| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 532 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Die neuen englischen 16400 t Schlachtschiffe.
                           Am 5. Juli hat der Parlamentssekretär der Marine Arthur
                                 										Forster im Parlament das Marinebauprogramm der nächsten Zeit oder
                              									vielleicht nur einen Teil desselben entwickelt. Unter anderem sollen drei
                              									Schlachtschiffe, sechs Panzerkreuzer in Bau genommen werden. Die Panzerkreuzer
                              									werden, Typ „Monmouth“, von 9800 t Deplacement sein und jedenfalls
                              									Aenderungen erhalten, namentlich was die Bestückung anbelangt, mit der England im
                              									Gegensatz zur Zeit vor 1890 seine Schiffe verhältnismässig dürftig bedenkt,
                              									wenigstens im Verhältnis zu Deutschland, Italien und den Vereinigten Staaten. Die
                              									drei Schlachtschiffe müssen nach den Angaben die Aufmerksamkeit aller Marinekreise
                              									auf sich lenken, denn sie sollen 16400 t Deplacement erhalten – man will also die Grenze von 15000 t, die noch vor kurzer Zeit als
                                 										ziemlich die äusserste bezeichnet wurde, um ein Beträchtliches
                                 										überschreiten. Es mag dahingestellt bleiben, ob diese Massnahmen Englands
                              									mit dem Jahrzehnte hindurch geübten Bestreben in Zusammenhang steht, an Deplacement
                              									seiner Schiffe andere Marinen übertrumpfen zu wollen, jedenfalls aber macht man mit
                              									der Konstruktion von Linienschiffen von 16400 t einen gewaltigen Sprung in der
                              									Grössengestaltung von Kriegsschiffen vorwärts, denn das grösste Deplacement eines
                              									fertigen Schiffes, beim Japaner „Asahi“, abgelaufen am 13. März 1899, beträgt
                              									nur rund 15400 t, mithin 1000 t weniger. Als die Italiener Ende der 70er Jahre sich
                              									entschlossen, in „Italia“ und „Lepanto“ Schlachtschiffe ihrer
                              									Kriegsflotte einzuverleiben, welche die damals grössten, die Engländer
                              										„Dreadnought“ und „Inflexible“, um mehrere tausend Tonnen
                              									übertrafen, folgte England zunächst nicht; die nach „Italia“ abgelaufenen
                              									zwölf Panzer der „Admiral“-Klasse und der Klassen „Edinbourg“,
                              										„Victoria“ und „Trafalgar“, von welchen „Victoria“
                              									inzwischen gesunken ist, erreichten in „Trafalgar“ und „Nile“ aus den
                              									Jahren 1887 und 1888 nur ein Deplacement von rund 12000 t. Dann aber setzte die
                              									Naval defence Act vom Jahre 1889 ein, und es entstanden nacheinander die acht
                              									Schiffe der Klasse „Royal Sovereign“ von 14150 t, neun der Klasse
                              										„Majestic“ von 14900 t, sechs der Klasse „Formidable“ von 15000 t,
                              
                              
                              									während man zwischenein für den Dienst in fernen Meeren „Centurion“ und
                              										„Barfleur“ von 10500 t, „Renown“ von 12350 t und sechs Klasse
                              										„Canopus“ von 12950 t erstehen liess. Dann hatte es den Anschein, als ob
                              									auch England im Deplacement zurückgehe; sechs Panzer der „Duncan“-Klasse
                              									wurden nur 14000 t gross, aber bei den beiden nächsten, „Queen“ und
                              										„Prince of Wales“, ging man wieder auf 15000 t hinauf und jetzt ist man,
                              									wie gesagt, bei 16400 t angelangt. Schlachtschiffe neuer Konstruktion über 14000 t
                              									sind in den Marinen, ausser der englischen, welche die vorstehenden besitzt,
                              									ausrüstet oder baut, wenig zu finden, wenn man als Konstruktionsjahr 1900 als Grenze
                              									der Modernität festlegt. Die drei Italiener „Re Umberto“, „Sardegna“
                              									und „Sicilia“ von 1888 bis 1891, die als modern gelten müssen, sind wenig
                              
