| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 159 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Bergrath Köbrich †.
                           Am 1. Mai d. J. wurde in Bozen in Tirol einer der bedeutendsten Fachmänner der
                              									Tiefbohrtechnik, langjähriges Ehrenmitglied des Vereins der Tiefbohrtechniker,
                              									Bergrath Köbrich, in seinem besten Mannesalter seinem
                              									Beruf durch einen plötzlichen Tod entrissen.
                           Die bewundernswerthesten Ausführungen, welche die Tiefbohrtechnik zu verzeichnen hat,
                              									die Bohrungen bei Schladebach und Paruschowitz sind sein Werk. Die Vervollkommnung
                              									der Tiefbohrgeräthe und deren Anwendung in ihrer heutigen Vollendung haben wir zum
                              									grossen Theil ihm zu verdanken.
                           Köbrich wurde geboren am 5. Januar 1843 in Kleinalmerode
                              									bei Cassel als Sohn des Pfarrers daselbst, besuchte die höhere Gewerbschule zu
                              									Cassel 4 Jahre lang und demnächst das Polytechnikum zu Karlsruhe. Nachdem er sich
                              									dann etwa 5/4
                              									Jahre lang auf verschiedenen Berg- und Hüttenwerken des ehemaligen Kurfürstenthums
                              									Hessen praktisch beschäftigt und sich noch 1 Jahr lang theoretisch vorbereitet
                              									hatte, legte er im J. 1865 die erste Staatsprüfung für die höhere
                              									Bergbeamtenlaufbahn im Kurfürstenthum Hessen ab. Dann ging derselbe abermals in die
                              									Praxis und kam nach Nentershausen bei Riecheisdorf, um dort eine grössere
                              									Tiefbohrung kennen zu lernen. Nachdem er sich 1 Jahr ausschliesslich dem Bohrbetrieb
                              									gewidmet hatte, nahm er im J. 1866 eine Stellung als Bohringenieur auf der Saline
                              									Luisenhall bei Göttingen an und leitete die Aufwältigung eines zu Bruche gegangenen
                              									Soolbohrloches.
                           
                           Im J. 1869 waren die Bohrarbeiten auf Luisenhall mit Glück beendet und Köbrich wurde für Stassfurt engagirt, um dort in den
                              									Jahren 1869 bis 1874 sieben Bohrlöcher für Rechnung eines Consortiums abzuteufen,
                              									aus welchem später die Gewerkschaft Neu-Stassfurt entstand. Aus dem preussischen
                              									Staatsdienste, in welchen er nach 1866 übernommen war, war er 1868 ausgetreten,
                              									wurde aber 1874, nach Beendigung seiner Stassfurter Thätigkeit, wieder in den
                              									preussischen Staatsdienst aufgenommen und übernahm von da ab die Leitung der
                              									fiskalischen Bohrarbeiten des preussischen Staats und der grossen
                              									Centralbohrwerkstätte zu Schönebeck.
                           Seine Wirksamkeit steht in engster Beziehung zu dem grossartigen Aufschwung des
                              									gesammten Tiefbohrwesens und seiner stetigen Entwickelung bis zum heutigen Tage.
                           Köbrich ist der Verfasser mehrerer in das Tiefbohrwesen
                              									einschlagender, bahnbrechender Abhandlungen in verschiedenen fachmännischen
                              									Zeitschriften.
                           Den Schmerz um den Heimgang eines so vorzüglichen Mannes theilen mit seiner Familie
                              									zahlreiche Freunde und Fachgenossen.
                           Der Name „Köbrich“ wird in der Tiefbohrtechnik
                              									alle Zeit eine hervorragende Stelle einnehmen.Unser
                                    											Journal hat über die bemerkenswerthen Leistungen des Verstorbenen seit einer
                                    											Reihe von Jahren eingehend berichtet (vgl. die Berichte über
                                    											Tiefbohrtechnik).
                           Darmstadt, den 3. Mai 1898.
                           
                              Tecklenburg.
                              
                           
                        
                           Verwendung des Retortengraphits der Gasanstalten.
                           F. O. Spryt in Maarsen (Holland) ist durch längere
                              									Versuche zu einer erfolgreichen Anwendung des Retortengraphits geführt worden,
                              									welches Material von ihm u.a. in einem wirksamen und billigen Verfahren zur
                              									Enteisenung von Norton-Brunnenwasser verwendet wird. Der Graphit wird hierbei mit
                              									Sand in einem bestimmten Verhältniss gemengt; mehrere Filteranlagen dieser Art sind
                              									bereits mit Erfolg in Holland fertiggestellt. Nicht minder gute Resultate soll der
                              									Genannte bei der Regenerirung bereits ausgenutzter Kohlenzellen galvanischer
                              									Elemente mittels Retortengraphits erzielt haben, wobei selbst nach etwa halbjährigem
                              									Gebrauche die betreffenden Elemente sich als kräftig und ohne Stromverlust erweisen.
                              										(Der Gastechniker.)
                           
