| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 433 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Akkumulatorenwagen für den Lokalverkehr.
                           Die Versuche, für den Lokalverkehr möglichst billige Verkehrsmittel bei billigstem
                              									Betriebe zu erhalten, beschäftigten bekanntlich seit einigen Jahren die deutschen
                              									Eisenbahnverwaltungen, nachdem sich im Eisenbahnbetrieb immer mehr die Spezialitäten
                              									herausgebildet haben, – Schnellzüge für Fernverkehr mit wenig Stationen,
                              
                              									Personenzüge mit knappem Anschluss an den Verwaltungsgrenzen, Lokalverkehr in der
                              									Nähe der grossen Städte und anderer Verkehrszentren. Da gerade der letztere die
                              									Verwaltungen besonders teuer zu stehen kam, so wurde eine Verbilligung durch sogen.
                              
                              									Omnibuszüge zu erzielen gesucht. Die württembergische Eisenbahnverwaltung führte den
                              									Serpollet-Wagen ein, später auch den Daimler'schen
                              									Motorwagen. Sachsen entschied sich ebenfalls für Daimler'sche Konstruktion. Die Direktion der königl. bayerisch-pfälzischen
                              									Bahnen versuchte eben darum, weil Württemberg und Sachsen daran waren, Erfahrungen
                              									mit Serpollet- und Daimler-Konstruktionen zu sammeln, ein anderes Mittel. Zunächst
                              									eine Gaslokomotive, die einige Wochen im Betrieb war, um dann wieder einige Monate
                              									in der Reparaturwerkstätte zu stehen. Sie war eine geistreiche, aber zu komplizierte
                              									Konstruktion. So entschied sie sich für einen Versuch mit der Elektrizität für die
                              									Lokalbahn. Da eine Oberleitung nicht möglich war, der Betrieb wäre auch zu teuer
                              									gekommen, so wurde Akkumulatorenbetrieb gewählt, einer der ersten Versuche des
                              									Akkumulatorenbetriebs auf der Vollbahn. Die Versuche sind nun abgeschlossen und
                              									haben mit den befriedigendsten Ergebnissen geendet, wie sie kürzlich Direktionsrat
                              
