| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 162 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Eisenbahnbremsen.
                           Die Direktion der Gesellschaft, welche dem Betrieb der Niederländischen
                              
                              									Staatseisenbahnen vorsteht, hat im vorigen Jahre untersuchen lassen, innerhalb
                              									welcher Zeit der Luftdruck aus der Hauptleitung und aus den Hilfsreservoirs der
                              									Westinghousebremse verschwinden kann, ohne dass die Bremsen in Wirkung gebracht
                              									werden.
                           Sie wurde hierzu veranlasst durch ein Unglück, von dem ein Personenzug betroffen
                              									wurde, dessen Bremse bei Ankunft in Vlissingen
                              									versagte, wodurch dieser Zug in einen der Wartesäle des dortigen Bahnhofes lief und
                              									grosses Unheil verursachteDasselbe Unglück ist,
                                    											den Zeitungen nach, am 10. Januar d. J. einem Schnellzuge in Coblenz
                                    
                                    											zugestossen..
                           Diese Untersuchungen haben das überraschende Ergebnis gehabt, dass der Luftdruck
                              									unter ungünstigen Umständen sehr schnell, nämlich wenn
                              									die Hauptleitung undicht und die Druckpumpe unwirksam wird, in 7½ Minuten
                              									verschwinden kann.
                           Die Frage, ob nach diesen Erfahrungen noch Vertrauen in die Westinghousebremse
                              									gestellt werden darf, beantwortet der Berichterstatter jedoch zustimmend,
                              
                              									vorausgesetzt dass der Maschinist das Druckmanometer nicht aus dem Auge verliert und
                              									gehörig Achtung gegeben wird, dass man nicht durch Umstände, wie oben erwähnt,
                              
                              									überrascht wird.
                           Es kommt indessen nicht selten vor, dass die Druckpumpe, welche schwere Arbeit zu
                              									leisten hat, defekt wird, und dass die Hauptleitung infolge starken Luftdruckes,
                              									welchen sie auszuhalten hat, Leckage bekommt, was trotz der genauesten
                              									Pflichterfüllung des Maschinisten und der grösstmöglichsten Wachsamkeit nicht
                              									verhindert werden kann.
                           Muss hier also auf eine wesentliche Gefahr, welche mit der Anwendung der
                              
                              									Westinghousebremse verbunden ist, hingewiesen werden, so kommt uns noch bedenklicher
                              									der Umstand vor, dass ihre Sicherheit gefährdet wird durch eine Anzahl Hähne in der
                              									Hauptleitung (zwei an jedem Wagen), die jedesmal, wenn rangiert wird, geschlossen
                              									werden müssen, und von denen nur ein einziger ungeöffnet zu bleiben braucht, um die
                              									Möglichkeit, den Zug zu bremsen, teilweise oder auch ganz auszuschliessen.
                           Es passierte dieses vor einiger Zeit einem Personenzuge, der von Eindhoven kam, wo man vergessen hatte, den Hahn in der
                              									Hauptleitung zwischen der Maschine und dem Tender zu öffnen.
                           Anstatt in der nächsten Station Valkenswaard anzuhalten,
                              									fuhr dieser Zug in rasender Eile am dortigen Bahnhof vorbei, diesmal ohne einen
                              									Unfall zu verursachen. – Wer schaudert aber nicht bei dem Gedanken, welche
                              									fürchterliche Folgen ein so kleines Versehen an einer Kopfstation verursacht
                              									hätte!
                           In Anbetracht der hier erwähnten Thatsachen wird eingestanden werden müssen, dass die
                              
