| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 291 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Das Ewald Rasch'sche neue Verfahren zur Erzeugung von
                              									elektrischem LichtVergl. „Ein neues Verfahren zur Erzeugung von
                                          													elektrischem Licht“ von Ewald
                                       												Rasch, Potsdam. Sonderabdruck aus der Elektrotechnischen Zeitschrift 1901, Heft 7..
                           Nach allen bisherigen Erfahrungen und namentlich auch nach den wissenschaftlichen
                              									Feststellungen seitens hervorragender Fachgelehrter erscheint es ausser Frage
                              									gestellt, dass für Glühlampen jeder Art die Möglichkeit einer Lichtgewinnung mit
                              									ausserstem wirtschaftlichen Erfolg zuförderst an die Vorbedingung gebunden ist, die
                              									leuchtenden Körper bei den höchst möglichen Temperaturen strahlen zu lassen.
                              									Geleitet von diesem Grundsatze und unterstützt durch das überraschende, wertvolle
                              									Ergebnis eigener Versuche, laut welchem sich auch Leiter II. Klasse als
                              									Lichtbogenelektroden geeignet erweisen, wenn sie hierfür entsprechend vorgewärmt
                              									werden, baute Ewald Rasch zur Erzeugung elektrischen
                              									Lichtes ein neues Verfahren auf, welches durch D. R. P. Nr. 117 214 vom 18. März
                              									1899 geschützt ist und im wesentlichen darin besteht, dass zwischen feuerbeständigen
                              									Stoffen, wie Magnesia, Kalk, Thonoxyd, Zirkonoxyd u.s.w. ein selbständiger
                              									Lichtbogen hergestellt wird.
                           Hinsichtlich seines physikalischen Verhaltens zeigt ein solcher Lichtbogen gegenüber
                              									dem Kohlenlichtbogen einen scharf ausgeprägten Unterschied schon insofern, als bei
                              									ihm die Energiedichte zwischen den Elektroden 30 bis 40 oder noch mehr Watt pro
                              									Quadratmillimeter leuchtender Fläche erreichen kann, in welchen Fällen also die
                              									daselbst vorhandenen Temperaturen zu den höchsten gehören, welche sich überhaupt mit
                              									den uns bekannten und zur Verfügung stehenden Mitteln und Stoffen erzeugen lassen.
                              									Nach dem eingangs hervorgehobenen Gesetze bringt es also dieses Temperaturmaximum
                              									naturgemäss mit sich, dass der Nutzeffekt des zwischen festen, feuerbeständigen
                              									Stoffen erzeugten Lichtbogens grösser sein muss, als bei allen anderen bisherigen
                              									Beleuchtungsmethoden; eine Thatsache, die denn auch durch das Experiment und die
                              									Praxis voll erwiesen wird. Der in Rede stehende Lichtbogen zeichnet sich aber auch
                              									dadurch aus, dass sein Spektrum überwiegend lichtwirksame,gelbgrüne und nur
                              									wenig ultrarote, unwirksame Strahlen aufweist; es ist dies ein Vorzug, der von
                              									keinem Glühlichte bisher auch nur annähernd erreicht wurde. Ein beispielsweise
                              									zwischen Magnesiaelektroden oder Zirkonelektroden hergestellter Lichtbogen liefert
                              
                              									ein Licht, das an Helle und Weisse dem Sonnenlicht ganz nahe kommt und das Ziel
                              									bereits als erreicht ansehen lässt, dessen Erfüllung Jessler unlängst in den amerikanischen Blättern in Aussicht stellte. Durch
                              									die Wahl des Materials für die Elektroden ist es ausserdem ganz gut und leicht
                              									möglich, dem Lichte, etwa behufs künstlerischer Anpassung an die Umgebung, bestimmte
                              									Farbenabtönungen zu erteilen.
                           Nach den vom Erfinder durchgeführten Laboratoriumsversuchen stellt sich die normale
                              									Lichtausbeute bei dem Elektrolytbogenlicht pro Watt Stromverbrauch auf 3 bis 4
                              									Hefner-Kerzen, während sie bei gewöhnlichem Gleichstrombogenlicht nur 2,00, bei
                              									Wechelstrombogenlicht 1,25, bei Nernst-Licht 0,66 und bei gewöhnlichen elektrischen
                              									Glühlampen gar nur 0,29 Hefner-Kerzen beträgt. Umgekehrt beläuft sich der
                              									Stromverbrauch pro Hefner-Kerze für das Elektrolytbogenlicht bloss auf 0,25 bis 0,3
                              									Watt, wogegen er sich für Gleichstrombogenlicht mit 0,5, für Wechselstrombogenlicht
                              									mit 0,8, für Nernst-Licht mit 1,5 bis 1,6 und bei elektrischen Glühlampen auf 3,0
                              
