| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 113 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber saure Grubenwässer und deren Verwendung zur
                              									Kesselspeisung.
                           Mit der Untersuchung von Kesselspeisewässern, welche Braunkohlengruben der
                              									preussischen Oberlausitz entstammten, betraut, beobachtete Dr. A. Katz, wie uns vom Patentbureau Richard Lüders in Görlitz mitgeteilt wird, dass die
                              									Wässer zum Teil bereits verdünnt, zum Teil nach mehr oder weniger starkem Eindampfen
                              									saure Reaktion zeigten. Die Analyse ergab pro Liter
                           einen Gehalt von 7 bis 27 mg Schwefelsäure (SO3)
                                                  und bis 48 mg Eisenoxyd (Fe2O3).
                           Eine eigenartige Erscheinung zeigte sich an den inneren Kesselwandungen der Betriebe,
                              									in denen jene Wässer zur Speisung benutzt wurden. Besonders um die Nietstellen der
                              									Kesselbleche herum war eine Menge von kleinen, runden pockenartigen Vertiefungen
                              									vorhanden. Die Vermutung über diese Zerstörung des Kesselbleches ging dahin, dass
                              									die Speisewässer Bestandteile enthielten, welche auf das Kesselblech korrodierend
                              									einwirkten. Die Untersuchung der Wässer zeigte thatsächlich das Vorhandensein freier
                              									Säure. Es fragte sich nun, woher die freie Säure stammt und wodurch nur an
                              									bestimmten Stellen des Kessels durch Verwendung des Wassers eine Korrosion
                              									entstand.
                           Auf den Braunkohlen, deren Lager jene Wässer entstammten, war Tyrit in feinsten
                              									Kryställchen aufgelagert und eingesprengt. Die Schwefeleisenverbindung oxydiert sich
                              									allmählich unter dem Einfluss von Luft, Feuchtigkeit und organischen Stoffen in der
                              									Grube selbst, besonders aber, wenn es vom Grubenwasser fortgeschwemmt, sich in
                              									dessen Bett ablagert, zu schwefelsaurem Eisenoxydul, welches vom Wasser gelöst, mit
                              									diesem zur Entnahmestelle des Speisewassers fortgeführt wird. Die Sammelbrunnen, in
                              									welche die Grubenwässer einmünden, zeigen an den Wandungen und auf dem Boden Schlamm
                              									von Eisenoxyd. Es geht daraus hervor, dass sich das Sulfat unter Abscheidung von
                              									Eisenoxyd und freier Säure zersetzt, ähnlich wie man dies bei dem photographischen
                              
                              									Eisenentwickler beobachten kann. Ein Teil des Sulfats geht noch unzersetzt mit dem
                              									Wasser in den Kessel, wo es sich unter dem Einfluss des bis zu 10 at gesteigerten
                              									Drucke zersetzt und die Säure frei macht. Thatsächlich zeigt auch der Kesselstein,
                              									den jene Wässer ablagern, stets starke schichtige Ablagerungen von Eisenoxyd.
                           Wenn Säure in den Kessel eintritt, so wird diese sich allmählich mehr und mehr
                              									konzentrieren, die Kesselbleche angreifen und schwächen. Aus dem Umstände, dass
                              									besonders in der Nähe der Nietstellen der Kesselbleche eine Menge von kleinen,
                              									runden Vertiefungen und Löchern vorhanden ist, scheint hervorzugehen, dass neben der
                              									direkten rein chemischen Wirkung der Säure auf das Kesselblech auch galvanische
                              
                              									Vorgänge vorhanden sind, welche zersetzend auf das Blech einwirken. Diese
                              
                              									galvanischen Vorgänge treten in Gegenwart von verdünnter Säure nicht nur zwischen
                              									verschiedenen Metallen, sondern auch zwischen den gleichen Metallen auf, wenn
                              									dieselben mechanisch verschieden bearbeitet sind. Eine solche Bearbeitung desselben
                              									Metalls und eine damit zusammenhängende Verschiedenheit in der molekularen
                              									Gestaltung liegt bei Nieten und gewalzten Blechen vor. In der Regel wird zur
                              									Beseitigung des Uebelstandes verordnet, dass man der Menge der Eisensulfate im
                              									Speisewasser entsprechende Mengen von Soda zusetzt und das Wasser, von Eisensalzen
                              									befreit, dem Kessel zuführt. Dabei ist aber zu bedenken, ob nicht etwa das durch
                              									diese Reinigung gebildete, im Wasser gelöste schwefelsaure Natron innerhalb des
                              									Kessels bei dem hohen Druck von 10 bis 12 at zersetzt wird und dadurch freie Säure
                              									entsteht, die wiederum schädlich wirkt.
                           Die Reinigungsfrage von Speisewässern hat in letzter Zeit, abgesehen von einer Reihe
                              									von Geheimmitteln, die immer wieder angeboten und zum Nachteil der Kesselbesitzer
                              
                              									angewendet werden, wenig Fortschritte gemacht. Der Fortschritt oder die Veränderung
                              									der Massnahmen zur Reinigung erstreckte sich nur auf Konstruktionen von
                              									Reinigungsapparaten, die fast alle auf derselben Basis arbeiten. Von Wichtigkeit ist
                              									aber für die Reinigungsfrage der Umstand, dass man nicht wie früher mit 4 bis 6 at
                              
                              									Druck im Kessel arbeitet, sondern mit dem doppelten Druck, dessen Einfluss auf die
                              									Zersetzung von im Speisewasser gelösten Salzen im Kessel nicht genügend studiert
                              
                              									ist. Es müssen Versuche darüber angestellt werden, wie sich Salze der organischen
                              									wie anorganischen Säuren mit Alkalien, Erden und Metallen unter dem Druck von 10 bis
                              									12 at verhalten. Die Ergebnisse dieser Versuche sind für die Industrie im
                              									allgemeinen von grösster Bedeutung und werden erfolgreich zur Lösung dieser offenen
                              									wichtigen Frage beitragen.
                           