                              									Westinghousebremse nur relative Sicherheit gewährt, und dass ihr fortwährender
                              
                              									Gebrauch nur dann zu empfehlen wäre, wenn es keine Bremsen geben sollte, welche
                              									weniger als sie Störungen unterworfen sind.
                           Nun gibt es aber eine Bremse, welche den Bedingungen eines sicheren Verkehrs viel
                              									besser entspricht, als die Westinghousebremse, nämlich die Vakuumbremse, von welcher
                              									ich bereits in den Nummern 28 und 29 des holländischen Wochenblattes „De Ingenieur“, Jahrgang 1891Die Einrichtung der Vakuumbremse, wie sie sein
                                    											soll, um mit aller Sicherheit benutzt werden zu können, findet man im
                                    											obengenannten Fachblatte ausführlich beschrieben., nachgewiesen
                              									habe, dass sie geeignet erscheint, als Universalbremse auf dem europäischen
                              									Kontinent eingeführt zu werden, was u.a. auch die bekannten Maschineningenieure Gebr. Körting in Hannover kräftig angestrebt haben.
                           Als man damals in Deutschland beabsichtigte, anstatt der weniger praktischen
                              									Carpenterbremse eine neue Bremse einzuführen, ereignete es sich, dass bei Carlisle in England ein Personenzug, der mit einer
                              									Vakuumbremse versehen war, infolge der Verstopfung ihrer Hauptleitung durch Eis,
                              									verunglückte. Es hatte sich nämlich allmählich Kondensationswasser, vom kleinen
                              									Ejektor herrührend, in der Hauptleitung zwischen der Maschine und dem Tender
                              									angesammelt, welches, indem es einfror, zuletzt die Kommunikation mit dem Zuge
                              									unterbrach, so dass dieser – ebenso wie der oben erwähnte Zug in Valkens waard –
                              									nicht mehr gebremst werden konnteWenn der
                                    											grosse Ejektor, der das Vakuum schnell herstellen muss und der kleine
                                    											Ejektor zur Unterhaltung desselben mit einem kleinen Reservoir verbunden werden,
                                    											in welchem das Wasser sich ansammeln kann, wird diesem Uebelstand
                                    											vorgebeugt. Bei Anwendung der gegenwärtig sehr zweckmässig konstruierten
                                    											Dampfstrahlapparate braucht man übrigens Wasserabscheidung durch denselben
                                    											kaum zu befürchten.Allenfalls könnten zur absoluten Sicherheit neben dem kleinen Ejektor ohne
                                    											Gefahr oder Beschwerde eine kleine Luftpumpe an der Maschine angebracht
                                    											werden, um das plötzlich durch den grossen Ejektor hervorgerufene Vakuum zu
                                    											unterhalten..
                           
                           Demzufolge entstand ein lebhafter Streit in Fach- und Tageblättern über den Wert
                              									der Vakuunibremse, welche einerseits als eine nasse,
                              									fortwährend dem Erfrieren ausgesetzte, andererseits als eine trockene Bremse bezeichnet wurde, verglichen mit der Westinghousebremse,
                              									in deren Leitung und Organe stetige Kondensation von Wasserdampf durch starke
                              									Abkühlung der sich expandierenden Druckluft stattfindet.
                           Alle Reden, welche ihre Verteidiger hielten, um zu beweisen, dass nicht die
                              									wesentliche Einrichtung der Vakuumbrernse, sondern ein zufällig untauglicher Ejektor
                              									Schuld an dem stattgefundenen Unglück hatte, wurden in der Art widerlegt, dass nur
                              									auf die durch Eis verstopfte Hauptleitung, auf die verunglückten Reisenden und
                              									zertrümmerten Wagen in Carlisle hingewiesen wurde, was in dem englischen Fachblatt
                              										Engineering charakteristisch „flagelling a dead
                                 										horse“ genannt wurde; jedoch war ihr Erfolg der, dass die Vakuumbremse ihre
                              									Reputation als unzuverlässige Bremse behielt und grösstenteils durch die
                              
                              									Westinghousebremse aus dem Weltverkehr verdrängt wurde.
                           Der nachfolgende Vergleich zwischen den beiden erwähnten Bremsen wird indessen
                              									zeigen, dass für den Vorzug, welcher der Westinghousebremse gegeben wird, kein
                              									wesentlicher Grund besteht.
                           Im voraus schon muss bemerkt werden, dass der Vakuumbremse keiner der obenerwähnten
                              									Uebelstände anhaftet, welche der rationellen Benutzung der Westinghousebremse
                              									entschieden entgegenstehen.
                           Während letztere fortwährend zu kämpfen hat gegen Druckverlust und Machtlosigkeit,
                              									verfügt die Vakuumbremse über ein unerschöpfliches Kraftmagazin.
                           Sie braucht keine Druckpumpe, welche die mühsame Arbeit einstellen kann und keine
                              									Hähne, die ihre Wirkung aufheben können.
                           Wegen des relativ geringen äusseren Druckes der Luft, Welchem sie ausgesetzt ist,
                              									sind bei ihr Undichtigkeiten nahezu – und das Bersten der Verbindungsschläuche ganz
                              									ausgeschlossen.
                           Letzteres kommt aber bei der Westinghousebremse nicht selten vor und hat zur Folge,
                              									dass der Zug, dem dies zustösst, einer grossen Gefahr preisgegeben wird.
                           Die Gefahr, durch Leckage oder durch das Bersten eines Schlauches Druck zu verlieren,
                              
