| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 191 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Spiritusglühlicht im Wettbewerb mit der
                              									Erdölbeleuchtung.
                           Nach einem Vortrag von Prof. Dr. Hayduck in Berlin (nach der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie).
                           Wenn auch das Spiritusglühlicht mit dem Gasglühlicht und dem elektrischen Licht in
                              									Bezug auf Leuchtkraft schwerlich in Wettbewerb treten wird, so handelt es sich doch
                              									um die Frage, ob und unter welchen Bedingungen das Spiritusglühlicht geeignet ist,
                              									die Erdölbeleuchtung zu ersetzen. Eine auf diese Frage sich beziehende Untersuchung
                              									hat Referent in dem Vereinslaboratorium ausgeführt und sei hier über das Ergebniss
                              									kurz berichtet.
                           Aus der grossen Zahl der bereits vorhandenen Systeme von Spirituslampen standen dem
                              									Berichterstatter zwölf Lampen von verschiedenen Fabriken zur Verfügung. Eine Anzahl
                              									von Lampen war in der Halle der landwirthschaftlichen Hochschule ausgestellt worden,
                              									diese lieferten den Beweis, dass die Lampen mit schönem und ruhigem Licht brennen.
                              									Es waren die Lampen der Firmen: Deutsche
                                 										Spiritusglühlicht-Gesellschaft, Deutsche Gasglühlichtgesellschaft, der
                              									Firma Martini und Pledath und der Gasglühlichtgesellschaft Helios.
                           Die Spirituslampe besteht wesentlich aus zwei Theilen, dem Vergaser und dem Brenner.
                              									Aus dem Spiritusbassin wird mit Hilfe von Saugdochten der Spiritus in den Vergaser
                              									befördert und mit Hilfe einer unter dem Vergaser befindlichen Flamme wird der Spiritus im
                              									Vergaser verdampft und gelangt in den Brenner. Dieser hat die Einrichtung des
                              									bekannten Bunsen'schen. Brenners. Der Spiritusdampf
                              									strömt aus kleinen Löchern aus, mischt sich in der Brennröhre mit atmosphärischer
                              									Luft und wird von oben her wie Gas entzündet.
                           Besondere Erwähnung verdient die Lampe der Helios-Gasglühlichtgesellschaft. Bei dieser Lampe ist weder ein Saugnoch
                              									ein Brenndocht vorhanden; die Beförderung des Spiritus in den Vergaser geschieht
                              									dadurch, dass das Spiritusbassin höher steht. Das Spiritusbassin ist von dem
                              									Vergaser durch ein Ventil getrennt, nur beim Oeffnen dieses Ventils strömt der
                              									Spiritus in den Vergaser hinein. Um nun den Spiritus in Dampf zu verwandeln, ist
                              									eine vorhergehende einmalige kurze Erhitzung erforderlich. Für diesen Zweck dient
                              									eine kleine, unter dem Vergaser befindliche Flamme, in welcher einige Tropfen
                              									Spiritus abgebrannt werden. Die dadurch bewirkte Erwärmung muss hinreichend sein, um
                              									den in den Vergaser gelangenden Spiritus in Dampf zu verwandeln. Ist einmal die
                              									Spiritusflamme entzündet, dann brennt sie von selbst weiter; die Flamme sorgt dann
                              									selbst für die Erhaltung der nöthigen Hitze.
                           Die Helios-Lampe scheint besonders geeignet zu sein für Beleuchtungszwecke in
                              									grösserem Maasstabe, also z.B. zur Beleuchtung von Hotels, grossen Sälen, zur
                              									Strassenbeleuchtung und zwar dort, wo Gaslicht oder elektrisches Licht nicht
                              									vorhanden sind.
                           Die Spirituslampen liefern für sich nur Hitze. Um Licht zu erzeugen, sind die
                              									Glühkörper erforderlich. Diese bestehen aus einem Gewebe, welches mit den Salzen
                              									gewisser seltener Erden imprägnirt ist, die ein starkes Lichtstrahlungsvermögen
