| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 144 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Doktor-Ingenieur.
                           Nachdem den Studierenden der Technischen Hochschulen die Möglichkeit gegeben ist,
                              									einen besonderen Doktorgrad, den Doktor-Ingenieur, zu erwerben, ist die Frage von
                              									Interesse, ein wie grosser Teil dieser Studierenden im Besitz jener Schulbildung
                              									ist, die auch nach den Anforderungen der Universitäten die Erlangung des
                              									Doktorgrades ermöglicht. Die Zahl der Studierenden und Hospitanten an den drei
                              									Technischen Hochschulen in Preussen betrug im letzten Sommersemester insgesamt 4751,
                              									die der Studierenden allein 3572. Von letzteren waren im Besitz des Reifezeugnisses
                              									von einem Gymnasium 1369, von einem Realgymnasium 1056. Nahezu 70% aller
                              									Studierenden der Technischen Hochschulen hatte also jene Vorbildung, die bei den
                              									philosophischen Fakultäten der Universitäten die erste Vorbedingung zur Erlangung
                              									der Doktorwürde ist. Von den übrigen Studierenden besassen 291 das Reifezeugnis von
                              									Oberrealschulen, 475 von Realschulen und den Real- und. Gewerbeschulen
                              									gleichgestellten Anstalten; die übrigen hatten Zeugnisse von ausserdeutschen
                              									Schulen.
                           
                        
                           Beziehungen zwischen strahlender Energie und chemischer
                              									Verwandtschaft.
                           Ueber diesen Gegenstand berichtete Dr. Hugo Kauffmann in
                              									einem kürzlich in Stuttgart gehaltenen Vortrage das Folgende:
                           In dem letzten Jahrzehnt hat sich ein einschneidender Wechsel in verschiedenen
                              									chemischen Anschauungen vollzogen, der zwar die Atomhypothese unberührt lässt, eher
                              									zur Befestigung derselben beiträgt, jedoch die Auffassungen über die chemische
                              									Verwandtschaft wesentlich modifiziert. Das, was aufs innigste verbunden galt, wird
                              									heute nur noch als ganz lose Vereinigung angesehen, die schon beim geringsten
                              									Eingriffe die Moleküle in Atomgruppen zerfallen lässt. Je leichter die Moleküle
                              									einer chemischen Verbindung in solch kleine Bestandteile sich zerlegen, desto
                              									grösser ist ihre Reaktionsfähigkeit. Die Verbindungen der Säuren, Salze und Basen
                              									sind in wässeriger Lösung alle zerfallen, sie gehören deshalb zu den
                              									reaktionsfähigsten Körpern. Die Salzsäure z.B. spaltet sich leicht in Wasserstoff-
                              									und Chloratome; dabei sind die Spaltungsprodukte, bekanntlich als Ionen bezeichnet,
                              									stets elektrisch geladen, die eine Hälfte, z.B. die Wasserstoffatome, positiv
                              									(Kationen), die andere Hälfte, z.B. die Chloratome, negativ (Anionen). Ionenhaltige
                              									Körper leiten den elektrischen Strom, dabei wandern die Kationen in der
                              									Stromrichtung, die Anionen entgegengesetzt. Streng genommen enthalten nur starke
                              									Verdünnungen ausschliesslich Ionen; meist ist die Spaltung in solche unvollständig.
                              									An chemischen Reaktionen beteiligen sich nur die Ionen, nicht die ungetrennten
                              									Moleküle. Die Spaltbarkeit eines Körpers in Ionen kann als Mass derjenigen
                              									Eigenschaft angesehen werden, die man früher als Stärke (z.B. einer Säure)
                              									bezeichnete und die mit dem Begriff der chemischen Wahlverwandtschaft in engster
                              									Beziehung stand. Wahlverwandtschaft im früher gebrauchten Sinne gibt es
                              									wahrscheinlich gar nicht.