                        
                           Elektrische Glühlampen von Nernst und Auer.
                           In jüngster Zeit machen zwei Erfindungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung
                              									von Prof. Dr. Nernst und von dem Erfinder des
                              									Gasglühlichts, Dr. Auer v. Welsbach, viel von sich
                              									reden. Das Journal für Gasbeleuchtung und
                                 										Wasserversorgung in seiner Nr. 15 veröffentlicht:
                           Was zunächst das elektrische Glühlicht von Nernst
                              									betrifft (vgl. S. 96 d. Bd.), so geht der Erfinder von dem Gedanken aus, dass
                              									gewisse Substanzen, wie Kalk, Magnesia u.s.w., bei hoher Temperatur
                              									verhältnissmässig gute Leiter der Elektricität sind und auch bei heller Weissglut
                              									noch nicht flüssig werden oder sich sonst erheblich verändern. Nernst schlägt nun vor, aus solchen Stoffen passend
                              									hergestellte Glühkörper zunächst durch eine Hilfswärmequelle so hoch zu erhitzen,
                              									dass sie genügend leitend werden und alsdann durch einen hindurch gesandten
                              									elektrischen Strom von massiger Spannung, besonders Wechselstrom, in Weissglut zu
                              									erhalten. Hierbei lieferte ein dünner Hohlcylinder aus Magnesia von nicht ganz 1 cm
                              									Länge, welcher durch einen Wechselstrom von etwa ¼ Ampère und 118 Volt am Glühen
                              									erhalten wurde, ein Licht von 26 Hefner-Kerzen, das wären also für 1 Watt rund 1
                              									Hefner-Kerze, während die bisher angewandten Glühlampen für 1 Hefner-Kerze 3 bis 4
                              									Watt erfordern. Eine Schwierigkeit bei der praktischen Verwendung des Nernst'schen Gedankens scheint in der Nothwendigkeit
                              									einer besonderen Wärmequelle zu liegen, durch welche der Glühkörper zunächst
                              									vorgewärmt werden muss, bis er für den Strom leitend geworden ist; doch lassen sich
                              									Wege denken, die Frage in praktisch durchführbarer Weise zu lösen; nach einer
                              									Mittheilung der Wiener Zeitschrift für Elektrotechnik,
                              									Heft 9, soll Prof. Nernst eine Vorwärmung des
                              									Glühkörpers mittels des Funkenstromes eines Inductoriums in Aussicht genommen
                              									haben.
                           C. Auer v. Welsbach benutzt bei der von ihm erfundenen
                              									Glühlampe bisher unbenutzte Eigenschaften des Osmiums. Dieses Metall findet sich in
                              									der Natur in Begleitung des Platins und der sogen. Platinmetalle (Palladium,
                              									Rhodium, Ruthenium, Platin, Iridium und Osmium) und wird aus dem nach Verarbeitung
                              									der Platinerze auf Platin verbleibenden Rückständen, den sogen.
                              										„Platinrückständen“, insbesondere aus dem Osmiridium gewonnen. Osmium
                              									verbrennt beim Erhitzen an der Luft zu Osmiumtetroxyd (Ueberosmiumsäure), welches
                              									sich leicht verflüchtigt; die Dämpfe greifen die Schleimhäute heftig an und
                              									besitzen einen eigenthümlichen Geruch, dem das Metall seinen Namen verdankt.
                           Zugleich ist es der schwerst schmelzbare aller bekannten Körper, und eben diese
                              									Eigenschaft sucht Auer bei seiner neuen Glühlampe zu
                              									verwerthen. Da die Lichtenergie eines glühenden Körpers schneller als die fünfte
                              									Potenz seiner absoluten Temperatur, also mit steigender Temperatur ausserordentlich
                              									rasch wächst, so wird man eine verhältnissmässig viel günstigere Lichtausbeute
                              									erzielen können, indem man den Kohlenfaden der bisherigen elektrischen Glühlampe
                              									durch eine Substanz ersetzt, welche eine höhere Temperatur als die Kohle auf die
                              									Dauer erträgt. Eine solche Substanz ist nun das Osmium. Auer hat dasselbe neuen eingehenden Untersuchungen unterworfen, die zu
                              									bedeutungsvollen Ergebnissen führten.
                           Nach denselben ist Osmium, entgegen den bisherigen Anschauungen, selbst bei der
                              									Verdampfungstemperatur des Platins oder Iridiums, sowohl im Vacuum als auch in
                              									gewissen reducirend wirkenden Gasen und Gasgemischen nicht flüchtig. Wird ein Draht
                              									oder Faden von Osmium in einem Gasgemenge, wie es im Inneren der Bunsen-Flamme