                              									besitzen und die dunklen Wärmestrahlen der Spirituslampe in Lichtstrahlen
                              									verwandeln.
                           Da die verschiedenen seltenen Erden in dieser Beziehung nicht die gleiche Wirksamkeit
                              									haben, ist auch die Leuchtkraft der Glühkörper bedeutenden Schwankungen unterworfen
                              									und wesentlich von der chemischen Zusammensetzung abhängig.
                           Referent hat z.B. aus einer Fabrik Glühkörper bekommen, welche ein Licht gaben, in
                              									einem Falle von 36 ½ Kerzen, im anderen Falle von 43 Kerzen, aus einer anderen
                              									Fabrik Glühkörper, welche in einem Falle ein Licht von 34 Kerzen, in einem anderen
                              									Falle ein Licht von 25 Kerzen gaben.
                           Ferner ist zu beachten, dass der Glühkörper durch längeren Gebrauch an Wirksamkeit
                              									abnimmt, doch fehlen darüber bis jetzt positive Resultate. Von Wichtigkeit ist es,
                              									dass dieser Glühstrumpf in seiner Form und Grösse genau der aus dem Brenner
                              									kommenden Spiritusflamme entspreche. Eine ganze Reihe von Lampen, die gleichzeitig
                              									mit einem Glühkörper zugesandt waren, waren nicht zu gebrauchen, weil der Glühkörper
                              									nicht zu vollständigem Glühen gebracht werden konnte. Die Glühkörper waren
                              									anscheinend für die betreffenden Lampen zu weit, so dass der Glühkörper nicht im
                              									Bereiche der Flammenhitze sich befand. Um einen Fall zu erwähnen, sollte eine Lampe
                              									mit dem beigegebenen Glühkörper eine Lichtstärke von 15 Kerzen haben; nachdem ein
                              									passender Glühkörper gewählt war, gab dieselbe Lampe eine Lichtstärke von 38 Kerzen,
                              									ein Beweis, dass der Glühkörper unpassend gewählt war.
                           Als Brennmaterial wurde bei den Versuchen nicht hochprocentiger, sondern
                              									85procentiger Spiritus verwandt. Es ist durchaus erforderlich, dass die
                              									Spiritusglühlichtlampen, wenn sie Eingang finden sollen, derart sind, dass auch
                              									weniger concentrirter Spiritus darauf gebrannt werden kann.
                           Referent hat eine kleine Anzahl von Lampen, die bei guter Construction gleichzeitig
                              									mit guten und passenden Leuchtkörpern versehen waren, zur Vergleichung mit der
                              									Erdöllampe ausgesucht. Die Lichtstärken, die bei diesen Lampen gefunden wurden,
                              									waren folgende: bei Martini und Pledath 31 Kerzen, bei
                              									der Neuen Gasglühlichtgesellschaft 34 Kerzen in einem
                              									Falle und im andern 38 ½ Kerzen – dieser letzte Fall ist von der folgenden
                              									Betrachtung ausgeschlossen, da eine Bestimmung des Spiritusverbrauchs nicht
                              									ausgeführt ist –, bei der Deutschen
                                 										Gasglühlichtgesellschaft in einem Falle 36 ½ Kerzen, im anderen Falle 43
                              									Kerzen und bei der Helios-Lampe 42 Kerzen. Bei der letzten Lampe muss noch besonders
                              									hervorgehoben werden, dass diese sehr befriedigende Leuchtkraft erzielt wurde mit
                              									85procentigem Spiritus, während von der Firma ausdrücklich, so viel ich weiss, die
                              									Anwendung von hochprocentigem Spiritus verlangt wird. Bei der Verwendung von
                              									96procentigem Spiritus hat Referent allerdings mit dieser Lampe eine Lichtstärke von
                              									53 Kerzen bekommen.
                           Der entsprechende Spiritusverbrauch war in den fünf genannten Fällen, in
                              									Cubikcentimetern ausgedrückt: 110,7, 126,8, 116,5, 112,2 und 102,5. Wenn wir für
