| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 46 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Die „Turbinia“.
                           Anschliessend an den Artikel „Die Laval'sche
                                 										Dampfturbine“ (1899 313 145) möchte ich noch
                              									einige Mitteilungen über das in meinem Aufsatz erwähnte schnellste Schiff der Welt machen, welches durch Parson'sche Dampfturbinen betrieben, mit 35 Knoten in der Stunde fährt.
                              									Abbildungen (Fig. 1 bis 3) und kurze Beschreibung nach The Graphic,
                              									wodurch diese grosse Geschwindigkeit erreicht wird, dürften einiges Interesse
                              									beanspruchen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 46
                              Fig. 1.Durchschnitt des Turbinenbootes.
                              
                           Aus dem Durchschnitt des Bootes (Fig. 1) sind drei
                              									Schraubenwellen zu ersehen, deren jede drei Schrauben trägt, was im ganzen also 9
                              									Stück ausmacht, die mit 2500 Touren in der Minute umlaufen, statt der
                              									gebräuchlichen Dampfmaschinen mit ihrem Gestänge und Hebel werk, ihren hin und her
                              									gehenden Kolben u.s.w. drei einfache Turbinen, in welchen die bewegende Kraft
                              									beständig nach einer Richtung hin drehend wirkt.
                           Fig. 2 stellt eine dieser Turbinen teilweise
                              									aufgedeckt dar; sie besteht aus einem Aussenmantel mit Ringen von einwärts
                              									gekrümmten kurvenförmigen Zellen BB besetzt, die in
                              									einem Winkel von 45° stehen, innerhalb derselben rotiert eine konzentrische Welle
                              									mit nach einwärts gerichteten Zellen CC, die im
                              									entgegengesetzten Winkel als die vom Aussenmantel sitzen.
                           Der aus dem Kessel mit hohem Druck kommende Dampf tritt durch die Oeffnung A ein, strömt in die erste Reihe der festen Zellen,
                              									wird geteilt und in eine Anzahl kleiner Ströme zerlegt, diese beaufschlagen den
                              									ersten Kranz der beweglichen Schaufeln und geben der Welle, auf welcher sie sitzen,
                              									eine Drehbewegung, werden durch die nachfolgende Reihe der feststehenden Zellen
                              									getrieben, erteilen dem zweiten beweglichen Kranz einen Stoss u.s.f., bis sich die
                              									Ströme wieder vereinigen und in das Abdampfrohr gelangen.
                           Fig. 3 gibt das Diagramm der Dampfwege. Zum Zweck der
                              									Umkehrung der Bewegung sind besondere kleine Turbinen auf der mit D bezeichneten Schraubenwelle befestigt, sie werden
                              									durch den Abdampf bethätigt, nachdem die Frischdampfleitung vom Kessel durch ein
                              									Absperrventil geschlossen ist.
                           Turbinenmotoren nehmen wenig Raum in Anspruch; was an Geschwindigkeit gewonnen wird,
                              									muss man jedoch mit mehr Dampf bezahlen und die hierfür nötige Kohlenmenge dürfte
                              									den Platzgewinn wieder ausgleichen. Ausser der hohen Geschwindigkeit haben die
                              									Motoren noch den Vorteil, keine Erschütterung des Schiffs hervorzurufen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 47
                              Fig. 2.Cylinder der Dampfturbine.
                              
                           Die kleine Turbinia wiegt 45½ t, misst 100 Fuss mit nur
                              									9 Fuss langem Wellenschaft, auf dem die Dampfturbinen sitzen; erst kürzlich wurden
                              									auf der Tyne als höchste Leistung 35 Knoten mit ihr gemacht. Es ist anzunehmen, dass
                              									mit einem ähnlich ausgerüsteten grösseren Boot auf offener See bis 40 Knoten
                              									erreicht werden können.
                           Zwei Torpedoboot-Zerstörer, gleichfalls mit solchen Turbinen besetzt, werden, wie
                              									schon früher bemerkt, in Wallsend an der Tyne gegenwärtig gebaut, einer derselben
                              									ist für die englische Marine bestimmt.
