| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 130 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
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                           Elektrische Wagenbeleuchtung mittels eines durch eine der Achsen getriebenen DynamosNach der Revue générale chemins de fers, August
                                    											1899..
                           Die elektrische Beleuchtung von Wagen hat in der letzten Zeit grosse Fortschritte gemacht, sowohl wegen ihrer beträchtlichen
                              Leuchtkraft, als auch wegen der Leichtigkeit, mit welcher die Lichtquelle an irgend einer beliebigen Stelle untergebracht
                              werden kann. Bis jetzt waren es grösstenteils Akkumulatoren, welche in den Wagen untergebracht wurden und deren Kraft zur
                              Lichterzeugung zwischen der einen und der anderen Ladestelle ausreichte. Die Batterien wurden hierbei grösstenteils an den
                              Ladestellen ausgewechselt, wie z.B. bei der Jura-Simplon-Gesellschaft, der italienischen Mittelmeer-Gesellschaft, den deutschen
                              Eisenbahnen u.s.w.
                           Anderenfalls wurden die Wagen in dem Wagen selbst zwischen zwei Endstationen geladen, wie z.B. bei der Orléans-Gesellschaft
                              auf der Linie zwischen Sceaux und Limours und der Nord-Eisenbahngesellschaft. Diese Methode verursacht jedoch Unbequemlichkeiten
                              sowohl hinsichtlich der Kosten des öfteren Umwechselns, als auch der Unbequemlichkeit, welche dadurch bei der Bedienung der
                              Wagen entsteht.
                           Um diese Nachteile zu vermeiden, sind verschiedene Systeme probiert und angewendet worden, mittels welcher die zur Speisung
                              der Glühlampen erforderliche Elektrizität nicht nur vorteilhafter in den Akkumulatoren aufgespeichert, sondern auch während
                              des Betriebes des Zuges durch einen oder mehrere Dynamos erzeugt wurde, welche mittels der Wagenachsen getrieben wurden. Bei
                              allen diesen Systemen werden hierbei schwache Batterien verwendet, mittels deren die Speisung der Lampen während des Haltens
                              oder des langsameren Ganges des Zuges erfolgt und welche während des ausreichenden schnelleren Ganges des Zuges wieder geladen
                              werden. Alle Systeme haben das Verfahren gemeinsam, die elektrische Spannung zur Speisung der Lampen ungeachtet des oft beträchtlichen
                              Unterschiedes in der Schnelligkeit der Züge konstant zu erhalten.
                           Die beiden hervorragendsten Systeme, welche hierbei in Betracht kommen, sind das System Stone und das System Dick.
                           Das System Stone. Dieses hat in England vielfache Anwendung gefunden; ausserdem ist dasselbe in mehreren Restaurationswagen der Internationalen
                              Schlafwagen-Gesellschaft auf der Linie Paris–Lyon–Marseille in Gebrauch. Jeder Wagen ist mit einem Dynamo versehen, welcher
                              mittels eines Treibriemens von einer der Achsen in Bewegung gesetzt wird, nebst einer Akkumulatorbatterie und einer Anzahl
                              dazu gehöriger Vorrichtungen zur Regelung der Umdrehungsgeschwindigkeit unabhängig von der Schnelligkeit des Zuges und zum
                              Zweck der Uebereinstimmung des Dynamos mit der Batterie. In dieser Weise liefert der Dynamo den nötigen Strom für die Beleuchtung
                              und ladet gleichzeitig die Batterie. Die Intensität des durch den Dynamo erzeugten Stromes, das ist die Summe des Ladungsstromes
                              der Batterie und des Speisungsstromes der Lampen, bleibt fast konstant unabhängig von der Schnelligkeit des Zuges. Dies wird
                              dadurch erzielt, dass der Treibriemen durch das Gewicht des Dynamos selbst gespannt wird, indem derselbe am Rahmen des Wagens
                              aufgehängt wird; ein regulierbares Gegengewicht gleicht das Gewicht des Dynamos aus, um die genaue nötige Spannung zu erhalten.
                           Das System Dick. Dasselbe wird gegenwärtig in einem Zuge zwischen Wien und St. Polten ausprobiert.
                           Ein in einem Packwagen untergebrachter Dynamo erhält seine Bewegung von einer der Achsen unter Vermittelung einer Reihe von
                              Zahnrädern nach Art der Tramwaymotoren. In dem Wagen befinden sich Regulierungsvorrichtungen zur Erhaltung der Gleichmässigkeit
                              der Spannung in den Schenkeln des Dynamos. Jeder Wagen des Zuges besitzt eine Batterie, welche mittels einerLeitung durch die ganze Länge des Zuges mit dem Packwagen in Verbindung stehen. Bei einer gewissen Geschwindigkeit, welche
