| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 17 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Die panamerikanische Ausstellung in Buffalo 1901.
                           Auch in Amerika wollte man den Beginn des neuen Jahrhunderts nicht ohne Heerschau
                              									über die im vergangenen Jahrhundert auf dem Kontinent der westlichen Hemisphäre
                              									erreichten kulturellen Fortschritte vorübergehen lassen, und soll dieses Bestreben
                              									durch eine in diesem Jahre in Buffalo abzuhaltende, allamerikanische Ausstellung
                              									reale Form erhalten. Für die Durchführung der letztgedachten, von einer Gesellschaft
                              									von Industriellen ausgehenden Unternehmens sind 25 Millionen Mark aufgebracht
                              									worden, ungerechnet der von den zur Beschickung eingeladenen unabhängigen
                              									Regierungen und Kolonien zu gewärtigenden beträchtlichen Zuschüsse.
                           Wie wir der Revue universelle, 1900 S. 389, entnehmen,
                              									welcher Zeitschrift wir auch die Verantwortung für die Richtigkeit der nachstehenden
                              
                              									Daten überlassen, wird die in Rede stehende Ausstellung sich auf folgende 15
                              
                              
                              									Hauptgruppen erstrecken: Elektrizität, schöne Künste, darstellende Künste, freie
                              									Künste, Ethnologie, Landwirtschaft, Gartenbau, Viehzucht, Forstwirtschaft,
                              
                              									Fischerei, Bergbau, Maschinenwesen und endlich Erzeugnisse der Sandwichinseln, der
                              									Philippinen und Porto Ricos. Das ein zusammenhängendes Gelände bildende, in
                              									umstehender Abbildung ersichtlich gemachte, im Norden der Stadt Buffalo (Staat New
                              									York) liegende Ausstellungsgebiet besitzt eine Bodenfläche von 142 ha, annähernd in
                              									der Form eines langgestreckten Viereckes von beiläufig 800 m durchschnittlicher
                              									Breite und doppelt so grosser Länge, und lässt sich sowohl mittelbar durch die 36
                              									Eisenbahnlinien, welche in Buffalo einmünden, als unmittelbar durch mehrere
                              									Strassenbahnen von allen Seiten her bequem und leicht erreichen. Der grösste Teil
                              									des Grundstückes ist mit Bäumen und Strauchwerk bepflanzt und von künstlichen
                              									Wasserläufen durchzogen, die miteinem malerisch gelegenen kleinen See in
                              									Verbindung stehen. Sämtliche wichtigen Ausstellungsgebäude werden einheitlich im
                              									Renaissancestil erbaut und erhalten lange Kolonnaden, Kuppeln, Türme, monumentale
                              									Thorbogen, reichverzierte Fenster u.s.w. Zur Eindeckung der betreffenden Dächer,
                              									welche bei allen Hauptgebäuden an den Säumen die gleichmässige Höhe von 15 m
                              									erhalten, will man lediglich rote Falzziegel verwenden. Die bedeutendsten der eben
                              									angeführten Bauwerke werden um einen freien Platz gruppiert, der durch mehrere nach
                              									Art des Wasserschlosses der Pariser Weltausstellung elektrisch beleuchtbaren Becken
                              
                              									mit spielenden Wässern und verschiedenen Blumengärten und Rasenbeeten geschmückt
                              									ist.
                           Besondere Ausdehnung und eine hervorragende architektonische Durchgestaltung werden
                              									die Paläste für Industrie und Gewerbe und für die
                              										„freien Künste“ (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie,
                              									Astronomie und Musik) einerseits, sowie für Maschinen- und
                                 										Verkehrswesen andererseits finden, von denen jedes über 150 m lang und 105
                              									m breit ist, also annähernd 16000 qm Fläche bedeckt. Für die Gruppen Ackerbau und Elektrizität
                              									werden je eine Ausstellungshalle von 150 m Länge und 45 m Breite, für die Gruppe Gartenbau ein quadratisches Glaspalais von 66 m
                              									Seitenlänge und 70 m Höhe erbaut. Das Verwaltungsgebäude misst 180 m in der Front
                              									bei 39 m Tiefe und wird mit einer Kuppel von 75 m Höhe geziert sein. Mit der
                              									künstlerischen Ausgestaltung, d.h. mit den Entwürfen der Fassadenpläne für die
                              									aufgezählten Bauwerke sowie für weitere 20 grössere Ausstellungsgebäude hat man die
                              									bedeutendsten Architekten verschiedener amerikanischer Städte betraut, während die
                              									Konstruktionseinzelheiten und die Ausführung der Bauten Aufgaben der Ingenieure und
                              									Baumeister der Ausstellungsverwaltung sind, welch letzterer ein eigener aus
                              									Bauverständigen und
                              									Künstlern zusammengesetzter Bauausschuss beigegeben ist, dem alle Entwürfe zur
                              									Begutachtung und Genehmigung vorgelegt werden müssen. In den meisten Fällen ist die
                              
