| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 369 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Mechanische Kesselfeuerung mit selbstthätiger
                              										SchürvorrichtungThe Engineer, 22. Februar 1901, S.
                                    										197..
                           In der Hammersmith Electric Power Station in
                              									England ist an einem Babcock- und Wilcox-Kessel eine mechanische Kesselfeuerung
                              									angebracht, die von der Underfeed Stoker Company, Limited,
                                 										Walbrock, London, E. C. hergestellt ist und dadurch besonderes Interesse
                              									verdient, dass sie mit einer automatisch wirkenden Schürvorrichtung verbunden
                              									ist.
                           Bei der neuen, in Fig. 1 bis 3 dargestellten Kesselfeuerung, die patentiert und in zwei Exemplaren an
                              
                              									dem oben erwähnten, mit zwei Rosten ausgestatteten Babcock- und Wilcox-Kessel
                              									angebracht ist, geschieht die Beschickung der Kohlen nach einer bereits bei anderen
                              									Kesseln angewandten Methode. Nachdem die Kohlen in einen vorne am Kessel
                              									angebrachten Trichter geschüttet worden sind, werden sie mittels einer sich nach der
                              									Spitze hin verjüngenden Schnecke in eine in der Mittedes Rosts befindliche
                              									Rinne geschafft, von der sie gleichmässig aufsteigen und sich auf dem ganzen Rost
                              									verteilen. Die Schnecke macht je nach der gewünschten Schichtendicke 1 bis 2
                              									Umdrehungen in der Minute. Während des langsamen Aufsteigens werden die Kohlen
                              									allmählich erhitzt und die flüchtigen Produkte aus denselben ausgetrieben. Die
                              									letzteren vermischen sich mit der Luft, welche durch in den Roststäben befindliche
                              									Löcher Zutritt findet. Das' Gasgemisch steigt aufwärts und wird beim Durchdringen
                              									der obersten, weissglühenden Kohlenschicht ohne Rauchbildung verzehrt. Die Luft wird
                              									durch ein Gebläse in den Aschenraum gedrückt; der Druck ist in der Regel geringer
                              									als ein solcher von 25,4 mm Wassersäule. Die Schlacken werden gegen die Seitenwände
                              
                              									des Feuerraums geschafft und sammeln sich dort in Rinnen an, aus denen sie durch
                              									besondere, in der Vorderwand des Feuerraums angebrachte Thüren entfernt werden. Das
                              									Schüren des Feuers erfolgt durch eine eigenartige Bewegung der Roststäbe. Sämtliche
                              									Roststäbe sind, wie aus Fig. 2 hervorgeht, auf einem
                              									gitterartigen Gestell derartig drehbar gelagert, dass sie eine seitlich hin und her
                              									gehende Bewegung ausführen können. Diese Bewegung wird durch eine unterhalb der
                              									Schneckenrinne angeordnete Welle hervorgerufen, die sich mit derselben
                              									Geschwindigkeit dreht, wie die Schnecke. Eine an dem einen Ende dieser Welle
                              									angebrachte Kurbel bethätigt mittels einer Lenkerstange zwei Hebel, von denen jeder
                              									an einem Roststab der beiden, durch die Schneckenrinne geschiedenen
                              									Roststababteilungen angebracht ist. Durch kleine Verbindungsstangen, an denen sich
                              									Zapfen befinden, werden die Roststäbe jeder Roststababteilung zwangläufig
                              									miteinander verbunden. Infolge der geschilderten Bewegung der Roststäbe werden die
                              
                              									Kohlen gerüttelt und vor dem Zusammenbacken bewahrt, ausserdem strömt die durch die
                              									Roststaböffnungen dringende Luft, die überall freien Durchgang findet, gleichmässig
                              									durch die ganze Kohlenschicht, so dass eine gleichmässige Verbrennung
                              									stattfindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 370
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 370
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 370
                              Fig. 3.
                              