                              durch die Regulierungsvorrichtungen bestimmt wird, wird der Dynamo mittels eines Ein- und Ausschalters gleichlaufend mit der
                              Hauptleitung bezw. mit den Batterien der einzelnen Wagen gekuppelt. Die Spannung wird durch eine im Packwagen befindliche
                              Regulierungsvorrichtung konstant erhalten, welche in den Antriebsstrom des Dynamos einen veränderlichen Widerstand einschaltet.
                              Der Arbeitsgang ist folgender:
                           Während des Tages werden die Batterien der Wagen geladen. Während der Dunkelheit, d.h. wenn die Lampen angezündet sind, ist
                              der durch den Dynamo gelieferte Strom geringer als der für die Lampen erforderliche, was durch die Batterie ergänzt wird.
                              Die Intensität des durch den Dynamo gelieferten Stromes ist je nach der Schnelligkeit veränderlich.
                           Das System Dick scheint nur dann anwendbar zu sein, wenn der Tagesdienst der Wagen ausreicht, um die Akkumulatoren mit der Ladung zu versehen,
                              welche sie während der Nacht verlieren. Die Batterien entladen sich kontinuierlich während des Brennens der Lampen, und es
                              kann der Fall eintreten, dass die Batterien während des Hauptdienstes in der Nacht den Dienst versagen. Schliesslich entspricht
                              die Bewegungsübertragung vom Packwagen zum Dynamo mittels der Zahnräder nicht der grossen Geschwindigkeit und erfordert eine
                              allzu grosse Ueberwachung, welche für Züge mit längerer Fahrtdauer nicht angebracht ist.
                           Ausser den beiden Systemen von Stone und Dick, welche selbstthätig funktionieren, sind in Amerika in letzterer Zeit in den Pullmann'schen Wagen mehrere elektrische Beleuchtungssysteme angewandt worden, welche, wie die beiden ganannten, die Anwendung von
                              Akkumulatorenbatterien mit einem durch eine der Achsen in Bewegung gesetzten Dynamo gestatten, welche jedoch in gewisser Hinsicht
                              auf eine gewöhnliche elektrische Anlage mit allen nötigen Apparaten zurückkommen und eine ständige Ueberwachung erfordern.
                              Diese Systeme mögen wohl für amerikanische Verhältnisse passen, für europäische Eisenbahnnetze erscheinen dieselben jedoch
                              nicht angebracht.
                           Neues System zur elektrischen Beleuchtung der Paris-Lyon-Marseille-Compagnie. Das von der P.-L.-M.-Compagnie in einem Salonwagen erster Klasse probeweise angewandte System zur elektrischen Beleuchtung gleicht zwar hinsichtlich des
                              Gebrauches von Akkumulatoren und eines durch eine Achse betriebenen Dynamos dem Stone'schen System, unterscheidet sich jedoch wesentlich von demselben durch das Verfahren zur Regelung der Intensität des Stromes.
                           Der Dynamo von konstanter Spannung besitzt eine Geschwindigkeit, welche derjenigen der denselben treibenden Achse entspricht
                              mit einer der Geschwindigkeit entsprechenden Spannung in den Schenkeln des Dynamos. Sobald die Spannung im Dynamo eine geringere
                              ist, als die in der Batterie des Wagens, wird die Leitung, welche den Dynamo mit der Batterie verbindet, durch einen Ein-
                              und Ausschalter automatisch geöffnet und die Erregung des Dynamos erfolgt ausschliesslich durch die die Lampen speisende Batterie.
                              Sobald durch die erhöhte Schnelligkeit des Zuges die beiden Spannungen die gleiche Höhe erreichen, verbindet der Ein- und
                              Ausschalter die Batterie mit dem Dynamo und letzterer liefert einen Teil des zur Speisung der Lampen und des Induktionsapparates
                              nötigen Stromes. Bei noch weiter gesteigerter Schnelligkeit liefert der Dynamo nicht nur den nötigen Strom für die Lampen
                              und den Induktionsapparat, sondern noch einen Ueberschuss zur Ladung der Batterien. Wäre nicht eine Vorrichtung zur Begrenzung
                              der Intensität des Stromes vorgesehen, so würde letzterer noch beträchtlicher, selbst bei schwachem Zunehmen der Schnelligkeit,
                              werden.
                           Hier tritt die Regulierungsvorrichtung in Thätigkeit. Diese besteht im wesentlichen aus einem kleinen elektrischen Motor,
                              welcher von dem Strom des Dynamos gekreuzt wird, welcher eine Scheibe mit einer Bremse von entsprechendem Druck trägt.
                           