                              									Gebäudekonstruktion an sich höchst einfach, da sie im wesentlichen mit Rücksicht auf
                              									den ephemeren Charakter der Baulichkeiten eben nur aus eisernen Fachwerksgerippen
                              									besteht, die durch leichte Holzverschalungen und darüber angebrachten dekorativen
                              									Bewurf oder künstliche Steinverkleidungen ihr äusseres Gewand erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 18
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                                 										Eingangsthore. 2 Rasenplätze. 3 Blumenrabatte. 4
                                 
                                 										Rennbahn (400 m). 5 Turm. 6 Grosses Bassin. 7 Elektrizitätspalais.
                                 											8 Ackerbau. 9
                                 										Springbrunnenhof. 10 Maschinen- und Transportwesen.
                                 											11 Kunst und Gewerbe. 12 Spielplätze. 13 Stallungen und Pferde.
                                 											14 Lilienhain. 15
                                 										Cypressenhain. 16 Gartenbaupalais. 17 Forstwirtschaft und Bergbau. 18 Spiegelweiher. 19
                                 										Ausstellungsbauten der Fremden. 20 Musikkiosk. 21 Kunstpalast. 22
                                 										Kraftstation. 23 Gouvernementspalais. 24 Seebucht. 25
                                 										Restaurant. 26 See.
                              
                           Als bleibender monumentaler Bau ist das Palais des Staates New York geplant, für welches die Herstellungskosten mit 630000 M.
                              									veranschlagt sind; dasselbe wird aus Sandstein und Marmor ausgeführt, eine
                              									Grundfläche von 25 m zu 40 m bedecken und nach der Ausstellung als Museum für die
                              									Sammlungen der historischen Gesellschaft von Buffalo
                              									Verwendung finden. Desgleichen hat das Gebäude für Malerei, Bildhauerei,
                              									Kunstgewerbe und vervielfältigende Künste, für dessen Errichtung 1500000 M.
                              									ausgeworfen sind, als bleibender Monumentalbau ausgeführt zu werden, um späterhin
                              
                              									unter dem Namen „Albright Art Gallery“ als Kunstmuseum zu dienen. Ein
                              									besonders reicher Spielraum ist natürlich der Elektrizität zugedacht, die in allen
                              									ihren industriellen Verwendungen und namentlich für die Erzeugung von Licht und
                              									Kraft in hervorragendster Weise vorgeführt werden wird. Es wurde diesfalls
                              									elektrische Energie von 9000 PS vorgesehen, von denen 4000 PS an Ort und Stelle
                              									erzeugt, die restlichen 5000 PS jedoch mittels 19drähtiger, auf Pfahlböcken
                              									angebrachter Kabel aus Reinkupfer von den Fällen des Niagara bezogen werden.
                              									Hinsichtlich aller Gebäude der Ausstellung beabsichtigt man, dieselben allabendlich
                              									durch elektrische Glühlampen zu beleuchten, welche an den verschiedenen Kuppeln,
                              									Türmen, Pylonen, Thorbögen und allen sonstigen Hauptkonturen der Fassaden
                              									rahmenartige Einfassungen bilden werden; ebenso sollen zahlreiche Springbrunnen,
                              									Spiegelteiche, Wasserfälle u. dgl. m. im reichsten elektrischen Lichtschmuck
                              									erglänzen.
                           Das bemerkenswerteste Objekt zur praktischen Vorführung aussergewöhnlich grossartiger
                              									und brillanter elektrischer Beleuchtungseffekte wird jedoch ein 112,50 m hoher Turm
                              
