| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 227 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Verbunddampfturbine System Seger.
                           Auf der Pariser Ausstellung 1900 befand sich in der Maschinenhalle eine besondere Art
                              									von Dampfturbinen, die eine von 10, die andere von 17 PS, über deren Bauart und
                              
                              									Leistungen einige Mitteilungen nach dem „Génie
                                    										Civil“ folgen mögen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 227
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 227
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 227
                              Fig. 3.
                              
                           Die Verbunddampfturbine System Seger besteht in der
                              									Hauptsache aus zwei Scheiben a und b (Fig. 1), die auf zwei
                              
                              									unabhängigen Wellen, deren eine in der Verlängerung der anderen liegt, sitzen. Die
                              									beiden unter sich durch eine Scheidewand getrennten Motorscheiben sind in ein und
                              									dasselbe Gehäuse eingeschlossen, das für die dem Dampfeintritt dienenden Oeffnungen
                              									durchbohrt ist. Die Vorderseiten der Turbinenscheiben zeigen einen geringen
                              									Spielraum zwischen den Gehäuseflächen und der Scheidewand. Unter Dampfdruck laufen
                              									die mit den Turbinenschäufelchen besetzten Scheiben in entgegengesetztem Sinne und
                              									mit verschiedener Geschwindigkeit um. Die Wellen c und
                              										d tragen die Riemenscheiben e und f, deren Durchmesser in
                              									Uebereinstimmung mit der Geschwindigkeit der Scheiben ebenfalls unter sich
                              									verschieden sind. Ein gemeinschaftlicher Riemen, der über die Scheiben gelegt ist,
                              									treibt mittels zweier grosser Riemenscheiben g und h die Motorwelle i, welche
                              									im Unterbau des Turbinengestelles (Fig. 1 und 2) gelagert ist. Die vordere Scheibe sitzt auf einer
                              
                              									unabhängigen Achse, die in senkrechter Richtung mittels des Gleitstückes l verstellt werden kann und dazu dient, dem Riemen die
                              									verlangte Spannung zu geben. Die zweite hinter dieser Spannrolle sitzende
                              									Riemscheibe erhält von den auf der Turbinenwelle aufgekeilten Scheiben die durch den
                              									Riemen übertragene Kraft. Diese zweite Riemscheibe ist auf der Hauptwelle
                              									aufgekeilt, die ausserhalb des Gestelles gleichzeitig eine andere Scheibe h trägt, um die Bewegung weiterzuleiten. Der
                              									Riementrieb mit Spannrollen ergibt eine stossfreie, geräuschlose Uebertragung.
                           Das Auseinandernehmen und Zusammensetzen der Turbine vollzieht sich rasch.
                           Die Anwendung zweier Laufradscheiben in der Turbine Seger ist in wirtschaftlichen Rücksichten begründet; bei Verwendung einer
                              									Turbine mit einer einzelnen Treibscheibe entweicht der Dampf mit beträchtlicher
                              									Geschwindigkeit, d.h. mit einer noch nicht ausgenutzten lebendigen Kraft. Hier
                              									durchströmt der Dampf beim Austritt aus der ersten Schaufel reihe den Raum zwischen
                              									der Scheidewand und stösst auf die zweite Scheibe, welcher er eine
                              									Umdrehungsbewegung mitteilt (Fig. 3).
                           Auf diese Weise wird eine Turbine nach neuem System erhalten, die den Namen Verbundturbine verdient und sich aus einem Schaufelkranz mit hohem und einem solchen mit niederem Druck zusammensetzt. Dieses System mit
                              									zwei in entgegengesetztem Sinne umlaufenden Turbinenscheiben bezweckt, an der Anzahl
                              									Düsen oder den Leitkanälen, welche die Dampfgeschwindigkeit beträchtlich
                              									herabziehen, demzufolge auch seine mechanische Arbeit vermindern, zu sparen.
                           Der Betrieb der Verbundturbine ist folgender: Der durch ein am Gehäuse sitzendes
                              