                              										Geyer in einer in Neustadt a. d.h.
                              									zusammengetretenen Tagung der elektrotechnischen Vereine Mannheim-Ludwigshafen und
                              									Frankfurt a. M. vorlegte. Wir geben hier das Wichtigste aus den allgemein
                              									interessanten Ausführungen nach einer Veröffentlichung im Schwäb. Merkur wieder.
                           Nachdem Vorversuche auf der Strassenbahn und auf einer Lokalbahn mit 1 m Spurweite
                              									befriedigend verlaufen waren, ging man daran, die Versuche auf die Hauptbahn mit
                              									Normalspur zu übertragen. Zum erstenmal war eine Geschwindigkeit erzielt, welche
                              									eine Akkumulatorenbatterie noch nicht geleistet hatte, 45 bis 50 km in der Stunde.
                              									Die Elektrizitätsaktiengesellschaft vormals Schlickert und
                                 										Co. in Nürnberg wurde mit dem Bau beauftragt. Sie hatte bereits mit einer
                              									elektrischen Vollbahn Mailand-Monza mit Akkumulatorenbetrieb und mit einem
                              									Akkumulatorenwagen für die belgische Staatsbahn Erfahrungen gesammelt und
                              									bemerkenswerte Erfolge erzielt. Im Verein mit der Akkumulatorenfabrik Berlin in Hagen (nicht zu verwechseln mit der Akkumulatorenfabrik Hagen) wurden die neuen
                              									Akkumulatorenwagen für die pfälzische Bahn hergestellt, leicht aber kräftig gebaute
                              									Wagen in den D-Wagenausmessungen 17,86 m lang ohne Puffer gemessen, 3,06 in breit.
                              									Der Wagen erhieltausser den vier Thüren an den schräg zulaufenden Stirnseiten,
                              									um rascher füllen und entleeren zu können, je sechs Seitenthüren an den Langseiten,
                              									die alle miteinander durch einen sinnreichen Hebelgriff mit einem leichten Handgriff
                              									auf jeder Seite geöffnet und geschlossen werden können. Die Wagen enthalten 36
                              									Sitzbänke, unter denen die Elemente der Akkumulatorenbatterien fest in Kasten gelegt
                              									sich befinden, 156 Elemente mit einer garantierten Kapazität von 250 Ampère-Stunden.
                              									Bestimmt für den Lokalverkehr zwischen Neustadt a. d.h.-Ludwigshafen-Worms, eine
                              									Entfernung von 52 km, bedarf der Wagen für diese Strecke bei einer Geschwindigkeit
                              									von 45 km, bei Verspätungen von 55 km pro Stunde, 120 Ampère-Stunden, verfügt also
                              									über eine hohe Reserve. Nach 15000 Fahrtkilometern sollten die Batterien noch 75%
                              									der garantierten Kapazität besitzen. Sie leisteten mehr, ja nach abgefahrenen 25000
                              									km gaben sie noch 100 Ampère-Stunden. Werden die sich bälder verbrauchenden
                              									negativen Platten nach und nach erneuert, so wird eine gewisse mittlere Kapazität
                              									erhalten und dadurch jeglicher Betriebsstörung von seiten der Batterie vorgebeugt.
                              									Als Motor erhält der Wagen zwei Elektromotoren von Schuckert. Das Gewicht des leeren Wagens ist 25,7 t, der Batterie 15,2 t,
                              									der Motoren 4,05 t; das Gesamtgewicht des leeren Wagens beläuft sich also auf 45 t.
                              									Bei voller Besetzung mit 106 Personen und 2 Mann Bedienung ist sein grösstes
                              									Dienstgewicht 53 t = 424 kg Personenplatzgewicht. Vergleichen wir damit das
                              									Personenplatzgewicht anderer Wagen. Beim Serpollet-Wagen stellt es sich auf 449 kg,
                              									bei gewöhnlich erst- und zweitklassigen Wagen auf 614 kg, bei erst- und
                              									zweitklassigen D-Wagen auf 840 kg. Also nach dem Betriebsgewicht ein äusserst
                              									günstiges Ergebnis.
                           Der Akkumulatorenwagen wurde auf der pfälzischen Bahn in jeder Beziehung ausprobiert.
                              									Direktionsrat Geyer äusserte sich, „man mutete den
                                 										Batterien das Tollste zu, um die Leistungsgrenze zu erforschen“. 265 km
                              									konnte der Wagen im Dienst zurücklegen. Das kann keine Lokomotive bei 45 km
                              									Geschwindigkeit pro Stunde leisten. Der Energieverbrauch pro Tonnenkilometer beträgt
                              									18 Watt-Stunden im Mittel; wo Strecken mit Steigung von 1 : 78 überwunden werden,
                              									bedarf es 21 Watt-Stunden. Wenn die Batterien einen mittleren Wirkungsgrad von 65%
                              									abgeben, denselben, den die Wannseebahn bei direkter Stromzuführung erreicht, so ist
                              									das eine physikalische Merkwürdigkeit, die sich kaum einsehen lässt, da doch bei
                              									Akkumulatorenbetrieb die elektrische Energie in chemische und die chemische wieder
                              									in elektrische umgesetzt werden muss. Was die Kosten anbelangt, so sind noch
                              									folgende genaue Mitteilungen zu machen. Der Wagen mit allem Zubehör kostet 55000 M.;
                              									der Wagen an sich 22500 M., die elektrische Einrichtung 32500 M. Das sind keine
                              									billigen Anschaffungs- und Ausrüstungskosten und doch ergeben sich verhältnismässig
                              									geringe Betriebskosten; hochgerechnet einschliesslich Verzinsung und Amortisation pro
                              									Wagenkilometer 27,52 Pf. = 0,26 Pf. auf den Sitzplatz. Die Betriebsergebnisse
                              									gestalteten sich aber auf der pfälzischen Bahn darum günstig, weil die Wagen meist
                              									vollbesetzt fahren. Thatsächlich stellt sich der Betrieb noch billiger,, weil die
                              									Generalunkosten eigentlich wegfallen; das Personal der Zentrale ist doch da, es
                              									bedurfte keinen Mann weiter, und die Inanspruchnahme dieses Personals ist so
                              									geringfügig, dass die Leute gar nicht den Gedanken einer Mehrbelastung hatten. So
                              									waren die thatsächlichen Betriebskosten 20,8 Pf. pro Wagenkilometer, 0,19 Pf. pro
                              									Sitzplatzkilometer. Werden Anhängewagen mitgeführt, so gestalten sich die
                              									Verhältnisse noch günstiger.
                           Auf der pfalzbayerischen Bahn hat sich das neue Verkehrsmittel die Gunst des
                              									Publikums im höchsten Mass erworben. Dadurch, dass möglichst reichliche
                              									Fahrgelegenheit geboten wurde, ist eine bedeutende Verkehrssteigerung erzielt
                              									worden. Es hat sich wieder bewährt: „je mehr Fahrgelegenheit, desto mehr
                                 										Verkehr“. Schon der dritte Akkumulatorenzug musste in einen Dampfzug
                              									verwandelt werden, weil der Verkehr sich durch dieselben so erheblich gesteigert
                              									hat, dass sich der Dampfzug rentierte, der Akkumulatoren wagen mit Anhängewagen
                              									nicht mehr reichte. Also in dieser Beziehung hat der Akkumulatorenwagen sich
                              
                              									vollständig bewährt, ja alle Erwartungen übertroffen. Mit den in jeder Beziehung
                              									gelungenen Versuchen hat sich die Furcht vor den Akkumulatoren als Traktionselement
                              									als durchaus ungerechtfertigt erwiesen. Die Frage ihrer Verwendbarkeit im
                              									Omnibusverkehr der Vollbahn ist als gelöst zu betrachten. Einsender hatte
                              									Gelegenheit, die Sonderfahrt, welche die Direktion der pfälzischen Bahn den
                              									erschienenen Elektrikern bot, mitzumachen. Selbst bei rascher Fahrt empfand man das
                              									angenehme Gefühl ganz ruhigen Fahrens. Von Säureentwickelung, die man von dem
                              									Vorhandensein der Akkumulatorenbatterien unter den Sitzen befürchten mochte, war
                              									keine Spur, ein Fortschritt gegenüber früheren Versuchen, bei denen man in Berlin
                              
                              									durch unangenehm empfundene Säureentwickelung belästigt wurde. Anwendbar ist das
                              									neue Betriebsmittel überall da, wo eine elektrische Zentrale die Ladung der
                              									Akkumulatorenbatterien ermöglicht. Ob Edison's neue
                              									Erfindung neuer Akkumulatoren auf dem hier betretenen Wege neue Erfolge, noch
                              
                              									grössere Verbilligung ermöglicht, wird sich zeigen. Indessen werden die deutschen
                              
