| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 240 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Vergleichende Uebersicht über die Frequenz der technischen
                              									Hochschulen des Deutschen Reiches im Wintersemester 1895/96.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 239
                              Technische Hochschule; Mathematik
                                 										und allgem. bild. Fächer; Ingenieurwesen; Maschinenwesen; Elektrotechnik;
                                 										Architektur; Chemie; Forstwesen; Theilnehmer an einzelnen Vorlesungen;
                                 										Gesammtzahl der; Frequenz im Ganzen; Bemerkungen; Studirende; Hospitanten;
                                 										Hörer; Berlin; Landwirthschaft; Maschinenwesen mit Schiffbau; München;
                                 										Kunstgeschichtl. Vortr. 41 Damen; Pädagogische Vorträge: 17 Damen; Karlsruhe;
                                 										Hannover; Darmstadt; Stuttgart; Mathem. allgem. bild. Fächer; Dresden;
                                 										Maschinenwesen einschl. Elektrotechnik und Textilindustrie; Chemie mit
                                 										Elektrochemie, Bergbau und Hüttenkunde; Braunschweig; Aachen
                              
                           
                        
                           Die Gefahren des Wassergases und ihre Verhütung.
                           Die Festschrift zur Feier der 50. Conferenz der Medicinalbeamten des Reg.-Bezirkes
                              									Düsseldorf (Düsseldorf, Fr. Dietz, 1895) enthält über diesen Gegenstand eine
                              									Mittheilung von dem Kreiswundarzt Dr. Racine in Essen
                              									a. d. Ruhr, die wir der Centralstelle für
                                 										Arbeiter-Wohlfahrts-Einrichtungen in Berlin entnehmen. Dr. Racine schöpft seine Angaben aus 10jähriger Praxis, die
                              									er als Fabriksarzt des Blechwalzwerkes Schulz-Knaudt,
                                 										Actiengesellschaft, in Essen, gesammelt hat. Das Wassergas wird auf dem
                              									genannten Werke zum Schweissen von Röhren und nebenbei in den Betriebsräumen, sowie
                              									in den zugehörigen, in der Nähe gelegenen Bureauräumen und Wohnungen zur Beleuchtung
                              									(etwa 1200 Flammen) und Heizung benutzt. Bekanntlich zersetzt sich der Wasserdampf,
                              									wenn man ihn durch glühende Kohlen gehen lässt, und ergibt ein Gemisch von
                              									Wasserstoff, Kohlenoxyd und Kohlensäure. Ist die Wärmezufuhr richtig geleitet, so
                              									bildet sich keine Kohlensäure, sondern nur Kohlenoxyd und Wasserstoff; die
                              									theoretische Zusammenstellung ist, in Volumprocenten ausgedrückt, 50 Proc. CO und 50
                              									Proc. H. Hieraus geht hervor, dass Wassergas ein höchst gefährliches Product, und
                              									zwar wegen seines grösseren Gehaltes an Kohlenoxyd erheblich gefährlicher als
                              									Leuchtgas ist. Die Gefahr wird noch dadurch erhöht, dass es, als vollständig
                              									geruchlos, seine Gegenwart in einem Raume nicht verräth. Eine weitere gefährliche
                              									Eigenschaft des Wassergases ist sein hoher Gehalt an Wasserstoffgas, welches
                              									bekanntlich, wie auch Kohlenoxyd, mit atmosphärischer Luft ein höchst explosibles
                              									Gemenge, das Knallgas, darstellt. Bei der Verwendung des Wassergases hat man
                              									also zweierlei zu verhüten:
                           1) die Vergiftung von Personen durch Kohlenoxydgas und 2) die Explosion des
                              									Wassergases, das ja zu seiner Verbrennung mit der erforderlichen Menge von Luft
                              									gemischt werden muss.