                              									bis 4,0 Watt beziffert. Danach zeigt sich das Rasch-Licht beiläufig doppelt so günstig als Kohlenbogenlicht, etwa 5- bis
                              									6mal günstiger als Nernst-Licht und 12mal günstiger als gewöhnliche elektrische
                              									Glühlampen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist es ferner, dass die
                              									feuerfesten Elektroden doch nur äusserst langsam abgenutzt werden, nur sehr geringe
                              									Abmessungen zu haben brauchen, und an sich billig zu beschaffen sind. Der Erfinder
                              									ist daher überzeugt, sein neues Licht werde sich trotz der derzeitigen, noch hohen
                              									Strompreise bedeutend billiger herausstellen als Auer'sches Gaslicht.
                           Die schon oben angeführten Ziffern über Lichtausbeute und Stromverbrauch für das
                              									Elektrolytbogenlicht sind übrigens in-soferne abfällig beeinflusst, als bei den
                              									betreffenden Feststellungen lediglich Wechselströme zur Benutzung kamen, obwohl sich
                              									bei Verwendung von Gleichstrom – wahrscheinlich ebenso, wie dies bei gewöhnlichem
                              									Kohlenbogenlicht der Fall ist – günstigere Ergebnisse herausgestellt haben würden.
                              									Sie beziehen sich auch
                              									nur auf sogenannte harte Elektrolytelektroden,
                              									während die weichen, d.h. solche, welche ohne einer
                              									äusseren Vorwärmung bloss durch Ströme von entsprechender Ueberspannung den
                              									Lichtbogen entstehen lassen, oder die mittelharten,
                              									d.h. diejenigen, für welche das Vorwärmen mittels einer Streichholz- oder
                              									Spiritusflamme genügt, weniger günstige Resultate ergeben und für die Rasch'sche Beleuchtung überhaupt von keinem Belang zu
                              									sein scheinen. Das Vorwärmen der harten
                              									feuerbeständigen Elektroden geschieht bei Bogenlampen ohne nennenswerten Aufwand von
                              									Neben Vorrichtungen einfach durch einen im Nebenschluss befindlichen Flammenbogen
                              									von gutleitenden Hilfselektroden, der beim Schlusse des Stromkreises sich zuerst
                              									entwickelt, dann die eigentlichen Elektroden bis zur Leitungsfähigkeit erhitzt und
                              
                              									wieder unterbrochen wird, sobald der wirkliche Lichtbogen sich gebildet hat.
                           Für alle Fälle bedeutet das Rasch'sche Verfahren einen
                              
                              									neuerlichen wichtigen Aufschwung der Beleuchtungstechnik im allgemeinen sowie jener
                              									des elektrischen Lichtes im besonderen, und dieselbe birgt offenbar noch einen
                              									ganzen Schatz weiterer auch auf andere technische oder wissenschaftliche Gebiete
                              
                              									übergreifende Entwickelungs- und Vervollkommnungsphasen in sich.
                           
                              L.K.
                              