                           Die Förderschnecke und die Schürwelle werden durch einen gemeinsamen, eigenartig
                              									gebauten Motor angetrieben. Dieser Motor, der in Fig.
                                 										1 und 3 zu erkennen ist, wird mit Dampf
                              									betrieben und besteht aus einem wagerechten Cylinder, dessen Kolben mittels einer
                              									Traverse eine auf dem Cylinder gleitende, mit zwei Zahnstangen versehene Hülse hin
                              									und her bewegt. Die Zahnstangen bethätigen Hebel, welche ebenfalls mit Zähnen
                              									ausgestattet sind und durch Sperrklinken ein auf der Schneckenwelle aufgekeiltes
                              									Sperrrad in Umdrehung versetzen.
                           Auf der Schneckenwelle ist ausserdem ein Zahnrad aufgekeilt, das ein anderes, auf der
                              									Schürwelle befindliches Zahnrad antreibt. Der Motor macht normal etwa 20 Doppelhübe
                              									in der Minute, doch kann seine Geschwindigkeit durch Drosselung des Dampfes in der
                              									Dampfleitung geregelt werden. Der Durchmesser des Dampfcylinders beträgt 155 mm und
                              									der Hub 127 mm. Der Motor, sowie der ganze Antriebsmechanismus der Schnecken- und
                              									Schürwelle ist von einem Gehäuse umgeben, das mit abnehmbaren Deckeln versehen
                              									ist.
                           Mit Hilfe dieser Kesselfeuerung kann jede Schichtendicke von 150 mm bis 455 mm
                              									geschaffen werden. Die Beobachtung des Feuers wird durch eine Feuerthür ermöglicht,
                              									welche den bei Handfeuerungen verwendeten Thüren ähnelt. Durch diese Thür kann auch
                              									die Feuerung mit der Hand bedient werden, falls der Motor infolge irgend einer
                              									Betriebsstörung stillsteht.
                           Es sei schliesslich noch erwähnt, dass der Kessel, an welchem die neue Vorrichtung
                              									versuchsweise angebracht worden ist, vorher bei der Feuerung mit der Hand mit
                              									Aberavon-Dampfkesselkohlen gefeuert wurde, die 30 Mk. pro Tonne kosteten. Nach
                              									Anbringung der mechanischen Feuerung konnte minderwertige Gruskohle verwendet
                              									werden, die 13,5 Mk. bis 15 Mk. pro Tonne kostete, ohne dass die
                              									Verdampfungsfähigkeit des Kessels verringert wurde.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Leistungsversuche an Lokomobilen.
                           Als Ergänzung der auf S. 295 d. Bd. in Tabelle IV enthaltenen Angaben über
                              									Versuchsergebnisse, gewonnen an Dampflokomobilen neuer Konstruktion, möge in
                              									untenstehender Tabelle eine Zusammenstellung von neueren Versuchsergebnissen
                              									wiedergegeben sein, die von Ingenieuren der Badischen
                                 										Gesellschaft zur Ueberwachung von Dampfkesseln an Lokomobilen der Firma Heinrich Lanz in Mannheim gewonnen wurden. Die Angaben
                              									sind einem Vortrage von Dubbel, gehalten am 14.
                              									November v. J. im Kölner Bezirksverein deutscher
                                 										Ingenieure, entnommen. Die Dauer dieser Versuche schwankte zwischen 335 und
                              									380 Minuten. Die angeführten Verdampfungsziffern sind die thatsächlich erzielten und
                              									nicht auf Wasser von 0° und Dampf von 100° umgerechnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 370
                              Mittlere Dampfspannung, Umlaufzahl;
                                 										Leistung indizierte, wirkliche; Wirkungsgrad; Verbrauch pro PS/Std. an
                                 										Steinkohlen für die indizierte Leistung, für die Bremsleistung, Dampf für die
                                 										indizierte Leistung, für die Bremsleistung; Dampferzeugung auf 1 kg Kohle, auf 1
                                 										qm Heizfläche; Temperatur; der Abgase; Luftleere im Kondensator in cm
                                 										Quecksilbersäule; Zugstärke in mm Wassersäule; Bemerkungen Heizwert der Kohle,
                                 										ohne Kondensation
                              
                           Ferner stellt uns die Firma R. Wolf, Magdeburg-Buckau,
                              
                              									die durch Hofrat Prof. L. Lewicki, Dresden, an ihrer
                              									neuen Patent-Heissdampf-Compound-Lokomobile mit
                                 										Kondensation festgestellten Betriebszahlen zur Verfügung.
                           