                              									wird natürlich grösser, je nachdem die Hauptleitung länger und die Zahl der Wagen,
                              									welche gebremst werden müssen, grösser ist, d.h. gerade dann, wenn es am meisten
                              									darauf ankommt, die Bremse jeden Augenblick schlagfertig zu halten.
                           Wenn einmal der Luftdruck der Westinghousebremse vermindert ist, muss er durch die
                              									Druckpumpe wieder hergestellt werden, was ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt, weil
                              									die Hilfsreservoirs nur langsam durch enge Furchen, in den Kolbenschiebern dazu
                              									vorhanden, gefüllt werden können, während welcher Zeit der Zug gegenüber einer
                              
                              									drohenden Gefahr ungenügend bewaffnet ist.
                           Ganz anders verhält sich die Vakuumbremse, deren Kraft niemals versiegt und die jeden
                              									Augenblick im stande ist, ihre volle Wirkung auszuüben, solange Dampfkraft vorhanden
                              										ist, um die Maschine treiben zu können.
                           Sollten die hier oben erörterten Vorzüge nicht genügend erscheinen, um die
                              									Vakuumbremse unbedingt der Westinghousebremse vorzuziehen, so mögen endlich noch
                              									ihre einfache Zusammenstellung, ihr solider Bau, die wenig kostspielige Anlage,
                              									leichte Bedienung und geringe Unterhaltungskosten erwähnt werden, wodurch sie sich
                              									von ihrer komplizierten, sehr teueren Nebenbuhlerin wesentlich unterscheidet.
                           Sie braucht keine schwere Arbeit verrichtenden und nicht immer zuverlässigen
                              									Druckpumpen, kein Hauptluftreservoir, keinen künstlich zusammengestellten Bremshahn,
                              									keine gefährlichen, die Hauptleitung verschliessenden Hähne, keinen lecken
                              									Kolbenschieber, keine Hilfsreservoirs und lecken Bremscylinder.
                           Ihre Konstruktion ist äusserst einfach. Sie hat bloss eine durchgehende Leitung, zwei
                              									Ejektoren, einen einfachen Bremshahn und dichte Bremscylinder, die alle zusammen
                              									verhältnismässig wenig kosten, bequem bedient und leicht unterhalten werden
                              									können.
                           Wie schon erwähnt, nimmt die Gefahr einer Störung der Bremswirkung bei der
                              									Westinghousebremse mit der Länge ihrer Leitung und der Zahl der Wagen, die gebremst
                              									werden müssen, zu.
                           Dieses nun, nebst ihrer teueren Anlage, verhindert entschieden ihre Anwendung bei
                              									langen Güterzügen.
                           Wenn man aber die Verheerung sich vor Augen hält, die durch Aufeinanderprallen
                              									solcher Züge verursacht wird, dann erscheint die Notwendigkeit, sie mit
                              									automatischen und schnell wirkenden Bremsen zu versehen, unzweifelhaft, und muss,
                              									nach allem was hier oben erörtert wurde, unbedingt der Vakuumbremse der Vorzug
                              									gegeben werden.
                           Wenn diese aber einmal auf den Güterzügen Stellung genommen hat, wird nicht nur der
                              									Einheitlichkeit, sondern auch ihrer sicheren Wirkung wegen von selbst zu ihrer
                              									Einführung auch auf Personenzügen geschritten werden, zumal Beweise vorliegen, dass
                              									sie in schneller Wirkung kaum der Luftdruckbremse nachsteht, also auch in dieser
                              
                              									Hinsicht würdig ist, die Stelle einzunehmen, welche sie ihrer übrigen hervorragenden
                              									Eigenschaften wegen zu behaupten das Recht hat.
                           Oisterwyk (Holland).
                           