                        
                           Verluste von Schiffen und Menschenleben der Kriegsflotten
                              									im Jahre 1900.
                           Das verflossene Jahr hat eine grosse Schiffskatastrophe glücklicherweise nicht
                              									gebracht. Deutschland wird hart berührt durch den
                              									Verlust der „Gneisenau“, aber mit geringen Ausnahmen gelang es, wenigstens
                              									die Besatzung zu retten, und der Verlust des 21 Jahre alten, eisernen Schulschiffes,
                              									ohne Gefechtswert, lässt sich schon noch ertragen, so bedauernswert er an sich ist.
                              										„Gneisenau“ wurde am 16. Dezember bei plötzlich einsetzendem Südweststurm
                              									und nach Versagen der Maschine gegen die Mole des Hafens von Malaga geworfen. Der
                              									Kommandant, Kapitän zur See Kretschmann, der erste
                              									Offizier und der erste Ingenieur nebst einem Seekadetten und 36 Mann ertranken, die
                              									übrigen der im ganzen 452 Mann starken Besatzung konnte sich unter Mithilfe der
                              									Spanier retten. „Gneisenau“ lief am 4. September 1879 auf der Kaiserlichen
                              									Werft Danzig vom Stapel und deplacierte 2856 t. Die Vollschifftakelage war seit 1900
                              
                              									gekürzt, aber trotzdem war das Schiff noch gut unter Segel zu manöverieren. In der
                              									deutschen Marine ist noch ein Unfall zu erwähnen. Auf dem kleinen Kreuzer
                              										„Bussard“ erfolgte zu Aden im August eine Explosion im Maschinenraum,
                              									wodurch zwei Mann getötet, fünf verwundet wurden. Englands Flotte verlor im Laufe des Jahres das ganz neue Flusskanonenboot
                              										„Sandpiper“ durch einen Taifun im Hafen von Hongkong am 10. November.
                              									Auch die britischen Kanonenboote „Tweed“ und „Fierebrand“ gerieten ins
                              									Treiben und bekamen Wasser über. Der Torpedobootzerstörer „Otter“, Tender zu
                              									Schlachtschiff „Goliath“, von der Naval Construction
                                 										Comp. Barrow 1896/97 erbaut, unternahm auslaufend das Rettungswerk, das
                              									insoweit gelang, als die gesamte aus 16 Köpfen bestehende Besatzung des
                              										„Sandpiper“ bis auf einen Mann, der ertrank, gerettet wurde.
                              										„Sandpiper“ ist für die See überhaupt nicht gebaut. Die Fahrzeuge – es
                              									sind noch drei Schwestern fertig und zwei im Bau – sind zusammensetzbar, 30,5 m
                              									lang, 6,1 m breit, verdrängen 85 t Wasser und tauchen nur 0,5 m. Ihre Maschinen
                              									können 240 PS entwickeln und treiben zwei Schrauben, die eine Fahrt von stündlich 9
                              									Meilen über Grund ermöglichen. Die Armierung besteht aus zwei 5,7 Schnellladern, 4
                              									Maschinengewehren. Die Boote sind namentlich für den Yan-tse oberhalb Itschang und
                              									den Pralfluss durch Canton bestimmt. In der Marine Frankreichs explodierte im Februar auf dem Panzerkreuzer „Chancy“,
                              									im Geschwader vor Toulon liegend, der Dampfsammler im Heizraum Nr. 3. Zwei Heizer
                              									wurden schwer, einer leicht verbrüht, von den Schwerverwundeten starb einer. Am 11.
                              
                              									August wurde der ganz neue Torpedobootzerstörer „Framee“ auf der Höhe von St.
                              									Vincent vom Schlachtschiff „Brennus“, Flaggschiff des Admiral Fournier, gerammt und sank; die Besatzung wurde
                              									gerettet, das Fahrzeug ging verloren. „Framee“ deplacierte 314 t, war 56 m
                              									lang, 5,9 m breit und konnte mit 5700 PS, zwei Maschinen 26 Meilen Fahrt in der
                              									Stunde laufen. Er hatte 62 Mann Besatzung, eine Artillerie von einem 6,5 cm, sechs
                              									4,7 cm Schnellladern nebst zwei Torpedolancierrohren und war 1900 zu St. Nazaire vom
                              									Stapel gelaufen. Das einzige Schwesterschiff in der Flotte Frankreichs ist
                              										„Yatagan“. Ursache der Katastrophe war Versetzen des Ruderapparates. – Am
                              									23. Oktober kollidierte der Transportdampfer „Caravane“ in der japanischen
                              									Inlandsee mit dem Dampfer „Yamaguchi-Maru“, der Mitsu
                                 										Bishi-Gesellschaft, bei nebeligem Wetter. „Caravane“, in zwei Teile
                              									zerschnitten, sank nach einer halben Stunde, „Yamaguchi-Maru“ erlitt schwere
                              									Havarien. Die Besatzung des französischen Schiffes wurde von dem Japaner an Bord
                              									genommen, drei Mann ertranken. „Caravane“ war ein eiserner Dampfer vom Jahre
                              									1876 von 2065 t Deplacement, mit 645 PS, lief etwa neun Meilen und hatte 67 Köpfe
                              									Besatzung. Als Armierung führte er zwei 4 cm-Hinterlader. – Nach den Mitteilungen aus dem Gebiet des Seewesens, Augustheft
                              									1900, sollen auf dem Torpedoboot „Nr. 213“ bei Cherbourg Rohrrisse entstanden
                              									sein, durch welche zwei Heizer schwer verbrüht wurden. – Das Torpedoboot „Boët
                                 										Willaumez“ lief bei Nebel auf den Fels Gauthier, bei Cherbourg, am 31.
                              
                              									August auf, wurde leck, hielt sich durch die Schotten sieben Stunden lang über
                              									Wasser und sank dann. Die Mannschaft ging auf das Torpedoboot „Nr. 108“, das
                              
