| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 263 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Schmelzpfropfen der Dampfkessel.
                           Die Zeitschrift des Verbandes der
                                 Dampfkessel-Ueberwachungsvereine bringt folgende Mittheilung von C. Haage in Chemnitz über die Frage: „Hat die
                                 Anwendung von Schmelzpfropfen auf Feuerplatten von Dampfkesseln besonderen
                                 Werth?“
                           Zur Beantwortung dieser in der letzten Verbandsversammlung aufgeworfenen Frage habe
                              ich bei allen Vereinen des Verbandes Umfrage gehalten und von 25 Vereinen den
                              gewünschten Bescheid empfangen.
                           Diese Mittheilungen der genannten Vereine lassen sich in Folgendem zusammenfassen:
                              Schmelzpfropfen auf Feuerplatten sind bei feststehenden Kesseln nur wenig
                              eingeführt; nur einige Kesselfabriken (namhaft gemacht sind nur zwei Firmen) bringen
                              dieselben regelmässig zur Anwendung. In Belgien sind die Schmelzpfropfen für alle
                              Kessel mit Innenfeuerung obligatorisch. Fast allgemein in Gebrauch sind dagegen die
                              Schmelzpfropfen in den Feuerbüchsdecken der Locomobilen. Die konischen Pfropfen aus
                              leicht schmelzbarem Metall bezieh. aus Blei sind zumeist in Rothgusskopfschrauben
                              eingelassen, welche von der Wasser- oder auch von der Feuerseite her in der
                              Feuerbüchsdecke eingeschraubt werden. Seltener kommt die in England gebräuchliche
                              Form zur Anwendung, bei welcher der Pfropfen sich in der Decke einer aufgeschraubten
                              Rothgussbüchse befindet.
                           Zur Beurtheilung des Werthes der Schmelzpfropfen würde von grösster Wichtigkeit eine
                              Zusammenstellung derjenigen Fälle sein, in denen bei eingetretenem Wassermangel ein
                              grösserer Schaden oder Unfall am Kessel durch rechtzeitiges Abschmelzen der Pfropfen
                              und Austreten von Dampf in die Feuerung vermieden worden ist. Leider werden
                              derartige Fälle nicht jedesmal zu unserer Kenntniss kommen, da die Heizer aus
                              naheliegenden Gründen kein Interesse daran haben, einen begangenen groben Fehler in
                              der Wartung des Kessels ohne zwingenden Grund bekannt zu geben. Nur von vier
                              Vereinen können fünf Fälle aufgeführt werden. Zahlreicher waren die Meldungen von
                              Vorkommnissen, bei denen in Folge Wassermangels Erglühen der Feuerbleche bezieh.
                              verbunden mit Einbeulung und Zusammendrückungen der letzteren eingetreten ist, ohne
                              dass die Schmelzpfropfen geschmolzen waren. Dies betraf sowohl Schmelzpfropfen der
                              ersten wie der zweiten Art und zumeist Locomobilen, aber auch Flammrohrkessel. Von
                              zehn Vereinen (Bernburg, Chemnitz, Danzig, Magdeburg, München, Mühlhausen,
                              Offenbach, Posen, Saarbrücken, Stettin) wurden derartige Fälle beobachtet und
                              untersucht, in denen also die Schmelzpfropfen auf Feuerplatten ihren Zweck nicht
                              erfüllten. Die Ursache des Versagens dieser Sicherheitsvorrichtung ist wohl
                              hauptsächlich in der Ablagerung von Kesselstein auf den Schmelzpfropfen zu suchen.
                              Von allen Seiten wird aber darüber geklagt, dass die Schmelzpfropfen vielfach leck
                              werden, sogar zum Abschmelzen kommen, ohne dass Wassermangel im Kessel vorgelegen
                              hat, und dadurch zu Unannehmlichkeiten und Betriebsstörungen Veranlassung geben.
                              Nicht selten wird gefunden, dass die Pfropfen durch eiserne Schrauben ersetzt worden
                              sind.
                           Diese Thatsachen sind wohl auch die Veranlassung, dass Schmelzpfropfen bei
                              feststehenden Kesseln nicht allgemein eingeführt sind und für die Anwendung
                              derselben sich nur sechs Vereine zustimmend aussprachen, dies auch nur
                              bedingungsweise bezieh. bloss für Locomobilen.
                           
