| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 786 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Naphthaindustrie Bakus.
                           Ueber die Naphthaindustrie Bakus im Jahre 1899 hat die amtliche Zeitung Westnik Finanzow kürzlich folgende Angaben veröffentlicht.
                           Mit der Naphthagewinnung beschäftigten sich im Jahre 1899 160 Unternehmungen, von denen 62 in den letzten Jahren (1898 und
                              1899) gegründet worden sind. 134 Unternehmungen verfügten über 1357 thätige Bohrlöcher, die eine Ausbeute von 525,25 Millionen
                              Pud (8602776 t) lieferten, 26 Unternehmungen hatten keine Ergebnisse aufzuweisen. Zur Erweiterung der Nutzungsflächen wurden
                              zahlreiche neue Bohrversuche vorgenommen, wobei sich die Mutungsergebnisse ungünstiger gestalteten, je weiter diese Flächen
                              vom Mittelpunkt der bisherigen Naphthagewinnung entfernt lagen. Unter allen Unternehmungen nimmt die Gesellschaft der Gebrüder Nobel die erste Stelle ein. Sie verfügte im Berichtsjahr über 101 thätige Bohrlöcher, die eine Ausbeute von etwa 95 Millionen Pud
                              (1556100 t) lieferten.
                           
                              
                                 Jahr
                                 Zahl derUnternehmungen
                                 Zahl derNutzungsflächen
                                 Umfang derNutzungs-flächen in
                                 ThätigeBohrlöcher
                                 Mittlere TiefeDer Bohrlöcherin
                                 Ausbeute in
                                 
                              
                                 Dess-jätin.
                                 ha
                                 Faden
                                 m
                                 Million.Pud
                                 t
                                 
                              
                                 1896
                                   93
                                 158
                                 544
                                 594,32
                                   736
                                 128,3
                                 273,74
                                 386,3
                                 6327594
                                 
                              
                                 1897
                                 108
                                 199
                                 638
                                 697,00
                                   905
                                 127,9
                                 272,88
                                 422,7
                                 6923826
                                 
                              
                                 1898
                                 140
                                 252
                                 759
                                 829,20
                                 1107
                                 131,6
                                 280,77
                                 485,9
                                 7959042
                                 
                              
                                 1899
                                 160
                                 253
                                 847
                                 925,30
                                 1357
                                 133,9
                                 285,68
                                 525,2
                                 8602776
                                 
                              
                           Der allgemeine Fortschritt der Naphthaindustrie Bakus wird durch die vorstehende Tabelle gekennzeichnet.
                           Von den Feldern Balachany, Ssabuntschi und Romany wurde die gewonnene Naphthamenge durch 23 Rohrleitungen den Fabriken in
                              Baku zugeführt.
                           Für die Zuführung von Meerwasser bestanden 8 Leitungen. Wenn sehr starke Quellen erschlossen werden, pflegt man mitunter die
                              Naphtha in Gruben aufzufangen, von wo sie später den Fabriken zugeführt wird. Im allgemeinen werden jetzt an Stelle der Gruben
                              eiserne Behälter errichtet.
                           Im Berichtsjahr bestanden
                           
                              
                                 71
                                 Fabriken
                                 für
                                 die
                                 Herstellung
                                 von
                                 Petroleum
                                 
                              
                                 15
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Petroleum und Schmierölen
                                 
                              
                                 6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Schmierölen
                                 
                              
                                 5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Benzin
                                 
                              
                                 3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Asphalt
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Wagenfetten.
                                 
                              
                           Zusammen 101 Fabriken mit 1944 Erd-, Stein- und Eisenbehältern, die 294135000 Pud
                              									(etwa 4,818 Millionen t) aufspeichern konnten. Die Aufnahmefähigkeit der eisernen Behälter betrug 54122979 Pud (etwa
                              886535 t).
                           Die Bearbeitung der Rohnaphtha wird in der sogen. „schwarzen Stadt“ und in der Umgebung von Baku betrieben. Es bestanden 97 Raffinerien, von denen 55 ununterbrochen arbeiteten. Sie sind im
                              stände, täglich 2183260 Pud (35757,54 t) Rohnaphtha auf Petroleum und 118000 Pud (1932,84 t) Rückstände auf Schmieröle zu
                              verarbeiten. Eine Vergrösserung der Raffinerien wurde im Berichtsjahr vorgenommen. Im Durchschnitt wurden täglich 704500 Pud
                              (11540,71 t) Petroleum erzeugt.
                           Ueber die Gewinnung der wichtigsten Naphthaerzeugnisse im Zeitraum von 1895 bis 1899 gibt die folgende Tabelle Aufschluss.
                           