                              
                                 Dampfspannung
                                 12 at
                                 
                              
                                 Umdrehungen per Minute
                                 170,9
                                 
                              
                                 Indizierte Gesamtleistung
                                   118,47 PS
                                 
                              
                                 Gebremste Gesamtleistung
                                   108,547 „
                                 
                              
                                 Wirkungsgrad der Dampfmaschine
                                 91,6%
                                 
                              
                                 Kalorischer Wirkungsgrad
                                 
                                    17,3 „
                                    
                                 
                              
                                 Kohlenverbrbrauch für 1 effekt. PS u. Std.
                                 0,618 kg
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch für 1 indiz. PS
                                    											u. Std.
                                 4,85 kg
                                 
                              
                                 per effekt. PS und Std. 5,293
                                    											kg
                                 
                              
                                 Dampferzeugung auf 1 kg Kohle
                                 8,560 kg
                                 
                              
                                             „               „  1 qm Heizfläche
                                 18,535 „
                                 
                              
                                 Temperatur der Abgase
                                 215° C.
                                 
                              
                                         „          des gesättigt. Kesseldampfes
                                 190,57° C.
                                 
                              
                                         „           „   überhitzten Dampfes
                                 329,6° C.
                                 
                              
                                 Vakuum im Kondensator
                                 89%
                                 
                              
                                 Zugstärke in mm Wassersäule im Schornst.
                                 12,5 mm
                                 
                              
                                 Dauer des Versuches
                                 7 Std. 4½ Min.
                                 
                              
                                 Heizwert der Kohle
                                 7910 Kalorien.
                                 
                              
                           Diese Zahlen lassen am besten den Fortschritt erkennen, der auf dem Gebiete des
                              									Lokomobilbaues seit dem Jahre 1883 infolge der unablässigen Bemühungen dieser Firma
                              									gemacht ist; sie beweisen gleichzeitig, dass entgegen der auf Seite 295
                              									ausgesprochenen Ansicht, die Lokomobile noch keineswegs die Grenze ihrer
                              									Entwickelungsfähigkeit erreicht hat.
                           
                        
                           
                           Die Goldgewinnung.
                           
                              
                                 
                                 Der Goldabbau
                                 der Gesamtwelt
                                 der Witwatersrand-Minen
                                 
                              
                                 war
                                 1900
                                 51292000 Pfd. St.
                                        1369000 Pfd. St.
                                 
                              
                                 
                                 1899
                                 64728000     „
                                 14593000     „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Abfall
                                 11436000 Pfd.St.
                                       13226000 Pfd. St.
                                 
                              
                           Mexikos Abbau war vor zwei Jahren kaum nennenswert, während er sich in 1901 gegenüber
                              									1900 auf 3200000 Pfd.St. verdoppeln dürfte.
                           Der Abbau Australiens verteilt sich für 1900 wie folgt auf die einzelnen
                              									Kolonien:
                           
                              
                                 Westaustralien
                                 1580949
                                 Unzen
                                 
                                 
                              
                                   (1899 1643876 Unzen; während 1890 nur 22806 Unzen
                                 
                              
                                   gewonnen wurden, beträgt der Abbau für Februar
                                    											1901
                                 
                              
                                   125570 Unzen, Februar 1900 118128 Unzen.)
                                 
                              
                                 Queensland
                                 951065
                                 Unzen
                                 
                                 
                              
                                 Viktoria
                                 807407
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Neuseeland
                                 371993
                                 „
                                 (1899 738866).
                                 