                        
                           Tondruckplatten.
                           Ein neues Verfahren zur Herstellung von Druckplatten für den Buch- und Kunstdruck,
                              vornehmlich geeignet für Behandlung grösserer Flächen durch Aufdruck leichter
                              Farbentöne, dann aber auch für einfachere figurelle Bearbeitung – zur Herstellung
                              von Silhouetten, grosser Zierschrift, Plakatschrift, Initialen – ist seit Kurzem von
                              der Rheinischen Gypsindustrie Heidelberg
                              eingeführt worden. Dasselbe wird dadurch charakterisirt, dass Gypsplatten von der
                              Dicke der Schrift-(Lettern-) Höhe gegossen werden, welche dann durch Gravirwerkzeuge
                              die Oberflächengestaltung des Druckstockes erhalten. Um den Gypsplatten die für das
                              Drucken erforderliche Härte zu geben, werden sie theils vor, theils nach ihrer
                              Bearbeitung mittels zweier besonderer Gypshärtungsflüssigkeiten, Santorin und Aparin
                              genannt, getränkt. Der zum Giessen der Druckplatten dienende Apparat besteht aus
                              zwei geschliffenen Glasplatten, zwischen welchen vier eingefettete, schrifthohe
                              Leisten zur Bildung eines rechteckigen Rahmens durch Schraubenzwingen eingespannt
                              werden. Durch eine Oeffnung wird der dünnflüssige Gypsbrei, bereitet aus gleichen
                              Raumtheilen sogen. Cementgyps, Santorinflüssigkeit und Wasser, in die Form
                              eingegossen. Nach einem Tag Erhärtens wird die Platte herausgenommen und getrocknet.
                              Kleinere Druckplatten werden in rechteckige Stücke mit der Säge abgeschnitten. Zu
                              ihrer weiteren Bearbeitung wird auf gummirtes Papier ein Abzug der betreffenden
                              Druckarbeit gemacht, die Druckplatte schnell mit Wasser übergössen, der Abzug darauf
                              gelegt und leicht aufgedrückt. Die Zeichnung wird so nach Art eines Abzugbildes auf
                              die Platte übertragen; die Contouren werden jetzt mittels der Gravirnadel
                              eingeschnitten, grössere Flächen mit dem Stichel weggeschabt. Bei der Weichheit des
                              Plattenmaterials erledigt sich die Arbeit sehr rasch. Zu ihrer Härtung wird die
                              Druckplatte in ein Gemisch von 5 Th. Aparinflüssigkeit und 3 Th. Santorinflüssigkeit
                              eingelegt, nach einer Stunde Imprägnirens aus diesem Bade wieder herausgenommen und
                              über einer Flamme getrocknet. Man kann diese Imprägnirung auch vor dem Schneiden des
                              Bildstockes vornehmen, man hat alsdann die Oberfläche der Platte vor der Bearbeitung
                              nur nass zu machen, wodurch sie erweicht. Ein Vortheil liegt hierbei darin, dass die
                              Aufnahme von Härtungsflüssigkeit und das nachfolgende Trocknen nachher um so rascher
                              beendet ist; innerhalb 10 Minuten lässt sich eine solche Platte druckfertig
                              herstellen.
                           Wie bereits eingangs bemerkt, lässt sich das Verfahren besonders zur Anfertigung von
                              Platten zum Bedrucken grösserer Flächen mit einem leichten Farbenton verwenden. Eine
                              eigenartige Structur des gehärteten Gypsmaterials, das sich in körniger
                              Beschaffenheit der an sich glatten Oberfläche zu erkennen gibt, kommt hier in
                              vortheilhafter Weise zum Ausdruck. Man kann auch die Farbentöne nach einer Richtung
                              hin verlaufen lassen, indem man die Oberfläche der Tondruckplatte mit Glas- oder
                              Schmirgelpapier leicht abreibt.
                           Ueber den Umfang dessen, was mit dem neuen Tondruckplatten-Verfahren sich erreichen
                              lässt, gewinnt man einen Ueberblick durch einen von der Rheinischen Gypsindustrie herausgegebenen illustrirten Katalog, in welchem
                              hauptsächlich die verschiedenfarbigen Töne in Mustern oder in Combination mit
                              Zeichnungen und Einfassungen vorgeführt werden. Das Verfahren nebst den dazu
                              gehörigen Apparaten und Materialien wird von der genannten Firma zum Preise von 50
                              Mark abgegeben. (Pf. in der Badischen Gewerbezeitung.)
                           
