| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 260 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Nowotny's Röhrenreinigungsapparat.
                           In vielen chemischen (speziell in Sodafabriken) und anderen Werken wird es als sehr
                              									störend empfunden, wenn nach kürzerer oder längerer Zeit, je nach Beschaffenheit der
                              									Flüssigkeiten, Rohrleitungen nicht mehr in gewünschter Weise funktionieren.
                           Die oft sehr langen Leitungen, in denen Rückstände befördert werden, setzen sich
                              									durch Ablagerungen ziemlich schnell zu. Es helfen dann weder Salzsäure, noch
                              									sonstige chemische Mittel, um den Uebelstand zu beseitigen, und die Rohrleitung muss
                              									aufgegraben, auseinander genommen und ausgebohrt werden.
                           Die Kosten hierfür sind bedeutend, und oft ist es vorteilhafter, eine neue Leitung zu
                              									legen, als die alte auszugraben.
                           Die Ablagerungen verengen häufig die Rohre so wesentlich, dass bedeutend höherer
                              									Dampfdruck angewandt werden muss, um die Flüssigkeiten hindurchzubringen. Ein diesen
                              									Uebelständen leicht abhelfendes Mittel bietet die von dem Werkmeister der „Deutschen Solvay-Werke A.-G.“, Bernburg, F. W. Nowotny, gemachte Erfindung eines
                              									Röhrenreinigungsapparates, dessen Vertrieb in Händen von Otto Mierisch und Co., Dresden-F., liegt.
                           Mit Hilfe dieses Apparates ist es möglich, mit geringem Wasserverbrauch auch die
                              									härtesten Rückstände zu entfernen, selbst wenn die Leitungen bis zu ⅔
                              									ihresDurchmessers zugesetzt sind. Die Rohre werden nicht beschädigt und die
                              									Verbindungsstellen bleiben vollständig in Ordnung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 259
                              Fig. 1.Vor der Reinigung der Röhrenleitung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 259
                              Fig. 2.Nach der Reinigung der Röhrenleitung.
                              
                           Es ist möglich, damit selbst solche Rohrleitungen zu reinigen, die in Krümmungen bis
                              									zu 90° gelegt sind; ferner können die Leitungen sich in auf- und
                              									absteigender Richtung befinden und selbst unter Flüssen durchgeführt sein, wobei
                              									durch einmaligen Einbau des Apparates Rohrleitungen in einer Länge bis zu 1500 m
                              									ohne Unterbrechung gereinigt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 260
                              Fig. 3.
                              
                           Die zeitweilige Anwendung des Apparates ermöglicht es, Flüssigkeiten, die stark
                              									absetzen und leicht krystallisieren, z.B. Zuckersaft, starke Salzlösungen etc., in
                              									langen Rohrleitungen auf grosse Entfernungen zu befördern und somit eine
                              									Transportmöglichkeit zu schaffen, die bisher durch die Verhältnisse ausgeschlossen
                              									war.
                           Auch für Wasserleitungen ist die Erfindung von Bedeutung. Je nach der Beschaffenheit
                              									des Wassers wird eine zeitweilige gründliche Reinigung der Rohre von Ablagerungen,
                              									sowohl vegetabilischer als auch animalischer Stoffe, erwünscht sein. Die
                              									Leistungsfähigkeit der Leitung wird erhöht, ganz abgesehen von den Vorteilen, welche
                              									die Reinigung in hygienischer Hinsicht bietet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 260
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 260
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 260
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 260
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 260
                              Fig. 8.
                              
                           Die Diagramme Fig. 1 und 2, betr. eine Leitung vor und nach der Reinigung, zeigen den bedeutenden
                              									Unterschied zu Gunsten der Reinigung.
                           Sämtliche Körper sind im wesentlichen von elliptischer oder eicheiförmiger Gestalt
                              									und durch Doppelgelenke so miteinander verbunden, dass sich jeder unabhängig von dem
                              
                              									anderen bewegen und drehen kann (Fig. 3). Der vordere
                              									Schwirmner von kleinerem Durchmesser besteht aus einem Holzkörper mit umgelegtem
                              									Metallring. An ihn schliesst sich der Schneidkörper an, welcher, aus Metall
                              									hergestellt, auf seiner vorderen Hälfte mit scharfen Ansätzen oder Zähnen besetzt
                              									ist, während in die hintere Hälfte schraubenförmig verlaufende Gänge mit scharfen
                              									Rändern eingeschnitten sind. Der dritte Körper ist ein hohler Metallkörper, welcher
                              									aussen mit einer Stahldrahtbürste. überzogen ist, und im Innern um eine dünne Achse
                              
