| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 168 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Verzinkte Eisenblechdächer und gestrichene
                              									Schwarzblechdächer.
                           Bezüglich der Frage, ob das verzinkte Eisenblech oder das mit Oelfarbe gestrichene
                              									Schwarzblech sich als dauerhaftestes empfiehlt, führt die Gruner'sche Zeitung für Bauwesen an, dass jedenfalls dem verzinkten
                              									Eisenblech der Vorzug gehöre. Dasselbe ist praktischer als ein dreimal mit Mennige
                              									gestrichenes gewöhnliches Schwarzblech. Der Preis dürfte für beide wohl der gleiche
                              									sein, wenn die Kosten des Anstriches mit den Mehrkosten der Verzinkung gleich
                              									gestellt werden. Die Dauerhaftigkeit des verzinkten Bleches ist ungefähr die
                              									dreifache gegenüber dem angestrichenen Bleche, welches vorschriftsmässig alle 3 bis
                              									4 Jahre neu gestrichen werden müsste, wenn es 20 bis 30 Jahre dauern soll. Dächer
                              									aus gut verzinktem Eisenblech halten jedenfalls über 100 Jahre.
                           
                              (Eisenzeitung.)
                              
                           
                        
                           Hoher Kältegrad mittels flüssiger Luft erzeugt.
                           Nach Gentsch bedient sich Prof. Dewar zur Herstellung flüssiger Luft eines Doppelcompressors, in dessen
                              									Aussenkammer durch ein Rohr flüssiges Stickstoffoxyd unter einem Druck von etwa 123
                              									at eingepresst wird. Durch rasches Verdunsten desselben wird im inneren
                              									Compressorbehälter eine Temperatur von – 96° erzeugt. In diesem so abgekühlten Raume
                              									lässt man eingefülltes flüssiges Aethylen rasch verdunsten, wobei die Temperatur auf
                              									– 145° sinkt. Nun wird durch die innere Compressionskammer ein Rohr geleitet, durch
                              									welches Sauerstoff unter einem Druck von 51 at eingepresst wird, welcher bei – 145°
                              									flüssig wird und bei rascher Zurückführung in seinen gasförmigen Zustand eine Kälte
                              									erzeugt, bei welcher unter Druck befindliche Luft bei – 207° erstarrt. Man will
                              									beobachtet haben, dass bei Metallen, die einer Temperatur von – 180° mittels der
                              									flüssigen Luft ausgesetzt werden, die Bruchfestigkeit sich erhöht, beim Eisen sich
                              									sogar verdoppelt, auch sollen bei niedrigen Temperaturen Farben töne verändert
                              									werden. Bekannt ist die auf Berechnung begründete Annahme eines absoluten
                              									Nullpunktes bei – 274°, eines Zustandes, bei welchem die kleinsten Theile aller
                              									Körper in vollständiger Ruhe zu einander sich befinden. (Nat.-Ztg., 1894 Nr. 166.)
                           