                        
                           Die grösste Dynamomaschine der Welt.
                           Im Anschluss an unsere Mittheilung S. 167 d. Bd. erhalten wir von Herrn G. Daverio in Zürich nachstehende ergänzende und
                              berichtigende Mittheilung, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.
                           
                              „Erst vor kurzer Zeit bin ich von einer grösseren Reise durch Nordamerika nach
                                 Europa zurückgekehrt; während meines dortigen Aufenthaltes besuchte ich unter
                                 anderem auch die grossen elektrischen Anlagen dieses Landes. Am Niagara-Fall
                                 habe ich von der Firma Cataract Construction Co. of
                                    Niagara-Falls eine Dynamomaschine in Gang gesehen, welche diejenige von
                                 Chicago von 2000  bei weitem übertrifft. Die betreffende Maschine hat
                                 eine Leistung von 5000 . Es sind drei solcher Maschinen im Betriebe.
                                 Während meiner Anwesenheit, Anfang Juli 1895, wurden gerade Versuche gemacht mit
                                 den neuen Maschinen, welche ein sehr gutes Resultat ergaben. Jeder Dynamo
                                 entspricht eine Turbine von 5000 ; wahrscheinlich ebenfalls die grösste
                                 Maschine der Welt in ihrer Art.“
                              
                           
                        
                           Aluminiumgeräthe.
                           Nachdem nunmehr auch das Reichsgesundheitsamt der Ueberzeugung Ausdruck gegeben hat,
                              dass wir im Aluminium das für Herstellung von Kochgeschirren geeignetste und der
                              Gesundheit unschädlichste Metall besitzen, müssen auch die letzten Bedenken gegen
                              dasselbe als beseitigt gelten. Bereits sind Feldflaschen und Kochgeschirre aus
                              Aluminium bei der gesammten deutschen Armee eingeführt worden, und auch in der
                              Privathaushaltung haben sich Aluminiumgeschirre beliebte Aufnahme verschafft. Wir
                              können zu den früher geltend gemachten Vorzügen solcher Geschirre (geringes
                              Gewicht, keine Oxydation, gutes Aussehen) noch einige andere, beim praktischen
                              Gebrauch bekannt gewordene hinzufügen. Zum Beispiel hat das heisseste Backfett,
                              welches die Verzinnung in Kupfergeschirren zum Schmelzen bringt, keinen Einfluss auf
                              Aluminium. Kartoffeln, die in einem Aluminiumgefäss mit Salz abgekocht wurden und
                              nach dem Abgiessen noch zwei Stunden heiss standen, behielten ihre ursprüngliche
                              weisse Farbe und den frischen Geschmack. Auch Früchte (z.B. Kirschen, Himbeeren,
                              Erdbeeren, die beim Kochen in verzinnten Gefässen blau werden) behalten in Berührung
                              mit Aluminium ihre frische Farbe.
                           Von dem Berliner Verkaufsbureau der Aluminium-Actiengesellschaft Neuhausen ist eine Auslese von
                              Aluminiumgeräthen an die Landesgewerbehalle in Karlsruhe zur Ausstellung eingesandt
                              worden, aus welcher namentlich die Küchengeschirre hervorzuheben sind. Dieselben
                              sind aus je einem Stück Rein-Aluminiumblech gestanzt bezieh. gepresst, Henkel und
                              Stiele angenietet. Preise dieser Geräthe sind z.B. für einen Schmortopf von 3½ l
                              Fassungsraum 3.65 M., für einen Fruchtkessel von 12½ l 12,50 M., für einen Becher
                              von 0,3 l 2,50 M. – Auch Essbestecke sind in verschiedenen Formen ausgestellt:
                              Löffel und Gabeln zu 3,50 M. das Dutzend, Messer mit Aluminiumheften zu 10 M.
                              Dieselben, „Victoria-Aluminium-Essbestecke“ genannt, bieten mancherlei
                              besondere Annehmlichkeiten, die sich auch hier aus dem geringen Gewicht und der
                              Beständigkeit gegen Oxydation ergeben; sie behalten immer die schöne, silberweisse
                              Farbe (während z.B. Silber selbst durch eiweisshaltige Speisen dunkelt) und
                              erfordern nur geringen Zeitaufwand zu ihrer Instandhaltung. Sie können die
                              gewöhnlichen Zinnstahlbestecke mit Vortheil ersetzen; im Preise stehen sie kaum
                              höher als sogen. Britanniametall. – Ferner finden sich die beliebt gewordenen
                              Aluminium-Touristenflaschen in mehrfacher Art vor, ¼ bis ½ l Flüssigkeit fassend,
                              zum Preise von 1,75 bis 4 M.; auch eine Infanteriefeldflasche mit Filzbezug befindet
                              sich darunter.
                           Von anderen zur Ausstellung gebrachten Gegenständen, die wegen der besonders
                              zweckmässigen Anfertigung aus Aluminium beachtenswerth sind, nennen wir einen
                              Steigbügel und Sporen, eine Rohrposthülse, einen Konus für Spinnereien zum Aufwinden
                              des Fadens, eine Webschütze. – Man kann in dem neuerdings sich zeigenden Bestreben,
                              für das Aluminium und seine Eigenschaften passendere Verwendungsarten ausfindig zu
                              machen, als kurz nach Einführung des neuen Metalls in die Technik vielfach geschah
                              (wir erinnern nur an die wenig glückliche Verwendung zur Anfertigung von
                              Schlüsseln), eine Gewähr dafür erblicken, dass sich das Metall, wenn auch langsam,
                              doch fortschreitend ein immer weiteres Verwendungsgebiet erobern wird. (Pf. in Bad.
                                 Gewerbezeitung.)
                           
