| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 31 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Deutschland auf der Pariser Weltausstellung.
                           Dem Bericht von Charles Bonnefon im Figaro entnehmen wir Angaben darüber, was überhaupt von
                              									Deutschland zur Ausstellung in Paris angemeldet ist.
                           Deutschland soll in allen Gruppen mit Ausnahme der Gruppe I (Erziehung und
                              									Unterricht) und der Gruppe XVII (Kolonisierung) vertreten sein; angesichts des
                              									Raummangels schien es erforderlich, die Ausstellung zu Gunsten der industriellen
                              									Interessen zu beschränken. Uebrigens hat Deutschland auf der Ausstellung von Chicago
                              									im Jahre 1893 einen hinreichenden Ueberblick über das Lehrwesen in Deutschland
                              									geboten, um ohne Gefahr für seinen Ruf in dieser Hinsicht 1900 von diesem Gebiete
                              									absehen zu können. Die Ausstellung der deutschen Kunst soll von der Allgemeinen
                              									deutschen Kunstgenossenschaft organisiert werden; die beiden künstlerischen
                              									Richtungen werden in ihr vertreten sein. Bekanntlich ist Anton v. Werner mit dem Verwaltungsteile betraut worden, während das
                              									Komitee der Allgemeinen deutschen Genossenschaft über die Wahl und die Unterbringung
                              									der Kunstwerke zu entscheiden hat. Die Münchener Künstler Seidel und Lenbach sind zusammen ausersehen
                              									worden, die innere Ausschmückung der Sektion der deutschen Kunst zu überwachen und
                              									zu leiten.
                           In Gruppe III soll eine Kollektivausstellung von optischen und Präzisionsinstrumenten
                              									zu sehen sein. Sie wird nach wissenschaftlichen Prinzipien geordnet, und man wird
                              									ihr eine Sammlung chirurgischer Instrumente beigeben. Musikinstrumente werden wegen
                              									Raummangels nur durch einige hervorragende Muster vertreten sein. Die Druck- und
                              									Buchindustrie wird mit der photographischen eine Kollektivgruppe im deutschen Hause
                              									am Quai d'Orsay bilden.
                           Die Maschinen werden je nach ihrer Art auf die verschiedenen Gruppen verteilt und
                              									natürlich einen besonders wichtigen Teil der deutschen Ausstellung bilden. Vier der
                              									grössten Elektrizitätsgesellschaften werden für einen grossen Teil der
                              									Weltausstellung Licht und Kraft liefern. Das sind die Häuser Siemens und Halske aus Berlin, Schlickert aus
                              									Nürnberg, jedes mit einer Dynamomaschine von 2000 . Helios aus Köln mit einer Maschine von 1900 und Lahmeyer aus Frankfurt a. M. mit einer solchen von 1400 . Die zu
                              									den Dynamo gehörigen Dampfmaschinen werden für Siemens und
                                 										Halske von Borsig aus Berlin, für Helios von der Maschinenfabrik
                                 										Augsburg u.s.w. geliefert. Ein Kran des Berliner Hauses Flohr, der 25 t Gewicht 12,50 m hoch mit einem Radius
                              									von 26 m zu heben vermag, wird zur Aufstellung der Maschinen in der Zentralgalerie
                              									der Avenue de Suffren dienen.
                           Das Eisenbahnmaterial, Waggons, Lokomotiven u.s.w., soll in Gruppe VI in der
                              									Spezialausstellung von Vincennes figurieren. Die Schiffahrtsgesellschaften dagegen
                              									werden ihre Erzeugnisse in einem von dem Hamburger Baumeister Thielen an dem Ufer der Seine erbauten Pavillon
                              									ausstellen. Die deutsche Landwirtschaft wird in Paris zunächst durch Maschinen, dann
                              									aber auch durch Bodenerzeugnisse vertreten sein. Aus den Gestüten
                              									Schleswig-Holsteins, Hannovers, Oldenburgs und Rheinpreussens werden 100 Pferde nach
                              									Paris gesandt werden. Ferner werden einige Mastochsen und Schweine in der deutschen
                              									Abteilung figurieren.