                           
                        
                           Schnell erstarrende Hartgussmassen.
                           Bekanntlich herrscht in der Spiel- und Galanteriewarenindustrie eine rege Nachfrage
                              									nach giessbaren Massen, welche leicht und billig herzustellen sind, verhältnismässig
                              									schnell erstarren, und, der späteren Bemalung wegen, keine allzu grosse Porosität
                              									besitzen sollen.
                           So gross das Bedürfnis in dieser Hinsicht ist, so gering ist die Auswahl in den dazu
                              									geeigneten Materialien.
                           So z.B. ist die Verwendung von Cement bei allen solchen Massen von vornherein
                              									ausgeschlossen, weil die Cementgüsse zu lange in den Formen bleiben müssen und zu
                              									lange Zeit zu ihrer endgültigen Erhärtung bedürfen; infolgedessen sind sie zur
                              									schnellen Erzeugung von grossen Mengen einzelner Artikel (wie sie bei Bedarf
                              									manchmal schnell auf den Markt gebracht werden müssen) ungeeignet.
                           Bei der gegenwärtig in Gebrauch befindlichen Hartgussmasse kommt daher auch eine
                              									Mischung von zwei Teilen Gips und einem Teile Schlemmkreide zur Anwendung. Diese
                              									Mischung wird in eine mässig heisse, 12 ½ %ige Kaninchenleimlösung bis zur
                              									Konsistenz eines noch leicht ausfliessenden Breies eingerührt, worauf die Masse
                              									sofort vergossen werden kann. Allerdings wird die Temperatur des heissen Leimes
                              									durch den Zusatz der kalten Gips- und Kreidemischung auf Lauwärme herabgesetzt. Doch
                              
                              									auch diese Wärme verhindert das Erstarren immerhin noch ganz beträchtlich, weil das
                              									eigentliche Binden des Gipses erst dann beginnt, wenn der Leim völlig erkaltet und
                              									bereits gelatiniert ist. Man kann die Abgüsse in diesem elastischen Zustande wohl
                              									aus den Formen nehmen, doch bei vielen Sachen liegt dann die Gefahr nahe, dass sie
                              									sich vor dem völligen Erstarren noch irgendwie „verziehen“.
                           Nun ist es in allerneuester Zeit gelungen, auch diesem Uebelstande (dem Verziehen der
                              									Abgüsse) abzuhelfen.
                           Bei diesen neuen Hartgussmassen wird der Kaninchenleim durch Dextrin ersetzt. Das
                              									schnelle Erstarren dieser Massen wird durch Alaun herbeigeführt und lässt sich durch
                              									Vermehrung oder Verminderung des Alaunzusatzes willkürlich beschleunigen oder
                              									verzögern, je nach Bedarf. Ein fernerer Vorzug dieser Massen ist der Umstand, dass
                              									man sämtliche Bestandteile bereits trocken miteinander vermischen und vorrätig
                              									halten kann, so dass man bei Bedarf die Mischung nur in Wasser anzurühren
                              
                              									braucht.
                           Das so lästige Leimschmelzen fällt also ganz fort.
                           Das richtige Gelingen dieser Gussmassen hängt auch nur von dem annähernd richtigen Einhalten der ausprobierten
                              									Verhältniszahlen der einzelnen Bestandteile ab, und am besten bürgt für dieses
                              									Einhalten des richtigen Verhältnisses das vorherige Mischen der trokenen
                              
                              									Bestandteile.
                           Bei diesem Mischen brauchen die einzelnen Bestandteile auch nicht abgewogen zu
                              									werden, es genügt schon das Mischen nach Raumteilen (z.B. schaufelweise) für
                              									richtiges Gelingen.
                           Da das Verhältnis zwischen Dextrin und Alaun von der Menge des angewendeten Gipses
                              									abhängt, so ist es am einfachsten und sichersten, Dextrin und Alaun vorher für sich
                              									zu mischen und dann von dieser Mischung dem jeweiligen Quantum Gips eine
                              
                              									entsprechende Menge zuzusetzen.
                           Bei dieser Handhabung ist die Herstellung der Hartgussmassen die denkbar
                              									einfachste.
                           Will man z.B. zu je vier Teilen Gips einen Teil Dextrin verwenden, so vermischt man
                              									das Dextrin vorher mit einem Zwanzigstel Alaunmehl (= 80 Teilen Gips, 20 Teilen
                              									Dextrin und 1 Teil Alaun).
                           Bei drei Teilen Gips und einem Teil Dextrin mischt man das letztere vorher mit einem
                              									Zehntel Alaunmehl (= 30 Teilen Gips, 10 Teilen Dextrin und 1 Teil Alaun).
                           Bei zwei Teilen Gips lind einem Teil Dextrin wird dasletztere mit einem Fünftel
                              									Alaunmehl vermischt (= 10 Teilen Gips, 5 Teilen Dextrin und 1 Teil Alaun).
                           Diese Massen sind bedeutend härter als reiner Gips und auch nicht so porös wie
                              