                        
                           Fussboden- und Wandplatten.
                           Die Baugewerkszeitung empfiehlt ihren Lesern
                              angelegentlich die sowohl wegen ihrer Ausführung aus bestem Thonmaterial als durch
                              Farben- und Formschönheit ausgezeichneten rautenförmigen, nicht glasirten
                              Steinzeugplatten der Firma Bienwald und Rother,
                              Kunstziegelei und Thonwaarenfabrik in Liegnitz. Die Platten haben eine Seitenlänge
                              von 10 cm, sind stahlhart und erzielen durch ihre ganz besonders saubere Oberfläche
                              und den gleichmässigen Ton der stumpfen und doch äusserst effectvollen Farben eine
                              vorzügliche Wirkung. Besonders die in einem satten Olivgrün und einem kräftigen
                              Braunroth hergestellten Täfelchen zeichnen sich aus. Auch in zwei Farben werden die
                              einzelnen Platten ausgeführt. Die von der Firma Bienwald und
                                 Rother versendeten Musterblätter geben einen guten Ueberblick über die
                              Wirkung dieses Belages. Der Preis (für 1000 Stück ab Fabrik = 75 M., 1 qm = 7,50 M.)
                              ist ein sehr niedriger zu nennen.
                           
                        
                           Taschentuch aus Papier.
                           Diese Taschentücher von der Göppinger Papierfabrik G.
                                 Krum in Göppingen (D. R. P. Nr. 81094) haben den Zweck, den Gefahren der
                              Uebertragung von Krankheitskeimen (Bakterien) durch Taschentücher bei allen
                              denjenigen anstecken den Krankheiten, bei welchen der Ansteckungsstoff durch
                              Einathmen übertragen wird, dadurch vorzubeugen, dass an Stelle aus Gewebe
                              hergestellter Taschentücher, welche ihres hohen Preises wegen wiederholt gebraucht
                              werden, Taschentücher verwendet werden, welche man sofort nach dem Gebrauch zerstört
                              (verbrennt oder sonstwie unschädlich macht). Diese Taschentücher müssen derart dicht
                              hergestellt sein, dass der aus Nase oder Mund zu entfernende Auswurf nicht
                              hindurchdringen kann, wie dies z.B. bei den Gewebetaschentüchern der Fall ist, wo er
                              durch die kleinen Oeffnungen der Gewebe hindurchtritt und dadurch häufig an die
                              Hände gelangt und von denselben auf andere Stoffe oder Körpertheile übertragen wird.
                              Weiter ist erforderlich, dass sie billig, weich, geschmeidig und dennoch
                              widerstandsfähig genug sind, um nicht schon bei ihrer Benutzung zu zerreissen, da
                              sonst ihre Wirkung selbstverständlich wesentlich beeinträchtigt würde.
                           Um diesen Anforderungen zu entsprechen, werden die Taschentücher aus dünnem, der
                              Geschmeidigkeit und Widerstandsfähigkeit halber mit Glycerin getränktem Papier
                              angefertigt, dem eine Unterlage, am besten aus leichtem Verbandstoff bestehend,
                              gegeben wird. Die Herstellung kann entweder direct auf der Papiermaschine erfolgen,
                              indem Papier und Gewebe gemeinsam in einer Bahn durch einen mit Glycerin und Wasser
                              gefüllten Behälter geleitet werden, oder aber es kann das in irgend einer bekannten
                              Art mit Glycerin behandelte Papier auf das Gewebe oder das letztere auf das Papier
                              geleimt oder gepresst werden. Nachträglich wird das Papier in quadratische Stücke
                              von 15 bis 18 cm Grösse zerschnitten und womöglich an feuchtem Orte aufbewahrt,
                              damit es seine Weichheit und Geschmeidigkeit behält.
                           Die Kosten des Gebrauchs derartig hergestellter kleiner Taschentücher sind,
                              jedesmalige Zerstörung nach dem Gebrauch vorausgesetzt, nicht viel grösser als die
                              des Waschens der seitherigen Taschentücher aus Geweben.
                           Patentanspruch: Für einmaligen Gebrauch mit nachträglicher Verbrennung bestimmtes
                              Taschentuch, aus dünnem, mit Glycerin getränktem Papier bestehend, das entweder auf
                              der Papiermaschine oder in anderer Weise mit einem dünnen Gewebeüberzug, am
                              geeignetsten mit einem leichten Verbandstoff, durch Aufdruck oder Aufkleben versehen
                              wird. (Papierzeitung.)
                           
