| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 47 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Die Entwickelung der Gasanstalten.
                           In der Sitzung des deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern theilte dessen
                              									Generalsecretär Dr. Bunte Folgendes mit:
                           Die Gasanstalten haben sich im Kampf mit der Elektricität erfolgreich behauptet; ihre
                              									Zahl ist in dem letzten Jahrzehnt, von 668 auf 724 gestiegen. In 33 Städten wurde
                              									das Gas neu eingeführt, in fünf weiteren die Erbauung von Gasanstalten beschlossen.
                              									Der Gasconsum hat sich in mehr als doppelt so starkem Maasse entwickelt als der
                              									Verbrauch elektrischen Stromes aus Centralen. Allerdings ist dabei zu beachten, dass
                              									nur etwa ein Drittel der überhaupt vorhandenen elektrischen Lampen von Centralen
                              									gespeist wird. Von den in Deutschland bestehenden 180 Elektricitätswerken sind mehr
                              									als die Hälfte nur von bescheidener Grösse und zur Versorgung kleiner Landstädte und
                              									Dörfer bestimmt, wo Gasbeleuchtung nie in Frage kam. Es zeigt sich auch hierin, wie
                              									Gas und Elektricität auf verschiedenen Gebieten neben einander sich entwickeln und
                              									das wachsende Lichtbedürfniss decken. Was die einzelnen Absatzgebiete betrifft, so
                              									steht die Lichtversorgung obenan. Dabei handelt es sich namentlich um die
                              									Strassenbeleuchtung, bei welcher elektrisches Licht verhältnissmässig wenig
                              									Verwendung gefunden hat. Für Kraftentwickelung, zum Kochen, Heizen u.s.w. werden
                              									etwa 17 v. H. der an Private abgegebenen Gasmenge verwendet. Eine gewaltige
                              									Steigerung in der Verwendung des Gases zum Kochen und Heizen ist besonders da
                              									eingetreten, wo man dem Publikum die Anschlüsse möglichst erleichterte.
                           Director Körting in Hannover berichtete über die
                              									Thätigkeit der Gasheizcommission. Der Aufschwung, den das Kochen mit Gas in vielen
                              									Städten genommen hat, führte zu merkwürdigen Verschiebungen in der Gasproduction.
                              									Während z.B. früher in Hannover die Juniproduction ein Viertel der
                              									Decemberproduction betrug, beläuft sie sich jetzt auf die Hälfte; die Apparate
                              									werden also viel besser ausgenutzt, vor allem der Gasbehälter. Es hat sich bei
                              									dieser bedeutenden Vermehrung des Sommerverbrauchs aber auch ein unangenehmer
                              									Umstand bemerkbar gemacht: die verdoppelte Erzeugung von Koks. Der Koksvorrath
                              									schwillt in den Sommermonaten unheimlich an, und die Aufmerksamkeit der
                              									Gasingenieure hat sich auf die Mittel gelenkt, den Absatz des Koks zu heben.
                              									Insbesondere sind die Grundsätze erwogen, nach denen die Oefen in technischer, hygienischer und
                              									ästhetischer Hinsicht beurtheilt werden sollen. (Es wurde eine Summe von 5000 M. für
                              									den oder die besten Gaskoksöfen ausgesetzt.)
                           