                           Sobald die Intensität des Stromes eine bestimmte Grenze erreicht, fängt der Motor an sich zu drehen, ungeachtet der Einwirkung
                              der Bremse, und von diesem Zeitpunkt an bleibt die Intensität des Stromes ohne Rücksicht auf die Geschwindigkeit des Zuges
                              konstant.
                           Unabhängig von dem Regulator und dem automatischen Ein- und Ausschalter ist auch ein automatischer Wechselapparat vorgesehen,
                              welcher die von dem Dynamo erzeugte Stromrichtung unabhängig von der Bewegungsrichtung des Zuges einstellt.
                           Da diese Beleuchtungseinrichtung nur versuchsweise gebraucht wurde, sind die einzelnen Vorrichtungen in ihrer Form noch nicht
                              endgültig festgestellt. Sobald das Funktionieren derselben vollständig geregelt sein wird, werden dieselben ihre endgültige
                              Gestaltung erhalten.
                           Der Dynamo. Der Dynamo ist zweipolig mit einem Induktionsapparat von einer Spindel. Die Spannung besteht aus einem weichen Gramme'schen Ring. Die Reiber bestehen aus Kohle. Die Lager sind mit Schmierringen versehen und so angebracht, dass ein Oelverlust
                              möglichst verhütet wird. Der Antrieb der Induktionsspindel geschieht mit einer Spannung von 15,5 Volt durch die Batterie des
                              Wagens. Die Spannung ist für gewöhnlich auf einen Strom von 30 Ampère bei einer Geschwindigkeit von 1350 Umdrehungen in der
                              Minute auf einen Unterschied von potentiell 15,5 Volt berechnet.
                           Der Dynamo ist am Rahmen des Wagens an einem wagerechten Balken aufgehängt, wodurch er nach der einen oder anderen Seite schwanken
                              kann; in fester Stellung wird derselbe durch eine Schraubenstange gehalten.
                           Die Triebwelle des Dynamos ist durch eine Gelenkachse verlängert, an deren Ende eine Reibungsrolle aus Leder befestigt ist,
                              welche auf der Innenseite mit der Schiene des einen Rades der Mittelachse des Wagens verbunden ist. Die Gliederung wird durch
                              einen einfachen Kautschukschlauch bewerkstelligt, welcher leichte Abweichungen der Achse in Bezug auf die Treibwelle zulässt.
                              Diese Stange ist in der Nähe der Rolle in einem Kugellager im Rahmen des Wagens mittels einer Gelenkstange aufgehängt. Eine
                              einerseits an dem Kugellager, andererseits an dem Fusstritt des Wagens befestigte Zugfeder hält die Stange ständig an der
                              Innenseite der Radschiene mit einem Druck von ungefähr 30 kg.
                           Der Regulator. Der Regulator zur Begrenzung und Konstanthaltung der Intensität des von dem Dynamo erzeugten Stromes besteht aus einem kleinen
                              doppelpoligen Motor, dessen Achse eine bronzene Rolle trägt, auf welche sich die durch Federn zusammengepressten Kohlenreiber
                              stützen. Die Spannung dieser Federn ist in der Weise geregelt, dass das Widerstandselement, welches durch Adhäsion der Kohlenreiber
                              auf der Scheibenfelge bestimmt wird, genau mit dem Stromkreis übereinstimmt, welchen der Motor entwickelt, sobald die Intensität
                              des ihn durchdringenden Stromes 25 Ampère erreicht hat.