                        
                           Die Anwendung des elektrischen Stromes für gewerbliche
                              Zwecke
                           führte kürzlich im „Verein für deutsches Kunstgewerbe“
                              in Berlin der Ingenieur der Allgemeinen
                                 Elektricitäts-Gesellschaft, Richard Opitz, einem zahlreichen Publicum vor
                              Augen. An der Südseite des Saales hatten auf langen Tafeln zahlreiche kleine
                              Maschinen und Apparate des gewerblichen und wirthschaftlichen Lebens Aufstellung
                              gefunden. Auf einfachen Tafeln aufgestellt, sah man Bohr- und Drehmaschinen von
                              mehreren Pferdekräften Leistungsfähigkeit, niedliche Motoren, elektrische
                              Kochapparate in gefälliger Bowlenform, elektrische Bügeleisen und Brennscheren, ja
                              selbst elektrische Cigarrenanzünder, Ventilatoren für Fabrik- und Salonbedarf,
                              Carbol- oder Parfümzerstäuber, eine Fülle von Installationsgegenständen und
                              schliesslich auch einen an eine Marmortafel installirten Apparat, der es ermöglicht,
                              den Kabelstrom in allen Stärken zu den verschiedensten medicinischen Zwecken zu
                              benutzen.
                           Alle diese Maschinen und Apparate waren direct mit der Kabelleitung der
                              Elektricitätswerke verbunden, um die Regulirbarkeit des Stromes zu constatiren. Die
                              elektrische Ausstellung umschloss eine aus den verschiedenfarbigsten Glühlampen
                              gebildete Illuminationsguirlande. Die elektro-medicinischen Apparate u.s.w. hatte
                              die vielfach prämiirte Firma Reiniger, Gebbert und
                                 Schalb in Berlin, Wien, London und Erlangen zur Verfügung gestellt. In
                              anderthalbstündigem Vortrag erläuterte Opitz die
                              Verwendbarkeit des elektrischen Stromes auf allen Gebieten maschineller Thätigkeit
                              und wies nach, dass, wenn die ersten Anlagekosten gedeckt, der elektrische Betrieb
                              der angenehmste und billigste sei, da der Strom für gewerblichen Betrieb von der Elektricitäts-Gesellschaft zu einem Viertel des Preises
                              wie zu Leuchtzwecken abgegeben wird. So würde der Betrieb einer Nähmaschine, die an
                              jede Glühlampe angeschlossen werden kann, für die Betriebsstunde kaum ⅔ Pfennig
                              Kosten verursachen.
                           Um die Verwendung der Elektricität für gewerbliche Zwecke, insbesondere für kleinere
                              Maschinen und für Nähmaschinen, allgemeiner zugänglich zu machen, führe die
                              Gesellschaft die Anlagen jetzt auch auf ihre Kosten aus gegen einen Miethszins, der
                              nur den Amortisationskosten und einer 5procentigen Verzinsung des Anlagekapitals
                              entspricht. Für den Betrieb von Nähmaschinen ist die Gesellschaft jetzt dabei,
                              billige Motoren für den Preis von 50 bis 60 M. zu beschaffen, da die bisherigen (für
