| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 239 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Amerikanisches Universalinstrument.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 239
                              
                           Die Firma J. Hurwitz in Berlin SW., Kochstr. 19, bringt
                              									nebenstehend veranschaulichtes Instrument auf den Markt, das vermöge seiner
                              									praktischen Einrichtung sich gut einführen dürfte. – In dem hohlen Holzgriffe,
                              									dessen oberer Theil abschraubbar ist, sind zehn im täglichen Gebrauche verwendbare
                              									kleine Instrumente (Stemmeisen, Nagelzieher, Hohleisen, Bohrer, Schraubenschlüssel,
                              									Ahle und vier Breitahlen) untergebracht. Jedes derselben lässt sich in eine am
                              									unteren Ende des Griffes befindliche Klemmvorrichtung einsetzen und durch Anziehen
                              									einer Schraube zum Gebrauch befestigen und wieder auslösen oder mit einem anderen
                              									vertauschen.
                           Zu den Metalltheilen des Griffes ist schmiedbarer Guss verwendet worden, auch die
                              									Gewinde sind eingegossen.
                           
                        
                           Gasbahn.
                           Für den versuchsweisen Betrieb eines Gasmotorwagens auf der Berlin-Charlottenburger
                              									Strassenbahn hat der Polizeipräsident auf die Dauer von 3 Monaten die Genehmigung
                              									ertheilt. Der von der Dessauer Gasbahn-Gesellschaft, System Lührig, hergestellte Wagen soll Anfangs Mai in Betrieb gesetzt werden. Er
                              									wird zunächst nur bis zu dem am Treffpunkt der March- und Hardenbergstrasse
                              									befindlichen Knie der Berliner Strasse verkehren und erst nach Fertigstellung der
                              									Charlottenbrücke bis zur Station „Thiergarten“ weitergeführt werden. (Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung.)
                           
                        
                           Versuchsresultate mit Sprengstoffen.
                           Gelatine- und Guhrdynamit gelten schon länger in Schlaggasen, selbst in Kohlenstaub
                              									ohne solche, als ganz unsicher; Ladungen von 100 g bewirken in einem Luftgemenge mit
                              									6 Proc. Gas, oder mit fettem Kohlenstaub ohne Gas stets Explosionen. Derjenige
                              									Sprengstoff, welcher bei Versuchen in Schalke (Westfalen) am besten bei Anwesenheit
                              									von Gas und Kohlenstaub widerstand, ist der Kohlencarbonit von Schlebusch, welcher
                              									25 Proc. Nitroglycerin, 34 Proc. Kaliumnitrat, 38,5 Proc. Roggenmehl, 1 Proc.
                              									Sägespäne, 1 Proc. Bariumnitrat und 0,5 Proc. Natriumbicarbonat enthält. Die
                              									Entzündung der Patronen geschah mit Zündhütchen Nr. 6. Dieses Kohlencarbonit
                              									bewirkte selbst bei 7,3 Proc. Gasgehalt der Luft und mit 600 g Ladung keine
                              									Entzündung. Ein anderes neues Sprengmittel, Dahmenit A, ist bedeutend stärker und
                              									fast ebenso sicher wie das vorige. Nach Dr. Brookmann
                              									in Bochum enthält derselbe 91,4 Proc. Ammoniumnitrat, 5,2 Proc. Naphtalin, 2,6 Proc.
                              									Kaliumbichromat und 0,8 Proc. Wasser, Ammoniumsalz u.s.w. In Gemengen mit 7,0 und
                              									7,2 Proc. Gas pflanzte Dahmenit erst bei Ladungen von 562 und 579 g die Flamme fort.
                              									Bei späteren Versuchen bewirkten Ladungen von 500 g Dahmenit in Gegenwart von
                              									Kohlenstaub allein, auch mit 6 Proc. Gas, keine Explosion, während 10 g
                              									Gelatinedynamit dies augenblicklich thaten. Die Schädlichkeit der paraffinirten
                              									Patronenhülsen zeigte sich oft deutlich; solche rufen Explosionen mit kleineren
                              									Ladungen hervor. So erzeugten Westfalit und Dahmenit Explosionen mit 450 g Ladung;
                              									Dahmenit A wird dagegen von präparirten Hülsen nicht beeinflusst und Progressit
                              									blieb so lange indifferent, als seine Normalzusammensetzung unverändert war.
                              									Westfalit von Sinsen hält 94,0 Proc. Ammoniumnitrat, 5,4 Proc. Harz, 0,1 Proc.
                              									Ammoniumchlorid, 0,4 Proc. Ammoniumsulfat und 0,1 Proc. Farbstoff; Dahmenit von
                              									Castrop: 93,3 Proc. Ammoniumnitrat, 4,8 Proc. Naphtalin, 1,6 Proc. Kaliumchlorat,
                              									0,1 Proc. Ammoniumchlorid und 0,2 Proc. Ammoniumsulfat; Progressit von Witten,
                              									dessen Sicherheit von paraffinirten Patronen nicht beeinflusst wird (a), und
                              									solcher, der beeinflusst wird (b), enthält:
                           
                              
                                 
                                 a
                                 b
                                 
                              
                                 Ammoniumnitrat
                                 89,1
                                 92,2
                                 
                              
                                 Anilinchlorid
                                 4,7
                                 5,5
                                 
                              
                                 Ammoniumsulfat
                                 6,0
                                 2,3
                                 
                              
                                 Farbstoff
                                 0,2
                                 –
                                 