                           Bei einer Geschwindigkeit des Zuges unter 50 km in der Stunde ist der durch die Leitung des Regulators gehende Strom gleich
                              Null oder niedriger als 28 Ampère, infolgedessen keine Drehung stattfindet, da der Bewegungsstrom geringer ist als der Widerstandsstrom,
                              welcher durch die Adhäsion der Kohlenreiber auf der Bronzespindel entsteht.
                           Nimmt die Geschwindigkeit des Zuges zu und übersteigt 50 km in der Stunde, so wächst die Intensität des durch die Leitung
                              des Regulators gehenden Stromes auf 28 Ampère, worauf eine anfangs langsame und mit der wachsenden Geschwindigkeit des Zuges
                              zunehmende Drehung erfolgt. Von dem Zeitpunkt an, wo durch die Spannung des Regulators die Drehung anfängt, hört die hindurchgehende
                              Intensität des Stromes auf zu wachsen; sie verbleibt bei 28 Ampère, da der Ueberschuss der Spannung in den Schenkeln des Dynamos
                              durch die kontraelektromotorische Kraft, welche sich in der Leitung des Regulators entwickelt, aufgehoben wird.
                           Von diesen 28 Ampère dienen 16 zur Speisung der Glühlampen des Wagens, 8 zur Wiederladung der Batterie des Akkumulators und
                              4 zur Anregung des Dynamos und der beiden Hilfsapparate, des Ein- und Ausschalters und des Wechselapparates.
                           Sinkt die Geschwindigkeit des Zuges unter 50 km in der Stunde, ho verringert sich der Ladestrom der Batterie plötzlich und
                              sinkt auf Null. Verringert sich die Geschwindigkeit noch mehr, so tritt die Batterie nach und nach an Stelle des Dynamos behufs
                              Speisung der Lampen, und wenn der vom Dynamo gelieferte Strom auf Null sinkt, wird ersterer von dem Ausschalter selbstthätig
                              ausser Betrieb gesetzt und die Lampen werden von der Batterie allein gespeist.
                           Der Regulator ist in einem Behälter aus Eisenblech untergebracht, welcher sich unter dem Rahmen des Wagens befindet und ist
                              durch Thüren zum Zweck einer Revision zugänglich gemacht.
                           Der automatische Ein- und Ausschalter im Wechselapparat. In demselben Behälter, welcher den Regulator enthält, sind zwei Apparate untergebracht, von denen schon weiter oben gesprochen
                              wurde und deren einer der automatische Ein- und Ausschalter ist.
                           Die Aufgabe des automatischen Ein- und Ausschalters bestehtdarin, den Dynamo gleichlaufend mit der Batterie der Akkumulatoren zu verbinden, sobald die Geschwindigkeit eine solche ist,
                              dass die Spannung in den Schenkeln des Dynamos derjenigen in der Batterie gleichkommt. Er besteht aus einem feinfädigen Solenoid,
                              durch welchen ein von den Schenkeln des Erzeugers kommender Zweigstrom geht, welcher einen Cylinder aus weichem Eisen anzieht,
                              der durch eine entsprechend regulierte Feder im Gleichgewicht gehalten wird. Sobald die Anziehungskraft des Solenoiden auf
                              den Cylinder zur Aufhebung der Thätigkeit der Feder ausreicht, setzt die überwiegende Thätigkeit des Solenoiden einen kleinen
                              Balancier in Schwingung,
                              