                              
                                 
                                 1895
                                 1896
                                 1897
                                 1898
                                 1899
                                 
                              
                                 
                                 Pud
                                 t
                                 Pud
                                 t
                                 Pud
                                 t
                                 Pud
                                 t
                                 Pud.
                                 t
                                 
                              
                                 
                                    Petroleum
                                    
                                 87770036
                                 1441673
                                 88088978
                                 1442897
                                 89643169
                                 1468355
                                 92016993
                                 1507238
                                 110442158
                                 1809043
                                 
                              
                                 Zuwachs in %
                                 –
                                 + 0,36
                                 + 1,76
                                 + 2,6
                                 + 20,02
                                 
                              
                                 
                                    Schmieröle
                                    
                                 7220817
                                 118277
                                 8718350
                                 142806
                                 8874950
                                 145373
                                 10290990
                                 168566
                                 11336974
                                 185700
                                 
                              
                                 Zuwachs in %
                                 –
                                 + 20,74
                                 + 1,79
                                 + 16,0
                                 + 10,27
                                 
                              
                                 
                                    Solaröle
                                    
                                 –
                                 –
                                 403884
                                 6616
                                 442507
                                 7248
                                 425220
                                 6965
                                 
                              
                                 Zuwachs in %
                                 –
                                 –
                                 –
                                 + 9,6
                                 – 3,9
                                 
                              
                                 
                                    Benzin
                                    
                                 326851
                                 5354
                                 169052
                                 2769
                                 274358
                                 4494
                                 343769
                                 5631
                                 242598
                                 3974
                                 
                              
                                 Zuwachs in %
                                 –
                                 – 48,27
                                 + 63,2
                                 + 25,3
                                 – 29,4
                                 
                              
                                 
                                    Rückstände
                                    
                                 175911912
                                 2881437
                                 207383850
                                 3396947
                                 224402302
                                 3675710
                                 238606020
                                 3908367
                                 231037366
                                 3784392
                                 
                              
                                 Zuwachs in %
                                 –
                                 + 17,9
                                 +   8,2
                                 + 6,3
                                 – 3,17
                                 
                              
                           
                           Im allgemeinen können aus Roknaphtha 32 bis 35 % Petroleum erzielt werden. Bei niedrigen Petroleumpreisen pflegen aber die
                              Fabrikanten nur oberflächlich zu destillieren, um eine grössere Rückstandsmenge zu erzielen, weil diese Rückstände stets gut
                              bezahlt werden. Die Bearbeitung beschränkt sich dann auf die Gewinnung von Benzin. Im Berichtsjahr wurden aus 407530000 Pud
                              (6675342 t) Rohnaphtha 110442158 Pud (1809043 t) Petroleum oder etwa 27,1 % gewonnen und 667818 Pud (10938,86 t) Solaröle
                              und Benzin und 231037366 Pud (3784392 t) Rückstände erzielt. Die Hauptmenge der Schmieröle und des Benzins wird aus den Rückständen
                              gewonnen.
                           Die Zeitung Kaspi berichtet, dass nach Eröffnung der Rohrleitung von Michailowo nach Batum (s. S. 675 d. Bd.) durch dieselbe nur Petroleum
                              von gleicher Marke (Nr. 2⅜) befördert wird. Da die kleinen Fabrikanten diese Marke nicht herstellen können, sind sie von der
                              Benutzung der Leitung ausgeschlossen. Durch diesen Umstand pflegen viele Fabrikanten entweder nur Schmieröle zu bereiten oder
                              nur auf Rückstände zu arbeiten; da letztere aber dabei zu leicht werden und eine niedrige Entflammungstemperatur besitzen,
                              fügen sie den Rückständen Rohnaphtha hinzu. Bei dieser Betriebsart erhalten sie nur etwa 20 % Petroleum, das in Tankschiffe
                              verladen wird.
                           