                              									85procentigen Spiritus einen Preis von 23 Pf., also einen Preis, für welchen dieser
                              									Spiritus tatsächlich käuflich ist, annehmen, so stellen sich die Kosten für 1 Stunde
                              									bei den Lampen auf 2,54, 2,91, 2,68, 2,58 und 2,45 Pf.
                           Zur Vergleichung mit diesen Spiritusglühlichtlampen wurden nun zwei Stobwasser'sche Erdöllampen von möglichst verschiedener
                              									Wirkung, eine grosse und daneben die kleinste, benutzt, die grosse mit einem
                              									Brennerdurchschnitt von 14 Linien, die kleine mit einem solchen von 7 Linien. Es
                              									wurden mit diesen Lampen folgende Lichtstärken erhalten: mit der grossen Lampe bei
                              									einer gewissen Flammengrösse 34 Hefner-Kerzen; bei einer grossen Flammenhöhe, die
                              									aber nicht so weit getrieben wurde, dass Blaken eintrat, 27 Hefner-Kerzen; bei der
                              									kleinen Erdöllampe wurde eine Lichtstärke gefunden von 10 bezieh. 11 Kerzen. Der
                              									entsprechende Erdölverbrauch war bei der grossen Lampe bei der kleineren Flamme 100
                              									cm, bei der grösseren 111 cm, bei der kleinen Lampe bei einer Lichtstärke von 11
                              									Kerzen 44,4 cm. Wenn man den Preis vom besten sogen. Salonöl zu 20 Pf. annimmt, was
                              									ein sehr niedrig gegriffener Preis ist, so stellen sich die Kosten bei der grossen
                              									Lampe für 1 Stunde auf 2,2 Pf. und 2 Pf., bei der kleineren Lampe auf 0,88 Pf.
                           Trotz der grossen Verschiedenheit dieser Zahlen stimmen die Erdöllampen darin doch
                              									vollständig überein, dass zur Erzeugung gleicher Lichtmengen in gleichen Zeiten fast
                              									genau dieselben Erdölmengen erforderlich waren.
                           Aus den mitgetheilten Zahlen ergibt sich zunächst, dass die Spiritusglühlampen
                              									durchwegs besser brannten, während die Erdöllampen billiger brannten. Wenn man nun
                              									aber die Quantitäten Brennstoff vergleicht, welche verbraucht werden zur Erzeugung
                              									einer Lichtstärke von 10 Hefner-Kerzen in einer Stunde, so kehren sich die
                              									Verhältnisse geradezu um. Zur Erzeugung einer Lichtstärke von 10 Hefner-Kerzen waren
                              									in der Stunde erforderlich: bei der grossen Erdöllampe 41 ½ und 42 cc, bei der
                              									kleinen Erdöllampe 41 cc, und dies entspricht einem Preise von 0,83, 0,84 und 0,82
                              									Pf., im Mittel also nur 0,83 Pf.
                           Diese Vergleichsversuche mit der Erdöllampe wurden mit grosser Genauigkeit
                              									ausgeführt. Es wurden diese Lampen in verschiedenen Entfernungen vom Photometer auf
                              									ihre Lichtstärke untersucht, und die Resultate fielen durchaus gleichmassig und
                              									zuverlässig aus. Wir können also im Allgemeinen sagen: die Erzeugung von 10 Kerzen
                              									Lichtstärke kostet bei Erdölbeleuchtung in der Stunde 0,83 Pf. Für die
                              									Spiritusbeleuchtung wurden folgende Resultate erhalten: zur Erzeugung einer
                              									Lichtstärke von 10 Hefner-Kerzen in einer Stunde wurden verbraucht 36 cc, 37,5 cc,
                              									32 cc, 26 cc und 24,5 cc. Dies entspricht einem Preise von 0,82, 0,86, 0,73, 0,60
                              									und 0,56 Pf. Aus diesen Zahlen findet man durch einfache Rechnung, dass die Kosten
                              									zur Erzeugung gleicher Lichtstärken in gleicher Zeit bei den beiden ersten
                              									Spirituslampen ungefähr dieselben waren, wie bei den Erdöllampen; bei der dritten
                              									Spirituslampe dagegen um 12 Proc. billiger, bei der vierten um 28 Proc. billiger und
                              									bei der fünften um 33 Proc. billiger als bei den Erdöllampen. Unter der