                              									zur Stelle war, über. – „Boët Willaumez“ deplacierte 66 t, stammte vom Jahre
                              									1886, war in Havre gebaut, konnte nur 18 Meilen laufen und hatte 22 Mann Besatzung.
                              									In einem Typhon ging am 13. November bei Guam der Hilfskreuzer „Josemite“ der
                              										Vereinigten Staaten verloren. Er war zu Newport
                              									News von der Shipbuilding and Dry-Dock Comp. Virginia
                              									gebaut und lief 1892 unter dem Namen „El Sud“ für die Morgan Line vom Stapel. Das Schiff wurde 1898 während des Krieges mit
                              									Spanien angekauft, hatte 4659 Bruttoregistertonnen, eine Schraube und konnte mit
                              									rund 3000 PS 16 Meilen laufen. Man armierte „Yosemite“ mit zehn 12,7 cm
                              									Hinterladern, sechs 5,7 cm Schnellladern, zwei Mitrailleusen. – Die Marine Japans verlor den Torpedobootzerstörer „Niji“,
                              									den letzten von sechs, die Yarrow (Poplar, England)
                              									geliefert hatte und der erst 1900 ablief. Das 306 t grosse Fahrzeug, das 31 Meilen
                              									Fahrt machen konnte und 78 Mann Besatzung trug, ist auf der Heimfahrt an der
                              									chinesischen Küste Ende des Vorjahres gescheitert. Der grösste Teil der Bemannung
                              									konnte sich retten. In Spaniens noch immer nicht
                              									unbeträchtlicher Flotte, die sich im grossen und ganzen heute noch in den
                              									eigenartigen, anderen Nationen unverständlichen Verhältnissen befindet, wie seit der
                              									Zeit Philipp II. – viel Schiffe, viel Admirale, viel
                              									Ausgaben, geringe Leistung, aber immer vorhanden, und als starker Faktor in allen
                              									maritimen Unternehmungen anzusehen – hat im August auf dem Kreuzer „Infanta
                                 										Isabel“ eine Kesselexplosion stattgefunden. Der Kreuzer lief von San
                              									Sebastian nach Arrachon aus; die königliche Familie befand sich im Schloss Miramare.
                              									Ein Mann war tot, 22 verbrühten, davon vier schwer. – Die Flotte der Türkei hat nur wenige Schiffe und Fahrzeuge
                              									thatsächlich kriegsbereit schwimmen; ein erstklassiges Schlachtschiff, einen
                              									Panzerkreuzer oder Kreuzer überhaupt nicht. Die Flotte ist in ihrem Gros
                              									bewegungsunfähig! Der Verlust des Torpedobootes „Berk ef Schan“ – Berliner
                              									Blätter machten daraus „Scham“ –, ein auf der Germaniawerft (Krupp) zu Gaarden bei Kiel 1894 abgelaufenes, 270 t
                              									deplacirendes Fahrzeug, das in „Tajjar“ noch eine Schwester in der Flotte der
                              									Hohen Pforte besitzt, armiert mit sechs 3,7 cm Schnellladern, zwei
                              									Torpedolancierrohren, war in Bajrut stationiert und machte Probefahrten, um einen
                              									neuen Projektor (?) zu prüfen. Das Boot sank infolge Kesselexplosion. Fünf
                              									Offiziere, 25 Mann der Besatzung ertranken, dazu – der Kommandant des türkischen
                              									Stationsflaggschiffes „Ismael“, der Kommandant der in Bajrut stationierten
                              									Eskadrille, der Kommandant der Gensdarmerie zu Bajrut und der Buchhalter und
                              									Inspektor der Tabaksregie dort. Es gibt etwa 4000 Kriegsschiffe und Fahrzeuge,
                              
                              
                              									welche Namen tragen, in den verschiedenen Marinen der Erde. Dazu kommen noch über
                              									1000 Torpedoboote, Minenfahrzeuge, Hafenfahrzeuge, Präme etc., die man mit Nummern
                              
                              									bezeichnet hat. Etwa die Hälfte der Kriegswasserfahrzeuge ist in Bewegung und im
                              									Dienst, so dass sich die Verluste des verflossenen Jahres im allgemeinen als winzige
                              									herausstellen.
                           
                        
                           Bohrungen von Panzerplatten grosser Stärke mittels
                              
                              									Elektrizität.
                           Bei dem Anschiessen der 30,5-cm-Turmgeschütze der Panzer „Sebastopol“ und „Poltawa“
                              
                              									der russischen Ostseeflotte zu St. Petersburg hatten die Geschütztürme Havarien, die
                              
                              									es wünschenswert erscheinen liessen, einen Teil des bis 30 cm starken Turmpanzers
                              									abzuschneiden. Der Panzer bestand aus Stahlplatten, nach dem System des
                              									amerikanischen Prof. Harvey an der Oberfläche gehärtet,
                              
                              									und in Anbetracht der grossen Widerstandsfähigkeit dieser Metallkonstruktion
                              									entschloss man sich, die Beseitigung der gewünschten Teile mittels elektrischer
                              									Lochbohrung vorzunehmen. Diese Bohrungen gelangen nur teilweise, und ausserdem
                              									stellte sich heraus, dass um die gebohrten Löcher das Panzermaterial erweicht wurde.
                              									Man blieb schliesslich doch bei dem Verfahren, obwohl durch dasselbe die
                              
                              									Widerstandsfähigkeit der Geschütztürme genannter Schiffe vermindert wurde.
                           
                              F. E.
                              
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Lehrbuch der Elektrochemie. Von
                              									Prof. Dr. Max Leblanc. Zweite vermehrte Auflage. Mit 33
                              									Figuren. Leipzig 1900. Oskar Leiner.
                           In vorliegendem haben wir es mit einem jener seltenen vorzüglichen Werke zu, thun,
                              									welche bestrebt sind, in ein streng abgeschiedenes an und für sich schwer
                              									verständliches Gebiet einzuführen und ein gründliches Verständnis desselben zu
                              									ermöglichen, und dieser Aufgabe auch in vollstem Masse Rechnung tragen. Durch
                              									gründliches Eingehen auf alle in Betracht kommenden Erscheinungen, Erklärung der
                              									Ursachen und Wirkungen, nichts voraussetzend, sondern alles logisch begründend, wird
                              									der Leser mit allen den hieraus abgeleiteten Gesetzen in harmonischer Reihenfolge
                              									vertraut gemacht, und vermag nach gewissenhaftem Durcharbeiten des gegebenen Stoffes
                              									sich nicht nur die erwarteten Kenntnisse zu erwerben, sondern wird auch in die Lage
                              									versetzt, sich über das Gebotene ein selbständiges Urteil zu bilden und auf dem
                              									Gebiete selbstthätig weiter zu schaffen. Dieses Ziel, welches allerdings auch ein
                              
                              									eifriges und ernstes Eingehen des Lesenden bedingt, wird insbesondere dadurch
                              									erreicht, dass nicht das Bestreben vorherrscht, in bloss populärer oder eigentlich
                              									fälschlich sogen, populärer Weise vorzugehen,um den Leser über die
                              
                              									Schwierigkeit des Verständnisses hinweg zu täuschen, sondern vom Anbeginne an alles,
                              									was dem leichten Erfassen Schwierigkeiten bereitet, so gründlich durchgearbeitet
                              									wird, dass bei einigem ernsten Willen ein gründliches Verständnis unbedingt erreicht
                              
                              									werden muss. Dabei bemüht sich der Verfasser, nach Möglichkeit allgemein
                              									verständlich zu schreiben, und ist ihm dies dadurch, dass er sich dort, wo sich dem
                              									Verständnisse im allgemeinen Schwierigkeiten entgegenstellen, breitere Darstellung
                              									und Vorführung von Analogien aus anderen technischen Gebieten in ausgiebigem Masse
                              									verwertet, vollständig gelungen. Es vermag sohin dieses Werk, welches einen
                              									vollständigen Ueberblick über den gegenwärtigen Standpunkt der Elektrochemie
                              									gewährt, allen Interessenten nur bestens anempfohlen zu werden.
                           