                           Das Prinzip der Dampfturbinen wurde durch Parson zum
                              									erstenmal und zwar mit bestem Erfolg auf Schiffsmaschinen angewendet, nachdem er
                              									sich verschiedene Jahre mit Verbesserung des Systems befasst hatte. Dieser neuartige
                              									Motorentypus dürfte eine Umwälzung im Schiffsbau bedeuten.
                           Für gewisse Zwecke ist der Dampfturbine eine Zukunft nicht abzusprechen, doch muss
                              									sie immerhin noch vollkommener werden. Hierher gehört namentlich, dass ihre
                              									Tourenzahl übereinstimmend nach der mit ihr unmittelbar gekuppelten bezw.
                              									verbundenen Dynamo zu richten, die Maschine also ohne Räderhintersetzung auszuführen
                              									wäre. Diese Reduktion der Tourenzahl wird sicher auch noch möglich und ist
                              									anzunehmen, dass hierdurch der Dampf verbrauch sich ebenfalls noch vermindert. –
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 47
                              Fig. 3.Diagramm der Dampfwege.
                              
                           Während vorstehende Zeilen zum Druck gelangten, brachte die Tagespresse eine Notiz
                              									darüber, dass einem Ingenieur Trossin in Hamburg
                              									kürzlich Patente für Deutschland, England und Amerika auf eine neue Turbine erteilt wurden, die möglicherweise
                              									gleichfalls eine Zukunft hat und über die sich Sachverständige, u.a. Prof. Voller vom Hamburger physikalischen Staatslaboratorium,
                              									günstig geäussert haben.
                           Die Turbine soll mit geschmolzenem Blei anstatt mit
                              									Wasser getrieben werden. Dem Blei wird durch überhitzten Dampf eine hohe
                              									Geschwindigkeit erteilt und vermöge seiner Schwere soll es mit grosser Kraft auf die
                              									Zellen des Turbinenrades wirken. In konstruktiver Hinsicht lässt sich das Problem
                              									ohne Einblick in die Einzelheiten nicht beurteilen, dagegen kann mit Bezug auf
                              									dynamische Wirkung von einer solchen Maschine wohl behauptet werden, dass der
                              									Wirkungsgrad ein erheblich höherer sein dürfte als derjenige einer Wasserturbine bei
                              									ähnlichen Grössenverhältnissen.
                           Ersetzt man das Wasser z.B. durch Quecksilber, so wird der Wirkungsgrad der Maschine
                              										steigen, aus keinem anderen Grunde, als weil die
                              										Masse des Quecksilbers grösser ist als die des
                              									Wassers – mit einem Wort: der Nutzeffekt einer Turbine wird unter sonst gleichen
                              									Umständen desto höher, je grösser das Produkt „Masse × Druck“ der Flüssigkeit
                              									wird.
                           Hieraus lässt sich folgern, dass die neue Erfindung einen Fortschritt
                              									hauptsächlich auch im Hinblick auf die Forderung hoher Umlaufzahlen, die vom
                              									elektrotechnischen Standpunkt aus an den Dampfmaschinenbau gestellt werden,
                              									darstellt.
                           Besondere Hoffnung setzt der Erfinder auf die Verwendbarkeit seiner Turbine bei
                              									Schiffsmaschinen und er betont die Kohlenersparnis, die sich aus der Verwendung von
                              									überhitztem Dampf als motorische Kraft ergibt.
                           W. Müller-Cannstatt.
                           
                        
                           Doktor der Technik.