                           Die Wohnungsmittel bilden eine Kollektivausstellung. Die Weinindustrie wird im
                              									Erdgeschoss des deutschen Hauses vertreten sein. Von der deutschen industriellen
                              									Kunst sind zahlreiche Muster ihrer Erzeugnisse aller Branchen angesagt. Die
                              									Goldschmiede von Hanau, Pforzheim und Schwäbisch-Gmünd organisieren eine
                              									Kollektivausstellung. Auch die beiden königlichen Porzellanmanufakturen Berlin und
                              									Meissen, sowie die der thüringischen Staaten werden vertreten sein. In derselben
                              									Sektion werden Möbelausstellungen von Berliner und Kölner Häusern, sowie eine
                              									interessante Ausstellung von Nürnberger und Sonneberger Spielwaren untergebracht
                              									werden.
                           Junge Künstler der neuen Schule haben Zeichnungen für Wandteppiche, Vorhänge etc.
                              									etc., sowie für Möbel mit neuen Formen geliefert; ihre Arbeiten, die vielleicht
                              									scharf kritisiert werden dürften, haben wenigstens den Vorzug, originell zu sein.
                              									Die deutsche Regierung hat es ausserdem durchgesetzt, auf der Esplanade des
                              									Invalides eine kleine Kapelle für die religiöse Kunst und die
                              									Kirchenschmuckgegenstände erbauen zu lassen. Die Seidenfabriken von Krefeld und die
                              									Spitzenmanufakturen von Plauen werden Kollektivausstellungen veranstalten.
                           Die chemische Industrie Deutschlands, die bekanntlich die Welt beherrscht, wird sich
                              									auf sechs Gruppen verteilen und ein Laboratorium zur Verfügung haben. In der
                              									Hygieinesektion werden die Arbeiten und Ergebnisse des Reichsgesundheitsamtes und
                              									auch die des Arbeiterversicherungsamtes zur Ausstellung gelangen. In Vincennes
                              									werden noch Spritzen, Rettungsapparate und Musterarbeitshäuser für deutschen
                              									Gewerbefleiss Zeugnis ablegen. Auf besonderen, dem Marquis de Noailles gegenüber geäusserten Wunsch des deutschen Kaisers wird in
                              									Gruppe XVIII eine historische Ausstellung preussischer und deutscher Uniformen von
                              									der Regierungszeit des Grossen Kurfürsten bis auf unsere Epoche organisiert
                              									werden.
                           
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                           Ein neues Acetylen-Laternen-System.
                           Man ist immer mehr und mehr bestrebt, die Konstruktion der Acetylenlaternen nach
                              									Möglichkeit zu vereinfachen. Es sind nun auch wirklich gute Erfolge zu verzeichnen,
                              									doch muss zugestanden werden, dass bis zur Vollkommenheit derselben noch manches zu
                              									wünschen übrig bleibt.
                           Die Hauptübelstände, besonders bei Fahrrad- und Wagenlaternen, sind die jedesmalige
                              									umständliche, übelriechende Einfüllung des Karbids, und die unreinliche und
                              									langwierige Entleerung des Karbidbehälters, sowie die schlechte Ausnutzung des Gases, weshalb man
                              									sich nicht wundern darf, dass die Acetylenfahrzeuglaternen in bisheriger Form eine
                              									Menge Gegner besitzen.
                           Wie wir nun erfahren, haben die Süddeutschen Metallwerke,
                                 										Schad, Herbst und Co. in Mannheim einen Acetylenbeleuchtungsapparat
                              									geschaffen, der diese Uebelstände beseitigt, und alle Eigenschaften in sich
                              									vereinigt, die bei einem vollendeten Gebrauchsgegenstand vorhanden sein müssen.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 31
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 31
                              Fig. 2.