                              F. A. Holleman.
                              
                           Die Bremsfrage kann mit Rücksicht auf die bei den verschiedenen Systemen immer wieder
                              									einzeln vorkommenden schweren Unfälle und den sich bei den bezüglichen Erhebungen
                              									hinterher herausstellenden Ursachen noch keineswegs als abgeschlossen gelten, und
                              									dürfte daher jede neuerliche sachliche Prüfung dieser Frage nur zur Klärung
                              									gereichen.
                           D. R.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Der Betrieb der Lokalbahnen von
                              
                              										Alfred Birk. Wiesbaden 1900.
                           J. F. Bergmann.
                           Der durch seine fruchtbare litterarische Thätigkeit bekannte Autor dieser
                              									interessanten Schrift führt hier in gemeinfasslicher Darstellung die Mittel vor,
                              
                              
                              
                              									welche geeignet erscheinen, die Lokalbahnen leistungsfähiger zu machen, als es im
                              									allgemeinen bisher der Fall ist, und ihren Betrieb gleichzeitig auch billiger bezw.
                              
                              									rentabler zu gestalten. Als die ersten und erfolgversprechendsten Bedingungen sind
                              									die Trennung des Güterverkehrs vom Personenverkehr sowie die Hebung des letzteren
                              									durch Vermehrung der Fahrgelegenheit und Verminderung der Zugsgewichte befürwortet.
                              									Aus der eingehenden Vergleichung der verschiedenen Betriebseinrichtungen, nämlich
                              									der Dampflokomotiven, der Dampfmotorwagen, der Pressluftmotorwagen und endlich der
                              									elektrischen Motorwagen mit oder ohne Stromzuführung ergibt sich, dass der Hebung
                              									des Personenverkehrs auf Lokalbahnen die Dampflokomotive direkt entgegensteht, dass
                              									ihr die übrigen Förderungsmittel überlegen sind, und dass namentlich der elektrische
                              
                              									Motorwagen mit oberirdischer Stromzuführung die meisten Sympathien verdient. Der
                              
                              									wunde Punkt der Frage liegt im Güterverkehr, für dessen rationelle Bewältigung Prof.
                              
                              										Birk der Dampflokomotive wieder eine wichtigere
                              									Rolle, ja gewissermassen eine Vorzugsstelle zuerkennt und für alle Fälle sogen.
                              									Aushilfslokomotiven anempfiehlt. Zum Schluss dieser für die betreffenden
                              									betriebstechnischen wie kommerziellen, administrativen und gesetzgebenden Kreise im
                              									gleichen Masse studierenswerten Darlegungen behandelt der Autor noch verschiedene
                              									Einschläge hinsichtlich der Fahrpreise und Frachtsätze, sowie eine Reihe von
                              									Vereinfachungen in der Verwaltung, der Bahnerhaltung und der Verkehrsdurchführung,
                              									welche die Betriebskosten herabmindern können. Die als Sonderabdruck aus der Zeitschrift für Lokal- und Strassenbahnwesen
                              									erschienene Schrift ist durch mehrere treffliche Zeichnungen und Photogravüren
                              									hübsch ausgestattet.
                           
                              L. K.
                              
                           Spannungsnetze für Parallelgurt- und
                                 										Parabelträger beliebiger Dimensionen von Ottomar
                                 										Schmiedel. Mittweida 1900. Polytechnische Buchhandlung (R. Schulze).
                           Wenn es auch seiner Zeit üblich gewesen ist, die Bau-mechanik nur vom analytischen
                              									Standpunkte und die graphische Statik als eine besondere Disziplin zu behandeln, so
                              									ist diese Trennung stets unnatürlich gewesen, weil gerade durch die Vereinigung
                              									beider Methoden die umfassendsten Ueberblicke und genauesten Ergebnisse gewonnen
                              									werden können, zudem namentlich mit Hilfe der letzteren auf raschestem und kürzestem
                              									Wege. Von diesem Grundsatze ging ersichtlichermassen der Autor der obigen
                              									verdienstlichen Arbeit aus, welche den Zweck hat, ein möglichst einfaches Verfahren
                              									für die Ermittelung der Stabspannungen bei Parallelgurt- und Parabelträgern
                              