                              A. P.
                              
                           Gemeinfassliche Darstellung des
                                 										Eisenhüttenwesens. Herausgegeben vom Verein
                                 										deutscher Eisenhüttenleute in Düsseldorf. III. Auflage. Düsseldorf 1900.
                              									Verlag von August Bagel.
                           Das 16 Bogen starke Werkchen zerfällt in zwei Teile, von welchen der erste, von
                              									Hüttenschuldirektor Beckert-Duisburg verfasste Teil
                              									sich mit der Darstellung des Eisens beschäftigt. Es wird zuerst der Begriff
                              										„Eisen“ erklärt, dann folgen die Benennung (Klassifikation) des Eisens,
                              									die nötigen Erläuterungen über die Rohstoffe, der Bau und Betrieb des Hochofens und
                              									seine Erzeugnisse, das Herdfrischen, Puddeln, Konverter- und Martin-Prozesse,
                              									Tempern, Cementieren, Eisengiesserei, Schmieden und Walzen und Probenahmen. Der
                              									Verfasser ist um eine möglichst volkstümliche Behandlung bemüht gewesen; wirksame
                              									Unterstützung hat er hierbei durch die Beigabe zahlreicher Textbilder gefunden. Dass
                              									den neuesten Fortschritten der Eisenhüttentechnik Rechnung getragen ist, dafür bürgt
                              									der Name des Verfassers. In dem zweiten Teil behandelt E.
                                 										Schrödter-Düsseldorf die wirtschaftliche Bedeutung des Eisengewerbes für
                              									unser Vaterland und stellt Vergleiche mit den hauptsächlichen in Betracht kommenden
                              									Ländern der Erde an, auch werden die Arbeiter und Frachtverhältnisse, die
                              									Zollgesetzgebung u.s.w. in den Kreis der Betrachtung gezogen.
                           Bei dem gegenwärtigen Betrieb der Hochöfen erzeugt Deutschland etwa 18 Millionen
                              									Tonnen Roheisen; das Eisengewerbe hat sich zu einem der bedeutendsten
                              									vaterländischen Industriezweige emporgeschwungen, dessen Berufsgenossenschaften die
                              									höchsten Löhne zahlen. Eine gemeinfassliche Darstellung der thatsächlichen
                              									Verhältnisse, unter welchen das deutsche Eisengewerbe arbeitet, und ein Vergleich
                              									mit den in Betracht kommenden anderen Ländern werden daher in weiten Kreisen
                              									willkommen sein. Neu ist bei der diesmaligen Ausgabe die Anfügung einer
                              									vollständigen Liste der deutschen Hochofen–, Fluss- und Schweisseisenwerke.
                           
                        
                           Zuschriften an die Redaktion.
                           (Unter Verantwortlichkeit der Einsender.)
                           Noch einmal: „Die Konstruktion der
                                    
                                    											Schreibmaschine“Polemiken in
                                    											technischen Zeitschriften über rein technische Fragen erscheinen mir im
                                    											allgemeinen wenig nutzbringend, aus diesem Grunde unterliess ich die
                                    											Beantwortung der im März 1900 von Herrn A.
                                       												Beyerlen an dieser Stelle gegen meine früheren Ausführungen
                                    											unternommenen Angriffe. Eine Antwort konnte ich mir damals um so mehr
                                    											ersparen, als Herr Beyerlen Vertreter der
                                    												„Yost“-Maschine ist, Lobpreisungen der „Yost“-Maschine auf
                                    											Kosten anderer Maschinen aus dem Munde von Herrn Beyerlen also kaum sehr tragisch zu nehmen sind. Nachdem ich aber
                                    											durch Freunde darauf aufmerksam gemacht worden bin, dass Herr Beyerlen aus meinem Schweigen Kapital für sich
                                    											schlägt, sehe ich mich doch genötigt, die Ausführungen des Herrn Beyerlen auf ihren wirklichen Wert
                                    											zurückzuführen..
                           Von Dr. H. Lux, Ingenieur.
                           Herr A. Beyerlen, Ingenieur, Vertreter der
                              									„Yost“-Maschine für Deutschland, unterzieht meine Ausführungen über die
                              									Schreibmaschine (D. p. J. 1899 313 * 7 ff.) an gleicher Stelle S. 149 d. Bd. einer eingehenden Kritik und
                              									sucht mir verschiedene Fehler und Ungenauigkeiten nachzuweisen. Seine Ausführungen
                              									laufen aber im wesentlichen auf einen Panegyrikus auf die „Yost“-Maschine
                              									hinaus; nach ihm hat die „Yost“ so viele und so weit überlegene Vorzüge vor
                              									allen übrigen Schreibmaschinen, dass neben ihr eine andere Schreibmaschine kaum noch
                              									in Betracht kommt.
                           Was nun die Ausführungen des Herrn Beyerlen im einzelnen
                              
                              									anbelangt, so möchte ich mich zunächst dagegen verwahren, dass ich meinem ersten
                              									Aufsatze der Typenführung zum Zwecke der Zeilengeradheit keine Erwähnung gethan
                              									hätte. Dieser Vorwurf ist unzutreffend, denn ich habe bei den einzelnen Maschinen,
                              									die irgend eine Art der Führung für die Typenhebel besitzen, dieses
                              									Konstruktionsteiles auch gedacht.
                           Einen besonderen Vorzug in dieser Typenführung aber zu erblicken, ist mir nicht
                              
