| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 52 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Englische Flusskanonenboote mit geringer Tauchung.
                           Bei Yarrow und Co., Poplar, liegen zwei von der
                              									englischen Regierung kürzlich bestellte Flusskanonenboote Moorhen und Teal im Bau, welche für die
                              									Flussläufe Chinas bestimmt sind. Wohl denkt man in erster Linie an den Perlfluss von
                              									Wusong bis Canton, aber der sehr geringe Tiefgang von nur 0,45 m deutet darauf hin,
                              									dass man sie auf Wasserläufe setzen will, auf denen bisher Kriegsfahrzeuge
                              									europäischer Bauart, ihres zu grossen Tiefgangs wegen, nicht haben in Thätigkeit
                              									gehalten werden können. Die neuen Kanonenboote sind Heckraddampfer von 48,7 m Länge,
                              									7,46 m Breite und der erwähnten geringen Tauchung. Die Wasserverdrängung beträgt bei
                              									normaler Ladungslinie 85 t. Die Bestückung soll verhältnismässig stark sein, steht
                              									in den Einzelheiten aber noch nicht fest. Sie dürfte jedoch mit ziemlicher
                              									Bestimmtheit aus vier bis sechs 5,7-cm oder 4,7-cm nebst einer gleichen Anzahl
                              									3,7-cm-Schnellladern und etwa vier 8-mm-Maschinengewehren bestehen. Die Fahrzeuge
                              									sind in Sektionen zerlegbar und werden zerlegt nach China verladen, um dort
                              									zusammengesetzt zu werden. England hat bereits vor einem Jahrzehnt solche
                              									bewaffneten Fahrzeuge auf die Ströme und Seen der Ländergebiete gesetzt, die seiner
                              									Macht unterstanden. Die ersten derartigen Fahrzeuge waren Herald und Musquito, bestimmt für den Zambesi
                              									und Schire, die 1890 geliefert wurden und die man an der Mündung des Zambesi
                              									zusammensetzte. Der Kreuzer Redbreast der indischen
                              									Flotte Grossbritanniensbegleitete dann diese Kanonenboote den Fluss hinauf
                              									durch das portugiesische Gebiet, und es soll das Erscheinen der brittischen
                              									Kriegsflagge auf bewaffneten Fahrzeugen innerhalb des portugiesischen Gebiets grosse
                              									Aufregung hervorgerufen haben – deutschen Blättern zufolge. Herald und Musquito verdrängen 82 t Wasser
                              									und tauchten 0,5 m. Doch baute man 1892 für den Schire den noch flacher gehenden
                              									Raddampfer Dove von 20 t, der nur 0,4 m Wassertiefe
                              									gebraucht. Herald und Musquito, die sich sehr bewährt haben, und ohne welche die deutsche
                              
                              									Dampferexpedition, die den Wissmann unter Kapitän Prager glücklich auf den Nyassa-See brachte, unmöglich
                              									durchführbar gewesen wäre, tragen an Artillerie vier 4,7-cm-Schnelllader, acht
                              									Nordenfelt-Mitrailleusen. Dann kam man von der Beschaffung von Heckradkanonenbooten
                              									in England anscheinend ab. Die bewaffneten Fahrzeuge für den Nyassa-See, die 1892
                              									abgelaufenen Aventure und Pioneer, 35 t gross, sind Einschraubenschiffe, und die Fahrzeuge für den
                              									Niger, Heron und Jackdaw,
                              									1897, erhielten zwei Propeller bei 85 t Deplacement. In den beiden verflossenen
                              									Jahren sind weitere sechs Schraubenkanonenboote für Flussdienst gebaut, von denen
                              										Woodlack, Woodcock, Snipe und Sandpiper in China bereits stationiert sind, während
                              
                              
                              										Nightingate und Robin
                              									noch nicht placiert zu sein scheinen; in den Listen stehen sie nicht. Alle diese
                              									Fahrzeuge hat die „Regierung“ gestellt, so dass es müssig ist, daran zu
                              									kritteln, wenn auch die deutsche Regierung aufgefordert wird, Flusskanonenboote für
                              									die Gewässer ihrer Kolonien zu beschaffen.
                           