                           Die technischen Wissenschaften haben in unserer Zeit den grossartigsten Aufschwung
                              									genommen; sie stehen Hand in Hand mit den Naturwissenschaften im Vordergrunde der
                              									geistigen Bewegung und ihre Errungenschaften geben den Gegenwartsmenschen das
                              									stärkste Bewusstsein von der Kraft und Hoheit der kämpfenden und siegenden
                              									Intelligenz. Die Gleichstellung der technischen Hochschulen mit den Universitäten
                              									ist denn auch längst vom Staate und von der Welt der Gebildeten in allem
                              									Wesentlichen anerkannt; die Einsicht der Erfahrenen, die das Feld der geistigen
                              									Arbeit überblicken, hat sie geschaffen, die imponierende Arbeit der Techniker hat
                              									sie gerechtfertigt, und das Temperament der Jugend ist ihr warmherzig
                              									entgegengekommen. Die Gleichgeltung der Professoren an den Hochschulen beider Art
                              									kann keinem ernsten Zweifel begegnen; die Studenten da und dort fühlen und verbinden
                              									sich als Kollegen – warum soll der Parallelismus auf einer Mittelstufe innehalten,
                              									warum soll der absolvierte Techniker, der den hohen Anforderungen der schwierigsten
                              									Disziplinen entsprochen hat und durch alle schweren Prüfungen hindurchgegangen ist,
                              									des allverständlichen Zeichens der schwer errungenen Befähigung und des mühsam
                              									erworbenen Grades entraten? Hier hat die Gleichheit eine Lücke, die schon lange
                              									schmerzlich empfunden und von keiner Seite bestritten wird. Diese Lücke ausfüllen
                              									heisst dem Geist der modernen Entwickelung Rechnung tragen und einer Forderung der
                              									Gerechtigkeit entsprechen. Zu dieser hohen moralischen Bedeutung der in Aussicht
                              									gestellten Reform gesellt sich eine ebenso wichtige praktische, die einem drängenden
                              									Bedürfnis entgegenkommt. Dem von der Hochschule für reif erklärten Techniker, der in
                              									das wirksame Leben hinaustritt, fehlt bis zur Stunde eine Bezeichnung, die bei aller
                              									Welt beglaubigt und weder einem Missverständnis noch einer Verwechslung unterworfen
                              									ist. Alle Titel, die ihm zur Zeit zugesprochen, und die für ihn neuerdings von den
                              									Gegnern des technischen Doktorats in Vorschlag gebracht werden, entbehren den
                              									Vorzug, dass ihr moralischer Wert und ihre praktische Bedeutung in das Bewusstsein
                              									der Allgemeinheit übergegangen sind. Der „Ingenieur“ mit allen erdenklichen
                              									Zusätzen und Steigerungen ist dadurch, dass er zugleich eine Berufsthätigkeit und
                              									einen erworbenen Grad bezeichnen soll, immer wieder der irrtümlichen Auffassung
                              									preisgegeben. Nur der Doktor, mit dem alle Welt längst eine bestimmte Vorstellung
                              									verbindet, der in deutlichster Art auf den zurückgelegten Studiengang und auf die
                              									glücklich überstandenen Prüfungen zurückweist, kann dem Techniker das soziale
                              									Ansehen, den Kredit und den Schutz der erprobten Fähigkeit gewähren, die ihm auf
                              									Grund seiner Arbeit und seines Wissens gebühren.
                           Wir kenen alle die Bedenken, die gegen das technische Doktorat ins Feld geführt, wir
                              									verstehen sie, aber wir teilen sie nicht. Die philologische Abneigung, ein Wort, das
                              									sprachgeschichtlich mit den humanistischen Studien zusammenhängt und aus der
                              									Entwicklung der Universitäten hervorgegangen ist, auf die jüngeren
                              									Schwesterhochschulen zu übertragen, entspringt einer begreiflichen Empfindlichkeit,
                              									aber keinem gesunden Gefühl. Es ist das Schicksal der menschlichen Einrichtungen und
                              									ihrer Namen, sich immer mit neuem lebendigem Inhalt zu erfüllen. Ihre Kraft wird nur
                              									gesteigert und ihr Wert erhöht, wenn ein organisches Wachstum ihre Grenzen
                              									erweitert.