                              									sein, der sich in der Mitte des Hauptausstellungsplatzes hinter einem mit Kaskaden-
                              									und verschiedenen ähnlichen, spielenden Wassern eingerichteten, 120 m breiten, 180 m
                              									langen Weiher erhebt. An den Turm, der einen quadratischen Grundriss von 21 m
                              									Seitenlänge besitzt, schliessen sich rechts und links 14 m hohe offene Säulengänge
                              									an, die Viertelkreise bilden von 60 m Halbmesser. Die freien Enden dieser beiden
                              									Flügel sind durch 21 m hohe Ecktürme begrenzt, welche reich mit Skulpturen
                              									geschmückt und im Stile des Hauptturmes von durchbrochenen Kuppeln abgekrönt sind.
                              									Während der stufenartig abgesetzte 4 m hohe Sockel des Turmes nebst seinen beiden
                              									Flügeln mit dem vor ihm sich ausbreitenden Wasserbecken zusammengezogen als
                              									Untergrund und Fassung für verschiedene Kaskaden und Springbrunnen dient, wird das
                              									Innere der Kolonnade als Wandelbahn und zur Aufstellung plastischer Kunstwerke
                              									Benutzung finden. Die Aussenseiten des Turmes werden durch einen Anstrich das
                              									Ansehen und die Farbe des weissen Marmors erhalten, zugleich aber auch an
                              									verschiedenem Zierwerk und an den Gesimsen vergoldet und in der Vorderwand durch
                              									eingelassene farbigeGlaslinsen, welche Edelsteine imitieren, geschmückt sein.
                              									Der 60 m über der Sohle des Erdgeschosses beginnende pyramidale Abschluss des Turmes
                              									besteht bis zur Spitze aus drei durchbrochenen Aufbauten, ähnlich wie bei den
                              									altitalienischen Glockentürmen, nur in viel reicherer Ornamentik und mit dem Zweck,
                              									nicht nur glattweg als architektonische Ausstattung zu dienen, sondern auch durch
                              									elektrische Innenbeleuchtung ganz aussergewöhnliche Wirkungen zu ermöglichen. Auch
                              									die ganze Vorderfront des Turmmassives wird in diesem Sinne ausgeschmückt sein, d.h.
                              									sie bleibt ohne Fenster; dafür aber werden in den betreffenden Wandöffnungen
                              									Kunststeinrosetten eingesetzt, die wie Spitzen so reich und zart durchbrochen und
                              									rückwärts mit verschiedenfarbigen Tafeln verglast sind, um nachts transparent
                              									erleuchtet zu werden. Von den drei Stockwerken des oben erwähnten pyramidalen
                              									Turmabschlusses bilden das unterste einen riesigen, von Säulen und Rundbögen
                              									getragenen, quadratischen Saal, der durch vier mit steilen Kuppeln überbauten
                              									Ecktürmchen abgegrenzt ist und nach allen vier Seiten eine offene Aussichtsgalerie
                              									bildet, auf der sich angemessen zurückspringend das nächsthohe Geschoss aufbaut, das
                              
                              									einen kreisrunden Säulengang bildet, um den sich eine Treppe windet. Auf dieser
                              									Rotunde befindet sich endlich das letzte, gleichfalls etwas zurückspringende
                              									Stockwerk, eine schlanke von Säulen getragene Kuppel, auf der als oberster Abschluss
                              
                              									eine allegorische Figur steht. Auch das eigentliche Turmmassiv wird drei Stockwerke
                              									aufweisen, von denen also jedes 20 m hoch ist; davon sollen das unterste, nämlich
                              									das Erdgeschoss und das erste Stockwerk lediglich für Empfangsräume, Bibliotheken,
                              									Lesezimmer und Festsäle, sowie für Bureaux der Ausstellungsverwaltung ausgenutzt
                              									werden, wogegen das dritte Geschoss als Restaurant bestimmt ist, in das man mit
                              
                              
                              									Hilfe zweier elektrischer Aufzüge gelangen kann. Die weiteren drei schon früher
                              									erwähnten Stockwerke, welche die Abkrönung des Turmes bilden, haben keine besondere
                              									Bestimmung, ausser die, für die zur Unterbringung verschiedener elektrischer
                              									Beleuchtungseinrichtungen und namentlich für die Aufstellung von Scheinwerfern zu
                              									dienen, und den Besuchern eine ebenso schöne als interessante Aussicht über das
                              									gesamte Ausstellungsgebiet zu gewähren. Obwohl nun dieser Turm bloss für die Dauer
                              									der Ausstellung errichtet wird und später wieder beseitigt werden soll, so ist das
                              									Gerippe desselben doch sorgsamst auf mächtigen, aus Beton ausgeführten Grundmauern
                              