                        
                           Dichtungen für hohe Dampfspannungen.
                           Die zuverlässige und dauernde Abdichtung von Rohrverbindungen, durch welche Dampf, Flüssigkeiten und Gase unter Druck geleitet
                              werden, hat von jeher Schwierigkeiten bereitet. Diese Schwierigkeiten sind noch grösser geworden, seitdem die Fortschritte
                              im Kessel- und Maschinenbau die Möglichkeit geschaffen haben, hohe Dampfspannungen einzuführen und auszunutzen. Die höheren
                              Dampfspannungen stellen aus zweifachem Grande grössere Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit der Dichtungen;
                              sie vermehren die Kraft, mit welcher der eingeengte Dampf einen Ausweg sucht und sie steigern die Temperatur des gesättigten
                              Dampfes. Der letztere Umstand ist der schwerwiegendere, denn er verhindert den Gebrauch von vielen Dichtungsmitteln, die bei
                              den früher in Betracht gekommenen Temperaturen von 120 bis
                              									150° allgemein üblich und gut verwendbar waren. Auch der sich leicht allen Unebenheiten der Dichtungsflächen anpassende
                              Kautschuk, welcher bei mittleren Dampfspannungen ein vorzügliches Dichtungsmaterial bildet, versagt als reine, organische
                              Substanz bei Temperaturen von 180 bis 200° und darüber seinen Dienst.
                           Selbst reiner Asbest ist für hohe Dampfspannungen nur dann verwendbar, wenn eine Verdichtung des Dampfes zu Wasser ausgeschlossen
                              und wenn das Speisewasser frei von alkalischen Bestandteilen ist.
                           Das Bedürfnis nach dauerhaftem Verpackungsstoff für hohe Dampfspannungen hat in neuerer Zeit die Metalldichtungen geschaffen,
                              welche grösstenteils aus weichem Kupfer hergestellt werden. Man ist jedoch auch bei diesen der technischen Schwierigkeiten
                              noch nicht ganz Herr geworden. Abgesehen von dem hohen Preise sind Metallverdichtungsringe in der Regel nur bei glatten Dichtungsflächen
                              mit Vorteil verwendbar und auch da sind sie keineswegs von unbegrenzter Dauerhaftigkeit. Bei unebenen Dichtungsflächen hilft
                              man sich durch Einlagen von Gummi, Asbest, womit aber die Mängel, die sich bei der Benutzung von reinen Gummi- und Asbestdichtungen
                              für hohe Dampfspannungen zeigen, auch auf diese Metalldichtungen übertragen werden.
                           Beachtung verdient unter diesen Umständen ein Dichtungsmaterial, welches das beim Kautschuk so hochgeschätzte Anpassungsvermögen
                              und eine ausserordentlich grosse Widerstandsfähigkeit gegen hohe Temperaturen in sich vereinigt. Es ist dies die Dichtungsplatte
                              Amiante-Vulcano-Plastique von K. Reichenbach in Karlsruhe i. B. Dieses eigenartige Mittel besteht, wie uns diese Firma mitteilt, aus unverbrennbaren, unorganischen Stoffen,
                              welche durch eine besondere Fabrikation in eine mechanischen und chemischen Einflüssen, sowie hohen Temperaturen dauernd widerstehende
                              Verbindung mit Kautschuk gebracht werden. Die unvulkanisierte Masse ist plastisch und passt sich auch den schlechten Dichtungsflächen
                              mit Genauigkeit an, so dass eine Verbindung der abzudichtenden Metallflächen erzielt wird. Die Struktur der Masse ist trotzdem
                              so fest, dass man die eingelegten Dichtungen von Anfang an ohne jede Vorsicht dem höchsten Druck aussetzen darf. Anstatt nun
                              (wie dies bei Gummidichtungen gewöhnlich der Fall ist) infolge der hohen Temperatur, welche der Dampf bei grossen Spannungen
                              besitzt und den abzudichtenden Metallflächen mitteilt, mit der Zeit zusammenzuschrumpfen und spröde und brüchig zu werden,
                              verändert sich die eingelegte Dichtung in Form und Stärke nicht, gewinnt vielmehr durch den Vulkanisierungsprozess noch an
                              Festigkeit, so dass sie nach jahrelangem Gebrauch noch dieselben Masse aufweist wie bei der Montage. Hierdurch fällt auch
                              das häufige Nachziehen der Flanschen weg, wie die Behandlung der Platte überhaupt die denkbar einfachste ist. A.-V.-P. ist
                              für gesättigten und überhitzten Dampf, sowie für kaltes und heissesWasser jeglicher Beschaffenheit verwendbar und hält Temperaturen von 300 bis 400° jahrelang aus.
                           