                              									dieser, gleichwohl erstarren sie ebenso schnell (in 20 bis 30 Minuten) wie Gips.
                           Wird der Alaunzusatz verdoppelt, so werden auch die Massen noch doppelt so hart,
                              									jedoch erstarren sie dann fast zu schnell (in 10 bis 15 Minuten) und man muss daher
                              									in diesem Falle die Masse für jeden Guss besonders anmachen.
                           Wird hingegen der Alaunzusatz auf die Hälfte als angegeben reduziert, dann erstarren
                              									die Massen erst in 40 bis 60 Minuten und werden auch weicher.
                           Man hat es also ganz in der Hand, für den jeweiligen Zweck die geeignetste
                              
                              									Zusammensetzung der Massen herbeizuführen, zumal man ihnen auch ziemlich grosse
                              									Mengen von Erdfarben zusetzen kann, ohne ihre Eigenschaften wesentlich zu
                              									beeinflussen.
                           Zu bemerken ist noch, dass diese Massen ebenso wie Gips in Leimformen gegossen
                              									werden.
                           
                              O. R.
                              
                           
                        
                           Vorderladergeschütze in den Kriegsmarinen.
                           England, ob mit oder ohne Einfluss Armstrong's mag
                              									dahingestellt sein, verhielt sich am längsten ablehnend gegen die Annahme des
                              									Hinterladersystems für seine schwere Marinegeschütze. Man steigerte die Kaliber bis
                              
                              									auf 40,6 cm in den vier 81 t-Rohren des 1876 abgelaufenen „Inflexible“, sah
                              
                              									sich allerdings überflügelt von den Italienern, welche dem 1876 abgelaufenen
                              										„Duilio“ und dem zwei Jahre später folgenden „Dandolo“ je vier
                              									Geschütze von 101,5 t Rohrgewicht und 45 cm Kaliber gaben, die aus der Armstrong-Fabrik in Elswick hervorgegangen waren,
                              									während die Geschütze des „Inflexible“ von der Staatsfabrik Woolwich stammten. Von diesen gewaltigen Vorderladern, mit
                              									denen das System sozusagen seine Höhe, aber auch zugleich seinen Abschluss erreicht
                              									hatte, haben nur die Geschütze des „Inflexible“ bei einer Art ernster Aktion
                              									mitgewirkt: Bei der Beschiessung von Alexandria 1882. – Das Schiff feuerte im ganzen
                              									88 Schüsse, und es wird behauptet, mit grosser Wirkung; doch ist nicht recht
                              									ersichtlich, gegen welche solchem Kraftaufwand einigermassen entsprechenden Ziele
                              									man überhaupt diese Geschütze in Thätigkeit treten liess, denn die Werke von
                              									Alexandria waren schwach, ihre Bestückung der Schiffsartillerie des britischen
                              									Mittelmeergeschwaders, zu dem dann noch ein Teil des Kanalgeschwaders trat, sehr
                              									bedeutend unterlegen. Mit der Armierung von „Edinbourg“ und „Colossus“
                              									von 9420 t Deplacement ging dann England in der Marine mit der Einführung schwerer
                              									Hinterlader vor, nachdem die Annahme des Systems bei der mittleren und leichten
                              									Artillerie bereits früher erfolgt war. Die beiden genannten Schlachtschiffe
                              									erhielten je vier 30 cm-Turmgeschütze und von ihnen an sind alle jüngeren Schiffe in
                              									der Hauptartillerie mit Hinterladern bestückt, auch nahm man zwei älteren
                              									Turmschiffen, „Thunderer“ 9330 t gross, abgelaufen 1872, umgebaut 1890 und
                              										„Devastation“, ebensogross, abgelaufen 1871, umgebaut 1892, letztere
                              									jetzt Wachtschiff zu Gibraltar, ihre vier 38 t schweren 32 cm-Vorderladerrohre und
                              									gab ihnen dafür die gleiche Zahl 25 cm-Hinterlader von nur 29 t Rohrgewicht, so dass
                              									durch die Umarmierung allein an Rohrgewicht der Hauptartillerie eine
                              									Gewichtsreduktion von 36 t für jedes Schiff eintreten konnte.
                           Es ist aber eine irrige Annahme, dass gegenwärtig in der britischen Flotte der
                              									Vorderlader eine Rarität sei, wie das in anderen Marinen zutrifft. Wenn auch in
                              									einer Diskussion in der Royal United Service
                                 										Institution zu Anfang dieses Jahres der Vorsitzende Admiral Sir Bowden-Smith sagte: „Unsere alten Schiffe mit
                                 										Vorderladern können wir nur zum alten Eisen legen,“ so fügte er hinzu:
                              										„Doch halte ich das Vorgehen der Admiralität, sie so lange in der Liste der
                                 										Kriegschiffe zu lassen, bis Ersatz geschaffen ist, für sehr verständig,“ und
                              									Kontreadmiral W. H. Henderson meinte: „Wir wissen
                                 										alle, dass wenn es zur Entscheidung kommt, die Macht den endgültigen Sieg
                                 										davonträgt, welche die meisten Schiffe aus der Reserve in Dienst stellen
                                 										kann.“ Also werden die Schiffe noch lange genug in den Listen stehen und
                              									voll ausgerüstet im Dienst bleiben, und es verlohnt schon, sich diese immerhin
                              
