| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 276 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Verwendung von Elektrizität im Naphthabetriebe.
                           Auf den Naphthafeldern von Bibi-Eybat bei Baku wird gegenwärtig eine elektrische
                              									Zentrale errichtet, die dazu bestimmt ist, das ganze Bohrgebiet mit Licht und Kraft
                              									zu versorgen. Der erste Ausbau ist vorläufig auf 2400 PS berechnet worden. Zur Zeit
                              									werden vier Drehstromdynamos von je 500 Kilo-Watt und 2000 Volt Spannung
                              									aufgestellt. Bemerkenswert ist, dass nicht nur die Schöpfarbeit, sondern auch die
                              
                              									viel schwierigere Bohrarbeit durch Elektromotoren bewerkstelligt werden soll. Für
                              									diesen Zweck kommen Motoren von ganz besonderer Bauart zur Anwendung, die wegen der
                              									Eigenart der Bohrungen grosse Ueberlastungen aushalten müssen. Wegen der leichten
                              									Entzündlichkeit der den Bohrlöchern entsteigenden Gase müssen die stromführenden
                              									Teile an den Motoren und Schaltapparaten so dicht abgeschlossen sein, dass ein
                              									Eindringen der Gase gänzlich vermieden wird.
                           Das ganze Bohrgebiet und die Bohrtürme erhalten elektrische Beleuchtung. Die
                              									Zentralstation mit dem Leitungsnetz und den Motoren wird von den elektrischen Werken
                              										Siemens und Halske in St. Petersburg errichtet.
                           
                              T.
                              
                           
                        
                           Die Herstellung von Holzguss.
                           Holzschnitzereien wurden bis jetzt in der Weise imitiert, dass man die betreffenden
                              									Ornamente aus Gips, Hartguss oder Steinpappe nach allen Regeln der Lackierkunst mit
                              									Grund- und Maserfarben behandelte, und ihnen dann mit Matt- und Glanzlacken den
                              									Anschein des gebeizten und polierten Holzes gab.
                           So gelungen diese Imitationen an und für sich schon sein mögen, so werden sie doch
                              									durch ein neues Verfahren, bei welchem auch die Holzporen ganz genau wieder gegeben
                              									werden, bei weitem übertroffen.
                           Die Wiedergabe der Holzporen war bis jetzt nur deshalb nicht möglich, weil kein
                              									erprobtes Mittel bekannt war, durch welches man den Holzmodellen (die zur
                              									Herstellung der elastischen Leimformen dienen) die Holzstruktur erhalten kann. Denn
                              									die vielen Schellacküberzüge, die notwendig sind, um ein solches Modell so öldicht zu machen, damit das Oel nicht einschlägt
                              									und das Modell die Leimform leicht loslässt, decken alle Feinheiten der Holzstruktur
                              									vollständig zu.
                           Bedient man sich dagegen, um das Modell öldicht zu machen, statt der mehrmaligen
                              									Schellacküberzüge eines einmaligen Collodiumüberzuges, so ist der Erfolg ganz
                              									überraschend.
                           Das Holzmodell, das am besten aus recht porösem Eichenholze angefertigt und
                              									selbstredend vorher gründlich abgestaubt wird, wird mit einer nur zweiprozentigen
                              									Collodiumlösung ziemlich reichlich überzogen. Dies geschieht am einfachsten und
                              									schnellsten, wenn man die Collodiumlösung aus einer geeigneten Flasche in sehr
                              									dünnem Strahle auf das Modell aufgiesst und mit einem sogen. Fischpinsel schnell
                              									verstreicht.
                           Nach erfolgtem Trocknen ist das Holzmodell ebenso matt und porös wie vorher, aber so
                              									öldicht, dass man als Schmiermittel Petroleum benutzen kann, das zu gleichem Teile
                              									mit Benzin verdünnt wurde. Nach dem Verdunsten des Benzins bleibt auf dem Modell von
                              									dem aufgetragenen Schmiermittel immer noch ein dünnes Oelhäutchen zurück, das
                              									vollständig genügt, um die Leimform leicht loszulassen.
                           Das Giessen der Ornamente geschieht dann wie sonst, doch kann man die Gussmassen
                              									gleich etwas mit Ocker färben und spart damit das Grundieren der gegossenen
                              									Ornamente.
                           
