| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 131 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Kleinere
                              								Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           A. E. Wiener's graphische Verfahren bei
                              									Flächenberechnungen.
                           Ein neues bemerkenswertes zeichnerisches Verfahren zur Ermittelung unregelmässig
                              									begrenzter Flächen ist nach American Machinist, 1898
                              									Bd. 21, Nr. 20, S. 361, im folgenden kurz vorgeführt.
                           Dieses ist auf die Zurückführung des gegebenen Flächeninhaltes auf eine Quadratfläche
                              									mit Hilfe eines rechtwinkligen Dreieckes begründet, dessen Katheten Grenzwerte einer
                              									sogen. z-Kurve sind, welche aus den Ordinaten der
                              									Flächenstreifen der gegebenen Figur entwickelt wird. Bekanntlich ist F = Σ (y . Δx) oder
                           F = ∫ f y d x . . . . . . . . . 1)
                           die allgemeine Gleichung des Flächeninhaltes der Fig. 1 und
                           F=\int\limits_{x_1}^{x_2}\,y\,d\,x . . . . . . .
                              									. . 2)
                           die begrenzte Gleichung.
                           Wird der Inhalt des Flächenelementes
                           ydx = zdz
                              									. . . . . . . . 3)
                           dem Elemente eines rechtwinkligen gleichschenkligen Dreieckes
                              										(Fig. 2) gemacht, so ist eine Hilfsgrösse
                              									eingeführt, deren Begehung zu ydx aus Fig. 3 ersichtlich ist. Um nun bei einem angenommenen
                              									Wert für z den entsprechenden Wert für dz zu finden, kann folgendes Kreisbogenverfahren
                              									eingehalten werden, welches sich übrigens auf den Aehnlichkeitssatz von
                              									Dreiecken
                           \frac{d\,z}{d\,x}=\frac{y}{z}=\frac{a\,c}{a\,b}
                              									. . . . . . . 4)
                           gründet, wobei c Fusspunkt des
                              									Viertelkreises vom Halbmesser y ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 131
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 131
                              Fig. 2.
                              
                           Für zwei parallele Streifen 1 und 2, deren Ordinaten y1 und y2 sind, wobei den beiden dx Werten entsprechende dz Werte zukommen,
                              									folgt für einen angenommenen z1 Wert nur ein bestimmter z2 Wert, welcher aus dem Schnittpunkte d des aus c1 gezogenen Kreisbogens mit der Senkrechten durch
                              									den halben Parallelabstand mit c2
                              									d als Halbmesser eines Kreisbogens gefunden wird. Aus
                              									dem nun ermittelten z2
                              									Werte folgt selbstverständlich für die Flächengleichheit der entsprechende Wert für
                              										dz. Werden nun die Schnittpunkte d einer grösseren Anzahl Parallelstreifen durch einen
                              									Linienzug verbunden, so entsteht eine Kurve, deren Grenzwerte für die weitere
                              									Rechnung zu Bestimmungsgrössen (Fig. 5) werden. Nach
                              									Gl. 3 kann daher geschrieben werden
                           F = ∫ydx = ∫zdz . . . . . . . 5)
                           daher nach der Begrenzung
                           F=\int\limits_{z_1}^{z_2}\,z\,d\,z . . . . . . .
                              									. . 6)
                           
                           Sind nun z die Ordinaten in einem gleichschenklig
                              									und rechtwinkligem Dreiecke (Fig. 5), so folgt als
                              									Flächeninhalt
                           F=\frac{1}{2}\,({z_2-z_1}^2) . . . . . . .
                              									7)
                           Man braucht daher bloss die Grenzwerte z2 und z
                              									1 der z Kurve zu
                              									ermitteln, um die Verwandlung des Flächeninhalts der gegebenen Figur in ein Quadrat
                              									vornehmen zu können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 132
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 132
                              Fig. 4.
                              
                           Wird aber, wie in Fig. 5a gezeigt, die Begrenzung der
                              									Werte z1 und z2 derart gewählt, dass
                              									z.B. z1 zu z2 entgegengesetzt
                              									steht, also
                           F=\int\limits_{-z_1}^{z_2}\,z\,d\,z=\frac{1}{2}\,({z_2}^2+{z_1}^2)
                              									. . . .  . . 8)
                           wird, so ist eine Uebereinstimmung mit der Rechenweise (Fig. 6) geschaffen, in welcher z2 und z1 die gefundenen Grenzwerte der z Kurve sind, die durch den Achsenschnittpunkt
                              									(Ursprung) von der positiven nach der negativen Seite verläuft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 132
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 132
                              Fig. 5a.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 132
                              Fig. 6.
                              