                              									Voraussetzung, dass gute Glühkörper verwendet werden, ist also das Spiritusglühlicht
                              									thatsächlich billiger als Erdöllicht. Die Kosten für die Spiritusglühlampe sind nur
                              									deshalb höher, weil ihre Lichtstärke bei weitem grösser ist, als die der Erdöllampe,
                              									eine Lichtstärke, die für die meisten Zwecke eine durchaus überflüssig grosse ist.
                              									Wenn Spirituslampen angefertigt werden, welche gleiche Lichtstärke haben mit den im
                              									Gebrauch befindlichen Erdöllampen, so folgt, wie schon gesagt, dass die
                              									Spirituslampen dann thatsächlich im Gebrauch sich billiger stellen, als die
                              									Erdöllampen. Besonders wird es empfehlenswerth sein, auch kleinere Spirituslampen
                              									herzustellen, wenn das Spiritusglühlicht eine weitere Verwendung finden soll. Die
                              									Lampen mit grossen Lichtstärken werden ja auch immer ihre Abnehmer finden. Wenn
                              									diesem Bedürfniss nach weniger lichtstarken, kleineren Spirituslampen Rechnung
                              									getragen wird, dann lässt sich mit Sicherheit annehmen, dass die Spirituslampe
                              									dauernde Verwendung finden wird, besonders weil die Spirituslampe ja auch manche
                              									Vorzüge vor der Erdöllampe hat. Das Brennmaterial ist reinlicher, das Licht der
                              									Spirituslampe weit schöner als das Erdöllicht. Die Spirituslampe verbreitet keine so
                              									starke und unangenehme Hitze. Allerdings hat die Spirituslampe auch wieder gewisse
                              									Nachtheile, die nicht verschwiegen werden dürfen. Was die Gefährlichkeit der
                              									Spirituslampe anbetrifft, so kann Referent diese durchaus nicht bestätigen. Bei
                              									Beobachtung der selbstverständlichen Vorsichtsmaassregeln ist die Spirituslampe
                              									durchaus nicht gefährlich, da das Spiritusbassin sich nie in bedenklicher Weise
                              									erhitzte. Dem anderen Uebelstand, der grossen Gebrechlichkeit des Glühkörpers, ist
                              									schon jetzt einigermaassen abgeholfen worden. Die Glühkörper werden heutzutage im
                              									versandtfähigen Zustande hergestellt, indem sie mit einem Bindemittel imprägnirt
                              									werden. So lange sie dieses enthalten, sind sie haltbar. Zum Gebrauch muss dieses
                              									Bindemittel durch Abbrennen entfernt werden, wobei mitunter der Glühkörper abfällt
                              									und zu Grunde geht. Bei einer Art des Versandts bleiben die Glühkörper ganz
                              									unverbrannt, das Gewebe ist in diesem Zustande haltbar und versandtfähig. Zum
                              									Ausglühen der Glühkörper wird eine einfache Vorrichtung mitgegeben, eine Holzform,
                              									über welche der Glühstrumpf straff gezogen wird, um ihm die richtige Form zu geben.
                              									Dann wird der Glühstrumpf von dieser Form entfernt und von oben herab verbrannt und
                              									ausgeglüht; er ist dann in gebrauchsfähigem Zustande. Man darf mit Rücksicht auf die
                              									Zerbrechlichkeit der Glühkörper die Lampen nur vorsichtig tragen; beim Abnehmen des
                              									Cylinders zum Zwecke der Reinigung desselben ist gleichfalls Vorsicht
                              									erforderlich.
                           Wenn auch in der zuletzt erwähnten Beziehung die Spiritusglühlampe noch einer
                              									Vervollkommnung bedürftig ist, so glaubt Referent doch, dass das Resultat der
                              									Untersuchung zu der Hoffnung berechtigt, dass das Spiritusglühlicht nicht nach
                              									kurzem Dasein in Vergessenheit gerathen wird, sondern dass seine Anwendung eine
                              									weite Ausbreitung finden wird.
                           