                              									fundiert und mit besonderer Solidität aus Stahlblechträgern hergestellt, die
                              									untereinander vernietet sind. Die Aussenseiten des Stahlgerippes erhalten
                              									Holzverkleidungen, welche den Bewurf und die Thon-, Gips- und Kunststeinverzierungen
                              									der Fassaden und Innenräume tragen. Auch die sämtlichen Decken bestehen lediglich
                              									aus Stahlblechträgern, die durch Querträger zu einem Roste verbunden sind, dessen
                              									Felder durch Betonguss flach ausgemauert werden. Das gesamte tote Gewicht des
                              									Turmmaterials wird sich auf 1675 t belaufen, während die äusserste lebende Belastung
                              									sich mit 600 t veranschlagen lässt. Die hieraus abzuleitende Maximalbelastung der
                              									Tragpfeiler beträgt 112,50 kg pro Quadratcentimeter.
                           Für jene tragenden Konstruktionsteile, welche Winddruck aufzunehmen haben, hatte man
                              									zur Berechnung der Inanspruchnahme ein für allemal die sich aus dem lebenden und
                              									toten Gewicht
                              									ergebende ziffermässige Totalbelastung uni 25 % erhöht. Von den mehrfach schon
                              									besprochenen drei Geschossen des oberen Turmabschlusses ruht natürlich jedes auf
                              									einer dem Grundriss des daraufstehenden Stockwerkes besonders angepassten
                              									Trägerdecke. So besteht die zwischen dem dritten und vierten Stockwerk eingezogene
                              									Decke aus vier Hauptträgern von 10 m Spannweite und 1,50 m Höhe, auf denen die
                              									Tragsäulen stehen, welche die aus 0,50 m hohen Stahlblechträgern hergestellte Decke
                              
                              									des nächst höheren Geschosses tragen. Auf der letzteren sind wieder schwächere
                              									Stuhlsäulen gestellt, die das vorletzte Geschoss bilden und eine aus nur 0,38 m
                              									hohen Trägern ausgeführte Decke erhalten. Erst diese bildet die Basis für das den
                              									Turmknauf darstellende sechste und letzte Geschoss des Turmes, das nurmehr den
                              									Sockel der abkrönenden Statue trägt. In konstruktiver Beziehung ist dieses Bauwerk
                              									ersichtlichermassen recht interessant; es soll im Verein mit den anschliessenden
                              									Wasserbecken für Buffalo offenbar dieselbe Rolle spielen, wie für Paris die
                              									kunstvolle Giebelfront des Elektrizitätspalais gemeinsam mit dem Wasserschlosse
                              									gespielt hat.
                           
                        
                           Das Etzel-Werk bei Einsiedeln.
                           Im Anschluss an den Uebersichtsbericht über die Turbinen auf der Pariser Ausstellung
                              										1900D. p. J. 1900 315 *
                                    											645 und * 670. sollen, nachdem die Gruppen hydraulischer Motoren
                              									einzelner Aussteller besprochen sind, nachstehend die verschiedenen
                              									Turbinenkonstruktionen und grösseren
                           Zentralanlagen – wozu die einzelnen Objekte bestimmt waren – soweit dies nicht schon
                              									früher geschehen, zur Sprache kommen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 19
                              
                           Bis zu welch kühnen Unternehmungen der menschliche Schaffensgeist vordringt, zeigt
                              									das von der Maschinenfabrik Oerlikon geplante, von L. Kürsteiner, Zivilingenieur in St. Gallen, entworfene
                              									und gegenwärtig in Vorbereitung befindliche „Elektrizitätswerk am Etzel“ bei
                              									Einsiedeln in der Schweiz, welchem Entwurf die goldene Medaille zuerkannt wurde.
                           Das Projekt hat sich die Aufgabe gestellt, 55000 PS am Zürchersee für die Industrie
                              									nutzbar zu machen.
                           Durch Aufstauen der. Sihlwasser, die bei kleinstem Stand zu 0,9 cbm in der Sekunde
                              									angenommen werden, in einem von der Natur geschaffenen Behälter, dessen nutzbarer
                              									Inhalt 85 Millionen cbm beträgt, soll eine konstante Wassermenge von etwa 6 cbm in
                              									der Sekunde verfügbar sein. Das Terrain östlich von Einsiedeln eignet sich für den
                              									beabsichtigten Zweck ganz vorzüglich, wie aus nebenstehender Uebersichtskarte, im
                              
