| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 611 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Hydraulische Spurzapfenentlastung.
                           Die in nachfolgendem beschriebene und in den Fig. 1
                              									und 2 schematisch dargestellte Konstruktion einer
                              									hydraulischen Spurzapfenentlastung wurde ursprünglich für schwere Schneckengetriebe
                              									entworfen; ihre Anwendbarkeit ist jedoch eine allgemeine.
                           Das Wellenende A läuft in einer Büchse B, welche lediglich den Zweck hat, durch
                              									Labyrinthdichtung den mit Druckflüssigkeit gefüllten Raum V nach aussen abzudichten. Würde man diese Büchse fest lagern, so wäre es
                              									nicht zu vermeiden, dass dieselbe mechanische Beanspruchungen von seiten der Welle
                              
                              									auszuhalten hätte, wodurch aber eine schnelle Abnutzung bedingt wäre. Die dadurch
                              									hervorgerufenen Druckflüssigkeitsverluste würden die Vorteile der hydraulischen
                              									Entlastung illusorisch machen.
                           Dies zu vermeiden, ist der Zweck der Konstruktion; sie ermöglicht die freie
                              									Beweglichkeit der Büchse B, so weit dies erforderlich
                              									ist.
                           Erreicht wird dies dadurch, dass sich die Büchse mittels einer Kugelfläche K (Fig. 1) gegen einen
                              
                              									tellerartigen Ring R und dieser sich wieder mittels der
                              									ebenen Fläche F gegen die Tragkonstruktion T stützt.
                           Damit der Schluss bei K und F immer erhalten bleibt, auch wenn der Apparat nicht unter Druck steht,
                              									ist eine Spiralfeder S vorgesehen, welche sich zwischen
                              									die bundartigen Ansätze U und U1 stützt und so den Kraftschluss
                              									erhält.
                           Um die Welle in achsialer Richtung in ihrer richtigen Lage zu halten, ist sie in
                              									einem einfachen Kammlager zu lagern, welches während des Betriebes durch den
                              									Flüssigkeitsdruck so gut wie vollständig entlastet werden kann.
                           Um der Welle ihre zentrale Lage zu sichern, ist unmittelbar vor der
                              									Dichtungsbüchse ein Lager mit passender Nachstellvorrichtung angebracht.
                           Durch das Rohr J tritt die Flüssigkeit ein.
                           Diese Konstruktion wird in allen Fällen mit Vorteil angebracht werden können, in
                              									denen das Wellenende A nicht schwingt. Diese letztere
                              									Erscheinung ist jedoch immer eine Folge der schlechten Dimensionierung, Lagerung,
                              									Bearbeitung oder Montage der Welle A und lässt sich
                              									jederzeit vermeiden. In allen anderen Fällen stellt sich das ganze System zwanglos
                              									von selbst ein, solange der Zapfen noch nicht unter Druck steht. Wenn die Büchse gut
                              									über das Wellenende gepasst ist, ist der Flüssigkeitsverlust sehr klein, selbst bei
                              									sehr hohen Drücken. Die Ausarbeitung derselben wird gering sein, und zwar aus
                              									folgenden Gründen. Einseitige Seitendrücke auf die innere Wand der Büchse treten
                              									nicht auf, und da durch die Hohlräume H, um den ganzen
                              									Umfang der Welle herum, der gleiche Flüssigkeitsdruck verbreitet wird, Flüssigkeit
                              									aber immerhin zu entweichen sucht, so wird das Metall der Welle gar nicht mit dem
                              									Metall der Büchse in Berührung kommen, sondern durch eine Flüssigkeitsschicht
                              									getrennt sein.
                           Als Neuerung und Verbesserung dieser Konstruktion ist die in Fig. 2 dargestellte Ausführungsform zu betrachten. Bei dieser hat sich
                              									aber nur die Lagerung der Büchse B geändert, indem die
                              									letztere durch einen membranartigen Wellblechkonus M
                                 										elastisch mit T verbunden ist. Der
                              									Beweglichkeit der Büchse B ist dadurch, soweit
                              									erforderlich, kein Eintrag geschehen, sie hat sich im Gegenteil erhöht, da sie sich
                              									nur unwesentlich ändert, gleichgültig ob der Zapfen unter Druck steht oder nicht.
                              									Dass eine geringe Deformation dieser Membran eintritt, wenn der Zapfen unter Druck
                              									gestellt wird, hat nichts zu sagen, da diese nur in der Richtung der Achse erfolgt, wenn die
                              									mechanische Ausführung gut ist.
                           Die Anwendbarkeit dieser hydraulischen Spurzapfenentlastung beschränkt sich nicht auf
                              									Schneckengetriebe. Sie lässt sich als Unter- und Oberwasserzapfen bei Turbinen
                              									ausführen. In letzterem Falle steht die Welle, durch welche die Druckflüssigkeit
                              									zugeführt wird, fest und alles andere rotiert. Besondere Vorteile dürfte diese
                              