                              
                                 Neusüdwales
                                 345650
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Tasmania
                                 89000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Südaustralien
                                 29397
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Australien benutzte die Zeit gewerblicher Stille zum Goldabbau, jetzt, wo die Löhne
                              									dort steigen, werden die Arbeitskräfte dem Minenbetrieb fehlen.
                           Aus nebenstehenden Zahlen geht hervor, wie die südafrikanischen Unruhen den
                              									Gesamtabfall zu tragen haben.
                           An dem Gesamtabbau beteiligen sich:
                           
                              
                                 
                                 Amerika-Verein. Staaten
                                 Mexiko
                                 Australien
                                 SüdafrikaPfd. St.
                                 RohdesiaUnzen
                                 
                              
                                 Ertrag in Unzenà 28,62 g
                                 Wert in Pfd. St.
                                 Unzen
                                 Pfd. St.
                                 Unzen
                                 Pfd. St.
                                 
                              
                                 1900
                                 3037213
                                 15864500
                                 –
                                 1600000
                                 4175461
                                 15658000
                                   1369000Davon
                                          													eingeführt in England nur 378626 Pfd. St., der übrige Betrag wurde
                                          													von der Buren-Regierung mit Beschlag belegt.
                                 120000
                                 
                              
                                 1899
                                 etwas höher
                                 –
                                 –
                                 4461105
                                 16729000
                                 15014361
                                   62313
                                 
                              
                                 1898
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1587947
                                 5995000
                                 16768997
                                   18085
                                 
                              
                           Für die ungeheure Entwickelung Südafrikas sprechen am besten die folgenden Zahlen. Es
                              									wurde abgebaut:
                           
                              
                                 1886
                                 für
                                 271470
                                 Pfd. St.
                                 1894
                                 für
                                 7364305
                                 Pfd. St.
                                 
                              
                                 1887
                                 „
                                 230942
                                 „
                                 1895
                                 „
                                 8353913
                                 „
                                 
                              
                                 1888
                                 „
                                 847055
                                 „
                                 1896
                                 „
                                 8002355
                                 „
                                 
                              
                                 1889
                                 „
                                 1441787
                                 „
                                 1897
                                 „
                                 13621336
                                 „
                                 
                              
                                 1890
                                 „
                                 1876677
                                 „
                                 1898
                                 „
                                 16768997
                                 „
                                 
                              
                                 1891
                                 „
                                 2489618
                                 „
                                 1899
                                 „
                                 15014631
                                 „
                                 
                              
                                 1892
                                 „
                                 4300327
                                 „
                                 1900
                                 „
                                 378626
                                 „
                                 
                              
                                 1893
                                 „
                                 5325239
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           In die Augen fällt der rasche Aufschwung zwischen den Jahren 1896 bis 1898, in welch
                              									letzterem Jahre Südafrika mehr wie ⅓ des Abbaues der Gesamtwelt lieferte.
                           Diese Entwickelung ging dann Hand in Hand mit den politischen Ereignissen.
                           Der Goldumsatz in England selbst als dem hauptsächlichsten Goldminenbesitzer ergibt
                              									folgende Werte in Pfd. St.:
                           a) Einfuhr. I. In Jahresbeträgen.
                           
                              
                                 
                                 Gesamt
                                 Südafrika
                                 WestküsteAfrika
                                 Australien
                                 Britisch-Indien
                                 Amerika-Verein. Staaten
                                 Deutschland
                                 Frankreich
                                 Holland
                                 
                              
                                 1900
                                 26190873
                                     378626
                                 68857
                                 6458918
                                 3778337
                                 5870734
                                 2543809
                                 2156032
                                 1371132
                                 
                              
                                 1899
                                 32533497
                                 15014631
                                 70505
                                 5035620
                                   725562
                                 2376046
                                 2396790
                                 1840646
                                 1403838
                                 
                              
                                 1898
                                 43722960
                                 16768997
                                 89273
                                 7566249
                                 1656135
                                     48497
                                 3908707
                                 4431033
                                 1505920
                                 