                           Auf dem genannten Werk ist folgendes Verfahren der Wassergasbereitung in Gebrauch:
                              									Die Darstellung des Wassergases ist eine intermittirende und besteht aus den
                              									jedesmaligen Heizperioden, bei welchen Luft je nach der Beschaffenheit der Kohle 10
                              									bis 15 Minuten lang durch letztere geblasen wird, und der darauf folgenden
                              									Wassergasbereitung, indem nach Abstellung des Gebläsewindes 2 bis 6 Minuten lang
                              									Wasserdampf durch die Kohle geleitet wird. Der Dampf tritt oberhalb der Kohlensäure
                              									in den Generator ein, durchzieht gleichmässig die Brennstoffsäule und kommt hierbei
                              									in immer wärmere Partien derselben, wodurch eine vollständige Zerlegung des
                              									Wasserdampfes erfolgt. Das gebildete Generatorgas wird an der Stelle aus dem
                              									Generator abgeleitet, wo demselben die Verbrennungsluft zugeführt wird. Hierbei kann
                              									die Gefahr eintreten, dass mit dem Wassergas gleichzeitig Luft in den Gasometer
                              									geblasen wird. Zur Vermeidung dieses Vorkommnisses ist ein wassergekühlter Schieber
                              									angebracht, welcher den Windkanal stets absperrt, sobald der Gaskanal offen ist. Die
                              									Wasserkühlung ist nothwendig, weil das Wassergas den Generator mit hoher Temperatur
                              									verläset.
                           Das zum Schweissen verwendete Gas gelangt von dem Gasometer durch ein Rohr in eine
                              									durch Wasser gekühlte Düse, wird mit der zu seiner Verbrennung erforderlichen
                              									Luftmenge gemischt und beim Austreten aus der Düse durch enge Schlitze entzündet.
                              									Diese Schlitze wirken in derselben Weise wie die Maschen der Davy'schen Sicherheitslampe und hindern das Gas am Zurückschlagen, so dass
                              									Explosionen des Gases verhindert werden. Die Rückwand der Düse wird durch eine
                              									elastische Platte gebildet; in Folge dessen wird durch geringe Rückschläge, wie sie
                              									z.B. beim Entzünden der Flamme auftreten, die Düse nicht in unerwünschtem Maasse auf
                              									ihre Festigkeit in Anspruch genommen.
                           Um die Sicherheit gegen ein Zurückschlagen des explosiven Gasgemisches zu erhöhen,
                              									wird neuerdings folgende Construction der Düse angewendet. Die Rückwand der Düse
                              									bildet ein Diaphragma aus Lagen von feinem Drahtgewebe oder gelochtem Blech. Das
                              									Ventil ist durch eine Feder oder ein Gewicht so ausgeglichen, dass es sich erst bei
                              									einem bestimmten Druck des Gasgemisches öffnet. Dieser Druck ist so zu bemessen,
                              									dass das Gasgemisch, wenn es durch die Ventilöffnung strömt, eine Geschwindigkeit
                              									hat, die grösser ist als die Verbrennungsgeschwindigkeit des elektrolytischen
                              									Knallgases = 34,0 m in der Secunde, was einem Ueberdruck von 0,96 m Wassersäule
                              									entspricht. Lässt man also Knallgas unter diesem Druck aus einer Oeffnung
                              									ausströmen, so kann es entzündet werden, ohne die Gefahr, dass sich die Entzündung
                              									hinter die Ausströmungsöffnung fortsetzt. – Eine solche mit Wasser gekühlte
                              									Sicherheitsdüse kann zum Einblasen in einen Ofen ohne weiteres benutzt werden. Will
                              									man sie jedoch zum Schweissen verwenden, so muss zwischen der Unterkante der Düse
                              									und dem zu erhitzenden Metallstück ein Verbrennungsraum eingeschaltet werden,
                              									welcher die Hitze zusammenhält. Dieser wird durch feuerfestes Material geschaffen,
                              									welches mittels eines Ringes und Klammern an der Düse aufgehängt wird.
                           Ist trotz dieser Sicherheitsvorrichtungen dennoch eine Explosion des Gasgemisches im
                              									Apparat eingetreten, so soll die Wirkung derselben durch folgende Einrichtung
                              									gemildert bezieh. unschädlich gemacht werden: Ueberall, wo die Leitungsrohre sich
                              									winkelig umbiegen, ist das Ende des Rohres durch eine elastische Gummiplatte
                              									abgeschlossen. Kommt nun eine Entzündung irgendwie zu Stande und pflanzt sich in dem
                              									Röhrensystem fort, so zerreisst die Gummiplatte, weil sie dem Druck geringeren
                              									Widerstand entgegensetzt als das Metall des Rohres, und hebt so die zerstörende
                              									Wirkung der Explosion auf.