                        
                           Die elektrische Bahn Peking–Ma-chia-pu.
                           In den letzten Jahren hat die Elektrotechnik begonnen, sich auch in China ein Arbeitsfeld zu schaffen. So übertrugen die Imperial Railways of North-China der Siemens und Halske A.-G. den Bau einer elektrischen Bahn von dem Staatsbahnhofe in Ma-chia-pu nach dem Südthor der Stadt Peking. Die Bahn ist etwa
                              3 km lang und gelangte in folgender Weise zur Ausführung:
                           Die Geleise mit der Normalspur von 4' 8½'' (= 1435 mm) wurden unmittelbar an die Geleise der Imperial Railways of North-China beim Ma-chia-pu-Bahnhofe angeschlossen und teils in der Mitte, teils an der Seite der nach Peking führenden Makadam-Strasse
                              eingebaut. Die verwendeten Vignolschienen wiegen 60 Pfund englisch für 1 Yard (29,7 kg pro 1 m) und wurden auf Holzschwellen
                              von Oregonfichte in einer Bettung von Schotter verlegt.
                           Als Länge der Ausweichen in den Geraden wurden 100 Fuss englisch (30,5 m) eingehalten, so dass Züge mit 3 Wagen sich ausweichen
                              können.
                           Die oberirdische Leitung wird durchweg von Holzmasten mit eisernen Auslegern getragen, nur in den Weichen wurden Ueberspannungsmaste
                              angewendet. Die Stromleitung wurde in zwei Teile getrennt, von denen jede durch Blitzableiter gegen Blitzschlag geschützt
                              und mit Nachspannvorrichtungen für die Arbeitsleitung versehen ist. Die oberirdischen Leitungen wurden in den Wagenschuppen
                              eingeführt, wo sie in einem Kabel von 95 qmm Querschnitt zum Schaltbrett weiter geleitet werden. Die Drähte zur Leitung des
                              Stromes über die Schienenstösse hinweg sind zwischen Lasche und Schienensteg verlegt, damit sie nicht von den Chinesen, denen
                              Kupfer sehr willkommen ist, gestohlen werden.
                           Das Kraftwerk für die elektrische Bahn liegt etwa 400 in vom Bahnhofe Ma-chia-pu an einem Bache, welcher hier durch ein Wehr
                              aufgestaut wurde, so dass man auch für die wasserarme Zeit genügend gegen Wassermangel geschützt ist. Das Gebäude für das
                              Kraftwerk wurde mit dem Wagenschuppen vereinigt und besteht in der Hauptsache aus drei Abteilungen, dem Wagenschuppen, dem
                              Maschinenraum und dem Kesselhause. Der Wagenschuppen enthält neben einem kleinen Bureau zugleich die Reparaturwerkstätte und
                              hat eine Grundfläche von 11,3 : 25,2 m.
                           An den Wagenschuppen schliesst der Maschinenraum mit einer Grundfläche von 12,1: 10,6 m an, in welchem zwei stehende Verbunddampfmaschinen
                              ohne Kondensation aufgestellt sind, die bei 270 Umdrehungen in der Minute je 75 PS maximal zu leisten vermögen. Die Dampfmaschinen
                              haben die Kapseltype von der Maschinenfabrik Paucksch in Landsberg a. W. und eignen sich für die örtlichen Verhältnisse ganz besonders deshalb, weil häufige Staubstürme auftreten,
                              die einen ungemein feinen, alles durchdringenden Staub mit sich führen. Die Dampfmaschinen treiben mittels Riemen zwei Siemens
                              und Halske-Dynamos, Type UA
                              									22/30, an, von je 45 Kilo-Watt Leistung bei 500 Volt Spannung. Von den Dynamos wird der Strom durch unterirdische
                              Kabel den Sammelschienen des Schaltbrettes zugeführt.
                           Im Kesselhause erzeugen zwei Cornwall-Kessel von je 35 qm Heizfläche den erforderlichen Dampfüberdruck von 10 at. Finden normalen
                              Betrieb ist ein Kessel ausreichend, ebenso wie ein Maschinensatz für den gewöhnlichen Betrieb genügt, während der andere in
                              Reserve steht. Die Cornwall-Kessel wurden den Wasserrohrkesseln vorgezogen, weil sie in Bedienung, Reinigung und Unterhaltung
                              dem unerfahrenen chinesischen Personal weniger Schwierigkeiten machen, als die Wasserröhrenkessel. Zwei Worthington-Pumpen
                              dienen zum Kesselspeisen und drücken das Wasser in die Kessel durch einen Vorwärmer, welcher durch den Abdampf der Dampfmaschinen
                              geheizt wird, aber auch durch ein Abzweigventil ausgeschaltet werden kann. Die Worthington-Pumpen sind so bemessen, dass sie
                              zu gleicher Zeit auch ein Bassin im Kesselhause mit Kaltwasser füllen, aus welchem den Dampfmaschinen Kühlwasser für die Kühlschlangen
                              im Oelbade des Kurbelkastens zugeführt wird, und aus welchem das Wasser für die verschiedenen Zwecke im Wagenschuppen entnommen
                              wird.
                           Der Wagenpark besteht vorläufig aus 4 Motorwagen und 4 Anhängewagen, jeder mit 16 Sitz- und 14 Stehplätzen. Die Motore, welche
                              zur Verwendung kamen, gehören zur B-Type von Siemens und Halske und besitzen zwei bewickelte und zwei Folgepole.
                           Als Einschalter wurden die flachen Einschalter von Siemens und Halske angewandt mit Funkenlöschern und Vorrichtung zur elektrischen Bremsung. Im übrigen haben die Wagen die bekannte Siemens'sche Ausrüstung mit dem Aluminiumschleifbügel und sind mit Starkstromautomaten und Blitzableitern versehen.
                           Die Einwohnerschaft hat sich recht gut an das neue Verkehrsmittel gewöhnt, und die Besorgnisse, die anfänglich von mancher Seite für das neue Verkehrsmittel gehegt wurden, sind nicht verwirklicht worden. Man hatte zuerst nicht ganz mit Unrecht
                              Befürchtung für die Sicherheit der Anlage gehabt und darauf hingewiesen, dass die niederen Bevölkerungsschichten, welche keine
                              Erklärung für die elektrische Triebkraft besitzen, sie für etwas Teuflisches halten würden, das man ausrotten müsse. Von alledem
                              ist nichts eingetreten; es wurde bei der Betriebseröffnung allerdings ein Sturm auf die elektrische Bahn gemacht, aber nur,
                              um Sitze in den Wagen zu erobern. Ueber die Betriebsergebnisse lässt sich, da die Bahn erst seit Juni 1899 in regelmässiger
                              Benutzung ist, vorläufig noch nicht viel erwähnen. Zur Zeit haben die Wirren, welche in Peking jeden Betrieb unmöglich machen,
                              natürlich auch ihren schädlichen Einfluss auf dieses Unternehmen ausgeübt. Bei dem Ausbruche derselben wurde der Betrieb der
                              elektrischen Bahn eingestellt. Zugleich mit der Wiedereröffnung des Betriebes auf der Linie Tientsin-Peking, deren Fortsetzung
                              die elektrische Bahn darstellt, wird die Verwaltung der Imperial Railways of North-China auch den Betrieb der elektrischen Bahn wieder aufnehmen und jedenfalls bald darangehen, die geplante Verlängerung auszuführen,
                              die sich als unbedingt nötig herausgestellt hat.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Kleinbessemerei für den Stahlformguss, Temperguss und Feinguss von Karl Rott, Hütteningenieur in Halle a. S. Sonderabdruck aus Uhland's Technische Rundschau. Mit 1 Tafel in Photolithographie und 7 Abbildungen im Text. Leipzig 1900. Verlag: Bureau des Praktischen Maschinen-Konstrukteur.
                              Preis 1 M.
                           