                           Werden diese Grenzwerte z1 und z2 als rechtwinklig stehende Dreiecks-Reiten
                              									aufgetragen, so ist \sqrt{{z_2}^2{z_1}^2}=h die Hypothenuse im
                              									rechtwinkligen Dreieck. Wird nun h zur Diagonalen eines
                              									Quadrates bestimmt, so ist, da die Quadratseite l
                              									offenbar aus
                           
                              l
                              2
                              + l
                              2
                              = h
                              2
                              
                           folgt,
                           2l2
                              									= h2
                           und
                           l^2=\frac{h^2}{2}=\frac{{z_2}^2+{z_1}^2}{2} . .
                              									. . . . . 9)
                           als Quadratfläche anzunehmen.
                           Um nun den Vorteil dieser einfachen zeichnerischen Rechnung sich nutzbar zu machen,
                              									und die Beziehung 8 mit 9 zu erfüllen, braucht man bloss den z1 Grenzwert der z Kurve negativ zu machen, was durch Teilung der gegebenen Fläche in zwei
                              									annähernd gleiche Abschnitte erfolgt, wie dies in Fig.
                                 										7 durchgeführt ist. Mit der Mittelordinate OO
                              									wird demnach die gegebene Fläche abgeteilt und zugleich im Schnittpunkt mit der
                              									Basislinie ab, der Durchgangspunkt O der z Kurve, der
                              									Wendepunkt derselben erhalten. Wird daher mit y0 als Radius ein Halbkreis aus c gezeichnet, so bilden die Fusspunkte a und b dieses Halbkreises
                              									auf der Basislinie die Krümmungsmittelpunkte der z
                              									Kurventeile aus O. Wird der Abstand aO der beiden Ordinaten, sowie jener Ob halbiert, und mit deren Senkrechten die beiden
                              									Krümmungskreise geschnitten, so werden die folgenden Krümmungskreise durch diese
                              									Schnittpunkte d und f
                              									geführt. Die Krümmungsmittelpunkte g1 und h liegen wieder
                              									in der Basislinie und sind die Fusspunkte der Viertelkreise, welche der
                              									Anfangsordinate y1 und
                              									der Endordinate y2 als
                              									Halbmesser entsprechen. Weil nun zufälligerweise die Endordinate y2
                              									= 0 Wert hat, so fällt der Fusspunkt h in die Endordinate, und ist zugleich Mittelpunkt des
                              									Krümmungskreises durch den Schnittpunkt f. Die z Kurve wird aber durch die Endordinaten begrenzt und
                              									gibt in ihren Abschnitten darauf die Grenzwerte z1 und z2
                              									, welche nach Gl. 8 in Fig.
                                 										6 die vorbeschriebene Anwendung finden. Diese z Kurve ist des besseren Verständnisses der Rechenmethode wegen auf drei
                              									Punkte bezw. vier Ergänzungskreise beschränkt, das Endergebnis daher ungenau. Bei
                              									Annahme einer grösseren Ordinatenzahl (Fig. 8) ist
                              									das Schlussergebnis selbstverständlich ein entsprechend genaueres.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 132
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 311, S. 132
                              Fig. 8.
                              
                           In dem angezogenen Beispiel (Fig. 8) handelt es sich
                              									um ein Indikatordiagramm, dessen Fläche in eine Quadratfläche von der Seitenlänge
                              										l verwandelt ist. Da beim Indikatordiagramm es
                              									weniger auf den Flächeninhalt in Bezug auf den reduzierten Kolbenhub s, da die Diagrammfläche ohnedies auf 1 qcm
                              									Kolbenfläche bezogen ist, daher die mechanische Arbeit als reduzierte Fläche zur
                              									Darstellung bringen kann, so ist es allgemein üblich, die Diagrammfläche
                           
                              F = l
                              2
                              = s . p
                              
                           in eine Rechteckfläche umzuwandeln, also die auf den
                              									Diagrammhub s bezogene mittlere Spannung pm = p zu ermitteln. Dieses p
                              									findet man im Abschnitt der zweiten Quadratseite, welche zu l und s Proportionale ist, wie dies aus der
                              									Dreieckähnlichkeit zu erweisen ist, wobei \frac{p}{l}=\frac{l}{s}
                              									also p=\frac{l^2}{s} folgt.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Der Graphit, seine wichtigsten Vorkommnisse und seine
                                 										technische Verwertung von Dr. E. Weinschenk.
                              									Hamburg. Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter). 50 S.
                           Dieses Heft 295 der Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge,
                              									herausgegeben von Rud. Virchow, gibt eine interessante
                              									Beschreibung des Vorkommens, der Gewinnung, der Eigenschaften und der Verwendung des
                              									Graphits; zurückgreifend auf die prähistorischen Zeiten der Bekanntschaft der
                              									Menschheit mit dem Graphit, wird die industrielle Verwendung desselben bis zu dem
                              									heutigen Stand dieser in populärer Art besprochen.