                           Die beschriebenen Einrichtungen haben sich so gut bewährt, dass während des
                              									10jährigen Zeitraumes auf dem genannten Walzwerk keine Verletzungen von Arbeitern
                              									durch Explosion des Gases vorgekommen sind. Ueberhaupt hat sich in dem ganzen
                              									10jährigen Zeitraum nur einmal eine Zersprengung der Gummiplatten durch eine
                              									Explosion ereignet, die ausser der heftigen, weithin vernehmbaren Detonation keine
                              									weiteren Wirkungen hervorrief.
                           Bei der Benutzung des Wassergases zu Beleuchtungszwecken macht man die
                              									Wassergasflamme leuchtend entweder durch sogen. Carburirung oder indem man in ihm
                              									andere Körper, Platingeflechte, Magnesiumkörper oder Auer'sche Glühkörper, zum Weissglühen bringt. Die Beleuchtung auf den Schulz-Knaudt'schen Werken erfolgt nach der zweiten
                              									Methode unter Benutzung der Fahnehjelm'schen
                              									Glühlichtbrenner. Zu Heizzwecken werden die Verbrennungsgase durch etwa 60 mm weite,
                              									in Rippenheizkörpern angebrachte Röhren im Zickzack geführt und geben auf diesem
                              									Wege ihre Wärme an die Heizkörper ab. Bei diesen Verwendungsarten erfordert die
                              									Dichtigkeit der Rohrleitungen und die Beschaffenheit der Hähne eine besondere
                              									Aufmerksamkeit. In erster Linie ist hinter jeder Gasuhr ein Muchall'scher Controlapparat einzuschalten, durch welchen periodisch die
                              									Dichtigkeit der Leitungen zu controliren ist. Weitere in dieses Gebiet gehörige
                              									Vorsichtsmaassregeln enthält der Erlass der Minister für Handel und Gewerbe und der
                              									geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 2. Juli 1892, betreffend
                              									die Abwendung gesundheitsschädlicher Wirkungen des Wasser- und Halbwassergases.
                           Eine andere Methode der Verhütung von Kohlenoxydvergiftungen besteht darin, dem
                              									Wassergas riechende Stoffe zuzusetzen, die dem Gas einen intensiven Geruch
                              									verleihen, so dass ein Ausströmen desselben sich leicht verräth. Dies geschieht
                              									meistens durch Beimischung von Mercaptan in der Weise, dass das Gas durch eine 5-
                              									oder 10procentige weingeistige Lösung von Mercaptan hindurchgeleitet wird. Die
                              									meisten Gasvergiftungen entstehen dadurch, dass beim Ausdrehen der Flamme der Hahn
                              									überdreht oder auch unbeabsichtigt wieder aufgedreht wird. Die dadurch entstehende
                              									Gasausströmung verhütet der erwähnte Fahnehjelm'sche
                              									Brenner vollkommen, da die Magnesiumstäbchen desselben noch nach 20 Secunden so
                              									heiss sind, dass sich das ausströmende Gas von selbst wieder entzündet.
                           Leider sind alle diese Vorrichtungen nicht ausreichend, um jeden Unglücksfall zu
                              									verhindern, wie vier Fälle von Kohlenoxyd Vergiftung, darunter ein tödtlich
                              									verlaufener, beweisen, über die der Vortragende zu berichten hat. Zwei davon
                              									sind durch unvorsichtiges Offenlassen von Beleuchtungshähnen verursacht, würden also
                              									bei gewöhnlicher Gasbeleuchtung unter denselben Umständen wahrscheinlich auch
                              									eingetreten sein. Die beiden anderen Fälle führt der Verfasser auf folgende,
                              									allerdings sehr ungewöhnliche Ursache zurück. Zwei Arbeiter wurden in ihrer
                              									Schlafstube bewusstlos aufgefunden. Das Haus, in welchem die Wohnung gelegen war,
                              									hatte keine Beleuchtung durch Wassergas o. dgl. Das Wassergas soll vielmehr aus dem
                              									dicht neben dem Haus stehenden, zu voll getriebenen Gasbehälter ausgeströmt und
                              									durch den Wind in das offenstehende Schlafstubenfenster getrieben worden sein. Diese
                              									beiden Fälle endeten nicht tödtlich.