                              									Konstruktion für Zentrifugen und ähnliche Maschinen bieten, indem die
                              
                              									unvermeidlichen Oscillationen der Spindel hier weit weniger ungünstig wirken
                              									dürften, wie bei den gewöhnlich angewendeten Entlastungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 612
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 612
                              Fig. 2.
                              
                           Noch einen weiteren Vorteil kann die Anwendung dieser Einrichtung für Zentrifugen
                              									bieten, welche durch Riemen oder direkt durch einen unbelastet anlaufenden
                              									Elektromotor, etwa Einphasenmotor, angetrieben werden sollen. Setzt man die
                              									Riemenscheibe oder den Anker des Motors Jose auf die Zentrifugenspindel, während
                              									über diese die hohle aber unten geschlossene Welle A
                              									geschoben ist, so kann der Antrieb derSpindel durch eine Friktionskuppelung
                              									geschehen, welche durch Heben und Senken von A
                              									bethätigt wird, wobei sich die Riemenscheibe bezw. der Anker des Motors mit hebt und
                              									senkt. Dieses Heben und Senken wird auf einfache Weise durch Erhöhung oder
                              									Verminderung des Flüssigkeitsdruckes erreicht. Alle Kräftewirkungen werden bei einer
                              									solchen Anordnung von der hydraulischen Entlastung aufgenommen.
                           Da die Angriffsfläche des hydraulischen Druckes bei dieser Konstruktion relativ klein
                              									ist, so müssen die Drucke sehr hoch gewählt werden. Dieser Umstand ist aber
                              									belanglos, da die Dichtungsfähigkeit durch Verlängerung der Büchse B beliebig erhöht werden kann.
                           Sowohl in mechanischer wie in ökonomischer Hinsicht dürfte diese Konstruktion also
                              									wesentliche Vorteile bieten. Bei einer geringen Abänderung lässt sich auch das
                              									Anwendungsgebiet derselben noch erweitern, indem sie als Abdichtung der Kolben
                              									hydraulischer Pressen, Hebezeuge und Druckpumpen verwendet werden kann.
                           