                              									kleiner. Die im Bau befindlichen oder projektierten sechs, von denen „Regina
                                 										Margherita“ am 30. Mai 1901 vom Stapel gelaufen ist, werden nur 12000 bis
                              									13400 t gross.
                           Auch Russlands und Deutschlands Marinen sind nicht so hoch gegangen, wohl aber
                              									Frankreich, Japan und die Vereinigten Staaten, alle drei erst in neuester Zeit,
                              									derart, dass nur Japan seine Schiffe fertig oder schwimmend hat. In Frankreich baut
                              									man, trotz des energischen- Widerstandes der jeune école gegen die
                              										„Mastodonts“, die beiden 14865 t grossen Panzer „Republique“ und
                              
                              										„Patrie“. Japan hat seine vier in England bestellten:
                              
                              									„Shikishima“, „Asahi“, „Hatsuse“ und „Mikasa“, bis auf
                              									den letztgenannten erhalten, und die fünf Amerikaner, Typ „Georgia“, von
                              									14650 t, liegen in ihren Anfängen erst auf den Werften. Das wären alle Kriegsschiffe
                              									von 14000 t und mehr nach 1890. Rechnet man zu den angeführten Engländern noch ihre
                              									beiden geschützten Kreuzer „Powerful“ und „Terrible“ von 14200 t
                              									hinzu, so besitzt England an Kriegsschiffen von 14000 t 31, davon 23 fertig;
                              									ausserdem sind drei projektiert. Alle anderen Flaggen zählen – die drei angeführten
                              									Italiener noch mitgerechnet – 14! Davon sind fertig –
                              										drei! nämlich die drei Japaner.
                           Bei Kritiken der englischen Flotte in England selbst wolle man nicht vergessen, dass
                              									dort viele Leute sich berufen fühlen, Kritik zu üben, wie das auch in Deutschland
                              									und Frankreich geschieht. Nach der Ansicht der jeune école ist die Flotte
                              									Frankreichs total verkonstruiert und besteht in ihrem Kern aus unhandlichen,
                              									gefährlichen, teuren Kolossen. Nach Ansicht eines Teiles des deutschen Parlaments
                              									müsste es überhaupt keine Flotte geben oder eine, die nur dazu da ist, das Land zu
                              