                              									Massstab 1 : 150000, zu ersehen ist.
                           Angaben über den maschinellen Teil müssen einer späteren Veröffentlichung vorbehalten
                              									bleiben; vorläufig mögen nachstehende wichtigere Daten angemerkt werden:
                           
                              
                                 Weiheroberfläche
                                 11
                                 qkm
                                 
                              
                                 Höhe des gefüllten Weihers
                                 891
                                 m
                                 über
                                 Meer
                                 
                              
                                   „      der Turbinen
                                 415
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Bruttogefälle
                                 476
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Nettogefälle
                                 450
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                           Tägliche Leistungsfähigkeit etwa 650000 Pferdestunden. Angenommen ist vorläufig, dass
                              									Einheiten von 3000 PS, nach gänzlichem Ausbau deren 20 Stück, zur Aufstellung
                              									gelangen sollen.
                           Die grosse Wassermenge und die Druckverhältnisse bedingen die Teilung der Rohrleitung
                              									in verschiedene Stränge, deren Kaliber von oben nach unten, um nicht allzugrosse
                              									Wandstärken zu bekommen, abnehmen, deren Zahl infolgedessen aber zunehmen muss. Es
                              									sind vorgesehen, von oben nach unten gerechnet:
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                                 Durchmesser
                                 Länge per Strang
                                 Wandstärke
                                 
                              
                                   2
                                 Rohrstränge
                                 à
                                 1800
                                 mm
                                 1095
                                 m
                                 26
                                 mm
                                 
                              
                                   4
                                 „
                                 „
                                 1250
                                 „
                                   280
                                 „
                                 26
                                 „
                                 
                              
                                   6
                                 „
                                 „
                                 1000
                                 „
                                   130
                                 „
                                 26
                                 „
                                 
                              
                                   8
                                 „
                                 „
                                   850
                                 „
                                   340
                                 „
                                 26,
                                 
                                 
                              
                                 10
                                 „
                                 „
                                   775
                                 „
                                 1120
                                 „
                                 35
                                 „
                                 
                              
                           Jeder der unteren Rohrstränge würde somit je zwei Turbinen zu 3000 PS bedienen. Die
                              									Tourenzahl der letzteren, mit horizontaler Welle direkt mit der Dynamomaschine
                              									gekuppelt, ist zu 300 bis 320 in der Minute angenommen. Als Turbinenräder sind
                              									solche nach System Pelton vorgesehen. Der Ablaufkanal
                              									mündet unmittelbar in den Zürchersee. Nachdem die Konzession für das Werk erteilt
                              									worden, ist Ingenieur Kürsteiner zur Zeit mit den
                              
                              									Detailstudien über den baulichen Teil der Anlage beschäftigt und behalten wir uns
                              									vor, von der weiteren Entwickelung des Werkes seiner Zeit Bericht zu erstatten.
                           Der mit dem Sihlseeprojekt betrauten Oerlikoner
                                 										Maschinenfabrik haben sich noch drei bedeutende Firmen angeschlossen, um
                              
                              									das Riesenwerk fertig zu stellen und die nötigen Kapitalien (nach neuerer Berechnung
                              									34 Millionen Franks) aufzubringen. Es sind dies die Firmen Sulzer und Cie. und Rieter und Cie. in
                              									Winterthur, sowie Escher, Wyss und Cie. in Zürich.
                           Wilh. Müller, Cannstatt.
                           