                              									Regelventil eingeführte Dampf kommt bei einer bestimmten Anzahl Mundstücke, die ihn
                              									im Sinne der gewünschten Kraftleistung regeln, an, gelangt zwischen die Schaufeln
                              									der ersten Scheibe mit grosser Geschwindigkeit, ändert in dieser seine Richtung,
                              									tritt unmittelbar in die zweite, die eine verminderte Geschwindigkeit besitzt, ein,
                              									um nach Verlassen derselben frei zu entweichen. Beim Durchfluss erteilt der Dampf
                              									jeder der beiden Scheiben eine Umdrehungsbewegung in entgegengesetztem Sinne. Der
                              									das Einströmungsventil bethätigendeRegulator wird von der Welle mit grosser
                              									Geschwindigkeit angetrieben. Der geräuschlose und gleichförmige Gang des Motors
                              									macht ihn zu unmittelbarer Verkupplung mit Lichtmaschinen geeignet und stellt
                              									überdies den Vorteil geringer Rauminanspruchnahme dar.
                           Von besonderem Interesse ist die genaue Feststellung des Dampfverbrauches und der
                              									Leistung, und erstreckten sich die dynamometrischen Versuche sowohl auf den Gang mit
                              									Kondensation, als auch mit freiem Auspuff.
                           Beim Betrieb mit Kondensation ergab sich an einer Turbine von 60,85 PS bei 8,5 at
                              									Dampfdruck ein Dampf verbrauch von 10,5 kg pro 1 PSe.
                           Die Umdrehungszahl der beiden Scheiben stellte sich auf 8400 und 4200 in der Minute,
                              									wobei die Hauptwelle etwas über 700 Umgänge in der Minute vollzog. Der Dampf wurde
                              									beim Austritt durch einen Körting'schen Injektor
                              									kondensiert, dessen mittlere Luftleere etwa 65,4 cm Quecksilbersäule betrug.
                           Nachstehend folgen einige weitere Einzelheiten über die von den Professoren Anderson und Rosborg von
                              									der polytechnischen Schule in Stockholm angestellten Versuche. Die Turbinenleistung
                              									wurde durch einen auf der Transmissionswelle angebrachten Bremszaum gemessen, die
                              									Hebellänge des Kraftmessers betrug 1,190 m und seine effektive Belastung während der
                              
                              									Dauer des Versuches 52,5 kg. Die Geschwindigkeit der Welle war 697,3 Umdrehungen in
                              									der Minute (mittlere Dauer des Versuches = 48 Minuten). Der Dampfdruck im Innern der
                              									Turbine wurde dauernd auf 7,5 at über dem atmosphärischen Druck erhalten. Um mit
                              									konstantem Druck von 7,5 at zu arbeiten, bedienten sich die Experimentatoren eines
                              									von Hand verstellbaren Zusatzregulierventils, um die grösstmöglichste
                              									Uebereinstimmung des Dampf Verbrauches mit demjenigen während des Versuches zu
                              									erlangen. Die Temperatur des Einspritzwassers war + 2 ° C. mit dem Druck einer
                              									Wassersäule von 7,4 m, den ein an der Rohrleitung angebrachtes Manometer
                              									anzeigte.
                           Die Luftleere in der Turbine betrug im Mittel 65,4 cm Quecksilbersäule, gleich einem
                              									absoluten Druck von 0,14 at. Während des Versuches schwankte die Luftleere
                              									gewöhnlich zwischen 63,5 und 66 cm, hatte jedoch augenblickliche Abfälle bis auf
                              									etwa 54 cm. Die vom Dampf geleistete Arbeit war demnach:
                           
                              \frac{2\,\pi\,\cdot\,l\,\cdot\,P\,\cdot\,n}{75\,\cdot\,60}=\frac{2\,\pi\,\cdot\,1,190\,\cdot\,52,5\,\cdot\,697,3}{75\,\cdot\,60}=60,85\mbox{
                                 PSe}.
                              
