| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 194 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Holzbauten in den Kriegsmarinen zu Anfang der Jahre 1891
                              									und 1901.
                           Als am 1. Mai 1898 das Geschwader der Vereinigten Staaten von Nordamerika unter
                              									Kontreadmiral Devey, das in der Bai von Manila bei
                              									Cavite verankerte, den Amerikanern in keiner Weise gewachsene spanische Geschwader
                              									unter Admiral Montojo zusammenschoss, verbreitete sich
                              
                              									– auch durch Fachblätter unterstützt – die Nachricht, die spanischen Schiffe seien
                              									Holzschiffe gewesen, und auch später erfolgende Berichtigungen haben in weiteren
                              									Kreisen an dieser Auffassung, die beispielsweise auch unter den Besatzungen der
                              									Schiffe des deutschen Kreuzergeschwaders allgemeine Verbreitung fand, wenig
                              									geändert; man stellte eben die Flotte Spaniens als vernachlässigt hin – folglich
                              									musste sie zahlreiche Holzschiffe haben. In Wirklichkeit war beim spanischen
                              									Manila-Geschwader ein einziges Holzschiff, und dieses
                              									hatte der Admiral vor dem Gefecht auf den Grund setzen lassen, um es als Batterie zu
                              									benutzen. Es war das die alte Korvette „Castilla“ von 3260 t Deplacement, abgelaufen im Jahre 1872, und in
                              									der gesamten Flotte Spaniens gab es damals, Anfang 1898, überhaupt nur drei Schiffe ausser Schul- und
                              									Kasernenfahrzeugenvon mehr als 300 t, die aus Holz konstruiert waren, nämlich
                              									die Schwestern der „Castilla“, die Korvetten „Aragón“ und „Navarra“, die aber zur Zeit der Katastrophe sich in Spanien
                              									befanden, so dass auch im Antillenmeer Holzschiffe der Spanier gegen die Amerikaner
                              									nicht gefochten haben. Die Fregatte „Asturias“
                              									der Marineakademie, das Jungenschulschiff „Vilia de
                                    											Bilbao“ und die Kasernenschiffe „Almansa“ und „Gerona“
                              									können zur Aktionsflotte eben so wenig gerechnet werden, wie vier ganz kleine, für
                              									die Kolonien als Patrouilleure bestimmte Kanonenboote von 20 bis 36 t, Boote, welche
                              									die Amerikaner für ihren Philippinenkrieg dringend benötigen und, wo immer
                              									erlangbar, aufkaufen. Noch im Jahre 1891 besass Spanien 42 hölzerne Schiffe von
                              									zusammen 37141 t Wasserverdrängung, im Jahre 1901 dagegen zwei Schulschiffe, „Villa de Bilbao“ und „Asturias“, von zusammen 2875 t Deplacement. In anderen Marinen
                              									hat man den Holzbau weit länger als in Spanien gepflegt, und seine Anhänger in
                              									Frankreich sind erst in den letzten beiden Jahrzehnten geschwunden. Im Jahre 1891
                              									besass die Flotte Frankreichs nicht weniger als 18 Schlachtschiffe auf Holz
                              									gepanzert und darunter solche von stattlicher Grosse, so „Marengo“, „Ocean“, „Suffren“ von 7750 t, „Colbert“, „Trident“von 8460 t,
                              											„Richelieu“ von 8770 t aus den Jahren
                              									1868 bis 1875, aber es gab noch jüngere, so „Bayard“, 5990 t von 1880 und „Turenne“, 6400 t vom Jahre 1879. Dazu kamen 23 Kreuzer aller
                              									Grossen, 19 Avisos, 16 Transportavisos, 5 Kanonenboote und 3 Transportschiffe, so
                              									dass noch vor einem Jahrzehnt Frankreichs Kriegsmarine im aktiven Dienst in erster
                              									Linie 84 Holzschiffe von 193599 t Deplacement besass,
                              