                           Es wäre ein Leichtes, dafür die Beispiele in Hülle und Fülle heranzuziehen. Der
                              										„Minister“ von heute würde sich bedanken, wenn man ihm die Funktionen
                              									zumuten wollte, die im Mittelalter mit diesem Namen verbunden waren, und der
                              										„Doktor“ selbst hat im Laufe der Jahrhunderte seine Bedeutung gewechselt
                              									und zur Bezeichnung verschiedenartiger Rechte gedient. Tiefer scheint jenes Argument
                              									zu greifen, das zwischen der erkenntnistheoretischen Forschung und der angewandten
                              									Wissenschaft unterscheidet und diesen Unterschied, den es auf die Universitäten und
                              									technischen Hochschulen anwendet, in der Bezeichnung der Gelehrten, die aus beiden
                              									Anstalten hervorgehen, gewahrt wissen will. Aber ganz davon zu schweigen, dass die
                              									Grenzen, die man so scharf ziehen will, in Wahrheit fliessende sind, dass der Mann
                              									der „Forschung an und für sich“ oft unbewusst eine ganze Umwälzung im
                              									praktischen Leben herbeiführt und dass umgekehrt der praktische Erfinder auf seinem
                              									Wege in vielen Fällen zu wichtigen erkenntnistheoretischen Ergebnissen gelangt, ganz
                              									zu schweigen von der stetigen lebendigen Wechselwirkung der beiden Richtungen –
                              									beruhen denn diese Unterscheidungen auf einer sicheren und gründlichen Beobachtung des
                              									ganzen Hochschulwesens? Möglich, dass vor langen Jahren, als die technischen
                              									Hochschulen erst aus gewerblichen Anstalten hervorwuchsen, und die vom Leben
                              									abgewandten Geisteswissenschaften an den Universitäten den Ausschlag gaben, jene
                              									Sonderung a potiori gelten konnte. Heute sind die angewandten Wissenschaften von der
                              									Universität, die tüchtige praktische Aerzte heranbilden soll, gar nicht mehr
                              									fernzuhalten, während die sogen. absolute Wissenschaft auch in den technischen
                              
                              									Hochschulen längst eine Stätte der eifrigsten Pflege gefunden hat. Die synthetische
                              									Geometrie zum Beispiel dient in ihren schwierigsten Problemen an den technischen
                              									Hochschulen keineswegs den absehbaren praktischen Zwecken, sondern der Verstärkung
                              									des Forschertriebs, der Schulung des Denkens und der Methode. Nein, der Zug der Zeit
                              									drängt keineswegs dahin, die geistigen Arbeiter der chemischen Laboratorien, der
                              									Maschinenwerkstätten und der physikalischen Kabinette von dem einsamen Denker in der
                              									Studierstube zu trennen. Im Gegenteil – die Männer der beiden Richtungen fühlen sich
                              									innerlich genötigt, einander die Hände zu reichen. Es ist wahrscheinlich, dass die
                              									Universitäten die technischen Hochschulen mit der Zeit noch weit näher an sich
                              									heranziehen werden, um im Sinne der modernen Entwickelung die universitas litterarum
                              									zu vertreten. Schon heute liegt der Fall so, dass einzelne Professoren der
                              									philosophischen Fakultät ihren Fachgenossen an den technischen Hochschulen geistig
                              									weit näher stehen, als den Universitätskollegen, mit denen sie am grünen Tische
                              									beisammen sitzen. Wer weiss, ob nicht in absehbarer Zeit ein engeres Band die heute
                              									noch getrennten Hochschulen umschliesst und eine neuartige Gliederung der Fakultäten
                              									zu Gunsten ihrer Einheitlichkeit und ihres inneren Einverständnisses ermöglicht?
                           Diese Frage mag der Zukunft überlassen bleiben. Zunächst begrüssen wir es als einen
                              									Fortschritt im Sinne unserer geistigen Entwickelung, als einen Akt der Gerechtigkeit
                              									und als die Befriedigung eines praktischen Bedürfnisses, wenn die technischen
                              									Hochschulen mit dem Rechte ausgerüstet werden, vollgültige Doktorate zu verleihen.
                              									Der „Doktor der Technik“ wird ein Wahrzeichen dafür sein, dass jenes rastlos
                              									vorwärts drängende Wissen und Können das am unmittelbarsten den Fortschritten der
                              									Kultur dient, ohne die Beziehung zu den schwierigsten Aufgaben des Denkens
                              									aufzugeben, in der dankbaren modernen Gesellschaft seine volle Anerkennung gefunden
                              									hat. (Berl. Neueste Nachrichten.)
                           
                        
                           Graphitschmiervorrichtung für Gebläsecylinder.
                           Die Cylinder von Gebläsemaschinen werden gegenwärtig in der Weise mit Graphit
                              									geschmiert, dass der Graphitstaub von Hand während des Saugens unmittelbar vor den
                              									Saugventilen oder -klappen in den Saugraum geworfen wird.