                        
                           Norddeutsche Binnenschiffahrt.
                           Berlin verfügte von Natur aus nur über die kleine Spree und musste sich für seinen
                              									jetzt ganz enormen Schiffahrtsverkehr erst ein Netz von künstlichen Wasserstrassen
                              									schaffen. Dass dies sich lohnte, ergibt sich aus den folgenden Ziffern:
                           Der gesammte Güterverkehr Berlins betrug im J. 1893:
                           
                              
                                 Beförderungsmittel
                                 Versandt
                                 Empfang
                                 Im Ganzen
                                 
                              
                                 
                                 t
                                 t
                                 t
                                 
                              
                                    Schiff
                                 444455
                                 4346293
                                 4790748
                                 
                              
                                    Eisenbahn
                                 801494
                                 4774713
                                 5576207
                                 
                              
                           Nach einer zuverlässigen Berechnung haben die in den Jahren 1880 bis 1888 vom
                              									preussischen Staate ausgeführten Verbesserungen des Berliner Wasserstrassennetzes
                              									der Bevölkerung Berlins in diesem Zeitraum eine Frachtersparniss, also einen Gewinn
                              									von 40 Millionen Mark eingetragen.
                           Durch den Neubau der Kurfürstenbrücke wird der Plan, Berlin zur Metropole der
                              									norddeutschen Kanalschiffahrt zu machen, seine Krönung finden. Es werden alsdann
                              									Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 500 t auf dem jetzt ausgebauten sogen. Berliner
                              									Grosschiffahrtsweg mitten durch Berlin fahren können und ein directer
                              									Grosschiffahrtsverkehr durch Berlin nach Hamburg, Magdeburg, Breslau u.s.w.
                              									stattfinden können.
                           In ähnlicher Weise wie in Berlin hat sich der Schiffahrtsverkehr Breslaus, das von
                              									Natur auch nur die obere Oder zur Verfügung hatte, in Folge der oberen
                              									Oderkanalisirung und des neuen Oder-Spreekanals mächtig entwickelt.
                           Der gesammte Güterverkehr auf der Oder in Breslau wuchs von 9572223 Centner im J.
                              									1885 auf 32239700 Centner im J. 1894.
                           Wie die alte Kleinschiffahrt immer mehr abstirbt und der modernen Grosschiffahrt
                              									Platz macht, ergibt sich aus dem Verkehr des neuen seit 1890 vollendeten
                              									Oder-Spreekanals in Gegenüberstellung mit dem des alten Oder-Spree- oder
                              									Friedrich-Wilhelmkanals.
                           Es betrug nämlich die Zahl der geschleusten Schiffe:
                           
                              
                                 im J.
                                 bei der Schleuse
                                 
                              
                                 
                                 Briskow
                                 Fürstenwalde
                                 
                              
                                 1884
                                 3816
                                   4762
                                 
                              
                                 1885
                                 3629
                                   4314
                                 
                              
                                 1886
                                 3268
                                   4642
                                 
                              
                                 1887
                                 4554
                                   6058
                                 