                           Bei der immer mehr zunehmenden Verwendung von Stahlguss zur Anfertigung von Maschinenteilen und anderen Gegenständen, die
                              bisher geschmiedet oder in Fein- und Hartguss ausgeführt wurden, muss eine sachverständige Anleitung zur Einrichtung und zum
                              Betrieb derartiger Anlagen gegebenenfalls in Verbindung mit bestehenden Giessereien und zur Aufstellung einer Rentabilitätsberechnung
                              jedem Fachmanne erwünscht sein. Die Abhandlung des Hütteningenieurs Rott, die sich auf langjährige Erfahrungen gründet, ist zuerst in Uhland's Technische Rundschau veröffentlicht worden und jetzt als Sonderabdruck in der handlichen Form einer Broschüre erschienen. Eine beigefügte Tafel
                              bringt den vollständigen Plan einer Giesserei für Stahl- und Temperguss.
                           Dr. Ost, H., Professor der technischen Chemie an der Technischen Hochschule zu Hannover. Lehrbuch der chemischen Technologie. Mit einem Schlussabschnitt
                              									„Metallurgie“, bearbeitet von Dr. F. Kolbeck, Professor an der Bergakademie in Freiberg (Sachsen). Vierte, umgearbeitete Auflage des bisherigen „Lehrbuchs der technischen
                              Chemie“. Mit 239 Abbildungen im Text und 8 Tafeln. Hannover. Verlag von Gebr. Jänecke. 1900.
                           