                              
                           Bei diesem neuen, im In- und Auslande geschützten System, welches für Laternen, sowie
                              									auch für Lampen verwendet wird, und bei Fahrzeuglaternen bereits in Anwendung ist,
                              									ging diese Firma von dem Gedanken aus, dass der Benutzende mit dem Karbid absolut
                              									nichts zu thun haben dürfe, sondern es müsse ihm solches in Formen befindlichen
                              									bestimmten Quanten zur Benutzung gegeben werden. Auch Reinlichkeit, Mühelosigkeit,
                              									grösste Ausnutzung des Lichteffektes sind in Erwägung gezogen worden. Wir wollen
                              									diese Laterne, „Patronen-Laterne“ genannt, kurz
                              									beschreiben:
                           Die in gefälliger Form gearbeitete Laterne (Fig. 1 und
                              										2), erstere für Fahrräder, letztere für
                              									Motorwagen, besitzt keinen Karbidbehälter, wie andere
                              									derartige Apparate, sondern einen vollständig freien Raum, in welchem eine
                              									Karbidpatrone zur Benutzung angebracht wird. Diese Patrone (Fig. 3) steht von allen Seiten frei in der Laterne, sie ist also ohne
                              									Behälter, absolut gasdicht und besitzt ein elegantes Aeussere. Ihr Inhalt ist genau
                              									normiert; derselbe wird bei Fahrradlaternen z.B. für 2 Stunden Brenndauer voll
                              									ausreichen; für Motorwagenlaternen ist er bis zu 6 Stunden vorgesehen.
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 314, S. 31
                              Fig. 3.
                              
                           Nach einmaliger Ausnutzung der Patrone, und das ist von grösster Wichtigkeit, kann
                              									solche fortgeworfen und an ihre Stelle sofort eine neue gebracht werden. Trotz
                              									alledem kann die Patrone für Wagenlaternen, vermöge ihrer Stärke fortlaufend benutzt
                              									werden, selbst die billige Patrone für Fahrradlaternen kann sogar einigemal
                              									verwendet werden, sobald man besonders sparsam sein will. Die frei stehende Patrone
                              									wird von der Luft ständig abgekühlt, die Hitze wird demgemäss auf das kleinste Mass
                              									beschränkt, was dem guten Brennen der Laterne während der Fahrt sehr förderlich ist,
                              									ein Vorzug, den bis jetzt wohl keine Laterne besitzt.
                           Noch besonders hervorzuheben ist, dass der Karbidschlamm die fest verschlossene
                              									Patrone nicht übersteigen kann und überhaupt nicht sichtbar ist; sie ist selbst nach
                              									Benutzung noch vollständig rein.
                           Das hochstehende Wasserbassin ist mit Präzisions-Tropfapparat versehen, wodurch, ohne
                              									Anwendung eines Drahtes zur Wasserzufuhr, ein sicherer feiner Tropfenfall erzielt
                              									wird. Der Gasweg ist hier von anderen Systemen vollständig abweichend, und so
                              									eingerichtet, dass ein Ueberdruck nahezu unmöglich ist. Die Patrone ist derart
                              									konstruiert, dass dieselbe rasch ein- und ausgeführt werden kann, was dadurch
                              									geschieht, dass die beiden Deckel aus Pappe, mit denen die Patrone verschlossen ist,
                              									entfernt werden. Die Patrone wird jetzt am Boden der Laterne eingeführt und mittels
                              									Verschlussschraube gegen Gummidichtungen gepresst.
                           Die Karbidpatrone wird in verschiedenen Grössen für Fahrräder, Motordreiräder,
                              									Motorwagen und Pferdegespanne angefertigt, dieselbe ist, wie schon erwähnt,
                              									vollständig gasdicht und für bestimmte Zeit berechnet. Der Verbrauch des Gases ist
                              									ein sparsamer, und die Patrone ist leicht mitzuführen, während bei
                              									Kessellaternen das offene Karbid mitgenommen werden muss.
                           In dieser Hinsicht ging zwar R. O. Fischer in Barmen bei
                              									seiner Loreley-Laterne (vgl. D. p. J. 1899 313 188 Fig. 187) schon einen Schritt vorwärts, indem er
                              									das Karbid in Beutelpackung in den Karbidbehälter bringt, während M. Retemeyer in Berlin Patronen verwendet (vgl. D. p. J. 1899 313 188 Fig.