                              welcher die Kontakte zur Kuppelung des Dynamos mit der Batterie bewerkstelligt. Sobald durch die sich vermindernde Geschwindigkeit
                              in den Schenkeln der Batterie die Thätigkeit der Feder diejenige des Solenoiden überwiegt, schwingt der kleine Balancier in
                              entgegengesetzter Richtung und hebt die Kuppelung auf.
                           Der automatische Wechselapparat. Die Anregung des Dynamos erfolgt von einem den Schenkeln der Batterie entnommenen Strom, wodurch die Pole des magnetischen
                              Induktionsdurchflusses unveränderlich sind. Hieraus ergibt sich, dass die Richtung des Stromes in der Leitung des Dynamos
                              von der Richtung des Zuges abhängt und bei jedesmaligem Wechsel der letzteren geändert wird. Dies zu verhindern ist Aufgabe
                              des automatischen Wechselapparates und zwar durch Verbindung der Leitung des Wagens mit dem Dynamo in gewünschtem Sinne, so
                              dass der durch den Dynamo erzeugte Strom die Leitung immer in derselben Richtung durchströmt.
                           Der Wechselapparat besteht im wesentlichen aus einem an den beiden Enden angebrachten Balancier, an dem ein Cylinder aus weichem
                              Eisen aufgehängt ist, der in einem Solenoiden mit doppelter Windung hineinragt. Durch die eine Windung geht ein Strom mit
                              unveränderlicher Richtung von den Schenkeln der Batterie, durch die andere ein Strom direkt von dem Erzeuger im Sinne der
                              Zugrichtung. Die gemeinsame Thätigkeit dieser Ströme ist derartig, dass je nach der Richtung des Stromes des Erzeugers der
                              Balancier nach rechts oder links schwankt, wodurch die Wirkung in dem entsprechenden Sinne hergestellt wird,
                           Die Akkumulatoren. Die von dem Wagen getragene Batterie der Akkumulatoren besteht aus acht Boese-Elementen, welche in vier Blechbehältern, je
                              zwei auf jeder Seite des Wagens, untergebracht sind. Das Gesamtgewicht derselben beträgt 208 kg und die Kapazität ungefähr
                              180 Ampère. Die Intensität des von der Batterie gelieferten Stromes im Betrage von ungefähr 20 Ampère kann für sich selbst
                              die Beleuchtung für acht bis neun Stunden unterhalten.
                           Die Glühlampen. Der Wagen enthält vier Abteilungen zu je sechs Plätzen, ein Wasserklosett und einen Seitengang mit Thüren und Harmonikaverbindung
                              an jedem Ende zur Verbindung mit den anderen Wagen des Zuges. Jede Abteilung wird mit zwei neunkerzigen Lampen mit Opalglocken
                              erleuchtet, welche an der Decke angebracht sind. Fünf gleiche Lampen dienen zur Beleuchtung des Wasserklosetts und des Ganges.
                              Es sind dies zusammen 13 Glühlampen von je 9 Kerzen, von denen jede 1,22 Ampère bei 15 Volt verbraucht.
                           An einem Ende des Ganges befindet sich im Inneren des Wagens ein Einschalter für das Entzünden bezw. Löschen sämtlicher Lampen
                              des Wagens, welcher nur mittels eines besonderen Schlüssels bedient werden kann. Ausserdem befindet sich in jeder Abteilung
                              des Wagens eine Einschaltvorrichtung, mittels welcher die Lampen von den Reisenden heller oder dunkler gestellt werden können.
                              Die letztere ist folgendermassen eingerichtet:
                           Die beiden Lampen jeder Abteilung sind parallel eingestellt, wenn der Griff des Umschalters nach rechts geht Wird derselbe
                              nach links gedreht, so geht nur ein schwacher Strom durch dieselben, welcher die Fäden nur rot glühen lässt.
                           Die Ergebnisse der ersten Versuche. Der Wagen wurde in regulären Dienst zwischen Paris und Vintimille am 27. März v. J. gestellt und machte ausserdem zwei Reisen
                              hin und zurück zwischen Paris und Marseille. Bis zum 1. Juli hatte derselbe seit dem 27. März eine Strecke von ungefähr 29000
                              km ohne jede Störung in den elektrischen Beleuchtungsapparaten zurückgelegt. Die Beleuchtung war vorzüglich und ruhig, abgesehen
                              von einer geringen Schwankung bei einer Geschwindigkeit von 45 bis 50 km in der Stunde, bei welcher der Dynamo an Stelle der
                              Batterie und umgekehrt trat. Diese Schwankung ist zwar sehr gering, doch wird auch diese bei den neuen Einrichtungen vermieden
                              werden.
                           Anstatt eines Dynamo in jedem Wagen wird künftig ein einziger in einem Packwagen untergebracht werden, welcher von einer Achse
                              desselben getrieben werden und die nötige Beleuchtung für alle Wagen des Zuges liefern wird. Der Strom wird durch zwei die
                              Wagen miteinander verbindenden Leitungen übertragen werden und jeder Wagen wird nur mit einer Akkumulatorenbatterie und einem
                              Regulator mit automatischem Ein- und Ausschalter versehen sein.
                           
