| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 302 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber eine einfache Methode zur Reduction der Wägungen auf den
                              									luftleeren Raum von Fritz Salomon.
                           Während die Physiker seit langer Zeit den Einfluss der Luftschwere auf die Wägungen
                              									berücksichtigen, haben die Chemiker nur in ganz speciellen Fällen von dieser oft
                              									recht wesentlichen Correctur Gebrauch gemacht.
                           Der Grund hierfür liegt wohl lediglich in der Thatsache, dass die bisher übliche
                              									Methode zur Feststellung des Luftgewichtes nicht sehr bequem erscheint, indem sowohl
                              									die Ablesung mehrerer Instrumente, als die Ausführung einer nicht gerade ganz
                              									einfachen und durchsichtigen Berechnung nöthig war, welche für vielbeschäftigte
                              									Praktiker zu zeitraubend erschien, um die eventuellen Vortheile einer exacteren
                              									Arbeitsmethode zu würdigen.
                           In der Neuzeit, in welcher die physikalischen Methoden immer mehr in der Chemie
                              									Eingang finden, beschränkt man sich bei wissenschaftlichen Untersuchungen nicht mehr
                              									auf die einfache Wägung, und auch die Praxis dürfte bald genöthigt sein, in dieser
                              									Richtung auf eine Verbesserung hinzustreben.
                           So wird z.B. die allgemeine Einführung des metrischen Liters in die Maassanalyse und
                              									die damit verbundene Aichung der übrigen Messgefässe, welche in diesen Tagen auf dem
                              									internationalen Congress in Paris zum Beschluss gelangte, ganz unbedingt dahin
                              									führen, dass die Prüfung der betreffenden Maassgefässe stets unter Berücksichtigung
                              									des Luftgewichtes bezieh. der Reduction auf den luftleeren Raum zu erfolgen hat.
                           Es scheint deshalb gerechtfertigt, jetzt nochmals auf eine Methode hinzuweisen,
                              									welche gestattet, in kurzer Zeit die auf die Berechnung des Luftgewichtes bezüglichen Daten zu
                              									ermitteln.
                           Schon vor einigen Jahren habe ich in der Zeitschrift für
                                 										angewandte Chemie einen Apparat, das Barothermometer (D. p. J. 1892 283 259),
                              									beschrieben, welcher sich bei allen gasvolumetrischen Versuchen ausserordentlich
                              									nützlich erweist.
                           Dieses Instrument hat jetzt eine Form erhalten, welche sich von der früheren
                              									vortheilhaft dadurch auszeichnet, dass die leidige Frage der Transportfähigkeit
                              									nunmehr gelöst erscheint und die in dieser Richtung eingetretenen Schwierigkeiten,
                              									welche bisher die Verbreitung desselben hinderten, gehoben sind.
                           Die nachstehende Abbildung wird keiner eingehenden Erklärung bedürfen und wenige
                              									Worte werden genügen, um das Princip und die Anwendung des Luftgewichtsmessers, wie
                              									das Instrument in dieser Form zweckmässig genannt werden dürfte, zu
                              									demonstriren.
                           In der Kugel ist ein Quantum trockener Luft abgeschlossen, welches durch den
                              									beweglichen Quecksilberfaden von der äusseren Luft getrennt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 302
                              