                              									möglich; im Gegenteil, die Typenführung ist immer nur ein konstruktiver Notbehelf, eine
                              									Gewaltmassregel, um bei Typenhebelmaschinen, deren Hebel immer mehr oder weniger
                              									schlottern, Zeilengeradheit zu erzwingen. Ebenso wie in der Kreuzkopfführung einer
                              									Dampfmaschine Arbeit nutzlos verbraucht wird, ebenso wird bei den Typenführungen der
                              									Hebelmaschinen infolge von Reibung so viel Energie verbraucht, dass bei sämtlichen
                              									Typenhebelmaschinen mit Führung die Durchschlagskraft wesentlich geringer ist als
                              									bei Maschinen mit ungeführten Hebeln. Darunter leidet selbst die „Underwood“,
                              									die noch eine vergleichsweise organische Hebelführung besitzt, gegenüber der
                              										„Remington“ oder gar der „Caligraph“. Geradezu verhängnisvoll aber
                              									wird die Typenführung bei der „Yost“. Herr Beyerlen sucht zwar, indem er aus der Not eine Tugend macht, die Sache so
                              									darzustellen, als ob die leichte Reibung der Typen an der Typenführung ein
                              									besonderer Vorzug sei; thatsächlich aber bewirkt diese Reibung, besonders bei etwas
                              									ausgeschriebenen Maschinen, ein vollständiges Abschleifen der Typenköpfe an
                              									derjenigen Stelle, die der Ruhelage der Typenhebel diametral entgegengesetzt ist.
                              									Ich habe „Yost“-Maschinen gesehen, unter anderen eine solche, die nach der
                              
                              									Angabe ihres Besitzers erst 2 Jahre im Gebrauch gewesen ist, bei der die Typen der
                              									meist benutzten Buchstaben direkt cylindrisch abgeschliffen gewesen waren. Das
                              									Gleiche habe ich an einer „Yost“-Maschine, die in meinem Bureau in Benutzung
                              
                              									gewesen ist, ebenfalls, wenn auch nicht in diesem Masse, konstatieren müssen. Aus
                              									dieser einzigen Thatsache geht schon hervor, dass die Reibung der Typen an der
                              									Führungsstelle ausserordentlich gross sein muss, und dass infolgedessen gerade die
                              									Führung bei der „Yost“, wie sie durch das Konstruktionsprinzip dieser
                              									Maschine bedingt ist, nicht nur keinen rühmenswerten Vorteil, sondern einen
                              									unzweifelhaften Mangel darstellt.
                           Demgegenüber ist es von geringer Bedeutung, ob diese Reibung ihren Grund in dem mit
                              									dem Gebrauche zunehmenden Auslaufen der Gelenke (was, wie ich behaupte und durch die
                              									Vorführung von „Yost“-Hebeln beweisen kann, thatsächlich der Fall ist, weil
                              									sich in dem offenen Typenkorbe der „Yost“-Maschine Staub, Radiergummi und Oel
                              									als wirksames Schmirgelmaterial ansammelt), oder in dem von Anfang an vorhandenen
                              									Schlottern der Hebelgelenke der „Yost“-Maschine hat.
                           Es ist deshalb durchaus nicht verwunderlich, „weshalb die Konstrukteure von
                                 										Schreibmaschinen ... immer noch steife Hebel verwenden“. Die Nachteile der
                              									steifen Hebel sind eben immer noch geringer als die Nachteile der kompliziert
                              									gegliederten Hebel der „Yost“-Maschine. Etwas vom Schreibmaschinenbau
                              									verstehen neben Herrn Yost und Herrn Beyerlen schliesslich doch auch noch die anderen
                              									Schreibmaschinen-Fabrikanten; und wären die Vorzüge der „Yost“-Hebel vor den
                              									steifen Typenhebeln wirklich vorhanden, so würde sich sicher die eine oder die
                              									andere der mit grossen Mitteln ausgestatteten amerikanischen
                              									Schreibmaschinenfabriken dazu entschlossen haben, das System der steifen Hebel zu
                              
                              									Gunsten der Gelenkhebel aufzugeben, und insbesondere würden sich die Konstrukteure
                              									der modernen Schreibmaschinen weit eher dem „Yost“-Systeme als dem Systeme
                              
                              									der steifen Typenhebel zugewandt haben. Aber dies nur beiläufig! Der Vorrang eines
                              									steifen Typenhebels vor einem Gelenkhebel ist für jeden nur einigermassen erfahrenen
                              
                              									Techniker so in die Augen springend, dass er gar keines Beweises bedarf. In der That
                              									verdankt die Entwickelung des „Yost“-Hebels, wenn ich mich unhöflich
                              
                              									ausdrücken will, mehr einer technischen Marotte als einem technischen Zwange seine
                              									Entstehung. Yost wollte das Farbband, das ja allerdings
                              									seine Nachteile hat, im Interesse einer schönen gleichmässigen Schrift vermeiden; so
                              									kam er auf die Verwendung des Farbkissens. Das Farbkissen muss naturgemäss
                              									ausserhalb der Bahn der Typenhebel liegen; damit nun aber der doppelte Zweck des
                              									Einfärbens der Typen und des Anschlagens auf einen bestimmten Druckpunkt ermöglicht
                              									wird, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Typenhebeln einen ausserordentlich
                              									verwickelten Weg vorzuschreiben und ihnen damit auch eine sehr komplizierte Gestalt
                              
                              									zu geben. Dass Yost die sehr schwierige technische
                              									Frage geradezu glänzend und äusserst geistvoll gelöst hat, steht auf einem anderen
                              									Blatte, die geniale Konstruktion der „Yost“-Maschine wird von keiner Seite
                              
                              									bestritten werden können; – sicher war aber auch die vor Stephenson ersonnene Lokomotive, die mit vier Beinen laufen sollte, sehr
                              									geistvoll ersonnen, aber praktischer war die mit Pleuelstange und Treibrädern
                              									betriebene Stephenson''sche Lokomotive! Vom höheren
                              									technischen Standpunkte ist nicht der kompliziertere, wenn auch noch so geniale,
                              									sondern der einfachere Mechanismus, wenn durch beide der gleiche Effekt erreicht
                              									wird, der vollkommenere.
                           Ein weiterer gedanklicher Abschnitt der Erwiderung von Herrn A. Beyerlen beschäftigt sich mit der Frage der Umschaltung bei
                              									Schreibmaschinen. Diese Frage ist fast so alt wie die Schreibmaschine selbst, und
                              									trotz der Unmenge von Druckerschwärze, die für die „endgültige“ Beantwortung
                              									der Frage verschwendet worden ist, steht sie thatsächlich doch noch so, wie zu
                              									Anfang. Für den praktischen Maschinenschreiber, der ein System mit Volltastatur oder
                              									ein solches mit „Standard“-Tastaturgleich vollkommen beherrscht, wie der
                              									Schreiber dieser Zeilen, spielt diese Frage thatsächlich gar keine Rolle. Die
                              									Handhabung der Umschaltung inkommodiert so wenig, wie das von anderer Seite als
                              									besonders schrecklich hervorgehobene Herumspringen auf der Tastatur. Natürlich muss
                              									jeder Schreibmaschinenvertreter sein System als das einzig richtige energisch
                              