                        
                           Das Schiffshebewerk bei Dortmund.
                           Nachdem sich in England, Frankreich und Belgien die senkrechten Schiffshebewerke
                              									vorzüglich bewährt haben (1891 281 * 249), ist ein
                              									solches Hebewerk auch in Deutschland in Ausführung begriffen, und zwar an dem
                              									Dortmund-Emshafenkanal bei Henrichenburg. Dasselbe übertrifft alle bisher
                              									ausgeführten Schiffshebewerke bedeutend an Grösse, da es im Stande ist, Schiffe von
                              									600 t Ladefähigkeit schwimmend 16 m hoch zu heben, so dass es fast die doppelte
                              									Grösse des grössten bislang ausgeführten Hebewerkes hat. Das hierbei in Anwendung
                              									gebrachte System ist aus einem Wettbewerbausschreiben der preussischen
                              									Staatsbauverwaltung, zu welchem die ersten in Betracht kommenden Firmen aufgefordert
                              									waren, hervorgegangen. Der Firma Haniel und Lueg in
                              									Düsseldorf wurde nach ihren später von der Staatsbauverwaltung revidirten Plänen die
                              									Ausführung übertragen. Das Schiff wird in einen an den Enden durch Thore
                              									verschliessbaren Wasserkasten eingefahren und in diesem Wassertrog schwimmend durch
                              									fünf in etwa 30 m tiefe Brunnen tauchende Schwimmkörper getragen. Der Auftrieb der
                              									fünf Schwimmer ist gleich dem Gewicht des gefüllten Wassertroges mit dem darin
                              									befindlichen Schiff, so dass sich das Ganze in jeder Höhenlage im Gleichgewicht
                              									befindet. Durch geringe Kraftanwendung, welche durch ein aus vier etwa 25 m langen
                              									senkrecht stehenden Schraubenspindeln bestehendes Getriebe auf den Wasserkasten
                              									ausgeübt wird, oder durch ein geringes Uebergewicht an Wasser kann nun letzterer mit
                              									dem Schiff beliebig von unten nach der oberen Kanalhaltung oder umgekehrt befördert
                              									werden. Dabei dienen die Schraubenspindeln gleichzeitig zur Erhaltung der
                              									wagerechten Lage des Troges und zur Sicherung des Hebewerkes gegen Unfälle. Die
                              									ganze Hebung von 16 m erfordert etwa 2½ Minuten, mit Aus- und Einfahrt des Schiffes
                              									dürfte eine Zeitdauer von 10 bis 15 Minuten erforderlich sein. Wollte man diese Höhe
                              									mit gewöhnlichen Kammerschleusen überwinden, so würden vier von je 4 m Hubhöhe
                              									erforderlich gewesen sein und jede eine Zeitdauer von etwa 15 bis 20 Minuten zur
                              									Durchschleusung eines Schiffes erforderlich gemacht haben, so dass die ganze
                              									Zeitdauer mehr als 1 Stunde betragen hätte. Es ist also durch dieses Hebewerk ein
                              									ganz erheblicher Gewinn an Zeit und eine bedeutende Ersparniss an Wasser erreicht.
                              									Da die alten Kammerschleusen stets mit Wasser aus der oberen Kanalhaltung neu
                              									angefüllt werden müssen, so würde die in Betracht kommende Schleusentreppe z.B. für
                              									jede Schleusung eines Schiffes zusammen rund 3000 cbm Wasser gebraucht haben,
                              									während das Hebewerk fast gar kein Betriebswasser braucht oder doch nur so wenig,
                              									nämlich 30 cbm, dass dies gar nicht in Betracht kommt.
                           Die Bayerische Kanalvereinscorrespondenz, der wir diese
                              									Notiz entnehmen, hält dies System für das Project eines grossschiffahrtsfähigen
                              									Main-Donaukanals wegen der Verringerung der Schleusenzahl, der im Zusammenhang damit
                              									stehenden Zeitersparniss und Ermöglichung der Dampfschiffahrt auf langen Haltungen,
                              									sowie wegen der Wasserersparniss für sehr wichtig.
                           