                        
                           
                           Die Nernst-Lampe.
                           Eine der beachtenswertesten und auch meist beachteten Neuerungen auf der ganzen
                              									Weltaustellung zu Paris bildete, wie die Zeitschrift für
                                 										Elektrochemie berichtet, die Nernst-Lampe, eine Errungenschaft für die
                              									elektrische Erhitzungstechnik, deren Tragweite noch gar nicht abzusehen ist. Prof.
                              										Nernst selbst hat vor der deutschen
                              									elektrochemischen Gesellschaft im Jahre 1899 und vor einigen anderen Kreisen schon
                              									mehrfach das Wesen seiner Erfindung besprochen, welche in der Erkenntnis gipfelt,
                              									dass eine Reihe von Oxyden und anderen bei gewöhnlicher Temperatur festen, nicht
                              									leitfähigen Verbindungen bei höherer Temperatur elektrolytisch leitet und so zur
                              									Wärme- und Lichterzeugung benutzt werden kann. Aus genannten Stoffen werden Stäbchen
                              									oder Röhrchen geformt, welche nun als Glühkörper dienen. Sie haben vor den
                              									Kohlenfäden den Vorzug der Unverbrennlichkeit, bedürfen also keiner luftabhaltenden
                              
                              									Schutzhülle. Ihr Energieverbrauch ist bei gleicher Helligkeit 50 % desjenigen der
                              
                              									besten bisherigen Glühlampen. Ueber die Schwierigkeiten der Vorwärmung der
                              
                              									eigentlichen Glühkörper auf ihre Leittemperatur ist man durch mehrere einfache und
                              									zuverlässig arbeitende Vorrichtungen hinweggekommen, welche allen billigen
                              									Ansprüchen vollständig genügen. Die Gelegenheit der Erwähnung der elektrolytischen
                              									Glühlampe gibt Veranlassung, auf den Anteil, den die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft zu Berlin an dem Erfolge dieser Lampe
                              									hat, besonders hinzuweisen; sie hat das Problem der Uebertragung des Nernst'schen Gedankens in die Praxis mit einem Geschick
                              									und einer Energie durchgeführt, welche ungeteilte Bewunderung verdient. Die Ungeduld
                              									derer, welche seit dem Auftauchen der ersten Nachrichten über Nernst's Entdeckung nicht oft genug ihrer Verwunderung
                              									Ausdruck verleihen konnten, dass man noch immer keine Installation mit Nernst-Lampen
                              									sehe, wird nun wohl bald befriedigt werden, und schnell genug fürwahr, wenn man
                              									Verständnis für die technischen Schwierigkeiten hat, welche dem Erfolge dieser
                              									epochemachenden Erfindung im Wege standen.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Städtereinigung (Der städtische Tiefbau Bd. III). Von F. W. Büsing, Professor in Berlin-Friedenau. 2 Hefte.
                              									Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner) Stuttgart. Gesamtpreis 40 M., in
                              									Halbfranz gebunden 44 M.
                           Der als Band III des „Städtischen Tiefbaues“
                              									erscheinende Teil „Die Städtereinigung“, von
                              									welchem Heft 1 im Jahre 1897 ausgegeben wurde, liegt nunmehr vollendet vor. Das zweite (Schluss-)Heft umfasst 38 Druckbogen mit 563
                              									Abbildungen im Text und gliedert sich in 27 Abschnitte. Davon behandeln 25 die
                              									Vorerhebungen, die Planverfassung, die baulichen Herstellungen einschliesslich der
                              									Hausentwässerungen und der Kosten, und die beiden letzten Abschnitte die Abwasserreinigung bezw. einige besondere Verfahren zur
                              									Beseitigung der trockenen Abfallstoffe.
                           Die deutsche Litteratur besitzt trotz des grossen Reichtums an Veröffentlichungen auf
                              									diesem Gebiet bisher kein Werk, in welchem alle Teile
                              