                              									hervorheben, während er die anderen Systeme ebenso energisch verurteilt. Zu welch
                              									scherzhaften Argumentationen hier manchmal Zuflucht genommen wird, dafür bieten die
                              									Ausführungen von Herrn Beyerlen selbst wieder ein
                              									drastisches Beispiel, führt er doch gegen die Maschinen mit Umschaltung das Argument
                              									ins Feld, dass bei diesen Maschinen die Zeilengeradheit von der Pünktlichkeit des
                              									Schreibenden abhängig sei! Das ist doch dieselbe Logik, als wenn man für die
                              									manchmal recht merkwürdige Orthographie eines mit der Schreibmaschine geschriebenen
                              									Schriftstückes (z.B. die Vertauschung bestimmter Buchstabengruppen), das
                              									Maschinensystem verantwortlich machen wollte. Entschiedene Verwahrung muss aber
                              									gegen die Behauptung von Herrn A. Beyerlen eingelegt
                              									werden, dass die Bedienung einer Umschaltung einer Arbeitsvermehrung von 10%
                              									gleichkomme. Selbst den Fall angenommen, dass in der That die Bedienung der
                              									Umschaltung für sich ebensoviel Zeit beanspruche, wie das Anschlagen einer einzelnen
                              									Taste, so würde die Arbeitsvermehrung, da im Deutschen auf 20 kleine Buchstaben ein
                              									grosser kommt, doch nur höchstens 5% betragen! Dabei aber übergeht Herr Beyerlen vollständig die Thatsache, dass die höchste
                              									Schreibgeschwindigkeit natürlich dann zu erzielen ist, wenn die Hände ein für
                              									allemal über der Tastatur ruhen können, wie dies beispielsweise bei der Tastatur der
                              										„Hammond“ der Fall ist, und dass für den Uebergang vom kleinen Alphabet
                              									zum grossen doch zum mindesten die gleiche Zeit erforderlich ist, wie für die
                              									Bedienung der Umschaltung. Die beiden Momente kompensieren sich so gut wie
                              									vollständig, bemerkenswert ist aber doch, dass die höchsten Schreibgeschwindigkeiten
                              									nicht auf Maschinen mit Volltastatur, sondern auf der „Hammond“ erzielt
                              									worden sind, die sogar mit doppelter Umschaltung
                              									arbeitet. Eine derartige Thatsache sollte doch in einer ernsten Polemik nicht mit
                              									Stillschweigen übergangen werden, denn sie spricht für meine Behauptung, dass den
                              									Maschinen mit Umschaltung ein kleiner Vorsprung vor den Maschinen mit Volltastatur
                              									zukomme, sofern es sich um die Schreibgeschwindigkeit handelt, und dabei ist noch
                              									nicht einmal des für einen Techniker so wichtigen Argumentes Erwähnung gethan, dass
                              									die Maschinen mit Umschaltung weniger Teile bedürfen, in der Herstellung also
                              									wesentlich billiger sein können, als die Maschinen mit Volltastatur. Dass bei so gut
                              									wie vollständiger Ruhelage der Hände über der Klaviatur, wobei jede Hand nur eine
                              									Hälfte der Tastatur zu bedienen hat, der Legato-Anschlag dem Staccato-Anschlag in
                              									Bezug auf die Geschwindigkeit weit überlegen ist, das ist eine vom Klavierspiel her
                              									so bekannte Thatsache, dass es Wunder nehmen muss, wenn Herr Beyerlen hierfür den Grund nicht einzusehen vermag. Aus der eben erwähnten
                              									Thatsache, dass mit der „Hammond“ die höchsten Schreibgeschwindigkeiten
                              									erzielt worden sind, ergibt sich auch die Unrichtigkeit der von Herrn Beyerlen aus theoretischen Erwägungen gezogenen
                              									Schlussfolgerung, dass wegen der Arbeitsbewegung des Druckhammers bei der
                              										„Hammond“ die Schreibgeschwindigkeit der Typenhebelmaschinen grösser sein
                              									müsse.
                           Natürlich geht Herr Beyerlen auch wieder auf den für
                              									Vertreter von sogen, „blinden Maschinen“ sehr fatalen Punkt der Sichtbarkeit
                              									der Schrift mit den alten verbrauchten Argumenten ein. Die Forderung der
                              									Sichtbarkeit der Schrift bei Schreibmaschinen soll ganz überflüssig sein, weil man
                              									beim Nachsehen des Geschriebenen doch Wagen und Tasten in Ruhe haben muss. Der
                              									berühmte „eine“ Handgriff genügt ja dann, um das Geschriebene sofort sichtbar
                              									zu machen. Dabei wird aber verschwiegen, dass dieser eine Handgriff natürlich
                              									erheblich mehr Zeit für sich beansprucht als ein rasches Aufblicken, und dass weiter
                              
                              									das so häufig vorkommende Einstellen auf einen bestimmten Punkt bei blinden
                              
                              									Maschinen ungleich komplizierter ist, als bei Maschinen mit sichtbarer Schrift. Alle
                              									theoretischen Ueberlegungen können aber natürlich bei weitem nicht so viel
                              									Beweiskraft für sich beanspruchen, als das planmässig angestellte Experiment. Dieses
                              									Experiment hat aber ergeben, dass die Leistungsfähigkeit einer Maschine mit
                              									sichtbarer Schrift etwa 20 bis 25% höher als die einer „blinden“ Maschine
                              										istVgl. Gutachten von
                                    												E. Dalchow in: Technische Urteile über die Underwood-Standard-Schreibmaschine, S.
                                    											34.. Die Sichtbarkeit der Schrift soll nach Herrn Beyerlen nur durch Konstruktionsfehler in der Maschine
                              									ermöglicht werden können. Diesen Konstruktionsfehler aber beispielsweise bei der
                              										„Underwood“ nachzuweisen, dürfte Herrn Beyerlen wohl schwer werden, aber dieser Seitensprung gab Herrn Beyerlen eben erwünschte Gelegenheit, sich über das
                              									Prinzip der „Yost“-Typenhebel ausführlich zu verbreitern. Was diesen
                              									Ausführungen entgegenzuhalten ist, habe ich oben bereits gesagt. Vom höheren
                              									technischen Standpunkte ist der geistvoll ersonnene „Yost“-Typenhebel
                              									verfehlt. In dem Uebereifer, für den „Yost“-Typenhebel eine Lanze zu brechen, begegnet
                              