                        
                           Drahtlose Mehrfachtelegraphie.
                           Es ist bekannt, dass sich Prof. Slaby an der Technischen
                              									Hochschule zu Charlottenburg seit längerer Zeit mit der Ausbildung der drahtlosen
                              									Funkentelegraphie beschäftigt. Neuerdings ist ihm ein wichtiger Fortschritt
                              
                              									gelungen, der für die Anwendung der drahtlosen Telegraphie ganz neue Bahnen
                              									eröffnet.
                           Wir entnehmen das Nachstehende einem von Prof. Slaby
                              
                              									kürzlich im Konferenzsaale der Allgemeinen
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft Berlin gehaltenen Vortrage.
                           Der bisherigen Funkentelegraphie haftet ein empfindlicher Mangel an: es ist nicht
                              									möglich, mehrere korrespondierende Stationen zugleich arbeiten zu lassen, sie
                              									störten sich gegenseitig. Hierdurch wurde die Anwendung der Funkentelegraphie
                              									zunächst auf die Marine beschränkt. Die neue Erfindung beseitigt nun diesen
                              									Uebelstand, sie ermöglicht, dass beliebig viele Stationen gleichzeitig
                              									telegraphieren können, ohne sich gegenseitig zu stören. Das folgende packende
                              									Experiment bewies diese Behauptung. Auf dem Vortragstisch standen zwei
                              									Empfangsapparate, welche beide mit dem Blitzableiter am Schornstein der elektrischen
                              
                              									Zentrale Schiffbauerdamm verbunden waren, ohne dass man dessen Erdverbindung
                              									aufgehoben hatte. Einige Funken, welche der Vortragende dem Induktorium entlockte,
                              									gaben in Morse-Zeichen zwei weit voneinander entfernten Stationen das Signal zum
                              									Beginn der Korrespondenz. Die eine dieser Stationen befand sich in Schönweide an der
                              									Oberspree, 14 km entfernt, die andere im Laboratorium des Professors in der
                              									Technischen Hochschule zu Charlottenburg, in der Luftlinie etwa 4 km vom
                              									Vortragssaal. Ein kurzer Augenblick des Harrens unter allgemeiner Spannung – dann
                              									begannen beide Apparate mit geschäftigem Ticktack zu antworten. Ungestört von
                              									einander schrieben sie mit der üblichen schnellen Telegraphiegeschwindigkeit ihre
                              									Stationsnamen auf den Morse-Streifen.
                           In einfacher, leicht verständlicher Darlegung an der Hand analoger mechanischer
                              
                              									Vorstellungen gab Prof. Slaby eine Erklärung der
                              									Erfindung. Sie beruht auf einem eingehenden Studium der elektrischen Wellen, welche
                              									von dem Geberapparat ausgesandt werden. Durch eigentümliche Schaltungen werden
                              									elektrische Wellen von genau bemessener und vereinbarter Länge erzeugt. Ebenso sind
                              									die Empfangsapparate für Wellen vereinbarter Länge abgestimmt. Kommen nun Wellen von
                              									verschiedener Länge an einem und demselben Empfangsdraht an, so findet eine
                              									automatische Sortierung derselben statt, ein Durchsieben oder Durchfiltrieren, wie
                              									es der Vortragende nannte, derart, dass in die verschiedenen angeschlossenen
                              									Empfangsapparate nur solche Wellen Zutritt haben, für welche sie abgestimmt sind.
                              									Für Wellen von nicht passender Länge sind die Empfangsapparate gleichsam immun
                              									gemacht.
                           Der Vortragende schilderte sodann die Einrichtungen an den Sendestationen, die unter
                              									den denkbar ungünstigsten Verhältnissen funktionierten.
                           In Charlottenburg sendet die Wellen ein Draht von 16 m Länge auf dem Dach des
                              									Gebäudes der Hochschule. Die Herunterführung zum Laboratorium an der Westfront des
                              									Hauses ist wirkungslos, da der ganze Gebäudekomplex der Hochschule davorliegt. In
                              									Schönweide ist es ein zwischen zwei Schornsteinen herunterhängender Draht. Die dort
                              									ausgesandten Wellen müssen Berlin in seiner grössten Ausdehnung von Südost nach
                              									Nordwest durchqueren und werden durch zahlreiche dazwischenliegende Schornsteine und
                              									Türme geschwächt. Die Aufgabe war nur zu lösen durch eine zweite Erfindung, welche
                              									die Intensität der geschwächten Wellen wieder verstärkt. Dieser Apparat, vom
                              									Erfinder Multiplikator genannt, erhöht die Spannung der
                              									elektrischen Wellen in selbstthätiger Weise. Die Wirkungsweise erläuterte der Vortragende
                              									durch eine Stimmgabel, welche beim Anschlagen nur einen schwachen, schnell
                              									verklingenden Ton von sich gab. Setzte er sie jedoch auf einen geeigneteren
                              									Resonanzboden, so schwoll der Ton sofort zu bemerkenswerter Stärke und dauerte lange
                              									an. „Was der Resonanzboden für eine echte Stradivari, das leistet der
                                 										Multiplikator für den Empfänger der Funkentelegraphie.“ Durch einige
                              									elektrische Experimente wurde die überraschende Wirkung des Multiplikators weiter
                              									erläutert.
                           Die Erfindung, deren Tragweite sich noch nicht absehen lässt, hat Prof. Slaby im August vorletzten Jahres in ihren Grundzügen
                              									der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft mitgeteilt,
                              									welche sie unter hervorragender Mitwirkung des Grafen v.
                                 										Arco, eines früheren Assistenten des Prof. Slaby, technisch weiter bildete. Sie scheint übrigens in der Luft gelegen
                              									zu haben, denn fast gleichzeitig wird aus London gemeldet, dass auch Marconi eine drahtlose Mehrfachtelegraphie erfunden
                              									habe, die er zur Zeit allerdings noch nicht bekannt geben wolle.
                           