                              									der Städtereinigung mit gleicher Gründlichkeit wie in dem vorliegenden bearbeitet
                              									sind. Insbesondere gilt dies mit Bezug auf die Abwasserreinigungsverfahren, welche bisher entweder nur ganz summarisch
                              									oder in Beschreibungen einzelner Werke, bezw. neuer Verfahren bearbeitet wurden.
                              									Dies erklärt sich allerdings aus dem unabgeschlossenen Stande in der Lösung der
                              									Abwasserreinigungsaufgabe, der auch heute noch fortbesteht. Immerhin ist die Zahl
                              									der bisher geschaffenen Anlagen bereits so gross, und liegen genügende Erfahrungen
                              									vor, um es als zulässig halten zu können, auch diese Seite des Gegenstandes auf
                              									breiterer als der bisher festgehaltenen Basis in die Bearbeitung einzubeziehen. Der
                              									Verfasser beschränkte sich dabei eben nicht auf heimische Anlagen, sondern zog auch
                              
                              										englische und amerikanische Ausführungen in den Bereich der Darstellung, welche ihm
                              									vielfache Gelegenheit boten, auf Unterschiede in den Auffassungen und Durchführungen
                              									hinzuweisen, welche den verschiedenen Verfahren in Deutschland, England und Amerika
                              									zu teil wird.
                           Mit einer ganz besonderen Gründlichkeit hat Prof. Büsing
                              									die Profilberechnung und Profilformung der Strassenkanäle bearbeitet. Er berechnete eine grosse
                              									Anzahl von Tabellen, die dem Praktiker insofern ein wertvolles Hilfsmittel sein
                              									werden, als sie es ermöglichen, in direkter Weise aus
                              									jedem Profilabschnitt, sogar aus jedem Teile des
                              									Umfangs, das Vollprofil, die Wassermengen und Geschwindigkeiten zu bestimmen.
                              									Ausserdem werden durch diese Tabellen manche Profilformen in neue Beleuchtung
                              									gerückt und Vergleiche gewonnen, die für die wirtschaftliche Seite derselben bedeutungsvoll sind. Ein ähnliches
                              									brauchbares Hilfsmittel wie diese, mit einem aussergewöhnlich grossen Arbeitsaufwand
                              									berechneten Tabellen ist in der bisherigen Litteratur nicht vorhanden.
                           Auf den Inhalt der übrigen Abschnitte des Werkes auch nur andeutungsweise
                              
                              									einzugehen, verbietet sich durch den Umfang desselben. Es genüge, nur noch mit ein
                              									paar Worten auf die Besonderheiten hinzuweisen, die in der Gliederung und Anordnung des Stoffes
                              									durchgeführt sind, für welche Durchsichtigkeit und
                              									leichte Auffindbarkeit, neben Folgerichtigkeit bestimmend waren. Auch in dieser Hinsicht dürfte das Werk
                              									den bisherigen Erscheinungen gegenüber einen hervorragenden Platz einnehmen, und
                              
                              									vorbildlich für spätere Bearbeitungen werden.
                           Jahrbuch für Photographie und
                                 										Reproduktionstechnik für das Jahr 1900. Unter Mitwirkung hervorragender
                              									Fachmänner herausgegeben von Hofrat Dr. Josef Maria
                                 										Eder, Direktor der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, k.
                              									k. Professor an der k. k. Technischen Hochschule in Wien. Vierzehnter Jahrgang. Mit
                              									260 Abbildungen im Text und 34 Kunstbeilagen. Halle a. S. 1900. Wilhelm
                              									Knapp.
                           Das bekannte Eder'sche Jahrbuch gibt auch diesmal wieder
                              									wie seine Vorgänger ein recht übersichtliches Bild von den Errungenschaften des
                              									verflossenen Jahres auf photographischem Gebiete.
                           Wie immer, so ist dasselbe auch in diesem Jahre durch einen reichen Bilderschmuck
                              									ausgezeichnet. Fast alle modernen Reproduktionsverfahren sind durch ausgezeichnete
                              									Muster vertreten, so dass Eder's Jahrbuch zu den
                              									wertvollsten periodischen Bereicherungen jeder photographischen Bibliothek
                              									gehört.
                           Die Energie oder Arbeit und die
                                 										Anwendungen des elektrischen Stromes, Von Dr. Friedr. Kohlrausch, Präsident der Physikal. Techn. Reichsanstalt, ord.
                              									Honorarprofessor a. d. Universität Berlin. Leipzig 1900. Duncker und Humblot.
                           Durch Einführung des Gesetzes über die Strafbarkeit von Vergehen gegen elektrische
                              									Anlagen ist der Begriff der elektrischen Energie oder Arbeit für die weitesten
                              