                              									aber Herrn Beyerlen das für einen Vertreter einer
                              
                              									Schreibmaschine doppelt schwer wiegende Missgeschick, die Typenhebelmaschinen a
                              
                              									limine so weit über die Typenradmaschinen zu stellen, dass er die letzteren gar
                              									nicht in Betracht zieht, wenn von „besten Maschinen“ die Rede ist. Ich habe
                              									oben bereits auf die ausserordentliche Ueberlegenheit der „Hammond“ über alle
                              									anderen Schreibmaschinen hingewiesen, sofern es sich um die Schreibgeschwindigkeit
                              									handelt. Die Leichtigkeit des Anschlages, die zweckmässige Anordnung des
                              
                              									Tastbrettes, die Möglichkeit der raschen Auswechselung des Typensatzes, das bequeme
                              									Einstellen auf einen bestimmten Punkt lassen die „Hammond“-Maschine der
                              									Yost-Maschine doch weit überlegen erscheinen, denn in Bezug auf die
                              									Durchschlagskraft, bisher der schwächste Punkt der „Hammond“, war selbst das
                              									ältere Modell der „Hammond“ nicht ungünstiger gestellt als die „Yost“.
                              									Das neue Modell der „Hammond“ mit Doppelschlaghammer bringt diese Radmaschine
                              									aber weit vor die geistreiche
                              									„Yost“-Hebelmaschine. In der That kann die neue „Hammond“ – und die
                              									letzten älteren Modelle lassen sich leicht mit dem Doppelschlaghammer versehen, auf
                              									den an anderer Stelle noch zurückgekommen werden soll – in Bezug auf die
                              									Durchschlagskraft nunmehr selbst mit der Calligraph rivalisieren.
                           Damit glaube ich die Berichtigungen des Herrn Beyerlen
                              									auf ihren wirklichen Wert zurückgeführt zu haben.
                           Erwiderung.
                           In den obigen Ausführungen des Herrn Dr. Lux wird
                              									ausdrücklich anerkannt und zugegeben, dass das Farbband „allerdings seine
                                 										Nachteile habe“. Eine Maschine, die nicht auf das Band angewiesen ist,
                              									verdient also schon deswegen den Vorzug.
                           Dass die sehr schwierige technische Frage, das Band zu beseitigen, „geradezu
                                 										glänzend und äusserst geistvoll von Yost gelöst
                                 										wurde und die geniale Konstruktion der Yost-Maschine von keiner Seite bestritten
                                 										werden könne“, wird wörtlich anerkannt.
                           Ebenso wird anerkannt, dass die Yost'sche Typenführung
                              									die genaue Zeilenstellung sichert, ja es wird die Führung sogar eine Gewaltmassregel
                              									genannt, die die Zeilengeradheit „erzwingt“.
                           Diese drei Feststellungen besonders zu betonen, scheint mir wesentlich, denn damit
                              									ist neben dem Uebrigen alles zugestanden, was den Zweck meiner früheren Ausführungen
                              									bildet.
                           Der Hauptmissstand bei allen Steifhebelmaschinen und bei den meisten anderen auch,
                              									ist ja eben das Unzeiligwerden der Schrift. Dieser Missstand ist also bei der Yost zugestandenermassen gänzlich beseitigt und zwar
                              									auf eine geniale, technisch vollkommene Weise mittels der Typenführung. Diese
                              
                              									Typenführung jedoch meint Herr Dr. Lux habe auch
                              									Nachteile.
                           Er hat die absichtliche Leichtbeweglichkeit des vorderen
                              									Teils der Gelenkhebel missverständlich mit „Schlottern“ bezeichnet und den
                              									Zweck dieser Konstruktion verkannt, denn gerade durch diese Beweglichkeit des
                              									Typenträgers ist die Führung ohne nennenswerte Reibung möglich. Er hat gemeint, weil
                              									bei „einigen ausgeschriebenen“ Yost-Maschinen sich „die häufigst
                                 										benutzten“ Typen beschädigt zeigten, so sei die Typenführung vom höheren
                              									technischen Standpunkt aus verfehlt, wogegen er ganz vergessen hat, dass
                              									andererseits vermöge dieser selben Führung einzig und allein das leichte und bequeme
                              									Auswechseln jeder einzelnen Letter ermöglicht wird, was
                              									sicherlich einer der grössten Vorteile der Yost ist, wie er durch keine andere
                              									Maschine geboten wird.
                           Nimmt man dazu die Thatsache, dass die ältesten, 11 Jahre alten Yost-Maschinen heute
                              									noch tadellos arbeiten, so zeigt sich, dass der höhere technische Wert im Gegenteil
                              									gerade nur der Yost mit ihrer Typenführung und ihren Gelenkhebeln eigen ist.
                           Denn die Praxis ist schliesslich doch in allen technischen Fragen der entscheidende
                              									Kritiker und die thatsächlich gute Dauerleistung beweist es allein, ob eine
                              
                              									technische Konstruktion richtig ist oder nicht. Einzelne Typen werden bei jeder Schreibmaschine im Laufe der Zeit einmal
                              									beschädigt. Diese leicht auszuwechseln, das ist das Haupterfordernis einer
                              
                              									praktischen Maschine und gerade das gestattet nur die Yost und zwar in höchst
                              									einfacher Weise: die beschädigte Type wird herausgezogen und eine neue eingesteckt,
                              									gerade so, wie eine gebrauchte Stahlfeder durch eine neue ersetzt wird (Kosten 60
                              									Pf.). Einer mühseligen Justierung der Type bedarf es nicht, da dies durch die
                              									Führung von selbst geschieht. Bei keiner Maschine ist das so einfach, bei
                              									Umschaltemaschinen ist es überhaupt nicht möglich. Auch alle anderen Teile sind bei
                              									der Yost leicht auswechselbar.
                           Dass die Reibung der Typen in der Führungstülle eine sehr geringe ist, zeigt das
                              									Experiment: Man entferne die Führungstülle und schlage die Typen frei an. Die
                              									Durchschlagskraft wird nicht im mindesten verändert sein. Die Führungsreibung ist
                              									eine Quantite négligeable.
                           Aber auch nach vieljähriger Benutzung sind bei den meisten Yost-Maschinen selbst die
                              									häufigst gebrauchten Typen, die viele millionenmal gebraucht sind, nicht
                              									abgeschliffen. Dies ist ein genügender Gegenbeweis thatsächlicher Art, welcher
                              									zeigt, dassdas Abschleifen nur ausnahmsweise vorkommt, und nur ein
                              