                              215 M.) für viele Interessenten zu theuer waren. Am Schlusse seines mit lebhaftem
                              Beifall und der gespanntesten Aufmerksamkeit entgegengenommenen Vortrages gab Opitz noch einen Ueberblick über den Betriebsumfang
                              seiner Gesellschaft. In den vier Stationen der Gesellschaft sind Dampfmaschinen von
                              zusammen 15400  zur täglichen Erzeugung der elektrischen Energie
                              erforderlich. Das Kabelnetz der Gesellschaft umfasst rund 900 km. Die Zahl der
                              Consumenten beträgt 2871 bei 1800 Hausanschlüssen. Ausser 153378 Glühlampen und 6400
                              Bogenlampen besorgt die Gesellschaft auch noch 503 Elektromotoren in den
                              verschiedensten Betrieben von 1950  mit elektrischem Strom.
                           
                        
                           Elektrischer Krahn.
                           Von der Duisburger Maschinenfabrik vorm. Bechern und
                                 Keetmann ist im September 1894 auf ihrem an den Rhein grenzenden
                              Grundstück in Hochfeld ein elektrisch betriebener Winkelportalkrahn aufgestellt,
                              welcher von einer eigenen kleinen Centrale den Strom erhält. Der Krahn hat ohne
                              Rolle eine Tragkraft von 2500 k mit 0,6 m Hubgeschwindigkeit; mit Einschaltung einer
                              losen Rolle kann er 5000 k mit 0,3 in Geschwindigkeit heben. Die Ausladung beträgt
                              12 m, die Spannweite des Portalwagens 11 m. Der Krahn ist maschinell fahrbar auf
                              einer Strecke von 150 m, welche noch an einer Stelle eine starke Curve enthält. Die
                              Fahrgeschwindigkeit konnte nicht über 0,3 m gewählt werden, da an der Curve sonst
                              leicht ein Ecken des Krahnwagens eintrat. Eigenthümlich ist an dem Krahnsystem die
                              Anordnung des elektrisch betriebenen Windwerkes. Die sich drehende Krahnsäule
                              durchdringt das kleine, fest mit dem Portal verbundene Steuerhäuschen, in welchem
                              sich zwei Steuerhandräder, ein Umschalthebel für die Fahrbewegung, ein
                              Stromausschalter und ein A-Motor befinden. Das Windwerk ist auf dem hinteren Theil
                              des Portalplateaus in einem besonderen Gehäuse untergebracht und wirkt somit als
                              kräftiges Gegengewicht. Der Strom wird durch Rollcontacte einem an der hochliegenden
                              Schiene befindlichen blanken Kabel entnommen und einem stets in demselben Sinne
                              laufenden Gleichstrommotor zugeführt, durch welchen mit Hilfe eines Wendegetriebes
                              die verschiedenen Last- und Krahnbewegungen erzeugt werden. Das Heben und Senken der
                              Last konnte durch die eigenartige Reibungskuppelung in langsamer Weise auf Hübe von
                              Millimetern beschränkt werden.
                           Ueber den Kraftbedarf theilt das Werk Folgendes mit:
                           Der Stromverbrauch im Maschinenhaus, an der Primärdynamomaschine gemessen, beträgt
                              beim Betriebe des Krahn es bei 110 Volt:
                           