                              									186), welche in die Lampe eingelegt werden.
                           Zu erwähnen ist noch, dass die Nachentwickelung durch die Art der Konstruktion dieser
                              									Patronen-Laterne nur in geringem Masse erfolgen kann.
                           Die Regelung der Wasserzufuhr geschieht wie bei anderen Systemen mittels der Schraube
                              										a, welche langsam nach links gedreht wird, wodurch
                              									der Tropfapparat in Thätigkeit tritt und genau eingestellt werden kann, was von
                              									grosser Bedeutung für eine gleichmässige Flamme ist.
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                           Bücherschau.
                           Die Sicherungen von Schwach- und
                                 										Starkstromanlagen gegen die Gefahren der atmosphärischen Elektrizität. Von
                              									Prof. Dr. Fr. Neesen. VIII und 120 S., 126 Abbildungen.
                              									Braunschweig. Fr. Vieweg und Sohn. Preis 5 M.
                           
                           Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, die zahlreichen für den Blitzschutz
                              									elektrischer Anlagen benutzten, aber auch die nicht zu praktischer Verwendung
                              									gelangten Konstruktionen zunächst zu beschreiben, sodann ihre Wirksamkeit auf Grund
                              									von Versuchen und praktischen Erfahrungen, soweit solche vorliegen, zu beurteilen.
                              									Der Wert des Buches liegt in der gründlichen Sammlung und systematischen Ordnung des
                              									vielfach verstreuten Materials, sowie in der Anregung zu weiteren Versuchen und zur
                              									Mitteilung von Betriebserfahrungen, welche hier die ausschlaggebende Rolle spielen
                              									werden. Der im vorliegenden kaum gestreifte Schutz der Schwachstromanlagen gegen
                              									technischen Starkstrom hätte sich zwanglos und mit um so mehr Berechtigung einreihen
                              									lassen, als dabei neue Konstruktionen nicht in Betracht kommen und die Frage mit
                              									Rücksicht auf die vielen Unfälle der letzten Jahre recht akut geworden ist.
                           Damm, Paul Friedrich
                              									(Rechnungsrat), Die Technischen Hochschulen in Preussen.
                              									Eine Darstellung ihrer Geschichte und Organisation. Nach amtlichen Quellen. Berlin
                              									1899. E. S. Mittler und Sohn. 3,75 M., geb. 5 M.
                           
                           Angesichts der Jahrhundertfeier, zu der die Technische Hochschule zu Berlin sich für
                              									den 19. Oktober d. J. richtet, wird eine Darstellung der Geschichte und Organisation
                              									der drei technischen Hochschulen in Preussen eine erwünschte Festgabe sein. Sie
                              									lässt erkennen, aus wie bescheidenen Anfängen diese Institute sich zu mächtiger
                              									Kraftentfaltung durchgerungen haben, und welche Wandlungen ihr innerer Organismus
                              									bis heute erfahren hat. In vier Abschnitten werden die geschichtliche Entwickelung –
                              									die Verfassung und Organisation der technischen Hochschulen, die
                              									Habilitationsordnung, die Vorschriften für die Studierenden und Hospitanten – die
                              									Prämien und Stipendien und schliesslich die Prüfungen eingehend besprochen. Aus dem
                              									Anhange, der statistische Angaben über den Besuch der technischen Hochschulen in den
                              									Wintersemestern von 1821/22 bis 1898/99 enthält, ist so recht offensichtlich, welch
                              									eine Zeit der Erhebung und Blüte namentlich die letzten 10 Jahre in der jetzt
                              									100jährigen Entwickelung der technischen Hochschulen in Preussen bilden. Der Grund
                              									hierfür liegt nicht zum wenigsten in dem gegenseitigen Verständnis, dass die
                              									technischen Hochschulen und die deutsche Technik und Industrie einander
                              									wechselseitig entgegenbringen. Mit dem Aufschwünge der Industrie mehrten sich auch
                              									die Disziplinen an den Hochschulen und stieg die Zahl ihrer Besucher. Während im
                              									Wintersemester 1888/89 nur 1925 Besucher zu zählen waren, sind deren heute mehr als
                              									5000 zu verzeichnen. Durch die Errichtung einer vierten Hochschule in Danzig soll
                              									dem stetig wachsenden Andränge genügt werden.