                              									also eine gewaltige Menge veralteten Gerumpels. Und die Vorliebe französischer
                              									Schiffbauer der 60er und 70er Jahre für Holzbauten wird noch auffallender, wenn man
                              									bedenkt, dass die 17 nennenswerten Marinen – ausser Frankreich – zur genannten Zeit
                              									zusammen zwar 208 Holzschiffe zählten, jedoch nur von 258929 t Deplacement. Frankreich besass also 1891 fast so viel Holzkonstruktionen
                                 										in seiner Kriegsflotte, wie alle anderen Flotten zusammengenommen! Was
                              									diese anderen Flaggen anbelangt, so stellt sich das Verhältnis folgendermassen:
                           
                              
                                 1. Vereinigte Staaten von    Nordamerika
                                 24
                                 Schiffe
                                 von
                                 38732 t
                                 Depl.
                                 
                              
                                 2. Spanien
                                 42
                                 „
                                 „
                                 37141 t
                                 „
                                 
                              
                                 3. Oesterreich-Ungarn
                                 21
                                 „
                                 „
                                 31910 t
                                 „
                                 
                              
                                 4. Italien
                                 19
                                 „
                                 „
                                 28594 t
                                 „
                                 
                              
                                 5. Russland
                                 9
                                 „
                                 „
                                 19776 t
                                 „
                                 
                              
                                 6. Grossbritannien und Ir-    land mit Kolonien
                                 10
                                 „
                                 „
                                 17732 t
                                 „
                                 
                              
                                 7. Japan
                                 11
                                 „
                                 „
                                 13750 t
                                 „
                                 
                              
                                 8. Brasilien
                                 18
                                 „
                                 „
                                 13244 t
                                 „
                                 
                              
                                 9. Portugal
                                 11
                                 „
                                 „
                                 9857 t
                                 „
                                 
                              
                                 10. Deutsches Reich
                                 11
                                 „
                                 „
                                 9448 t
                                 „
                                 
                              
                                 11. Norwegen
                                 5
                                 „
                                 „
                                 9235 t
                                 „
                                 
                              
                                 12. Schweden
                                 11
                                 „
                                 „
                                 8918 t
                                 „
                                 
                              
                                 13. China
                                 5
                                 „
                                 „
                                 6120 t
                                 „
                                 
                              
                                 14. Niederlande
                                 4
                                 „
                                 „
                                 6072 t
                                 „
                                 
                              
                                 15. Dänemark
                                 4
                                 „
                                 „
                                 4770 t
                                 „
                                 
                              
                                 16. Chile
                                 3
                                 „
                                 „
                                 3630 t
                                 „
                                 
                              
                                 17. Argentinien
                                 –
                                 „
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 208
                                 Schiffe
                                 von
                                 258929 t
                                 Depl.
                                 
                              
                                 Dazu Frankreich mit
                                 84
                                 „
                                 „
                                 193599 t
                                 „
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe der Holzschiffe
                                    											derKriegsflotten 1891
                                 292
                                 Schiffe
                                 von
                                 452528 t
                                 Depl.
                                 
                              
                           Bei England ist zu bemerken, dass sich unter den angeführten neuen Schiffen fünf
                              									Jachten und dazugehörige Tender befinden, so dass England in Berücksichtigung seines
                              									grossen schwimmenden Materials so gut wie keine Holzschiffe 1891 besessen hat.
                           Die Marine des Deutschen Reiches führte damals in ihren Listen noch 11 Holzbauten,
                              									obwohl gerade sie schnell zum Eisenbau übergegangen war, und das einzige eiserne
                              									Schiff, das in dem Seegefecht von Helgoland 1864 mitfocht, war der „Preussische Adler“. Diese 11 Schiffe waren:
                              									Kreuzerkorvette „Freya“ von 2017 t, im Jahr 1874
                              									auf der kaiserlichen Werft Danzig abgelaufen, 1897 verkauft. Glattdeckkorvetten „Ariadne“ und „Luise“ von 1719 t, abgelaufen zu Danzig am 21. Juli 1871 und
                              									am 16. Dezember 1872. „Ariadne“ wurde am 6.
                              