                              									Kreise von Wichtigkeit geworden. Der Verfasser hat sich das Ziel gesteckt, diese
                              									Begriffe in gemeinverständlicher Weise zu entwickeln und zu erläutern. Ausgehend von
                              									der mechanischen Energie mit ihren verschiedenen Formen bespricht er im Anschluss
                              									die Wärmeenergie und die chemische Arbeit, um schliesslich mit Hilfe der hieraus
                              									gewonnenen Grundlagen in der zweiten Hälfte des Werkchens die verschiedenen Formen
                              									der elektrischen Arbeit zu erläutern.
                           Auch der mit den Elementen der Mechanik nur wenig vertraute Leser wird die in klarer,
                              
                              									verständlicher Sprache geschriebene Abhandlung mit Befriedigung studieren und ein
                              									Verständnis für die Anschauung des Technikers gewinnen, dass Arbeit thatsächlich ein
                              									Etwas ist, das dem Erwerb, Verlust, Diebstahl u.s.w. unterliegen kann, und das die
                              									Eigenschaften einer Sache im juristischen Sinne dieses Wortes besitzt.
                           
                        
                           Eingesandt.
                           Die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder ladet zu einem
                              									Wettbewerb behufs Erlangung einer für den öffentlichen Vortrag geeigneten Abhandlung
                              									über Volksbäder ein. Der erste Preis beträgt 300, der zweite 200 M. Das Preisgericht
                              									besteht aus den Herren: Prinz von Arenberg, Reichs- und
                              
                              									Landtagsabgeordneter, Landgerichtsrat Dr. Aschrott,
                              									Baurat Herzberg, Oberbaudirektor Hinkeldeyn, Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. R. Koch, Prof. Dr. O.
                                 										Lassar, Geheimer Obermedizinalrat Dr. Pistor,
                              
                              									Geheimer Obermedizinalrat Generalarzt Dr. Schaper.
                              									Programme und nähere Bedingungen sind kostenfrei von der Geschäftsstelle der
                              									Gesellschaft, Berlin NW., Karlstrasse 19, zu beziehen. Die Einsendung muss bis zum
                              									1. März 1901 erfolgen.
                           ––––––––––
                           Der 5000ste Kessel wurde blumenbekränzt in der Sudenburger
                              									Kesselschmiede der bekannten Lokomobilenfabrik Garret Smith
                                 										& Co., Magdeburg, in den letzten Tagen verladen. Die Fabrik ist die
                              									älteste Lokomobilenfabrik Deutschlands, die – im Jahre 1861 gegründet – sich vom
                              									bescheidenen Umfange zu einer der grösten Spezialfabriken entwickelt hat und nahezu
                              									1000 Arbeitern Beschäftigung gibt.
                           
                              
                                 In
                                 den
                                 ersten 25
                                 Jahren
                                 1861 – 1885
                                 wurden
                                 1000
                                 Lokomobilen
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 folgenden 15
                                 „
                                 1885 – 1900
                                 „
                                 4000
                                 „
                                 
                              
                           von ihr fertiggestellt. Gegenwärtig beträgt die
                              									Leistungsfähigkeit der Fabrik täglich 2 Lokomobilen im Werte von 12 – 15000 M.,
                              									entsprechend einem Jahresumsatz von etwa 4 Millionen M., so dass die heutige
                              
                              									Leistung gegen den Durchschnitt der ersten 25 Jahre 15fach gesteigert ist. Für die
                              									Vorzüglichkeit ihrer Fabrikate spricht der Umstand, dass die Firma in der Zeit ihres
                              									Bestehens über 150 goldene und silberne Medaillen, erste Preise u.s.w. erhalten hat
                              									und zuletzt auf der Weltausstellung in Paris durch Verleihung von 2 goldenen
                              									Medaillen ausgezeichnet wurde.
                           Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner)
                              									Stuttgart.
                           Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.