                              
                           II. Beträge für die Monate Januar und Februar.
                           
                              
                                 
                                 Gesamt
                                 Südafrika
                                 Australien
                                 Britisch-Indien
                                 Frankreich
                                 Aegypten
                                 Mexiko
                                 
                              
                                 1901
                                 4223937
                                     47595
                                 648980
                                 1971514
                                 483485
                                 250100
                                 316327
                                 
                              
                                 1900
                                 7012436
                                     19973
                                 897425
                                   193662
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 1899
                                 4631371
                                 3209285
                                 630861
                                   275565
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           b) Ausfuhr.
                           
                              
                                 I. Jahresbeträge
                                 II. Beträge für die Monate Januar und
                                    											Februar.
                                 
                              
                                 
                                 Gesamt
                                 Deutschland
                                 Amerika-Verein. Staaten
                                 
                                 Gesamt
                                 Britisch-Indien
                                 Belgien
                                 Mexiko
                                 Andere Länder
                                 
                              
                                 1900
                                 18397459
                                   4904019
                                   1032500
                                 1901
                                 2301895
                                 1176451
                                 518658
                                 265900
                                 340886
                                 
                              
                                 1899
                                 21536052
                                   4420873
                                   1323700
                                 1900
                                 2342890
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 1898
                                 36590050
                                 12377283
                                 10942162
                                 1899
                                 3959118
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Bemerkenswert ist die starke Einfahr von den Vereinigten Staaten Amerika, sowie von
                              									Indien, welch letzteres bei seinen Missernten und der Pest sicher selbst sehr gut
                              									für Gold Verwendung hätte, wie dann ja ein gut Teil wohl oder übel dahin zurück
                              									musste. A.
                           
                        
                           Elektrische Steuerung der Luftdruckbremsen.
                           In der am 21. Mai d. J. abgehaltenen Versammlung des Vereins
                                 										Deutscher Maschineningenieure hielt Ingenieur Wagner einen Vortrag über elektrische Steuerung der Luftdruckbremsen und
                              