                              									gelagerte Schraubenflächen trägt. An seinem hinteren Ende ist eine Abschlussplatte
                              									aus Leder, Gummi oder dergl. angebracht, auf welche das Druckmittel – Pressluft oder
                              									Wasser, gespannter Dampf – einwirkt, um die ganze Vorrichtung in der Rohrleitung
                              									vorwärts zu treiben. Der letzte Körper ist wieder ein Schwimmer aus Holz mit
                              									umgelegten Metallreifen, ist aber in der Längsrichtung vielfach durchbohrt, um dem
                              									Druckmittel geringeren Widerstand entgegen zu setzen.
                           Die in die zu reinigende Rohrleitung eingesetzte Vorrichtung wird nun durch das
                              									Druckmittel in der Pfeilrichtung vorwärts getrieben und gleichzeitig wird der
                              									Bürstenkörper durch Auftreffen des Druckes auf die Schraubenflächen in seinem Innern
                              									in der Richtung des gebogenen Pfeiles gedreht, ebenso erhält der Schneidkörper durch
                              									die Schraubengänge eine entgegengesetzt gerichtete Drehung in der Richtung des
                              									anderen gebogenen Pfeiles. Die messerartigen Ansätze oder Zähne
                              
                              									schneidenhierbei in die Ablagerung zunächst schmale Rinnen in grösseren
                              									Abständen ein, während die folgenden scharfen Kanten der Schraubengänge die
                              									Ablagerung infolge ihrer dichten Stellung in kleinen Stücken losbrechen. Die
                              
                              									nachfolgende, sich entgegengesetzt drehende Bürste reisst nun noch etwa anhaftende
                              									kleinere Stücke ab und glättet die Rohrwandung; auch hält sie die abgelösten Massen
                              									in Bewegung.
                           Bei weichen, schlammigen Ablagerungen erübrigt sich der Schneidkörper und kann durch
                              									einen zweiten Bürstenkörper ersetzt werden, welcher sich entgegengesetzt zum anderen
                              
                              									dreht.
                           Die nachstehenden Zeichnungen zeigen die Form des Apparates je nach seiner
                              									Thätigkeit.
                           Fig. 4 zeigt den Apparat in Seitenansicht, in einem
                              									aufgeschnittenen Rohrstück liegend dargestellt, wobei derselbe mit Schneidflächen
                              									oder Messern ausgestattet ist, wie sie zum Losbrechen von harten Niederschlägen
                              									erforderlich sind.
                           Fig. 5 zeigt den Apparat in einer Modifikation, bei
                              									welcher Stifte oder Stacheln angebracht sind, wie sie zum Reinigen von Rohren oder
                              									zum Entfernen weicher Niederschläge vorteilhaft sind.
                           Fig. 6 zeigt den Apparat als Verbindung zweier solcher
                              									Werkzeuge, wobei das vorausgehende Werkzeug sich in den harten Niederschlag
                              									einbohrt, diesen losbricht und das nachfolgende Werkzeug das Rohr nachreinigt und
                              									die Wandung glättet. Die Verbindung der beiden Werkzeuge durch ein Doppelgelenk
                              									gestattet eine Verstellung der beiden Werkzeuge zu einander, so dass Krümmungen der
                              									Rohre bis zu 90° herab passiert werden können.
                           Fig. 7 zeigt den Apparat in einer Modifikation, wie
                              									solche für sehr weite Rohre mit hartem Niederschlag erforderlich ist; indem dem
                              									Werkzeug eine grosse Umlaufgeschwindigkeit durch Anordnung vieler Schraubengänge
                              									gegeben werden muss und auch die Messer infolge ihrer raschen Abnutzung zum
                              									Auswechseln eingerichtet sein müssen.
                           Fig. 8 zeigt den Apparat in einer Modifikation,
                              									geeignet zum Reinigen von weiten Röhren, in welchen sich ein weicher Niederschlag
                              									abgesetzt hat, wobei an der Oberfläche des Werkzeuges Messer, Stifte oder Stacheln
                              									dicht nebeneinander gesetzt sind, während die Schraubengänge oder Kanäle in dem
                              									inneren Hohlraum des Körpers angebracht sind.
                           Als besonderer Vorteil ist zu erwähnen die Anwendung des Apparates bei Reinigung der
                              									Economiser-, sowie ähnlicher Röhren.