                              									Eisenbahnverwaltungen der Direktion der pfälzischen Bahn dankbar sein, die mit
                              									Umsicht und Thatkraft, wie mit grosser Opferwilligkeit die eingehendsten und
                              									sorgfältigsten Versuche angestellt hat, die nun mit so schönen Erfolgen eine
                              									endgültige Lösung der Frage des Akkumulatorenbetriebes auf der Vollbahn
                              									brachten.
                           Der vorhin angeführten Quelle entnehmen wir weiter, dass auch die württembergische
                              									Eisenbahnverwaltung seit August 1897 einen Akkumulatorwagen im Betrieb hat.
                           Dieser Wagen, der zunächst auf der Güterbahn Untertürkheim-Kornwestheim und zwischen
                              									Stuttgart und Cannstatt in Benutzung war, verkehrt seit November 1899 regelmässig
                              									zwischen Friedrichshafen und Ravensburg und erfreut sich dort, besonders seit durch
                              									Einbau einer neuen Batterie seine Leistungsfähigkeit derart gesteigert worden ist,
                              									dass auch auf starken Steigungen ein Anhängewagen befördert werden kann, und
                              									gleichzeitig die Zahl der Sitzplätze von 44 auf 56 vermehrt wurde, so viel bekannt,
                              									grosser Beliebtheit. Die zuletzt von den Wattwerken in
                              									Zehdenick a. Havel gelieferte Batterie hat den hohen Anforderungen, welche an sie
                              									z.B. auf der starken Steigung von 1 : 45 zwischen Hafen- und Stadtbahnhof
                              									Friedrichshafen gestellt werden, bisher gut entsprochen. Betriebsunterbrechungen
                              									infolge von Schäden an der Batterie oder sonstigen elektrischen Einrichtungen kamen
                              									in neunmonatlichem Betrieb so gut wie nie vor. Wenn trotzdem die Akkumulatoren für
                              									Motorwagen keine weitergehende Verwendung gefunden haben, so erklärt sich dies eben
                              									daraus, dass die württembergische Eisenbahnverwaltung mit den von ihr gleich
                              									gründlicher Probeverwendung unterzogenen Benzin- und Dampfmotorwagen hinsichtlich
                              									Unterhaltungsaufwand und Betriebskosten günstigere Ergebnisse erzielt hat, wie sich
                              
                              									auch das Personenplatzgewicht bei diesen Wagen erheblich günstiger stellt. Dieses
                              									beträgt, wenn jeweils nur das Leergewicht des Wagens gerechnet wird, bei dem
                              									pfälzischen Akkumulatorenwagen 419 kg, bei dem württembergischen Dampfwagen 373 kg
                              
                              									und bei dem Daimler-Motorwagen 324 kg. Zu Gunsten der beiden anderen
                              									Motorwagensysteme spricht weiter, dass ihr Verwendungsgebiet nicht wie bei dem
                              
                              									Akkumulatorenwagen an eine der jeweiligen Anordnung entsprechende stationäre
                              									Kraftquelle gebunden ist und dass besonders der Dampfbetrieb den vielfach
                              									wechselnden starken Inanspruchnahmen, wie sie bei den vielen Steigungen der
                              									württembergischen Bahnlinien nicht zu vermeiden sind und manchen anderen Ländern
                              									gegenüber zu erhöhter Beachtung Anlass geben, besser gewachsen ist als derjenige mit
                              									Akkumulatoren, die bekanntlich gegen starke Stromstösse und länger dauernde
                              									Ueberlastungen besonders empfindlich sind.
                           
                        
                           Vom Holzschiffbau.
                           Eisen- und Stahlschiffbau haben die alten Holzkonstruktionen anscheinend völlig aus
                              									der Schiffbauindustrie verdrängt. Es mutet fremdartig an, wenn man ältere Werke über
                              									Schiffbau zur Hand nimmt und die dort vorhandenen, früher allgemein durchgeführten
                              									und als bewährt anerkannten Aufzeichnungen durchgeht. In Preussen-Deutschlandist die
                              									schöne, gedeckte Korvette „Elisabeth“, in Danzig gebaut, noch nicht aus der
                              									Erinnerung geschwunden, und wenn heute die „Grille“, die jetzt ihre
                              									wohlgezählten 44 Jahre nach ihrem Stapellauf bei Normand, Havre, zählt, im Dock
                              									liegt, freut sich jeder, der elegante Schiffsformen gern sieht, der feinen Linien
                              									der noch jetzt im Dienst stehenden alten Königsjacht. In den Kriegsmarinen hat der
                              