                              									die damit auf der Militäreisenbahn gewonnenen Versuchsergebnisse.
                           Bei allen vorzüglichen Eigenschaften, welche die Luftdruckbremsen, insbesondere die
                              									von keinem anderen im Betriebe erprobten System bislang übertroffene
                              									Westinghouse-Bremse auszeichnen, ist hier doch die zu langsame Uebertragung der
                              									Bremskraft von einem Fahrzeuge zum anderen als Mangel zu empfinden. Dieser ist eine
                              									Folge der pneumatischen Steuerung. Derselbe hat bewirkt, dass in die Betriebsordnung
                              									für die Haupteisenbahnen Deutschlands die Bestimmung aufgenommen werdenmusste,
                              									dass Züge von mehr als 60 Achsen nicht mehr mit Luftdruckbremse befördert werden
                              									dürfen. Hieraus folgt, dass Güterzüge und Militärzüge, welche letzteren eine normale
                              									Stärke von 110 Achsen haben, der Vorteile der kontinuierlichen Luftdruckbremsen
                              									verlustig gehen. Hierin wird nun aber sofort Wandel geschaffen, wenn die
                              									pneumatische Steuerung nur noch im äussersten Notfalle Verwendung findet, und wenn
                              									sie für alle sonstigen Betriebserfordernisse durch eine elektrische Steuerung
                              									ersetzt wird. Mit der Einführung der Elektrizität als Mittel, die Luftdruckbremsen
                              									zu steuern, sind diese sofort von den ihnen bis dahin noch anhaftenden
                              									Unvollkommenheiten befreit, und sie sind dadurch ein brauchbares Mittel geworden zur
                              									Verwendung an den kurzen, wie auch an den längsten Zügen.
                           Der dem System der „Siemens“ elektrischen Steuerung
                                 										für Luftdruckbremsen zu Grunde liegende Gedanke beruht im wesentlichen darin, dass den
                              									pneumatischen Bremsapparaten noch je ein zwischen der Hauptleitung und dem
                              									Bremscylinder eingeschaltetes Steuerventil hinzugefügt wird. Diese Steuerventile
                              									sind von der Lokomotive aus auf elektrischem Wege mittels eines einzigen, durch den
                              									ganzen Zug laufenden Kabels zu bethätigen und öffnen während der Dauer dieser
                              									Bethätigung der in der Hauptleitung befindlichen Druckluft einen Weg in die
                              									Bremscylinder. Durch die so bewirkte Verminderung des Hauptleitungsdrucks werden in
                              									der bekannten Weise die Steuerungsvorrichtungen in den Funktionsventilen in
                              									Thätigkeit gesetzt und lassen nun auch ihrerseits eine, der Verminderung des
                              									Hauptleitungsdrucks entsprechende Menge von Druckluft aus den Hilfsluftbehältern in
                              									die Bremscylinder überströmen. Die elektrische Steuerung der Luftdruckbremsen, neben
                              									welcher übrigens die pneumatische Steuerung auch ferner noch verwendet wird, dient
                              									also nur zum gleichzeitigen Anziehen sämtlicher Bremsen der Züge, während das Lösen
                              									der Bremsen wie bisher, so auch ferner nur auf pneumatischem Wege erfolgt.
                           Der Vortragende fasste die Vorzüge der „Siemens“-Steuerung wie folgt
                              									zusammen:
                           1. Die Handhabung der Bremsen ist namentlich hinsichtlich der Betriebsbremsungen an
                              									längeren Zügen ganz erheblich leichter als bei den nur pneumatisch gesteuerten
                              									Luftdruckbremsen.
                           2. Selbst die längsten Züge können durchaus stossfrei gebremst werden und zwar
                              									einerlei, ob die Bremsen nur mässig angezogen werden, oder ob sofort die
                              									Maximalkraft ausgeübt wird.
                           3. Die Bremswege gestalten sich selbst bei kürzeren Zügen schon erheblich kleiner,
                              									als sie ohne elektrische Steuerung sind; dieses Verhältnis wird um so günstiger, je
                              									grösser die Länge der Züge ist.
                           4. Bei der elektrischen Steuerung wird alle Luft in den Bremscylindern nutzbar
                              									gemacht, bevor sie zum Entweichen in die Aussenluft gelangt; infolgedessen gestaltet
                              									sich der Bremsbetrieb erheblich sparsamer als bisher.
                           5. An Stelle des jetzt meistens gebräuchlichen 5/4zölligen Kuppelungsschlauches genügt
                              									ein einzölliger Schlauch.
                           6. Bei rein elektrischer Bethätigung der Bremse ist der Volldruck in den
                              									Bremscylindern schon bei einer sehr geringen Verminderung des Hauptleitungsdruckes
                              									erreicht. Da es nun unnötig ist, auch die Lokomotiven und Tender mit je einem
                              									elektrischen Steuerventil zu versehen, so ergibt sich als Vorteil dieser geringen
                              									Druckermässigung in der Hauptleitung, dass bei allen Betriebsbremsungen ihre Bremsen
                              									mit erheblich geringerer Kraft als bisher angezogen werden.
                           7. Die Regulierfähigkeit der Bremse ist die denkbar beste.
                           8. Bei den nur pneumatisch gesteuerten Luftdruckbremsen vergehen stets viele
                              									Sekunden, bevor es möglich ist, die Bremsen nach dem Lösen zum zweiten Male anzuziehen, – ein Uebel-stand, der sich beim Einfahren in
                              