                           Lehrbuch der analytischen
                                 										Mechanik von August Ritter. Dr. phil., Geh.
                              									Regierungsrat und Professor an der königl. Technischen Hochschule zu Aachen. Dritte
                              									Auflage. Mit 224 Textfiguren. Leipzig 1899. Baumgärtner's Buchhandlung. 314 S. Preis
                              									8 M.
                           
                           Neu hinzugekommen sind in dieser Auflage: die Theorie des „Hodographen“,
                              									Bewegung auf schiefer Ebene mit Luftwiderstand, relative Bewegung eines geradlinig
                              									schwingenden Punktes in Bezug auf eine rotierende Scheibe, Theorie der
                              									Verfolgungskurve, Stoss einer Masse gegen eine ruhende Kette, ausserdem vielfache
                              									Einschaltungen und eine Anzahl neuer Figuren.
                           
                           Vorlesungen über Theorie der
                                 										Turbinen. Mit vorbereitenden Untersuchungen aus der technischen Hydraulik.
                              									Von Dr. Gustav Zeuner, königl. sächsischer Geheimer Rat
                              									und Professor a. D. Leipzig. Verlag von Arthur Felix 1899. 372 S. Preis 10 M.
                           
                           Wie der Titel besagt, umfasst das Buch den Hauptinhalt der Vorträge des verdienten
                              									Verfassers, die derselbe während seiner langjährigen und erfolgreichen
                              									Lehrthätigkeit am Polytechnikum in Zürich und an der Technischen Hochschule in
                              									Dresden gehalten hat. Da das zeitgemässe Buch das Gebiet der Theorie und
                              									Neuberechnung der Turbinen vollständig und erschöpfend behandelt, so wird das Werk
                              									den Fachgenossen gewiss ein praktisch brauchbares Hilfsmittel sein.
                           
                        
                           Eingesandt.
                           Reihenfolge der Festlichkeiten für die Hundertjahrfeier der
                                 										königl. Technischen Hochschule zu Berlin (Charlottenburg, Berlinerstrasse
                              									151) in der Zeit vom 18. bis 21. Oktober 1899.
                           Mittwoch, den 18. Oktober abends 7½ Uhr: Begrüssungsabend im neuen königl.
                              									Operntheater (Kroll), Berlin, Königsplatz.
                           Donnerstag, den 19. Oktober vormittags pünktlich 10 Uhr: Enthüllung der von dem
                              									Verein deutscher Ingenieure bezw. von dem Verein deutscher Eisenhüttenleute und der
                              									nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller
                              									dargebrachten Denkmäler von Werner v. Siemens und Alfred Krupp; mittags 12 Uhr (Versammlung bis
                              									spätestens 11½ Uhr); Festakt in der grossen Halle des Hauptgebäudes der Technischen
                              									Hochschule; nachmittags 5 Uhr: Festessen im neuen königl. Operntheater (Kroll),
                              									Berlin, Königsplatz.
                           Freitag, den 20. Oktober vormittags 11 Uhr: Empfang der Abordnungen und Festsitzung
                              									in der grossen Halle des Hauptgebäudes der Technischen Hochschule; nachmittags nach
                              									Schluss der Festsitzung: Besichtigung der Institute der Hochschule; abends 8 Uhr:
                              									Festkommers der Studentenschaft (Einladungen werden von dieser erlassen).
                           Sonnabend, den 21. Oktober: Fackelzug der Studentenschaft.
                           Diejenigen, welche an den Festlichkeiten teil nehmen wollen, werden gut thun,
                              									umgehend bei dem Festausschuss ihre Anmeldung zu bewirken, da die Beteiligung eine
                              									sehr lebhafte zu werden verspricht.
                           
                        
                           Zuschrift an die Redaktion.
                           (Unter Verantwortlichkeit des Einsenders.)