                              									Oktober 1891 verkauft und brachte 35557 M., „Luise“ kam erst 1897 zum Verkauf. Glattdeckkorvette „Victoria“, 1825 t, lief 1864 bei Armand in Bordeaux ab und wurde nach 1891 gestrichen.
                              									Kanonenboote „Albatross“ und „Nautilus“ von 716 t Wasserverdrängung, 1871 in
                              									Danzig zu Wasser gebracht, sind Anfang der 90er Jahre gehulkt, ein hölzernes zu Kiel
                              									gebautes Versuchstorpedoboot „H 1“ wurde
                              									gestrichen. Die anderen vier Schiffe und Fahrzeuge sind noch vorhanden.
                           Im Laufe des verflossenen Jahrzehnts hat natürlich die Zahl der aus Holz
                              									konstruierten Kriegsschiffe sehr bedeutend abgenommen, da nur ganz besondere
                              									Verhältnisse Veranlassung zur Inangriffnahme von Bauten aus diesem Material geben.
                              									Frankreich allein legte den Transportaviso „Vaucluse“, 1613 t, auf; er ist noch nicht zu Wasser gebracht. Die
                              									hölzernen Transportavisos haben sich ihrer Wohnlichkeit wegen als Stationäre so
                              									bewährt, dass man sich anscheinend schwer entschliesst, auch bei dieser
                              									Schiffsklasse, die 1901 zehn Schiffe umfasste, von denen nur eins Eisenbau mit
                              									Holzbeplankung ist, zum Metallbau überzugehen. Sonst hat kein Staat ein Holzschiff
                              									hergestellt, und somit sind sie, soweit noch vorhanden, vollständig auf den
                              									Aussterbeetat gesetzt und werden nach einem Jahrzehnt nur noch in ganz vereinzelten
                              									Exemplaren vorhanden sein, wenn auch das Holz als Baumaterial keineswegs
                              
                              									verschwindet, denn als Isolierschicht zwischen Kupferung und Schiffskörper wird es
                              									sich schwerlich durch eines der neuen Holzersatzpräparate verdrängen lassen.
                              									Zahlreiche gekupferte Schiffe zu besitzen, stellt sich aber nach wie vor als
                              									notwendig heraus. So wird es sich höchst wahrscheinlich nicht umgehen lassen, die
                              									vier Linienschiffe des deutschen, nach China gesandten Panzergeschwaders, die nicht
                              									gekupfert sind, vor der Rückreise docken zu müssen, und da Deutschland weder in
                              									Ostasien noch sonst ausserhalb seiner heimischen Gewässer ein Dock besitzt, so ist
                              									man entweder auf die Freundlichkeit der Engländer zuHonkong und Shanghai
                              
                              									angewiesen, oder auf die der Russen zu Wladywostock, der Japaner zu Yokosuku, der
                              									Amerikaner zu Manila, welch letztere Anlage aber zu klein ist, endlich der Franzosen
                              									zu Saigon.
                           Wenn man die bei Beginn des Jahres 1901 in den Marinen vorhandenen Holzschiffe
                              									zusammenstellt, ergeben sich nachstehende Zahlen, wozu aber bemerkt werden muss,
                              
                              									dass mit verschwindenden Ausnahmen diese Schiffe als Jachten oder zu Schulzwecken
                              									dienen, oder aber als zweite oder dritte Reserve liegen.
                           
                              
                                   1. Frankreich
                                 15
                                 Schiffe
                                 von
                                 17370 t
                                 Depl.
                                 
                              
                                   2. Vereinigte Staaten von      Nordamerika
                                 8
                                 „
                                 „
                                 12179 t
                                 „
                                 
                              
                                   3. Schweden
                                 9
                                 „
                                 „
                                 8728 t
                                 „
                                 
                              
                                   4. China
                                 8
                                 „
                                 „
                                 8850 t
                                 „
                                 
                              
                                   5. Japan
                                 7
                                 „
                                 „
                                 7417 t
                                 „
                                 
                              
                                   6. Oesterreich-Ungarn
                                 3
                                 „
                                 „
                                 6890 t
                                 „
                                 
                              
                                   7. Portugal
                                 9
                                 „
                                 „
                                 6246 t
                                 „
                                 
                              
                                   8. Brasilien
                                 13
                                 „
                                 „
                                 5926 t
                                 „
                                 
