| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 466 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Abwärmekraftmaschinen.
                           In den Mitteilungen aus dem Maschinenlaboratorium der kgl.
                                 										Technischen Hochschule zu Berlin ist von Prof. E.
                                 										Josse eine Abhandlung über neuere Erfahrungen und Versuche mit
                              									Abwärmekraftmaschinen erschienen, die recht beachtenswerte Ergebnisse aufweist.
                           Bekanntlich verwertet die Dampfmaschine nur einen geringen Teil der im Dampf
                              									enthaltenen Wärme zur Arbeitserzeugung, so dass der in die Maschine eintretende
                              									Dampf aus dem letzten Cylinder mit fast demselben Wärmegehalt ausströmt, mit welchem
                              									er in den ersten Cylinder aus dem Kessel eingetreten ist. Da aber der dem
                              									Niederdruckcylinder entströmende Dampf mit der niederen Temperatur von 45 bis 60° C.
                              									in den Kondensator tritt, so blieb diese grosse Wärmemenge von niederer Temperatur
                              									bis jetzt gar nicht ausgenutzt.
                           Der Abdampf der Dampfmaschine, der bisher mit dem Kühlwasser des Kondensators
                              									unausgenutzt abgeführt werden musste, wird nun in den Abwärmekraftmaschinen
                              									verwertet, indem derselbe als Heizmittel in einem Kessel dient, in welchem eine bei
                              									niederer Temperatur siedende Flüssigkeit unter hohem Druck verdampft (D. p. J. 1900 315 357).
                              									Durch die hochgespannten Dämpfe dieser Flüssigkeit (Schwefligsäure) wird nun eine
                              									zweite Dampfmaschine betrieben, die vollkommen den Charakter einer gewöhnlichen
                              									Wasserdampfmaschine hat, mit den Abänderungen, welche durch die Eigenschaften der
                              									Schwefligsäure bedingt sind und die im grossen und ganzen aus den für die bekannten
                              									Kältemaschinen üblichen Konstruktionen entnommen sind. Der Verdampfer für die
                              									Schwefligsäure dient zugleich als Oberflächenkondensator für die Hauptdampfmaschine,
                              									in dem die verdampfende Schwefligsäure die Rolle des Kühlwassers übernimmt. Die aus
                              									der Abwärmekraftmaschine ausströmenden Schwefligsäuredämpfe werden ihrerseits in
                              									einem Oberflächenkondensator mittels Kühlwasser niedergeschlagen und wieder benutzt.
                              									So einfach dieses neue Verfahren an sich erscheint, so hat doch dessen praktische
                              									Durchführung, die jetzt als gelungen zu betrachten ist, der ernsten Arbeit von
                              									mehreren Jahren bedurft. Zur Zeit sind die Maschinen so weit durchgebildet, dass die
                              									erste grössere Maschinevon 60 PS in der Technischen Hochschule seit September
                              									1900 im Betriebe ist, ohne dass sich irgend welche Missstände gezeigt hätten. Die
                              									Schwefligsäuremaschine ist dort als eine Eincylindermaschine ausgeführt, die an eine
                              									zweite Kurbel einer Görlitzer Dreifach-Verbundventildampfmaschine angeschlossen ist.
                              									Die Dampfmaschine hat folgende Dimensionen:
                           
                              
                                   Hochdruckcylinderdurchmesser
                                 270
                                 mm
                                 
                              
                                   Mitteldruckcylinderdurchmesser
                                 430
                                 „
                                 
                              
                                   Niederdruckcylinderdurchmesser
                                 675
                                 „
                                 
                              
                                   Gemeinsamer Hub
                                 500
                                 „
                                 
                              
                                   Normale Umdrehungszahl
                                 150
                                 „
                                 
                              
                                 Der Abwärmecylinder erhielt:
                                 
                                 
                                 
                              
                                    einen Durchmesser von
                                 266
                                 „
                                 
                              
                                    einen Hub von
                                 500
                                 „
                                 
