halle
                              a. S.
                           Dies kurze, fassliche Werkchen hat sich für den Anfänger als sehr brauchbar erwiesen;
                              Aenderungen an demselben sind, so weit sie nicht durch Fortschritte bedingt waren,
                              möglichst vermieden.
                           ––––––––––
                           Der Gasbetrieb (System Lührig) für
                                 Strassenbahnen. 51 S.
                           Vorstehendes Schriftchen gibt genauere Angaben über die S. 47 d. Bd. erwähnte Gasbahn
                              und wird von der Deutschen Gasbahn-Gesellschaft in
                                 Dessau an Interessenten auf Wunsch versendet.