                              									aufzustellen. Die zur Lösung dieser Aufgabe eingeschlagene Behandlungsweise ist klar
                              									und ausführlich; sie bleibt durchwegs auf elementarem Wege, so dass die Ableitungen
                              									auch von jenen Lesern unschwer verfolgt und erfasst werden können, welche sich auf
                              									dem Gebiete der Statik noch wenig geübt haben oder nicht geläufig mit den
                              									Hilfsmitteln der höheren Analysis arbeiten. Das 40 Druckseiten und drei
                              									Zeichnungstafeln umfassende Schriftchen wird allen denjenigen von Wert sein, welche
                              									sich mit dem Entwerfen und Berechnen von Trägern zu beschäftigen haben, darunter
                              									insbesonders jenen Bau- und Maschinentechnikern, die ihren Bildungsgang durch
                              									Gewerbeschulen genommen haben.
                           Russner,Elementare Experimentalphysik. I. Band. Hannover.
                              									Gebrüder Jänecke.
                           Der vorliegende I. Teil des auf fünf Bände berechneten Lehrbuchs behandelt die
                              									allgemeinen Eigenschaften der Körper, die allgemeinen Bewegungsgesetze, das
                              									praktische und das absolute Masssystem, die Mechanik starrer Körper und deren
                              									Molekularverhältnisse; den einzelnen Kapiteln ist eine Sammlung vollständig gelöster
                              									Aufgaben beigefügt; Text und Aufgaben werden durch zahlreiche, schön ausgeführte
                              									Figuren unterstützt. Das Buch ist hauptsächlich für technische Mittelschulen
                              									bestimmt; im Unterschied zu ähnlichen Lehrbüchern finden wir deshalb manche
                              									Einrichtungen darin beschrieben, welche für den Techniker besonderes Interesse
                              									haben; ebenso sind die Aufgaben vielfach technischen Gebieten entnommen. Da das Buch
                              									nicht zum Selbstunterricht, sondern zur Repetition des vom Lehrer Vorgetragenen
                              
                              									dienen soll, so konnte der Verfasser eine äusserst kurze und knappe
                              									Darstellungsweise wählen. Andererseits wäre dem Verfasser bei dem grossen Umfang,
                              									den er der Experimentalphysik gegeben hat, wohl kein Vorwurf gemacht worden, wenn er
                              									die Kapitel über Zusammensetzung der Kräfte und über Bestimmung der Schwerpunkte
                              									etwas ausführlicher behandelt hätte; wir vermissen z.B. die Konstruktion der
                              
                              									Resultierenden zu mehr als zwei Kräften, die Bestimmung des Schwerpunkts eines
                              									Trapezes und eines Konissektors – lauter Aufgaben, die dem Techniker häufig
                              									vorkommen. Die Resultierende zu zwei parallelen Kräften ist, wie in den meisten
                              									Physikbüchern, durch Hinzunahme zweier weiterer Kräfte konstruiert; ebenso einfach
                              									und leichter verständlich dürfte die Lösung durch Zerlegung der parallelen Kräfte in
                              									je zwei Komponenten, von denen zwei sich aufheben, ausgeführt werden. Mit wenigen
                              									Worten könnte dann von dieser Aufgabe aus auf das Seilpolygon übergegangen
                              									werden.
                           
                        
                           Zuschrift an die Redaktion.
                           (Unter Verantwortlichkeit des Einsenders.)
                           In Heft 2 Ihres geschätzten Journals vom 12. Januar d. J. finden wir unter den
                              									Mitteilungen über Die Dampfmaschinen der Pariser
                                 										Weltausstellung von Fr. Freytag u.a. eine
                              									Dampfmaschine von W. Bollinckx in Brüssel beschrieben,
                              									wobei ein an derselben angewendeter Dampfwasserableiter mit Hebelschwimmer besonders
                              									hervorgehoben wird.
                           Wir erlauben uns darauf hinzuweisen, dass wir diese Dampfwasserabieiter seit langen
                              									Jahren als Spezialität, unter dem Schutz des D. R. P. Nr. 40743 fabrizieren und
                              									überreichen ihnen anbei Abbildung nebst Beschreibung dieses Apparates.
                           Die Anwendung eines Luftventils, an Stelle des Hahnes und des Wasserstandszeigers an
                              									diesem Ableiter, ist unwesentlicher Natur.
                           Unser Dampfwasserabi eiter mit Hebelschwimmer und auswechselbarem Kegelventil ist
                              									sowohl für Wasserablauf ohne Druck mit freiem. Fall, als zum Hoch- und Fortdrücken
                              									des Wassers ohne Anwendung eines besonderen Rückschlagventils, nach Massgabe der
                              									Dampfspannung befähigt. Die Austrittsöffnungen sind, anderen Ableitern gegenüber,
                              									besonders gross.
                           Um ein breites und starkes Gelenk von Rotguss dreht sich T mit Ventil K, welches den Ausgang
                              