                              
                           und ist mit ähnlicher Ventilsteuerung wie die Dampfmaschine
                              									versehen.
                           Prof. E. Josse hat mit dieser Maschine eingehende
                              									Versuche angestellt, von denen einige Ergebnisse im folgenden mitgeteilt werden
                              									mögen.
                           Der Anbau einer Ab Wärmekraftmaschine an eine vorhandene Dampfmaschine beeinflusst,
                              									wie aus dieser Tabelle ersichtlich, die Wirkung der Dampfmaschine keinesfalls,
                              									erhöht aber deren Leistung um 30 bis 40% ohne Erhöhung der Betriebskosten. Die
                              									Anlagekosten der Abwärmekraftmaschine stellen sich aber schon jetzt so niedrig, dass
                              									die Maschinen als vollkommen marktfähig zu bezeichnen sind.
                           Während bei der Anlage der Technischen Hochschule der SO2-Cylinder mit der Dampfmaschine zu einem einheitlichen Maschinensatz
                              									gekuppelt ist, besteht die jetzt in Betrieb genommene und anstandslos arbeitende
                              									175-PS-Abwärmekraftmaschine der Zentrale der Berliner
                                 										Elektrizitäts-Werke in der Markgrafenstrasse als selbständige Maschine für
                              									sieb. Die Maschine ist eincylindrig, hat 450 mm Cylinderdurchmesser bei 500 mm Hub
                              									und leistet bei 130 Umdrehungen pro Minute normal 150 PSe. Zum Antrieb dient der Abdampf einer der dort aufgestellten van der Kerkhove'schen stehenden Verbundmaschinen von
                              									360 PS mit ziemlich hohem Dampf verbrauch (8,2 kg pro 1 PS/Std.). Die Abwärmemaschine ist mit
                              									Kolbenschiebersteuerung
                           
                           
                              
                                 Tag des Versuches
                                 21. 11. 00
                                 12. 2. 01
                                 16. 2. 01
                                 20. 2. 01
                                 
                              
                                 Tourenzahl pro Minute
                                 136,3
                                 137,4
                                 149
                                 148
                                 
                              
                                 Dampfmaschine
                                 Dampfdruck in at UeberdruckDampftemperatur in °CUeberhitzung in
                                    											°CVakuum in % der atPSiDampf
                                    											pro PSi in kg pro Stunde
                                 1130912280,5127,15,0
                                 1130611985103,16,45
                                 11189,5368,2158,77,3
                                 11,532613869,1142,65,98
                                 
                              
                                 Abwärmemaschine
                                 Verdampfertemperatur in °C.Verdampferdruck in at
                                    											UeberdruckKondensatortemperatur in °C.Kondensatordruck in at
                                    												UeberdruckPSiLeistung in % der
                                    											Dampfmaschinenleistung
                                 56,59,018,82,3543,534,2
                                 50,47,8182,2831,536,5
                                 67,512,721,12,7167,142,1
                                 68,612,919,42,4456,539,5
                                 
                              
                                 Kombinierte Masch.
                                 Leistung in PSiDampfverbrauch in kg
                                    											pro Stunde und PSi
                                 170,63,74
                                 134,54,92
                                 225,75,15
                                 199,14,28
                                 
                              
                                 Bemerkung
                                 Beim Versuch am 20. 2. 01 war der Mitteldruckcylinder der
                                    											Hauptdampfmaschine ausgeschaltet.
                                 
                              
                           versehen und ist wegen Platzmangel in einem engen Raum
                              									ohne direkten Zutritt von Licht und Luft aufgestellt, was zur Genüge die Sicherheit
                              									und Gefahrlosigkeit des Betriebes beweist.
                           Der Kühlwasserverbrauch der Abwärmekraftmaschine ist ungefähr derselbe, wie bei der
                              									Hauptdampfmaschine, Cylinderschmierung fällt infolge der schmierenden Eigenschaften
                              									der Schwefligsäure weg. Die Wartung der Abwärmekraftmaschine verlangt vom
                              									Maschinisten nicht mehr Aufmerksamkeit und Intelligenz, wie die einer gewöhnlichen
                              									Dampfmaschine.
                           Auf Grund der Erfahrungen mit den ausgeführten Abwärmekraftmaschinen hat Prof. Josse Rentabilitätsberechnungen aufgestellt, die wir
                              									hier nicht ausführlich mitteilen können, und die einen ganz bedeutenden Vorzug der
                              									kombinierten Maschine gegenüber der gewöhnlichen Dampfmaschine darthun. Für die
                              									Erweiterung der bereits bestehenden Dampfkraftanlagen erweist sich der Anbau einer
                              									Abwärmemaschine als überaus rentabel.
                           