                              									Eisenbau, dem bald der Stahlbau folgte, sehr rasch das Holz als
                              									Konstruktionsmaterial verschwinden lassen. Die „Holzpanzer“ sind zwar noch in
                              									den Flottenlisten einiger Marinen zu finden, aber als aktionsfähige Schiffe kommen
                              									sie ernstlich nicht in Betracht, und dasselbe gilt von dem Material für Schulzwecke,
                              									für welchen Bedarf man übrigens wohl, nach englischem Vorbild, bald nicht mehr alte
                              									Kasten, sondern moderne Schiffe und Fahrzeuge einstellen wird. Die Kriegsmarine,
                              									wenn sie leistungsfähig sein und nicht, wie beispielsweise die der Türkei, Chinas
                              									und Spaniens, im entscheidenden Augenblicke völlig versagen soll, musste seit der
                              									Erfindung der Paixhans-Geschütze und ihrer Explosionsgeschosse sehr bald daran
                              									denken, Holz als Baumaterial bei Schiffen möglichst wenig zu verwenden, und als die
                              									Brisanzstoffe als Füllung der Geschosse seit etwa zwei Jahrzehnten ihre Wirksamkeit
                              									in immer intensiverer Weise zeigten, war die Beseitigung aller brennbaren Stoffe von
                              									Bord der Schiffe, die zum Kampf gebaut waren, geboten. Holz macht Wohnlichkeit!
                              									Daher war es natürlich, auf Mittel zu sinnen, Holz unverbrennbar zu machen,
                              									wenngleich man die Splitterwirkung nur abzuschwächen bemüht war, da es unmöglich
                              									schien, auch diesen Nachteil zu beseitigen. Die Frage des unverbrennbaren Holzes
                              									will man in Amerika gelöst haben, und die neuesten im Bau befindlichen
                              									Schlachtschiffe sollen dieses angeblich unverbrennbare Holz erhalten, doch dürfte
                              									die Frage ebensowenig gelöst sein, wie die des wasserdicht imprägnierten Gewebes. In
                              									England versucht man zum erstenmal an dem Panzerkreuzer „Crecy“, begonnen am
                              									17. Oktober 1898 in Portsmouth, abgelaufen im April 1901, feuersicheres Holz, doch
                              									diese Präparate haben ernste Proben nicht bestanden, und im allgemeinen strebt man
                              									in den Kriegsmarinen danach, bei den für den Kampf bestimmten Schiffen Holz nach
                              									Möglichkeit zu verbannen.
                           In der Handelsmarine liegen die Verhältnisse anders. Holz macht wohnlich, also – wird
                              									es zur Inneneinrichtung der grossen Passagier dampf er und Jachten in umfassender
                              									Weise verwendet. Ferner bauen nach wie vor eine Anzahl kleinerer Werften hölzerne
                              									Segler sowohl als Küstenfahrer wie als Fischerfahrzeuge. Als Konstruktionsmaterial
                              									scheidet aber auch in der Handelsschiffahrt Holz in dem Masse etwa aus, wie der
                              									Dampfer den Segler verdrängt, wobei zu bemerken, dass der moderne Segler mit grossem
                              									Raumgehalt, wie ihn in Deutschland die Firmen Rigmers
                              									und Laisz besitzen, und der in „Potosi“
                              									letzterer Reederei an Grösse unübertroffen ist, aus Stahl konstruiert wird. Es wird
                              									das grössere Holzschiff mehr und mehr eine Seltenheit auf den Meeren, und wenn auch
                              									die Hauptursache in dem starken Auftreten des Dampfers und in der enorm gewachsenen
                              									Leistungsfähigkeit der Eisen- und Stahlindustrie, gefunden werden muss, so ist ein
                              									weiterer Grund der, dass es an geeignetem und genügend billigem Bauholz fehlt – in
                              									Europa nämlich. Wo das vorhanden ist, verschwindet der Holzbau noch lange nicht, das
                              									beweisen schlagend die Amerikaner der Vereinigten Staaten. Dort sind im verflossenen
                              									Jahre neben 198000 Bruttotonnen Eisen-und Stahlschiffen an den Ozeanen und 143000
                              									Bruttotonnen an den grossen Seen Holzschiffe von 107000
                                 
                                 										Bruttotonnen gebaut worden, das will heissen, halb
                                 										so viel wie im genannten Jahre im Deutschen Reich Handelsschiffe überhaupt
                                 										gebaut wurden, woselbst – nach dem Präses der „Institution of Naval Architects“, Earl of Glascow –
                              									Handelsschiffe von 204000 Bruttotonnen entstanden sind. Es handelt sich drüben dabei
                              									durchaus nicht um den Bau kleiner Fahrzeuge, denn unter den Bauten des Vorjahres
                              									sind ganz gewaltige Segler vertreten, so die „Prätoria“ von 350 Fuss (engl.)
                              									Länge, 45 Fuss 6 Zoll Breite, 27 Fuss Tiefe, die 5000 t Erz oder 175000 Scheffel
                              									Weizen laden soll und im Juli zu West-Bay-City, Michigan, zu Wasser gebracht wurde.
                              
                              									Von ähnlichen Abmessungen ist der sechsmastige Schoner „Eleanor A. Percy“,
                              									323 Fuss 6 Zoll Länge, 50 Fuss Breite, 29 Fuss 9 Zoll Tiefe, 3402
                              									Bruttotonnengehalt, der zu Bath im Staate Maine ablief. Zu Bath sind schon vordem
                              									zahlreiche grosse Holzschiffe gebaut worden, so der Ende 1892 abgelaufene
                              										„Roanoke“ von 100,8 m Länge, 15 m Breite, 8,23 m Tiefgang. Das Schiff,
                              									dessen Grosstopp 60,95 m über Deck liegt, war der fünfte Viermaster der
                              									Handelsflotte unter dem Sternenbanner, seine Vorgänger, ebenfalls zu Bath gebaut,
                              									hiessen „Ocean King“, „Susquehannah“, „Shenardoah“ und
                              										„Rappahannoch“, welch letzterer in See verbrannte. „Roanoke“
                              									führte die ungeheure Segelfläche von 16700 qm. Es ist sehr wohl die Annahme berechtigt,
                              									dass sich diese grossen Holzsegler geschäftlich rentieren, da schwerlich bei den
                              									Amerikanern andernfalls so viele solche Schiffe entstehen würden. Da weiterhin die
                              									Löhne in den Vereinigten Staaten hoch sind, so muss der Grund der Herstellung darin
                              									gesucht werden, dass billiges und vortreffliches Bauholz zum Holzschiffbau
                              									auffordert, und so ist es in der That. Hätte man in Europa, wie einst, gutes und
                              									billiges, zum Schiffbau geeignetes Holz, so würde der Holzsegler nicht so schnell
                              									mit den Handelsflotten verschwinden, wenn er auch niemals mehr in Konkurrenz mit dem
                              									Stahl- und Eisendampfer auf den grossen Meeren treten wird. Als eine ganz besondere
                              									Holzkonstruktion sei noch der am 21. März bei der Dundee
                                 										Shipbuilders Company abgelaufenen „Discovery“ erwähnt, durchweg aus
                              									Holz konstruiert, das erste in England direkt für Forschungszwecke gebaute Schiff,
                              									bestimmt für die Südpolexpedition. Es deplaciert bei 172 Fuss Länge, 33 Fuss Breite,
                              
                              									16 Fuss Tiefgang 1750 t, hat eine Maschine von 450 Pferdekräften und läuft 8 Meilen.
                              									Die Spanten sind Eichenholz, die Aussenhaut besteht aus je einer Lage Eichenholz und
                              									Greenheart; der Bug ist mit Stahlplatten aussen verstärkt.
                           