                              
                                   9. England mit Kolonien
                                 5
                                 „
                                 „
                                 5236 t
                                 „
                                 
                              
                                 10. Italien
                                 10
                                 „
                                 „
                                 3140 t
                                 „
                                 
                              
                                 11. Spanien
                                 2
                                 „
                                 „
                                 2884 t
                                 „
                                 
                              
                                 12. Norwegen
                                 2
                                 „
                                 „
                                 2607 t
                                 „
                                 
                              
                                 13. Dänemark
                                 2
                                 „
                                 „
                                 1890 t
                                 „
                                 
                              
                                 14. Deutschland
                                 4
                                 „
                                 „
                                 627 t
                                 „
                                 
                              
                                 15. Chile
                                 1
                                 „
                                 „
                                 600 t
                                 „
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe der Holzschiffe
                                    											derKriegsflotten 1901
                                 98
                                 Schiffe
                                 von
                                 80590 t
                                 Depl.
                                 
                              
                           Die Marinen von Russland, Argentinien und die der Niederlande besitzen Holzschiffe
                              									nicht mehr. Die Flotte der Türkei ist in beiden Tabellen unberücksichtigt geblieben.
                              									Sie zählt sehr viele Schiffe und darunter eine Menge Holzbauten, doch ist von dem
                              									grossen schwimmenden Material ein ganz winziger Teil, vielleicht 5%, seeklar zu
                              									machen.
                           Es geht aus den Tabellen hervor, dass innerhalb des letzten Jahrzehnts eine enorme
                              									Streichung der Holzschiffe in den Kriegsmarinen stattgefunden hat, nicht weniger als
                              									194 Schiffe von 361928 t sind aus den Listen der seegehenden Schiffe verschwunden,
                              
                              									und der verbleibende Rest thut Dienst als Jachten, wie bei England, dessen fünf
                              									angeführte Holzbauten durchweg Jachten sind – „Victoria
                                    											and Albert“, „Alberta“, „Osborne“, „Elfin“,
                                 											„Wildfire“ –, als Hafenschiffe oder als Schulschiffe, von denen
                              									man weite Reisen nicht mehr verlangt. Frankreich allein hat von seiner grossen noch
                              									1891 vorhandenen Holzflotte, bestehend aus Schiffen aller Klassen, in dem Jahrzehnt
                              									69 Schiffe von 176229 t Deplacement gestrichen, darunter alle 18 Schlachtschiffe von
                              									99590 t Deplacement, und was diese Zahlen bedeuten, muss man sich klar machen, indem
                              									man ihnen die gegenwärtig aktive, deutsche Linienschiffflotte vergleichsweise
                              									gegenüberstellt. Dieselbe zählt jetzt, Ende Februar, 6 Linienschiffe von 62552 t
                              									seeklar, und wenn man galanter-, aber kaum berechtigterweise die 4 Schiffe der
                              
                              										„Sachsen“-Klasse hinzurechnet, 10 Schiffe von 92024 t. Erst wenn
                              									demnächst „Kaiser Wilhelm der Grosse“ in Dienst
                              									gestellt werden kann, ist die Schlachtflotte des Deutschen Reiches 1901 etwas
                              									stärker als die Flotte der auf Holzkonstruktion gepanzerten Schlachtschiffe der
                              									französischen Republik vor 10 Jahren. Deutschland hat noch 2 hölzerne Torpedoboote
                              									von Yarrow mit Spierenausrüstung, die längst als
                              									Torpedoboote keinen Dienst thun und zu Hafenzwecken verwendet werden, dann den 202 t
                              									grossen Tender „Hay“ und die 353 t grosse „Grille“, die erste preussische Königs- und
                              									später deutsche Kaiserjacht, 1857 bei Normand in Havre
                              									vom Stapel gelaufen und wohl zum grossen Teil aus Pietät erhalten. Sie dient als
                              									Vermessungs- und Instruktionsschiff für Offiziere und kreuzt im Sommer in der
                              									Ostsee.
                           Spaniens 1891 noch zahlreichen Holzschiffe, zum grössten Teil von kleinen Abmessungen
                              									aber wohlklingenden Namen, sind, weil nach dem Verlust der Kolonien zwecklos,
                              