                        
                           Schiffbau in Deutschland im Sommer 1901.
                           Am 6. und am 12. Juni sind zu Danzig bei F. Schichau und
                              									zu Gaarden bei Kiel auf der Germaniawerft zwei
                              									Linienschiffe für die deutsche Kriegsflotte vom Stapel gelaufen und „Wettin“
                              									hezw. „Zähringen“ getauft worden. Es sind stattliche Schiffe von 11800 t
                              									Deplacement einer Klasse, deren erster Repräsentant, „Witteisbach“, am 3.
                              
                              									Juli 1900 auf der Kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven
                              									zu Wasser gebracht wurde. Diese drei Schiffe weichen nur wenig von den fünf älteren
                              									der „Kaiser“ klasse ab, von welchen gegenwärtig drei fertiggestellt wurden,
                              									während eins, „Kaiser Karl der Grosse“, ausgerüstet wird, das fünfte,
                              										„Kaiser Friedrich III.“, einer längeren Reparatur unterzogen werden muss.
                              									Nimmt man die vier in Ostasien thätig gewesenen Linienschiffe der Klasse
                              										„Kurfürst Friedrich Wilhelm“ hinzu, so erhält man die Zahl aller im
                              									Wasser befindlichen deutschen Schlachtschiffe erster Klasse. Es sind zwölf, wovon
                              									sieben gefechtsbereit, aber nur drei in den heimischen Gewässern. Die Schiffe
                              									erhalten durchweg Schnellladerartillerie, bestehend aus vier 24 cm L./40, zu je zwei
                              									in gepanzerten Drehtürmen, sechs ebenso paarweise aufgestellten 15 cm L./40 in
                              									Türmen, zwölf gleichen Geschützen in Panzerkasematten, zwölf 8,8 cm hinter Schilden,
                              									zwölf 3,7 cm-Maschinenkanonen und zwölf 8 mm-Maschinengewehren. Es ist dabei zu
                              									bemerken, dass man die 24 cm „Schnellladekanonen“ nennt, und dass sich aus dieser Bezeichnung die
                              									Meinung Bahn gebrochen hat, ihre Feuergeschwindigkeit wäre der von Geschützen
                              									gleichen Kalibers anderer Marinen, natürlich nur Geschütze neuester Konstruktion
                              									angenommen, sehr erheblich, vielfach sogar überlegen. Die 24 cm L./40 Krupp braucht zur Abgabe eines Schusses eine Minute
                              									mindestens, und der neueste 30,5 cm Drahtkonstruktion von Vickers Maxim, Barrow in Furness braucht etwa, dieselbe Zeit, ohne dass
                              									man dieses Geschütz, mit welchem die englischen Panzer von „Formidable“ an,
                              									abgelaufen Portsmouth am 17. November 1898, bewaffnet sind oder werden, als
                              