                           Das in weiten Kreisen bekannte Lehrbuch der technischen Chemie von Ost liegt hier in vierter, dem neuesten Stand der chemischen Technik Rechnung tragender Bearbeitung vor. In dieser Auflage ist
                              dem Apparatenwesen der chemischen Industrie mehr Raum wie seither gewährt, so dass das Werk auch dem Ingenieur, welcher sich
                              über einen bestimmten Zweig der chemischen Fabrikation informieren will, unter Umständen ein recht wertvoller Ratgeber sein
                              kann.
                           Auch der angehende Hüttenmann findet darin reiche Belehrung und kann somit das Werk allen Interessenten rückhaltlos empfohlen
                              werden.
                           
                              C. H.
                              
                           Lehrbuch der technischen Mikroskopie. Bearbeitet von Prof. Dr. T. F. Hanausek in Wien. 1. Lieferung. Stuttgart, Ferdinand Enke, 1900. Preis M.
                              									5.–
                           
                           Im Anschluss an das Wiesner'sche Werk, dessen Erscheinen vorstehend angezeigt worden ist, geben wir im nachstehenden einen Teil des Wortlautes der Ankündigung
                              des Hanausek'schen Lehrbuches der technischen Mikroskopie wieder, durch den am besten die Ziele, welche dieses Lehrbuch verfolgt, angedeutet
                              werden: „Seit dem Erscheinen von J. Wiesner's vortrefflicher, die Grundlage der wissenschaftlichen Warenkunde bildenden „Einführung in die technische Mikroskopie“ (Wien 1867), ist kein Werk veröffentlicht worden, welches das Gesamtgebiet der technischen Mikroskopie in der Form eines
                                 Lehrbuches behandelt. Der Verfasser hat versucht, in seinem Lehrbuche die beiden Hauptzwecke, denen eine derartige Arbeit
                                 dienen soll, zur Darstellung zu bringen. Das Buch soll einerseits dem Studierenden das wichtigste wissenschaftliche Hilfsmittel
                                 sein, das ihn in das Gebiet der technischen Mikroskopie einführt, andererseits aber soll das Buch auch zur Lösung rein praktischer
                                 Aufgaben behilflichsein. . . . Es soll den in der Praxis stehenden Techniker unterweisen, wie er technische Rohstoffe mikroskopisch zu untersuchen
                                 hat, um sich ein Urteil über ihre Beschaffenheit und ihre Eignung bilden zu können. Das Buch soll indessen keine Rohstoff
                                 künde, keine technische Naturgeschichte sein. . . .“
                           Die vorliegende Lieferung enthält: Beschreibung des Mikroskopes und Polarisationsapparates, dann die Mikroskopie folgender
                              Rohstoffe: Stärke, Cellulose, Baumwolle, Flachs, Hanf, Jute, Ramie u.s.w., Papier, Wolle, Seide, Holz. Ausser dieser Lieferung
                              werden noch zwei weitere Teile erscheinen. Der Name Hanausek's bürgt dafür, dass auch die nachfolgenden Teile des Werkes eine gleich vorzügliche Bearbeitung erfahren werden, wie die vorliegende
                              Lieferung. Wir behalten uns vor, auch auf dieses Werk später näher einzugehen und eine schärfere Abgrenzung des Inhaltes der
                              beiden nahe verwandten Lehrbücher von Wiesner und Hanausek zu geben, als es zur Zeit möglich ist. Die Vollendung beider Werke wird für Ende 1900 in Aussicht gestellt.
                           
                              B.
                              