                              
                                 1888
                                 3320
                                   4902
                                 
                              
                                 1889
                                 3824
                                   5331
                                 
                              
                                 1890
                                 6044
                                   7176
                                 
                              
                                 1891
                                 6751
                                 13277
                                 
                              
                                 1892
                                 1883
                                 13947
                                 
                              
                                 1893
                                 2254
                                 15857
                                 
                              
                           Die Schleuse bei Briskow dient nur dem Verkehr auf dem alten Kanal, die bei
                              									Fürstenwalde auch dem neuen Oder-Spreekanal. Abgesehen von der Zahl der Schiffe ist
                              									zu berücksichtigen, dass dieselben auf dem alten Kanal nur eine Tragfähigkeit von
                              									150 t, auf dem neuen eine solche von 500 t erreichen.
                           Die Zahl der über das Maass der alten 150 t-Schiffe hinausgehenden Schiffe hat
                              									fortwährend zugenommen, sie betrug an der Fürstenwalder Schleuse:
                           
                              
                                 1891
                                 410
                                 d.h.
                                 1/30
                                 der 
                                 Gesammtzahl,
                                 
                              
                                 1892
                                 1073
                                 „
                                 1/12
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 1893
                                 1779
                                 „
                                 ⅛
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Auch der Dampferverkehr hat entsprechend zugenommen; es durchfuhren nämlich die
                              									Fürstenwalder Schleuse:
                           
                              
                                 1891
                                 1065
                                 Dampfer
                                 
                              
                                 1892
                                 1245
                                 „
                                 
                              
                                 1893
                                 1437
                                 „
                                 
                              
                           Aehnliche Erfahrungen würde man auch in Bayern bei Neuanlage von Kanälen machen. Der
                              									alte Friedrich-Wilhelmskanal entspricht unserem alten Donau-Mainkanal, ein neuer
                              									grosschiffahrtsfähiger Main-Donaukanal würde dem neuen Oder-Spreekanal
                              									gegenüber zu stellen sein. (Verein für Hebung der Fluss- und
                                 										Kanalschiffahrt in Bayern.)
                           