                              									Schnelllader bezeichnet. Das englische Geschütz brauchte bei dem Probeschiessen auf
                              									dem Artillerieschulschiff „Excellent“ im Frühjahr 1900 diese Zeit, die
                              									letzten beiden Schüsse feuerte es sogar nach der Deutschen
                                 										Marine-Rundschau, Heft 6, 1900, mit einem Zwischenraum von 51 Sekunden, so
                              									dass von grosser Feuerüberlegenheit, betreffs der Schnelligkeit der Schussabgabe,
                              									deutscherseits wohl nicht die Rede sein kann. Die mittlere Artillerie der deutschen
                              									Schiffeist ausserordentlich stark und den in Bau und Ausrüstung befindlichen
                              									englischen Schlachtschiffen von 15000 t Deplacement, die nur zwölf 15,2 cm führen,
                              									recht erheblich überlegen, während die beiden in Bau zu nehmenden englischen
                              									Linienschiffe acht 19 cm, acht 15,2 cm erhalten sollen. Die
                              									„Wittelsbach“klasse zeigt insofern Aenderungen gegen die
                              									„Kaiser“klasse, als man die Rohrachsen der beiden 24 cm-Geschütze des
                              									vorderen Turmes, welche bei der „Kaiser“klasse 8 m über der Wasserlinie
                              									liegen, 1 m höher gelegt hat, so dass sie 9 m hoch über die Schwimmlinie kommen,
                              									während die Hauptgeschütze des hinteren Turmes nur 6,5 m Achsenhöhe erhalten. Die
                              									Panzerung aus nach Krupp's Patent gehärtetem
                              									Nickelstahl umfasst Gürtel, Türme, Kasematten, Kommandoturm und ein bis 7,5 cm
                              									starkes Deck. Man erhofft von den drei zusammen 15000 PS leistenden Maschinen, die
                              									von sechs Cylindern und sechs Wasserrohrkesseln, Typ Thornycroft-Schulz, Dampf bekommen und drei Schrauben treiben, 19 Meilen
                              									Fahrt.
                           Von derselben Klasse befinden sich noch zwei Schiffe, „F“ beim Vulkan zu Bredow bei Stettin und „G“ auf der Kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven im Bau. Zwei
                              									weitere Linienschiffe eines neuen Typs sind im Mai vergeben, „H“ an die Germaniawerft,
                              									„J“ an die Werft F. Schichau zu Danzig, und es
                              									verlautet, dass auch bereits „G“. Aenderungen dieses neuen Typs erhalten
                              									soll, die sich namentlich auch darauf erstrecken werden, dass man das Kaliber der
                              									Hauptgeschütze vergrössert. In der That haben, ausser den viel kleineren
                              									Oesterreichern der Klassen „Habsburg“ und „Monarch“, welche 25 cm
                              
                              									führen, Schlachtschiffe erster Klasse so kleine Kaliber nicht wie die deutschen
                              									fertigen und in Bau und Ausrüstung befindlichen Schlachtschiffe, und Italien,
                              									welches auf den beiden 9800 t grossen „Emanuele Filiberto“ und „Ammiraglio
                                 										di Saint Bon“ den 25 cm ebenfalls aufgestellt hat, ist bei der Konstruktion
                              									der nächsten Schiffe, „Benedetto Brien“, „Regina Elena“, „Roma“
                              									und „Vittorio Emanuele“, wieder zum 30,5 cm hinaufgegangen, unter welchem
                              									Kaliber einzig und allein die Artillerie des Deutschen Reiches in der Marine von
                              									allen bedeutenderen Seemächten verblieben ist und wohl auch vorläufig zu verbleiben
                              									gedenkt, denn die Geschütze der Linienschiffe neuen Typs sollen 28 cm sein.
                           Die Schnelligkeit der Herstellung der Linienschiffe von der Kiellegung bis zur
                              									Seeklarheit hat auf den deutschen Werftetablissements in den letzten Jahren sehr
                              									bedeutende Fortschritte gemacht, und dieser Zustand wird sich stetig bessern, je
                              									mehr es gelingt ein ständiges, geschultes Arbeiterpersonal heranzubilden, wie es die
                              									grossen, alten Werften Englands besitzen. Diese werden allerdings an Schnelligkeit
                              									noch lange nicht erreicht. Die Flaggschiffe des jetzigen britischen
                              									Kanalgeschwaders, „Majestic“ und „Magnificent“, sind zwei Jahre nach
                              									ihrer Inangriffnahme in Dienst gestellt worden und befinden sich darin
                              									ununterbrochen sechs Jahre lang, so dass es müssig erscheint, den englischen
                              									Schiffbau unter grosser Lobspendung für den eigenen zu misskreditieren, wie das
                              									jetzt Mode zu sein scheint. Die soeben abgelaufenen Linienschiffe werden rund zwei
                              									Jahre gebrauchen bis sie dienstbereit sind, im ganzen also etwa drei Jahre oder
                              									vielleicht etwas weniger. „Kaiser Barbarossa“, der am 10. Juni 1901 in Dienst
                              									gestellt wurde, lief am 21. April 1900 bei Schichau zu
                              									Danzig ab, gebrauchte zu seiner Ausrüstung sonach nur 14 Monate, hat aber noch
                              									Probefahrten und Geschützproben zu erledigen. „Kaiser Wilhelm II.“, als
                              									Flottenflaggschiff und mit Räumen für den Kaiser ausgestattet, wurde zu
                              									Wilhelmshaven begonnen am 26. Oktober 1896, lief ab am 14. September 1897 und stand Februar 1900
                              									zum erstenmal in Dienst, hat also weit mehr als drei Jahre im. ganzen und fast 2½
                              									Jahre von seinem Stapellauf ab notwendig gehabt. „Zähringen“ (E.) wurde' am
                              									21. November 1899 begonnen, hat sonach 1½ Jahre auf dem Helling gelegen.
                           Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Deutschland alle seine Schiffe im Inlande
                              									baue und auch das Material aus dem Inlande beziehe. Dieser Irrtum ist dadurch in
                              									weite Kreise gedrungen und hat sich festgenistet, weil die Tageszeitungen zahlreiche
                              									Artikel über die Kriegsmarine bringen, zumeist auch aus der Feder von Offizieren der
                              									Kriegsmarine. Für die Kriegsschiffe trifft es
                              
