| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 159 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Das Abrosten der Nietköpfe.
                           Ueber diese Erscheinung sind schon viele Muthmaassungen laut geworden. Dr. J. Walter in Genf äussert sich zu dieser Frage in der
                              										Chemiker-Zeitung vom 12. October 1898 wie
                              									folgt:
                           Es ist eine bekannte Thatsache, dass die Nietköpfe sehr oft weit mehr angegriffen
                              									werden, als die damit zusammen genieteten Bleche, sie werden förmlich weggefressen,
                              									während jene fast keinen Angriff erleiden. Hie und da hört man die Meinung äussern,
                              									es sei dies eine Täuschung, hervorgerufen durch das bessere Sichtbarwerden des
                              									Angriffes auf den vorstehenden Köpfen und weniger Hervortreten auf den Blechflächen
                              									bei einem gleichmässigen Dünnerwerden; aber doch nur selten dürfte eine solche
                              									Irrung wirklich unterlaufen. Eigentliche Erklärungen des Vorganges, welcher dabei in
                              									Betracht kommt, wurden schon verschiedene gegeben, die manchmal wohl auch ganz
                              									zutreffend sind, jedenfalls aber nicht für alle derartigen Vorkommnisse.
                           So sagt man u.a. auch: An den Nietköpfen findet die stärkste Dampfentwickelung
                              									statt; dieser Dampf nimmt das vorher gebildete dünne Oxydhäutchen, welches das Eisen
                              									vor weiterem Angriff schützt, immer gleich wieder mit weg, blankes Eisen wird
                              									blossgelegt, das sich sofort wieder oxydirt. Damit steht aber durchaus nicht im
                              									Einklänge die Besichtigung von Dampfkesselnietköpfen, welche auch an den Feuerrohren
                              									keinen solchen Angriff zeigen, wenn gutes Speisewasser, das frei von Säure, Salzen
                              									und anderen angreifenden Bestandtheilen ist, zur Verwendung kommt. Ueberhaupt könnte
                              									diese Erklärung nur für Gefässe gelten, welche von aussen durch directes Feuer oder
                              									einen Dampfmantel geheizt werden, nicht aber dann, wenn das Gefäss überhaupt nicht
                              									geheizt wird oder man die darin enthaltene Flüssigkeit durch directen Dampf oder
                              									eine Dampfschlange erwärmt.
                           Andererseits denkt man sich diese Abfressung der Nietköpfe, besonders bei flachen
                              									Deckeln, Dampfröhren u.s.w. auch so: Die Niete strahlt mehr Wärme nach aussen, sie
                              									ist kälter als das Blech, und weil erhaben, sammeln sich an ihrem inneren, nach
                              									abwärts gerichteten Kopfe Wassertropfen, die das Eisen mehr zum Rosten bringen; das
                              									Eisenoxydul, welches sich zunächst bildet, ist im Wasser etwas löslich und wird
                              									daher vom abtropfenden Wasser mitgenommen und auch hier fortwährend blankes Eisen
                              									zur Oxydation frei gelegt. Das mag für manche solche Fälle zutreffend sein,
                              									besonders insoweit die Nietköpfe als Abtropfungspunkte in Betracht kommen.
                           Für Nietköpfe an Vorwärmern der Dampfkessel gibt man für die in Rede stehende
                              									Erscheinung auch an, dass an diesen erhabenen Punkten ganz besonders die
                              									Luftabscheidung aus dem sich erwärmenden Wasser statt hat und durch die dadurch hier
                              									vorhandene grössere Sauerstoffmenge eine vermehrte Oxydation stattfindet.
                           Seitdem Dr. J. Walter auf die sandstrahlförmige Wirkung
                              									des Dampfes für andere Fälle von Metallangriffen und selbst Durchlochungen
                              										hingewiesenChem. Ind., 1893 16 170., glaubt man
                              									öfters, damit auch das theilweise oder fast gänzliche Verschwinden der Köpfe der
                              									Nieten erklären zu können; aber es wäre doch wohl nur dann hiermit zu rechnen, wenn
                              									der Dampf direct gegen dieselben strömt, oder bei genieteten Rohren, in denen der
                              									Dampf eine grosse Geschwindigkeit hat, also ganz specielle Fälle, niemals aber bei
                              									Flüssigkeitsreservoiren oder in grossen Kesseln. Oefters kann jener Grund als
                              									stichhaltig angesehen werden, welcher ein Wegscheuern der Köpfe durch feste Theile,
                              									die in der Flüssigkeit suspendirt sind, angibt, nämlich dann, wenn die Flüssigkeit
                              									dabei durch Kochen oder Rührwerke in starke Bewegung versetzt wird, wobei diese
                              									Köpfe bessere Angriffe und Anprallpunkte zur fortwährenden Hinwegschaffung der
                              									schützenden Oxydschicht und des Metalles selbst bieten, als die glatten Bleche.