                        
                           Projekt eines Kreuzers für Aufklärungsdienst.
                           Kontreadmiral Fitz Gerald hat den Entwurf eines
                              									schnellen Kreuzers aufgestellt, dessen Pläne dann von Philip
                                 										Watts weiter ausgearbeitet sind. Admiral Fitz
                                 										Gerald gab dieselben gelegentlich der diesjährigen Sitzung der
                              
                              										„Institution of Naval Architects“ zu London am 26. bis 28. März zur
                              									allgemeinen Kenntnis. Danach wünscht er den Kreuzer 400 Fuss (engl.) lang, 44 Fuss
                              									breit, mit 14 Fuss Tiefgang und 3800 t Deplacement. Er soll zwei Schrauben, zwei
                              									Maschinen von zusammen
                           17 000 PS haben und 25 Meilen in der Stunde laufen können (à 1852 m), bei 1/4 der
                              									Kessel behufs Reinigung oder Ausbesserung ausser Betrieb aber mit 23 Meilen dauernd
                              									die See zu halten im stande sein. Der Schutz besteht aus einem Stahldeck, das an den
                              									abfallenden Seiten 2 Zoll, auf den ebenen Flächen 1 Zoll Stärke erhält, während der
                              									Kommandoturm durch 4zöllige Platten gesichert wird. Als Armierung sind sechs
                              									4-Zöller (12 cm) Schnelllader hinter 4zölligen Stahlschilden oder gleichstarken
                              									Kasematten und zwölf Maschinengeschütze angeordnet. An normalem Kohlenvorrat fasst
                              
                              									das Schiff 500 t, derselbe kann jedoch bis auf 1200 t vermehrt werden, wodurch dem
                              									Schiff ein Aktionsfeld von 8000 Meilen bei 16 Meilen Fahrt gesichert wird. Als
                              									Kesselsystem werden Wasserrohrkessel, Typ Yarrow,
                              									vorgeschlagen, und die Kosten, einschliesslich Armierung, auf 270000 Pfd. Sterl.
                              									geschätzt. Der Vorschlag stiess auf grossen Widerspruch. Namentlich wurde dagegen
                              									angeführt, dass der schwache Kreuzer vor jedem in Sicht kommenden, feindlichen
                              									Kreuzer weglaufen müsse, und dass, da man mindestens zehn solcher Schiffe nach
                              									etwaiger Annahme dieses Typs bauen müsse, das an Mannschaften 3000 Mann, an Kosten
                              									2,7 Millionen Pfd. Sterl. erfordern würde, ein Aufwand von Kräften und Geldmitteln,
                              									die in gar keinem Verhältnis zu dem Nutzen der Schiffe stünde. Philip Watts schlug vor, statt zwei 4-Zöller die
                              									gleiche Zahl 6-Zöller (15,2 cm) Schnelllader einzustellen und bemerkte, dass bei
                              									einer Deplacementserhöhung um 400 t es möglich sein würde, alle sechs geplanten
                              									4-Zöller durch 6-Zöller zu ersetzen, auch zwei Torpedolancierrohre einzubauen. Der
                              									Preis würde sich dann um 40000 bis 50000 Pfd. Sterl. steigern. Eine Annahme des Typs
                              									scheint zweifelhaft; 6,5 Millionen Mark für ein „Aufklärungsschiff“ ist
                              									allerdings sehr hoch.
                           
                        
                           Ein neues Acetylenlaternensystem.
                           Dieses nach Patent Kraus von dem Industriewerke Rossbach G. m. b. H. in Wolfstein auf den Markt gebrachte
                              									System unterscheidet sich von den bisherigen dadurch, dass das Wasser nicht auf das
                              									Karbid tropft, wodurch schon nach kurzer Brenndauer die Schlammrückstände das noch
                              									unverbrauchte Karbid bedecken, so dass dem Wasser kein direkter Zugang zu letzterem
                              									möglich ist, was zur Folge hat, dass die Vergasung ungleichmässig vor sich geht,
                              									sondern das Wasser kommt hier aus dem Wasserbehälter durch ein konzentrisches
                              									Röhrchen und greift das Karbid von unten an; Wasser, Karbid und Kalkhydratrückstände
                              									sind voneinander getrennt.
                           Der Karbidbehälter ist frei schwebend in dem Laternenkörper angebracht. Durch seine
                              									eigene Schwere und durch eine darüber befindliche Feder gedrückt, hat derselbe das
                              									Bestreben herabzusinken. Daran wird er aber vorläufig gehindert durch einen Teller,
                              