                              									allerdings zu, dass sie im Inlande hergestellt werden, und nur in ganz vereinzelten
                              									Fällen geschieht es, dass ein Fahrzeug zu irgend welchen Spezialzwecken vom Auslande
                              									erworben oder dort bestellt wird, aber keineswegs für die Handelsmarine, welche an Umfang die Kriegsflotte weit überragt und als
                              									Nationalkapital einen gewaltigen Wertfaktor darstellt. Es gibt im Deutschen Reiche
                              										über 80 Werften, und von ihnen bauen lediglich die
                              										drei kaiserlichen zu Wilhelmshaven, Kiel und Danzig
                              									ausschliesslich Kriegsschiffe und Fahrzeuge, weitere fünf Etablissements erhalten Aufträge vom Kaiserlichen Marineamt, und über siebzig bauen überhaupt keine Kriegsschiffe,
                              									sondern nur Handelsschiffe, die auch von den Werften hergestellt werden, welche für
                              									den Kriegsschiff bau eingerichtet sind, von ihm allein aber kaum bestehen könnten.
                              									Diese über 70 Werften haben den Bedarf von 256 Reedereien von über 500
                              									Registertonnen Schiffsmaterial und 600 kleineren ReedereienZahlenangaben Jahrbuch
                                       												des deutschen Flottenvereins 1901. unter deutscher
                              									Flagge zu decken, die alle bestrebt sind vorwärts zu kommen und auch mit wenigen
                              									Ausnahmen sich im Aufschwünge befinden. Vor etwa einem Jahrzehnt noch lieferte
                              									England ungefähr die Hälfte der neuen Schiffe der deutschen Handelsmarine, so 1890
                              									47,6% der Dampfer und 38,1% der KriegsschiffePrometheus, Nr. 168, 1892.. Dieses
                              									Verhältnis hat sich im allgemeinen gebessert, aber immer noch ist Deutschland Englands bedeutendster Besteller, der
                              									im Jahre 1900 Schiffe von 103000 Bruttoregistertonnen erhalten hatBericht des Earl of
                                       												Glascow in den Sitzungen Institution of
                                       