                           Der Vortragende kommt zu dem Schluss, dass sich in der Praxis die Gefahren des
                              									Wassergases nicht so gross erwiesen haben, wie man bei dem hohen Gehalt desselben an
                              									Kohlenoxyd theoretisch hätte vermuthen sollen. Bei den ausserordentlichen
                              									technischen Vorzügen des Wassergases müsse allerdings das Bestreben der Techniker
                              									nach wie vor darauf gerichtet sein, die Gefahren desselben mehr und mehr zu
                              									beseitigen und entweder durch geeignete Verfahren ein kohlenoxydfreies Wassergas zu
                              									liefern, oder auf neue Mittel und Wege zu sinnen, den grösseren Kohlenoxydgehalt für
                              									die Anwendung zu Beleuchtungszwecken ungefährlich zu machen.
                           
                        
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                              									von Oscar Guttmann. Mit 327 eingedruckten Abbildungen.
                              									Zugleich als sechsten Bandes sechste Gruppe, erste Abtheilung des Handbuches der
                              									chemischen Technologie Bolley-Engler. Braunschweig.
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                           Der Verfasser ist unseren Lesern als unser langjähriger Berichterstatter über
                              									Explosivstoffe bestens bekannt. Seine Berichte fanden allseitig Anerkennung und
                              									haben von unserem Journal aus ihren Weg in die besten Zeitschriften und Jahrbücher
                              									gefunden. Wir können uns deshalb hier darauf beschränken, dass in dem obigen Werke
                              									eine Darstellung der wichtigsten Theile dieser Industrie und in so musterhafter
                              									Ausstattung, wie man sie von der bekannten Verlagshandlung erwarten darf, enthalten
                              									ist.
                           Die explosiven Stoffe, ihre
                              									Geschichte, Fabrikation, Eigenschaften, Prüfung und praktische Anwendung in der
                              									Sprengtechnik. Nach den neuesten Erfahrungen bearbeitet von Dr. Fr. Böckmann, technischem Consulenten. Mit 67
                              									Abbildungen. Zweite gänzlich umgearbeitete Auflage. Verlag von A. Hartleben in Wien,
                              									Pest, Leipzig. 420 S. Preis 5 M.
                           Das Werk enthält im ersten Theile (S. 4 bis 360) die Natur und Eintheilung der
                              									explosiven Stoffe: Schwarzpulver und ähnliche Stoffe, Nitro- und Diazoverbindungen,
                              									Knallquecksilber, sowie die Beurtheilung der Explosivstoffe; im zweiten Theile wird
                              									die Anwendung der explosiven Stoffe, Verpackung, Aufbewahrung und Transport der
                              									explosiven Stoffe, sowie die Sprengtechnik behandelt; im Anhange werden polizeiliche
                              									Verordnungen wiedergegeben. Chemische Vorkenntnisse sind nicht vorausgesetzt, das
                              									Erforderliche wird im Werke selbst gebührend erläutert.
                           Mittelländische Verkehrsprojecte.
                              									Reden und Aufsätze von Gottfr. Zöpfl. Berlin. Verlag
                              									von Siemenroth und Troschel. 2 M.
                           Zur Einleitung. I. Zukunftsfreundlich. II. Nord-Ostseekanal. III.
                              									Deutsch-österreichische Verkehrsprojecte. IV. Das Project eines
                              									Rhein-Weser-Elbekanals. V. Ein mittelländischer Binnenschiffahrtscongress.
                           The Filtration of Public
                                 										Water-Supplies by Allen Hazen. New York. John
                              									Wiley and Sons. 53 East Tenth Street. 197 S.
                           
                        
                           Berichtigung.
                           Seite 179 Zeile 8 von unten links soll es Fig. 26
                              									heissen.