                              									verkauft oder abgebrochen worden. Die Vereinigten Staaten, welche durch den langen
                              									Widerstand der Philippinos in die Lage gekommen sind, viele kleine, flachgehende
                              									Schiffe dort zu gebrauchen, haben zahlreiche Eisen- und Stahlkanonenboote von
                              									Spanien gekauft, aber keine hölzernen. Nach einem weiteren Jahrzehnt dürfte der
                              									Holzbau aus den Kriegsflotten so gut wie verschwunden sein, und das trotz mancherlei
                              									Vorzüge, namentlich in Bezug auf Wohnlichkeit.
                           
                              F. E.
                              
                           
                        
                           Neue Stossschwelle.
                           Nachdem man vom festen Stosse wegen der ihm anhaftenden Mängel allgemein zum sogen,
                              									schwebenden Stosse übergegangen war, suchte man die Unterbrechung des
                              									Schienengeleises an der Stossfuge durch Verwendung von bedeutend verstärkten, von
                              
                              									einer zur anderen Stossschwelle reichenden Laschen auszugleichen, um so dem Gestänge
                              									die erforderliche Widerstandsfähigkeit zu geben.
                           Solange eine derartige Verbindung neu ist und namentlich die Laschenanlagen noch
                              									nicht abgenutzt sind, befährt sich der Stoss gut und sanft, indessen durch die beim Befahren
                              									des Geleises auftretende fortgesetzte ungleichzeitige Belastung erst der einen und
                              									dann der anderen Seite der Stossverbindungen und der daraus resultierenden, ganz
                              									bedeutenden Beanspruchung der Laschen und Schrauben, lockern sich diese sehr bald
                              
                              
                              									und die gelockerten Laschen sind dann nicht mehr im stande, den einseitigen Druck so
                              									unmittelbar zu übertragen, dass die Höhenlage der Schienenenden eine gleiche bleibt.
                              									Die Folge davon sind heftige Stösse und Schläge beim Befahren, sowie ein rapider
                              									Verschleiss der Laschenkammern, so dass sehr bald, selbst durch häufiges Nachziehen
                              									der Laschenschrauben, die Verbindung nicht mehr betriebsfähig erhalten werden kann.
                              									Da auch die beiden Stossschwellen dieser ungünstigen Wechselbewegung unterworfen
                              									sind, so wird die Bettung unter denselben stark in Mitleidenschaft gezogen und die
                              
                              									Schwellen büssen sehr bald ihre feste Lage ein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 196
                              
                           Durch die auf den Vorschlag eines alten gewiegten Eisenbahntechnikers, Geheimrat Hilf, in grösserem Umfange zur Verwendung gelangten
                              									sogen. Langschwellen wurden zwar die oben erwähnten Mängel beseitigt, indessen
                              									musste von einer allgemeinen Einführung dieses Systems Abstand genommen werden,
                              									einmal, weil sich die Unmöglichkeit herausstellte, die beiden Schienenstränge ohne
                              									entsprechende Querverbindung in gleicher Höhenlage zu halten, und ferner, weil sich
                              									unter jeder Langschwelle gewissermassen ein Damm in der Bettung bildete, welcher den
                              									seitlichen Abfluss des Wassers verhinderte.
                           Man suchte nunmehr auf der Grundlage des schwebenden Stosses nach Mitteln und Wegen,
                              									die diesem anhaftenden Mängel zu beseitigen, aber weder der zu diesem Zwecke
                              									eingeführte Blattstoss, noch die sogen. Stossfangschienc haben die bezüglich
                              									derselben gehegten Erwartungen erfüllt, wie dies auch jüngst in den im „Berliner Verein für Eisenbahnkunde“ gepflogenen
                              