                              									vorübergehender Schaden ist, der durch Auswechselung sofort beseitigt wird.
                           Dass durch die grössere Anzahl von gleichen Teilen bei der Yost die
                              									Gebrauchsfähigkeit nicht notleidet, beweist das Gesagte und dass die Maschine
                              									dadurch nicht teuerer wird, zeigt der Umstand, dass die Umschaltemaschinen nicht
                              									billiger, sondern teilweise teuerer sind. Dass aber der Betrieb der Yost in
                              									Wirklichkeit billiger ist, geht aus deren längerer Gebrauchsdauer hervor.
                           Die Schreibverzögerung, welche die Umschaltung mit sich bringt, lässt sich ebenfalls
                              									durch Experiment nachweisen. Man schreibe im Wechsel rasch nacheinander je einen
                              									grossen und einen kleinen Buchstaben, das eine Mal auf einer Volltastaturmaschine
                              									und dann auf einer Umschaltemaschine und notiere die Zeit, die dazu gebraucht wird
                              									und die Zahl der geschriebenen Buchstaben. Die Zeit, dividiert durch die halbe
                              									Buchstabenzahl, ist die Zeit, welche je zwei Buchstaben, d.h. ein kleiner und ein
                              									grosser zusammen brauchen. Die Differenz der so gefundenen Zahlen gibt die Zeit an,
                              									welche die Umschaltung allein im günstigsten Falle braucht; daraus lässt sich die
                              									prozentuale Verzögerung, welche durch die Umschaltung entsteht, unwiderleglich
                              									nachweisen.
                           Aus einer im fernen Amerika irgend einmal von irgend jemand auf irgend eine Art
                              									ausgeführten Schnellleistung auf einer Hammond-Maschine und der angeblich dabei
                              									erreichten Schreibschnelligkeit Schlüsse zu ziehen, welche dazu dienen sollen, diese
                              
                              									durch Experiment nachgewiesene Thatsache, dass auf Volltastermaschinen unter allen
                              									Umständen schneller, als auf Umschaltemaschinen geschrieben werden kann, zu
                              									widerlegen, ist bei einer ernsten sachlichen Polemik doch wohl nicht gestattet. Denn
                              									erstens ist die behauptete grosse Schreibschnelligkeit an sich unglaubhaft, zweitens
                              									ist die Schreibschnelligkeit immer nur ein Mass für die persönliche
                              									Fingerfertigkeit, drittens spielt im Englischen die Umschaltetaste keine Rolle, weil
                              									im Englischen nur selten grosse Buchstaben, also wenig Umschaltungen vorkommen, und
                              									endlich ist jene behauptete Schnelligkeit deswegen unwahrscheinlich, weil
                              									auffallenderweise auch nicht entfernt ähnlich grosse Leistungen bei uns nachgewiesen
                              									wurden, wo es doch auch gewandte Schreiber gibt; es sei denn deshalb, weil im
                              
                              									Deutschen mehr Umschaltungen vorkommen; und damit ist Gesagtes wieder bewiesen.
                           Zur Frage der Sichtbarkeit wirft mir Herr Dr. Lux
                              									verbrauchte Argumente vor. Von wem sind denn diese Argumente jemals thatsächlich
                              									widerlegt worden? Die Argumente sind nicht nur nicht verbraucht, sondern im Begriff,
                              									sich glänzend durch Thatsachen zu bewahrheiten. Wo ist denn die sichtbar schreibende
                              									Maschine, welche eine Lebensdauer aufweisen könnte oder kann, auch nur entfernt so
                              									gross wie diejenige der Yost-Maschine? Wie viele von den seit dem Bestehen der Yost
                              									erschienenen 17 verschiedenen sichtbar schreibenden Maschinen sind denn noch da, und
                              									in welchem Zustand befinden sich die neuesten Maschinen dieser Art schon nach 1½ bis
                              									2 Jahren? Dieser Hinweis möge hier genügen. Nachdem ich aber durch Herrn Dr. Lux geradezu herausgefordert bin, erkläre ich mich auf
                              									Wunsch gerne bereit, die Konstruktionsfehler der Underwood auf das klarste und
                              									unwiderleglichste darzulegen, was im Rahmen dieser Erwiderung unthunlich ist und
                              									möchte mich hier nur auf die eine Bemerkung beschränken, dass es nicht genügt, um
                              									ein Gutachten über eine Schreibmaschine abzugeben, welche 21 in Form und
                              
                              									Arbeitsweise verschiedene Typenhebel besitzt, wenn man nur einen einzigen dieser
                              									Hebel beschreibt und deswegen die ganze Maschine als technisch fehlerlos bezeichnet,
                              
                              
                              									weil gerade nur dieser einzige beschriebene mittlere Hebel infolge seiner zentralen
                              									Lage richtig konstruiert ist.
                           Ein Wort zur persönlichen Erwiderung: Meine Eigenschaft als Vertreter der Yost
                              									hindert mich nicht, eine Polemik rein sachlich zu führen.
                           Zur Begründung, warum ich gerade die Yost vertrete und mich doch für berufen halte,
                              									bei einer sachlichen Kritik über Schreibmaschinen ein Wort mitzureden, darf ich kurz
                              									erwähnen, dass ich mich jetzt seit 18 Jahren mit Schreibmaschinen befasse, dass ich
                              									der Erste war, welcher Schreibmaschinen regelrecht in Deutschland einführte und zwar
                              									als Fachmann: als Techniker, Stenograph und Typist, nach vorausgegangenem
                              									Spezialstudium in Nordamerika und nach der erforderlichen Praxis; ferner dass ich
                              									die Vertretung der ersten Schreibmaschine (Remington), nachdem ich sie mit vieler
                              									Mühe eingeführt hatte, wieder aufgab und andere, mir zu verschiedenen Zeiten
                              									angebotene Schreibmaschinenvertretungen ablehnte, nur aus dem Grunde, weil ich nach
                              									eingehender Prüfung und praktischer Erfahrung und vermöge meiner Fachkenntnisse aus
                              									voller Ueberzeugung die Yost für die beste der bis jetzt gebauten Schreibmaschinen
                              									erklären muss.
                           A. Beyerlen, Ingenieur.