                        
                           
                           Der Schiffbau der Welt im Jahre 1899.
                           Das Institut, Lloyds genannt, hat sein jährlich erscheinendes Register der britischen und ausländischen Schiffahrt für das Jahr 1899 zur Veröffentlichung
                              gebracht, welchem die Statistik für den Schiffbau im In- und Auslande beigefügt ist. Danach war, wie wir einem Bericht der
                              Vossischen Zeitung entnehmen, 1899 ein Jahr bisher unerreichter Thätigkeit für das Gewerbe; früher pflegte das Jahr 1889 als das der höchsten
                              Leistungsfähigkeit herangezogen zu werden, aber dessen Zahlen wurden bereits 1898 und noch weit mehr 1899 übertroffen. Nach
                              Lloyds wurden hergestellt:
                           
                              
                                 
                                 Handelsschiffe
                                 Kriegsschiffe
                                 zusammen
                                 
                              
                                 
                                 Zahl
                                 t
                                 Zahl
                                 t
                                 Zahl
                                 t
                                 
                              
                                 auf engl. Werften
                                 726
                                 1416791
                                 35
                                 168590
                                 761
                                 1585381
                                 
                              
                                 kol. u. ausl.   „
                                 543
                                   704947
                                 56
                                 176170
                                 599
                                   881117
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1269
                                 2121738
                                 91
                                 344760
                                 1360
                                 2466498
                                 
                              
                           Trotz der grossen Fortschritte, die Deutschland und andere Länder im Schiffbau in den letzten Jahren errungen haben, stellt
                              die englische Herstellung noch immer den grössten Teil der Gesamtzahl dar. An zweiter Stelle erscheinen die Vereinigten Staaten
                              mit 225000 t; darunter befinden sich aber 11 Dampfer von über 4000 t nebst zwei Segelbarken von je 5000 t, die nicht für den
                              Welthandel, sondern für den Verkehr auf dem Seengebiet Verwendung finden. Würden diese ausser acht gelassen, so kämen die
                              deutschen Werften mit einer Erzeugung von 211000 t an die zweite Stelle; immerhin aber stellt unser Schiffbau nur erst etwas
                              über den achten Teil des englischen dar. Frankreich hat trotz der für den Schiffbau gewährten Staatsprämien es nur auf 90000
                              t Schiffsraum gebracht, und diese bestehen zum grossen Teile aus dem in anderen Ländern fast ganz verlassenen Bau von Seglern.
                           Das Verschwinden der Bedeutung der Segelschiffe tritt, wie die nachstehende Tabelle zeigt, besonders im englischen Schiffbau
                              zu Tage. Es wurden nämlich auf englischen Werften hergestellt in den Jahren:
                           
                              
                                 
                                 Dampfschiffe
                                 Segelschiffe
                                 zusammen
                                 
                              
                                 
                                 Zahl
                                 t
                                 Zahl
                                 t
                                 Zahl
                                 t
                                 
                              
                                 1888
                                 458
                                   757081
                                   81
                                   80959
                                 539
                                   838040
                                 
                              
                                 1889
                                 595
                                 1083793
                                   95
                                 125568
                                 690
                                 1209361
                                 
                              
                                 1890
                                 651
                                 1061619
                                   92
                                 133086
                                 743
                                 1194705
                                 
                              
                                 1891
                                 641
                                   878353
                                 181
                                 252463
                                 822
                                 1130816
                                 
                              
                                 1892
                                 512
                                   841356
                                 169
                                 268594
                                 681
                                 1109950
                                 
                              
                                 1893
                                 438
                                   718277
                                   92
                                 118106
                                 530
                                   836383
                                 
                              
                                 1894
                                 549
                                   964926
                                   65
                                   81582
                                 614
                                 1046508
                                 
                              
                                 1895
                                 526
                                   904991
                                   53
                                   45976
                                 579
                                   950967
                                 
                              
                                 1896
                                 628
                                 1113831
                                   68
                                   45920
                                 696
                                 1159751
                                 
                              
                                 1897
                                 545
                                   924382
                                   46
                                   28104
                                 591
                                   952486
                                 
                              
                                 1898
                                 744
                                 1363318
                                   17
                                     4252
                                 761
                                 1367570
                                 
                              
                                 1899
                                 714
                                 1414774
                                   12
                                     2017
                                 726
                                 1416791
                                 