                              									Kopfstationen schon öfters als gefahrbringend erwiesen hat; bei einer elektrisch
                              									gesteuerten Bremse erfolgt dagegen das Anziehen der Bremse sofort augenblicklich
                              									wieder nach dem Lösen, sobald nur der Stromkreis geschlossen ist.
                           9. Ein geschlossener Stirnwandhahn im Zuge beraubt nicht mehr wie bisher den Führer
                              									der Möglichkeit, die Bremsen des abgeschlossenen Zugteiles anzuziehen. –
                           Die Direktion der Königlichen Militärbahn hat auf Antrag der Aktiengesellschaft Siemens und Halske mit mehreren von eben genannter
                              									Firma ausgerüsteten Zügen Versuche angestellt. Dieselben wurden unter den
                              									verschiedenartigsten Verhältnissen in Gegenwart von Vertretern der Preussischen
                              									Staatsbahnverwaltung, der technischen und militärischen Staatsbehörden und anderer
                              									deutscher, sowie österreichisch – ungarischer, schweizerischer, belgischer und
                              									holländischer Eisenbahnen vorgenommen und bestätigten voll und ganz das oben
                              									Gesagte.
                           
                        
                           Internationale Ausstellung für Feuerschutz- und
                              									Feuerrettungswesen in Berlin.
                           Die am 25. Mai eröffnete Ausstellung befindet sich auf einem 18600 qm grossen
                              									Terrain, von welchem etwa 11430 qm für Ausstellungsgegenstände benutzt sind. Die
                              									Ausstellung ist von 685 Ausstellern beschickt worden und umfasst folgende 6
                              									Hauptgruppen: 1. Organisation des Feuerlöschwesens; 2. Hilfe, Not und Gefahr; 3.
                              
                              									Leistungen, welche ausserhalb der Berufstätigkeit liegen; 4. Feuersicherungstechnik;
                              									5. Wohlfahrtseinrichtungen; 6. Lehrmittel, Kunst und Litteratur.
                           Die Ausstellung soll einmal dem Feuerlöschwesen Gelegenheit bieten, seine
                              									Fortschritte auf allen Gebieten vorzuführen, sowie die hohe Entwickelung der
                              									Feuerwehren im In- und Auslande, ihre mustergültigen Einrichtungen, ihren Einfluss
                              									auf die Feuersicherheit der Bauten vorführen und andererseits gleichzeitig auch
                              									wissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Zwecken dienen, indem sie die
                              
                              									Inangriffnahme von Aufgaben anregt, deren endgültige Lösung noch der Zukunft
                              									verbehalten ist. Beispielsweise ist für die Beantwortung der wichtigen Frage, welche
                              									Vorkehrungen für Schutz und Rettung der Insassen von Krankenhäusern,Irren- und
                              									Gefangenanstalten vorhanden oder noch zu schaffen sind, reichhaltiges Material
                              									beschafft und bearbeitet worden. Die Feuersicherheit der Theater und die
                              									Rauchverhütung bei Dampfkesselfeuerungen ist praktisch an Einzelanlagen vorgeführt.
                              									Von grossem Interesse dürften Prüfungen, Vorträge und Uebungen sowohl der Feuerwehr
                              									als auch der Unfallstationen für Fachleute und Laien sein. Es soll ferner ein
                              									internationaler Feuerwehrkongress Gelegenheit darbieten, die Ansichten und
                              									Erfahrungen, welche auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens in den verschiedensten
                              
                              									Ländern gezeitigt worden sind, auszutauschen und zu studieren.
                           Für die Leser unserer Zeitschrift haben vorwiegend Interesse die auf die
                              