                              
                              									der von unten gegen das Karbid drückt (Fig. 1).
                              									Sobald die Zersetzung beginnt, drückt sich der Schlamm fortwährend aus dem Gitter
                              									des Karbidbehälters heraus und fällt in den darunter liegenden Schlammbehälter (Fig. 2). Eine Folge davon ist, dass in gleichem Masse
                              									wie die unteren Schichten des Karbides sich in Schlamm durch die Zersetzung
                              									verwandeln und herausgedrückt werden, der Karbidbehälter über den Teller herabsinkt
                              									und dabei immer neues Karbid der dicht über dem feiler befindlichen
                              									Wasserzuführungsstelle entgegenführt. Es mussalso immer eine gleichmässige
                              									Zersetzung und Gasentwickelung stattfinden und eine Verschlammung des intakten
                              									Karbides ist ausgeschlossen; ebenso wird auch das lästige Russen vermieden. Die
                              									Laterne ist ferner geruchfrei, weil in dem konzentrischen Röhrchen fortwährend eine
                              									Wassersäule von 80 mm steht, die das Gas vollständig abschliesst. Durch diese
                              									Anordnung wird auch jeglicher Explosionsgefahr vorgebeugt, da ein Ueberdruck der
                              									Gase die Wassersäule etwas zurückdrängt, wodurch so lange kein Wasser zum Karbid
                              									kommt, bis der Ueberdruck nachgelassen hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 435
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 435
                              Fig. 2.
                              
                           Um die Lampe ausser Betrieb zu setzen, stellt man die Wasserzuführung durch das
                              									Wasserventil ab, wodurch die Flamme in kurzer Zeit verlöscht, ohne Geruch oder Russ
                              									zu hinterlassen.
                           Die Reinigung ist nicht nach jedem Gebrauch der Lampe erforderlich, sondern erst,
                              									nachdem die Laterne ihre maximale Brenndauer erreicht hat, die unter normalen
                              									Verhältnissen 4 bis 5 Stunden beträgt. Die Lampe kann also in beliebigen
                              									Zeitabschnitten durch einfaches Oeffnen des Wasserventils und Anzünden gebraucht
                              									werden.
                           Das System kann deshalb sowohl bei Haushaltungslampen, Strassenlaternen u.s.w., als
                              									auch zu besonderen militärischen und technischen Zwecken Verwendung finden. Wie wir
                              									erfahren, ist aus den Kreisen der Tiefbautechniker bereits der Wunsch nach einer
                              									Kanallaterne geäussert worden und hat die Firma auch bereits ein Modell in Angriff
                              									genommen.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Maschinenelemente, ihre Berechnung
                                 										und Konstruktion mit Rücksicht auf die neueren Versuche von C. Bach, kgl. württ. Baudirektor, Professor des
                              									Maschineningenieurwesens an der kgl. Techn. Hochschule zu Stuttgart. 8. verm. Aufl.
                              									2 Bände, XX und 810 S., 639 Textfiguren, 3 Texttafeln, 57 Atlastafeln und 29 S.
                              									Tabellen. Stuttgart 1901. Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A.
                              									Kröner).
                           Die allbekannten „Maschinenelemente“, die Grundlage für unser heutiges
                              									Maschinenkonstruieren, sind in 8. Auflage erschienen. Den Wert des Buches brauchen
                              
                              
                              									wir nicht hervorzuheben, es spricht für sich selbst. Doch hat die neue Auflage so
                              									vielseitige Ergänzungen und Erweiterungen erhalten, dass ein kurzer Hinweis auf die
                              									wichtigsten darunter am Platz und auch für die Besitzer älterer Auflagen von
                              									Interesse sein dürfte.
                           Der Text ist von 736 auf 808 Seiten angewachsen und einer umfassenden Durchsicht
                              									unterzogen worden; es ist besonders hervorzuheben:
                           Im Abschnitt Elastizität und Festigkeit fanden die neuesten Versuche mit Gusseisen
                              									hoher Festigkeit und Gusseisen für Hartguss Berücksichtigung, sowie die Versuche mit
                              									Gusseisen und Bronze bei höheren Temperaturen, diese von hoher Wichtigkeit für
                              									Dampfleitungen. Ein besonderes Kapitel ist dem Arbeitsvermögen der
                              									Konstruktionsmaterialien gewidmet, das für deren Beurteilung neue und wesentliche
                              									Gesichtspunkte darbietet.
                           Im Abschnitt Zahnräder haben Aufnahme gefunden: Die bildliche Darstellung der
                              
                              									wechselnden Grösse des Gleitens der Zähne, ferner in kurzem Auszug die wichtigsten
                              									Ergebnisse der Untersuchungen von Ernst über die
                              									Eingriffsverhältnisse des Schneckengetriebes sowie eine Darstellung der Konstruktion
                              									des Grisson'schen Einzahngetriebes.
                           Der Abschnitt Riemen- und Seiltrieb wurde durch eine theoretische Untersuchung der
                              										Gestalt des „Fadens“ während des Betriebes
                              									erweitert.
                           Eine wesentliche Vermehrung hat der Abschnitt über Lager erfahren: Hier wurden auf
                              									Grund neuester Versuche die Kugellager eingehend besprochen, dazu eine Anzahl
                              									bewährter Konstruktionen in Textabbildungen dargestellt.
                           