                           Alle diese verschiedenen Erklärungen mögen in vielen Fällen ja ganz zutreffend sein,
                              									aber fast jeder Techniker wird sich an andere solche Einwirkungen erinnern, die
                              									nicht auf diese Ursachen zurückzuführen sind. Zum Beispiel: Man hat ein offenes
                              									Reservoir, welches nur als solches dient, weder mit Rührwerk noch Kocheinrichtung
                              									versehen, gefüllt mit salziger Lösung; die Nietköpfe werden immer kleiner, man sieht
                              									deutlich die an ihnen nach und nach stattfindende Corrosion, während an den Blechen
                              									des Reservoirs und den Nieten und Blechen eines Kessels, in dem die gleiche
                              									Flüssigkeit gekocht wird, keine Einwirkung zu erkennen ist. Oder: In einem Kessel
                              									(einem anderen als dem soeben erwähnten) werden salzige Lösungen erhitzt, die in der
                              									Wärme Säure abspalten, salmiakhaltige Mutterlaugen. Der Angriff des Eisens ist dabei
                              									ja ganz verständlich; aber warum werden hier die 15 bis 20 mm hohen Nietköpfe fast
                              									ganz weggefressen, während an. den Blechen nur ein sehr geringer Angriff zu
                              									constatiren ist, selbst, um ganz sicher zu sein und jeder Täuschung zu entgehen,
                              									nach dem Bohren einiger Probelöcher in die volle Blechtafel und selbstverständlicher
                              									entsprechender Egalisirung der Ränder?
                           Für diese und alle ähnlichen Fälle der Abrostung der Nietköpfe gibt Walter folgender Vermuthung Raum. Zwischen dem Eisen
                              									der Nieten und jenem der Blechtafeln besteht oft eine solche Verschiedenheit, dass
                              									dadurch ein sehr schwacher elektrischer Strom entstehen kann, welcher die Nieten
                              									elektropositiv gegenüber den Blechen werden lässt. Sie lösen sich oder verrosten
                              									dadurch schneller als die Blechtafeln und schützen letztere förmlich hierbei, ganz
                              									in der nämlichen Weise, wie es ein Zinkstab oder ein Zinkblech thut, das mit dem
                              									Eisen eines Reservoirs u.s.w. leitend verbunden wird, wobei auch nur das Zink der
                              									Lösung unterworfen ist. Natürlich ist in letzterem Falle diese Wirkung viel
                              									hervortretender in Folge der weit grösseren elektrischen Differenz zwischen Zn und
                              									Fe, als zwischen Fe und Fe, da hier nur die Verschiedenheitdes C-Gehaltes und eine
                              									Variation im P-, S-, Mn- u.s.w. Gehalte eine elektrische Differenz bewirken kann,
                              									die nie so gross sein wird, wie jene zwischen zwei verschiedenen Metallen, besonders
                              									da meist nur Schmiedeeisen gegen Schmiedeeisen in Betracht kommt. Der Beweis für
                              									einen solchen schwachen elektrischen Strom zwischen Nieten und Blechen – entnommen
                              									von Behältern, welche die Nietenabrostung zeigen –, in Wasser oder eine Salzlösung
                              									getaucht und durch ein Galvanometer verbunden, müsste noch erbracht werden. Da es
                              									nicht nur interessant, sondern sehr erwünscht und nützlich wäre, den wirklichen
                              									Grund solcher Nietkopfcorrosionen zu kennen, so möge immerhin trotz jenes
                              									Beweismangels hierdurch auf diese Vermuthung hingewiesen sein.
                           
                        
                           Zuschrift an die Redaktion.
                           (Unter Verantwortlichkeit des Einsenders.)
                           Unter Bezugnahme auf die Seite 140 des Bandes 310 dieses Journals veröffentlichten
                              									Zuschriften – Steuerungen von Walter und Widnmann betreffend – gestatte ich mir als Referent
                              									über die in dem Journal auf Seite 42 Band 310 gebrachte Walter'sche Steuerung ergebenst zu bemerken, dass ich letztere nach wie
                              									vor als „eine Ventilsteuerung..., welche sich durch grosse Einfachheit
                                 										auszeichnet“, anerkennen muss.