                              O. R.
                              
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Garcon, Jules,Traité Général des Applications de la Chimie. Tome premier.
                                 										Metalloides et Composés métalliques. Paris 4901. Ch. Dunod.
                           Das vorliegende Werk unterscheidet sich von den bekannteren Lehrbüchern der
                              									chemischen Technologie wesentlich durch die eigenartige Behandlung des Stoffs,
                              									welche die Uebersicht über dies umfangreiche Gebiet erleichtern soll. Nach einer in
                              									allgemein verständlicher Form gehaltenen Einleitung in die Chemie bespricht der
                              									Verfasser zunächst das französische Patentgesetz, sowie die verschiedenen
                              									gesetzlichen Bestimmungen, welche auf die Etablissements Anwendung finden, deren
                              									Betrieb mit Gefahren oder Belästigung für das Publikum verbunden ist. Hieran reiht
                              									sich dann die Besprechung der einzelnen Elemente und ihrer Verbindungen, soweit
                              									diese für Handel und Gewerbe oder für das tägliche Leben von Interesse sind. Ob das
                              									Werk für den Chemiker von Fach besonders wertvoll ist, mag dahingestellt bleiben;
                              									dagegen wird es sich jüngeren Technikern etc., welche sich einen Ueberblick über das
                              									Gesamtgebiet der Chemie verschaffen oder über einen bestimmten Gegenstand
                              
                              									orientieren wollen, unter Umständen recht nützlich sein können.
                           
                              C. H.
                              
                           Kurzer Abriss der Elektrizität.
                              									Von Dr. L. Graetz, Professor an der Universität
                              									München. Zweite verbesserte Auflage. Mit 148 Abbildungen. Stuttgart 1900. J.
                              									Engelhorn.
                           Dieses Werk, welches eine kurze aber zusammenhängende Uebersicht unserer
                              									hauptsächlichsten Kenntnisse und Anschauungen über die Entwickelung der
                              									Elektrizitätslehre und das Wesen der Elektrizität, sowie von deren wichtigsten
                              									Anwendungen zu geben anstrebt, ist aus dem grösseren Werke des gleichen Verfassers
                              									über diesen Gegenstand, welches nunmehr in achter Auflage erschienen ist,
                              									entstanden. Es ist aber nicht als Auszug desselben zu betrachten, da es sich sowohl
                              									im Umfang, als auch in der Anlage und dem Ziele, wesentlich von demselben
                              									unterscheidet. Während in dem ersten Werke eine ziemlich eingehende Belehrung des
                              									Lesers erstrebt wird, handelt es sich in dem zweiten Werke darum, nur das Wichtigste
                              									und dies in einer Form zu bringen, welche ein leichtes Eindringen in den Kern des
                              									Gegenstandes gestattet. Zu diesem Zweck wird gleich zu Beginn, statt die
                              
                              									elektrostatischen Erscheinungen, wie dies in der Regel der Fall ist, vorerst zu
                              									behandeln, der elektrische Strom und dessen Wirkungen erläutert und auch keine
                              									Trennung der wissenschaftlichen Lehren von den Anwendungen vorgenommen. Es werden
                              									vielmehr unmittelbar an die gesetzmässig erkannten Thatsachen gleich die Anwendungen
                              									angeschlossen, die man von denselben machen kann.
                           Der Leser wird daher sofort in die praktische Elektrizitätslehre eingeführt, für
                              									welche gleich die modernen Anschauungen, welche die elektrischen Erscheinungen immer
                              									als Bewegungs- oder Zustandserscheinungen des Aethers auffassen lassen, zur
                              
                              									Erklärung verwertet werden. Auf einen, gegenüber der Fülle des Stoffes relativ
                              									kleinen Raum beschränkt, ist es nun dem Verfasser durch eine klare, scharfe und
                              									eindringliche Sprache gelungen, das ganze Gebiet der Elektrizitätslehre und ihre
                              									Anwendung in einer Weise vorzuführen, dass der Leser bei nur einigermassen
                              									eingehendem Studium ein deutliches Bild über die sich hier abspielenden Vorgänge
                              									sich schaffen muss.
                           Der Ausschluss jeder mathematischen Begründung ermöglicht es auch dem Laien, sich die
                              									heute unentbehrlichen Kenntnisse über die Elektrizität und ihre Anwendung in einer
                              									Weise anzueignen, dass er dieselben späterhin auch praktisch zu verwerten vermag.
                              									Unterstützt von zahlreichen guten Abbildungen und einer allen Anforderungen Rechnung
                              									tragenden Ausstattung, ist dieses Werk als eines der besten Beiträge auf dem Gebiete
                              									der populären elektrotechnischen Litteratur zu bezeichnen.
                           
                              A. P.