                           Schliesslich sind noch die Abschnitte über Cylinder und Röhren erheblich
                              									erweitert worden, erstere besonders durch die Aufnahme der Ergebnisse von Versuchen,
                              									welche die von den Flanschen ausgehende Biegungsanstrengung der Cylinderwand
                              									berücksichtigen, letztere durch Einfügung der neuen Normalien zu Rohrleitungen für
                              
                              									Dampf von hoher Spannung, die im Vorjahr vom Verein deutscher Ingenieure aufgestellt
                              									wurden.
                           Dem Grundsatz entsprechend, dass ein technisches Werk vor allem die Zeichnung als
                              									Mittel zur Unterweisung benutzen soll, wurde die Anzahl der Abbildungen ganz
                              									erheblich vermehrt; der Atlas wurde um drei Tafeln bereichert, der Text um nicht
                              									weniger als 70 vorzüglich ausgeführte Figuren, die sich auf die verschiedenen
                              									Abschnitte verteilen.
                           Schliesslich sei erwähnt, dass eine tabellarische Uebersicht über die Figuren der
                              									Atlastafeln angefügt wurde, welche- die Textstellen anzeigt, wo jede Figur Erwähnung
                              									gefunden hat, eine Erleichterung, die allseitig mit Beifall aufgenommen werden
                              									wird.
                           Möge die neue Auflage so erfolgreich weiter wirken, wie ihre Vorgängerinnen!
                           Dynamo-elektrische Maschinen und
                                 										Akkumulatoren von Fritz Förster,
                              									Oberingenieur. I. Band mit 60 in den Text gedruckten Figuren. Berlin 1900. Louis
                              									Marcus.
                           Vorliegendes, 206 Seiten Kleinoktav starkes Werkchen bildet den ersten Band eines
                              									drei Bände umfassenden Werkes, welches sich ausschliesslich mit der
                              
                              									Starkstromtechnik beschäftigt. Diese Bücher streben in erster Linie an, dem
                              									angehenden Elektrotechniker, dem strebsamen Monteur, dem Betriebsleiter und
                              
                              									Maschinisten elektrischer Einzel anlagen, elektrischer Blockstationen und
                              
                              									elektrischer Zentralen, auf Grund praktischer Erfahrungen, die für die sachgemässe
                              									technisch und praktisch richtige Durchführung der ihm überwiesenen Aufgaben nötigen
                              									Handhaben zu liefern.
                           Auch soll es allen Technikern, welche, wenn auch der speziellen Elektrotechnik
                              									fernstehend, dennoch derselben ein durch den Beruf gegebenes naturgemässes Interesse
                              									entgegenbringen, eine Anleitung werden, um sich mit den geringsten Opfern an Zeit
                              									und Geld auf diesem Gebiete zur Genüge unterrichten zu können. Dem Grundzuge der
                              									Anlage entsprechend, werden streng wissenschaftliche Erörterungen vermieden und für
                              									das Verständnis nur ganz elementare physikalische und mathematische Kenntnisse
                              									vorausgesetzt. Im grossen und ganzen hat der Verfasser die selbst gestellte Aufgabe
                              									ganz glücklich gelöst, doch wäre eine präzisere Fassung in manchen Punkten
                              									wünschenswert gewesen und hätte beispielsweise auf Seite 16 die irreführende
                              									Behauptung, dass grössere Elektrizitätsmengen nach den grösseren Einheiten Ampère-
                              									oder Watt-Stunden gemessen werden, leicht vermieden werden können. Die auf Seite 27
                              									gegebene Erklärung der Wirkung eines Elektromagneten, wonach derselbe nach erfolgter
                              									Magnetisierung auf unmagnetisches Eisen anziehende magnetische Kräfte äussert, wirkt
                              									um so mehr befremdend, als eine Definition der magnetischen Kräfte überhaupt nicht
                              									gegeben wurde. Auch die auf Seite 29 gegebene Darstellung der Kraftliniendichte
                              									dürfte dem in graphischen Darstellungen Unbewanderten um so schwerer verständlich
                              									erscheinen, als keine besondere Erklärung der Entstehung dieser
                              									Magnetisierungskurven gegeben wurde. Die Zeichnung in Fig. 14 und deren Erklärung
                              									bleibt dem Nichtbewanderten ziemlich unverständlich. Ebensowenig hätte elektrische
                              									Arbeit mit elektrischer Energie, wie dies auf Seite 14 erfolgt ist, als ein und
                              									dasselbe dargestellt werden dürfen. Es könnte noch auf eine Reihe derartiger kleiner
                              									Versehen hingewiesen werden, deren Beseitigung den Wert dieses sonst interessanten
                              									und für obgedachte Zwecke empfehlenswerten Werkchens wesentlich erhöhen würde. Druck
                              									und Ausstattung sind als musterhaft zu bezeichnen.
                           
                              A. P.
                              
                           Leçons d'electrotechnique
                                 										générale, professées à l'école superieur d'électricité par P. Janet, chargé de cours à la faculté des sciences de
                              									l'université de Paris, direc-teur du laboratoire central et de l'école superieur
                              									d'électricité. Paris. Gauthier-Villars, imprimeur-libraire.
                           In diesem stattlichen, 608 Seiten starkem, mit 307 Figuren ausgerüstetem Bande, sind
                              									die Grundlagen, nach welchen die Schüler der höheren elektrotechnischen Schule in
                              									Paris innerhalb der letzten Jahre in das Verständnis der Elektrotechnik eingeführt
                              									werden, niedergelegt. Bei jeder Art von Kenntnis handelt es sich um zwei Dinge,
                              
                              									nämlich ums Lernen und ums Verstehen. Man lernt das Detail und versteht das Ganze.
                              									Jeder Unterricht muss dahin streben, diese beiden Grundgesetze für ein erfolgreiches
                              									Studium in harmonischer Weise zu vereinigen. In dem vorliegenden Werke wird nun nur
                              
                              									auf das Verständnis hingearbeitet. Nach einem Vergleich des Verfassers sind die'
                              									Maschinen als die lebenden Wesen der Industrie zu betrachten, von welchen sowohl die
                              									Anatomie als auch deren Physiologiestudiert werden muss. Die Physiologie der
                              									Maschinen ist es nun, deren wesentliche Eigenschaften unabhängig von besonderen
                              									Formen hier klargelegt werden soll. Daher finden sich in diesem Buche weder
                              