                           Für mich war hierfür weniger die Anzahl der Gelenke, die im Uebrigen immerhin unter
                              									derjenigen vieler anderer Ventilsteuerungen liegt, sondern hauptsächlich die
                              									einfache Gestaltung der Einzeltheile der Steuerung behufs Erreichung des
                              									angestrebten Zweckes maassgebend, wie sie, abgesehen von der Widnmann'schen, wohl von keiner anderen derartigen Steuerung erreicht
                              									wird.
                           Die in der Zuschrift des Herrn Widnmann genannten, mit
                              									Gleitstück und Kniehebel bezw. mit einer gekrümmten Coulisse arbeitenden Collmann- und Kuchenbecker'schen Steuerungen können in Bezug hierauf jedenfalls nicht
                              									als solche bezeichnet werden, die sich durch grosse Einfachheit auszeichnen.
                           Die Walter'sche Steuerung ist thatsächlich einfacher als
                              									diese!
                           Dass ferner die Verbindung des Steuergestänges abgh mit
                              									einem Stützhebel ef schon bekannt ist, habe ich
                              									durchaus nicht in Abrede gestellt, wohl aber besonders hervorgehoben, dass die Widnmann'sche Steuerung der zwangläufigen
                              									Ventilsteuerung von Walter „sehr ähnlich“
                              									ist.
                           Indem ich bitte, auch diese Entgegnung in Ihr geschätztes Journal aufnehmen zu
                              									wollen, empfehle ich mich
                           hochachtungsvoll              
                           Chemnitz, den 21. November 1898.
                           Prof. Freytag.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Wörterbuch der Elektricität und des
                                 										Magnetismus. Ein Hand- und Nachschlagebuch zur Erklärung, Erläuterung und
                              									Beschreibung der elektrischen und magnetischen Ausdrücke, Gesetze, Vorgänge,
                              									Apparate, Instrumente und Maschinen nebst Hilfswissenschaften und Anwendungen in
                              									Gewerbe, Kunst und Wissenschaft, mit Formeln, Tabellen, biographischen und
                              									geschichtlichen Angaben, deutschen, englischen und französischen Worterklärungen
                              									u.s.w. Herausgegeben von Prof. W. Weiler. Leipzig.
                              									Verlag von Moritz Schäfer.
                           Das Werk soll nach dem Verlagsplane in 16 Heften zu 75 Pf. erscheinen. Mit S. 543 in
                              									Heft 14 ist dasselbe zu einem gewissen Abschluss gelangt, da hiermit der deutsche
                              									Theil schliesst und der englisch-deutsche Theil beginnt, der auf S. 7 bereits bis
                              									zum Schlagwort Jute gelangt ist. Das Werk unterscheidet sich von den bisherigen
                              									Wörterbüchern dadurch, dass es sich nicht auf die lexikalische Seite beschränkt,
                              									sondern neben derselben sachliche Erläuterungen gibt, die durch reiches
                              									Figurenmaterial erläutert werden. Der Verfasser hat stets darauf Bedacht genommen,
                              									durch Angabe der Schnitte diese Figuren recht belehrend zu machen. Schon in seinem
                              										„Praktischen Elektrotechniker“ hat derselbe gezeigt, dass er es versteht,
                              									fasslich und allgemeinverständlich zu schreiben, und bewährt dies auch in
                              									vorliegendem Werke. Die Vertheilung des Stoffes erscheint in zweckmässiger Weise
                              									erfolgt zu sein. Doch halten wir die elektrotechnische Seite, die zu grosser
                              									Entwicklung zu gelangen scheint, nicht so berücksichtigt, wie es ihrer
                              									Wichtigkeit entspricht. Der – wie angedeutet – rasche Fortgang des
                              									englisch-deutschen Theiles ist dadurch ermöglicht, dass die sachlichen Erläuterungen
                              									aus dem deutsch-englischen Theile zu ersehen sind. Von S. 544 bis S. 576 reicht der
                              									englisch-deutsche, von da bis S. 612 der französisch-deutsche Theil. Diese enthalten
                              									nur Lexikalisches, besonders auch solche Redewendungen, die diesen Sprachen
                              									eigenthümlich sind. Es folgt alsdann eine kurze geschichtliche Tabelle mit den
                              									Hauptdaten der Entwickelung der Elektrotechnik bis zur neuesten Zeit. Den Schluss
                              									bilden Zahlentabellen – Briggische und Neperische Logarithmen, trigonometrische
                              									Zahlen – und ein litterarisches Verzeichniss mit einer Aufzählung elektrotechnischer
                              									Werke.