                              									stattliche Flotte besonders in Bezug auf die Vorderladerartillerie, die sie tragen,
                              									näher anzusehen. Es sind noch acht Schlachtschiffe zweiter Klasse, fünf dritter
                              
                              									Klasse, zwei Panzerkreuzer und vier einst als Schlachtschiffe bezeichnete
                              									Panzerfregatten, die man jetzt galanterweise Panzerkreuzer nennt, als grosse Schiffe
                              									vorhanden. Ferner die Kanonenboote „Linnet“ und „Swift“ von 756 t
                              									Deplacement, die je zwei 18 cm führen, „Raven“ mit zwei 16 cm, dann 25
                              									Kanonenboote des Typ „Staunen“, einst sehr gepriesen als Küstenverteidiger
                              
                              									die sogen, „schwimmenden Lafetten“, endlich einige Vermessungsfahrzeuge und
                              									sieben Panzerschiffe für Küstenverteidigung. Dazu kann man noch den Monitor
                              										„Cerberus“ mit vier 25 cm rechnen, der Australien gehört.
                           Das ergibt die stattliche Zahl von 55 Schiffen und Fahrzeugen
                                 										mit Vorderladern in Englands schwimmendem Flottenmaterial, worunter nicht
                              									weniger als 27 Panzerschiffe, die zusammen ein
                              									Deplacement von etwas über 201000 t haben, das will heissen von mehr
                              
                              									Wasserverdrängung, als die gesamte, seeklar schwimmende Panzerflotte Deutschlands, die
                              									gegenwärtig – Ende April 1901 – 37 Schiffe und Fahrzeuge von 185895 t Deplacement
                              									aufzuweisen hat. Das älteste der englischen Panzerschiffe ist „Black Prince“
                              									vom Jahre 1861, und aus den 60er Jahren stammen ausser ihm noch sieben. Die jüngsten
                              									sind „Agamemnon“ und „Ajax“, abgelaufen 1879 und 1880. Von den
                              									erwähnten 37 deutschen Panzern stammt einer, „König Wilhelm“, von 1868,
                              									dagegen liefen von 1870 bis 1880 13 vom Stapel, darunter 8 Kanonenboote. Sämtliche
                              									Schiffe sind Eisenkonstruktionen. Die Panzer Englands mit Vorderladerartillerie
                              