                              									verschliesst, und hieran schliesst sich der Hebel mit dem sehr kräftig gebauten,
                              									hart gelöteten, mit 12 at probierten Homogeneisenblechschwimmer Sch an.
                           Das Ventil ist leicht zugängig.
                           Besonders hervorzuheben ist die patentierte Anordnung der Trennung des Eingangs für
                              									Dampf und Wasser. Durch diese Trennung kommt Ruhe in die im Topf angesammelte
                              									Wassermenge, so dass der Schwimmer nicht tanzt, wie bei anderen derartigen Töpfen,
                              									die dann stossweise zuletzt Dampf und Wasser austreten lassen. Auch das Kochen des
                              									Wassers, welches diese Unruhe sonst erzeugt, ist wirksam dadurch vermieden.
                           Die ohne weiteres verständliche Wirkung dieses Ableiters ist eine durchaus sichere.
                              									Das sich im Ableiter ansammelnde Wasser muss stets abfliessen, sobald es den
                              									Schwimmer und damit das Ventil hebt. Dampfverlust ist aber ausgeschlossen, weil die
                              									Ausflussöffnung stets unter Wasser bleibt. Die verhältnismässig hohe Lage des
                              									Ventils sichert dasselbe vor Verschmutzung.
                           h ist ein Lufthahn, welcher bei Beginn des Betriebes
                              									kurze Zeit zu öffnen ist.
                           Mittels Handhabe H, welche an dem Hebel H1 sitzt, kann man das
                              									Ventil jederzeit willkürlich öffnen. Hinterwärts (unten bei O) befindet sich eine Ablassschraube.
                           Um dort, wo es sich darum handelt, zu Anfang des Betriebessehr grosse
                              									Wassermengen, die vollauf den anschliessenden Rohrquerschnitten entsprechen,
                              									entlassen zu können, ohne dass man zu einer zu grossen Topfnummer seine Zuflucht
                              									nehmen muss, werden die Dampfwasserabieiter mit Umlauf, wie in der unteren Figur
                              									dargestellt, hergerichtet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 164
                              E
                                 										Eingang. A Ausgang. Sch Schwimmer. K Auswechselbares
                                 										Kegelventil. h Lufthahn. H1 Anlüftevorrichtung zur
                                 										Entleerung.
                              
                           Der Eingang E und der Ausgang A sind übereinander in dieselbe Ebene und nach derselben Seite hin
                              									verlegt. An dem Eingang E ist ein Dreiwegehahn D und an dem Ausgang ein Rückschlagventil Z angeschlossen; Dreiwegehahn und Rückschlagventil sind
                              									wie gezeichnet verbunden. Wenn nun der Topf wie gewöhnlich arbeiten soll, so ist der
                              									Dreiwegehahn so gestellt wie gezeichnet, so dass aII geschlossen ist; das Wasser nimmt seinen
                              									Weg von E nach aI, geht durch den Topf in das eigentliche
                              									Ventil KV nach b, hebt den
                              									Kegel des Rückschlagventils Z und tritt bei A aus. Soll aber anfangs schnell viel Wasser entfernt
                              									werden, so ist die Umlaufleitung zu benutzen. Es wird der Dreiwegehahn so gestellt,
                              									dass er nach aI
                              									absperrt und nach aII öffnet; das Wasser geht dann von E nach
                              										aII über
                              										Z hinweg, indem es den Ventilkegel zudrückt, zum
                              									Ausgang A.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 164
                              
                           In dieser Stellung ist es nun auch möglich, nachdem man die Ablassschraube ZII entfernt
                              									(kann auch auf Wunsch durch einen Hahn ersetzt werden) und die Entleerung durch die
                              									Anlüftevorrichtung N bewirkt hat, ohne an der Leitung
                              									eine Störung zu verursachen und ohne den grossen Topfdeckel abschrauben zu müssen,
                              
                              									an das eigentliche Ventil KV behufs Reinigung oder
                              
                              									Auswechselung des Kegels K zu gelangen. Es ist dazu nur
                              									die Kappe M (Flansch 1 und
                              										2), welche mit vier Schrauben befestigt ist, zu
                              									entfernen. Das Ventil liegt dann ganz frei und kann nach Herausziehen des Bolzens
                              
                              										T leicht bedient werden.
                           Zu der beschriebenen Ausser- und Inbetriebsetzung der Umlaufleitung bedarf es also
                              									nur einer einzigen Handhabung bezw. einer einzigen Drehung des
                              									Stopfbüchsdreiwegehahnes D.
                           Hannover, 5. Februar 1901.
                           Hochachtungsvoll                                        
                                                             Dreyer,
                                 
                                 										Rosenkranz und Droop.