                        
                           Thätigkeit der Eisenhütten Russlands.
                           Ueber die Thätigkeit der Eisenhütten Russlands im Jahre 1899 hat das Blatt für Bergwesen (Gornosawodski Listok) kürzlich
                              									folgende Angaben veröffentlicht.
                           Es wurden erzeugt:
                           
                              
                                 
                                 
                                    Roheisen
                                    
                                 
                                    Schmiedeeisen
                                    
                                 
                                    Stahl
                                    
                                 
                              
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 
                              
                                 Auf 14 Fabriken des Nordens  „ 107      „        im
                                    
                                    
                                    											Ural  „   48      „        Zentralrusslands  „  
                                    											18      „        des Südens  „     5      „        des
                                    											Südwestens  „   40     „         im Königreich Polen
                                     1,958  44,836  14,855  82,491    0,171  18,845
                                     32072  734414  2433251351202      2791  308681
                                   4,53016,617  3,472  5,371  0,109  4,455
                                   74201272186  56871  87977    1785  72973
                                   6,601  9,184  7,93845,027–11,918
                                   108124  150434  130024  737542–  195217
                                 
                              
                                 Zus. auf 232 Fabriken
                                 163,156
                                 2672485
                                 34,554
                                 565993
                                 80,668
                                 1321341
                                 
                              
                           Im Jahre 1898 wurden 134,15 Mill. Pud (2197377 t) Roheisen, 30,457 Mill. Pud (498896
                              									t) Schmiedeeisen und 69,928 Mill. Pud (1145 421 t) Stahl erzeugt. Der Zuwachs
                              									stellte sich demnachfür 1899 auf etwa 29,00 Mill. Pud (475020 t) oder 21,6 %
                              									für Roheisen, 4,097 Mill. Pud (67109 t) oder 13,45 % für Schmiedeeisen und 10,74
                              									Mill. Pud (175921 t) oder 15,4 % für Stahl.
                           Ungeachtet dieses merkbaren Fortschrittes konnten die einheimischen Hütten die
                              									Nachfrage nicht befriedigen, der Bedarf musste durch Einfuhr aus dem Auslande
                              									gedeckt werden.
                           Es wurden 1899 eingeführt:
                           
                              
                                 
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 
                              
                                 Roheisen
                                   8,347
                                 136724
                                 
                              
                                 Unverarbeitetes Eisen und Stahl
                                 19,041
                                 311891
                                 
                              
                                 Erzeugnisse aus Eisen und Stahl, Maschinen    und
                                    											Apparate
                                 16,292
                                 266863
                                 
                              
                                 Zusammen Stahl, Eisen und Erzeugnisse
                                    											aus    denselben
                                 35,333
                                 578754
                                 
                              
                           oder auf Roheisen umgerechnet
                              									(wobei für 1 Pud Eisen = 1½ Pud Roheisen gesetzt wurden), rund 53 Mill. Pud (868140
                              									t). Demnach stellte sich die Einfuhr von Roheisen auf (53 + 8,347) = 61,347 Mill. Pud (1004864
                              									t) und der einheimische Bedarf auf (61,347 + 163,155) =
                              									224,502 Mill. Pud (3677343 t) oder 1,76 Pud (28,83 kg) auf den Kopf der
                              									Bevölkerung.
                           Ueber die Roheisenproduktion, die Roheiseneinfuhr und den Roheisenverbrauch der
                              									letzten Jahre gibt die folgende Tabelle Aufschluss.
                           