                              
                           Letzterer brachte Gemenge mit hohem Gasgehalte durch 350 g in paraffinirten Hülsen
                              									zur Explosion, während er selbst mit 550 g in nicht paraffinirten Hülsen unschädlich
                              									blieb. Diese Progressite waren sehr sicher, aber doch weniger wie Kohlencarbonit und
                              									Dahmenit A.
                           Die übrigen bisher in Schalke versuchten Sprengstoffe erwiesen sich als bedeutend
                              									unsicherer.
                           Nach Winkhaus, dem Versuchsleiter, ist folgende Tabelle
                              									aufgestellt, welche die Minimalmengen von Sprengstoff angibt, die eine Entzündung
                              									hervorrufen:
                           
                              
                                 
                                 a
                                 b
                                 a
                                 c
                                 a
                                 d
                                 
                              
                                 Gelatinedynamit
                                 75
                                 2,25 Proc.
                                 50
                                 6,2
                                 45
                                 6,5
                                 
                              
                                 Guhrdynamit
                                 75
                                 „
                                 58
                                 6,5
                                 30
                                 6,8
                                 
                              
                                 Gesteincarbonit
                                 111
                                 „
                                 81
                                 7,0
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Securit
                                 50
                                 „
                                 150
                                 6,4
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Roburit
                                 152
                                 „
                                 154
                                 6,1
                                 130
                                 5,8
                                 
                              
                                 Wetterdynamit
                                 200
                                 „
                                 68
                                 6,3
                                 51
                                 6,6
                                 
                              
                                 Westfalit
                                 300
                                 „
                                 251
                                 7,0
                                 250
                                 6,3
                                 
                              
                                 Dahmenit
                                 500
                                 „
                                 251
                                 7,1
                                 250
                                 6,3
                                 
                              
                                 Progressit
                                 –
                                 „
                                 550
                                   6,75
                                 560
                                   7,25
                                 
                              
                           a = Ladung in g; b = Gehalt an CH4; c = Gasgehalt
                              									ohne Staub; d = Gasgehalt mit Staub. (Nach Rev.
                                 										univers. durch Berg- und Hüttenm.
                                 									Zeitung.)
                           
                        
                           Herstellung einer silbergrauen Färbung auf Zinn.
                           In der Bayerischen Gewerbezeitung theilt Dr. Stockmeier folgendes Verfahren mit:
                           Um Zinngegenstände mit einer silbergrauen Farbe zu versehen, taucht man dieselben im
                              									fett- und oxydfreien Zustande in eine Wismuthlösung. Diese wird in der Weise
                              									bereitet, dass man 3 g Wismuthylnitrat (Bismut. subnitricum) in 10 cc Salpetersäure
                              									von 1,4 spec. Gew. auflöst und hierauf eine Lösung von 10 g Weinstein und 40 g
                              									Salzsäure in 1 l Wasser hinzugibt.
                           Nach dem Eintauchen erscheinen die Zinngegenstände dunkelstahlgrau, sobald das
                              									auf der Oberfläche sitzende, überschüssige und pulverförmig ausgeschiedene Wismuth
                              									abgerieben ist.
                           Alsdann stellt man sich aus 10 g Chlorsilber, 30 g Kochsalz, 20 g Weinstein und 100 g
                              									Kreidepulver eine Versilberungsmischung her, welche man im schwach feuchten Zustande
                              									auf den mit obiger Wismuthlösung vorbehandelten Zinngegenstand mit Hilfe eines
                              									Flanellappens aufreibt. Durch die hierdurch bedingte schwache Versilberung erglänzen
                              									besonders die hervortretenden Theile des Objectes in einem warmen silbergrauen Tone,
                              									während die tief erliegenden Partien ihre stahlgraue Farbe beibehalten.
                           Nach dem Abwaschen und Trocknen des Gegenstandes erscheint eine Ueberziehung
                              									desselben mit sogen. Conservir- oder Alluloidlack angezeigt, um ein Anlaufen der
                              									dünnen Silberschicht und eine dadurch bedingte Nachdunkelung der Färbung zu
                              									verhüten.
                           
                        
                           Nachweis der Beschwerung von Seide.
                           Als jüngst Prof. Gieseler aus Bonn im Crefelder
                              									Handwerker- und Bildungsverein einen Vortrag über Röntgen'sche Strahlen hielt, wurde er von dem Angestellten einer Crefelder
                              									grossen Seidenfärberei gebeten, zu versuchen, ob sich mit Hilfe der Strahlen bei der
                              									Färbung beschwerte von unbeschwerter Seide unterscheiden lasse. Prof. Gieseler hat nun an den ihm zugesandten
                              									Seidenstoffmustern und Seidenfäden Versuche angestellt, welche beweisen, dass auch
                              									die kleinste Menge beschwerter Seide als solche deutlich zu erkennen ist, während
                              									unbeschwerte Seide keinen Schatten wirft. Dieses Ergebniss ist für das Seidengewerbe
                              									von nicht zu unterschätzender Bedeutung. So werden, um ein Beispiel anzuführen, den
                              									Fabrikanten häufig kleine Stoffabschnitte vorgelegt, die nachgeahmt werden sollen.
                              									Wegen der geringen Grösse des Musters lässt sich aber in den meisten Fällen nicht
                              									feststellen, ob die zu dem Stoffe verwandte Seide bei der Färbung beschwert ist oder
                              									nicht. Bei grösseren Mustern ist allerdings eine Feststellung durch chemische
                              									Analyse möglich.
                           
                        
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