                              									tragen solche in Kalibern von 16 cm 3,25 t Rohrgewicht aufwärts bis zum 40,64 cm von
                              									81,3 t Rohrgewicht. Die Zwischenkaliber sind 18, 20,3, 22,8, 25,4, 27,94, 30,48 und
                              									31,75 cm im Gewicht von 6,6, 9,15, 12, 18,3, 25, 25,4 und 38,6 t. Das stählerne
                              									Kernrohr wird von einem schmiedeeisernen Mantel und Ringen aus gleichem Material
                              									verstärkt. Die Rohre sind im Vergleich zu den jetzt in den Marinen geführten von 40
                              									bis 50 Kaliber Länge sehr kurz, ihre Länge schwankt von 13,5 Kaliber beim 25,4 cm
                              									bis 18 Kaliber Länge beim 40,64 cm, dessen Totalrohrlänge 8,165 m beträgt, eine
                              									Länge, welche heute der Krupp-17,26 cm-Schnelllader mit 8,63 m Länge bei nur 11,6 t
                              									Rohrgewicht gegen 81,3 t übertrifft. Vergleicht man die Leistungen der beiden
                              									Geschütze miteinander, so ergibt sich folgendes. Das englische 81 t-Geschütz feuert
                              									mit einem Zeitaufwand von mindestens zehn Minuten einen Schuss, und die 763,9 kg
                              									schwere Hartgranate ist bei einer Kraftleistung von 9146 m/t und 484
                              									Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses vor der Mündung im stande, eine
                              									Schmiedeeisenplatte von 61,5 cm zu durchschlagen. Das 17,26 cm-Krupp-Geschütz feuert
                              									dagegen nur 64 kg schwere Stahlpanzergranaten, die nur 3300 m/t Totalenergie
                              									vor der Mündung aufweisen, aber 59,6 cm Schmiedeeisen durchschlagen, mithin fast die
                              									gleiche Leistung bei weniger als ein Viertel des Rohr- und 1/12 des
                              									Geschossgewichts aufweisen. Dieses Ergebnis wird zum grossen Teil durch die hohe
                              									Anfangsgeschwindigkeit von 1006 m pro Sekunde erreicht. Wenn man bedenkt, dass das
                              									Krupp-Schnellladerrohr in zehn Minuten bequem 40 Schuss abzugeben vermag, deren
                              									Geschosse jedes die etwa gleiche Wirkung wie ein solches des 40,64 cm hat, so zeigt
                              									sich die ungeheure Ueberlegenheit der modernen Schnelllader über die alten
                              									Vorderlader, mit welchen England in zahlreichen Exemplaren diejenigen Schiffe seiner
                              									Flotte bewaffnet hat, die ihm nach vorhin erwähnter Ansicht als ausschlaggebende
                              									Reserve im Kriege zu dienen bestimmt sind.
                           Auf den 27 britischen Panzerschiffen befinden sich zur Zeit 229 schwere Vorderlader,
                              									nämlich: Vier 40,6 cm („Inflexible“), sechzehn 31,75 cm, acht 30,48 cm, acht
                              									27,94 cm, vierundsechzig 25 cm, zweiundachtzig 23 cm, vierundzwanzig 20 cm und
                              									dreiundzwanzig 18 cm. Die übrigen 28 Fahrzeuge tragen zusammen 50 Vorderlader,
                              									fünfzehn 25 cm, vier 18 cm, vierunddreissig 16 cm, und somit führen in der Flotte
                              									Grossbritanniens zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch 55
                                 										Schiffe und Fahrzeuge 279 schwere Vorderlader als Hauptbestückung!
                           Werfen wir einen Blick auf die anderen Marinen und ihre Vorderladerartillerie. In den
                              									Flotten, die selbst bauen und ihr Geschützmaterial herstellen, findet man
                              									Vorderlader nicht, es sei denn, dass sie vor längerer Zeit von England bezogen
                              									wurden, wie das bei den vier 45 cm des über 11000 t grossen „Duilio“ der Fall
                              									ist, der diese Geschütze jedoch demnächst von Bord geben wird und dafür, wie es bei
                              									seinem Schwesterschiff, dem „Dandolo“, schon geschehen, vier 25
                              									cm-Hinterlader erhält. Diese 45 cm sind übrigens die grösstkalibrigen und die
                              									schwersten aller je gefertigten Vorderlader, die historischen Riesengeschütze
                              									früherer Zeiten nicht ausgenommen. Brasilien hat noch
                              