                        
                           Rotationsphotographien.
                           In einem Berichte über die Berliner Gewerbeausstellung theilt die Papierzeitung Nachstehendes mit:
                           Unweit des Chemiegebäudes in dem Hause der Neuen
                                 										Photographischen Gesellschaft in Schöneberg und zwar in dem äusseren
                              									Rundgang sind photographische Vergrösserungen verschiedener Art und die
                              									mannigfaltigsten, auf sogen. endlosen Papier hergestellten Rotationsphotographien in
                              									sehr geschickter Weise angeordnet. Im inneren Raum weckt ein mächtiges Rundbild von
                              									Berlin, das nach Bildern in Cabinetformat angefertigt ist, besonderes Interesse.
                              									Sämmtliche ausliegenden und ausgestellten Arbeiten sind von überraschender Schärfe,
                              									hier scheint dem Lichtdruck ein sehr gefährlicher Nebenbuhler erwachsen zu sein,
                              									denn diese Bilder werden zu denselben Preisen geliefert wie Lichtdruckbilder. Der
                              									Wichtigkeit des Verfahrens wegen geben wir noch eine kurze Beschreibung. Mit
                              									Rotationsphotographie oder Kilometerphotographie bezeichnet man diese mit
                              									selbsthätigen Rotationsmaschinen hergestellten Bromsilberphotographien.
                              									Bromsilbercopien sind zwar nichts Neues, neu ist aber die Güte der hier
                              									ausgestellten und noch mehr ihre Herstellung mit einer Geschwindigkeit, die die
                              									einer Lichtdruckschnellpresse bedeutend übertrifft. Es handelt sich um eine
                              									Erfindung von weitgehender Bedeutung, die mit Recht als der grösste Fortschritt der
                              									letzten Zeit auf dem Gebiete der Reproductionstechnik bezeichnet werden muss. Das
                              									Beziehen des Rohpapiers mit Emulsion ist der erste und wichtigste Theil des
                              									Verfahrens. Ist das empfindlich gemachte Papier an sich nicht tadellos, können es
                              									natürlich auch die Bilder darauf nicht werden. Man bedient sich zum Emulsioniren des
                              									Rohpapiers einer Maschine, die bis 2000 m fertigen Papiers täglich liefert. Diese in
                              									erster Linie für den eigenen Bedarf fertig gestellten Papiere sind jetzt auch durch
                              									Händler zu beziehen. Der zweite Theil des Verfahrens besteht in der Belichtung, die
                              									bei elektrischem Licht gänzlich selbsthätig und daher völlig gleichmässig vor sich
                              									geht. Das zu belichtende Papier rollt sich auf einer Seite der Belichtungsmaschine
                              									ab, geht über die im Copirrahmen befestigten Negative, wird dabei in der den
                              									Negativen entsprechenden Breite 2 bis 4 Secunden belichtet und rollt sich danach
                              									selbsthätig auf, um der Entwickelungsmaschine übergeben zu werden. Diese
                              									Belichtungsmaschine liefert bis 3000 m latenter Bilder an einem Tage. Der dritte und
                              									interessanteste Theil des Verfahrens besteht in der Entwickelung der Bilder mit der
                              									selbsthätigen Entwickelungsmaschine. Das belichtete Papier geht nach der Reihe durch
                              									den Entwickler, das Säure-, Natron- und Alaunbad sowie eine Anzahl Waschbäder. Es
                              									wird nach Verlassen des letzten Waschbades durch elektrische Wind- und Wärmefächer
                              									derart bearbeitet, dass, wenn der Anfang der Rolle am Ende der Maschine anlangt, die
                              									nunmehr fertigen Bilder trocken aufgerollt oder geschnitten werden können. Eine
                              									solche Maschine arbeitet mit einer Geschwindigkeit von 5 Fuss in der Minute. Dies
                              									macht in 10 Stunden 1000 m, und ein solches Kilometer enthält 40000 Cabinetbilder.
                              									Bei einer Zusammenkuppelung der Belichtungs- und Entwickelungsmaschine ist man
                              									demnach im Stande, 40000 Cabinetphotographien innerhalb 10 bis 12 Stunden
                              									herzustellen. Mit einer solchen Geschwindigkeit hergestellte Bilder sind 15 Stunden
                              									nach den betreffenden Aufnahmen der Nord-Ostseekanal-Feierlichkeiten bereits in
                              									Tausenden von Exemplaren in Hamburg, Kiel, Berlin auf den Markt gebracht worden.
                              									200000 Photographien 16 : 20 cm = 10 km der Mennel'schen Originalaufnahme des Fürsten Bismarck wurden anlässlich seines
                              									80. Geburtstages innerhalb 14 Tagen angefertigt.
                           Da die Berechnung des Preises der Rotationsbilder nach Metern stattfindet, so werden
                              									auch die sämmtlichen Aufträge nach Metern ertheilt. Der grösste bisher erhaltene
                              									Auftrag lautete auf 20 km bei einer Breite von 64 cm; diese 40 Rollen Bilder
                              									enthielten also 5 Millionen kleiner Bildnisse in der Grösse von 4 : 6 cm.
                           
                        
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                              									Treppenconstructionen von Feller und Bogus. Verlag von Otto Maier in Ravensburg. 2.
                              									Lieferung zu 3 M., enthalt Tafel 5 bis 8. (1. Lieferung vgl. 1895 297 192.)
                           
                           Tafel 5: Wohnhaustreppe von 1 m Breite; Tafel 6: Einfache dreiwangige Haupttreppe,
                              									2,40 m breit; Tafel 7: Wohnhaustreppe, 1,25 m breit; Tafel 8: Haupttreppe, 1,50 m
                              									breit. Preise und Gewichte sind für jedes Beispiel angegeben. Die Formen sind
                              									gefällig und die Construction wohl durchdacht und bis in die Einzelheiten durch
                              									Photolithographie dargestellt.
                           Das Gesetz zur Bekämpfung des
                                 										unlauteren Wettbewerbes vom 27. Mai 1896. Für die gerichtliche und
                              									gewerbliche Praxis erläutert von C. Hauss. Berlin. J.
                              									Guttentag's Verlagsbuchhandlung.
                           