                              									auftritt, also bei Gegenwart von Wasserdampf, oder im Vacuum von einem elektrischen
                              									Strom von genügender Stärke durchflössen, so strahlt der Faden, etwa bei der
                              									Verdampfungstemperatur des Platins, ein blendend weisses Licht aus. Der Faden kann,
                              									insbesondere im Vacuum, weit über diese Temperatur hinaus erhitzt werden, ohne zu
                              									schmelzen, in genügend dichtem Zustand bleibt er sogar fast starr. Nur durch eine im
                              									Verhältniss zur Capacität des Fadens grosse Steigerung der Stromstärke ist es
                              									möglich, den Faden an einer Stelle bis zum Schmelzen zu erhitzen.
                           Reines Osmium dürfte unter den angeführten Umständen die schwerst schmelzbare und
                              									beständigste, sowie in jenen hohen Temperaturen leuchtkräftigste Substanz sein,
                              									welche die Wissenschaft kennt.
                           Die im Handel erhältlichen Osmiumpräparate eignen sich zumeist in Folge ungenügender
                              									Reinheit nicht ohne weiteres für diese Versuche. Dem reinen Osmium am nächsten
                              									stehen seine Legirungen mit Ruthenium. Reines Osmium, sowie solches, das geringe
                              									Mengen von Platin enthält, ist in dichtem Zustande bei fadenförmiger Gestalt
                              									ziemlich elastisch und auch in dieser Hinsicht zur Erzeugung von Glühfäden für
                              									elektrische Lampen brauchbar.
                           Was das Verfahren Auer's zur Herstellung und Zubereitung
                              									solcher massiver und auch hohler Osmiumfäden und ihre Befestigung am Fadenträger der
                              									Glühlampe anbelangt, so behalten wir uns vor, später auf die interessanten
                              									Einzelheiten zurückzukommen. Wir erwähnen nur noch einige merkwürdige Beobachtungen,
                              									durch welche die Anwendbarkeit auch leichter schmelzbarer Körper als Osmium für die
                              									technische Lichtgewinnung nach Auer möglich erscheint.
                              									Bekanntlich schmilzt ein von genügend intensivem Strom durchflossener Platindraht
                              									bei beginnender Weissglut ab. Anders verhält sich der Draht, wenn er von einer
                              									festhaftenden, dichten und zusammenhängenden, jedoch feinen Hülle einer völlig
                              									feuerbeständigen Substanz, wie Thoroxyd, umschlossen ist. Die Intensität des Stromes
                              									kann nun beträchtlich gesteigert werden, ohne dass der Draht zu schmelzen beginnt;
                              									das sehr hohe Licht- und Wärmestrahlungsvermögen der Hülle entzieht dem metallischen
                              									Leiter Energie. Erhöht man nun stetig die Stromstärke, so erstrahlt allmählich der
                              									Leiter in blendendem Lichte; obwohl die Platinseele in der festen Thoroxydhülle
                              									schliesslich schmilzt, kann die Stromstärke und damit die Lichtausstrahlung noch
                              									weiter gesteigert werden, bis endlich das Thoroxydröhrchen durch den Druck der
                              									Platindämpfe zersprengt wird. Ist jedoch die Metallseele schwerer schmelzbar als
                              									Platin, so hält die glänzende Lichterscheinung lange Zeit an; auch gelingt der
                              									Versuch am schönsten, wenn die Dicke der Thoroxydschicht nur einige Zehntel
                              									Millimeter beträgt. Die übrigen seltenen Erden, ferner Magnesia, Kalk und andere
                              									sogen. feuerfeste Substanzen schmelzen (zum Theil verdampfen) zu leicht, als dass
                              									sie zur Herstellung dauerhafter Ueberzüge dienen könnten.
                           Ersetzt man die Platinseele durch eine osmium-, ruthenium-, rhodium- oder
                              									iridiumhaltige Platinlegirung, oder durch eine noch schwerer schmelzbare, aus dem
                              									ersten der genannten Körper bestehende Legirung, so lassen sich glänzende und
                              									dauernde, praktisch verwendbare Lichteffecte erzielen; solange der metallische Kern
                              									noch nicht geschmolzen ist, ist eine Unterbrechung des Stromes ohne Gefahr für den
                              									Glühfaden möglich.
                           Wir können zunächst nur abwarten, wie diese jedenfalls interessanten Ideen und
                              									Entdeckungen sich praktisch verwerthen lassen und müssen ein Urtheil über dieselben
                              									der Zukunft anheimgeben.