                        
                           Kieselguhr.
                           Die beiden Namen Kieselguhr und Infusorienerde sind insofern charakteristisch, als
                              									der erstere über die chemische Zusammensetzung, der letztere über die Abstammung
                              									Auskunft gibt Kieselguhr enthält in den verarbeiteten Handelssorten neben kleinen
                              									Mengen von Kalk, Magnesia, 6 bis 15 Proc. Feuchtigkeit und 80 bis 92 Proc.
                              									Kieselsäure, besteht also fast aus reiner Kieselsäure, abstammend aus den
                              									Kieselpanzern mikroskopisch kleiner Infusorien (Diatomeen). Die Formen lassen sich
                              									unter dem Mikroskop deutlich erkennen. Die gleichen Gattungen kommen noch heute
                              									lebend im Schlamm oder Schlick der Nordseeküsten vor, so dass anzunehmen ist, die
                              									grossen Kieselguhrablagerungen der norddeutschen Ebene stammen aus jenen Zeiten, in
                              									welchen das Meer weite Strecken des heutigen Deutschlands bedeckte. Dass auch das
                              									Gebiet der Lüneburger Haide einst unter dem Meeresspiegel lag, davon ist man durch
                              									mancherlei geologische Anzeichen überzeugt. Die Ablagerung im Gebiete der Haide sind
                              									von sehr verschiedener Mächtigkeit bis zu 20 m und mehr. Namentlich in den
                              									ausgedehnten Gruben im „Luhethale“. Aus der festen Kieselguhr werden Stücke
                              									abgesprengt und calcinirt, aus welchen die Handelsfirma Reye in Hamburg Dochte fertigen lässt. Da diese Dochte unverbrennlich
                              									sind, so verwendet man zur Herstellung von Spiritusglühlampen jetzt
                              									Kieselguhrdochte, schon aus dem Grunde, weil Kieselguhr gegen Hitze isolirt und
                              									Lampenbassins beim Brennen der Lampe möglichst wenig erwärmen. Weil Kieselguhr auf 1
                              									cbm 41000 Millionen Röhrchen haben soll, so kann auch Kieselguhr beinahe sein volles
                              									Volumen an Brennflüssigkeit in sich aufsaugen. Spiritus- und Erdöl-, Koch- und
                              									Leuchtapparate sind auch mittels Kieselguhrdocht auf ungeahnt billige und praktische
                              									Weise herzustellen; Explosionen und Verschütten von Brennflüssigkeiten können nicht
                              									mehr vorkommen, sofern man Kieselguhrdochte benutzt. Die Kieselguhr hat jetzt schon
                              									vielfache Verwendung. Ausser der Dynamitfabrikation ist Kieselguhr nothwendig für
                              									das Baufach zum Isoliren der Fussböden, Gewölbe und Fehlböden gegen Eindringen der
                              									Hitze, Kälte und zum Abschneiden des Schalles, Einschüttung der Eiskellerwände,
                              									Wein- und Bierkeller, Markthallen, Eiswaggons, Eisschränke, Telephonzellen,
                              									Hohlwände der Eisenconstruction, welche isolirt werden sollen; auch unter
                              									Kaminplatten legt man Kieselguhr zum Schütze der Marmorplatte. Die Hohlwände der
                              									Backöfen werden ebenfalls mit Kieselguhr isolirt. Eine Kieselguhrwärmeschutzmasse
                              									ist leicht herzustellen. Geldschrankfabrikanten gebrauchen Kieselguhr, um die
                              									Geldschränke feuersicher zu stellen. Ausser zu antiseptischen Präparaten gebraucht
                              									man Kieselguhr zur Filtration von Wasser und anderen Flüssigkeiten, z.B. schleimiger
                              									Zuckersäfte, Oele, Spiritus, Wein u.s.w. Der Landwirth gebraucht Kieselguhr zur
                              									Consistentmachung flüssiger Düngstoffe, Compost zu bedecken und als Wiesendünger
                              									u.s.w. Auf Grund eines Patentes stellt die Firma G. W. Reye
                                 										und Söhne in Hamburg auch aus den Originalkieselguhrfelsen praktische
                              									Feueranzünder her, welche stets wieder benutzt werden können, indem man nur nöthig
                              									hat, sie immer nach Gebrauch wieder in Erdöl zu legen. Ferner auf Grund des
                              									Gebrauchsmusterschutzes einen Löscher für Tinte, der mit Genauigkeit frische Schrift
                              									ablöscht, selbst grosse Tintenflecke. Ausserordentlich schönes Putz- und Polirmittel
                              									feinster Qualität wird aus demselben hergestellt, um Metallen sofort Hochglanz zu
                              									verleihen. Feuersichere Asbestkieselguhranstrichfarben und Kitt u.s.w.,
                              									Diatomeencement. Proben von Kieselguhr und auch eine Broschüre kann man von der
                              									Firma G. W. Reye und Söhne in Hamburg, Frankenstrasse
                              									28, Besitzerin der ältesten Kieselguhrgrube, Neu-Ohe bei Unterlass in Lüneburg,
                              									beziehen. (Nach Deutsche Kohlenzeitung durch Oesterreichische Zeitschrift.)
                           
                        
                           Bücher-Anzeigen.
                           Technische Vorträge und Abhandlungen. Wien. Spielhagen und
                              									Schurich.
                           Nr. 25. Ueber nordamerikanischen
                                 										Oberbau von E. Rittler. 28 S.
                           Nr. 27. Englische Güterbahnhöfe
                              									von E. Rittler. 25 S.
                           
                           (Sonderabdrücke aus der Zeitschrift des österreichischen
                                 										Ingenieur- und Architektenvereins.)