                              									Verhandlungen zum Ausdruck gekommen ist.
                           Der Blattstoss hat den Nachteil, dass bei nicht ganz vorzüglichem Schienenmaterial
                              									die Schienen an den Ueberplattungs-stellen sehr stark abnutzen und frühzeitiger als
                              									sonst ausgewechselt werden müssen, und dass ferner die Anfräsung der Schienen, sowie
                              									der Umstand, dass die Stege bedeutend dicker, die Schienen also schwerer werden
                              									müssen, den Oberbau wesentlich verteuert.
                           Einer allgemeinen Einführung der Stossfangschiene steht die mehrfach in jenen
                              									Verhandlungen anerkannte Thatsache entgegen, dass die Abnutzung der Räder eine zu
                              									ungleichmässige ist und daher das zu vermeidende Schlagen in noch grösserem Masse
                              									auftritt, als ohne diese Fangschienen, selbst dann, wenn man dieselben reichlich
                              									lang und mit geringer Neigung herstellt.
                           Die der Kalker Werkzeugmaschinenfabrik L. W. Breuer,
                                 										Schumacher u. Co. in Kalk bei Köln a. Rh. unter D. R. P. Nr. 102912
                              									geschützte, gekuppelte und in obenstehender Figur abgebildete Stossschwelle scheint
                              
                              									nun in besonderem Masse geeignet, die dem schwebenden Stosse anhaftenden Mängel zu
                              									beseitigen und die Vorteile dieses und des Hilf'schen
                              									Systemes zu vereinigen.
                           Sie besteht aus zwei (oder mehreren) durch starke unter den Schienen hergehende,
                              									schwellenförmige Zwischenbrücken verbundenen Querschwellen, die mit diesen
                              									Zwischenbrücken aus einem starken Flusseisenblech warm ausgepresst sind, also ein
                              									einziges, starres Ganzes bilden. Je nachdem fester oder schwebender Stoss bevorzugt
                              									wird, und die Schienen mit oder ohne Hakenplatten auf den Schwellen befestigt werden
                              									sollen, kann die Oberfläche der Zwischenbrücken in gleiche Höhe, tiefer oder höher
                              									gelegt werden, wie diejenige der eigentlichen Schwellen, ohne dass die Herstellung
                              									dadurch erschwert wird.
                           Bei dieser Konstruktion geschieht die Druckübertragung der einseitigen Belastung der
                              									Stossverbindung grösstenteils durch die Stossschwellen, denn diese, nunmehr in ihren
                              									Bewegungen voneinander abhängig, treten gleichzeitig in Funktion, sobald die Räder
                              									sich vor der Stossfuge befinden. Dadurch wird die Laschenverbindung ganz wesentlich
                              									entlastet und naturgemäss ihre Haltbarkeit und Betriebsfähigkeit bedeutend
                              									vergrössert. Die Wechselbewegung der beiden Einzelstossschwellen mit ihrem
                              									nachteiligen Einflüsse auf die Bettung wird beseitigt, daher werden die
                              									Unterhaltungskosten vermindert, die heftigen Schläge beim Befahren werden vermieden
                              									und eine grössere Betriebssicherheit wird herbeigeführt.
                           Ein weiterer, wesentlicher Vorteil der neuen Schwelle besteht in dem Umstände,
                              									dass dieselbe bei allen bestehenden Oberbausystemen Verwendung finden kann, ohne
                              									dass dadurch eine Abänderung des übrigen vorhandenen Geleismaterials erforderlich
                              									wird; ebenso können die Schwellenin jeder beliebigen Form und Grosse hergestellt
                              									werden.
                           Infolge der oben erwähnten Entlastung der Laschen können diese leichter und einfacher
                              									gemacht werden, wodurch sich die Beschattungskosten hierfür bedeutend verringern, so
                              									dass die Mehrkosten einer gekuppelten Stossschwelle gegenüber zwei einzelnen
                              									Schwellen, die bei den dauernden, bedeutenden Vorteilen überhaupt nicht in Betracht
                              									kommen, hierdurch zum Teil schon aufgewogen werden.
                           In einem von Bahnmeister Schwarzbeck, Cobern a. d. M.,
                              									im Saarbrücker Bahnmeistervereine gehaltenen Vortrage weist dieser unter anderem
                              									auch auf die günstige Beeinflussung der Schienenwanderung durch die Doppelschwellen
                              