                              
                           Noch 1892, wo man versuchte, den Gebrauch von Segelschiffen durch Verwendung metallener Schiffsbeläge zu fördern, entfielen
                              von den in England hergestellten
                              									1109950 t Schiffsraum 268594 t auf Segler und 841356 t auf Dampfer. Seitdem ist aber mit der Einführung von Triple-
                              und Quadrupleexpansionsmaschinen die Erkenntnis erwacht, dass Segelschiffe durch die geringere Zahl der auszuführenden Reisen
                              für Ozeanreisen nicht mehr wettbewerbsfähig seien, und deren Herstellung ist denn auch mehr und mehr zurückgegangen und beträgt
                              jetzt kaum noch 0,14 % der Gesamterzeugung.
                           Das vergangene Jahr hat damit neben der Höchstziffer der Menge noch einen anderen Rekord erzielt, nämlich den der grössten
                              Leistungsfähigkeit des gebauten Schiffsraumes in Bezug auf die jährliche Transportfähigkeit. Auch das verwendete Material
                              hat sich allmählich verbessert; es wurde das Eisen für den Belag verlassen und mehr und mehr zu stählernen Belägen übergegangen,
                              so dass in 1899 98,8 % des Tonnengehaltes den letzteren und nur 1,2 % den ersteren tragen. Der Eisenkörper wurde auch fast
                              nur für kleinere Schleppschiffe gewählt.
                           An Verlusten der englischen Flotte durch Schiffbruch u.s.w. werden 273000 t aufgeführt; von diesen betrafen 198000 t Dampfer
                              und 75000 t Segler; der grosse Prozentsatz der letzteren bildet wiederum einen Grund dafür, von der Herstellung von Seglern
                              mehr und mehr abzugehen. Ebenso befinden sich unter der an sich bedeutenden Zahl des nach fremden Ländern verkauften Schiffsraums
                              von 640000 t nicht weniger als
                              									121000 t Segelschiffe. England kaufte dagegen von kolonialen und fremden Schiffseignern im Jahre 1899 77000 t Schiffsraum
                              (davon 68000 t Dampfer und 9000 t Segler). Im ganzen hat der Bestand an Seglern sich um 185000 t verringert, während der an
                              Dampfern sich um 498000 t vermehrte, so dass im ganzen eine Zunahme der englischen Handelsflotte um 313000 t zu verzeichnen
                              ist. Für fremde Länder wurde in England im verflossenen Jahre etwa 267000 t Schiffsraum fertiggestellt, ausserdem über 47000
                              t an Kriegsschiffen für Japan, die Vereinigten Staaten, Oesterreich-Ungarn und Russland, zusammen also 314000 t. Der Bau von
                              Handelsschiffen für fremde Rechnung ist somit von 22 % der Gesamterzeugung in 1898 auf 19 % in 1899 zurückgegangen.Deutschland blieb dabei der beste Kunde; es bezog im vorigen Jahre noch 19 Schiffe mit 68057 t Gehalt, Oesterreich-Ungarn
                              12 Schiffe mit 36837 t, Norwegen 28419 t, Spanien 25586 t und Dänemark 23597 t.
                           Zu Beginn des neuen Jahres sind auf englischen Werften 1306751 t Schiffsraum im Bau begriffen, nämlich 1297497 t Dampfer und
                              9254 t Segler, was allerdings um 95000 t hinter der Ziffer für Ende 1898 zurücksteht, wo 1401857 t, nämlich 1398291 t Dampfer
                              und 2796 t Segler, in Arbeit befindlich waren. Die Abnahme ist zum grössten Teile erst im zweiten Halbjahr eingetreten. Der
                              Bau von Kriegsschiffen erreichte im Juni
                              									1899 mit 452000 t die höchste bisher verzeichnete Ziffer. Vor 6 Jahren waren nur
                              									95000 t im Bau, im Dezember 1898 410000 t, augenblicklich noch 423000 t.
                           Eine interessante Ergänzung hierzu bilden die auf S. 83 d. Bd. verzeichneten Zahlen über die Hamburger Reederei.
                           
                              -h.
                              
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Ein lenkbares Luftfahrzeug. Von
                              										Michel Blümelhuber. Mit 4 Tafeln. Weimar. Verlag von Karl Steinert. 1899. Preis 2,40 M.
                           