                           Das Luftvolumen, welches bei 0° und 760 mm Druck genau die Volumeinheit bei dem
                              									Punkte 1000 des Instrumentes ausfüllt, wird sich, entsprechend der umgebenden Luft
                              									den Einflüssen der Temperatur und des Druckes folgend, ausdehnen oder
                              									zusammenziehen, und die untere Scala, deren Scalentheile gleich 1/1000 des
                              									Volumens sind, gibt also direct die Volumina, welche durch den Zustand der
                              									umgebenden Luft bedingt sind.
                           Die obere Scala enthält dagegen die Luftgewichte, welche reciprok gegenüber den durch
                              									Druck und Temperatur bedingten Volumänderungen verlaufen, und erlaubt, dieselben
                              									ohne jede Rechnung direct abzulesen.
                           Die Benutzung des Luftgewichtsmessers für die Reduction der Wägungen auf den
                              									luftleeren Raum ist folgendermaassen.
                           Man hängt das Instrument im Waagekasten in wagerechter Stellung so auf, dass es durch
                              									eine leise Bewegung (wegen der Adhäsion des Hg-Fadens) jederzeit eingestellt werden
                              									kann; eine dann vorgenommene Ablesung gibt das Litergewicht der im Waagekasten
                              									befindlichen Luft.
                           Die Correction für Feuchtigkeit ist überflüssig, da die meisten Waagen durch
                              									Schwefelsäure oder andere hygroskopische Körper trocken gehalten werden, überdies
                              									ist der durch den Feuchtigkeitsgehalt der Luft entstehende Fehler so gering, dass er
                              									für die Gewichtscorrectur, die hier in Frage steht, nicht in Betracht kommt.
                           Wollen wir nun an einem Beispiel ersehen, wie die Correction auf den luftleeren Raum
                              									bei der Wägung mit Hilfe des Luftgewichtsmessers zu bestimmen ist.
                           Das Volumen des zu wägenden Körpers sei 1000 cc, sein Gewicht 1000 g, das abgelesene
                              									Luftgewicht betrage 1,2 g, so ist dadurch gegeben, dass 1 l Luft von 1,2 g Gewicht
                              									durch das Volumen des gewogenen Körpers verdrängt wurde und diese 1,2 g wären also
                              									dem durch die Waage gefundenen Gewicht hinzuzuaddiren.
                           Nun haben aber die auf der anderen Seite des Waagebalkens hängenden Gewichte
                              									ebenfalls ein bestimmtes Volumen bezieh. Gewicht von Luft verdrängt, und dieser
                              									Gewichtsverlust wird bis zu einer bestimmten Höhe den Gewichtsverlust, welchen das
                              									Liter des gewogenen Körpers erlitt, compensiren. Um dies durch die Gewichte
                              									verdrängte Luftvolumen zu erfahren, muss man ihr specifisches Gewicht kennen.
                           Das specifische Gewicht des Messings ist z.B. 8,4, folglich hat 1 k Messing das
                              									Volumen
                           1000 : 8,4 = 120 cc.
                           Diese 120 cc der von den Gewichten verdrängten Luft sind also von den 1000 cc des zur
                              									Wägung gebrachten Körpers abzuziehen:
                           1000 – 120 = 880 cc
                           und das wirklich für die Reduction auf den luftleeren Raum zu
                              									rechnende Gewicht ergibt sich dann aus der Proportion
                           
                              \frac{1000}{1,2}=\frac{880}{x}\,:\,x;\ x=1,056\mbox{ g.}
                              
                           Das wahre Gewicht des fraglichen Körpers, dessen Volumen 1 l betrug, ist demnach in
                              									diesem Falle um 1,056 g grösser, als bei Vernachlässigung der Reduction durch
                              									directe Wägung gefunden war.
                           Es bedarf wohl keiner besonderen Erörterung, dass derartige Fehler für exacte
                              									Untersuchungen unzulässig sind, und da jetzt mit dem beschriebenen Instrument ein
                              									einfacher und genauer Apparat gegeben ist, um in wenigen Augenblicken die Correction
                              									für das Luftgewicht zu berücksichtigen, so kann man nur die allgemeine
                              									Anwendung der Reduction auf den luftleeren Raum empfehlen. Die Mühe wird noch
                              									dadurch verringert, dass die Schwankungen des Luftgewichtes während eines Tages
                              									gewöhnlich gering sind, und kann man ausserdem durch einfach anzulegende Tabellen
                              									die in Betracht kommenden Werthe für die Gewichte leicht vorher berechnen und
                              									ablesen. (Zeitschrift für eingewandte Chemie.)
                           