                              									hin. Wir entnehmen dem Vortrage wörtlich:
                           
                              „Ein Wandern der Geleise wird nicht mehr in dem Umfange stattfinden wie bisher,
                                 										weil die Doppelquerschwellen der rollenden Schubkraft des Zuges eine grössere,
                                 
                                 										kastenartig geschlossene Kiesbettung entgegensetzen, als die einzelnen, durch
                                 										Laschen gekuppelten, aber in sich verschiebbaren Querschwellen jetziger Art. Das
                                 										Verschieben der Geleise aus dem Winkel wird nicht mehr in dem Masse wie bisher
                                 										möglich sein, weil durch die Doppelschwellen jeder Schienenstoss in sich eine
                                 										grössere Steifigkeit erhält, als dies jetzt der Fall ist, ohne dass dadurch ein
                                 										nachteiliger Einfluss auf die Wärmelücken ausgeübt wird.“
                              
                           Die günstigen Ergebnisse der bis heute mit den gekuppelten Stossschwellen
                              									angestellten praktischen Versuche lassen schon jetzt erkennen, dass mit der
                              
                              									allgemeinen Einführung derselben ein ganz bedeutender Schritt weiter gethan sein
                              									wird in der Erreichung des Zieles, eine Stossverbindungskonstruktion zu besitzen,
                              									die bezüglich Haltbarkeit, Stabilität und Gewähr für eine ruhige stossfreie Fahrt
                              
                              									den stets sich steigernden Anforderungen des Massenverkehrs gewachsen ist.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Technische Mechanik, Ein Lehrbuch
                              									der Statik und Dynamik für Maschinen- und Bauingenieure. Herausgegeben von Ed. Autenrieth, Oberbaurat und Professor an der K.
                              									Technischen Hochschule in Stuttgart. Mit 327 in den Text gedruckten Figuren. Berlin.
                              									Julius Springer.
                           In diesem für Maschinen- und Bauingenieure bestimmten Lehrbuch der Mechanik ist aus
                              									praktischen Gründen zunächst die Statik in der für den Ingenieur erforderlichen
                              									Ausführlichkeit dargelegt und hierauf im Zusammenhang mit der Statik die Dynamik
                              
                              									unter Benutzung der dem Ingenieur zu Gebote stehenden mathematischen Hilfsmittel
                              									behandelt, aber nicht vom Standpunkte des Mathematikers aus, als analytische
                              									Mechanik, bei der es vornehmlich auf die Entwicklung allgemeiner Theorien und
                              									weniger auf die praktischen Anwendungen ankommt, sondern den Bedürfnissen des
                              									Technikers entsprechend, als technische Dynamik, in welcher eben diese Anwendungen
                              									die Hauptrolle spielen.
                           Bezüglich der Dynamik kann man häufig wahrnehmen, dass Ingenieure, welchen statische
                              									Berechnungen keinerlei Schwierigkeiten bereiten, bei dynamischen Fragen sich
                              									unsicher fühlen. Thatsächlich ist die Dynamik, obgleich zahlreiche technische
                              									Aufgaben zu ihrer Lösung der erwähnten Wissenschaft bedürfen, noch nicht so zum
                              
                              									Gemeingut der Ingenieure geworden, wie die Statik. Der Verfasser, der durch eine
                              
                              									langjährige Lehrthätigkeit an der Stuttgarter technischen Hochschule mit der
                              									entsprechenden Erfahrung ausgerüstet ist, hat deswegen in seinem Buche auf die
                              									Dynamik und ihre Anwendungen ganz besonders sein Augenmerk gerichtet und es sich zur
                              									Aufgabe gemacht, dieser Disziplin in dem vorliegenden Werke durch eine praktische,
                              									möglichst fassliche, aber trotzdem streng wissenschaftliche Darlegung noch weiteren
                              									Eingang bei den Ingenieuren zu verschaffen.
                           Das vorliegende bedeutende Werk des bekannten Verfassers sei hiermit allen
                              
                              									Studierenden, sowie auch den in der Praxis stehenden Maschinen- und Bauingenieuren
                              									bestens empfohlen.