                              
                                 Leerlauf des Motors mit Steuerwelle    der
                                    Friction
                                 
                                 
                                 5
                                 A.
                                 
                              
                                 Heben von 2500 k Nutzlast + 600 k    des Fördergefässes
                                    und Krahn-    gehänges bei 0,3 m Geschwindig-    keit
                                 
                                 
                                 120
                                 „
                                 
                              
                                 Drehen des unbelasteten Auslegers
                                 
                                 
                                 10
                                 „
                                 
                              
                                 Drehen des mit 3100 k belasteten    Auslegers
                                 
                                 
                                 25
                                 „
                                 
                              
                                 Fahren des unbelasteten Krahnes mit    0,3 m
                                    Geschwindigkeit
                                 50
                                 bis
                                 60
                                 „
                                 
                              
                                 Fahren des unbelasteten Krahnes mit    0,5 m
                                    Geschwindigkeit
                                 60
                                 „
                                 70
                                 „
                                 
                              
                                 Fahren des belasteten Krahnes mit    0,3 m
                                    Geschwindigkeit
                                 60
                                 „
                                 65
                                 „
                                 
                              
                                 Fahren des belasteten Krahnes mit    0,5 m
                                    Geschwindigkeit
                                 80
                                 „
                                 85
                                 „
                                 
                              
                                 Heben und Drehen gleichzeitig mit    3100 k Last
                                 130
                                 „
                                 135
                                 „
                                 
                              
                                 Heben und Fahren gleichzeitig mit    3100 k Last
                                 160
                                 „
                                 170
                                 „
                                 
                              
                           Die elektrische Einrichtung ist von der Actiengesellschaft
                                 Helios in Köln-Ehrenfeld ausgeführt. Dieselbe Firma führte ferner folgende
                              Krähne nach demselben Princip (Leerlaufmotoren) aus: Einen fahrbaren Drehkrahn von
                              2500 k Tragkraft und 8,5 m Ausladung für die Gewerkschaften Sicilia und Siegena in
                              Hochfeld zum Ausladen von Erzen; ferner zwei Stück dem fahrbaren Portalkrahn
                              ähnliche, jedoch auf festem Gerüst montirte Drehkrähne von 1500 k Tragkraft und 12 m
                              Ausladung für die Niederrheinische Hütte ebenfalls zum Erzausladen. (Nach Elektrotechn. Zeitschrift.)
                           
                        
                           Bücher-Anzeigen.
                           Tabellen über die Blechdicken und
                                 Durchmesser der Flammenrohre von Dampfkesseln. Im Auftrage des
                              Internationalen Verbandes der Kessel-Ueberwachungsvereine herausgegeben von G. Eckermann. Hamburg. Boysen und Maasch. 24 S. 2
                              M.
                           (Enthält die Zahlenwerthe der Bach'schen Formel [s.
                              dessen Maschinenelemente 4. Aufl. S. 164] für die Flammrohrlängen 25 bis 300 cm, mit
                              25 cm steigend.)
                           Elektrotechnisches Wörterbuch.
                              Englisch, französisch, deutsch, von Sack, mit Zusätzen
                              von Wilke. Leipzig. Oscar Leiner. 123 S.
                           Bei der rasch fortschreitenden Wortbildung ist vorliegendes Hilfsmittel eine
                              willkommene Zugabe zu jedem Lexikon. Für jede der angeführten Sprachen sind die
                              Schlagwörter vorangestellt, so dass die Sammlung eigentlich drei Wörterbücher
                              enthält. Die Erklärungen sind kurz, aber ausreichend.