                           Dabei gelangt nur ein Teil des Graphits in den Cylinder und erfüllt seinen Zweck,
                              									während der andere Teil nach unten fällt und im Saugrohr ungenützt liegen
                              									bleibt.
                           Diesem unvollkommenen, nicht sparsamen und unsicheren Schmierverfahren abzuhelfen,
                              									ist der Zweck der nebenstehend abgebildeten Vorrichtung, welche von der Firma Dreyer, Rosenkranz und Droop in Hannover ausgeführt
                              									wird (D. R. G. M. Nr. 87772).
                           Die Schmiervorrichtung besteht aus einem Gefäss A zur
                              									Aufnahme des Graphitstaubes und einem Krümmer mit Hahn H. Das Gefäss ist oben luftdicht verschliessbar und unten trichterförmig
                              									gestaltet, so dass der Graphitstaub bequem in die 10 mm weite Bohrung des Krümmers
                              									gleiten kann. Der Krümmer wird mit seinem wagerechten Ende entweder an den
                              									Indikatorstutzen oder an eine besonders hierzu am Gebläsecylinder angebrachte Warze
                              									angeschraubt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 314, S. 48
                              
                           Bei geschlossenem Hahn wird das Gefäss mit Graphitstaub gefüllt, oben bei D wieder zugeschraubt und dann der Hahn geöffnet. Es
                              									steht nun das Innere des Gefässes mit dem Cylinderraum C in Verbindung. Während der Druckdauer strömt nun die gepresste Luft vom
                              									Cylinder aus durch den Hahn in das Innere des Gefässes, so dass der Graphit
                              									aufwirbelt und im Gefäss eine Staubwolke bildet. Jedoch kommt der Graphitstaub,
                              									sobald die Luft L im Cylinder und Gefäss die gleiche
                              									Pressung hat, zur Ruhe und sinkt zu Boden, auf diese Weise die untere
                              									trichterförmige Oeffnung des Gefässes dicht verschliessend.
                           Bei dem nun folgenden Saugen dehnt sich die im Gefäss über dem Graphitstaub
                              									befindliche Pressluft aus und drückt einen Teil des Graphits in den Cylinder. Dieses
                              									Spiel wiederholt sich so lange, bis das Gefäss ganz von Graphitstaub entleert
                              									ist. Auf diese Weise wird der gesamte Graphit ohne jeglichen Verlust in den
                              									Cylinder gefördert.
                           Für jeden Cylinder sind zwei Graphitschmiergefässe erforderlich. Jedoch lässt sich
                              									auch ein Schmiergefäss für beide Cylinderseiten verwenden. Es sind dann zwei Hähne
                              									oder ein Dreiwegehahn erforderlich. Am zweckmässigsten ist jedoch die Verwendung von
                              									zwei Gefässen, um die langen Rohrzuführungen zu vermeiden.
                           Anstatt des Krümmers kann auch ein gerades oder spitz- oder stumpfwinkeliges Rohr mit
                              									Hahn ausgeführt werden, je nachdem die Anbringung des Gefässes am Gebläsecylinder
                              									dies erfordert.
                           Bei Verwendung dieser Graphitschmiervorrichtungen ist man sicher, dass aller
                              									Graphitstaub in den Cylinder gelangt.
                           Die bisher verwendete Graphitmenge kann deshalb mit Rücksicht auf den mit dem alten
                              									Schmierverfahren verbundenen bedeutenden Verlust ganz wesentlich verringert
                              									werden.
                           Die Schmiergefässe gewährleisten deshalb eine erhebliche Ersparnis an Graphit bei
                              									erhöhter Betriebssicherheit der Gebläsemaschinen und helfen einem längst gefühlten
                              									Bedürfnis ab.
                           Der Gewindezapfen bei C hat 21 min Durchmesser, so dass
                              									½ Zoll Gasgewinde oder ¾ Zoll Whitworth-Gewinde, je nach Bestellung, angeschnitten
                              									werden kann.
                           Im allgemeinen macht die Einführung des Graphits als Schmiermaterial nur sehr
                              									langsame Fortschritte in Deutschland, obwohl die Anwendung desselben zu diesem
                              									Zwecke sehr vorteilhaft für den Maschinenbetrieb sich erweist. Die Abneigung ist
                              									aber begründet durch das grosse Angebot geringer Sorten, die äusserlich und für
                              									Nichtkenner gut aussehend zu Versuchen Veranlassung geben, die nicht günstig
                              									ausfallen. Zum Beispiel für Maschinenlager sollte nur feingemahlener Graphit
                              									genommen werden, der mindestens 90% reinen Kohlenstoffgehalt hat.