                           Die Flüssigkeitsschraube;
                              									„Winddruck, Luftschiffs- und Schiffsschraube, Kanalschiffsluftschraube, Niederdruck-Windrad, Graf Zeppelin's Luftschiff
                              von Paul Parlier. A. Amonesta. Wien 1900. Preis 1,50 M.
                           
                           Unter allen Lösungen, welche in der Jetztzeit mit „heissem Bemühen“ erstrebt werden, bildet die Lenkbarmachung des Luftschiffes und die Kunst des Fliegens das verbreitetste Lieblingsthema der
                              Forscher und Erfinder. Allüberall werden diesfällig Projekte verlautbart, neue Erfindungen gemacht, Berechnungen angestellt,
                              Patente erworben und Versuche durchgeführt; ebenso reichlich ist natürlich die einschlägige Litteratur, welche sich im allgemeinen
                              freilich mehr durch Quantität als Qualität auszeichnet. Zu den bedeutsamen Erscheinungen dieser Litteratur zählt jedoch die
                              obige Druckschrift, worin der bereits durch seine in der Ostdeutschen Rundschau und in einem vorigen Jahres erschienenen Schriftchen Das Fliegen veröffentlichten Anschauungen bekannte Autor Bestimmungen über die Form und Anordnung der in tropfbaren oder gasförmigen
                              Flüssigkeiten anzuwendende Antriebschraube aufstellt, mit besonderer Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Luftschiffahrt
                              und namentlich auch des Graf
                              										Zeppelin'schen Luftschiffes. Die betreffenden Feststellungen sind auf streng wissenschaftlichem Wege gewonnen und in ihrem Aufbau
                              so klar und logisch entwickelt, dass sich auch der streng prüfende Leser der Zustimmung nicht entschlagen kann. Das Schriftchen
                              enthält also nicht nur viel Interessantes für alle, die sich irgendwie mit dem Gegenstande beschäftigen, sondern auch ausgesprochen
                              wertvolle Winke und Anleitungen für Luftschiffer, Schiffbauingenieure im allgemeinen und Windmühlenbauer.
                           
                        
                           Eingesandt.
                           Normalien zu Rohrleitungen für Dampf von hoher Spannung.
                           Bei den Dampfkraftanlagen ist man in den letzten Jahrzehnten zu immer höheren Dampfspannungen gekommen; die Lokomotiven machten
                              den Anfang, die Schiffsmaschinen und Betriebsmaschinen der Wasserwerke, Spinnereien und Webereien, der Elektrizitätswerke
                              u.s.w. folgten. Anlagen, die mit Dampf von 10, 12 und 15 at arbeiten, sind heute nicht mehr selten. Für solche Spannungen
                              bieten aber die früher allgemein üblichen gusseisernen Rohre und Ventile nicht die genügende Sicherheit, und welche verheerenden
                              Wirkungen der Bruch einer Rohrleitung mit hochgespanntem Dampf auszuüben vermag, hat unter vielen anderen das entsetzliche
                              Ereignis an Bord des Kriegsschiffes „Brandenburg“ vor einigen Jahren gezeigt. Man ist deshalb mehr und mehr dazu übergegangen, widerstandsfähigere Baustoffe für solche Rohrleitungen
                              zu verwenden: Schweisseisen, Flusseisen, Kupfer, Bronze, Stahlguss u.s.w. Von vielen Seiten geäusserten Wünschen entsprechend,
                              hat der Verein deutscher Ingenieure die hierfür in Betracht kommenden Baustoffe und Konstruktionen einer sorgfältigen Prüfung unterworfen und ebenso, wie früher
                              zu gusseisernen Rohrleitungen für geringen Druck, jetzt zu Rohrleitungen für Dampf von hoher Spannung Normalien ausgearbeitet. Auf Grund wissenschaftlicher Berechnungen und umfangreicher, zum Teil sehr kostspieliger Versuche,
                              sind die Masse der Rohrwandungen, Flanschenverbindungen, Ventile, Schrauben, Dichtungen u.s.w. für die verschiedenen Durchmesser
                              bestimmt und in Zeichnungen dargestellt worden. Der Bericht des vom Verein hierfür eingesetzten Ausschusses ist in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1900 Nr. 48 S. 1481 veröffentlicht. Abdrücke der Masstafeln und Zeichnungen sind von der Geschäftsstelle des Vereines deutscher Ingenieure in Berlin, Charlottenstrasse 43, zu beziehen.