                           In The Electrical Engineer vom 8. September er. wird die
                              									Schutzvorrichtung für Hochspannungsanlagen (Kraftübertragung), welche in D. p. J. 1899 313 * 119
                              									beschrieben ist, kritisiert. Nachstehend sei der englische Originaltext
                              									wiedergegeben:
                           Overhead Safety Wiring. – „We notice in Dinglers polytechnisches Journal a description of a
                                 										System of overhead wires, which it is claimed will give perfect safety to the
                                 										public in case the wires should be broken accidentally. The whole object of the
                                 										invention, which is owned by an important Company in Berlin, is to ensure that
                                 										immediately the tension is taken off the wire owing to fracture, the loose ends
                                 										shall be disconnected from the source of supply. From the description and
                                 										illustrations given in our contemporary this would most certainly happen, but
                                 										yet there are in the invention such grave faults electrically that we do not
                                 										anticipate the invention being used commercially. The insulator supporting the
                                 										wire is provided with several collars and rings, on which there are two
                                 										projecting hooks placed one in each direction along the line. These hooks are
                                 										placed with the projecting prong downwards, and are so designed that the shackle
                                 										on the end of the wire is only kept upon the hook by the wire being stretched
                                 										tight. In order that this may be the case, it is not rigidly connected to te
                                 										shackle, but is twisted round it with a bellhanger Joint. As soon then as the
                                 										wire is broken the shackle assumes a practically horizontal position and slips
                                 										from the hook, in this way disconnecting the broken wire. When however, one
                                 										comes to count up the number of contacts on each insulator, we find that there
                                 										are four loose contacts at each support maintained by the straining of the wire
                                 										and one fairly good contact between the rings round the insulator. We are
                                 										practically sure that in a few years these connections would be the cause of
                                 										very numerous breakdowns, as, owing to oxidation of the surfaces employed, great
                                 										local heating would be set up if any appreciable current be used. In fact, the
                                 										idea is an obvious one to any electrical engineer, who, however, would be bound
                                 										to reject it as soon as thought on account of these contact troubles.“
                           Die Unrichtigkeit dieser Kritik beweisen die günstigen praktischen Erfahrungen,
                              									welche seit Jahren ausser mir noch viele andere mit diesen Schutzvorrichtungen
                              									gemacht haben und welche im allgemeinen auch in der beschreibenden Abhandlung in Dinglers polytechnischem Journal angegeben waren, von
                              									dem Schreiber der Kritik anscheinend aber nicht durchgelesen sind. Nach Inhalt der
                              									kritischen Betrachtung erscheint die Kritik überhaupt nur auf Grund der beigefügten
                              									Zeichnungen und nicht nach Studium der beigegebenen erläuternden Beschreibungen
                              									erfolgt zu sein.
                           Ich will hier auf die Einzelnheiten weiter eingehen, da ich es für richtig halte,
                              									wenn in Bezug auf solche, für die Elektrotechnik wichtige Apparate, welche bereits
                              									Erfolge erzielten und noch mehr später eine Rolle spielen werden, vollkommene
                              									Klarheit herrscht.
                           In der genannten Kritik wird in erster Linie die grosse Anzahl Kontaktstellen
                              									misstrauisch betrachtet, welche die Eigentümlichkeit des Apparates mit sich bringt,
                              									und behauptet, dass eine Oxydation eintreten und zu zahlreichen Störungen
                              									Veranlassung geben würde.
                           Dem entgegen sei erwidert, dass sich 1. an jedem Apparat nur zwei und nicht, wie der
                              									Verfasser der Kritik sich ausdrückt, vier „lose“ Kontaktstellen befinden. Wie
                              									in der Beschreibung in Dinglers polytechnisches Journal
                              									genau erwähnt, sind nämlich die beiden anderen Kontakte dadurch vollständig
                              									aufgehoben, dass das betreffende Drahtende, nachdem es um die Oese geschlungen ist,
                              									an der Oese selbst festgelötet wird. Aber abgesehen davon ist die Anzahl der
                              									Kontaktstellen deshalb ganz gleichgültig, da der praktische Betrieb seit genügend
                              									langer Zeit bereits ergeben hat, dass die Leitungsfähigkeit dieser Kontaktstellen
                              									zum mindesten gleich, meist aber grösser ist, als diejenige des Leitungsdrahtes
                              									selbst.