                                       												Naval Architects, London 26. bis 28. März 1901., während
                              									am 31. März 1901 noch 13 Dampfer, drei Segler von zusammen 55417 t auf englischen
                              									Werften lagenLloyds Register, Quartal I, 1901..
                              									Da während des Jahres 1900 auf deutschen Werften Schiffe von 204000 Bruttotonnen vom
                              									Stapel gelassen wurden, so hat England immerhin noch den dritten Teil des Bedarfs Deutschlands an neuen Schiffen gedeckt. Der
                              									Hauptgrund zu dieser Erscheinung ist wohl, abgesehen von alten Beziehungen und altem
                              									Usus darin zu suchen, dass im Durchschnitt die Schiffe von den englischen
                              									Etablissements billiger geliefert werden, sowie darin, dass in England fast immer
                              									Schiffe zu haben sind, und neuerdings, deutsche Reedereien mit ihrem Schiffspark den
                              									Verkehr nicht bewältigen konnten. Auch ist zu berücksichtigen, dass in England unter
                              									den 103000 t des Jahres 1900 sich eine Anzahl sehr grosser Dampfer befanden,
                              									darunter drei über 10000 t, so dass die „Zahl“ der Schiffe verhältnismässig
                              									eine geringe ist. Ein schönes Lob spendet der Vorsitzende der Naval Architects, Earl of Glascow, März 1901 dem
                              									deutschen Schiffbau: ‚Wir alle kennen den Unternehmungsgeist und die
                              									Geschicklichkeit unserer deutschen Freunde besonders in der Konstruktion der
                              									grössten Ozeandampfer. Der berühmte Dampfer „Deutschland“ der Hamburg-Amerikalinie nimmt die erste Stelle unter den
                              									Atlanticdampfern ein, „Kaiser Wilhelm der Grosse“ folgt ihm unmittelbar als
                              									zweiter.‛ – Trotz allen Gegenminierens wird noch viel Zeit dahingehen, bevor
                              									Deutschland alle seine Schiffe selbst baut und seinen ganzen Bedarf davon decken
                              									kann, und es steht trotz allen Aufschwungs der Werften weit hinter England zurück,
                              									woselbst 1900 664 Dampfer, 28 Segler von 1442471 Bruttoregistertonnen abliefen, also
                              									das Siebenfache an Schiffsmaterial wie in Deutschland.
                              									Davon sind etwa 1/4 (genau 23%) für auswärtige Rechnung zu liefern gewesen, so dass
                              									also Englands Werften mehr für fremde Rechnung bauen
                              									wie die Deutschen überhaupt. Von diesen 1442471 t sind
                              									nur 168000 t auf Kriegsschiffe fallend registriert, und davon war wiederum nur die
                              									Hälfte für die britische Flotte bestimmt. Im Bau lagen weiter in England am 31. März
                              									444 Schiffe von 13031131. Es sind das gewaltige Zahlen, welche zeigen, wie gross
                              									trotz aller ehrlichen deutschen Bemühungen die Ueberlegenheit Englands im Schiffbau
                              									vorhanden ist, wie unrecht man hat von deutscher Ueberflügelung zu reden, und wie
                              									viel noch zu thun übrig ist, bevor man an einen Entscheidungswettkampf mit England
                              									denken kann. Wenn man einen Gegner bekämpfen will, gleich auf welchem Gebiet, ist es
                              									notwendig, sich genau über dessen Kräfte zu unterrichten, nachdem man
                              
                              									selbstverständlich sich über die eigenen Mittel völlig im klaren befindet. Eine
                              									Ueberschätzung der eigenen Kraft ist gefährlich, eine Unterschätzung der Kraft des
                              									Gegners aber bringt Gefahr in mindestens gleichem Masse, und immer wird sich das
                              									Kampfgebiet in gänzlichvorher unberechenbarer Weise bieten. Man denke an den
                              									berühmten als Quintessenz der Strategie vielfach aufgefassten Ausspruch des
                              									Feldmarschalls Moltke: Jeder Kriegsplan lasse sich nur bis zur ersten
                              									Entscheidungsschlacht aufstellen, und sehe sich darauf das Ergebnis der Expedition
                              									in China an.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Handbuch der Fräserei von E. Jurthe und O.
                                 										Mietzschke. Frankfurt a. M. 1900. Johannes Alt.
                           Dieses für Techniker, Meister und Maschinenbauer bestimmte Handbuch der Fräserei soll
                              									eine Anleitung zur Ausführung schwieriger Fräsearbeiten geben und dabei
                              									Wissenswertes aus dem Gebiet der modernen Metallbearbeitung vorführen.
                           Im ersten Teil wird in vier Kapiteln das Fräsewerkzeug behandelt, von der
                              									Feinzahnfräse ausgehend und die hinterdrehten Fräser, ihrem praktischen Wert
                              
                              									entsprechend, eingehend behandelt. Vorher wird auf die Arbeitsvorteile, welche das
                              									Fräsen gegenüber dem Hobeln und Stossen darbietet, hingewiesen und durch einige
                              									Beispiele die Vorzüge dieses Arbeitsverfahrens begründet. Im dritten Kapitel werden
                              									die Zahnformen und Teilungen der Fräser besprochen und die Formeln von Knabbe und Pregél in
                              									Vergleich gestellt.
                           So hat das angezogene Beispiel eines Fräsers von D = 20
                              									mm nach Knabbe z = 18, nach Pregel z =7 Fräsezähne ergeben, während auf Seite 24 nach einer
                              									abgeänderten Formel
                           