                              
                                 
                                 1894
                                 1895
                                 1896
                                 1897
                                 1898
                                 1899
                                 
                              
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 Mill. Pud
                                 t
                                 
                              
                                 Roheisenproduk-  tionRoheiseneinfuhr
                                   80,144    9,441
                                 1312759  154644
                                   88,785    8,106
                                 1454298  132776
                                   98414    4,592
                                 1612021    75217
                                 113,982    6,238
                                 1867025  102178
                                 135,635    6,094
                                 2221701    99820
                                 163,155    8,347
                                 2662479  136724
                                 
                              
                                 Zusammen
                                   89,585
                                 1467403
                                   96,891
                                 1587074
                                 103,006
                                 1687238
                                 120,220
                                 1969203
                                 141,729
                                 2321521
                                 171,502
                                 2799203
                                 
                              
                                 Gesamt-  verbrauch zusam-  men mit
                                    											dem  eingeführten  Eisen, Stahl  und mit
                                    											den  Erzeugnissen
                                 127,655
                                 2090989
                                 136,281
                                 2232283
                                 149,540
                                 2449465
                                 166,229
                                 2722731
                                 139,021
                                 2277164
                                 224,502
                                 3677343
                                 
                              
                                 
                                 Pud
                                 kg
                                 Pud
                                 kg
                                 Pud
                                 kg
                                 Pud
                                 kg
                                 Pud
                                 kg
                                 Pud
                                 kg
                                 
                              
                                 Auf den Kopf der  Bevölkerung
                                 1,06
                                 17,36
                                 1,13
                                 18,51
                                 1,15
                                 18,84
                                 1,31
                                 21,46
                                 1,53
                                 25,06
                                 1,76
                                 28,83
                                 
                              
                           
                        
                           Bücherschau
                           Erdmann-König,Grundriss der allgemeinen Warenkunde. Dreizehnte
                              									vollkommen umgearbeitete Auflage von Prof. Eduard
                                 										Hanausek. Leipzig 1901. Verlag von Ambrosius Barth.
                           Seit dem Erscheinen der zwölften umgearbeiteten Auflage dieses Werkes sind 5 Jahre
                              									verflossen. Die eben erschienene Neuauflage ist wohl ein guter Beweis dafür, dass
                              									die damalige Neubearbeitung des Erdmann-König'schen
                              									Buches durch Professor Hanausek Anklang gefunden
                              									hat.
                           Auch bei dieser 13. Auflage hat Prof. Hanausek in
                              									Berücksichtigung der neuen Forschungen manchem Kapitel eine gründliche Umarbeitung
                              
                              									angedeihen lassen und dabei, ohne den Rahmen des Buches zu überschreiten, das Neue
                              									in kurzer und bündiger Form eingefügt. So haben bei folgenden Kapiteln Ergänzungen
                              									stattgefunden: Metalle – Beschreibung und Prüfung der Baumaterialien–
                              									Mikroskopische Prüfung der Nahrungs- und Genussmittel – Aetherische Oele – Kautschuk
                              									– Holz. Die Kapitel: Fasern – Die textilen Produkte – Papier (Papierprüfung) haben
                              									wesentliche Bereicherungen erfahren.
                           Als sehr dankenswert muss die Vermehrung der Illustrationen bezeichnet werden.
                           Das Buch hat durch all diese Bereicherungen, trotz mehrfacher Streichungen im alten
                              									Texte an Umfang (der zwölften Auflage gegenüber) zugenommen; wir begrüssen aber
                              									trotzdem diese Vergrösserung freudig, weil dieselbe den Wert des Buches als Lehrbuch
                              
                              									nur zu erhöhen geeignet erscheint und empfehlen daher das Werk allen jenen, welche
                              									sich mit dem Studium der Warenkunde befassen wollen, auf das Beste.
                           
                              V.
                              
                           Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner)
                              									Stuttgart.
                           Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.