                        
                           Reinigen und Schärfen gebrauchter Feilen.
                           In der Zeitschrift des allgemeinen technischen Vereins
                              									macht A. Gawalowski folgende Angaben:
                           Feilen aus Werkstätten für Zinn- und Bleibearbeitung, aus Gasanstalten und
                              									Wasserwerken sind meist mit Blei und Zinn, seltener mit Eisenspänen belegt. Es
                              									genügt, dieselben einige Secunden in concentrirte Salpetersäure einzutauchen, bis
                              									lebhaft rothbraune Dämpfe auftreten, dann mit Wasser zu spülen und in Sägespänmehl,
                              									Kohlenstaub o. dgl. einzulegen oder rasch zu trocknen, um sie wieder gebrauchsfähig
                              									zu machen. Auf dieselbe Weise sind die Metallraspeln zu reinigen. Von Vortheil ist
                              									nach dem Aetzbade und der darauf folgenden Wasserspülung ein Abbürsten der Feilen
                              									und Raspeln mittels einer Reisstroh- oder scharfen Borstenbürste.
                           Mit Eisenfeilspänen versetzte Feilen sind zunächst in ein Bad aus in Wasser gelöstem
                              									Kupfervitriol zu tauchen, in dem das Eisen gelöst und Kupfer als Schlamm
                              									niedergeschlagen wird, ohne dass die eigentliche Stahlmasse der Feile erheblich
                              									angegriffen würde. Danach spült man mit Wasser, bürstet und taucht in Salpetersäure
                              									und behandelt die Feilen in oben beschriebener Weise. Die durch Zinkspäne
                              									abgestumpften Feilen reinigt man durch Eintauchen in verdünnte Schwefelsäure, und
                              									verfährt übrigens so, wie schon angegeben.
                           Feilen aus Kupferschmieden und Giessereien werden mittels Salpetersäure in oben
                              									beschriebener Weise gereinigt, jedoch ist die Aetzung und das Bürsten öfters zu
                              									wiederholen, da bei der ersten Aetzung hartnäckig am Eisen oder Stahl haftendes
                              									Kupfer niedergeschlagen wird.
                           Feilen und Raspeln aus Tischlerwerkstätten legt man zuerst in concentrirte, womöglich
                              									erwärmte Schwefelsäure, spült dann vorsichtig und bürstet ab, um sie danach in
                              									Kalilauge zu tauchen, wiederum zu spülen, zu bürsten und zuletzt zu trocknen.
                           Das Trocknen kann in allen Fällen schnell und bequem auf die Weise ausgeführt werden,
                              									dass man eine grössere Anzahl chemikaustisch gereinigter Feilen mit Spiritus
                              									übergiesst, diesen entzündet und auf den Feilen abbrennen lässt.
                           Die solchergestalt gereinigten Feilen sind, allerdings nur bis zu einer gewissen
                              									Grenze, auch geschärft, da die Bruchspäne der Feilzähne und Kanten weggeätzt oder
                              									zum mindesten derart geätzt wurden, dass dieselben nachher auf mechanischem Wege
                              									(mittels Bürste und Spülwasser) bequem entfernt werden. Die umgebogenen Feilzähne
                              									und Kanten erlangen durch die chemische Aetzung ebenfalls wieder Schärfe gegenüber
                              									der zu feilenden Substanz.
                           In Betracht kommt aber auch noch, dass die Beizbäder lange wirksam bleiben und
                              									schliesslich an chemische Fabriken (als Eisenbeizwasser, Kupferbeizwasser u.s.w.)
                              									separat verkauft werden können, so dass die Kosten der Beizung ganz unbedeutend
                              									bleiben. (O. L. in Stahl und
                                 										Eisen vom 1. Sept. 1896.)
                           
                        
                           Waggonbeleuchtung mit Acetylen.
                           Zur Beleuchtung von Personenwagen der preussischen Staatseisenbahnen mittels Acetylen
                              									sind zur Erprobung umfangreiche Versuche gemacht worden. Für den Fall der späteren
                              									allgemeinen Einführung dieser Beleuchtungsart sind, wegen der erheblich grösseren
                              									Leuchtkraft des Acetylens gegenüber dem Oelgas und des dadurch bedingten geringeren
                              									Verbrauchs, die vorhandenen Anlagen, Transportwagen und Gasbehälter an den
                              									Fahrzeugen von mehr als ausreichender Grösse. Mit Rücksicht hierauf hat der Minister
                              									der öffentlichen Arbeiten die Eisenbahndirectionen veranlasst, alle Arbeiten zur
                              									Erweiterung der Fettgasanstalten, sowie zur Unterhaltung der Retortenöfen in
                              									denselben, zur Vergrösserung der Gasbehälter an den Fahrzeugen, sowie zur
                              									Vergrösserung und Vermehrung der Gastransportwagen, soweit solche noch nicht bereits
                              									angefangen sind und noch ein Jahr aufgeschoben werden können, bis auf weiteres
                              									beruhen zu lassen. Auch sollen die bereits besonders genehmigten Ausführungen dieser
                              									Art liegen bleiben.
                           
                        
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                                 										des periodischen Systems in der Chemie von Dr. Joachim Sperber. Zürich. Verlag von Speidel. 37 S.