                           Während dieser Zeit arbeitete die Maschine bei fünf Expansionsmundstücken mit voller
                              
                              									Oeffnung derart, dass das Verhältnis zwischen dem Umfang beim Eintritt und
                              									demjenigen beim Austritt nicht verändert werden konnte.
                           Um die von der Turbine konsumierte Dampfmenge zu messen, wurde folgendermassen
                              									verfahren:
                           Jedes der fünf Mundstücke, die beim Bremsversuch in Verwendung kamen, wurde der Reihe
                              									nach an ein Rohr angeschlossen; der Dampf von demselben Druck, wie er bei den
                              									Versuchen gedient hatte, durch diese Mundstücke während 10 Minuten hindurchgelassen
                              									und in einem Wassergefäss aufgefangen, in dem sich der Dampf kondensierte. Dadurch
                              									liess sich die Zunahme des Wassergewichtes infolge der Kondensation bestimmen.
                           Für jedes der Mundstücke ergab sich folgendes Dampfgewicht:
                           
                              
                                 Nr. 1
                                 =   21,40 kg
                                 
                              
                                   „   2
                                 =   21,30  „
                                 
                              
                                   „   3
                                 =   21,35  „
                                 
                              
                                   „   4
                                 =   21,40  „
                                 
                              
                                   „   5
                                 =   21,10  „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 = 106,55 kg
                                 
                              
                           d.h. pro Stunde
                           
                              \frac{60}{10}\,\cdot\,106,55=639,3\mbox{ kg}.
                              
                           Beim Betrieb ohne Kondensation mit einer Turbine von 61,37 PSe ergab sich ein Dampf verbrauch von 16,7 kg pro 1
                              										PSe, der Dampf zeigte 8 at, die beiden
                              									Scheibenwellen drehten sich mit einer Geschwindigkeit von 6600 und 3300 Umdrehungen
                              									in der Minute, während die Hauptwelle 550 Touren machte.
                           Letztere Versuche wurden in gleicher Weise wie die vorstehenden durchgeführt, die
                              									Grössenverhältnisse und die Belastung am Bremszaum wechselte natürlich und die Zahl
                              									der in Wirksamkeit tretenden Mundstücke war auf drei vermindert worden.
                           Die Verbundturbinen werden laufend in Stärken von 10 bis 75 PS konstruiert.
                           Unverkennbar ist das Bestreben der Konstrukteure, die umlaufenden Dampfmaschinen mehr und
                              									mehr zu verbessern, die Tourenzahl, die besonders bei der Laval'schen Turbine aussergewöhnlich hoch ist, zu vermindern und den bei
                              
                              									letzterer Bauart unbequemen Zahnradbetrieb zu beseitigen; bei der Dampfturbine von
                              										Parsons erfolgt die Kraftübertragung direkt auf die
                              									Turbinenwelle. Bei der Anordnung von Seger wird infolge
                              									der Riemscheiben von ungleicher Grosse ein Gleiten des Riemens zweifellos
                              									hervorgerufen und erleidet letzterer überdies eine starke Abbiegung auf den kleinen
                              									Rollen. Infolge des Gleitverlustes dürfte auch in der Tourenzahl der
                              									Turbinenscheiben nicht das erforderliche korrekte Verhältnis dauernd vorhanden sein.
                              									Die zwei gegenüberstehenden Turbinenscheiben erfordern für vorteilhaften Gang
                              									peinlich genaue Lagerung, jedenfalls ist eine dauernd gute Wirkung von der Abnutzung
                              									der einen gegenüber der anderen abhängig, letztere wird nicht gleichmässig
                              									erfolgen.
                           Als Vorzug darf jedoch geltend gemacht werden, dass die Tourenzahl weniger hoch ist,
                              									als bei der Laval'schen Turbine und Zahnräder vermieden
                              									sind. Ein glücklicher Gedanke ist es jedenfalls, dass das ganze Spannungsgefälle in
                              									zwei Laufrädern herabgemindert wird und nähert sich die Konstruktion in diesem Sinne
                              									der Parsons'schen Stufenturbine.
                           Wilhelm Müller, Cannstatt.
                           