                        
                           Elektrische Beleuchtung.
                           Die Stadt Singen am Fusse des Hohentwiel hat seit einiger Zeit elektrische
                              									Beleuchtung. Die Betriebskraft für das Elektricitätswerk wird von zwei
                              									Wasserkraftanlagen geliefert, von denen die eine 2 km unterhalb der
                              									Baumwollspinnerei von Trötschler und Co., die andere in
                              									dieser Fabrik selbst errichtet ist. Ausserdem steht noch eine Dampfmaschinen anläge
                              									als Reserve zur Verfügung. Alle drei Kraftanlagen können auf eine gemeinsame
                              									Hauptwelle arbeiten, die als Antriebswelle für die Dynamomaschine dient. In der
                              									ersten Wasserkraftanlage sind zwei Turbinen von der Maschinenfabrik Geislingen von zusammen 90 bis 100  aufgestellt,
                              									die mittels konischer Räder eine Welle in Bewegung setzen, auf der die
                              									Antriebsscheibe für eine Drehstrommaschine sitzt, deren Strom von 1700 Volt mittels
                              									drei blanker Kupferdrähte von 4,5 mm Durchmesser nach der Spinnerei geleitet wird
                              									und dort einen 70 -Drehstrommotor antreibt, der seine Kraft mittels Riemen
                              									an die Hauptwelle abgibt. Die Wasserkraftanlage in der Spinnerei umfasst eine
                              									Geislinger Turbine, welche bei einem Gefälle von 1,8 bis 2,3 m und etwa 4000
                              									Secundenliter Wasserconsum im Mittel 90  leistet, ferner eine Girard-Turbine
                              									von B. Schmidt in Zelle i. W., die bei einem Gefälle
                              									von 1,8 m und 3200 Secundenliter Wassermenge 60  liefert. Die bei kleinen
                              									Wasserständen in Betrieb tretende Dampfmaschine von Gebr.
                                 										Sulzer liefert bei 15 Proc. Füllung und 7 at Ueberdruck 80 . Die
                              									von der Hauptwelle zu betreibende langsam laufende Dynamomaschine leistet bei einem
                              									Kraftaufwande von 47  und 320 Umdrehungen in der Minute 30 Kilo-Watt (240
                              									Volt × 125 Ampère). Ausserdem ist eine Accumulatorenbatterie von der Accumulatorenfabrik A.-G. in Hagen i. W. vorhanden,
                              									bestehend aus 122 Elementen Type 110a mit einer Capacität von 2 × 250
                              									Ampère-Stunden, 64 Ampère Ladung, 83 Ampère Entladung; es können somit 332
                              									Glühlampen zu 16 Normalkerzen 3 Stunden lang aus der Batterie gespeist werden. Ein
                              									Schaltbrett aus weissem Marmor mit den erforderlichen Strom- und Spannungsmessern,
                              									Schaltungsapparaten und Sicherungen vervollständigt die elektrische Einrichtung der
                              									Centrale. Das zur Fortleitung des Stromes dienende oberirdische Leitungsnetz ist auf
                              									zwei Speisepunkte ausgebaut, von denen der eine am Rathhaus, der andere am Bahnhof
                              									sich befindet. Diesen wird der elektrische Strom durch je zwei blanke Kupferkabel
                              									von 95 qmm und eins von 50 qmm Querschnitt zugeführt; drei Spannungsleitungen,
                              									bestehend aus Kupferdrähten von 3 mm Stärke, gehen von den Speisepunkten zur
                              									Centrale zurück und zeigen dort die an den Speisepunkten herrschende Spannung an.
                              									Die Speisepunkte sind 10 m hohe schmiedeeiserne Gittermaste, die oben auf besonderen
                              									Isolatoren drei Kupferringe tragen, von denen aus die Vertheilungsleitungen
                              									abzweigen. Die Speisepunkte sind mit einander durch Ausgleichsleitungen verbunden.
                              									Die auf Holzmasten von 10 m Höhe geführten Vertheilungsleitungen bestehen zum
                              									grössten Theil aus blanken Kupferkabeln von 50 und 25 qmm Querschnitt, während zu
                              									Abzweigungen Drähte von 5 und 3,5 mm Durchmesser verwendet sind. Die öffentliche
                              									Beleuchtung von Singen wird durch 60 Glühlampen von 16 bis 32 Normalkerzen
                              									bewerkstelligt, deren Ein- und Ausschaltung vom Rathhaus aus besorgt wird. Die
                              									Lampen sind in einer Höhe von 4,5 m an Holzmasten oder an den Häusern angebracht und
                              									mit parabolischem Reflector versehen. Die elektrischen Maschinen und Apparate wurden
                              									von der Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft in Berlin
                              									geliefert, während die Projectirung und der Bau der Anlage von der Firma Wilh. Reisser, Elektrotechnische Fabrik in Stuttgart,
                              									ausgeführt wurde. (Elektrotechnische Zeitung.)
                           
                        
                           Brände durch Dampfröhren.
                           Dampfleitungen werden nie so hoch erhitzt, um Holz unmittelbar zu entzünden. Dagegen
                              									kann an Dampfröhren liegendes Holz allmählich verkohlen, so dass dasselbe der Luft
                              									eine grosse Berührungsfläche bietet. Die lockere Masse nimmt, insbesondere beim
                              									Erkalten, begierig Sauerstoff auf, und dies kann so kräftig geschehen, dass
                              									Entzündung eintritt. (Papierzeitung.)