                           Es erklärt sich dies sehr leicht dadurch, dass die Auflagefläche bei den Kontakten
                              									ca. 15fach so gross ist, als der Querschnitt des Leitungsdrahtes.
                           Die Bezeichnung „lose Kontaktstellen“ kann ich nicht als zutreffend
                              									bezeichnen, da der Kontakt infolge der natürlichen Spannung des Drahtes unter stetig
                              									starkem Druck verbleibt. Es sei hier nochmals beiläufig hervorgehoben, dass, wie in
                              									der Abhandlung in Dinglers polytechnisches Journal
                              									bereits ausdrücklich gesagt war, der Kontakt selbst durch Einlegen von Stanniol
                              									(elastischen Leiter) bei der Montage gesichert wird und der ganze aus Bronze
                              									bestehende Apparat vollständig verzinnt ist.
                           In der Praxis ist es nun eine alte Erfahrung, dass Kontaktstellen, welche sich unter
                              									einem ziemlichen Druck dauernd befinden, wie es hier der Fall ist, der Einwirkung
                              									von Luft, Licht oder Wasser nicht zugänglich sind, daher auch keine Oxydation
                              									eintreten lassen.
                           Ein Verschleiss resp. eine Zerstörung der Kontaktflächen genannter
                              									Schutzvorrichtungen ist bisher in der Praxis nicht konstatiert worden, ebensowenig
                              									konnte eine Erwärmung derselben, selbst bei Strömen, welche dem Drahtquerschnitt
                              									entsprechen, wahrgenommen werden. Ich selbst habe die Apparate bei vielen Kilometern
                              									Hochspannungsleitungen während 2 Jahren auch unter den ungünstigsten Verhältnissen
                              									beobachten können, nachdem ich mich vorher durch eingehende Dauerversuche von der
                              									Zweckmässigkeit und Betriebssicherheit der Schutzvorrichtungen überzeugt hatte.
                           Die Folge dieser jahrelangen praktischen Resultate war die, dass bedeutende
                              									Elektrizitätsfirmen, unter welchen besonders die Union-Elektrizitätsgesellschaft Berlin genannt sei, bei vielen Anlagen und
                              									in grosser Menge diese Schutzvorrichtungen angewendet wurden. Dies dürfte wohl der
                              									beste Beweis für die Brauchbarkeit der Schutzvorrichtungen sein, denn es ist wohl
                              									einleuchtend, dass solche Firmen sich ein Urteil zuvor verschaffen und die
                              									Vorrichtungen zu beurteilen vermögen.
                           Schliesslich sei noch erwähnt, dass sich im Betriebe ausser den bereits in der
                              									Abhandlung in D. p. J. 1899 313 * 119 genannten Vorzüge noch eine ganze Reihe anderer gezeigt haben.
                              									So kam z.B. bei den mit Schutzvorrichtungen ausgestatteten Hochspannungsleitungen
                              									bei Drahtbrüchen noch nie ein Versagen vor, die Reparaturen konnten ausserordentlich
                              									leicht bewirkt werden und selbst bei den inzwischen eingetretenen stärksten Stürmen
                              									ist nie ein Missstand aufgetreten, während die in der Nähe befindlichen Schutznetze
                              									sehr häufig zu Störungen Veranlassung gaben. Ferner wurden bei mit Schutznetzen
                              									ausgestatteten Hochspannungsleitungen bei Drahtbruch stets sämtliche Leitungen durch
                              									den auftretenden Erdschluss gestört, während bei den mit Schutzvorrichtungen der
                              									beschriebenen Art ausgestatteten Leitungen ein Erdschluss überhaupt nicht eintreten
                              									kann und die Leitungen bis zu der Stelle, an welcher der Drahtbruch erfolgt ist,
                              									vollständig betriebsfähig bleiben.
                           Neusalza, den 19. September 1899.
                           Otto Böhm, Oberingenieur.