                        
                           Die erste elektrische Fernbahn Russlands.
                           Zu Anfang dieses Jahres ist in Russisch-Polen, zwischen der Fabrikstadt Lodz und den
                              									Nachbarstädten Zgierz und Pabianice, eine elektrische Fernbahn (Schmalspurbahn) mit
                              									oberirdischer Stromzuführung für den Personen- und Güterverkehr eröffnet worden. Die
                              									Strecke Lodz-Pabianice umfasst 12 Werst (12,80 km), die Strecke Pabianice-Zgierz 8
                              									Werst (8,5 km). Die Betriebsmaschinen (System Thomson-Houston) hat die russische Elektrizitäts-Gesellschaft „Union“ geliefert. Die beiden Linien
                              									sind mit einem Kostenaufwand von etwa 800000 Rubel (etwa 1720000 M.) erbaut worden
                              									und gehören einer Gesellschaft, die aus polnischen Fabrikbesitzern und Kaufleuten
                              
                              									gebildet worden ist. Der Bau wurde von der russischen Regierung unter der Bedingung
                              									genehmigt, dass nach Ablauf von 28 Jahren die ganze Anlage mit den Betriebsmitteln
                              									unentgeltlich in den Besitz des Staates übergeht, wobei nach 20 Jahren der Regierung
                              									das Recht des Ankaufs eingeräumt werden musste. Im übrigen hat die Gesellschaft der
                              									Regierung Anteile am Reingewinn zugestanden. Die Bahn ist insofern bemerkenswert,
                              									als sie die erste elektrische Fernbahn Russlands bildet.
                           
                              T.
                              
                           
                        
                           Englands Flotten Februar 1901.
                           Ausser einem Schulgeschwader, das unter Kommodore Winsloe fünf moderne, starke, geschützte Kreuzer von zusammen 23500 t
                              									Deplacement mit 1884 Mann Besatzung zählt und fast einem Dutzend noch nicht
                              									veralteter Schlachtschiffe, die, vollbemannt und jederzeit zum Auslaufen bereit, als
                              									Wachtschiffe in den Haupthäfen liegen, sowie ausser einer sehr starken Reserve an
                              									neuesten Schlachtschiffen, grossen und kleinen Kreuzern und über hundert
                              									Torpedobootzerstörern, hat England im Februar 1901 neun
                                 										Flotten von zusammen 149 Schiffen und Fahrzeugen von 663000 t Deplacement bei
                                 										44394 Köpfen Besatzung in Dienst, befehligt von vier Vize- und sieben
                              									Kontreadmiralen. Am 1. Juli 1891 befanden sich auf diesen neun Stationen nur 118
                              									Schiffe von 346417 t Wasserverdrängung. Unter diesen 148 Schiffen und Fahrzeugen,
                              									bei deren Berechnung Torpedofahrzeuge und Boote nicht berücksichtigt wurden, sind
                              										22 Schlachtschiffe erster Klasse, acht im
                              									Kanalgeschwader, je sieben im Mittelmeer und in China. Die Stärkeverhältnisse der
                              									neun Flotten sind folgende: Kanal-Geschwader 14 Schiffe von 150270 t Deplacement,
                              									8778 Mann Besatzung; Mittelmeer 33 Schiffe, 180214 t, 11013 Mann; China 44 Schiffe,
                              									196600 t, 13181 Mann; Nordamerika und Westindien 10 Schiffe, 24865 t, 2098 Mann;
                              									Ostindien 8 Schiffe, 13900 t, 1333 Mann; Australien 13 Schiffe, 26636 t, 2362 Mann;
                              									Kapland und Westküste von Afrika 17 Schiffe, 40564 t, 3332 Mann; Pacific 6 Schiffe,
                              									19890 t, 1436 Mann und Ostküste von Südamerika 4 Schiffe, 10070 t, 861 Mann
                              