                           In diesem, in anziehender Form verfassten Werkchen gibt der Verfasser auf S. 5 bis 8 einen Rückblick auf die aeronautischen
                              Bestrebungen von Montgolfier und Charles, erörtert und entscheidet auf S. 9 bis 34 die Frage: „Flugmaschine oder Ballon“ zu Gunsten des Ballons, lässt darauf auf S. 35 bis 40 einen Ueberblick folgen über die hauptsächlichsten Versuche für die
                              Lenkbarmachung ballonähnlicher Luftfahrzeuge, bespricht auf S. 74 bis 88 die zeitgenössischen Projekte für die Lenkbarmachung
                              ballonähnlicher Luftfahrzeuge (darunter General Graf Zeppelin's Projekt), während er auf S. 41 bis 73 das von ihm erfundene Luftfahrzeug beschreibt.
                           Dieses Luftfahrzeug besteht danach aus einem linsenförmigen Ballon, welcher mit einer festen Achse versehen ist, derart, dass
                              dieselbe mit ihren Enden vorn und rückwärts aus dem Ballon hervorragt, an welchen vorne ein kleiner Elektromotor und eine
                              Luftschraube, rückwärts dagegen das Steuer angebracht ist. In einer Zelle unterhalb des Fussbodens der an dem Netzwerk des
                              Ballons hängenden Gondel ist eine Akkumulatorenbatterie von 40 kg per Pferdekraft untergebracht, die den Strom an den Elektromotor
                              in einem lose von demselben herabhängenden Leitungsdraht zum Antrieb der Schraube abgibt. Während die Steuerung des Luftfahrzeuges
                              in der horizontalen Ebene mit dem am rückwärtigen Ende der Ballonachse angebrachten Steuer auf die gleiche Weise wie bei einem
                              Wasserfahrzeuge bewirkt wird, erfolgt dagegen die Steuerung in der vertikalen Ebene (schräg aufwärts und schräg abwärts) durch
                              Verlegung des Schwerpunktes des mobilen Gondelgewichtes, indem mittels Seil von der Gondel aus an dem einen oder dem anderen
                              Ende der Ballonachse gezogen wird, wodurch dieselbe in die erforderliche Schrägstellung gelangt. Zur Verminderung des Slip
                              soll die Luftschraube mit einem borstenartigen Fell überzogen werden.
                           Durch die Arbeit der Schraube soll das Fahrzeug, ohne Ballast auszuwerfen, aus dichteren in dünnere Luftschichten in schräger
                              Richtung emporsteigen und ohne Gas zu opfern aus dünneren in dichtere Luftschichten wie ein kreisender Vogel hinabdringen.
                           Es wäre für die Ballonluftschiffahrt gewiss von grossem Vorteil, wenn ihr mit dem beschriebenen interessanten Fahrzeuge wenigstens
                              eine ganz geringe, brauchbare Lenkbarkeit gelingen würde; die hochgespannten Erwartungen des Erfinders aber können sich in
                              keinem Falle erfüllen, da er der bewegenden Kraft weit mehr zumutet, als sie zu leisten vermag.
                           Dass das Fahrzeug gegen einen Sturm, d. i. nach der Beaufort'schen Skala 17 bis 28 m Windgeschwindigkeit pro Sekunde nicht anzukämpfen vermag, gibt der Erfinder selbst zu, übersieht
                              aber oder unterschätzt den zu bewältigenden Stirnwiderstand, der bei einer Fahrgeschwindigkeit von über 17 m pro Sekunde,
                              wie sie von einem wirklich brauchbaren Luftschiff erwartet werden darf, dasselbe bedeutet wie Sturm.
                           Wegen der zu geringen Kraft wird auch die schräge Auf- und Niederbewegung des Fahrzeuges in einen sehr geringen Höhenunterschied
                              eingeschlossen sein.
                           Der Holzbau, umfassend: Den Fachwerk-, Block-, Ständerund Stabbau und deren zeitgemässe Wiederverwendung. Für den Schulgebrauch und die
                              Baupraxis bearbeitet von Hans Issel, Architekt und kgl. Baugewerkeschullehrer zu Cassel. Mit 400 Textabbildungen und 12 Tafeln. Leipzig. Bernh. Friedr. Voigt.
                              1900. Preis 5 M.