                              A. S.
                              
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Der Eisenbahnbau der Gegenwart.
                              									Vierter Abschnitt, erster Teil. Signal- und
                                 										Sicherungsanlagen. Bearbeitet von Scholkmann.
                              									Mit 364 Abbildungen im Text und 3 lithographischen Tafeln. Wiesbaden 1901. C. W.
                              									Kreidel's Verlag.
                           Wer in diesem vierten Abschnitt, erster Teil, eines der bedeutendsten Druckwerke der
                              									eisenbahntechnischen Litteratur unserer Zeit, dem Titel des Buches nachgehend, in
                              									erster Linie Eingehenderes über das Eisenbahnsignalwesen der
                                 										Gegenwart aufsuchen wollte, würde einige Enttäuschung erfahren, denn ausser
                              									einer recht knappen Betrachtung über die Einteilung und Einrichtung der Signale und
                              									einer kaum minder aphoristisch gehaltenen Vergleichung des englischen Signalwesens
                              									mit dem deutschen, wozu insgesamt 10 Druckseiten aufgewendet sind, finden lediglich
                              									die in Deutschland allgemein angewendeten, zum Teil auch auf den grossen Bahnen
                              									Oesterreich-Ungarns, der Schweiz und der Niederlande verbreiteten, bestens bekannten
                              										Siemens und Halske'schen Blocksignaleinrichtungen
                              									eine nähere Beleuchtung innerhalb 37 Buchseiten. Die restlichen 269 Seiten, d.h. 85
                              									% des gesamten Raumes, sind ausschliesslich den Stellwerken und Signal- und
                              									Weichensicherungen gewidmet, und zwar lediglich jenen einschlägigen Einrichtungen
                              									von Rüppel (Büssig), Schnabel
                                 										und Henning, M. Jüdel und Co., Zimmermann und Buchloch, Siemens und Halske, C.
                                 										Stahmer und Sigle, welche in Deutschland und namentlich auf den
                              									preussischen Staatsbahnen Verwendung finden. Auf diesem Gebiet erweist sich der
                              									Verfasser als ein hervorragend bewanderter Spezialist, in welcher Eigenschaft er das
                              									Signalwesen im engeren Sinne eben nur nebenbei soweit in Betracht zieht, als es ihm
                              									zur Anbahnung des Verständnisses der in Rede stehenden Sicherungsanlagen unbedingt
                              									geboten erschien. Hierdurch, d.h. durch die nebensächliche, flüchtige Behandlung des
                              									Signalwesens erklären sich allenfalls auch einige Darlegungen über Signale, die mit
                              
                              									dem bisher Geltenden nicht recht im Einklang stehen, wie beispielsweise jene auf
                              									Seite 892, wo die Handsignale als „durch die Bahnwärter von Hand zu Hand gebende
                                    											Zeichen“ erläutert sind. In demselben Absatz wird auch anstatt des
                              									landläufigen Ausdrucks „feststehende Signale“
                              									kurzweg das Wort „Deckungssignal“ gebraucht, was
                              									nach zwei Richtungen der Thatsache nicht entspricht, insofern bekanntlich Handsignale ebensowohl als Deckungssignale dienen können, und umgekehrt feststehende Signale nicht
                              									immer Deckungssignale sein müssen. Es hätte ferner wohl auch in dem Abschnitt über
                              									die elektrische Strecken- und Bahnhofsignalblockung an der einen oder anderen Stelle
                              									dem betreffenden Anreger oder Erfinder – z.B. hinsichtlich der elektrischen
                              									Druckknopfsperren etwa dem Eisenbahndirektor Zwez – die
                              									Namensnennung gegönnt werden dürfen. Wenn sonach der sich mit dem Signalwesen
                              									beschäftigende kurze Teil des Buches manches zu wünschen übrig lässt, ist der zweite
                              									weit grössere Teil durchaus tadellos und, wie mit rückhaltlosester Anerkennung für
                              									den Verfasser hervorgehoben sei, geradezu vorzüglich und mustergültig behandelt.
                              									Trotzdem hält, wie bereits weiter oben bemerkt wurde, der in ziemlich enge Grenzen
                              									gebannte Inhalt dem vielsagenden Titel des Werkes nicht die Wage; es bleibt jedoch
                              									zu gewärtigen, dass hierin der in naher Aussicht stehende zweite Teil des vierten
                              									Abschnittes noch Wesentliches ausgleichen werde. Die Ausstattung des besprochenen
                              									Buches ist jener der übrigen Bände des grossen Werkes vollkommen ebenbürtig, also in
                              									jeder Beziehung ausgezeichnet.
                           
                              L. K.
                              
                           Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner)
                              									Stuttgart.
                           Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.