                              									Detailbeschreibungen von industriellen Maschinentypen noch von ausgeführten Anlagen,
                              									sondern nur solche allgemeine aber präzise Angaben, auf Grund welcher ein
                              									erfolgreiches Studium jedes Teiles der Elektrotechnik ermöglicht wird. Es ist sohin
                              									ein rein theoretisches Werk, bei welchem der Verfasser jedoch bemüht war, die
                              									mathematische Begründung auf das zulässige Minimum herabzudrücken und so einfach zu
                              									gestalten, dass mit den einfachsten Kenntnissen der Differential-und
                              									Integralrechnung den niedergelegten Erörterungen von Anfang bis zu Ende gefolgt
                              									werden kann. So weit dies nun bei eingehender Durchsicht dieses Werkes, wobei jedoch
                              									in die Details der mathematischen Begründung nur stichprobenweise eingegangen werden
                              									konnte, zu ersehen möglich war, ist die Aufgabe, in die Physiologie der Maschinen
                              									einzuführen, in der trefflichsten Weise gelöst, wozu die klare einfache Sprache, die
                              									gesunde logische Entwickelung und das systematische Vorschreiten nicht unwesentlich
                              									beiträgt. Der Tendenz des Werkes entsprechend, finden sich in demselben nur linear
                              									gehaltene schematische, daher leicht zu erfassende Abbildungen. Es ist ausser
                              									Zweifel, dass dieses Werk jedem Elektrotechniker, welcher eine Erweiterung seiner
                              									theoretischen Kenntnisse anstrebt, sofern er der französischen Sprache hinreichend
                              									mächtig ist, nur die besten Dienste leisten wird. Als besonders anerkennenswert ist
                              									die Beigabe eines Litteraturverzeichnisses zu jedem einzelnen Abschnitt
                              									hervorzuheben.
                           
                              A. P.
                              
                           Lehrbuch der Kinematik von Prof.
                              									Dr. F. Reuleaux, Geh. Regierungsrat. Zweiter Band: „Die
                              									praktischen Beziehungen der Kinematik zu Geometrie und Mechanik“. Mit 670
                              									eingedruckten Abbildungen und 2 angehängten Tafeln. Braunschweig 1900. Friedrich
                              									Vieweg und Sohn.
                           Das vorliegende Buch schliesst sich an die „Theoretische Kinematik“ des
                              									Verfassers unmittelbar als zweiter Band eines Lehrbuches der Kinematik an. Es
                              									zerfällt in zwei grössere und einen kleinen Abschnitt. Im ersten Abschnitt wird die
                              									Bewegungsgeometrie oder Phoronomie in wichtigen Hauptzügen vorgeführt. Im ganzen
                              									Werke ist die Heranziehung des Beispiels als wesentliches Untersuchungsmittel
                              
                              									benutzt; im ersten Abschnitt bilden das Hauptbeispiel die Cykloiden. Die rein
                              									geometrische Behandlung, die ihnen hier zu teil wird, befreit diese Kurven, die dem
                              									Ingenieur so wichtig sind, von zahlreichen, ihnen scheinbar fest anhaftenden
                              									Schwierigkeiten und entwickelt zugleich wertvolle Eigenschaften derselben, die
                              									vielfach unbeachtet oder unverstanden geblieben waren. Für die technischen
                              									Mittelschulen ist zweifellos von Bedeutung, dass die Längen und Krümmungshalbmesser
                              									der Cykloiden hier als mit elementarer Mathematik entwickelbar gezeigt sind.
                           Im zweiten Abschnitt sind die Fortschritte in der Behandlung der kinematischen
                              									Aufgaben, zu denen der Verfasser in seinen Vorlesungen und Studien gelangt ist,
                              									vorgeführt. Was sie mit sich bringen, ist fast in allen einzelnen Punkten eine
                              									wesentliche Erleichterung des Verständnisses und des Ueberblickes. Mechanische
                              									Vorrichtungen, die ganz und gar voneinander verschieden, einander ganz fremd
                              									schienen, erweisen sich unter dem analytischen Verfahren des Verfassers als eng
                              									verwandt, ja verschwistert. Zwei neue Arten, die Maschine zu analysieren, die
                              									Bauanalyse und die Getriebsanalyse, sind zu der im ersten Bande gelehrten
                              									Elementaranalyse hinzugetreten und eröffnen einen Einblick in die Entwickelung der
                              									Maschine, der ganz unerwartete Aufschlüsse für den Techniker mit sich bringt. In die
                              									vier, vom Verfasser erst nachgewiesenen getrieblichen Bestimmungen der Mechanismen,
                              
                              									Leitung, Haltung, Treibung und Gestaltung, wird hier volle Einsicht erlangt.
                              									Bruchstücke davon hatte der Verfasser bereits in seinem „Konstrukteur“
                              									veröffentlicht; hier aber wird das Ganze in seinem vollen Umfange an einer Fülle von
                              									ausgezeichneten Beispielen dargelegt. Die letzte Bestimmungsart, diejenige der
                              										„Gestaltung“, führt zu Vorschlägen für eine vielversprechende neue
                              									Auffassung der wissenschaftlichen mechanischen Technologie.
                           Der dritte, kleine Abschnitt ist eine Studie, die sich nicht sowohl an den Techniker,
                              									als an den Physiologen wendet, indem sie die kinematischen Erscheinungen im
                              
                              									Tierreich behandelt; sie wird immerhin manche Techniker, wegen der Gleichheit der
                              									Elemente im einen wie andern Gebiete, anziehen können.
                           Der dritte Band wird die „angewandte Kinematik“, zu der der zweite den
                              									Uebergang bildet, behandeln.