| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 180 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Ein auf deutscher Werft gebautes Kriegsschiff in der
                              									englischen Kriegsmarine.
                           Bis vor kurzer Zeit gab es eine ganze Anzahl von Schilfen, welche unter deutscher
                              									Kriegsflagge fuhren und britischen Werftetablissements entstammten. Dahin gehörten
                              									die Küstenverteidiger „Arminius“ und „Prinz Adalbert“, das Artillerieschulschiff „Renown“, die Jungensbriggs „Rover“ und „Musquito“, die Kadettenfregatte „Niobe“. Jetzt ist die Zahl der „Engländer“ in den
                              									deutschen Schiffslisten arg zusammengeschmolzen, und nur noch fünf Namen sind
                              									vorhanden, deren Träger von jenseits des Kanals stammen. Die Panzerkreuzer „König Wilhelm“, „Kaiser“ und „Deutschland“, das Wachtschiff „Kronprinz“ und das Divisionsboot „D 10“. Von diesen sind „Kaiser“ und „Deutschland“
                              									eigentlich für die Türkei bestimmt gewesen, 1894 angekauft, „D 10“ wurde erst 1900 abgenommen, so dass britische Werften
                              									seit Beendigung des grossen Krieges auf deutsche Bestellung nur ein einziges
                              									Fahrzeug geliefert haben, dessen Abnahme sich noch dazu recht lange hinzog, weil es
                              									die kontraktlich geforderte Leistung von 27,5 Meilen Fahrt nicht erfüllen konnte.
                              									Das aus England stammende Stationsfahrzeug zu Konstantinopel „Loreley“ ist als Kriegsschiff nicht zu rechnen. Dass England
                              									jemals einer deutschen Werft einen Auftrag auf Kriegschiffbau geben könnte, würde
                              									jeder Stockbrite für den grössten Niedergang seiner Nation ansehen, und solch ein
                              									Auftrag ist auch thatsächlich nie ergangen. Nichtsdestoweniger aber führt ein auf
                              									deutscher Werft erbautes Fahrzeug den britischen Unionsjack, und zwar der
                              
                              									Torpedobootzerstörer „Taku“, ein 280 t grosses,
                              
                              									über 30 Meilen schnelles Schiff, armiert mit vier 4,7-cm-Schnellladern von Krupp und zwei Torpedolancierrohren für Bronzetorpedos
                              									der Fabrik Schwarzkopf, Berlin-Tegel.
                           „Taku“ lief im Jahre 1898 auf der Werft von F. Schichau in Elbing ab. Es ist die „Taku“ eine Eroberung Englands oder vielmehr
                              									eine Besetzung, denn sie lag ohne Dampf und ohne Bemannung da und wehrte sich nicht
                              									als man sie fortnahm. Das geschah gelegentlich der Eroberung der Takuforts an der
                              									Mündung des Pei-ho und da sich die verschiedenen Nationen in die an Schiffen
                              									gemachte Beute teilten, fiel England das in Deutschland gebaute Fahrzeug „Hai-Lung“ zu, das nun unter dem Namen „Taku“ als „genommenes“ Schiff die
                              									britische Flagge führt. Die ehemalige „Hai-Lung“
                              									hat eine berühmte Vergangenheit hinter sich. Sie lief im September 1898 zwischen
                              									Pillau und Brüstenort bei der Probefahrt 35,2 Meilen in derStunde im
                              										MittelMitt. aus d. Geb. d. Seewesens, 1. 1899; Deutsche Marine-Rundschau, 10. 1898, gibt 35,07
                                    											Meilen an. und schlug mit dieser abnormen Leistungweit alle
                              									damals schwimmenden Seefahrzeuge einschliesslich der englischen „Turbinia“ mit Dampfturbinenmaschinen. Es waren
                              									vier solcher Fahrzeuge bei Schichau bestellt: „Hui-Nju“, „Hai-Hoa“, „Hai-Lung“,
                                 											„Hai-Tsching“ (Ching). Alle wiesen vorzügliche Fahrtleistungen
                              									auf und gingen anstandslos nach China, so dass die Fahrt der deutschen grösseren
                              									Fahrzeuge „S 90“, „S 91“, „S 92“
                              
                              									zum Geschwader in Ostasien eigentlich als besondere Leistung gerade nicht
                              									hervorgehoben zu werden braucht. „Hai-Lung“
                              									heisst jetzt unter britischer Flagge „Taku“, –
                                 											„Hai-Tsching“ fiel den Deutschen zu, führt die deutsche Flagge
                              									und heisst – ebenfalls „Taku“. Die Franzosen
                              									besitzen ein drittes, jetzt „Tacou“ benannt.
                           
                              F. E.
                              
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Artaria's Eisenbahnkarte von
                                 
                                 										Oesterreich-Ungarn mit Stationsverzeichnis 1901. Vierte Neubearbeitung.
                              									Wien 1901. Artaria und Co.
                           Die seit einer langen Reihe von Jahren in Handels- und Speditionskreisen, bei
                              									Eisenbahnen, Militär und an kommerziellen Lehranstalten aufs beste eingeführte und
                              									von Reisenden vorzugsweise gewählte „Artarid's
                                 
                                 										Eisenbahn- und Postkarte von Oesterreich-Ungarn und den nördlichen
                                 										Balkanländern“ erscheint für das neue Jahr (1901) in modernem Gewände, mit
                              									neuer künstlerischer Umschlagzeichnung. – Der Karte selbst ist eine im
                              
                              
                              									geographischen Institute der Verlagsfirma ganz neu angefertigte Zeichnung zu Grunde
                              									gelegt, die die frühere Ausgabe an Grosse nicht unbedeutend übertrifft (87 : 117).
                              									Dadurch konnten die sich von Jahr zu Jahr mehrenden neuen Linien bezw. die
                              									zahlreichen neuen Stationen in deutlicher und lesbarer Weise aufgenommen werden.
                              									Hervorzuheben ist noch die grosse südöstliche Ausdehnung bis Konstantinopel, die
                              									genauen Distanzangaben in Tarif kilometern, spezielle Bezeichnungen für doppel- und
                              									eingeleisige Bahnen im Betrieb und im Bau, für Personenpost- (in Kilometern) und
                              									Dampfschiffrouten.