                              									Besatzung. „Grosse Kreuzer“ – als welche in Deutschland die von über 5000 t
                              									bezeichnet werden, von denen die Flotte des Deutschen Reiches sieben moderne seeklar
                              									besitzt, befinden sich auf den britischen Stationen 24, davon 11 über 7000 t, 5 über
                              									11000 t Deplacement. Es hat im letzten Jahre eine starke Verschiebung der
                              									Schlachtschiffe stattgefunden. Im Mittelmeer waren seit länger als einem Jahrzehnt
                              									stets 9 bis 10 Schlachtschiffe; jetzt sind dort, wie erwähnt, nur sieben
                              									stationiert, ein achtes, „Hood“, ist allerdings
                              									schon dorthin beordert. In Ostasien war bis Mitte der 90er Jahre überhaupt kein
                              									Schlachtschiff. Die Zahl der seither dorthin gesandten richtet sich ziemlich genau
                              									nach der Zahl der Schlachtschiffe, um welche Japan seine Kriegsflotte vermehrt. Das
                              									Kanalgeschwader hatte bis Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts stets 4
                              
                              									Schlachtschiffe; in aller Stille ist ihre Zahl verdoppelt worden. Alle 22
                              									Schlachtschiffe sind über 10000 t gross, 20 haben mehr als 12000 t Deplacement, 14
                              									mehr als 14000 t. Die deutsche Flotte hat kein Linienschiff von 12000 tund nur
                              									einen modernen Kreuzer („Fürst Bismarck“) von
                              									über 7000 t Wasserverdrängung.
                           
                              F. E.
                              
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Entwickelung des Turbinenbaues mit
                                 										den Fortschritten der Elektrotechnik. Von Prof. Thomann. Stuttgart 1901. Konrad Wittwer.
                           In der Aula der Stuttgarter Technischen Hochschule hielt am 18. Dezember v. J. Prof.
                              										Thomann seine Antrittsrede über vorstehendes, ebenso zeitgemässes wie bedeutungsvolles
                              									Thema. Redner entwickelte einleitend, wie sich der Turbinenbau im letzten Jahrzehnt
                              									gestaltete, wie dem Turbinenbauer durch die glänzenden Erfolge der Elektrotechnik
                              									neue Aufgaben erwachsen sind und wie er sie gelöst hat oder noch zu lösen
                              									versucht.
                           Der Verfasser weist nach, dass nachdem der Turbinenbau in Europa bis zu Anfang der
                              									neunziger Jahre fast auf derselben Stufe stehen geblieben und die Energie fast
                              									ausschliesslich mit Gleichstrom und Wechselstrom mittlerer Spannung übertragen
                              
                              									worden war, von etwa 1897 ab auch Spannungen von 13000 Volt und darüber in der
                              									Dynamo selbst erzeugt wurden (Kraftübertragungsanlage Paderno). Durch die
                              									Kraftübertragung Lauffen-Frankfurt (1891) war zum erstenmal die praktische
                              									Durchführbarkeit elektrischer Energieübertragung mit Hochspannung auf weite
                              									Strecken. erwiesen, die dann auch einen ungeahnten Einfluss auf die Entwickelung der
                              									nachfolgenden Elektrizitätswerke ausübte.
                           Um den Forderungen an möglichst hohe Tourenzahl des Wassermotors zu entsprechen,
                              