                              									Vorderlader auf seiner Flotte, die von Armstrong-Whitworth bezogen sind. Auf 14 Fahrzeugen, durchweg von geringem
                              									Deplacement, stehen 33 Vorderlader, darunter zwei 18 cm, zehn 14 cm, vierzehn 12 cm,
                              									zwei 8 cm und zwei 5 cm. Dänemarks Flotte nennt acht
                              									Fahrzeuge mit sieben 25 cm, drei 23-Armstrong-Vorderlader sein eigen, und Japan hat sechs Kanonenboote mit je einem 28
                              									cm-Armstrong von den Chinesen genommen. In den Niederlanden gibt es den 34 Jahre alten Panzer „Prins Hendrik der
                                 										Nederlanden“ mit vier 23 cm-Armstrongs. Die nunmehr „reine“ Flagge
                              										Norwegens weht auf 17 Kanonenbooten, die zusammen
                              									eine 16 cm-, zehn 17 cm-, fünf 27 cm-Armstrongs tragen, und in Oesterreich-Ungarns Marine sind drei Korvetten, drei
                              									Kanonenboote mit zusammen zwölf 25 cm-Vorderladern bestückt. Portugal erfreut sich des Besitzes von vier 8 cm, vier 17,7 cm auf vier
                              
                              									Schiffen seiner Flotte, und in Schweden gibt es das
                              									Panzerkanonenboot „John Ericsson“ mit zwei 15 cm und das Kanonenboot
                              										„Edda“ mit einem 27 cm, einem 15 cm. Sechs Fahrzeuge mit je einem 10, 12
                              									oder 14 cm-Vorderlader befinden sich in der Flotte Königs Kulolonkorn von Siam, und in der verrotteten
                              									Flotte der Türkei sind sehr viele alte Vorderlader,
                              									namentlich auf den zum grössten Teil bewegungslosen Panzern in den Kalibern 18 cm
                              									und 23 cm. Zwei Flusskanonenboote führen sogar noch je zwei glatte
                              									Armstrong-Vorderlader. Endlich sind in der neuen, seit 1889 erstehenden Flotte der
                              										Vereinigten Staaten noch einige Ueberbleibsel
                              									früherer Zeiten vorhanden, so der Raddampfer „Monocacy“, der vier 23 cm
                              									glatte Vorderlader als Artillerie besitzt.
                           Schliesslich seien Masse und Leistungen des schwersten je hergestellten
                              									Vorderladers, also des 45 cm des „Duilio“ von 101,5 t Rohrgewicht denjenigen
                              									eines halb so schweren modernen Hinterladers gegenüber gestellt. Der 45 cm ist 9,953
                              									m oder 22 Kaliber lang. Er feuert alle zehn Minuten ein Panzergeschoss von 908 kg
                              									Schwere mit 12424 m/t Totalenergie, 518 m Anfangsgeschwindigkeit und 68 cm
                              									Durchschlagsvermögen gegen Schmiedeeisen. Ein Krupp 28 cm L/50, Konstr. 99 von 49,5
                              									t Rohrgewicht ist 14 m lang, feuert mindestens alle Minute einen Schuss und
                              									schleudert mit 900 m Anfangsgeschwindigkeit und 8880 m/t Totalenergie ein 270 kg schweres
                              									Geschoss mit einer Durchschlagskraft von 101,4 cm Schmiedeeisen. In zehn Minuten
                              									würde so das halb so schwere Geschütz bei fast doppelter Durchschlagsfähigkeit 2700 kg Geschossgewicht
                              									gegen 908 kg gegen das Ziel zu schleudern in der Lage sein. In England beabsichtigt
                              									man den Ersatz der Vorderlader bei einer Anzahl von Panzern weiter fortzusetzen,
                              									doch besteht diese Absicht schon eine lange Reihe von Jahren, und die Schiffe tragen
                              									in ihrer Hauptartillerie immer noch die veralteten Rohre, während man ihnen als
                              									Hilfsbestückung moderne Schnelllader gegeben hat.
                           