                              									Rauchverhütung bezüglichen Vorrichtungen und die Baumaterialien und Mittel, welche
                              									die Feuersicherheit von Wohn-und Fabrikräumen bewirken sollen. Die betreffenden
                              									Einrichtungen werden demnächst in zwei ausführlichen Berichten besprochen
                              									werden.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Theoretische Betrachtungen über die
                                 										Ergebnisse der wissenschaftlichen Luftfahrten des deutschen Vereines zur
                                 										Förderung der Luftschiffahrt in Berlin von Wilhelm
                                 										v. Bezold. Mit 17 in den Text gedruckten Abbildungen. Braunschweig.
                              									Friedrich Vieweg und Sohn.
                           Als man angefangen hatte, sich eingehender mit dem Studium des ursächlichen
                              									Zusammenhanges der atmosphärischen Vorgänge zu beschäftigen, konnte sehr bald kein
                              									Zweifel mehr darüber obwalten, dass die verschiedenen Schwankungen in den
                              									Temperaturen und Bewegungen der Luftschichten, also namentlich auch die vertikalen
                              									auf- und niederstreichenden Strömungen für die meteorologischen und klimatischen
                              									Erscheinungen von ausschlaggebendem Einfluss sind. Um für die betreffenden Gesetze
                              									grundlegende Behelfe zu gewinnen, wurde zuförderst mit der Errichtung von
                              									Beobachtungsstationen auf hohen Bergesgipfeln vorgegangen und – nachdem sich dies
                              									noch keineswegs als hinreichend erwies – endlich auch die Luftschiffahrt dem in Rede
                              									stehenden Forschungsgebiet methodisch dienstbar gemacht. Die ersten einschlägigen
                              									Erfolge, welche 1862 bis 1866 von James Glaisher in
                              									England durch 28 wissenschaftliche Ballonfahrten erzielt worden waren, hatten in den
                              									interessierten Kreisen Sensation erregt, allein gerade die wichtigsten
                              									Beobachtungsresultate Glaisher's führten zu Schlüssen,
                              									die mit unanfechtbaren physikalischen Gesetzen nicht recht im Einklang standen und
                              									sonach dringend einer Weiterung, Klarstellung oder Berichtigung bedurften. Dieser
                              									Aufgabe gerecht zu werden, wurden in den Jahren 1888 bis 1899 seitens einer Zahl
                              									ebenso mutiger als forschungseifriger deutscher Gelehrter unter der Beihilfe des im
                              									obigen Titel genannten Vereins 75 wissenschaftliche Luftfahrten unternommen, über
                              									deren Ergebnis jüngst ein dreibändiger Bericht (Wissenschaftliche Luftfahrten, unter Mitwirkung von O. Baschin, W. v. Bezold, R. Börnstein, H. Gross, V. Kremer,
                                 										H. Stade und R. Süring, herausgegeben von Richard Assmann und Arthur
                                 										Berson bei Vieweg und Sohn, Preis 100 M.) erschienen ist. Der Inhalt dieses
                              									zur Zeit innerhalb der gelehrten Weltliteratur hervorragendsten, ja einzigen Werkes
                              									seiner Art, erstreckt sich im ersten Band auf die Geschichte der wissenschaftlichen
                              									Luftfahrten und das Beobachtungsmaterial selbst, umfasst im zweiten die Beschreibung
                              									und die Ergebnisse der einzelnen Fahrten und bringt im letzten Band die
                              									Zusammenfassungen und Hauptergebnisse der gewonnenen Erfahrungen und Daten. Ein aus
                              									der Feder W. v. Bezold's, des Direktors des Berliner Meteorologischen Instituts, stammendes
                              									Schlusskapitel des dritten Bandes gibt ein enges, aber vorzüglich dargestelltes
                              									Gesamtbild über die theoretischen Errungenschaften des ganzen grossartigen
                              									Forschungsunternehmens und charakterisiert in kräftigen Zügen die Bedeutung des im
                              
                              
                              									besagten Werke aufgespeicherten wissenschaftlichen Stoffes, der für die Erkenntnis
                              									der Vorgänge im Luftmeer ganz neue, völlig unanfechtbare Grundlagen darbietet und
                              									sonach sowohl für Physiker, Astronomen, Geodäten u.s.w., als namentlich für
                              									Aeronauten und Meteorologen besondere Wichtigkeit und ausserordentlichen Wert
                              									besitzt. Die eingangs angeführte Schrift ist eben ein Sonderabdruck des
                              									letzterwähnten, gleich den übrigen Teilen des Hauptwerkes in einer nicht nur
                              									Spezialisten, sondern auch weiteren gebildeten Leserkreisen verständlichen Fassung
                              									gehaltenen Schlusskapitels und bedarf wohl keiner sonstigen hervorhebenden
                              									Empfehlung mehr.