                           Das vorliegende Gesetz wird voraussichtlich eine weittragende Bedeutung für das
                              									gewerbliche Leben gewinnen, auch werden seine Auslegungen auf manche Zweifel
                              									stossen. Die vorliegende Ausgabe enthält: I. Den Wortlaut des Gesetzes. II.
                              									Sachliche Erklärungen. III. Erläuterungen zu den einzelnen Vorschriften. IV.
                              									Alphabetisches Sachregister. Der Verfasser ist an den legislatorischen Vorarbeiten
                              									betheiligt gewesen und wird daher ein guter Führer sein durch die manchen
                              									bevorstehenden Schwierigkeiten.
                           Die einfachen und mehrphasigen
                                 										elektrischen Wechselströme bezieh. der Drehstrom, seine Erzeugung und Anwendung
                                 										in der Praxis. Gemein fasslich dargestellt von J.
                                 										Krämer. Mit 300 Abbildungen im Text und 9 Tafeln. Jena. Verlag von H.
                              									Costenoble. 392 S. Text. 15 M.
                           
                           Der Verfasser setzt voraus, dass dem Leser die Principien des elektrischen
                              									Gleichstromes bekannt sind, und gibt, falls dies nicht der Fall, die Werke an,
                              									welche diese Vorkenntnisse vermitteln. – Die erste Abtheilung enthält die Grundzüge
                              									der Theorie des Wechselstromes. Zum Verständniss dieses Theiles sind eingehendere
                              									mathematische Kenntnisse erforderlich, die weiteren Abschnitte sind allgemein
                              									verständlich. Der erste Abschnitt ist jedoch auch nach dem leichter fasslichen
                              									graphischen Verfahren behandelt worden. Da die Litteratur über Drehstrom sich bisher
                              									nur sehr zerstreut vorfand, so ist mit der vorliegenden ausführlichen Arbeit eine
                              									wesentliche Erleichterung des Studiums dieser interessanten Elektricitätsausnutzung
                              									geschaffen.
                           Hilfsbuch für die Montage elektrischer
                                 										Leitungen zu Beleuchtungszwecken. Für Elektrotechniker, Monteure und
                              									Installateure zur praktischen Anlage und Behandlung des Leitungsmaterials von A. Peschel. 234 S. mit 322 Abbildungen. Leipzig. Verlag
                              									von Oscar Leiner. 5 M.
                           
                           Nach kurzen einleitenden Bemerkungen über Uebertragung im Allgemeinen und
                              									Beleuchtungsarten beschreibt der Verfasser die Leitungsmaterialien, Drähte, Kabel,
                              									Ausschaltungen, Bleisicherungen, Fassung der Glühlampen, Blitzableiter. Dann folgt
                              									eine ausführliche Beschreibung der Montage und ihrer Hilfsmittel, der
                              									Beleuchtungskörper, sowie bemerkenswerthe Mittheilungen über Untersuchung der Anlage
                              									und über allgemeine Bestimmungen. Den Schluss bilden die Bedingungen zur Erzielung
                              									von Feuersicherheit. Das Werk ist allgemein verständlich gehalten und
                              									empfehlenswerte.
                           Erläuterungen zu den
                                 										Sicherheitsvorschriften des Verbandes deutscher Elektrotechniker. Im
                              									Auftrage des Vorstandes herausgegeben von Dr. C. L.
                                 										Weber. Berlin, Springer- München, Oldenbourg's Verlag. 75 S. 1,40 M.
                           
                           Die Elektrotechnik ist in Deutschland glücklicher Weise noch nicht durch gesetzliche
                              									Festlegungen eingeengt worden und kann, sich frei entwickelnd, dem raschen Tempo des
                              									Fortschrittes ungehindert folgen. Aus dem hieraus entspringenden Gefühle der
                              									Verantwortlichkeit ist die Grundlage des vorstehenden Werkes, die
                              									Sicherheitsvorschriften des Verbandes, entstanden. Diese hätten wohl keinen
                              									berufeneren Erklärer finden können, als den Herausgeber, der von Beginn der
                              									Verhandlungen denselben beigewohnt hat und als gewiegter Fachmann bekannt ist. Es
                              									wird kein Elektrotechniker versäumen dürfen, sich mit dem Inhalt dieses Werkes
                              									bekannt zu machen, um gelegentlich das Seinige zur Erhaltung der unabhängigen
                              									Stellung der Elektrotechnik beizutragen.
                           Preisbewerbung.
                           Die Société industrielle de Mulhouse hat am 27. Mai ihre Preisaufgaben für 1897
                              									aufgestellt. Das Programm ist vom Secretariat der Gesellschaft zu beziehen.