                              F. E.
                              
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Berechnung der
                                 										Zentrifugalregulatoren. Von J. Bartl,
                              									Professor an der k. k. Technischen Hochschule in Graz. Mit 27 in den Text gedruckten
                              
                              									Figuren. Leipzig 1900. Arthur Felix.
                           Das vorliegende Buch dürfte vom Konstrukteur als eine willkommene Gabe begrüsst
                              									werden, da dasselbe sich mit der Aufgabe beschäftigt, die Abmessungen eines neu
                              									herzustellenden Regulators, der gewissen Forderungen entsprechen soll, auszumitteln.
                              									Auf den ersten 55 Seiten werden die Gewichtsregulatoren behandelt: 1. Regulatoren
                              									mit Schubkurbel und festem Pendeldrehpunkte (von Watt,
                                 
                                 
                                 										Porter, Kley, Farcot u.s.w.); 2. Regulatoren mit Schubkurbel und
                              									verschiebbarem Pendeldrehpunkte (von Proell u.s.w.); 3.
                              									Regulatoren mit Kreuzschieber (von Nicholson, Trenk
                              									u.s.w.). Die folgenden 30 Seiten sind den Federregulatoren zugeteilt: 1. Regulatoren
                              									mit Schubkurbel und festem Pendeldrehpunkte; 2. Regulatoren mit verschiebbarem
                              									Pendeldrehpunkte. Die Behandlung des Stoffes ist eine klare und
                              									leichtverständliche.
                           Lehrbuch der reinen und angewandten
                                 										Mechanik für Maschinen- und Bautechniker. Elementar in leichtfasslicher
                              									Weise dargestellt mit Rücksicht auf den in Maschinenbau- und Bauschulen
                              									fortschreitenden Unterricht in der Mathematik und mit zahlreichen Beispielen aus der
                              									Praxis versehen von Karl Hecht, Ingenieur, Lehrer und
                              									vereid. Geometer. Band II: Die Festigkeitslehre. Mit 175 Beispielen, 295 Figuren und
                              									einem Tabellenanhang. Dresden 1900. Gerhard Kühtmann.
                           Die Bearbeitung des Stoffes ist der wissenschaftlichen Ausbildung der mittleren
                              									Techniker angepasst. Der Verfasser legt den Schwerpunkt seiner Behandlungsweise auf
                              									die Anwendung der Festigkeitslehre, wobei er in zahlreichen, im allgemeinen gut
                              									gewählten Beispielen dem Schüler an die Hand geht, dagegen ist der Ableitung und
                              									näheren Erläuterung der Gesetze der Festigkeitslehre wenig Raum zugemessen. Die
                              									dieser Weise jedenfalls zu Grunde liegende Absicht, den an sich recht schwierigen
                              									Lehrstoff dem Techniker mittleren Ranges möglichst wenig abstrakt, sondern in
                              
                              									praktischer, durch Beispiele unterstützter Form darzubieten, ist an sich recht
                              									lobenswert, dagegen muss geltend gemacht werden, dass gegenwärtig die technischen
                              									Mittelschulen ihre Schüler doch weit tiefer in die wissenschaftlichen Grundlagen der
                              									Festigkeitslehre und zwar mit Erfolg blicken lassen, als es der Verfasser zu thun
                              									sich entschlossen hat. Wir können dem Motto, mit dem der Verfasser sein Buch in die
                              									Welt sendet: „Nicht das Wissen, das Können macht den Mann“, nur beitreten,
                              									wir sind aber auch der Ansicht, dass in der Mechanik ausser Wissen und Können auch
                              									das Verstehen den Ausschlag gibt; das rechte Verständnis für die Festigkeitslehre
                              									gibt aber nur der wissenschaftliche Versuch, und gerade über diesen vermissen wir in
                              									dem Buche ein eingehender behandeltes Kapitel. Nicht umhin können wir, dem Verfasser
                              									auch den wohlgemeinten Rat zu geben, sich in seinen Ausführungen kürzer und dadurch
                              									klarer auszudrücken.