                              									haben die Konstrukteure verschiedene Wege eingeschlagen. Die Amerikaner sind mit der
                              									Umformung des Wasserwegs in den Schaufeln und Verkleinerung des Turbinendurchmessers
                              									am weitesten gegangen. Eine Gegenüberstellung drei verschiedener Arten von
                              									Laufrädern einer Francis-Turbine, wie solche auch der Broschüre beigegeben ist,
                              									veranschaulicht diesen Entwickelungsgang, wobei sich die Tourenzahlen wie 100 : 140
                              									: 200 verhalten.
                           Der Verfasser kommt hierbei auf die Wirkungsgrade amerikanischer Turbinen zu sprechen
                              									und betont, dass es Pflicht der Hochschule sei, durch die Ingenieurlaboratorien der
                              									Praxis die nötigen Angaben über neue genauere Versuchswerte zu liefern. Hand in Hand
                              
                              									gehend mit dem Streben nach höherer Tourenzahl bezeichnet er das Anwachsen der
                              									Maschinenstärke als eine Begleiterscheinung der Verbindung der Elektrotechnik mit
                              									dem Turbinenbau. Bis jetzt hatte Ganz und Co. in
                              									Budapest die durchschnittlich grösste Einheit aufzuweisen und sind von J. M. Voith in Heidenheim in den letzten Jahren weitaus
                              									die meisten Turbinen gebaut worden. Das Verdienst, bis jetzt die grösste Turbine
                              									(3000 PS) in Europa konstruiert zu haben, wird für A. Riva,
                                 										Monneret und Co. in Mailand in Anspruch genommen (Ganz und Co. sind jedoch gegenwärtig mit dem Bau einer Turbine von 4000
                              									PS beschäftigt).
                           Durch Diagramme werden die Gesamtleistungen und die mittleren Einheiten in
                              
                              									Pferdestärken pro Jahr der durch die Firmen Voith, Riva,
                                 										Ganz und Co. und Escher, Wyss und Co. 1890 bis
                              									1899 ausgeführten Motoren erläutert, die der Broschüre in Form einer Tafel beigefügt
                              									sind.
                           Nachdem noch der Regulierfrage eingehend nähergetreten und der hydraulischen
                              									Regulatoren gedacht wurde, berührte Redner zur Vervollständigung der Erörterungen
                              									noch die Lösung der Aufgabe, die Geschwindigkeiten einer leerlaufenden Turbine
                              									zwischen den Grenzlagen des Regulatorpendels beliebig verändern zu können. Mit einem
                              									Hinweis auf die Francis-Turbine als einem gegenwärtig bevorzugten Typus, der
                              									äusserst beweglich in Bezug auf Anpassung an Gefälle und Tourenzahl ist und sich für
                              									genaue wirtschaftliche Regulierung vorzüglich eignet, schliesst Prof. Thomann seine interessanten Ausführungen.
                           Wilh. Müller, Cannstatt.
                           Mauerregeln, ein Leitfaden für
                              									den Unterricht in der Mauerkonstruktion. Heft I: Backsteinmass und Backsteinmauern
                              									nebst Einführung in das bautechnische Zeichnen. Mit 112 Abbildungen. Berlin. Ad. Henselin.
                           Unsere grossen Konstruktionswerke gehen vielfach dem Handwerk vorsichtig aus dem Wege
                              									und enthalten manches, das heute nicht mehr richtig ist. Die Mauerregeln wollen
                              									daher jene Werke teils berichtigen, teils nach der handwerklichen Seite
                              									vervollständigen. Sie beschränken sich auf das Mindestmass dessen, was der Techniker
                              									wissen muss. Der Leitfaden ist nach Art eines Regelbuches aufgestellt, so dass der
                              									Lehrer daraus ohne weiteres die Leitsätze für seinen Vortrag entnehmen kann. Das
                              									Heft kann Lehrern und Schülern sehr empfohlen werden, denn es ist kein Auszug irgend
                              									eines anderen Werkes, sondern eine selbständige Arbeit voll praktischer Winke.