| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 220 | 
| Download: | XML | 
                     
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Schwere Eisenbahnwagen.
                           Eisenbahnwagen von 50 t Tragfähigkeit will die Pennsylvanische Eisenbahngesellschaft
                              									nach Iron Age einführen und hat bei der Schoen Pressed Steal Co. in Pittsburgh 1000 stählerne
                              									Güterwagen bestellt, die als die grössten bezeichnet werden, die überhaupt je in
                              									Gebrauch genommen worden sind. Sie haben 10 Fuss englisch (3,05 m) Höhe über
                              									Schienenoberkante und eine Tragfähigkeit von rund 50 t. Angeblich sollen sie Erze im
                              									Gewichte von 110000 englischen Pfund (49,8 t) und Kohle bis zu 104000 Pfund (47,1 t)
                              									führen können. Der Tragfähigkeit entsprechend, werden die neuen Wagen ungewöhnlich
                              									stark gebaut. Ihr Eigengewicht beträgt 38000 Pfund (17,2 t). Die Achszapfen haben
                              									Abmessungen von 140 zu 254 mm. Die Wagen, mit deren Bau im Juli d. J. begonnen wird,
                              									sollen vom 1. October ab auf den Pennsylvanischen Linien zwischen Pittsburgh und dem
                              									Erie-See verkehren. Gegenwärtig baut die Schoen-Gesellschaft 200 Wagen der
                              									bezeichneten Art für die westlich von Pittsburgh gelegene Pennsylvanische Linie.
                              										(Centralblatt der Bauverwaltung).
                           
                        
                           Elektrische Arbeitsübertragung.
                           Ein hervorragendes Beispiel für die Verwendung elektrischer Arbeitsübertragung in
                              									Fabriken anstatt der Transmission der Arbeit durch Wellen und Seile bietet die
                              									Uhrenfabrik der Gebrüder Junghans in Schramberg. Dieses
                              									Geschäft, das grösste seiner Art, mit einer Jahresproduction von über 1 Million
                              									Uhren, beschäftigt gegenwärtig 1881 Arbeiter, und war seit einer Reihe von Jahren
                              									durch die stetige Zunahme des Umfangs seiner Production fortgesetzt gezwungen,
                              									Neubauten zu errichten, welchen die nöthige Betriebskraft aus einer gemeinsamen
                              									Kraftquelle, einer liegenden Kuhn'schen
                              									Zweicylindermaschine von 250 , mittels Seil- und Wellentransmissionen
                              									zugeführt wurde. Rücksicht auf örtliche Verhältnisse und der Wunsch, etwaige durch
                              									die übertragenden Theile verursachte Betriebsstörungen auf ein möglichst kleines
                              									Gebiet zu beschränken, veranlassten, der Frage näher zu treten, ob die bisherige
                              									Uebertragungsweise nicht zweckmässig durch elektrische Uebertragung mit besonderem
                              									Elektromotor für jede Abtheilung der Fabrik ersetzt werden könnte. Es lag um so
                              									näher, an die Verwendung der Elektricität zu motorischen Zwecken zu denken, als die
                              									Beleuchtung der Fabrik schon eine bedeutende elektrische Energie beanspruchte und
                              									eine Verlegung des durch eine ungenügende Wasserkraft betriebenen Elektricitätswerks
                              									für die Beleuchtung der Stadt Schramberg nach der Fabrik in Aussicht genommen werden
                              									musste. Die der Elektricitäts-Actiengesellschaft vormals
                                 										Schuckert und Co. in Nürnberg übertragene Ausführung gestaltete sich
                              									folgendermaassen:
                           Eine stehende Dreicylinderdampfmaschine von Kuhn in
                              									Stuttgart-Berg mit Condensation, welche bei 120 minutlichen Umdrehungen etwa 750
                              									 besitzt und von zwei Kuhn'schen
                              									Grosswasserraumkesseln mit 12 at Ueberdruck und zusammen 306 qm Heizfläche gespeist
                              									wird, ist mit einer Gleichstrom-Nebenschlussdynamo Type AF 500 der Elektricitäts-Actiengesellschaft vormals Schuckert und
                                 										Co. gekuppelt. Dieser Gleichstromgenerator liefert bei 245 Volt 2040 Ampère
                              									mit einem Wirkungsgrad von 93 Proc. Ein zweiter Generator AF 92 von derselben Firma,
                              									welcher bei 400 minutlichen Umdrehungen 245 Volt und 375 Ampère mit 91 Proc.
                              									Wirkungsgrad, also mit 137  Arbeitsaufwand ergibt, wird – unmittelbar neben
                              									dem Dampfmaschinenraum – durch Riemen von einer Turbine angetrieben, Letztere erhält
                              									ihr Wasser aus einem etwa ½ km entfernten Sammelweiher her mit 60 m Gefälle und ihre
                              									Leistung schwankt zwischen 150 und 125 . Diese beiden Kraftmaschinen geben
                              									ihre elektrische Energie an die Sammelschienen einer Schalttafel ab, welche den
                              									Ausgangspunkt der Kraft- und Lichtleitungen zu den einzelnen Räumen der Fabrik sowie
                              									des städtischen Leitungsnetzes bilden. Die Kraftleitungen führen zu
                              									Elektromotoren mit 240 Volt Spannung und zwar sind vorhanden:
                           
                              
                                 1 Motor mit
                                 76
                                 ,
                                 
                                 
                              
                                 4 Motoren mit je
                                 58
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 4 Motoren mit je
                                 43
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1 Motor mit
                                 26
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 2 Motoren mit je
                                 18
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1 Motor mit
                                 15
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1 Motor mit
                                 0,5
                                 „
                                 in den Lichtleitungenmit 120 Volt.
                                 