                           Bei der Uebertragung der neuen Anschauung auf organische Körper muss man mit Helmholtz annehmen, dass nicht nur die Ionen, sondern
                              									auch die noch dem Molekularverband angehörigen, also nicht abgespaltenen, Atome
                              									elektrisch geladen sind. In diesem Fall ruht die Elektrizität zwischen zwei
                              									miteinader verketteten Atomen wohl nicht, sondern man hat anzunehmen, dass sie
                              									zwischen beiden pendelartig hin und her schwingt. Die Dauer dieser Schwingungen ist
                              									theoretisch um so grösser, je lockerer die beiden Atome miteinander verkettet sind
                              									oder, im Sinne der modernen Verwandtschaftslehre ausgedrückt, je reaktionsfähiger
                              									die betreffende Substanz ist. Zur experimentellen Prüfung dieser Theorie sind
                              									Versuche mit Hertz'schen Schwingungen und mit
                              									Tesla-Strömen unternommen worden, die ziemlich allgemein ergaben, dass die
                              									Reaktionsfähigkeit der Körper und deren Absorptionsvermögen für elektrische
                              									Schwingungen Hand in Hand gehen. Die Hertz'schen
                              									Schwingungen wurden mit dem von Prof. Drude in Leipzig
                              									gebauten Apparat erzeugt. Bei den anderen Versuchen setzt man die Dämpfe der zu
                              									untersuchenden Substanz der Einwirkung der Tesla-Ströme aus. Tritt Absorption ein,
                              									so leuchten die Dämpfe in blauer oder violetter, seltener in gelber oder grüner
                              									u.s.w. Farbe auf, die elektrische Energie wird also zum Teil in Licht verwandelt.
                              									Druckveränderungen in den Dämpfen erzeugen schöne Lichterscheinungen. Am kräftigsten
                              									absorbiert und leuchtet das Dimethylparaphenilendiamin, ähnlich aber schwächer
                              									Naphtalin, Hydrochinon u.a. Wie die Licht- und Wärmestrahlen sind auch die
                              									angewandten elektrischen Schwingungen nur eine besondere Form der strahlenden
                              									Energie; weitere Formen derselben (Kathoden-Röntgenstrahlen u.s.w.) sind uns ihrem
                              									Wesen nach noch ganz fremd. So lange diese verhältnismässig einfachen Dinge noch der
                              									Aufklärung harren, so lange das Wesen der strahlenden Energie und deren Einwirkung
                              									auf die tote Materie für uns noch rätselhaft ist, so lange stehen wir der noch weit
                              									grösseren Anforderung, den Einfluss der Strahlung auf die belebte Materie, auf die
                              									Zelle, aufzuklären, hilflos gegenüber, so lange auch sind wir nicht im stände, die
                              									Naturkräfte uns nach unserer Willkür nutzbar zu machen. Und doch ist schliesslich
                              									eines der höchsten Ziele der Naturwissenschaft, alles was uns die Natur nach
                              									Gutdünken und Laune bald in hohem, bald in bescheidenem Masse gewährt, unabhängig
                              									von Zufälligkeiten, nur die schlummernden Naturkräfte benutzend, im Laboratorium und
                              									in der Fabrik zu erzeugen, so wie wir es für zweckmässig halten.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Transportable Werkzeuge und
                                 										Kleinmotoren. Herausgegeben von der Allgemeinen
                                 										Elektrizitätsgesellschaft zu Berlin. 1899.
                           
                           Die A.-E.-G. hat, wie wir bereits früher zu erwähnen
                              									Gelegenheit nahmen, das Verdienst, durch Bekanntgabe ihrer mustergültigen
                              									Konstruktionen und der mit ihnen gewonnenen Erfahrungen wertvolle Beiträge für das
                              									Verständnis der elektrischen Arbeitsverteilung zu liefern. Das vorliegende, mit den
                              									bekannten vorzüglichen Autotypien reichlich ausgestattete Werk behandelt zunächst
                              									das allgemeine Gebiet und geht sodann zu den transportablen Bohrmaschinen im
                              									besonderen über, gleichzeitig dem Interessenten über die Dimensionen und Preise
                              									Aufschluss gebend.