                           
                        
                           Amerikanische Lokomotiven in Grossbritannien.
                           Die Monatsschrift Cassiers Magazine erörtert ausführlich
                              									die Gründe, welche die Midland Eisenbahn veranlasst haben, 60 Lokomotiven in Amerika
                              									zu bestellen. Trotz der 2725 Lokomotiven, welche genannte Eisenbahn besitzt,
                              									reichten zu Anfang des Jahres die zur Verfügung stehenden Zugmittel nicht mehr aus,
                              									man schrieb daher eine Lieferung von 20 Stück in England aus, erhielt indes den
                              									Bescheid, dass die dortigen Fabriken die erste Maschine nicht vor Ablauf von 15
                              									Monaten zu liefern in der Lage wären, wobei man ausserdem nach den gemachten
                              									Erfahrungen noch mit Ueberschreitung der Lieferfristen rechnen musste. Dagegen
                              									erklärten sich amerikanische Fabriken zur Beschaffung des Gesamtloses in 14 Monaten
                              									bereit. Da die englische Eisenbahngesellschaft sehr eilig war, so vergab sie die
                              									Bestellung nach Amerika und zwar je zur Hälfte an die Baldwin und die Schenectady Works.
                              									Mittlerweile sind 10 Maschinen durch den Seekanal in Manchester angekommen. Sie sind
                              									nach einer in Amerika vielfach verbreiteten Bauart, dem dort sogen.
                              										„Mogul-Type“ gefertigt. Sie haben aussenliegende Cylinder und dreifach
                              									gekuppelte Achsen wie die unserigen, unterscheiden sich aber sonst in mancher
                              									Hinsicht von der bei uns und in England gebräuchlichen Bauart. So haben sie an
                              									Stelle der bei uns allgemein üblichen Feuerbuchsen aus Kupfer solche aus Flusseisen,
                              									gänzlich andere Rahmen sowie Lagerung und Verteilung des Gewichts, hinsichtlich der
                              									Herstellung und Bearbeitung der einzelnen Teile sind sie im allgemeinen einfacher
                              									und daher auch billiger in der Fabrikation.
                           Durch die Tagespresse ist bekannt geworden, dass bei einer am 25. August d. J.
                              									erfolgten Submission der sächsischen Staatsbahnen auf 20 Stück vierachsige
                              									Personenverbundlokomotiven von den Baldwin Locomotive
                                 										Works in Philadelphia ein Angebot gemacht wurde, das sich ausschliesslich
                              									Eingangszoll auf 54760 M. für je eine Lokomotive frei Chemnitz stellte, während das
                              									niedrigste deutsche Angebot 54540 M., also scheinbar nur 220 M. weniger betrug.
                              									Dabei wollte die amerikanische Firma die Verschiffung innerhalb 7 Monaten
                              									bewerkstelligen, während die deutschen Lokomotivbauanstalten erklärten, nicht vor 9
                              									Monaten mit der Lieferung beginnen und dieselbe erst mit Juni 1901 beenden zu
                              									können. Ist nun auch die Erteilung des Zuschlags an die amerikanische Firma aus dem
                              									Grunde nicht zu befürchten gewesen, weil sich das Angebot, abgesehen von der
                              									teilweisen Verwendung minderwertigen Materials, auf ein von der Ausschreibung
                              									abweichendes Lokomotivsystem Baldwin (Vauclain), D. p. J. 1898
                              										308 124, bezog, so enthält doch dieser Vorgang die
                              									ernste Mahnung, uns auf allen Gebieten zur Bekämpfung des amerikanischen
                              									Wettbewerbes zu rüsten.
                           Erwähnt mag bei dieser Gelegenheit noch werden, dass die Stadt Glasgow neulich
                              									Maschinen für die dortige elektrische Zentrale im Werte von 2291080 M. in Amerika
                              									bestellt hat. (Stahl und Eisen.)
                           
                              –h.