                              
                           Jeder der 240voltigen Motoren ist für eine grössere Gruppe von Arbeitsmaschinen
                              									bestimmt, auf die er seine Leistung durch Riemen und Wellen überträgt.
                           Die Lichtleitungen in der Fabrik sowie die Stadtleitungen sind nach dem
                              									Dreileitersystem angeordnet; die Spannungstheilung in 2 × 123 Volt erfolgt durch
                              									eine Accumulatorenbatterie von der Accumulatorenfabrik
                                 										A.-G. in Hagen i. W. mit 136 Zellen, und – da diese mit grossen Gelassen
                              									versehenen Zellen zunächst nur auf 72 Ampère Entladestrom und 360 Ampère-Stunden
                              									Capacität ausgebaut sind, um nach Bedarf erweitert zu werden – durch zwei
                              									Ausgleichsdynamomaschinen. Zur Ladung der Batterie ist in sinnreicher, der Elektricitäts-Actiengesellschaft gehörender Schaltung
                              									eine Zusatzmaschine beigefügt. Da die Fabrik vom Mittelpunkt der Stadt Schramberg
                              									eine Entfernung von etwa 1 km besitzt, so war zur Vermeidung zu theuerer Leitungen
                              									ein grösserer maximaler Spannungsverlust in den Speiseleitungen in Aussicht zu
                              									nehmen (auf jeder Seite des Dreileitersystems 14 bis 15 Volt; um bei geringem
                              									Stromverbrauch, also kleinem Spannungsverlust in den Leitungen, die Lampen nicht
                              									durch zu hohe Spannung zu schädigen, wurde ein selbsthätig wirkender
                              									Hauptstromspannungsregulator in jedem Dreileiterbezirk gelegt, der durch künstliche
                              									Widerstände die zu hohe Spannung jeweilig wegnimmt. Zur Zeit sind in Fabrik und
                              									Stadt 2100 Glühlampen und 15 Bogenlampen eingebaut.
                           Der Betrieb gestaltet sich einfach und wirthschaftlich, wozu die Wasserkraft
                              									wesentlich beiträgt, indem sie den Abendlichtbetrieb der Stadt und die in den späten
                              									Abendstunden zu vollziehende Accumulatorenladung übernimmt. Die Stärke der
                              									Arbeitsquellen ist so hoch gegriffen, dass die beschriebene Neuanlage eine genügende
                              									Sicherung gegen Störung in sich selbst trägt; eine weitere Ersatz- und Hilfskraft,
                              									welche eine Unterbrechung des Betriebes durch Störungen in den Kraftquellen beinahe
                              									zur Unmöglichkeit macht, liegt darin, dass die eingangs erwähnte 250pferdige (starke
                              									Mehrbelastung ertragende) Dampfmaschine mit einem Theil der früheren
                              									Kraftübertragung sowie mit vier zum Theil ohnehin in Betrieb befindlichen Kesseln
                              									von 8 at Ueberdruck und einer gesammten Heizfläche von 400 qm jederzeit
                              									betriebsbereit steht, so dass in kürzester Frist ein irgendwie ausfallender
                              									elektrischer Generator mit unwesentlichen Einschränkungen ersetzt wäre. Es sei
                              									hierbei bemerkt, dass jede Minute Betriebsstörung die tägliche Production um 8 Uhren
                              									vermindert.
                           
                        
                           Bücher-Anzeigen.
                           Einfache Methode zur Bewerthung der
                                 										Gerbmaterialien. Praktische Anleitung zur Untersuchung und
                              									Qualitätsbestimmung der Gerbmaterialien mittels eines Brühmessers von Dr. J. v. Schroeder, weil. Prof. an der Forstakademie
                              									Tharandt. Mit 8 Holzschnitten und 8 Tabellen. Tharandt. Selbstverlag der Erben. 48
                              									S. 2 M.
                           
                           Der Verfasser, der verdienstvolle, langjährige Fachberichterstatter unseres
                              									Journales, theilt hier ein Verfahren mit, nach welchem der praktische Gerber eine
                              									Bewerthung der Gerbmaterialien selbst ausführen kann. Diese Qualitätsbestimmung ist
                              									zwar nur eine annähernde und soll eine chemische Analyse nicht ersetzen, sie leistet
                              									aber für die Praxis um so grössere Dienste, da sie von jedem Gerber leicht
                              									ausgeführt werden kann, und in Bezug auf Zuverlässigkeit weit sichereren Anhalt
                              									bietet als der Augenschein. Die Bezugsquellen für die erforderlichen einfachen
                              									Apparate sind im Anhange angegeben. Näheren Anhalt bieten die ausführlichen
                              									beigegebenen Verwerthungstabellen. Die Bearbeitung der neuen vorliegenden Auflage
                              									hat Director Dr. Pässler in dankenswerther Weise
                              									besorgt. Die Tabellen sind von Dr. Körner in Freiberg
                              									ergänzt worden.