                           Das Alter der Welt. Auf
                              									mechanisch-astronomischer Grundlage berechnet von Sigmund
                                 										Wellisch, Ingenieur. Wien, Pest und Leipzig. A. Hartleben's Verlag. 80 S. 3
                              									Abbildungen.
                           In diesem Buch wird auf Grund rein mechanisch-astronomischer Gesetze das Alter aller
                              									Planeten, die Zeit der Entstehung unseres Erdkörpers, das erste Auftreten der
                              									Menschheit mit einer Geschicklichkeit berechnet, welche – wenn das Berechnungssystem
                              									auch wirklich allen Einwänden Stand zu halten vermag – die gewandtesten Mathematiker
                              									mit Staunen erfüllen muss. Der Verfasser sucht „die stumme Sphinx der Natur“
                              									dadurch zum Reden zu zwingen, dass er über die Entstehung der Himmelskörper eine mit
                              									der Kant-Laplace'schen Theorie im richtigen Einklang
                              									stehende ideelle Vorstellung verknüpft, mit deren Hilfe die wichtigsten Ereignisse
                              									in der Natur einem strengen Calcül unterzogen werden können. Aus dem Gesetze der
                              									Dichtigkeitszunahme einer im Abkühlen begriffenen kosmischen Masse wird vorerst jene
                              									Zeit berechnet, welche ein Himmelskörper benöthigt, um von seinem gasigen Urzustände
                              									zu einem festen Weltkörper zu erstarren. Weitere Untersuchungen geologischer und
                              									astronomischer Natur führen schliesslich zu den Resultaten, welche den Menschen
                              									erkennen lassen, wie vergänglich er ist, und von denen wir nur das eine hier
                              									erwähnen wollen, dass die Erde – nach den Berechnungen des Verfassers – bereits vor
                              									9108300 Jahren aus dem chaotischen Urnebel hervorgegangen sein soll.
                           Die Entwickelung der asymptotischen
                                 										Telegraphie, der sogen. elektrischen „Telegraphie
                                 										ohne Draht“ von Dr. R. Blochmann. Berlin.
                              									Verlag von E. S. Mittler und Sohn. 31 S.
                           In dem kleinen Hefte gibt der Verfasser in allgemein verständlicher Darstellung eine
                              									zusammenfassende Behandlung dessen, was auf dem Gebiete wirklich schon geleistet
                              									ist. Die drei verschiedenen Methoden der „asymptotischen Telegraphie“: die
                              									elektrische Hydrotelegraphie, Inductionstelegraphie und Strahlentelegraphie, werden
                              									in besonderen Abschnitten hinsichtlich ihrer physikalischen Grundlagen und
                              									praktischen Anwendungen behandelt und durch Abbildungen erläutert, wodurch das
                              									Verständniss wesentlich gefördert wird. Alle Freunde technischer Fortschritte werden
                              									aus der kleinen Schrift Belehrung und Anregung empfangen.
                           Die Gartenarchitektur. Von André Lambert und Eduard
                                 										Stahl, Architekten in Stuttgart. 8 Bogen Lex.-Octav. Mit 107 Abbildungen im
                              									Text und 5 Tafeln. Des „Handbuchs der Architektur“ IV. Theil 10. Halbband. Arnold
                              									Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner) in Stuttgart. Preis geheftet 8 M. In
                              									Halbfranz gebunden 11 M.
                           In der bautechnischen und auch in der gärtnerischen Litteratur fehlt schon lange ein
                              									Werk über Gartenarchitektur, welches in erster Reihe
                              									für die Zwecke des Architekten abgefasst wäre. Seit Lothar
                                 										Abel in dieser Richtung einen Anfang und Versuch gemacht hat, sind zwar
                              									mehrere Schriften über Gartenanlagen erschienen; allein in denselben hat entweder
                              									bloss die gärtnerische Reite Berücksichtigung gefunden, oder der künstlerische Theil
                              									des Gegenstandes wurde nur gestreift. Für den Architekten ist jedoch die
                              									architektonische Composition und die decorative Gestaltung der Gartenanlagen, die
                              									Ausschmückung derselben mit den Werken der Architektur und der Plastik dasjenige,
                              									was ihn unmittelbar berührt, und in dieser Richtung soll der oben genannte Band des
                              										„Handbuches der Architektur“ seine Aufgabe erfüllen. Indess wird derselbe
                              
                              									nicht bloss dem Architekten, sondern auch dem Kunstgärtner und Gartenkünstler gute
                              									Dienste leisten.