                              z=8+\left(\frac{D-20}{7}\right)
                              
                           für gleiche Fräserstärke und hinterdrehten Zahn die Zahl z = 8 folgt. Im Kapitel der Schnitt- und
                              									Schaltgeschwindigkeiten werden die Erfahrungen der rühmlichst bekannten
                              									Werkzeugmaschinenfabrik von J. E. Beinecker in
                              									Chemnitz-Gablenz angeführt. Ebenso wird im vierten Kapitel über Herstellung und
                              									Erhaltung der Fräser sowohl auf die Verfahren von Reinecker in Chemnitz als auch auf diejenigen von Blau und Co. in Wien hingewiesen. Dieses Kapitel ist sorgfältig behandelt
                              									und zeugt von Erfahrung der Autoren im Gebiete der praktischen Fräserei.
                           Ausführlich behandelt und mit zahlreichen Tabellen ausgestattet ist das Kapitel der
                              									Teilapparate, wobei auch das Wesen des sogen. Differentialteilers durch gut gewählte
                              
                              									Beispiele unterstützt, eine entsprechende Erläuterung findet.
                           Selbstverständlich findet das Fräsen schraubenförmig gewundener Nuten in den
                              									zahlreichen Gradtabellen für die Supporteinstellungen eine wesentliche
                              
                              									Unterstützung. Das Gleiche gilt für das Fräsen von Schnecken-, Schrauben- und
                              									Zahnrädern, wofür den Verfassern von den im praktischen Betriebe Thätigen
                              									Anerkennung gezollt werden dürfte.
                           Die folgenden Kapitel über Fräse- und Schleifmaschinen sind meistens mit Schaubildern
                              									ausgestattet, und daher für den Konstrukteur von Werkzeugmaschinen von geringem
                              									Wert.
                           Im Anhang sind die Verzahnungsmethoden der Zahnräder behandelt, wobei einzelnes dem
                              									Katalog von Fr. Stolzenberg und Co. in Berlin entnommen
                              									ist. Hierbei ist zu bemerken; dass auch der Durchmesserteilung, dem sogen. Diametral
                              									pitch, Erwähnung geschehen ist.
                           Dem Praktiker und dem mit der Fräserei beschäftigten Techniker kann dieses Buch
                              									empfohlen werden.
                           Siemens u. Halske,
                                 										Aktiengesellschaft:Elektrische Bahnen. Berlin 1900. Jul. Springer.
                           Dieses in Originaleinband erscheinende, elegant ausgestattete Album führt uns in
                              									einer grossen Zahl von Abbildungen die von der Firma hergestellten Bahnanlagen,
                              									deren Einrichtung und Betriebsmittel vor Augen; besonders erwähnt seien hier die
                              									elektrischen Vollbahnen: Wannseebahn, Wiener Stadtbahn, sowie die Untergrundbahn in
                              									Budapest, Hoch- und Untergrundbahn in Berlin, Bergbahn Barmen-Wichlinghausen. Sehr
                              									wertvoll erscheint das beigegebene Zahlenmaterial, welches über die folgenden Punkte
                              									Aufschluss gibt: über Art der Stromzuführung und grösste Fahrgeschwindigkeit,
                              									Spurweite, Bahn- und Geleislänge, Schienenprofil, grösste Steigung und kleinsten
                              									Krümmungshalbmesser, Zahl der Wagen und Plätze, Zahl und Leistung der Motoren;
                              									ferner über die Art der Stromerzeugung, insbesondere über die Anzahl, Bauart und
                              									Heizfläche der Dampfkessel, Zahl, Bauart und Leistung der Dampfmaschinen, Zahl,
                              									Bauart, Leistung, Betriebsspannung und Antriebsweise der Dynamomaschinen. Aus diesen
                              									Angaben dürfte der Wert des Buches zur Genüge hervorgehen.
                           Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner)
                              									Stuttgart.
                           Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.