                              										„verteidigen“. Eine solche Flotte aber ist noch zu erfinden. Man hüte
                              									sich, derartigen Kritiken Wert beizumessen.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Technik der Reinigung städtischer
                                 										u. industrieller Abwässer durch Berieselung und Filtration. Für Techniker,
                              									Verwaltungsbeamte und Stadtverordnete nach eigenen Erfahrungen und Versuchen
                              									bearbeitet von Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Dünkelberg,
                              									Geh. Regierungsrat, Direktor a. D. der königl. landwirtschaftlichen Akademie
                              									Poppelsdorf-Bonn. Mit Abbildungen und einem Plan. Braunschweig 1900. Friedrich
                              									Vieweg und Sohn.
                           In einer Einleitung bespricht Verfasser die Ursachen der Verunreinigung der Städte,
                              									die Mittel zur Abhilfe, die Reinigung des Kanalwassers, die Selbstreinigung der
                              									Flüsse, Absorptionskraft des Bodens zur allgemeinen Orientierung. Im Hauptteil des
                              									Werkes finden wir in der ersten Abteilung die allgemeinen Gesichtspunkte für die
                              									Anlagen von Rieselfeldern, Material zur Beurteilung der Zusammensetzung der
                              									städtischen Fäkalwässer, Ergebnisse von Düngungsversuchen mit Kanalwässern u.a.m.
                              									Die zweite Abteilung beschäftigt sich mit der Anlage von Rieselfeldern in
                              									kulturtechnischer und bautechnischer Beziehung. Wie ja auch schon der Titel des
                              									Werkes deutlich zeigt, handelt es sich hier nur um die Reinigung der Abwässer durch
                              									die Bodenfiltration. Das Studium der Schrift lässt erkennen, dass dem Verfasser
                              									reiche Erfahrungen hierbei zur Seite stehen. Leider liegen aber vielfach die
                              									örtlichen Verhältnisse nicht so günstig, dass man überall Bodenfiltration einführen
                              									könnte. Im Kapitel 94, die Reinigung industrieller Abwässer, erwartet man mehr, als
                              									dorten geboten ist, und das im Inhaltsverzeichnis mit Grossdruck angekündigte fünfte
                              									Kapitel „Mechanische Klärvorrichtungen“ S. 135, kann Referent überhaupt nicht
                              									finden. Von S. 129 an beginnt ein offenbar dem Verlag zur Last zu legender
                              									Druckdurcheinander, den die Verlagsbuchhandlung an ihren Vorräten jetzt noch
                              									beseitigen sollte. Die Seitenfolge lautet: 129, 132, 129, 132, 133, 136, 133, 136,
                              									137, 140, 137, 140, 141, eine unbedruckte Seite und dann 141. Die Seiten 130, 131,
                              									134, 135 und 138, 139 fehlen ganz, die anderen sind, wie sich zeigt, repetiert. Ich
                              									möchte dem Autor wünschen, dass dieser Fehler nur im Rezensionsexemplar sich findet.
                              									Da übrigens der Schwerpunkt des Werkes auf der Darstellung der Bodenfiltration
                              									liegt, die Kapitel „Industrielle Abwässer“ und „Mechanische
                                 										Klärvorrichtungen“ der Tendenz des Werkes entsprechend doch nur in
                              									untergeordneter Weise behandelt sind bezw. würden, so ist das Werk allen, die sich
                              									über die Beschaffenheit und den Dungwert der städtischen Kanal- bezw. Fäkalwässer
                              									oder über die Bodenfiltration orientieren wollen oder müssen, zu empfehlen.
                           
                              Bjd.
                              
                           Volt-Ampère-Watt-Pferdestärken.
                              									Zwölf graphische Tabellen über die in der Praxis zumeist vorkommenden Werte und
                              									Wirkungsgrade. Entworfen und berechnet von K. Saur. Mit
                              									erläuterndem Text und 7 Figuren. Leipzig 1900. Oskar Leiner.
                           Durch dieses graphische Tabellenwerk wird die Umrechnung der in der Praxis am
                              									häufigsten vorkommenden elektrischen Werte in mechanische in einfachster Weise
                              									ermöglicht. Den einleitenden Bemerkungen über die praktischen Masseinheiten für
                              									Gleich-, Wechsel- und Mehrphasenstrom, in welchen auch einfache Beispiele gelöst
                              									werden, zwecks deren Verständnisses einfache Schaltungsschematas beigegeben
                              									erscheinen, folgen zwölf graphische Tabellen für 2 bis 5000 Volt und 2 bis 5000
                              									Ampère, welche es gestatten, die diesen Werten entsprechenden Kilo-Watt oder
                              									Pferdestärken für beliebige Wirkungsgrade direkt abzulesen. Da diese Tabellen für
                              									fachlich Gebildete bestimmt sind, kann die etwas dürftige Anleitung zur Benutzung
                              									derselben nicht als Nachteil derselben bezeichnet werden, indem sich derjenige,
                              									welcher derartige Umrechnungen häufig vorzunehmen hat, sehr bald zurechtfinden wird.
                              									Die sehr zweckentsprechend angeordneten Diagramme sind demnach ein wichtiger
                              									praktischer Behelf für alle jene, welche derartige Umrechnungen häufig vorzunehmen
                              									haben und ergibt sonach auch die Beurteilung des Wertes derselben von selbst.
                           
                              A. P.
                              
                           ––––––––––
                           
                        
                           Berichtigung.
                           Auf S. 458, rechte Spalte, 5. Absatz von oben, Zeile 7, soll es anstatt „aber noch
                                 											davon“ heissen „aber noch von“.
                           Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner)
                              									Stuttgart.
                           Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.